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Allgemeiner Anzeiger : 23.01.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190101232
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19010123
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1901
-
Monat
1901-01
- Tag 1901-01-23
-
Monat
1901-01
-
Jahr
1901
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 23.01.1901
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Politische Rundschau. Die chinesischen Wirren. * Das Friedensprotokoll mit Unter schrift und Siegel versehen, wurde am Mitt woch den Gesandten in Peking überreicht. Gleichzeitig übergaben die chinesischen Vertreter eine Depesche des Kaisers, in welcher derselbe verlangt, die Takusorts sollten nicht ge schleift, sondern von fremden Truppen be setzt werden, für das Waffeneinfuhr verbot solle eine bestimmte Geltungs dauer festgesetzt und die Strafexvedi- tionen sollten eingestellt werden. Außer dem läßt der Kaiser folgende Fragen stellen: wieviel Land für die Gesandtschaf- 1 e n behalten werden solle, wieviel Mann an Schutzwachen für die Gesandtschaften nach Entfernung der Truppen zurückbleiben, was der wahrscheinliche Betrag der Auf - Wendungen für die militärischen Operationen sei, und schließlich, wann die Ausländer die öffentlichen Aemter und die Archive in Peking den Chinesen wieder zu übergeben ge denken. Die Bestrafung der schuldigen Beamten wird vom Kaiser nicht erwähnt. (Die „unwiderruflichen" Bedingungen der Verbündeten scheinen den Kaiser von China demnach nicht allzu sehr aufzuregen.) "Li-Hung-Tschang ist noch Friedens bevollmächtigter. Eine Bestätigung der Mel dung, daß Juantschikai als Ersatzmann ernannt worden sei, bis jetzt noch nicht vor. Prinz Tsching und Li-Hung-Tschang, die beide in Peking weilen, find zur Zeit die einzigen Be vollmächtigten, doch sind ihnen die Vizekönige des Jangtsethales Liu-Ku ng-Ai und Tschang-Tschi-Tung derart beige ordnet, daß letztere bei der Entscheidung aller wichtigen Fragen ihre Meinung zur Gel tung bringen können. Deutschland. *Kaiser Wilhelm legte am Iubi - IäumStage in der Siegesallee in Berlin am Denkmal des Königs Friedrich I. und im Mausoleum zu Charlottenburg am Sarge Kaiser Wilhelms einen Kranz nieder. Darauf empfing der Monarch im Schloß die Botschafter, Gesandten und Abord nungen fremder Fürsten und Staaten. Sodann folgte der Empfang der in Vertretung ihrer Souveräne erschienenen deutschen Prinzen. Hieran schloß sich die Feier des Krönungs- und Ordensfestes mit dem Gottesdienst in der Schloßkapelle nnd der Tafel im weißen Saal, sowie der Empfang der Deputationen aus Ostpreußen. Beim Ordens fest trug der Kronprinz vor dem Kaiserpaar die Krone. * Mit der Königin Wilhelmina von Holland hat der Kaiser mit Rücksicht auf die bolländische Abkunft der Mutter des ersten Königs von Preußen (der Kurfürstin Louise Henriette von Oranien) freundschaftliche Telegramme gewechselt. "Kaiser Wilhelm hat anläßlich der 200jährigcn Jubelfeier einen neuen Orden, den ,, Verdien st orden der preußischen Krone" gestiftet. Nach der StistungSurkunde soll der neue Orden aus einer Klasse bestehen und zwischen dem Schwarzen Adlerorden und dem Großkreuz des Roten Adlerordens rangieren. * Anläßlich des Jubiläums sind vom Kaiser, ein neuer Fürstentitel, 18 neue Grafen- titel und an 16 Persönlichkeiten der erb liche A d e l verliehen worden. Die Verleihung von Ordensauszeichnungen war eine ungewöhnlich reiche. "Aus ganz Preußen liegen Berichte über sestlicheBegehung desGedenk- tages vor. Ueberäll fanden Gottesdienste, Paraden, Festakte in den Schulen und Ver sammlungen der städtischen Körperschaften statt. * * * Die für die ostasiatische Linienschiffs Division bestimmten Ablösungsmann schaften haben die Ausreise über Wilhelms hafen angetreten. "Die erste Petition um das Ge- meindewahlrrecht für Frauen hat unter dem Datum des ersten Tages des neuen Jahrhunderts (1. Jan. 1901) der Verein „Frauen- wohl" an das Preuß. Abgeordnetenhaus ge richtet. *Die letzthin durch die Presse gegangene Mitteilung, daß die diesjährige General versammlung der Katholiken Deutschlands in Paderborn, stattfinden werde, erweist sich als ein Irrtum. Nicht Paderborn, sondern Osnabrück ist in Aus sicht genommen, nachdem aus Passau eine Ab sage erfolgt ist. "Der Senat von Lübeck hat beschlossen, von dem ihm nach der Reichsverfassung zu stehenden Recht der Prägung eigener lübeckischerMünzen Gebrauch zu machen. Er wird Zehnmarkstücke und Zweimarkstücke mit dem lübcckischen Hoheitszeichen ausprägcn lassen. * Die Verbandlungen über die deutsch- englische Togogrenze ziehen sich stark in die Länge, da von feiten der englischen Unter händler Forderungen gestellt werden, deren Er füllung die deutschen Rechte und Interessen stark beeinträchtigen würde. Schneller erledigen sich die Verhandlungen zwischen Berlin und Paris über die Togo-Dahomey- Grenze, deren Abschluß demnächst zu er warten sein dürfte. Frankreich. *Jn der Deputiertcnkammer ist der Kampf um die Gesetzvorlage betr. die geistlichen Vereine und Kongregationen im vollen Gange. Während von der Rechten auf das Konkordat hingewiesen wird, welches den katholischen Religwnsdienst sicherstelle und ebenso klipp und klar das Bestehen der reli giösen Orden anerkenne, werden von der Linken die Gefahren hervorgehoben, welche die Kongregationen und ihre in der toten Hand angesammelten ungeheuren Reichtümer für den Staat bedeuten. Die Sozialisten endlich stellen sogar den Antrag, das gesamte bewegliche und unbewegliche Ver mögen der Kongregationen einfach für den Staat zu konfiszieren. Schweiz. *Jn der Schweiz herrscht durchweg außer ordentliche Sympathie für die Boeren. Namentlich in G c l d s a m m l u n a e n hat man dem Mitgefühl für dieselben Ausdruck gegeben. Die Samm ung für die Witwen und Waisen der Boeren hat bisher 140 000 Frank ergeben. Dänemark. *Es soll nunmehr dem Gesandten der Ver. Staaten in Kopenhagen gelungen sein, die dänische Regierung zur Abtretung der dänischen Antillen an die Ver. Staaten gegen eine Entschädigung von 15 Millionen Kronen zu bewegen. Der Entwurf des Ver trages soll in Kürze den Volksvertretungen der beiden Länder zur Abstimmung vorgelegt werden. Schweden-Norwegen. * Der schwedische Reichstag wurde am Donnerstag vom Kronprinzen mit einer Thronrede eröffnet, in welcher derKönig die Hoffnung aussvricht, die Regierung bald wieder übernehmen zu können. ES werden ferner Gesetzesvorlagen über eine Neuorganisation des Heeres und der Flotte sowie über die Unfallver sicherung angekündigt. Spanien. * Anläßlich der Vermählung der Prinzessin von Asturien werden 16000 Fahnenflüchtige begnadigt werden. Mit dieser Begnadigung bat es seine eigene Bewandtnis. Die Fahnenflüchtigen, die sich zu meist an der Pyrenäengrenze aufhalten, werden von karlistischen Agitatoren scharf bearbeitet. Um sie nun dieser Agitation zu entziehen, will man sie lieber flugs „oegnadigen". * Die S ch a tz e i n n a h m e n S p a n i e n s betrugen während des vergangenen Jahres 964,ö Millionen Pesetas, d. i. 88,6 Millionen über d e n V o r a n s ch l a g und 18,7 M ll. mehr als 1899, wo die 25 Mill, für die Ab Keimattos. 22) Roman von C. v. Zell. (Fortsetzung.) Der Administrator fühlte sich durch diese Aeußerung des Grafen augenscheinlich gekränkt. Ihm ... ihm hätte sein Herr zu danken gehabt, nicht aber jenem abenteuerlichen, unbe fugten Ansiedler! Amtmann Zehrmann räusperte sich einige Male. Er wollte seinen gerechten Unmut geziemend unterdrücken. Dann sagte er ge schmeidig : „Wenn der Herr Graf allergnädigst ge statten, werde ich mir erlauben, demnächst und Pläne und Berechnungen gehorsamst iu xleuo vorzulegen. Es dürfte denn doch aus denselben zur Evidenz hervorgehen, daß ich bereits vor einer Reihe von Jahren den Gedanken erwogen und angeregt habe, jene große Steinpalwe in der Nähe von Rukischken in fruchtbares Ackerlaud zu verwandeln, lange ehe dieser slowakische Kesselflicker auf den Ein fall kam, sich dort Haus und Hof zu gründen, ein Einfall, der mir, vom gesetzlichen Stand punkte angesehen, unzweifelhaft ein durchaus verwerflicher zu sein scheint. Wir leben Gott sei Dank nicht in Australien oder in Amerika, bei uns ist die widerrechtliche Besitzergreifung von Grund und Boden, der unbefugte Aufbau von Gebäuden auf demselben ganz ohne Frage eine strafbare Handlung, und ich bin der An sicht, daß im vorliegenden Falle lediglich dieser Gesichispunkt ins Auge zu fassen ist. „Gemach, gemach, mein bester Herr Amt mann!" sagte der Graf. „Wenn die An siedelung jenes Slowaken — wie ist doch gleich sein Name?" „Tobias Dvortschack, Herr Graf." „Nun ja, wenn also die Ansiedelung dieses Tobias Dvortschack uns ein Dorn im Auge ist, so hätten wir längst Schritte gegen dieselbe unternehmen, meines Erachtens sie sogar in der Entstehung unterdrücken oder doch die Ange legenheit sofort gesetzlich regeln müssen." „Ein Versäumnis, welches legiglich dem Orts schulzen Wilkeneit von Rukischken zur Last gelegt werde« muß," sagte der Amtmann Zehr mann. „Ich kenne seit kurzem die Verhält nisse dort sehr genau, Herr Gras! Dieser Dvortschack ist ein höchst gewallthätiges Subjekt, vor dem man in dortiger Gegend wohl mehr als gerade nur . . . Respekt haben mag! Be vor er sich auf der Palwe anfiedelte, saß er, des Vatermordes dringend verdächtig, mehrere Monate im Gefängnis. Er kam nur-frei aus Mangel au Beweisen und vielleicht wegen anderer Ursachen, die ich mir anzudeuten er lauben möchte. Es spielten dcLei ein reicher — jetzt gänzlich verarmter Bauer aus Pergitten und dessen Tochter, ein auffallend hübsches Mädchen, die bedeutsamsten Rollen—Man er zählt sich darüber seltsame Geschichten. Und wenn ich auch weit entfernt bin, alles zu glauben, was mir mitgeteilt wird, so ist immer hin anzunehmen, daß em reichliches Teil Wahr heit an jedem Geschwätz ist — also auch an diesem. „Wenn nun auch der Schulze Wilkeneit ge fehlt hat, indem er die rechtzeitige Anzeige von tretung der Südsee - Inseln an das Deutsche Reich zu buchen waren und 28 Mill, durch die Kriegssteuem aufgebracht wurden. Nachdem Spanien den Ballast der Kolonien von sich ge worfen hat, scheint sich seine Lage ernstlich bessern zu wollen. Balkanstaaten. "König Alexander von Serbien und Fürst Ferdinand von Bulgmien sandten gemünschastlich aus Nisch ein Neujahrs-Glück wunschtelegramm an den Zaren, worauf dieser in herzlichen Worten erwiderte. Wie sich die Zeiten ändern! Wer hätte das vor 15 Jahren geahnt, als der Battenberger im Kriege nut Serbien und in Feindschaft mit Rußland lebte! * Dem Mörder des früheren bulgarischen Ministerpräsidenten Stambulows, Haliu, ist am Donnerstag „gelungen", aus dem Ge fängnis auszubrechen. Amerika. "Chicago soll mit dem atlantischen Ozean durch einen Kanal verbunden werden. Dem in nächster Zeit zusammentreten- dcn Kongreß der Ver. Staaten soll eine Gesetz vorlage unterbreitet werden, die die Aufbringung von 1600 Mill. M k. zum Bau dieses Kanals bezweckt. Die größten amerikanischen Kanal gegner werden wohl die Eisenbahnkönige sein, denen der ungeheure Plan wenig sympathisch sein kann. "Zu den Differenzen zwischen den Ver. Staaten und Venezuela wird ge meldet, daß die Ver. Staaten, wenn nötig, die unrechtmäßige Vertreibung der Aspbaltkonzesfio- näre in Venezuela mit Gewalt verhindern würden. Ein Geschwader wird in Bereitschaft gehalten, nach Venezuela zu gehen. Der Kom mandant desselben hat Befehl erhalten, wenn möglich, Blutvergießen zu vermeiden. Afrika. * Die Lage in Südafrika hat sich für die englischen Truppen weiterhin ver schlechtert. Das Londoner Kriegsamt ge steht jetzt offen ein, daß es mit General Kitchener verabredet habe, ausschließlich die Sicherung der beiden Verbindungs linien nach dem Kap und nach Natal im Auge zn behalten. Es werden daher alle übrigen Teile der beiden Republiken nachein ander geräumt werden; auch die Bahnstrecke nach Laurenzo Marques ist voll st änig ausgegeben und alle verfügbaren Truppen werden längs der beiden Bahnlinien nach Süden zusammengezogen, wobei Pretoria, Johannesburg, Kronstadt und Bloemfontein möglichst starke Besatzungen behalten sollen. "Das Kriegsrecht ist in der Kap- kolonie tür fast sämtliche Bezirke verkündet worden. Nach der Proklamation ist es allen Bewohnern der Kap-Halbinsel mit Ausnahme der Beamten und der Militärpersonen ver boten, im Besitz .von Waffen und Munition zu sein, die bis zum 1. Februar an die Behörden abgeliefert werden müssen. "Die Gesamtstärke der Boeren östlich von Johannesburg nnd Pretoria nach der Vereinigung Bothas mit Beyers beträgt nunmehr 7000 Mann mit 20 Feldge schützen. Eine große kombinierte Bewegung gegen den Randbezirk wird erwartet. * Die Engländer sind jetzt in Südafrika wirklich vom Unglück verfolgt. Das Kanonen boot „Sybille", das Truppen landen wollte, um den Boeren den Weg zu verlegen, ist bei Steinbocksontein, nahe bei Lambertsbai, gestrandet. Die Mannschaft der „Sybille" ist gerettet. Die I«Vila«Msseier. Der,Reichs-Anz/ brachte zum Jubiläumstage Preußens einen längeren Artikel, wobei er auch zu folgenden Ausführungen kommt: Das Lob der preußischen Monarchie, die morgen im Mittelpunkt so vieler ehrenvoller Kundgebungen steht, ist ihre Geschichte. Ohne Ueberhebung darf hier ausgesprochen werden, daß die Nachkommen der Burggrafen von Nürn der willkürlichen Handlungsweise des Dvortschack versäumt hat, und warum er es auch versäumt haben mag, einen Milderungsgrnnd für das eigenmächtige Vorgehen des sogenannten Palwen- kätners kann ich darin nicht finden. Gesetzes unkenntnis ist bekanntlich kein Entschuldigungs- grund! Und wenn auch vielleicht die Menschen freundlichkeit dafür spräche, jenen Dvortschack unbehelligt zu lassen, so erscheint es doch aus Klugheilsrücksichten geboten, sich streng an den Wortlaut des Gesetzes zu halten." »Ich für Meine Person erkläre mich sür die Menschenfreundlichkeit," sagte der Graf mit wohlwollendem Lächeln. „Wir bekommen einen fatalen Präzedenzfall, Herr Graf," warf Zehrmann achselzuckend hin. „Schwerlich, lieber Amtmann. Denn ich bin überzeugt, daß Sie bereits alle erforderlichen Maßregeln zur Verhütung fernerer unbefugter Ansiedelungen getroffen haben werden." Zehrmann biß sich auf die Lippen. Die sehr bestimmte Art und Weise des jungen Grafen, den der langjährige Verwalter der Grafschaft Krautburg ganz nach Gefallen leiten zu können gehofft hatte, kam ihm ebenso unerwartet als ungelegen. Er verbeugte sich mst verbissenem Ingrimm und murmelte einige unverständliche Worte. Dann eilte er in eigener Person auf die Rent- kammer und schleppte alle diejenige« Karten und Pläne herbei, durch deren Einsicht der Graf nähere Kenntnis von der längst beabsichtigten Urbarmachung der großen Steinpalwe bei Rukischken erhalten sollte. Diese Palwe lag von Krautburg acht bis zehn Meilen entfernt. berg sich mit ihren Brandenburgern und Preußen die Königskrone redlich haben verdienen müssen. Preußen hatte, über den Rahmen eines Kur fürstentums hinaus, echt königliche Aufgaben zu erfüllen. Die Siege Friedrichs des Großen, zu denen ihm sein längst nicht mehr ver kannter Vorgänger Mittel und Werkzeuge geschafft hatte, ließen schon den nationalen Beruf des jungen Königreichs außerhalb seiner Grenzen vor dem weiteren Vaterlande ver heißungsvoll au'leuchien. An diesen Groß- tbaten erwuchs das Gefühl einer deutschen Volksgemeinschaft und die Hoffnung auf die Eriolglofigkeit aller fremdländiscben Bevor» mnndungsversuche. Ja, in den besten Geistern der Nation lebte bald die Zuversicht, daß aus der Machtentsaltung des preußischen Königtums dem deutschen Volke der Segen einer aesamt- staatlichen Einigung nach langer Zerrissenheit erblühen werde. In der schweren Zeit der napo leonischen Eroberungen war die Seele Deutsch lands in Preußen. Das so tief gedemütigte Königreich entwickelte für die nationale Sache ungeahnte Kräfte als opferfreudiger Vorkämpfer gegen die Fremdherrschaft. Seine schwer er rungene Großmachtstellung hat dann Preußen unter der weisen und ruhmreichen Regierung Wilhelms des Großen den deutschen Gesamt interessen untergeordnet und am Ende der ehren voll durchlaufenen Babn seiner selbständigen Politik sich dabei beschieden, fernerhin nur ein Bundesstaat zu sein innerhalb des neuen Reichs, der seine Pflichten gegen die Mitverbündeten in unverbrüchlicher Treue erfüllt. Die besondere preußische Tüchtigkeit, die das Vaterland niemals wird entbehren können, ist aufs engste verwachsen mit unseren monarchi schen Emrichtungen. Möge Preußens Kön gs- tum auch in seinem dritten Jahrhundert, dessen Sckiwelle es überschritten, der Hort des Reichs bleiben und der stärkste Träger deutsche Größe .und Weltmacht!" Ron Ral» und Fern. Zur Wiederherstellung des Domes in Königsberg hat Kaiser Wilhelm der Dom gemeinde ein Geschenk von öO OOO Mk. bewilligt. Die Bewilligung ist offenbar aus Anlaß des Preußen-Jubiläums er-olgt. Deutsche und Franzosen. Bezeichnend für den Wechsel der Zeiten ist die Tbatsache, daß sämtliche bisher in französischen B'ättcrn zur Veröffentlichung gelangten Soldaienbriese aus China die gute Kameradschait zwischen Deutschen und Franzosen hervorheben. So beißt es in einem aus Tientsin datierten Schreiben, aus dem daS ,Echo de Paris' Aus züge mitteilt, Deutsche und Russen find ver gnügt, Wenn sie einen Franzosen bei sich haben können. Sie bieten ihm sofort zu trinken an, singen und lachen mit ihm. Auch mit den Japanern verstehen sich die Franzosen sehr gut; dagegen mag niemand die abgerissenen Ameri kaner leiden, ebensowenig die anmaßmden Engländer und erst recht nicht ihre Hindus, die im Feuer gar keine glänzende Figur machen. Die Musik der Zuaven spielt zweimal wöchent lich; Deutsche, Franzosen und Russen anpau- dieren nach jedem Stück und singen im Chorus zusammen. Einen drei Zentner schweren Ehren bürgerbrief widmeten die Stadtverordneten von Hörde dem Generaldirektor des Hörder Bergwerks- und Hüttenvereins Kommerzienrat Tull. Der Ehrenbürgerbrief steht sowohl in seiner Anordnung als auch in der Form einzig da. Auf einem tischartig gehaltenen Unterbau erhebt sich eine Taiel, auf der, von Künstler- Hand gemalt, verschiedene Szenen, die auf das Leben des Herrn Tull und die Geschichte des Hörder Vereins Bezug nehmen, dargestellt find. Die Tafel des Tisches ist aus einer Panzer platte, Wie sie der Hörder Verein fertigt, her gestellt, die Beine des Tisches zeigen die ver schiedenen Formen von Walzeisen, die Hörde liefert. Die Mitte des Untergestells bildet eine Schiffsschraube. Der „Brief" hat ein Gewicht von über drei Zentnern. Dieser Ehienbürger- brief wurde Herrn Tull von einigen besonders kräftigen Stadtverordneten, vermutlich mit Hilfe eines Dampstrahns, feierlich überreicht. Graf Sigismund war nachweislich niemals in jenen abgelegenen Teil der Provinz ge kommen, sein Vater vermutlich ebensowenig. Dieser hatte es vielleicht nicht einmal gewußt, daß die große Steinpalwe in der Nähe von Rukischken zur Grafschaft Krautburg gehörte. Jedenfalls hatte sich seit einer langen Reihe von Jahren niemals irgend jemand als Eigen tümer dieser öden Strecke zu erkennen gegeben. Die Bewohner von Rukischken und aller um liegenden Ortschaften, den Gutsherrn vielleicht ausgenommen, der aber selten anwesend war, mochte überhaupt kaum je zuvor der Gedanke gekommen sein, daß die Palwe überhaupt einen Eigentümer besitzen könne. Man war deshalb nicht wenig erstaunt, als an einem heißen Sommertag der Amtmann Zehrmann, von einem Geometer begleitet, in Rukischken anlangte, um die Steinpalwe ver messen zu lassen und — in Parzellen von zwei bis fünf Morgen eingeteilt — an Pachilustige zu vergeben. Drei Jahre ohne Pachtzins und nach zehn jähriger regelmäßiger Zahlung allmählche An rechnung der Pachtsumme als Kaufpreis — das waren die Bedingungen. „Ein prachtvolles Geschäft!" rühmte der Amtmann. „Greift nur zu, ihr jungen Leute! Es kommt euch nie wieder eine so gute Ge legenheit, Haus und Hof zu erwerben." Aber die Rukischker wollten nichts davon hören und selbst die abgebrannten Pergitter sagten: „Fällt uns gar nicht ein, auf solcher Leim rute sitzen zu bleiben! Der Dvortschack h-rt
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