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Allgemeiner Anzeiger : 07.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190011078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19001107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19001107
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-07
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Monat
1900-11
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 07.11.1900
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Atter von dem Adjunkten-Postcn ab, weil Ritter den deutschen Soldaten nicht ausgegebcn habe, das französische Gebiet zu verlassen, und ^cil er ferner nicht sofort den Vorgang znr Kenntnis der Behörden brachte Tas Brautkleid der Königin. Nieder ländischen Blättern zufolge soll die VrnMaus- stauung der Königin Wilhelmina, deren Hoch zeit auf den 17. Januar festgesetzt ist, noch vor Ablaut dieses Jahres scrtchgestellt werden. Das Brautkleid wird in der Schule sür Kunst stickerei in Amsterdam gestickt, ivo auch datz Kleid für die Krönungsfeier hergestellt morden ist. Drei Monate lang haben die besten Schüle rinnen der Anstalt an dem Krönungskleide ge arbeitet. Der Stoff wurde über einen Rahmen gespannt und die Hälste der Mädchen beugte sich darüber und steckte die Nadeln hinein, während die andere Hälfte, unter dem Kleide auf einer Matratze liegend, die Nadeln durch zog und sie wieder znrücksteckte. Die Leiterin der Schule ist ausgesordert worden, die Stickerei sür das Brautkleid zu zeichnen, das unter ihrer persönlichen Leitung ausgeführt wird. Die Stierkampf-Arena von Roubaix hat nun ihr verdientes Ende gefunden. Das ganze Inventar der Arena ist von Gerichts wegen verkauft worden: die Gesellschaft, die sich alle Mühe gab, die Stierkämpse im Norden Frankreichs populär zu machen, mußte ihren Bankrott anmelden. Geglückte Flucht aus St. Helena. Wie aus Sevilla berichtet wird, ist es einem spani- fchen Offizier, Josö Novellis, der in den Reihen der Boeren als Artillericleutnant gegen die Engländer kämpfte und bei Ladysmith von diesen zum Gefangenen gemacht worden war, gelungen, aus St. Helena zu entfliehen. Seine große Ausdauer im Schwimmen machte er sich zu nutze. Als sich ihm eine Gelegenheit bot, stürzte es aus Ufer und schwamm so weit ins Meer hinaus, bis ihn eine F.scherbarke bemerkte und aufnahm. Von dieser gelang es ihm aus ein nach Spanien gehendes Schiff zu kommen und in sein Vaterland zurückzukehren. Vor kurzem in Sevilla angelangi, will er sich dem in Marseille demnächst landenden Präsidenten Krüger vorstellen und ihm über seinen Auf enthalt in St. Helena, sowie seine Erlebnisse in englischer Gefangenschaft berichten. Nichts geht über Großmut! Aus Petersburg wird allen Ernstes berichtet: „Aus einer Babnstation auf dem Lande wurde man dieser Tage Zeuge einer hübschen Szene. Ein funger Mann, anscheinend ein Arbeiter, bat dringend, aber erfolglos einen wohlhabenden Kammann, der aut dem Bahnsteig einher stolzierte, um eine Geldunterstützung. In diesem Augenblick erschien ein General aut dem Schau platz, in seiner Begleitung befand sich eine sehr schöne funge Dame. Um den jungen Mann abzuweifln, sagte der Kaufmann: „Wenn Sie die Frau General küssen, will ich Ihnen fünf Rubel geben." „Gut," sagte der Arbeiter, fiel dem General zu Füßen, erklärte ihm den Sach- verhwt und bat ihn um die Erlaubnis, seine Aufgabe auszuführen. Da lachte der General gutmütig und wandte sich fragend an die Deine. Der arme Kerl sprang aus und küßte ehrer bietigst die Wange, die ihm die Dame bot. Die .Nowoje Wremja', die diesen Vonall berichtet, bemerkt dazu, „solche Großmut" komme nur in Rußland vor. Ein „»heimlicher Vorfall ereignete sich in eurem Karbierladen zu Warschau. Da trat ein Mann namens Siniawski in den Barbier laden, um sich rasieren zu lassen. Der Geschäfts inhaber out den Kunden, Platz zu nehmen und lhat in gewohnter Weise seine Schuldigkeit. Plötzlich aber faßte er den Siniawski ani Kopf und begann, ihm mit dem Rasiermesser furcht bare Schnitte beizubringen. Der Unglückliche, der einem Wahnsinnigen unter das Messer ge raten war, wehrte sich nach Kräften, hielt dem Barbier die Hände fest und rief um Hilfe. Es dauerte einige Zeit, ehe es gelang, den Ueber- falleneu von seinem geistesgestörten Angreifer zu befreien. Siniawski war an Stirn, Wange und Brust so schwer verreyi, daß er infolge starken Blutverlustes das Bewußtsein verlor. Die Polizei sorgte alsbald für den Verwundeten Interesses. Jeder beeilte fich, ihnen doppelt Rundlich entgegenzukommen nach all dem Schweren, was fie durchgemacht hatten. Eines Abends saß Walter in seinem Zimmer, als ihm eine Dame gemeldet wurde, die ihren Namen nicht nennen wolle. Er befahl, fie her einzuführen ; fie war tief verschleiert, aber ihre königliche Figur, ihre ganze vornehme Erscheinung war ihm nur zu bekannt. „Gabriele!" rief er erstaunt aus. Sie schlug den Schleier zuiück, und er sah das schöne Gesicht des Weibes vor fich, das ihn so namenlos geliebt hatte. „Gabriele," wiederholte er. „Ja ich bin es/ entgegnete die Gräfin, »und weißt du, waS mich herführt?" „Ich habe keine Ahnung." „Ich komme, um deine Verzeihung zu er- Een," sagte fie demütig, „um dir zu sagen, «aß ich keine ruhige Stunde mehr gehabt habe, seit ich meine Rache plante und aussührte. Ich muß wissen, ob du mir verzeihen kannst, Waller." Sie neigte ihr stolzes Haupt. Ihre Augen standen voll Thiänen. „Vergiß nicht, daß die Liebe zu dir mir wein klares Denken raubte, daß ich meiner Anne nicht mächtig war. Vergib mir, Walter." . Ohne ein Wort zu sagen, trat Hohenstedt ms Nebenzimmer und erschien nach wenigen Minuten, seine Frau an der Hand führend. „Gabriele," sagte er ernst, „deinen Wunsch kann nur Edith erfüllen, wiederhole ihn meiner «ran gegenüber." und brachte auch dcn gemeingefährlichen Geistef- krankcu in cincr Anstalt unter. Das Erdbeben in Caracas dauerte am Mittwoch noch sorl. Die Orte San Casimiro, Cna und Charallave sind vollständig zerstört worden. Eine kleine Insel an der Mündung des Ncveri-Flusses ist verschwunden. In Tucarigua und Rio Chico sind viele Personen ums Leben gekommen oder verletzt, und auch sonst ist großer Schaden angerichtet worden; der Fernsprechdienst zwischen Caranero und Rio Chico ist unterbrochen. Der Bahnbetrieb zwischen Laguaira und Caracas ist indes schon wieder ausgenommen worden. Erdrutsche in Tunis. Außer den fünfzig Kabylen, die infolge der Erdrulschungcn in dcn Phosphatlagern von Mellaui bei Gaffa verletzt worden sind, werden noch 13 Arbeiter, die ver schüttet wurden, vermißt, und an der Möglich keil ihrerNetlung wird gezweifelt. DieRutschnngen dauern noch fort. Taifun in Anam. Eine über New Nork eingctroffene Depesche ans Hongkong meldet, daß ein Taifun Anam verwüstet habe; 160l) Personen hätten dabei den Tod gesunden, gegen 500 Personen seien obdachlos. Gerichishalle. Berlin. Tie ,Nat.-Ztg.' berichtigt ihre Mit teilung über die Verurteilung des Prinzen Prospec Arenberg dahin, daß derselbe 15 Jahr Gefängnis erhalten habe. Hannover. Wegen gewerbsmäßigen Glücks spiels bezw. Duldens von Glückschiel standen vor der hiesigen Strafkammer als Angeklagte der Zimmer polier Schrader, Schuhmacher Steinmeyer, Arbeiter Schütte und der Gastwirt Bröger. Nach Schluß der Wirtschaft ging es in die Kellerwohnung des Mitangeklagten Schütte, in der jeden Samstag bis zum Hellen Sonntag gespielt wurde. Glück im Spiel hatten nur immer die Mitangeklagten Schrader und Steinmeyer, die abwechselnd in Gemeinschaft mit einem in Spiclcrkrcisen unter dem Spitz namen „Schlosser - Adolf" bekannten Menschen, der flüchtig ist, die Bank sprengten und mit Hunderten von Mark dann plötzlich verschwanden. Diesen An geklagten, die ihrem eigentlichen Gewerbe weniger oder gar nicht nachaegangen sein sollen, warf die Anklage gewerbsmäßiges Glückspiel und ferner Betrug vor. Die Velrügereien sollen sie beim „Lütje Elf" - Würseljpiel dadurch begangen haben, daß sie beim Spielen Würfel be- nutzlen, die unler der Zahl 1 mit Blei ausge gossen waren und solche, die zweimal die Zahl 5 enthielten. Trotzdem im September v. die Schwindel» beim Falschspiel ertappt wurden und diese sich der Wut der Verlierenden durch schleunige Flucht nur mit knapper Not zu entziehen vermocht hauen, wurde mit deren Helfers Helfern ruhig weiter g-spieü. Sehr häufig kam es auch zu heftigen Szenen, bei denen dann dem Bankhalter die ge wöhnlich nicht unter 100 Mk. enthaltende Bank vielfach gewaltsam weggenommen wurde. So wurde in einem Falle dem Bankhalter Schneidermeister Ditze das gesamte Geld weggenommen, derselbe gab sich indes darüber ruhig zufrieden, als ihm auf der Slraste von dem Maurer Schnee mann, welcher den Hauptgriff in die Kasse gethan hatte, etwas abgegeben wurde: die besten Geschäfte machte stets der Angeklagte Schütte, der ei» sogenanntes Lichtgeld erhielt, das nach seinen f^genen Angaben sür eine Nacht 5 bis 7 Mk. betrug. Infolge der anonymen Denunziationen der zu Haufe darbenden Ehefrauen der Spieler gelang cs der Kriminalpolizei schließlich, die SpiclergeKllschaft zu sprengen. Die sehr umfangreiche Beweisaufnahme drehte fich um die Frage, ob die beiden ersten An geklagten sich des gewerbsmäßigen Glücksspiels, die. beiden anderen sich des Duldens von Glücksspielen schuldig gemacht halt'». Die meisten Zeugen wurden zunächst wegen Verdachts der Mit- lhäterschaft nicht vereidigt. Auf Grund der Ver handlung kam das Gericht zu folgendem Urteil: Die Angeklagten Schrader und Steinmeyer sind des Betrugs schuldig und werden zu je 6 Monat Gefängnis, Bröger ist des Dulden« von Glücks spielen schuldig und wird zu 100 Mk. Geldstrafe bezw. 10 Tagen Gefängnis verurteilt. Der Ange klagte Schütte wird freigesprochen, da nicht ge nügend festgestellt ist, daß er als Inhaber eines Ver sammlungslokals die Glücksspiele in seiner Wohnung geduldet hat. Metz. Ein Arbeiter Berner aus Iserlohn, viel- koch bestraft, hatte einem gewissen Rudolf den Mili- larpaß entwendet und arbeitete unter diesem falschen Namen in Rombach in den Hüttenwerken. Nun war bei dem Amtsgericht in Bernburg ein Prozeß an- Die Gräfin trat einen Schritt zurück. „Zu dir kam ich, Walter," entgegnete fie, dann aber gewann ihr besseres Selbst die Ober hand. „Edith," fuhr fie fort. „Sie haben viel durch mich gelitten, können Sie mir vergeben?" Da schlang Edith die Arme um der Gräfin Hals und drückte einen Kuß auf ihre Lippen. „Sie haben ihn geliebt," flüsterte fie, „des halb vergebe ich Ihnen." Graf Brandner verstand die Aussöhnung seiner Frau mit Walter von Hohenstedt ebensowenig, wie ihm je der Grund ihres Streites klar wurde, aber er freute fich sehr darüber. Er hielt von ihm mehr als von seinen andern Be kannten und hatte den Verkehr schmerzlich ver mißt. Auch hatte er den Eindruck, daß Gabriele immer milder und liebenswürdiger war, wenn fie mit Edith von Hohenstedt zusammenkam. * * * Seit einigen Jahren hängt in Schloß Roden hof ein Bild, das nach dem dargestelllen Gegen stand wie nach der künstlerischen Ausführung stets die Bewunderung aller findet, die es be trachten. Ein etwa sechsjähriger Knabe mit schwarzem Haar und dunklen feurigen Augen hält einem kleinen blonden Mädchen von etwa zwei bis drei Jahren eine Hand voll Kirschen hin, die dieses mit dankbarem Lächeln in Em pfang nimmt. Die beiden reizenden Kinder, die in ihrer Verschiedenartigkeit um so anziehender wirken, find Porträts; der Knabe ist der Sohn und Erbe des Grafen Brandner, daS Mädchen ist Walter von Hohenstedts Tochter. Graf Nrankenau und seine Frau, geborene hängig, in dem der richtige Rudolf als Zeuge gesucht winde' der »nter seinem Namen in Rombach arbeitende Bei»'. wurde ermittelt und vor das Nombacher Amts gericht zur eidlichen Zeugenaussage vorgeladen. Man sragiejihn, ob er Julius Rudolf heiße und am 27. März 1864 in Bernburg (Anholt) geboren sei, welche Frage mit „ja" beantwortet wurde. Nun erfolgte die Beeidigung nnd die Aussage, daß er, der Zeuge, von der Sache nichts wisse und die Personen, über die er ausfagen sollte, nicht kenne. Das nach Bern burg geschickte Protokoll führte zur Verhaftung des Berner und zu einer Anklage wegen Falscheid. Der als Zeuge vorgeladene Amtsrichter gab zu, daß der Gerichtsschreiber die Personalien vorher notiert habe, behauptete aber, der Eid habe sich auf das ganze dem Berner vorgelesene Protokoll bezogen. Dieselbe Ansicht vertrat die Staats - Anwalischaft, während die Verteidi gung nachwies, baß diese Ansicht nur dann richtig fein könne, wenn ein Nacheio geleistet worden wäre. Nach der bestehenden Prozeßordnung könne eine Auksage erk dann als eidlich betrachtet werden, wenn der Eid wirklich geleistet fei. Das Vorlesen des ausgenommenen Protokolls sei unwesentlich. Die Gc chworenen schloffen sich dieser Auffassung an und verneinten die Schuldfrage. Der Angeklagte wurde freigesprochen, wird aber wegen falscher Namens angabe anderweitig bestraft werden. Non St. Helena. Neber brutale Behandlung der gefangenen Boeren kommen Meldungen aus St. Helena. Ein junger Kaufmann aus Marseille, welcher als Freiwilliger aus seilen der Boeren gekämpft hatte und von den Engländern als Gefangener nach St. Helena verschickt worden ist, schrieb seinem Lehrherrn an der Riviera Ligure einen interessanten Brief, aus welchem die .Voss. Zeitung' folgendes mitteilt: „Wir wurden zuerst nach Longwood geschickt; dort zeigte sich aber unsere Ueberwachung als unzureichend, und darum kamen wir nach Deadwood, was so viel hcßt wie „Toicnwald"; es ist der trübseligste Ort der Welt, hat aber den Vorteil der weite sten Entfernung von James-Valley, der einzigen Landungsstelle auf der Nordwestseite der Insel; jeder Fluchtversuch ist hier von vornherein aus sichtslos. Für das Gemüt ist dieser Ort der Insel tief niederdrückend: dieses Gehölz, das einzige auf der traurigen Insel, besteht aus den Toienbäumen: Cypressen, Ebenbäumen, Fichten, Trauerweiden. Wir Hausen in hölzernen Baracken; die unsrige trägt die Nummer 135 und be herbergt außer mir einen Italiener, drei Hol länder, fünf Preußen und etliche Boeren. Die Vrrpflegung ist äußerst mangelhaft, die Be handlung grausam. Die Soldaieu Cronjes lagern südöstlich von Longwood, ihnen geht es noch schlechter. Das Klima ist nicht gesund. Mr. Gall, der Sohn von Felix Faures Kabinetts chef, ist bei uns. Die Engländern haben ihn wegen eines kleinen Versehens auss unmensch lichste mißhandelt. Unsere Lage wird von Tag zu Tag unerträglicher, weil unsere Kerkermeister sich darüber erbosen, daß der Krieg kein Ende nehmen will." Alpeusührer im Polar-Ms. Ein Mitarbeiter des Mailänder .Corriere della Serra' hat, wie die ,Voss. Zig.' mitteilt, die drei Alpeusührer aus dem Aostathal, die an der Polar-Expedition des Herzogs der Abruzzen teilgenommen haben, über ihre Ge danken und Eindrücke befragt und Antworten erhalten, die nicht ohne psychologisches Interesse find. Gius'ppe Peügase, der unterrichtelste und sprachgewandteste von ihnen, hat sehr bestimmt nnd einleuchtend den Unterschied dargelcgt, der zwischen den Zuständen, Gefahren und Empfin dungen im Hochgebirge und in den Polar gegenden besteht. Die Frage, ob er auch während der Kämpfe mit dem Polareise zu weilen die Empfindung gehabt habe, daß das L'ben am Gelingen eines Sprunges, an der Schärfe des Blickes, an der Kraft eines Muskels hänge, hat er verneint. „Die Schwierigkeiten und Gefahren find anderer Art; fie gehen nicht so sehr den einzelnen wie die Gesamtheit an und erfordern eine andere Art von Kräften. Wenn im Hochgebirge die Gefahr naht, ist sie meist sehr schwer; aber sie läßt sich übersehen und abmessen; man weiß, daß man sie durch Kaltblütigkeit, Erfahrung, Gewandtheit, Vorsicht Schmettau, standen auch eines TageS vor dem Bilde. Der Großvater betrachtete lange sein reizendes Enkelkind sowie den hübschen Knaben und bemerkte dann lächelnd: „Vielleicht ist dies eine Prophezeiung sür die Zukunft. Wir wollen hoffen, daß fie mit einander glücklich werden. Die beste Gabe im Leben ist ja die Liebe einer guten Frau." Und er drückte die Hand seiner Gattin, durch deren Besitz er nach seiner langen Einsamkeit ein friedliches, dauerndes Glück, eine traute, gemüt liche Häuslichkeit gefunden halte. Ende. Kann der Atem Mensche« schädlich mirke«? In der Laienwelt ist der Glaube, die Atcm- lust eines Kranken wirke nachteilig, sehr ver breitet. Der Glaube hängt vielleicht mit dem eigentümlichen Geruch zusammen, dcn der Atem bei vielen Kranken annimmt. Indessen ent stammt dieser Geruch gar nicht den AtmungS-, sondern den Veidauungsorganen und rührt von dem Daniederlie^en der Funktion der letzteren — einer bei krankhaften, besonders fieberhaften Zuständen ganz regelmäßigen Erscheinung — her. Dagegen ist neuerdings festgestellt worden, daß zwar nicht bei ruhiger Atmung, jedoch beim Sprechen, Husten, Niesen, Räuspern unter Um ständen die Atmuugslust gewisser Kranker eine erhebliche Gesahr für die Umgebung bilden kann. Bei diesen Prozeduren werden nämlich, wie man sand, mit dem Atemstrome allerkleinste. überwinden kann; man hat das Leben in den- eigenen Händen. Steht man vor unübersteig- lichen Hindernissen, so heißt es: Kehrt marsch. Den Weg, auf dem man gekommen, kann man auch zurückmachen. In jenen Breiten aber steht es nicht bei uns, ob wir zurückkehren können: es heißt: Vorwärts, auch wenn die Kräfte nachlassen. Die Gc ahr überrascht uns unversehens, ost im Schlafe. Statt daß dec Mensch mit dem Eise den Kampf beginnt, greisen die Eismassen den Menschen an, und die Verteidigung ist schwieriger als der Angriff." Die körperlichen Anstrengungen sind nach Aus sage der Italiener nicht übermäßig groß ge wesen. Dagegen hatte die grimmige Kälte auf der hunderttägigen Schlittenreise allen arg zugesetzt. „Wenn Halt geblasen wurde, war das Schlimmste auszustehen. Die Pelze waren im Lager zurück gelassen; wir hatten nicht viel mehr auf dem Leibe als hier in unseren Bergen. Wenn wir das Zelt ausschlugen, klapperten uns die Zähne wie ein Hammerwerk. In dem Pelzsack, in den wir alle vier krochen, litten wir drei Stunden solche Kälte an den Beinen, daß an Schlafen erst zu denken war, wenn wir uns gegenseitig erwärmt hatten. Am Morgen rauchte der Sack wie ein Kochtovf. Aber kaum waren wir heraus, so waren die Hosen wie gehobelte Bretter, und wir mußten die Beine auseinandersetzen wie Riesen." Dem Ausfragcr war auch Auskunft über gewisse physiologische Erscheinungen er wünscht, und er konnte, obwohl mau bei Tisch saß, eine bezügliche Frage Ihun, da Alpenführer nicht an der Prüderie zu leiden vflegen. Die Antworten ließen erkennen, daß die Bereit willigkeit, mit der der Mensch sonst bestimmten Geboten der leiblichen Narur entgegcnkommt, durch eine berechtigte Furcht vor der Kälte sehr wesentlich beeinträchtigt wird. Kuntes Allerlei. Die abgelegte Garderobe einer Königin. Es wurde unlängst behauptet, daß die ver- witweie Königin von Italien, deren Kleider schränke reicher gefüllt sein sollen, als die irgend einer anderen regierenden Fürstin, alle Toiletten, die fie nicht mehr zu tragen beabsichtige, ver kaufen lasse. Dies ist jedoch nie der Fall ge wesen. Königin Marghcr tta, die sich gern schön kleidet und daher sehr oft ihrer Garderobe neue Modeschövfungen hinzusügt, schenkt ihre abgelegten, meist nur drei- bis viermal ge tragene Gewänder ohne Ausnahme ihren Dienerinnen, die sic aanz nach ihrem Belieben sür sich behalten ooer verkamen können. Aller dings geschieht in der Regel das letztere, denn jede Rom besuchende Engländerin oder Ameri kanerin trachtet danach, ein Kleidungsstück, das Italiens Königin geschmückt hat, in ihren Besitz zu bringen. Die Sachen erzielen immer einen sehr guten Preis, besonders deshalb, weil säst feder Gegenstand mit Magheritas Initialen ver sehen ist. Gegenwärtig reißen sich die Misses und Aankeeladies um die Roben, Blusen, Jacketts, Mäntel und Hüte der Königin, die den Trauer- Toiletten weichen mußten. Die hohe Frau ge denkt das erste Jahr tiese Trauer und daS zweite Jahr Halbtraucr zu tragen; die farbige Garderobe, die viele gänzlich neue Toiletten enchätt, würde inzwischen total unmodern wer den. Früher wurden die nicht mehr erforder lichen Wintersachen zu Beginn der warmen Jahreszeit und die ausrangierie Sommerkleidung im Spätherbst an die Kammerfrauen und Dienerinnen verteilt. * * * Die Erklärung. Maud: „Ich weiß gar nicht, ich kann mein vorjähriges Badekostüm nicht mehr finden und ich habe es bestimmt in diesem Schubfach ausgehyben." — Ellen (die fich dieses Kostüms noch genau erinnert): „Es ist gewiß eine Motte hineingekommen, Liebling, und hat es aujgegessen." Wahrheitsgemäß. Richter: „Sie sind bereits vorbestraft?" — Angeklagter: „Dadruf kann ick mir nich so jenau besinnen. In de letzten zehn Jahre nich!" — Richter: „Ist das wirklich wahr?" — Angeklagter: „Ja, janz jewiß, lieber Herr Richter. Da habe ick doch ins Jejängnis jesessen!" für unsere Augen unsichtbare Tröpfchen von Mundflüsfigkeit nach Art eines feinen Nebels regelmäßig in die umgebende Lust versprüht. Enthält nun die Mundflüsfigkeit Krankheitskeime, so werden diese mit den Tröpfchen mitgerissen, und da letztere immerhin erst nach einiger Zeit aus der Lust verschwinden, so können fie mit samt den ihnen anhaftenden Krankheitserregern eingeatmet werden. Nun enthüll in der That die Mundflüsfigkeit bei manchen Schwindsüchtigen, femer bei Influenza-, Diphtherie-, Keuchhusten, kranken die krankmachenden Keime; somit ist die Möglichkeit, daß diese Krankheiten durch die Atemlust Erkrankter beim Sprechen, Husten rc. weiter verbleitet werden, sehr wohl gegeben. Eine andere Frage ist schließlich die, ob die Ausatmungslust eines gesunden 'Menschen Spu ren eines Giftstoffes enthülle. Mau nahm dies bi; her vielfach an, weil man nur so die be kannte Erscheinung erklären zu können glaubte, daß in von Menschen überfüllten Räume» bei manchen Personen leicht Unbehagen eintritt, dessen Symptome fich bis zur Ohnmacht und Bewußtlosigkeit steigern können. Eine jüngst oorgenowmene Prüfung dieser Frage führte aber zu dem Ergebnis, daß fich ein besonderes Gift in unserer AusatmungSlust in keiner Weise Nach weisen läßt. Verdienst und Glück. „Was ist denn eigentlich der Unterschied zwischen Verdienst und Glück?" — „Nun, wenn man selber etwas er rungen hat, nennt man das Verdienst; was aber unser Mitmensch erreicht Hai, bezeichnet man als Glück."
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