Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 22.12.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190012226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19001222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19001222
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-12
- Tag 1900-12-22
-
Monat
1900-12
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 22.12.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Heimatlos. 13) Roman von C. v. Zell. (Fortsetzung.) „Ach, dummes Zeug! Der!" sagte sich die Lene laut aufseuszend. „Er ist ja gerade noch so stumm, wie je! . . . Aber schön und stattlich sieht er aus! Wie groß seine Augen find! Es ist gut, daß er gar nicht nach mir hiugesehen hat. Er weiß gewiß nicht zu sagen, wie ich ausschaue." Aber das wußte der Tobbi nur zu gut, so flüchtig er auch seine Blicke ms die Lene ge richtet hatte. Das Bild des schmucken blonden Mädchens mit dem breit um den Kopf gelegten dicken Haarzopf, mit den dunkelblauen Augen und mit den Grübchen auf den rosigen Wangen wollte ihm gar nicht aus dem Sinn. Immer fort sah er es vor sich stehen, hörte er der Lene Worte vor seinen Ohren nachklingen. Warum hatte er ihr wieder nicht gedankt? Wie ein Schulbube hatte er sich benommen! Mm hatte dem Entlassenen sein Eigentum zurückgegeben. Der von Amtswegen inzwischen wohlgepflegte Braune wieherte freudig auf, als Tobbi ihm den Hals klopfte. „Doch einer, der mich gern Hal!" sagte Tobbi, legte seinen Arm auf den Hals des Pferdes und stützte den Kopf in die Hand. Es war ihm so schwer ums Herz, so bleischwer! Und doch war er frei gesprochen, freigesprochen von der entsetzlichsten aller Anklagen, vom Vatermord. Als er an dem Weg vorüberkam, der nach Pergilten führt, kam es ihm vor, als zöge eine unsichtbare Gewalt ihn dort hinaus. „Wenn ich ihr jetzt gegenüberstehen könnte," sagte er sich, „nur einen Augenblick, dann — daun sollte sie anders von mir denken lernen. Ich wollte ihr alles sagen, was mir das Herz bedrückt — Ach, Unsinn!" brach auch er jetzt sein Selbstgespräch ab, wie zuvor die Lene das ihrige — und mit der Peitsche leicht den Rücken seines Braunen berührend, fuhr er in raschem Trabe an dem Wege vorüber. Wohin ging denn eigentlich die Reise? Tobbi wußte es nicht! Es wnr ja im Grunde völlig einerlei, ob nach Osten oder nach Westen. Der Braune hatte allein die Richtung be stimmt. Er war dieselbe Straße entlang ge trottet, auf der er vor so und so viel Wochen hierher geführt worden, und Tobbi überließ sich gedankenlos seiner Leitung. Schlaff lagen die Zügel auf dem Rücken des Braunen ; lose eingeschlungen in den eisernen Peitschenhalter zur Seite des Kutschbocks. Tobbi aber saß mit weit vorgebeutem Kopf auf dem harten Wagenkissen wie ein Gerichteter, nicht wie ein Freigesprochener. Vorübergehende mochten ihn für eingeschlafen halten; wer ihn nicht kannte, konnte nicht ahnen, was seine Seele bewegte. Es war ein heißer Sommertag. Kein Lüft chen rührte sich. Auf den Feldern fuhren die Landleute den reichen Erntesegen in die Scheuern, froh über die günstige Witterung. Ueberall war ein heiteres, geschäftiges Treiben. Gesang, Jubel und übermütiges Auf jauchzen, wohin man horchte Schwer beladen schwankten Zwei- und Vierspänner durch tte'e Ackerfurchen dahin, ihr Gleichgewicht oft mühsam nur bewahrend. Hatten sie aber die festen Wege erst glücklich erreicht, dann ging es im vollem Galopp dem heimatlichen Dorfe entgegen. Man hätte es den kleinen, mageren Kuntern gar nicht zutrauen mögen, daß sie mit ihrer Last so spielend fertig werden konnten. An Bäumen, Hecken und Zäunen streiften die fruchtbeschwerten Wagenungeheuer mit seltsam fegenden, knisternden und rauschenden Tönen vorüber, wo sie angestreift, stets einige Halme als Wahrzeichen zurücklassend. Wenn diese Erntewagen an dem wohl bekannten Wagen der Dvortschacks vorüber schwankten, dann sahen sich wohl die Knechte und Mägde auf denselben aus ihren tiefen Storchnestern heraus begeutungsvoll an und ihr Gesang verstummte für einen Augenblick. „<Ä ist freigekommen!" wisperten sie unter einander. „Wie das nur zugegangen sein mag? Der Jakubeit sagte doch, er würde sicherlich ge köpft oder gehängt werden." „Der arme Tobbi! Wie traurig er aus- fieht! Er ist doch am Ende unschuldigt I Es war schändlich, ihn so zu verklagen." „Wo mag er nun hinaus wollen?" Ja, wo hinaus? — Diese Frage hatte Tobbi selbst sich noch nicht gestellt. Der Braune schien es glücklicherweise besser zu wissen. Er schwankte an keinem Seitenweg, ob er ihn einschlagen solle oder nicht. Er hatte ein festes Ziel vor Augen und hielt unverrückt daran fest. Und so lenkte er denn, als das Fuhrwerk in die Nähe von Rukgchken angelangt war, so zuversichtlich nach linls auf die große Stein- palwe hinauf, als wäre es ganz selbstver ständlich. Tobbi fuhr aus seinen finsteren Träumen auf, als der Braune still stand. Hier auf dieser Stelle war es, wo Janosch verblutete! Die Grube, in die Tobbi den Vater gebettet hatte, lag wenige Schritte zur Seite, die Erde war heraus gewühlt. Man hatte den Körper des Entseelten gleich nach der Verhaftung des mutmaßlichen Mörders von feiten der richterlichen Behörde ausgraben lassen und Tobbi war mehr als einmal an der Leiche des Vaters ins Verhör genommen worden. Nachher waren die sterblichen Ueberreste des alten Janosch auf Kosten des Gerichtes auf dem Kirchhof der Kreisstadt zur letzten Ruhe gebettet worden; aber die erste Grabstätte des Slowaken, das Grab auf der Steinpalme, wie der zuzuschütten, das hatte niemand für nötig gehalten! Tobbi sah es mit unbeschreiblicher Bitterkeit. Aber mitten in diesem Empfinden überkam ihn doch wie eine Art von Freude, daß es noch irgend etwas auf der Welt gab, was ihn ver drießen konnte. So war er doch noch nicht völlig abge stumpft gegen das Leid — vielleicht gab es auch noch einmal Freude für ihn! Er lachte kurz auf; fast höhnisch klang es. Dann stieg er vom Wagen, schirrte den Braunen aus und sah mit einem dem Neid nahe ver wandten Gefühl, wie das Tier, aller Fesseln ledig, mit fröhlichem Wiehern in langen Galopp sprimgen seine wieoergewonnene Freiheit zu Der Untergang des Schulschiffes »Gneisenav". Der Verlust von Menschenleben bei dem furchtbaren Unglück der „Gneisenau" stellt sich erfreulicherweise etwas geringer heraus, als man nach den ersten Meldungen annehmen mußte. Von der 452 Mann zählenden Besatzung werden 38 Personen vermißt. Unter den Er trunkenen befinden fich Kommandant Kretsch mann, erster Offizier Berninghaus, erster Ingenieur Pruefer. Sämtliche Gerettete find gut untergebracht und bestens verpflegt. Die „Gneisenau" lag auf der Reede östlich des Hafens vor Anker, ohne Feuer auf den Kesseln. Das Weiter schien völlig ruhig ge wesen zu sein und zu keinem Bedenken Anlaß gegeben zu haben. Der Kommandant hatte aus 10 Uhr eine Parade der Seekadetten angesetzt und befand fich mitten in diesem Dienst, als plötzlich ein Orkan von Osten hereinbrach und die glatte Mittelmeerfläche in einen tosenden Strudel verwandelte. Solche Unwetter sind in den eigentlichen Tropen häufig, im Mittelmeer dagegen gehören sie zu den seltenen Natur- Ereignissen. Der Kapitän befahl sofort Feuer zu machen, offenbar in dem Glauben, die „Gneisenau" werde fich einige Zeit vor den Ankern halten, und in der Absicht, bei genügen der Dampfspannung die hohe See zu gewinnen. Allein die Ankertrossen rissen wie dünne Fäden, und das Schiff wurde westwärts gegen den Hafen getrieben. Der Eingang durch die Molen ist aber nur von Süden her zu gewinnen, es mußte somit der Versuch gemacht werden, die „Gneisenau" nach Süden zu bringen. Ob in dem Orkan ein Segelmanöver überhaupt möglich war, ob die Zeit dazu hinreichte, enizieht fich unserer Kenntnis. Es ist aber ersichtlich, daß KapitänKretschmann die Moleneinfahrt zu erreichen suchte, und es scheint nicht viel gefehlt zu haben, daß man diesen Punkt erreichte. Unweit der Molen spitze, der, wie bei allen künstlichen Dämmen, Blöcke als Wogenbrecher vorgelagert sind, strandete die „Gneisenau". Noch ehe das Schiff zum Scheitern kam, wurden ein oder mehrere Rettungsboote flott gemacht. Vermut lich hofften die Offiziere, falls die „Gneisenau" selbst nicht bis zur Hafeneinfahrt zu bringen war, in den Booten die letzte Spanne zu durchmessen. Allein einige dieser Boote fielen der wütenden See zum Opfer, und auch spanische Rettungsfahrzeuge, die todesmutig aus dem Hafen herauseilten, erlagen der Brandung, wobei zwölf Insassen ertranken. Wie die Ge retteten erzählen, rief Kapitän Kretschmann, als das Scheitern unvermeidlich war: „Kinder, Ruhe und Gottvertrauen!" dann erfolgte die Katastrophe. Ein Teil der „Gneisenau"-Be satzung suchte sein Heil im Abspringen von Bord im Moment der Strandung, weil die Mole dicht, tast greifbar vor den Augen lag, und die Bewohner der Stadt Taue und Rettungsringe den Unglücklichen entgegenwarfen. Dieser Versuch scheint vielen geglückt zu sein, doch erlitten die Schwimmer schwere Verletzungen beim Anprall gegen das Steinwerk der Mole. Das Schiff sank nur bis an den Mastkorb, so daß eine Zahl von Matrosen sich an den oberen Mastteilen festklammern konnte. * * * Der „Gneisenau" lag nach der letzten amt lichen Uebersicht über den Aufenthalt der im Anslande befindlichen Schiffe der Kaiserlichen Marine bereit seit dem 13. November vor Ma laga. Die drei übrigen Schulschiffe: „Moltke", „Stosch" und „Charlotte", befinden ich im öst lichen Mittelmeer, an der syrischen und klein- asiatischen Küste und vor Korfu. Das Schul schiff „Gneisenau" rangierte früher in der Liste unserer Kriegschiffe unter dem Typ der Korvetten. Sie waren vollgetakelte Kriegsschiffe und ebensowenig vergessen werden wie der Mann, dellen Namen er getragen. Politische Rundschau. Die chinesischen Wirren. *Zu den Friedensverhandlungen liegt eine bemerkenswerte Meldung der .Agence Havas' aus Tientsin vor, wonach der Kaiser von China folgende zehn Bedingun gen angenommen haben soll: 1) Bezahlung einer Entschädigung von 700 Millionen Taels in 60 Jahresraten. 2) Errichtung eines Denk mals für Frhr. v. Ketteler. 3) Besuch eines dem kaiserlichen Hofe nahe verwandten Prinzen in Berlin. 4) Besetzung der Verkehswege zwi schen Taku und Peking durch die fremden Truppen. 5) Bestrafung der Boxerbeamten. 6) In Provinzen, wo Fremde mißhandelt wur den, werden Staatsprüfungen am 5 Jahre ein gestellt. 7) Abschaffung des Tsung-li-Namen. 8) Die fremden Gesandten müssen vom Kaiser jederzeit empfangen werden. 9) Einfuhrverbot für Waffen und Munition. 10) Schleifung der Festungen im Binnenlande und an der Küste zwischen Schanhaikwan, Taku und Peking. * Der englische Gesandte in Peking verlangt die Abänderung eines Punktes der gemeinsamen Note an China, den die Ge sandten als wichtig betrachten. Dies bedeutet einen weiterenVerzug, da die Gesandten mit ihren Regierungen fich ins Benehmen setzen müssen. * Militärisch liegt nichts Neues von Belang vom chinesischen Kriegsschauplätze vor. Die Eisenbahn nach Peking ist noch nicht in Betrieb ; die Engländer sollen ihren Teil schlecht ausgebaut haben; die erste Lokomotive versagte den Dienst. Die Uebergabe der Bahn nachSchanhaikwan an die Engländer scheint unmittelbar bevorzustehen; wenigstens werden, nach einer Pekinger Meldung, mit Er mächtigung des Graten Waldersee alle englischen Truppen von Peking zurückgezogen werden, um die Eisenbahn von Peking nach Schanhaikwan, die unter englischen Betrieb gelangt, zu bewachen. * Li - H u n g - T s ch a n g ist an In fluenza erkrankt und befindet fich in der Behandlung des deutschen Gesandtschaftsarztes Dr. Velde. * Sämtliche deutschenKriegsschisse haben die Eisbarre im Hafen von Taku durchbrochen und die eisfreien Häfen Tschita und Tsingtau erreicht. Als letzter Kreuzer hat die „Hansa" sich aus der Um klammerung befreit. Der vermeintlich im Eise sitzen gebliebene Hamburger Dampfer „Palatia" ist am 13. d. wohlbehalten in Tsingtau einge troffen. Ihr folgte das Lazarettschiff „Savoya", das am 12. an der Peihomündung loswarf und über Schanhaikwan das deutsche Schutz gebiet erreicht. Deutschland. * Kaiser Wihelm, durch die Nachricht vom Untergange der „Gneisenau" auf das tiefste ergriffen, ließ sich durch Admiral Tirpitz, den Staatssekretär des Reichs-Marineamts, sowie durch Admiral Frhrn. v. Senden-Bibran, den Chef des Marine-Kabinetts, über die zur Katastrophe vorliegenden Nachrichten eingehend Bericht er statten und hat das Reichsmarineamt beauf tragt, ihm weitere Meldungen sofort telephonisch nach Potsdam zu übermitteln. *KaiserWilhelmhat folgende Ordre andenReichskanzler erlassen: „Während ich am gestrigen Tage die Freude hatte, den heimgekehrten Offizieren und Mannschaften meiner Marine im Zeug hause zu Berlin meine Anerkennung für ihr tapferes Verhalten in China auszusprechen, tobte ein schwerer Sturm bei Malaga, welcher für mein Schulschiff „Gneisenau" verhängnisvoll geworden ist. Das Schiff hat der Gewalt der Wogen erliegen müssen und mit ihm sein braver Kommandant, sowie ein Teil der tapfer kämpfenden Besatzung, der hoffnungsvolle Nachwuchs meiner Marine. Eine erschütternde Fügung, auf die ich mit tiefer Wehmut blicke! Meine Marine hat wiederum schwere Opfer gebracht, aber sie wird fich nicht irre machen lassen in ihrem stolzen Berufe des Kampfes und des Ausharrens, was Gottes Wille auch bringt; dessen bin ich gewiß. Ich beauftrage Sie, diesen Erlaß zur Kenntnis meiner Marine zu bringen." * Da die Kanalisierung der Mosel in die erweiterte Kanalvorlage hineingezogen werden soll, so wird damit unleugbar die Ein bringung der ganzen Vorlage verzögert. Es wird somit unwahrscheinlich, daß dieselbe noch im Laufe der nächsten Session des Preuß. Landtages eingebracht werden wird. * Von der Abhaltung eines Anarchisten- kongresses in Berlin, wie er für die nächste Zeit geplant war, ist an zuständiger amtlicher Stelle bisher nichts bekannt; doch wird den ,Berl. N. N/ zufolge jeder Versuch zur Ver wirklichung dieser angeblichen Absicht rück sichtslos unterdrückt werden. *Jn Deutsch-Südwestajrika soll von neuem die Rinderpest ausgebrochen sein. Nach dem ,Windh. Anz/ erscheint der ganze Norden des Schutzgebietes der Ansteckung verdächtig. Oesterreich-Ungarn. *Die Landtage von Steiermark, Salz burg, Schlesien, Ober - Oesterreich, Mähren, Kärnten, Triest, dem Küstenland, der Buko wina, Vorarlberg und Tirol find am Montag eröffnet worden. Frankreich. *Ein militärisches Fachblatt versichert, daß die französische Armee in einigen Tagen ein neues Exerzier- und Manöver- Reglement erhalten werde, das teilweise von dem deutschen übernommen sei. Die neuen Verordnungen werden im vollstän digen Gegensatz zu den bisherigen stehen. Belgien. * Der Brüsseler Gemeind erat nahm am Montag einstimmig eine von Rochette (soz.) eingebrachte Tagesordnung an, die sich zu Gunsten derBoeren aus spricht und in welcher gleichzeitig die Ein setzung eines Schieds-Gerichts befür wortet wird. Spanien. *Die bevorstehende Vermählung der Prinzessin von Asturien beschäftigt in Spanien lebhaft die öffentliche Meinung. Die Königin-Regentin erhielt am Sonntag ein Schreiben des Graten von Caserta, in dem dieser für seinen Sohn Karlos um die Hand der Prinzessin von Asturien bittet. Am Montag ist den gesetzgebenden Körperschaften eine Bot schaft über diese Angelegenheit zugegangen. Afrika. * Vom General de Wet müssen die Engländer nun doch einräumen, daß er in der That mit 2000 bis 3000 Mann wieder in der Umgegend von Thabcmchu erschienen ist und Lapberg und Warringhams Store angegriffen hat. Er unternahm drei entschlossene Angriffe auf die englischen Linien. Den dritten Sturm leitete de Wet persönlich und drang mit dem Reste seiner Truppen durch. Die Engländer, fügt eine Meldung tröstend hinzu, erbeuteten einen 15-Pfünder und fünfzehn Wagen mit Munition, Dynamit und Lebens mitteln. Ein anderes Boerenkommando, das den Thabanchupaß nehmen wollte, wurde ge- chlagen. Kommandant Haasbroek, der mit einem Kommando durch den Springkantpaß ich freie Bahn erzwingen wollte und zwei Ge- chütze mit fich führte, wurde ebenfalls ge- chlagen und verlor 40 Mann. Uon Uall und Fern. Königliches Gnadengfchenk. Eine große Freude ist dem Kätner Martin Matzeit-Jngken aus dem Memeler Kreise zu teil geworden. Im Oktober d. hat ihm eine Windhose seine ganze Scheune zerstört. Da es gegen solche Schäden eine Versicherung nicht gibt, ist er hierdurch in unverschuldete Notlage gekommen. Jetzt ist ihm eine königliche Beihilfe von 500 Mk. zum Wiederaufbau seines Gebäudes bewilligt worden. galten in den Jahren, wo noch die Schnell feuerkanone nicht erfunden war, sodaß auch ungepanzerte Kreuzer sich in einen Geschützkampf einlassen konnten, als gute Vertreter ihres Typs. Die schnellen Fortschritte der Technik ließen diese Schiffe bald veralten. Bald genügte ihre Geschwindigkeit nicht mehr, die hohe Takelage, die ihnen ein so stolzes, majestätisches Aussehen verlieh, empfand man nur als Hinder nis, weil im Gefecht durch abgeschossene Tane leicht die Schraube unklar werden konnte. Und als nun gar die Schnellfeuerkanone auftrat, deren furchtbare Wirkungen fich zuerst in dem Krieg zwischen Japan und China und in dem Kampf um Cuba offenbarten, da war das Schicksal dieser schönen Schiffe besiegelt. Sie wurden aus der Liste der aktiven Kriegsschiffe gestrichen, ihre guten See-Eigenschaften be fähigten sie aber vortrefflich tür Ausbil dung des jungen Nachwuchses unserer Marine. Unablässig kreuzten nun die Kapitän »ur Srr Kretschmann, der Kommandant der „Gneisenau", war am 30. Mai 187t in die Marine getreten. Nach Besuch der Marineakademie wurde er 1885 erster Offizier auf dem „Albatros;", mit dem er mehrere Jahre in Australien blieb; in diesem Kommando rückte er im Oktober 1886 zum Kapitänleutnant auf. Nach seiner Rückkehr war er 1888 erst bei der IV. Werftdivision Kompanieführer, dann wurde er 1889 Adjutant der I. Marine-Inspektion in Kiel. Nach kurzem Bord kommando auf der „Baden" wurde er im Jahre 1892 Kommandant deS „Wolf" und war mit diesem Kanonenboot aus der Ostasiatischen Station. 1894 wurde er Kommandeur der II. Matrosen-Artillcrie-Abteilung. Im März 1898 wurde er zum Fregattenkapitän und Kommandeur deS Schulschiffes „Sophie" emannt, mit dem er längere Zeit auswärts, aus der amerikanischen Station rc. war. Nachdem er am 15. März d. zum Kapitän z. S. ernannt worden war, wurde er am 4. April d. Kommandant des Schulschiffes „Gneilenau". Schiffe, man gab ihnen nach einer kurzen Unterbrechung auch ihre volle Takelage zurück, in allen Meeren, und mancher Seemann, der jetzt in China tapfer im Feuer seinen Mann gestanden, hat auf dem „Gneisenau" oder einem der Schwesterschiffe seine erste kriegerische Aus bildung erhalten. Dieser Umstand macht den Untergang besonders traurig. Viele junge Menschenleben, die gerade mit vollen Segeln ans das Meer hinausfuhren, mit glühender Be geisterung für ihren Beruf erfüllt, haben nun einen frühen Tod gefunden! Der Material schaden fällt weniger ins Gewicht. Aber mit dem „Gneisenau" verschwindet wieder ein Schiff aus jenen Tagen, da noch der letzte Hauch ver klärender Poesie über dem Seemannsleben lag. Die Stelle dieser Korvetten vertreten jetzt in der deutschen Marine die soge nannten kleinen Kreuzer. Aber wie anders ist ihr Anblick. Die hohen Masten find ver schwunden. Das ragende Bugspriet hat dem scharfen Sporn Platz gemacht, und die Kanonen ragen nicht mehr an der Breitseite hervor, son dern stehen in eisernen Türmen und hinter Schilden. Die kriegerischen Eigenschaften der neuen Kreuzer übertreffen die der alten Kor vetten weit. Aber auch die alten Veteranen haben, wenn es ihnen auch nur bei kleinen An lässen vergönnt war, vor den Feind zu kommen, sich tapfer bewährt. Deshalb wird der„Gneisenau"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)