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Allgemeiner Anzeiger : 23.02.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190102239
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19010223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-02
- Tag 1901-02-23
-
Monat
1901-02
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 23.02.1901
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Politische Rnn-schan. Die chinesischen Wirren. * Gras Waldersee w'll nun doch etwas Feuer hinter die Friedensverhandlun gen machen. Ende des Monats sollen Ex peditionen im größeren Maß stabe unternommen werden, um ganz Tschili von chinesischen Truvven zu säubern. * L'-HungMchang und Tsching teilten den Gesandtschaften mit, der Hos willige ein, die von den Gesandten verlangten Strafen zu vollstrecken. ^Rußlands Herrschaft in der Mandschurei beginnt sich geltend zu machen. An zwölf Orten in der Mandschurei werden russische Kirchen errichtet. General Grodekow wird im März in Petersburg er wartet: er hat einen Verwaltungsplan für die Mandschurei aufgestellt. Deutschland. *Der Kaiser wird, wie offiziös gemeldet wird, noch längere Zeit in Homburg ver bleiben und dort auch den Besuch des eng lischen Königspaares, der nun amt lich angezeigt worden ist, empfangen. König Eduard wünscht sehnlich, seiner kranken Schwester noch einmal die Hand zu drücken. Nach Berlin werde König Eduard nicht kommen. * Der Bundesrat hat die China- Vorlage (dritter Nachtrag zum Reich Haus- Haltsetat) in der vom Reichstage beschlossenen Fassung angenommen. *Der bahrische Kriegsminister hat dem Prinz Regenten sein Entlassungs gesuch unterbreitet. Dasselbe wird mit der Prinz Wons-Affäre in Verbindung gebracht. *.Während 1888 die Einnahmen ans den Fernsprechgebühren kaum ein Viertel von den . Einnahmen aus Telegramm- gebühren betrugen, sind im Jahre 1899 nach Miiteilungen an die Budgeikomm'ssion des Reich tags die Einnahmen aus Fernsprech gebühren beinahe ebenso hoch gewesen wie bei den Telegrammgebü^ren. Die Einnahmen aus den letztere haben sich seit 1888 von 2l'/z aus 31'/2 Millionen Mar' erhöht, die E nnahmen aus den Fer-sprechgcbühren von 5V-Millionen auf nahem 31V- Millionen. * Die unter Leitung des Reichseisen - bahnamies abgehaltenen Beratungen von Vertretern der meistbeteiligten Bundesregierungen haben eine erfreuliche Uebereinst'mmung der Anschauungen über die zu weiterer Erhöhung der Betriebssicherheit aut den de utschen Eisen bahnen aeenneten Maß nahmen erkennen lasten. Vermutlich werden die Verhandlungen über den Etat des Neichs^Effen- bahnamtes in der BudgeVommission des Reichs tags den Vertretern der Negierung zu näheren Mitteilungen Gelegenheit geben. * Als Gouverneur von Kiautsch 0 u ist an Stelle des dem Tnvhus erlegenen Kavaän? Jaschke nach der ,Münch. Allg. Ztg ' Kapitän Trupvel ernannt worden, der schon gegenwärtig als stellvertretender Gouverneur fungiert. Oesterreich-Ungarn. *Jn parlamentarischen Kreisen Wiens ver täuter, Naß der Präsident des Abgeordneten hauses Graf Vetter zursickzu treten eni'chbstsea sei, wenn die Tschechen seine Ratschläge bezüglich der in nichtdeutscher Sprache einlaufenden Schriftstücke und Inter pellationen nicht annehmen sollten. *Die Ungarn haben richtig schon mit dem offenen Widerstande gegen die Niederlassung in Tientsin begonnen. Abg. Franz Kossuth interpellierte den Min ster- präsidenten, ob die Besitzergreifung Oesterreich- Ungarns in Tientsin mit Zustimmung des Ministerpräsidenten erfolgte; wenn ja: wie kann dieselbe vom Standpunkt der ungarischen Inter essen gerechtfertigt werden; wenn nicht: wie kann die Nichtachtung des gesetzlichen Einflusses der ungarischen Regierung begründet werden? (Grund zur Aufregung haben doch die Ungarn sicherlich nicht.) Frankreich. * ,Echo de Paris' will wissen, daß der General st abschef Pendczec sich nicht nur deshalb nach Petersburg begeben habe, um den Kaster im Namen des Präsidenten Loubet zur Genesung zu beglückwünschen, sondern daß er auch den Auftrag halte, die russische Armeeleitung über die Pläne des Kriegsministers Andrä (zweijährige Dienstzeit rc.) zu beruhigen. * „Die Wahrheit ist im Gange!" Unter diesem Titel veröffentlicht Emile Zola die Artikel, dis er im Laute des Dreyfus- Handels geschrieben und die er mit einem nichts Neues enthaltenden Vorwort begleitet. — Man sollte doch endlich die Toten ruhen lassen. * Eine neue Scheidemünze im Werte von 2V- Centimes beabsichtigt der Finanz- Minister zu schaffen, um den Bedürfnissen der ärmeren Volksschichten enlgegenzu- kommen. Italien. * Der König von Italien wird den König Eduard im Mai besuchen. Zu gleich wird e n Italien sches Geschwader in Portsmouth den Besuch des britischen Ge schwaders im Golt von Aranci erwidern. Zanardelli. der neue italienische Ministerpräsident. *Der neue Minister des Aeußern Pri- nett i, der vor einem Jahrzehnt gegen die Ausdehnungspolitik Crispis und seine Stellung im Dreibunde scharw Worte gebauht Hute, hat sich j tzt dabin ausgesprochen, er habe seit her aus eiguier Erfahrung den ganzen Wert des Dreibundes kennen gelernt und müsse gestehen, daß ein Verzicht darauf ein Verbrechen wäre. Der Minister habe die Ge sandten der Dreibnndslaaten wissen lassen, er sei aus einem Saulus ein überzeugter Paulus geworden. Holland. *Die .Birmingham Post' behauptet, Krü ger beabflchtige, dem König Eduard einen persönlichen Brief über den Trans vaalkrieg zu übermitteln, der über dessen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft handelt. Spanien. * In Spanien sind alle wegen der Unruhen in den letzten Tagen Verhafteten wieder freigelassen worden. Der Rücktritt des Kabinetts wird für Freitag erwartet. Sil Vela soll das Kabinett bilden und interimistisch das Marine-Ministerium über nehmen. Balkanstaaten. *Es scheint e^n sehr krä'tiger Riegel zu sein, den die Großmächte den Umsturz- Jseen der macedonischen Ver schwörer vorgeschoben haben. Die »Politische Korrespondenz' entnimmt aus einer Meldung aus Sofia und Konstantinopel, daß in der jüngsten diplomatischen Aktion zur Sicherung der Ruhe in Macedonien alle Mächte mil- wirkten, und zwar seien sowohl in Konstantinopel als auch in Sofia Schrille unternommen wor den, speziell in Sofia durch die Vertreter Ruß lands, Frankreichs und Deutschlands, wobei das Sofioter Kabinett aufge'ordert wurde, ftpen ganzen Einfluß zur Eindämmung der Agitation des macedonischen Komitees aufzu- bieten. * Die Leiche König Milans hat. wie es der Verstorbene gewünscht, ihre letzte Ruhe stätte in dem KlosterKruschedol gefunden. *Aus Men wird gemeldet, daß Oberst Konstantinowitsch, der Oheim Milans, im Sterbezimmer des letzteren Memoiren von Milans eigener Hand, gesunden habe, die neben der Besprechung des Verhältnisses zu Natalie ein politisches Testament Milans ent halten. Milan empfehle angeblich die Ver einigung der B a l k a n st a a t e n unter dem österreichischen Protektorat (?). * In Bulgarien hat das Mi nisterium Petrow wegen des ihm un günstigen Ausfalls der Wahlen seine Ent lassung cingereicht. Fürst Ferdinand aber hat den General Petrow ersucht, die Geschäfte so lange weiter zu führen, bis eine Besserung im Befinden des Erbprinzen Boris ihm die nötige Ruhe gewährt, um an die Parteiführer wegen der Neubildung des Kabinetts heranzu treten. Amerika. *Die Ver. Staaten sollen beabsichtigen, alles Grundeigentum der geistlichen Orden aw den Philippinen anzu- kaufen. Das wäre eine gute Lösung der schlimmsten Schwierigkeiten der Philippinenfrage. Afrika. *De Wet soll wieder einmal völlig umzingelt sein. Die ,Dwlh Mail' beachtet ans Kapstadt: Meldungen von höchster Wichtig keit werden jeden Augenblick zuversichtlich er wartet. Kitchener selbst scheint die Jagd aw de Wet zu Viten. Wenigstens sind die letzten Depeschen des britischen Oberbefehlshabers nicht aus dem Hauptquartier Pretoria, sondern aus De Aar datiert. Sämtliche ve> sagbaren Truppen sind zusammengezogen, um de Wet zu fangen. Ab warten ! Deutscher Reichstag. Am 19. d. steht zunächst eine Vorlage bezw. ein Bundcsrmsbeschluk zur Bera'ung hctr. Cimeihung der Poncllarbremiö en, der Brennöfen für ander weite Thonwaren, der ZemeMbrennö'en und der GWMen sow e der Anlagen zur Herstellung von gebranntem Kalk unter die genehmigungs pflichtigen Anlagen. Aus Nnrenmg des Abg. Kamp erklärt Geh. Nat Werner, daß vorübergehende Feldbrennereien, wie sie von Arbeitern angelegt werden, um selber Ziegel zum Bau des eigenen Wohnhauses zu brennen, iowie Ziegeleien im landwirtschaftlichen Nebenbetri-be nach wie vor nicht genehmigungs- vflichtig sein sollen. Uog. Hofsmeister (fr. Vp.) wünscht, die kleinen Tövfereien freigegeben zu sehen im Interesse der Erstattung gerade ver kleinen Handwerksbetriebe. Er erlucht, mit Rücksicht auf diesen Wunsch die zweite Beratung der Vorlage heute noch nicht vor zunehmen. , Narb kurzer weiterer Erörterung wird die zweite Bera-ung der Vorlage von der Tagesordnung ab- g setzt. Das Saus setzt sodann di« Beratung des P 0 st - etats fort bei dem Ansgabclitel „Postkassierer, Oberpost ek»etäre, Postiekretäre". Abg. E> ckh 0 sf (fr. Vp.) wünscht, daß den Raßkaffiercrn, Ob-rpostdirektionssekretären, welche an Bildung sebr wohl den Vergleich mit den Assessoren ausballen können, auch äußerlich die ihnen zukom mende Stellung gewährt werde. S aalssekrelSr v. P 0 dkielSki bestätigt, daß ein Teil der Beamten der höheren Laufbahn sich in wen-g günstiger Lage befinde. Eme Reorganisation der hö eren Lawbahn sei in Bearbeitung. Der Titel wird sodann genehmigt. Bei dem Titel „Assistenten" liegt eine von der Komwüsion mit 10 gegen 9 Stimmen beschlossene Resolution vor, welche einen Nachiragseiat fordert zwecks Eihöhung sämlicher Gehalts- Zmiichenstusen zwEcken dem Ankangsgehalt von 1500 und dem Endgehalt von 3000 Mk. um je 100 Nk. Eine fernere Resolution eruubt nm Abkürzung der diätarischen Dienst,eit und Verbesse rung in den Anstebungsverhä.Missen der nicht etats- mästig anaestellten Assistenten. Abg. Singer (soz.) fordert, daß der un- polilifche Charakter der Post auch gewahrt werde gegenüber dem Flottenverein und dessen Zeitung. WaS die Resolution der Kommission anlange, s« be dauere er, daß die Kommission nicht beantrage, die zur Erhöhung der Zwischenstufen erforderliche Summe gleich in den Etat einzustellen. Wohst oder übel werde seine Fraktion natürlich für die Reso lution stimmen. e Abg. Müller-Sagan (fr. Vp.) beklagt eben falls, daß Jahr für Jahr nichts erreicht weebe« konnte, um die AMenten in den Besitz der „nor malen" Gehalts - Zwischenstufen zu setzen. RMne>- geht sodann auch auf die Organisation der höheren Laukbabn und die Titelfrage ein. Weiler übt Redner Kritik daran, wie von den Vorgesetzten ein Druck aut das außerdienstliche Verhalten der Unterbeawten geübt werde, und wie lentere zu privaten Ver richtungen, Kohlen aus dem Keller holen, Stiefel- putzen, Diensten für den Flottenverein, gebraucht würden. Abg. Möller-Duisburg (nat.-lib.): Dis ein stimmige Annahme der Resolution halte ich für selbstverständlich. Auch die Mehrheit der Komwifsio« hält die Erböbnng der Zwischenstufen entsprechend ver Dienstaltersstufenfolge in den anderen Ver waltungen für drinaend geboten und der Gerechtig keit entsprechend. Die Mehrheit der Kommission bat ober diesen Fall nicht kür geeignet gehalten, die erforderliche Summe gleich in d-n Etat ein,Noelle« und dadurch zu einem offenen Konflikt mit der Regie rung zu schreiten. Abg. v. Kardorff (sreikons.): Herr Singer und auch andere Parteien sind immer eifrig da' el, die Ausgaben des Reiches zu erhöhen, aber kür nem Steuern sind sie nie zu haben. Wenn Sie jede neue Steuer bekämpfen, so können Sie sich auch nicht wundern, wenn die Regierung neue finanzielle Engagements nicht eingehen mag und sich gegen unsere Resolutionen ablehnend verhält. Staatssekretär v. Podbielski: Der Bon redner hat mit Unrecht eine Dissonanz zwischen mir und dem Schatzsekretär vorau-gesetzt. WaS die Resolution betrifft, so liegt allerdings in den biS- berioen Zwischenstufen eine Anomalie vor. Aber der R-ichstag selbst hat ja die'e Anomalie seinerzeit oe- schaff-n, und ich selbst bin von Anfang an bemüht geweun, diese Anomalie zu beseitigen. Es gebt aber keinesfalls, daß d-r Reichstag hier etwa ein Macht mittel anwendet und den Betrag in den Etat einstellt. Dazu gehört doch die Zustimmung der verbündete« Regierungen. Was die zweite Resolution anlangt, so sind eben früher zu viel Elenen anqenomme«. Was die private außerdienstliche Beschönigung vou Unterbeamten durch den Postdirekior in Gevelsberg gegen Bezahlung anlange, so gebe er zu, es wäre bester, der Rostdirektor hätte das nicht getban. Irgend eine Verfügung, daß die Beamten die Zeitung des Flottenvereins halten oder verbreiten sollten, be stehe nicht Geh.-Rat Neumann bittet namens des Schatz amts das Haus, die zweite Resolution, die Ab kürzung der diätarischen Dienstzeit betreffend, ab,» lehnen. Es würde sich sonst eine Vermehrung der Beamten über Bedarf ergeben. Abg. Müller-Sagan: Nicht der Reichstag ist an der vorliegenden Anomalie schuld, wie der Staatssekretär behauptet, sondern die verbündete« Regierungen. Diese haben sich damals dagegen ge sträubt, die Zwischenstufen so einzurihKn, wie wk es wünschen und wie wir es auch schon damals wünich'en. Eine Schuld trägt der Reichstag nur insofern, als er nicht damals aus seinem Willen be stand, sondern sich fügte. Der Titel wird genehmigt. Die erste Reso lution wird einstimmig, die zweite aegen die Stimme« ver Konservativen und eines Teils der National liberalen angenommen. Bei dem Titel „Unterbeamie" wird die Debatte noch begonnen, aber alsbals ein Verlagungsantra, vngknomnien. preugtfcher Landtag. Im Abgeordnetenhaus kam es am Montag «r Fortletzung der Beratung des E'ats des Ministeriums des Innern beim Titel „Polizeiverwaltung vo« Berlin und Umgegend" zu einer längeren Erörterung über Mißstände im Berliner Verkehrswesen und über die Reform der Kriminalpolizei. In einer darauffolgenden Nbendsitzung erklärte Minister v. Rheinbaben betreffs der GefanaenenbesLäfiigunK daß der Landwirt'chast, soweit thunlich, geeignete Arbeitskräfte überwiesen werden sollen. Am Dienstag wurde im Abgeordnetenhaus! die Spezialberatung der Emis der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung begonnen. Nach einer Diskussto« über Verbesserung der Bodenerforschung, die von allen Seiten gebilligt wurde, nahm Minister Bretel» Gelegenheit, über den „Bueck-Bries" und seine Stellung zur Arbeiterfürsorge zu sprechen. Falsch sei die Angabe in dem Briefe, daß die staatliche Arbeitersürsorge abgeschlossen sei. Dieie Auffassung liege dem Minister gänzlich fern, eS fei im Gegenteil diese Fürsorge seine Hauptaujgabe. Die Etatstit«l wurden genehmigt. Gnllarvl. 2 j Kriminalroman von Karl v. Leistner. ,ForlirS»ng.> Dabei fiel aber dem Mädchen aus, daß die Hauslhür n cht im Schlosse versperrt war und trotzdem Widerstand le stete, als sie dieselbe öffnen wollte. Die Landichölie besaß aber ein paar krä-lige Arme, und am einen energischen Ruck gab der Thorflüqel nach. Doch was war denn das? Er mußte ja gar von außen an gebunden gewesen sein. An einem etwas vor springenden Beschlagnagel der Thur hing eine ziemlich starke, blauseidene Schnur, während nebenan am nächten Ladeneisen ein wei eres Sluck derselben befestigt war. Offenbar hauen beide Teile eine Schlinge gebildet, m t els deren Tborflügel und Ladenelsen zusawmcn- gebängt, somit ersterer von außen zugehallen worden war. Das war der Magd Grund genug, um die Herrschaft soswt zu wecken, welche das räiscl- hafte Vorkommnis mit bedenktchcn Mu ne» wabrnahm. Da mußte in der Nacht doch nicht alles richtig gewesen sein. Der Bärcnwin stieg zur ersten Etage hinan und fano auch hier wieder Befiemdendes, so daß er seine Ehehä sie nnd ein paar in dem Flur des Hauses be schäftigte Dienstboten herbewief. Die Thür zu des Hausierers Stube stand weit offen. Das Belt wa> unberührt. Der Kasten des Händleis beand sich zwar geöffnet und etwas verunziert auf dem T sch; auch die Kleidung »and sich vor, die der Manu am vugaugenen Dend ge tragen halte. Er selbst aber war verschwunden. Wirt und Wirtin überlegten eben noch, was da zu lhun sei, als sie schon den Brigadier die Straße herabkommen sahen. Er lenkte seine Schritte nach dem „Granen Bären", wo er heule ein besonders gelegen kommender Gast war. „So habe ich gestern abend einmal wieder eine feine Nase gchibi," sagie der Gendarm, als ihm das Borgen llene berichlet worden war. „Aber der infame Hallunke muß Lunte ge rochen haben uns ist vorläufig entwischt I Nun habe ich wieder das Nachsehen." Der Wirt sah den Sicherheitswächler etwas erstaunt an, a uend, daß er am Ende einen geimrlichen Gauner unter seinem Dach bc- heroergl habe. Doch zum Fragen war jetzt nicht lange Zeit, der Gendarm schien sogar nicht ein mal aii sein gewohntes Frühstück zu denken. „Wir müssen sofort die drei andern Fn mdeu wecken. Ich habe Eile und muß vor dem Fo lgeheu konstatieren, ob vielleicht irgendjemand bestoh cn ooer veraubl worden ist. Einem solchen Subjekt ist alles zuzutrauen!" Man pochte, dieser kategorischen Aufforde rung entsprechend, auch sogleich an die^iächst- l egende Thür, diejenige, welche zum Sch a - gemach der schönn jungen Dame fühlte. Wer was war denn das? — Keine Amworl trotz wiederholten, immer kräftigeren Auklopiens! „Lassen Sie sofort mit dem Haup schlüsscl öffnen! Ist innen der Niegel voigejchobcn und rührt sich ferner nichts, so bleibt nur übrig, das Schloß zu sprengen." Auch dieser Aufforderung des Gendarmen wurde genügt. Der Hauptjchlüssel reichte aber hin. „Geh' du zuerst tunen," sprach nun der Wirt zu seiner Frau „Am Ende schlifft die Dame doch nm ungewöhnlich »est und ist un gehalten, wenn wir Männer ohne weiteres in ihrem Gemaw stehen." Die Voisihi oder besser gesagt Rücksicht des biederen OlSdorfers war aber voll'ommen unnötig. Die Wirtin stieß sofort mit einem staunenden: „Ei, du mune Güte! Wer hätte das von dem Frauenzimmer gedacht!" die Thür weit auf. Auch vier war das Belt leer, sogar nicht ein» al benutzt worden. Im ganzen Gemach keine Spur mehr von der Bewohner n und ch en am v rigen Abend h reiugebrachten Reise-Effekten Freilich hatte sie n ir ein leicht tragbares Köfferchen mit auf ihr Zimmer ge nommen, und das größere Gepäck war in die Zimmer der Herren lransputierl worden; aber n chl ein einziger Geg>nstmd lag mehr hier. Die schöne Fremde mußte also Wohl das Gast haus ganz veilussen haben. Nun schämen sich die Umstehenden aber doch Mil off nein Munde an. Was sollte denn das alles bedeuten? Der Brigadier schritt kopfschüttelnd zur drillen und lctzun Thür, die auf d cs u Teil der Haus- flm hinausging, Nummer 3, denn das Zimmer Nummer 1, welches der eine der Herren lür sich beanspruch! halte, entbehrte eines ciaenen AuSzangcs und hing nur mil dem ersteren zusammen, an dessen Piorie jetzt Lärm gesch agen wurde. Immer rätselhafter! Das Erstaunen der Olsdorfer wuchs von Minute m Minute, denn auch hier war kein Laut zu hören. Nach län gerem Hin- und Herreden beschloß man, auch hier wieder den Hanptschlüffel in Anwendung zu bringen, es zeigte sich aber, daß das Schloß gar nicht versperrt war. Man konnte die Klinke ohnes weiteres anfdrncken. Diesesmal machten jedoch die unter der n«, geöffneten Thür Stehenden Miene, sich zurück» zuziehen, denn der alle grauhaarige Herr la« schlummernd in seinem Bette. Der Gendarm g aubte in seiner obrigkeitlichen Stellung am erst n sich berechtigt zu weiterem und trat de» Lager des Gastes näher. „Verzeihen, mein Herr! Darf ich bitten! Ich muß mir erlauben * Mit diesen Worten setzte er, sich mebrmav unterbrechend und auf Antwort wartend, die Bemühungen fort, den Gast aus dem staunens wert festen Schlote zu Wecken. Als alles nich's helfen wollte, berührte a den Schlä er mit dem Finger an der Achsel — er rüttelt ihn — e was krä'tiger — kein Erfolg! Nun beugte sich der Biigadier, so weit eS ging, über den im Bette Liegenden, der daS Gcsicht gegen die Wand gekehrt hatte, um » dessen Antlitz zu b ickcn Mit einem kräftig hervorgestobenen: „Hölle und Teufel!" fuhr der Mann aber zurück und griff wie mechanisch nach seinem nebenstchendeu Gewehr. „Kalt und tot!" wandte sich der Gendarm nun zu den hinter ihm Siel enden. „E-muß so ort einer der Knechte zu Pferde sitzen und i« schärfsten Trabe nach W reiten, um die Gerichts Kommission herbei uholen. Del Mann ist keines natürlichen Todes gestorben!'
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