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Allgemeiner Anzeiger : 05.05.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191705057
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170505
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-05
- Tag 1917-05-05
-
Monat
1917-05
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 05.05.1917
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I^riegskilfe auf äem Cancle. In dieser großen Zeit, wo draußen in Feindesland bis auss äußerste gekämpft und gerungen wird, wo jeder das Letzte einietzt zum Schutz des teuren Vaterlandes, da müssen auch wir in der Heimat Zusammenhalten, die gemein same Not Zusammentragen, uns selbst vergessen, ausgehen in der Sorge und dem Wohl der Allgemeinheit. Freiwillig Helsen, die Heimat vor Hunger, Not und Krankheit schützen, denen bei stehen, die ihr Liebstes Hinauslenden und opseru, alle Kräfte heranholen und anspannen, Lebens mittel hcranschafsen, sie richtig ausnutzen, ver teilen und verwerten, nichts umtommen lassen, sondern aus Altem neue Werte schaffen, das ist die Hauptaufgabe. Auf diesen Grundlagen vater ländischer Pflicht baut sich die „freiwillige KriegS- hilse" auf. Durch Sammeln von Abfällen jeder Art, wie Knochen, Papier, alle Wollreste. Lumpen, Leder, Felle, Stanniol, altes Eisen, Gummi, .Konservenbüchsen, Tuben und Pasten von Salben, Küpser, Messing, Stahlfedern, Flaschen usw. seilens der Schulkinder darf im ganzen Kreise nichts mehr umkommen. Zur Anregung der Sammeltätigkeit müssen Gutscheine sür kleine Geschenke, Kriegserinnermigen, ime Löcher, Broschen, auch Lebensmittel au die Schulen ausgegeben werden, überhaupt müssen die Lehrer und die Kinder, die die wichtigsten Förderer auf dem Lande sind, sür die vater ländische Sache erwärmt weiden, denn durch die Sammeltätigkeit und den unermüdlichen Fleiß oller dieser Kinderhände können dem Valerlande Millionen Zusammengebracht und auch sonst un schätzbare Dienste geleistet werden. Auch die Geistlichkeit, die Gemeindevorsteher müssen ge beten werden, sich mit in den Dienst der giften Sache zu stellen. Vyn der Kanzel oder am Sonntagabend können die Frauen in den Ver sammlungen durch einen kleinen Vortrag neben manchen so wichtigen Lebensfragen jetzt im Kriege auch über die Bestrebungen der Kriegs- Hilse aufgeklärt und zur Mitarbeit gewonnen werden. Die Hauptsache wird aber immer bleiben, daß die Landrütin, die durch die Stellung ihres Mannes alle Verhältnisse kennt, selbst in jede einzelne Landgemeinde die An regung bringt; nur durch persönliche Aussprache und Auswahl der Menschen kann das Lievcs- werk durchgesührt werden. Man muß ferner in der Kreisstadt eine Hauptstelle mit verschiedenen Abteilungen er richten: eine Vermittlungsstelle für den Nn- und Verkauf von Lebensmitteln, wie Obst, Ge müse, Fische usw., eine Kochstelle für Fruchtsast, Marmelade, Mießmuschelwurst, Sülze, Salat, Sauerkohl sür die arme Bevölkerung, eine elektrisch betriebene Darre zum Trocknen von Obst, Gemüsen und feuchtem Getreide, sowie eine Sammelstelle sür die Mülle aus dem ganzen Kreise. Auch muß der Kriegshilse vom Kommunalverband der An- und Verkauf und die Verteilung der Butter und Eier im Kreise übertragen werden. Außerdem muß in jeder einzelnen Gemeinde eine Sammelstelle für die Organisation, den An- und Vei kauf von Lebens mitteln und das Sammeln der Abfälle, die wieder in engster Verbindung mit der Haupt stelle stehen muß, eingerichtet werden. DerKreis- ausjchuß oder der Magistrat muß die nötigen Bäume umsonst zur Verfügung stellen, ebenso die elektrische Kraft zum Betriebe der Darre während der Kriegszeit. Dafür, daß die nötigen Mittel sür den Be trieb, die Maschinen und die Wohlsahrtsein- richtungen zur Verfügung stehen, kann durch Konzerte, Wohltätigkeilsseste und Vorträge, sowie freiwillige Spenden gesorgt werden. Doch nicht allein der Stadt soll geholfen werden, auch auf dem Lande, wo die Wohltätigkeit nie versagt, muß in dieser schweren Zeit das nölige Verständnis für eins der wichtigsten Volls- ernährungsmittel — das Kaninchen — geweckt werden. Auch dabei muß man sich wieder an die Lehrer und Kinder wenden und möglichst durch einen Vortrag über Zucht, Mast, Fell- und Lederverwertung die Landbevölkerung auf- klären und, sobald gute Ställe nachgewiesen, das nölige Zuchtmalerial umwnst zur Verfügung stellen. Jeder Empfänger muß einen Verpflich ¬ tungsschein unterschreiben, wonach er vom ersten Wurf wieder zwei Kaninchenhäsinnen unUnst zurückzugeben hat. Auch der Ankauf und die Aufzucht von jungen Ziegenlämmern und Böcken, sowie deren spätere Verteilung an Bedürftige ist ein Mittel, um weite Kreise für das Liebeswerk der frei willigen Kriegshilfe zn gewinnen. DaS gleiche ist der Fall mit der freien Ausgabe von Brul eiern, sowie von Eomjrey- und Topinambur- stccklingen behufs Anlage von Versuchsfeldern in den Gemeinden, nm der großen Karloffelnot wirksam abzuhelfen. Wenn auch die Gründung einer freiwilligen Kriegshilfe auf dem Lande ein Leben reicher Arbeit bedeutet, so ist doch wieder der Gedanke, milzuhelsen an der Linderung der Kriegsnot und in dieser großen Zeit mitzuschaffen zum Besten des Vaterlandes, auch sür uns Frauen ein so erbebender, daß sicher vielfach alle Be denken schwinden und d'e geschilderten Einrich tungen in den meisten Kreisen für die Kriegszeit Nachahmung finden werden. v. L. verschiedene ttriegsnachrichten. 3 388 669 Naumtonnen verloren. Dem .Berner Tageblatt' zufolge geht ans einem Ge.chüttsbcricht der Berner Transport- Versichcrungs-Geielüchaft aus sämtlichen Zu sammenstellungen hervor, daß von August 1914 bis 31. Sepiember 1916 insgesamt 2024 Han delsschiffe mit 3 388 669 Registertonnen durch Torpedierung und Minen verloren gegangen sind. * Tie Folgen der Scespcrre. Aus einem Artikel des ehemaligen Mi nisters Lamffa im .Petit Parisien' geht her vor, daß der Schiffsraummangel der Verbündeten von Tag zu Tag drückender empfunden wird. Es heißt da, die größte der Schwierigkeiten sür die Fort setzung des Krieges liege im unzureichenden Schiffsraum. Es gäbe nicht mehr genügend Fahrzeuge für alle Ansprüche trotz großer Ein schränkung der Lebensmittelzufuhr und Beschlag nahme deutscher Schiffe in Amerika. Die rasche Herstellung von Holzschiffen durch die Ver. Staaten könne diesem Mangel auch nicht ab- helien. — Die weiteren Einschränkungen in dem Lebensmittelverbrauch, wie die Schließung der Fleischerläden und der Schlachthäuser während zwei Tagen der Woche, Schließung der Kon ditoreien und Kuchenbäckereien sür zwei Monate, um für die kommenden Sommermonate Mehl und Zucker zu ersparen, haben eine tiefe Un - Zufriedenheit in der Bevölkerung von Paris erregt, die der ,Temps' mit einer „gärenden Ungeduld hinter der Front" be zeichnet. 4- Leutemangel in England. Ein aus England nach dem Haag zurück gekehrter holländischer Kapitän berichtet, daß zurzeit auf englischen Handelsschiffen insgesamt 90 000 Jugendliche im Alter von 12'/- bis 16 Jahren als Matrosen beschäf tigt seien. Eine große Anzahl der älteren englischen Seeleute werde bei d^r Marine infanterie verwendet, teils müßten sie auf Küsten fahrzeugen Patrouillendienste im Kampf gegen U-Boote verrichten; ein Teil sei auch bei der englischen Heimatarmee unlergebracht. * Französische Hoffnungen. Der Pariser ,Figaro' schreibt, der Vier verband habe ein besonderes Interesse an den Ausständen in Deutschland, da die Folgen sich bei militärischen Operationen im deutschen Heer gellend machen müßten. Sollten sich die Streiks ausdehnen und verlängern, so würde die Munitionsversorgung an der Front baldigst und ernstlich in Mitleidenschaft gezogen werden, um so mehr, als der augenblickliche Munitionsverbrauch beträchtlich sein müsse. — Man wird in Frankreich auch diese Hoffnung wie so manche andere schnell zu Grabe tragen müssen. Kriegslust in China. Nach Meldungen aus Rotterdam hat die chinesische Regierung von ihrem Gesandten in Washington die dringliche Aufforderung erhalten, bald aktiv am Kriege teilzunehmen. Nach englischen Berichten ist die Kciegsbegeiste- rung in China groß. — Was könnte sich ein englisches Blatt nicht aus den Fingern saugen, um seinen Lesern neue Hoffnung zu machen? Vas deutsche Barbarentum. Von Generalleutnant Frhr. v. Freytag- Lorringhovcn. In den Schmähartikeln unserer Gegner wird immer wiederholt, daß es kein Wunder sei, wenn sich das deutsche Barbarentum im Kriege so schrecklich offenbare, da es methodisch gelehrt sei. Nietzsche, die Schrist des Generalstabes „Der Kriegsgebrauch im Landkriege", vor allem aber Treitschke sollen angeblich den unwiderleg lichen Beweis hierfür liefern. Es ist natürlich völlig sinnlos, Aussprüche eines Philosophen wie Nietzsche in dieser Weise zu verwerten. Die erwähnte Schrist des Generalstabes aber ist weiter nichts als eine gedrängte Wiedergabe völkerrechtlicher Bestimmungen mit kurzen Er läuterungen, die nur böswillige Entstellung als ein Lehrbuch sogenannter deutscher Kriegsgreuel erscheinen lassen kann. Bliebe noch Treitschke. Dieser hat allerdings gesagt: „Die Bestie regt sich ebensogut im Kulturmenschen wie im Bar baren. Nichts ist wahrer als die biblische Lehre von der radikalen Sündhaftigkeit des Menschen geschlechts, die durch keine auch noch so hohe Kultur überwunden werden kann." Der Weltkrieg hat Treitschke nur allzu recht gegeben. Der Krieg ist nun einmal „ein rauh gewaltsam Handwerk", und der deutsche Soldat saßt zu, wo es geboten ist. Nur weltferne Denkweise könnte erwarten, daß ein Millionen heer nicht Leute birgt, die sich gelegentlich Über griffe zuschulden kommen lassen. Wie sehr sich aber die Bestie vorwiegend bei den weißen und farbigen Franzosen und nicht selten auch bei den Engländern, vor allem den Farbigen, geregt hat, geht aus zahllosen Äußerungen deutscher Gefangener hervor. Der Kriegsminister hat es erst kürzlich vor dem Reichstage bezeugt. Auch die französische Bevölkerung trug unseren Ge fangenen gegenüber ein Benehmen zur Schau, das sich nur als Apachentum bezeichnen läßt. Das französische Ojfizierkorps aber hat den ritterlichen Zug, der ihm noch 1870 eigen war, in dieser Hinsicht völlig vermissen lassen. So unzweifelhaft die Franzosen einer Massenpsychose unterliegen, so haben wir uns doch vor dem Kriege offenbar in mancher Be ziehung über dieses Volk einer Täuschung hin gegeben. Einerseits unterschätzten wir die in ihm liegenden Kräfte des Widerstandes, und andererseits nahmen wir für den Ausfluß einer alten Kultur, was lediglich moderne Zivilisation war, die so häufig für gleichbedeutend mit Kultur erachtet wird und doch von ihr nur den äußeren Schein hat. Darum mußte den Fran zosen Treitschke in seiner stolzen Wahrhastigkeit zur Verdächtigung deutscher Denkweise herhalten. Mit dem Instinkt des Hasses sehen sie in ihm den glänzenden geistigen Vertreter echt deutscher Kraft; trägt doch nach ihm die „Geschichte durch aus männliche Züge und ist für sentimentale Naturen und für Weiber nicht gemacht". Des halb werden wir auch von den Amerikanern in der ihnen eigenen Mischung von ausgeprägtem Geschäftssinn und weichlicher Sentimentalität nicht verstanden. So stehen sie dem U-Boot- Kriege verständnislos gegenüber, während die europäischen Neutralen zum großen Teil nicht verkennen, daß er nur die Antwort auf die Aushungerungsabsicht Englands, eine natürliche Folgerung aus dem Wirtschaftskriege bildet. Für den U-Boot-Krieg gilt in vollem Maße, was Clausewitz über den Landkrieg sagt: „In so gesährlichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die Irrtümer, die aus Gutmütigkeit ent stehen, gerade die schlimmsten ..." „Wenn das blutige Schlachten ein grausiges Schauspiel ist, so soll das nur eine Veranlassung sein, die Kriege mehr zu würdigen, aber nicht die Schwerter, die man führt, nach und nach aus Menschlichkeit stumpfer zu machen, bis einmal ließ sich die Meierei unter tüchtiger Leitung ent schieden ertragsfähig gestalten. Kurz entschlossen kaufte sie die Meierei sür den geringen Preis von vierzigtausend Mark. Die Hälfte zahlte sie an. Für die übrigen dreißigtausend Mark ihres Vermögens kaufte sie zum größten Teile anstoßendes Wiesenland, welches man ihr billig überließ. Den kleineren Teil verwandte sie, um noch einige Kühe anzu schaffen und die notwendigsten Verbesserungen treffen zu können. Ihr Unternehmen rentierte sich so glänzend, baß sie selbst davon überrascht wurde. Im Laufe einiger Jahre bezahlte sie die andere Hälfte der Kaufsumme, kaufte noch Kühe hinzu, für die sie auf ihren eigenen Wiesen das Futter baute. Man wurde in der Stadt aufmerksam auf die blitzsaubere Molkerei. Immer größer wurde der Kundenkreis. Dann schaffte Friede die ersten Milchwagen an und seitdem beherrschte sie die ganze Konkurrenz. Wenige Jahre später verkaufte Friede eine Reihe von Grundstücken an reiche Leute der Stadt, die sich in der Nähe des Stadlwaldes Villen bauen wollten, um den zehnfachen Preis, den sie selbst dafür gezahlt hatte. Sie wußte klug ihre Zeit zu erfassen. Eine ganze Villen- straße entstand so am Rande des Stadtwaldes, und Friede Sörrensen wurde sehr reich. Jetzt rechnete man sie unter die Millionäre. Friede Sörrensen hatte eben in der Laube Platz genommen und entfalteie ihre Zeitung, als^einMMtzs..MoLdrs -Mädchen.-genau jo wieder einer dazwischen kommt mit einem scharsen, der uns dis Arme vom Leibe weg haut." Man sieht, nicht erst Treitschke, sondern bereits Clausewitz hat systematisch das deutsche „Barbarentum" gelehrt, und dem heutigen Ge schlecht war es Vorbehalten, solches gewisser maßen in Reinkultur zu züchten. Dieses Ge schlecht aber sieht in vollster Ruhe dem Urteil der Geschichte entgegen, überzeugt, daß es elender Schwäche geziehen werde/» würde, wenn es in diesem Kampf um Sieg oder Untergang nicht jedes Mittel brauchen wollte, das ihm zur Hand ist. v. U. politiscke Kunälckau. Deutschland. * Im Hauptausschnß des Reichstages äußerte sich der Chef des Kriegsamtes, Generalleutnant Groener, über die Streiks in der Rüstungsindustrie. Er meinte, es sei verständlich, daß sich nach dem schweren Winter der Arbeiterkreife eine gewisse Niedergeschlagen heit bemächtigt habe, als die Herabsetzung der Brotmenge eintrat. Mit scharfen Worten geißelte er aber die politische Ausnutzung dieser Stimmung durch gewissenlose Agitatoren. Es ist bekannt geworden, daß auch Agitations- mastrial des Auslandes eine Rolle gespielt. Exzellenz Groener erklärte ganz bestimmt: E s gibt keine Streiks mehr. Man wird rücksichtslos gegen die Drahtzieher vorgehen. Man wird aber auch gegen diejenigen vorgehen, die gegen das Hilfsdienstgesetz zu Hetzen suchen. Unser Motto bis zum siegreichen Ende des Kriegs muß sein: Arbeit, Arbeit! — In einem Ausruf wendet sich Generalleutnant Groener an die Rüstungsarbeiter. Der Auf ruf nimmt Bezug auf den Hindenburgbrief, er mahnt zur Arbeit und gipfelt in den Worten: EinHundsfott, wer streikt, solange unsereHeere vor demFeinde stehen! — Die Gewerkschaften haben an den Leiter des Kriegsamtes ein Schreiben ge richtet, in dem die Munitionsstreiks verurteilt werden und der Hoffnung Ausdruck gegeben wird, daß alle Maßregeln ergriffen werden, um eine gerechte Verteilung der vorhandenen Lebens mittel herbeizuführen. * Hinsichtlich des Erfolges unserer U-Boote erklärte Staatssekretär des Neichs- mariueamts v. Capelle im Hauptausfchuß des Reichstages, die Marine habe bisher alle Erwartungen, die sie auf die Verhängung der Seesperre gesetzt hätte, vollauf bestätigt ge funden und zweifle nicht, daß England in absehbarer Zeit gezwungen sein würde, die nötigen Schlußfolgerungen zu ziehen. Österreich-Ungar». * Der Neichsrat soll am 30. Mai zusammen- treteu. Vor allem sollen die Ernährungs fragen, dann aber auch alle anderen mit dem Kriege in Verbindung stehenden wirtschaft lichen Fragen erörtert werden. Die österreichische Regierung gab der parlamentarischen Kommission des Polenklubs die Erklärung ab, daß sie sich für die Verwirklichung der Sonderstellung Galiziens mit vollem Ernste einzusetzen verpflichtete. Sie beabsichtigt ein von dem Polenklub aufzustellendes Programm in Er wägung zu ziehen und tunlichst zu berücksichtigen. * In dem der Negierung nahestehenden Wiener ,Fremdenblatt' wird unter dem Titel „Antwort an die Sozialdemokraten" ein Artikel veröffentlicht, in dem es u. a. heißt, das die Monarchie absolut keine aggressiven Pläne gegen Rußland hat und auch nicht beabsichtigt, ihr Gebiet auf dessen Kosten zu er weitern. Frankreich. * Es erregt allgemein Aussehen, daß die Zensur in den letzten Tagen die öffentliche B e - sprechung der Friedensfrage nicht mehr verhindert. ,Bonnet Rouge' begrüßt die österreichischen, deutschen und russischen Er klärungen als das erste Anzeichen von einem Zusammenbruch der Kriegsfurie. Auch andere Zeitungen radikal-sozialistischer Richtungen be schäftigen sich mit diesen Erklärungen und be zeichnen sie als würdig, einer genauen Prüfling unterzogen zu werden. gekleidet wie die im Garten beschäftigten, mit dem Frühstückstablett eintrat. „Guten Morgen, Fräulein Sörrensen," fayte sie artig und stellte das Tablett auf den bereits gedeckten Tisch. Friede sah auf und erwiderte freundlich den Gruß. Lächelnd sah sie zu, wie das Mädchen das Geschirr von ihr ordnete. «Gefällt es dir bei mir? Lies nickte strahlend. „Sehr, ach sehr. Sie sind so gut und ge recht. Und dann — ich verdiene doch auch hier viel mehr als in jeder anderen Stellung. Gestern habe ich von Herrn Volkmar sogar eine ganze Mark sür ein GlaS Sahne bekommen und er wollte nichts heraushaben. Friede lachte. „Das ist natürlich der Heinz gewesen, nicht wahr?" „Ja, Fräulein Sörrensen. Der ältere Herr von Volkmar war gestern gar nicht hier." Friede nickte. „Ich weiß es, Lies." „Aber braungebrannt ist der ältere Herr von Volkmar von einer weiten Reise zurückgelehrt. Ist es wahr, Fräulein Sörrensen, daß er bei den wilden Menschenfressern war?" Friede lachte herzlich über das ängstliche Gesicht des Mädchens. Als Friede ihre Zeitung gelesen hatte, er hob sie sich und ging durch den Garten dem Hause zu. In der Nähe des Hauses, dicht am Ein gang des Gartens, saßen an einem Tisch mehrere junge Offiziere. Ihre bestaubten An- Züge verrieten, daß sie schon anstrengende Dstmt- Müden Hütter sich hatten, trotzdem'schienen alle und daß nach Jahren der Grund und Boden zwanzig Jahren, starb — es war dies kurz nach der Geburt des ältesten Kindes ihrer Schwester, erbte Friede von ihr ein Vermögen von fünszig- tausend Mark. Friede war nicht die Person, die Hände in den Schoß zu legen und von ihren bescheidenen Zinsen ein tatenloses Leben zu führen. Sie verlangte nach einer Aufgabe, um ihre Kräfte zu betätigen, und schickte suchend ihre klugen Blicke ins Leben. Schon oft hatte sie, wenn sie mit ihrer Tante im Stadtwald spazieren ging, in der damals sehr kleinen Meierei an einem kleinen, wackeligen Tisch ein Glas Milch getrunken. Dabei hatte sie sich gesagt, wie schade es sei, daß dies idyllische Anwesen so arg vernachlässigt sei. Sie malte sich ans, wie hübsch sich hier ein schmuckes Häuschen, saubere Ställe und ein gepflegter Garten ausnehmen müßten. Kurz nach dem Tode ikfrer Tante erblickte sie an dem verwahrlosten Zaun ein Plakat: „Diese Meierei ist zu verkaufen". Sie stand lange und sah nachdenklich darauf, dann um schritt sie langsam das Grundstück von allen Seiten. Es stieß auf der einen Seite direkt an den Stadtwald, die zweite Seite begrenzte den Fluß, an die dritte Seite schloß sich gutes Wiesenland, daS sich bis an die neuerbauten Kasernen erstreckte. Und die vierte Seite lag nach der Stadt hinaus, direkt an der gut ge pflegten Fahrstraße. Nicht umsonst kreiste das Blut kluger Kauf leute in Friedes Adern. Sie überlegte sich, daß die Stadt sich nach den Kasernen zu ausbreiten frieäe Sörrensen. M , 2j Roman von H. Courths - Mahler. (Fortsetzung.» ? Lizzi fand es immer selbstverständlich, wenn andere Menschen ihr Opier brachten. Ihr Ge wißen war nicht im mindesten beschwert dadurch, daß sie Friede auch den Verlobten abspenstig gemacht hatte. Uni so tiefer war Fritz Steinbachs Schuld bewußtsein. Er kannte Friede zn gut, um nicht zu wissen, was er ihr angetan hatte. Nur zu bald war die blinde Leidenschaft verraucht, die ihn zum Treubruch verleitet hatte, er erkannte mit peinvoller Schärfe, daß er Talmi für echtes Gold eingelauscht hatte. Mit Friede zusammen hätte er den finanziellen Zusammenbruch seines Schwiegervaters vielleicht bald verschmerzt, als LizziS Gatte trug er schwer daran, sein ganzes Leben lang. Daß er sich schließlich fügen und Friedes Erbteil mit annehmen mußte, um mit seiner Frau und dem Kinde, welches sie erwarteten, über die schwerste Zeit hinwegzukommen, be schämte ihn furchtbar. Er sowohl wie Friede sahen eine Erleichte rung darin, daß jeder Verkehr zwischen ihnen aufhörte; sie waren sich nicht gleichgültig genug, um sich Wiedersehen zu können. Die einzigen Lebenszeichen, die zwischen ihnen getauscht wurden, waren die Geburtsanzeigen eines Söhnchens und zweier Töchter und festens Friedes dis Anzeige vom Tode ihrer Tante. Samt hörte man nie etwas voneinander. ' . Als ihre-Tavte^ dann.rietzt,porUünmnd-^Lier.an^ert-t!eLL-aewiMen.wLd^
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