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Allgemeiner Anzeiger : 07.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190011078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19001107
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19001107
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-07
-
Monat
1900-11
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 07.11.1900
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Politische und schon. Die chinesischen Wirren. * Die Antwortnoten sämtlicher Mächte auf die an sie ergangene Beilrittsaufforderung zum deutsch-englischen China-Ab kommen liegen nunmehr vor. Alle Kabinette haben in entgegenkommeuster Weise ihre Z u - stimmung zu den Punkten l und 2 dor Vereinbarung erklärt, und die Bemerkungen, die einige an Punkt 3 knüpfen, sind nicht ge eignet, die über die beiden vorhergehenden Artikel erzielte Ilebereinstimmung irgendwie zu stören. Ueberhaupt hat bercgter Punkt ja nur eine subsidiäre Bedeutung, denn er gilt bloß für den Fall, daß eine dritte Macht den im Vorhergehenden niedergelegten Leitsätzen der deutsch-englischen China-Politik entgegen handelt. Da nun jedoch sämtliche Kabinette hinsichtlich der Artikel 1 und 2 bindende Erklärungen ab gegeben haben, tritt Punkt 3 ganz von selbst in den Hintergrund. * Chinesische Blätter melden, daß der Auf enthalt des Prinzen Tu an unbekannt sei. Tuan sei weder in Singanfu noch in Tungkwan. Es wird als möglich angedeutet, daß Tuan geflohen sei, um einer Bestrafung zu ent gehen. Die Leitung der Hofangelegenheiten liegt gegenwärtig in den Händen dreier bekannten Fremde n feinde. * Nach Berichten des ,B L.-A.' aus Peking wurde im Brunnen des kaiserlichen Palastes die Lieblingsfrau des Kaisers, Schenti, ertränkt gefunden. Es heißt, die Kaiserin-Witwe, deren Haß sich das schöne Mädchen zugezogen hatte, habe sie töten lassen. Sching-Fei, die zweite Lieblingssrau, und hun dert andere Damen des kaiserlichen Harems sind gefangen in den Händen der Verbündeten. "Aus Schanghai kommt die Nachricht, eine Expedition der Verbündeten sei von Peking nach den Ming-Gräbern unter wegs. Die Ming-Gräber sind in der Nähe von Nanking. Es geht ferner das Gerücht, eine starke europäische Streitmacht komme südwärts den großen Kanal ent lang. Dem Vizekönig Liu von Nanking soll von Sir Robert Hart der Vormarsch ver bündeter Truppen ans dem Wege über Wuchang gemeldet worden sein. Deutschland. "Im .Reichsanzeiger' wird nochmals nach drücklich erklärt, daß das d e u t s ch - e n g l i s ch e Abkommen keinegeheimenVerein- barungeu enthalte. *Dic Beschlagnahme von 30 Kisten Goldbarren ans Transvaal an Bord des deutschen Dampfers „Bundesrat" hat in Knxhaven stattgesnnden und ist auf Befehl der zweiten Zivilkammer des Hamburger Landge richts erfolgt, wie anzunehmen, auf Antrag von Versicherungsgesellschaften. Die „Norddeutsche Bank" war vom Gericht ersucht worden, das Gold in Verwahrung zn nehmen, und ist dieses ihr bereits übergeben worden. "Die deutsche Kolonialgescllschaft hat be schlossen, „bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß in die neuen Handelsver träge eine Bestimmung ausgenommen wird, wonach die mit Ursprungszeugnissen versehenen, aus deutschen Schutz- und Pacht gebieten stammenden tropischen Plan- tagcnprodukte, Kaffee, Kakao, Thee, Mais, Tabak und Gewürze zollfrei oder mit besonderen Zollvergünstigungen in das deutsche Zollgebiet eingeführt werden können." Oesterreich-Nngarn. "In Wien hielt der Handelsminister v. Call bei dem Bankett desJndustriellentages eine Rede, in welcher er erklärte, er erblicke den kräftigsten Rückhalt für eine gedeihliche Lösung der Frage des neuen Zolltarifs und der Handelsverträge in der Mitwirkung des Parlaments, er wünsche daher dringend die Thäligkcit des Abgeordnetenhauses. Der Mini ster betonte, die achtunggebietende, erst jüngst in der Pariser Weltausstellung glänzend be währte Leistungsfähigkeit der österreichischen Wußte es sein? 84) Roman von C. v. Berlevsch. «Schluß., Als die Gäste eifrig beim Tanzen waren, verließen Herr und Frau von Hohenstedt unbe merkt die Gesellschaft. Walter führte seine Gattin in die Bildergalerie. Die silbernen Mondstrahlen beleuchteten den Platz, auf dem beide so schwere Stunden durchlebt hatten, sie glitzerten auf dem weißseidenen Gewand der jungen Frau und spiegelten sich in den Diamanten ihres Schmuckes. „Mein Herzensschatz," sagte Walter, sie fest umschlingend, „du bist weit schöner als jene Frauen, welche diese Bilder darstellen. — Ge denkst du des Unglücks, das hier über unS hereinbrach?" „Ich kann es nie vergessen," erwiderte sie. „Aber du sollst es, Geliebte. Deshalb führte ich dich gleich heute hierher. An dieser Stelle, wo wir so namenlos litten, möchte ich dir sagen —" er zögerte einen Augenblick. ^Was?" fragte Edith. Walter schloß sie fest an seine Brust. „Wie unendlich ich dich liebe, mein süßes Weib, und daß diese Liebe treu und aufrichtig bis zum Tode bleiben wird. Ich danke Gott, daß er mir das größte Glück geschenkt hat: das warme Herz einer lieben und tapferen Frau." 20. Die Gräfin Gabriele Brandner war nach wie vor tonangebend in ihren Kreisen. Sie Hatte im Frühling die Stadt verlassen, aber ein Industrie mache es derselben zur Pflicht, mit aller Macht eine Milderung des die besten Kräfte lähmenden inneren Streites Hu bewirken. * Die Nachricht über einen Zusammen- stoß zwischen einer österreich-urgari- schen Militärpatrouille und mon tenegrinischen Soldaten, bei dem auf montenegrinischer Seite em Mann getötet wurde und auf beiden Seiten Verwundungen vor kamen, findet amtliche Bestätigung. Nach den bisher vorliegenden Berichten scheint es sich bei dem Vorkommnis nur um einen durch strittige Waldbenutzungsansprüche hervor gerufenen Konflikt der betreffenden Grenz bevölkerung zu handeln, so daß dem Zwischen fall geringe Bedeutung zukäme. England. "Der südafrikanische Krieg hat von England bereits ungeheuere Opfer an Menschenleben gefordert, mehr als man in England je erwartete: aber der Tod des Prinzen Christian Viktor trifft die Nation ins Herr, zumal sie nicht viele tüchtige Offiziere königlichen Geblüts zn verlieren hat. Man wies in Presse und Publikum immer mit besonderem Stolz darauf hin, daß, wenn auch der Prinz von Wales oder der Herzog von Jork sich nicht selbst am Feldzuge beteiligen könnten, doch wenigstens außer den drei Prinzen von Teck, noch ein dritter Abkömmling der Königin in der Person des Schleswig-.^olstein- schen Prinzen, der Sohn der Prinzessin Christian, sich seit Beginn des Krieges in Südamka in der Front befindet. "Der neue Staatssekretär des Aeußern, Lord Lansdowne, steht gegenwärtig im 55. Lebensjahre und ist seit 1895 Kriegsminister, nachdem er vorher schon ver schiedene hohe Staatsämter innegehabt hat: 1869—72 das Schatzamt, 1872—74 das Unter- staatssekrctariat des Krieges, 1880 das für Indien. Von 1883—88 war er General gouverneur von Kanada, von 1888 bis 1893 von Indien. Seine Amtsführung als Kriegs minister ist zu wiederholten Malen von der englischen Presse einer herben Kritik unterworfen worden. Spanien. "Aus Saragossa wird die Abreise des Karli st enführers Cabrera gemeldet. Das Ziel seiner Reise ist unbekannt. Die militärischen Behörden in Valencia haben Vorsichtsmaßregeln getroffen. In Navarra und Biscaya herrscht vollkommene Ruhe. Die Regierung steht der karlistischen Bewegung optimistisch gegenüber. (Das ist aller dings das bequemste.) Amerika. "Die Wahlbewegung in den Ver. Staaten hat ihren Gipfelpunkt erreicht. Am Dienstag erfolgt die Entscheidung. Der ,New Nork Herald' veröffentlicht eine Erklärung Bryans, in welcher er sagt, die Demokraten hätten gute Aussichten, im Staate New Jork zu siegen. Die Republikaner haben gleichfalls Vertrauen zu ihrer Sache und sind der Ansicht, daß Mac Kinley eine größere Majorität als im Jahre 1896 haben werde. * In die letzten Wahltage hinein kommt eine Erklärung der für ihre Selbständigkeit ringenden Filipinos. Der in Paris lebende Vertreter Aguinaldos, Agoncillo, hat eine Kundgebung an das amerikanische Volk gerichtet, in welcher er betont, welchen materiellen und moralischen Schaden der gegenwärtige Krieg den Philippinen und Amerika bereits zugeiügt habe und noch zufügen werde. Weiter erklärt Agoncillo, die Filipinos seinen fähig, sich selbst zu regieren, und verlangt eine Volksabstimmung in der Ueberzeugung, daß alle Filipinos die Unab hängigkeit verlangen. Afrika. "Wenn auch die Aussicht der Boeren auf neue durchgreifende Erfolge durchaus hin fällig ist, so Yaben doch die letzten Tage be wiesen, daß sie immer noch rührig und stark genug sind, den Engländern das Leben sauer i Schwarm Gäste war ihr und ihrem Mann nach ' Schloß Rodenhof gefolgt, wo ein Fest das andere jagte. Gabriele war auch hier der Mittelpunkt der Gesellschaft; die Zeit hatte ihre Schönheit nicht gemindert und sie schien be rufen, überall, wo sie sich zeigte, die erste zu sein. Es war ein heißer Tag, der letzte des Juni, und die Gräfin hatte sich eine Zeitlang von ihren Gästen zurückgezogen, um in ihrem kühlen Zimmer auSzuruhen. Da am Abend ein länd licher großer Ball stattfinden sollte, wünschte sie dazu wieder frisch zu sein. Eie hielt nicht viel von einer Ausfahrt oder einem Ritt an heißen Tagen, wozu sich die Gäste auch heute ent schlossen hatten. Sie ließ sich ihr Ruhebett an ein offenes Fenster rücken und daneben einen Tisch stellen, auf dem ihr Fächer lag, nebst einem Strauß Heliotrop, ihrer Lieblingsblume, und einigen Büchern. Die Gräfin strengte ihre schönen Augen aber nicht mit Lesen an, sie hatte dieselben geschloffen, ihr dunkles Haupt lag auf einem Kiffen von rotem Samt. In ganz ungesuchter Anmut bot sie in dieser Lage ein so reizvolles und ent zückendes Bild dar, daß ihr Gatte, der sie auf suchte, bewundernd auf der Schwelle stehen blieb. Er brachte seiner Frau noch dieselbe Zärtlichkeit, dieselbe leidenschaftliche Liebe ent gegen wie im Anfang ihrer Ehe, ja er liebte sie womöglich noch inniger, fett sie ihm einen Sohn geschenkt hatte, der sich zu der Eltern Freude gesund und kräftig entwickelte. Kein Wunsch wurde ihr versagt, und seine größte Freude war, ihr das Leben zu verschönen. zu machen. Aus Ali Wal North wird unierm 31. Oktober berichtet: Auf die Meldung vom Befehlshaber der Kavpolizei in Odendal- stroom, daß mau in Palmietspoint am Oranje fluß Schießen höre, wurde von hier eine Er kundigungs-Abteilung von vierzig Mann unter dem Befehl des Kapitän Knott abgesandt. Später wurde berichtet, daß ein Boeren- kom mando von 200 Mann gegenüber Odendalstroom gesehen worden sei; hieramhin gingen weitere 40 Mann zur Verstärkung der Polizeitruppe in Odendalstroom ab, während 80 Mann zur Unterstützung des Kapitäns Knott ausrückten. Den letzten Berichten zufolge war in der Gegend von Hennings Farm gegen über Odendalstroom ein Gefecht im Gange. Ueber die Notwendigkeit deutscher Kanalkanten hat der russische General v. Wenddrich sich aus gesprochen. v. Wenddrich ist seit vielen Jahren Bevollmächtigter des russischen Kommnnikations- ministermms im Auslande und hat das -deutsche Kanalsystem eifrig studiert. Er darf daher recht Wohl als fachmännische Autorität angesehen werden. Als General faßt er die Frage in erster Linie vom militärischen Standpunlt aus ins Ange. Er findet, daß Deutschland aus strategischen Rücksichten gezwungen sei, sein Kanalnetz zu vergrößern, da die Eisenbahnen nicht mehr zur größest zuverlässigen Truppen konzentration genügen. Das Eisenbahnsystem sei allerdings sehr gut organisiert; Deutschland könne binnen 24 Stunden 825 000 Mann an seine westliche Grenze werfen, aber eine heil lose Verwirrung müsse eintreten und die ganze Verproviantierung stocken, wenn nun eben diefe Bahn auch noch Sperrgüter an die Grenze schaffen solle. Herr v. Wenddrich stellt daher die Forderung, daß Eisenbahnen in Kriegszeiten von Sperrgütern entlastet werden. Er begründet dies mit den Erfahrungen, die man auf deutscher Seite bereits im letzten Kriege gemacht hätte. Der Mangel an geeigneten Wasserwegen habe die Belagerung von Paris um gut drei Monat verzögert und viel unnötige Opfer gefordert. Daß auch jetzt noch Deutschland im Kanalbau seinen Nachbarn entschieden nachstehe, sucht der russische General an folgender Zusammenstellung nachzuweisen: Es besitzen an schiffbaren Kanälen: auf 100 qkm auf 10 000 Einwohner Deutschland 10000 krn 1,9 km 1,9 Km Frankreich 12000 „ 2,3 „ 3,2 „ Rußland 36000 „ 0,7 „ 3,6 „ Somit lassen wir selbst Rußland hierin den Vorrang. Auch von den ersten deutschen mili tärischen Sachverständigen sind ähnliche ge wichtige Gründe ins Feld geführt worden, die aber auf die Agrarier ohne Eindruck ge blieben sind. Uon Unk und Fern. Prinz Christin« Viktor von Schles wig-Holstein wird in einem Soldatengrab Ruhe finden. Ehe er nach Südafrika ging, sprach er den Wunsch aus, mit seinen Kame raden begraben zu werden, wenn er fallen sollte. Mit Zustimmung der Königin Viktoria wird sein Wunfch erfüllt und der Prinz in Pretoria zur letzten Ruhe gebettet werden. Graf Zeppclins Luftschiff. Wie schon an anderer Stelle gemeldet, ist Graf Zeppelin in Geldschwierigkeiten geraten. Es scheint, daß nun der Staat einspringen will, um seine Er findung weiter auszubauen. Der Wiener,N. Fr. Pr.' wird aus Stuttgart berichtet: Dem Vernehmen nach ist die deutsche Militärverwal tung geneigt, das Luftfahrzeug des Grafen Zeppelin zu erwerben. Die Ballonhalle am Bodenfee soll abgebrochen und die nächste Auf fahrt im Frühjahr 1901 auf dem Tempelhofer Feld bei Berlin veranstaltet werden. Der Feldpostdienst in Ostasten nimmt immer mehr an Ausdehnung zu. Wie die .Deutsche Verkehrs-Ztg.' hört, ist eine weitere Verstärkung des Personals der Feldpost um Beamte, Schaffner und berittene Postillone cr- ! forderlich, die voraussichtlich am 27. November l von Genua aus mit dem Reichspostdampfer die Er trat jetzt leise an Gabrieleus Lager und küßte sie auf die Stirn. „Schläfst du, mein Lieb?" fragte er. „Nein," erwiderte sie, die Augen öffnend. „Ich habe eine große Neuigkeit für dich, darf ich sie dir vorlesen?" „Was ist es? Wer weiß, ob ich sie auch so interessant finde." „Höre nur erst," sagte der Graf und schlug die Zeitung auseinander. „Hier ist es, ich bin überzeugt, daß es dich interessiert. Jetzt ist diese Sache, die so vielen Leuten Kopfzerbrechen und mir, offen gestanden, thatsächlich Kummer bereitet hat, endlich aufgeklärt. Für Hohenstedt ist mir das eine Freude, wie fett langen Jahren nichts. Ich bin gespannt, was du dazu sagst." Er setzte sich an das Fenster und las den Zeitungsbericht über den „Fall Hohenstedt" vor. Gabriele hörte aufmerksam zu. Sie erkannte mit voller Klarheit, daß ihr so künstlich ein- gefädelter und scheinbar gelungener Rachcplan vereitelt war; sie hatte den Mann, der sie verschmäht, nicht bestraft, ihm vielmehr zu einer schönen und liebenswürdigen Frau aus den vor nehmsten Kreisen verholfen. Das Unheil, das sie beabsichtigte, hatte sich ins Gegenteil, in Heil und Segen gewandelt — Walter von Hohen stedt war einer der glücklichsten Menschen ge worden. Als der Graf die Nachricht vorgelesen hatte und auf seine Frau blickte, um den Eindruck, den die Neuigkeit Ms sie gemacht hatte, zu be obachten, lag sie zu seinem Schrecken blaß und bewußtlos vor ihm; eine Ohnmacht hielt ihre Sinne gefangen. Er glaubte selbstverständlich. Reise nach China anireten werden. Auch weitere Postwagen, und zwar Brieikariole, werden von hier ans den Feldpostanftalten überwiesen. Die erste Feldpost mit Briefen und Postpaketen vom Kriegsschauplatz, die bei Feldpostanftalten auf- geliefert und mit deren Aufgabe stempel bedruckt find, ist am 29. Oktober beim Marinevostbüreau in Berlin eingegangen. Sie bestand in zwei Briejsäcken im Gewicht von fast 80 Kilogramm, die mehr als 20 000 Briefe und Postkarten enthalten. Begnadigung. Der Mörder Dietrichs, der wegen Ermordung seiner Geliebten vom Schwurgericht in Hildesheim zum Tode ver urteilt wurde, ist vom Kaiser zu lebensläng licher Zuchthausstrafe begnadigt worden. Vom Bahnzuge überfahren und zer malmt wurde am Donnerstag in Biedenkopf der Referendar Prätorius. Eine pockenähnliche Krankheit gibt es, wie der Kolonialarzt Dr. Plehn im ,Kolonialbt.' berichtet, im Kamerungebiet. Sie tritt epidemisch auf, verläuft stets gutartig und dürfte zn Ab- sperrunasmaßregeln kaum Veranlassung geben. Todesfälle find niemals vorgekommen. Die Krankheit setzt meist mit Frost und Fieber ein, der Ausschlag tritt erst nach einigen Tagen ans und breitet sich allmählich aus. Seltener liegen die Leute bis zu zwei Wochen krank. Sich selbst gerichtet. Dem irdischen Richter entzogen hat sich der Kupferschmied Ernst Jaritz aus Nüdigershagen, der in einem Ansalle von Geistesgestörtheit seine Frau ermordete, indem er ihr in Gegenwart des jüngsten Kindes mit einem Tischmesser den Hals durchschnitt. Der Mörder wurde dem Gerichtsgefängnis in Worbis zugesührt, wo er in der vergangenen Nacht sich an der Thürklinke seiner Zelle er hängte. Das Motiv zu dem Gattenmorde ist, wie jetzt bekannt wird, in der Uebernahme einer Bürgschaft von 12000 Mk. sür seinen Schwager (den Bruder der hingemordelen Frau) zu suchen. Jaritz wurde, obwohl er ein großes Vermögen besaß, in letzter Zeit von den Gläubigern seines Schwagers arg bedrängt. Schafe überfahren. Der Berlin- Aachener Schnellzug ist am Mittwoch auf der weM fischen Slrecke hinter Altenbeken in eine Schafherde hineingefahren und hat 50 Schafe zermalmt. Ans entsetzliche Weise nms Leben ge kommen ist in Wandsbek der 66 jährige Wein händler Schumann. Derselbe hatte sich mit einem brennenden Stearinlicht in den Wein keller begcbcn, um Spiritus zu holen. Nach Verlaus einer Stunde wurde die vollständig ver kohlte Leiche Schumanns im Keller aus dem Boden liegend gesunden, während sonst keine Brandspuren im Keller sichtbar waren. Man nimmt an, daß Schumann mit dem. Licht dem Spirilussaß zu nahe gekommen ist, sodaß sich die Flüssigkeit entzündete und die Flammen die Kleider des Unglücklichen erfaßten. Eine schwere Unthat wird aus dem Danziger Werder gemeldet. Ein dortiger Fleischermeister kehrte in der Nacht zum Donners tag im Gasthause zu Wossitz ein und band während seines Aufenthalts im Lokal sein Pferd an dem Holm vor dem Hause an. Als er wieder heraustrat, waren Pferd und Wagen verschwunden. Er schickte nun seine beiden Gesellen aus, um die Spur des Gefährtes zu erforschen. Als diese das Feld betraten, wurden sie von mehreren Wegelagerern übersallen und hierbei der Geselle Johann Lietz getölet, der zweite Geselle durch Messerstiche schwer verletzt. Man fand Lietz mit zerschmettertem Schädel als Leiche auf dem Felde liegen. Als vermutlicher Hauptattentäter ist ein Arbeiter Palikowski verhaftet worden. Ein Grenzzwischenfall ereignete sich in der Nähe von Altmünsterol. Dem ,Elsässer Volksboten' zufolge überschritten mehrere deutsche Soldaten in voller Uniform die französische Grenze in Chavanal bei Belfort und verweilten längere Zeit in der Schenke von Ritter, des Adjunkten des Maires von Chavanette. Der Verwalter des Gebietes von Belfort berichtete sofort über den Fall an den französischen Minister des Innern und setzte den Schankwirt die Hitze sei Schuld an ihrer Ermattung: wie hätte er wohl auch auf den Gedanken kommen können, Gabriele in Verbindung mit dem „Fall Hohenstedt" zu bringen! Sie erhotte sich nach wenigen Minuten. Als sie wieder zu vollem Bewußtsein gekommen war, befand sie sich in einer ganz eigenaftigen Stim mung. Freude und Schmerz stritten sich in ihrem Innern, und die Freude überwog. Es war ja auch nicht Kummer gewesen über ihren mißlungenen Plan, wodurch sie so erregt wurde; — nein, es war Befriedigung und ein Gefühl von Erlösung, daß ihr Herz endlich von einem schweren Druck befreit war. Sie hatte sich schon früher eingestanden, daß sie nicht ganz schlecht sein konnte. Walter hatte einige Jahre gebüßt, mochten jetzt er und Edith sich ihres Lebens und ihrer Liebe erfreuen! Sie atmete auf in dem Bewußtsein, das Lebensglück der beiden nicht dauernd vernichtet zu haben. Und sie selbst, konnte sie sich nicht voll befriedigt fühlen in dem Besitz des besten Mannes, des blühen den Kindes? War sie dieses Glückes wert? Von nun an wollte sie versuchen es mehr und mehr zu verdienen, sie wollte ihres Mannes Liebe inniger erwidern, ihrem Knaben eine sorg samere Mutter sein als bisher, wo ihr das Ver gnügen, das doch Mr die innere anklagende Stimme übertäuben sollte, mehr gatt als ihr Kind. * * * Ein Jahr war verflossen. Walter und Mih von Hohenstedt die zum Winter nach Wien kamen, waren der Gegenstand des allgemeinen
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