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Allgemeiner Anzeiger : 14.04.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191704149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19170414
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170414
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-04
- Tag 1917-04-14
-
Monat
1917-04
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.04.1917
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Erhöhung durch den Krieg. Von Gcnerallcuinant Frhr. v. Frcytaa-Loring- hoocn, Chef des Ücllvcrtr. Geiicralstabcs derNrmee. In seinen „Weltgeschichtlichen Betrachtungen" sag! Jakob Burckhardt über die geschichtlichen Krisen: „Ein Volk lernt wirklich seine volle Nationalkrast nur im Kriege, im vergleichenden Kampf gegen andere Völker kennen, weil sie nur dann vorhanden ist; auf dieiem Punkt wird es dann suchen müssen, sie sestzuhalien; eine all- Mucine Vergröberung d-L Maßstabes ist ein- getretcn." Wir alle haben diese „Vergrößerung des Maßstabes" empfunden. Haben wir auch ver standen, sie durch den langen Krieg bis heute festzubalteu? Sind wir nicht in mehr als einer Hinsicht wieder recht kleinlich geworden? Schon hebt das Parteigezänk wieder au, man wirft mit Schlagworten, diesen Erzeugnissen der Ober flächlichkeit, um sich. Auch an sich wohlgemeinte und heilsame Bestrebungen eilen zum Teil der Entwicklung der Dinge voraus. Manche Leute gebärden sich so, als ob wir uns nicht noch mitten im gewaltigsten Kriegs befänden, den die Welt gesehen hat, einem Kriege, der jetzt auf seinem Höhepunkt steht und dem, weil wir ihn gewinnen müssen, all unser Denken und Tun zu gellen hat. Zum Glück sind das jedoch nur Neben erscheinungen in unserem Volksleben. Sie sind es schon deshalb, weil es sich um Dinge handelt, die augenblicklich nebensächlich sind. In den großen Hauptfragen, vor allein im geduldigen Ertragen zahlreicher Einschänkungcn und Ent behrungen, die uns die Kriegszeit auserlegt, zeigt sich unser Volk der Kämpfer würdig, von denen es da draußen beschirmt wird. Die ganze Haltung unseres Heeres im Felds und unseres Volles in der Heimat läßt uns die feste Hoffnung Hogen, daß der Krieg eine Er höhung der deutschen Menschheit bringen wird. Sie kann sich nicht sofort, nicht in gerader Linie und nicht reibungslos vollziehen, wie es in der Begeisterung der ersten Kriegsmonate manchem Idealisten scheinen mochte, am wenigsten wird sie irgendeiner Parteischablone, welche eS auch immer sei, folgen, aber als einen bleibenden Gewinn aus denr Kriege werden wir sie davon tragen. „Der Krieg", so fährt Burckhardt fort, „welcher so viel als Unterordnung alles Lebens und Besitzes unter einen momentanen Zweck ist, hat eine enorme sittliche Überlegenheit über die bloße gewaltsame Selbstsucht des einzelnen; er entwickelt die Kräfte im Dienste eines Allge meinen und zwar des höchsten Allgemeinen und innerhalb einer Disziplin, welche zugleich die höchste heroische Tugend sich entfallen läßt; ja, er allein gewährt den Menschen den großartigen Anblick der allgemeinen Unterordnung unter ein Allgemeines." Diese „Unterordnung unter ein Allgemeines" erleben wir in unserem Vaterlands jetzt im höchsten Maße und, den Verhältnissen entsprechend, empfinden wir sie in der Heimat weit stärker als zu Anfang des Krieges. Das ist eine seiner besten Aus wirkungen, die über manche unerfreuliche Neben erscheinungen hinwegsehen läßt. Mehr als in gewöhnlichen Zeiten heißt es jetzt, den Blick auf das Ganze gerichtet halten, sich an dem sich fort und fort erweisenden Opfermut des einzelnen und der Gesamtheit aufrichlen, dann wird uns ein freudiger Ausblick werden im Sinne der Worte Burckhardts: „Da nur wirkliche Macht einen längeren Frieden und Sicherheit garantieren kann, der Krieg aber die wirkliche Macht konstatiert, so liegt in einem solchen Kriege der künftige Friede." Reinigende Wirkung schreibt Burckhardt nur einem gerechten und ehrenvollen Verteidigungs kriege, einem wirklichen Kriege um das gesamte Daicin zu, wie wir ihn führen. Er sagt: „Ihre kurze Dauer nimmt den Kriegen in Europa den Wert als Krisen; die vollen Kräfte der Verzweiflung werden nicht an gespannt, bleiben daher auch nicht siegreich auf dem Schlachtfelds stehen." Burckhardt hat frühere europäische Kriege im Auge, der jetzige würde seinem Begriff der Krise sicherlich voll genügen. Um so mehr aber wollen wir uns an ihn halten, wenn er an den hier ! wiedcrgegebenen Satz den anderen fügt: „Und doch kömue nur durch sw (die siegreich auf dem Schlachtfelds stehenbleibendeu Kräfte) die wahre Erneuerung des Lebens er folgen, d. h. die versöhnende Abschaffung des Alieu durch ein wirtlich lebendiges Neues." Nimmt man das Völkerlebsn, wie es ist, und legt au dieses keinen Jdealmaßstab, hält viel- i mehr mit Moltke die Kriege für Menschenlos, so eröffnet sich uns hier eine tröstliche, ja er- freuliche Aussicht für die Nachwirkungen des Krieges. Es gilt, das Alte, Ivo es sich als überlebt erweist, „versöhnend" abzuschaffen und das Neus „wirklich lebendig" zu gestalten. Gelingt uns daS, so haben wir die vielen Opfer, die der Krieg gefordert hak, nicht umsonst ge bracht, wir werden vor unseren Toten bestehen können. Gewiß, auch das Anerkenntnis einer der artigen, die Volksseele als solche erhöhenden Wirkung des Krieges vermag über alles Elend, das er im Gesolge hat, nicht hinwegzutäuschen: aber wie in unserem Heer auch der seelisch Schwache durch die der Masse innewohnende Kraft emporgehoben wird, io schafft diese Zeit auch in der Heimat mutige Herzen. Witwen und Waisen verschließen ihren Schmerz, und ! dem Krüppel entringt sich kaum eine Klage. ! Wohl gibt es Ausnahmen, darunter solche häß- s sicher, kleinlicher Art, aber auch hier wollen wir ! nicht am einzelnen hasten, sondern auf das ! Ganze sehen, und da können wir uns nur neigen vor der tapferen Seele des deutschen s Volkes. Wo Not und Sorge auf die Stimmung l drücken, da sollen wir mit Nat und Tat helfen. ! Wem aber in Staat und Gesellschaft eine s führende Rolle zugewiesen ist, wer einem Amt j vorsteht, der möge sich an Burckhardts Worte halten und trachten, daß der Schweizer Pro fessor in seinem kraftvollen Denken uns Deutsche nicht beschäme. v. IO verschiedene Kriegsnachrichten. Der Angriff auf Ostafrika mißlungen. Englische Zeitungen und englische Minister haben die Eroberung von Deutsch- Ostafrika für das vergangene Jahr in sichere Aussicht gestellt. Wie weit man in Wahrheit davon entfernt ist, läßt ein englischer Funkspruch der letzten Tage ahnen, wonach in folge der Regenzeit die Operationen eingestellt sind. Diese Meldung in Verbindung mit den englischen Berichten über schwere Verluste des Expeditionskorps läßt erkennen, daß der A n - griff aut Deutsch-Ostafrika vorläufig miß lungen ist. * Zunehmende Unruhe in England. Während sich die Regierung in England noch immer den Anschein zu geben sucht, als sei die Lage glänzend, schreibt die Londoner Presse mit jedem Tage beunruhigendere Artikel. So meint in den ,Daily News' der bekannte Schriftsteller Gardiner: „Ich male nicht gerne schwarz in schwarz, aber wenn wir uns nicht bemühen, die Absichten der Deutschen gegen uns zu ergründen, gehen wir unserer Ver nichtung entgegen. Stecken wir nicht unsere Köpfe in den Sand? Carson erklärte, von jetzt ab die Volls Wahrheit über die Wir kung des deutschen U-Boot-Krieges sagen zu wollen, und statt dessen verschweigt er noch un endlich viel mehr als früher. Darf man die Nation mit verbundenen Augen ins Unglück laufen lassen? In unserer Unwissenheit be kümmern wir uns weder um das Ernährungs problem noch um die Schiffsraumfrage. Lord Devonports Ausruf zu freiwilliger Verbrauchs- beschränkung hat mehr geschadet als genützt, den Verbrauch von Fleisch eingeschränkt, den des Brotes aber erhöht. Dabei ist gerade das Brot bei uns knapp. Jetzt sollen auch noch unsere Haushaltsvorräte beaufsichtigt werden. Erkennt man nicht, daß nur durch ge rechte Einteilung der Lebensmittel Wandel zu schaffen ist?" * Amerika im Kriege. In seiner Botschaft au den Kongreß, in der er die.Kriegserklärung an Deutschland verlangte, schlug Präsident Wilson vor, eine Halbs Million Mann für den militärischen Dienst einznberusen. Wie verlautet, brachte dementsprechend die Re gierung im Kongreß eine Vorlage ein, wodurch die Einsührnug der militärischen Ausbildungs pflicht für alle männlichen amerikanischen Unter tanen im Alter von 19 bis 26 Jahren gefordert wird. Aus bissen Mannschaften soll das Heer gebildet werden. jVleläung zum kMfsäienst. — Kein Grund zur Beunruhigung. — Die Aufforderung zur Meldung der Hilfs- ! dienstpflichtigen hat in weiten Kreisen grundlose Beunruhigung hervorgerufen. Man verwechselt offenbar die Meldepflicht mit der Heranziehung zum Hilfsdienst. Mau scheint zu befürchten, daß der Meldung zwangsweise Überweisung in eine ! Munitionsfabrik auf dem Fuße folgen werde. Namentlich aber scheint man zu glauben, daß diejenigen Personen, die in anderen Berufen oder Betrieben tätig sind, als in denjenigen, die der Ausruf besonders aufzählt, deshalb nicht im Hilfsdienste ständen und sämtlich anderen Be trieben zugeführt werden sollten. Diese Besorg nisse sind völlig unbegründet. Die Meldung zur „Stammrolle der Hilssdienstpflichtigen" ist nicht gleichbedeutend mit der „freiwilligen Mel dung zum Hilfsdienst", sie ist nichts als eine Art „Kontrollversammlung der Hilfsdienst pflichtigen". Den vom Kriegsamt eingerichteten Aus schüssen, denen die Heranziehung der noch nicht im Hilfsdienste Beschäftigten obliegt, fehlt es bisher an zuverlässigen Unterlagen. Diese sollen ihnen durch die „Stammrolle" geschaffen werden. Um die Stammrolle nicht unnötig umfangreich werden zu lassen, hat man eine Anzahl von Personen von vornherein von der Meldepflicht ausgenommen, bei denen man auf den ersten Blick sieht, daß sie bereits im Hilfsdienste stehen. Dahin rechnen z. B. die Staatsbeamten, die Gemeindebeamten, die Beamten der Arbeiter und Angestelltenversicherung, die Eisenbahn beamten, die Arzte, die land- und forstwirt schaftlichen Arbeiter, die Berg- und Hütten arbeiter, die Munitionsarbeiter u. a. m. Alle anderen müssen sich zur Stammrolle melden, gleichviel ob sie selbständig oder unselbständig sind. Daraus folgt aber noch keineswegs, daß nun jeder, der sich meldet, die Heranziehung zu irgendeinem anderen Be rufe oder Betrieb zu erwarten hätte. Das Kartenmaterial, das den Ausschüssen von den Ortsbehörden übergeben wird, soll ihnen ja gerade die Möglichkeit verschaffen, festzustellen, wer schon jetzt eine Tätigkeit ausübt, die für die Kriegführung oder Volksversorgung von Bedeutung ist. Das wird bei zahllosen Personen zutreffen, die nicht unter die in der öffentlichen Aufforderung genannten Ausnahmen fallen und die deshalb meldepflichtig sind. Man denke nur an die Presse, an die Banken und Versicherungs unternehmungen, an Bäckereien, Schlächtereien und Konservenfabriken — alles Betriebe, deren Kriegswichtigleit außer Zweifel ist. Solange derartige Betriebe nicht überbesetzt sind, braucht keiner ihrer Arbeiter oder An gestellten an einen erzwungenen Stellenwechsel zu denken. Nur die Personen, die eine kriegs wichtige Beschäftigung irgendwelcher Art nicht haben, müssen damit rechnen, von den Aus schüssen herangezogen zu werden. Aber auch sie brauchen nicht zu besorgen, daß diese Heran ziehung auf einen Schlag und ohne Unterschied erfolgen wird. Sie tritt vielmehr nur ein, wenn die freiwilligen Meldungen den jeweiligen Be darf nicht decken und wird auch dann unter möglichster Vermeidung aller Härten und unter Berücksichtigung der persönlichen Verhältnisse des einzelnen durchgesührt werden. Ein plötzliches Herausreißen aus der jetzigen Beschäftigung des Hilfsdienstpflichtigen ist schon dadurch ausge schlossen, daß der Einherufungsausschuß, ehe er eine Überweisung vornehmen kann, den einzelnen Hilfsdienstpflichtigen schriftlich aufzufordern hat, sich binnen zwei Wochen eine Beschäftigung im Hilfsdienste zu suchen. Erst wenn dieser Auf forderung keine Folge geleistet wird, kann der Hilfsdienstpflichtige durch ein zweites Schreiben dcS Ausschusses einer bestimmten Beschäftigung überwiesen werden. Andererseits mag darauf hingewiesen werden, daß jeder, der seiner Meldepflicht nicht ordnungs mäßig genügt, sich schwerer Bestrafung aussetzt, und daß auch eine Beschäftigung in einem von ! der Meldepflicht befreiten Betriebe keineswegs eine unbedingte und dauernde Sicherheit gegen die Heranziehung zum Hilfsdienste gewährleistet. Denn einmal kann ein solcher Betrieb seine Kriegswichtigkeit infolge veränderter Umstände ganz oder teilweise einbüßen, vor allem aber stehen auch in kriegswichtigen Betrieben Nur diejenigen Personen im Hilfsdienste, die für die Fortführung der Geschäfte unentbehrlich sind. Soweit die Zahl der Arbeiter oder Angestellten das jeweilige Bedürfnis übersteigt, können die Einberufungsausschüsse — natürlich nach sorg fältiger Prüfung — auch in solche Betriebe ein- grcisen. v. L. Politische Kunälckau. Deutschland. * Nachdem alle Vorstellungen des bayerischen Ministeriums des Innern beim Kriegs ernährungsamt in Berlin, die dahin gingen, Lebensmittel für den Fremdenverkehr zugewiesen zu erhalten, vergeblich waren, hat der Fremden verkehrsrat beschloßen, den Fremden verkehr für Bayern zunächst für die nächsten drei Monate ganz zu sperren. Inzwischen wollen die drei süddeutschen Bundes staaten, Bayern, Württemberg und Baden, eine Vereinbarung unter sich behufs gegenseitiger Abrechnung auf Grund von Landesgastmarken zustande bringen. * Zur Förderung der Frühjahrs bestellung sind Fahrpreisermäßi gungen auf den preußischen Eisenbahnen und in Elfaß-Lothringen cingeführt worden. Wenn Arbeitern eine auswärtige Arbeitsstelle vermittelt worden ist, so werden sie vom März bis Ende Mai zur einmaligen Reise nach der Arbeitsstelle und zurück in der 4. Klasse zum halben Fahrpreise befördert. Nötig ist ein Aus weis der öffentlichen oder gemeinnützigen Arbeitsnachweise des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise, der Landwirtschaftskammcr und der deutschen Arbeitszentrale in Berlin. Für die Hin- und die Rückreise ist je ein be sonderer Ausweis auszufertigen. England. * Wie verlautet, soll demnächst eine Kon ferenz zusammentreten, die über die Befug nisse des Oberhauses und seine Zu sammensetzung beraten soll. Es heißt, die Konferenz bezwecke, das Oberhaus zu einem Senat umzuwandeln, der aus der gleichen Zahl von ernannten und gewählten Mitgliedern be stehen soll. Rußland. * Wie wenig zutreffend die in den Händen der Revolutionäre befindliche Petersburger Tele graphen-Agentur berichtet, wenn sie schreibt, „es sei wieder alles in Ordnung", geht aus einem Bericht des .Wirschewige Wjedomosti' hervor, in dem es heißt: Wir leben in einer Zeit froher Hoffnungen und ständiger Angst. Jeder Tag gebiert neue Schrecknisse, neue Ge rüchte über drohende Gefahren. Wir fürchten uns vor einem deutschen Durchbruch an der Nordsront, vor ernsten Meinungsverschieden heiten zwischen dem Arbeiter- und Soldatenrat einerseits und der Regierung anderseits: wir jürchlen uns vor einer monarchischen Gegen revolution, vor der Hungersnot, vor Naubüber- sällen, vor der Anarchie und vor der heraus fordernden Sprache der Radikalen. Ein Gerücht jagt das andere; eine Angst wird durch die andere abgelöst. — In der Tat scheint sich der Bauernaufstand im Nordwesten des Landes immer weiter auszubreiten. Bezeichnend ist auch ein Artikel des in der Schweiz an sässigen russischen Sozialistenführers Linin, der im Zürcher ,Volksrecht' erklärt, die Forderung der russischen Sozialisten sei, daß die Regierung einen sofortigen Waffenstillstand Vorschläge. Linin greift Kerenski heftig an, der Freiheiten verspräche und sür die Beraubung Österreichs und der Türkei einträte. Dein Geld!" höhnte der Wahnsinnige. Was wollen Sie, „Komm, laß uns deine Braut suchen! Hupiers Gesicht war blau, und die Augen meine Familie hätte nie in eine Verbindung gewilligt. Nimm mein Geld, nur lasse mir das Leben!" traten ihm aus dem Kopse. Mit übermensch licher Kraft schleppte Mertens sein besinnungs loses Opfer au das Wasser und tauchte seinen Kopf unter. Nach wenigen schrecklichen Minuten hatte Herr von Hupfer ausgelitten. Mertens lachte und sprang händeklatschend um die Leiche herum; daun zog er seinen Trau ring ab und steckte ihn dem Leichnam an den Goldfinger der rechten Hand. „Rufe deine Frau, Schwiegersohn, rufe sie nur; sie ist drinnen im Wasser; siehst du sie nicht? So ruje doch," gräßlich klang es aus dem Munde des Wahnsinnigen. „So rufe doch I . . ." dabei schüttelte er den Leichnam, „wenn sie kommt, dann gehen wir nach Hause und feiern Hochzeit! . . ." „Soll ich rufen? . . ." fragte er dann und blickte auf die Leiche, deren Oberkörper vom Wasser hin- und herbewegt wurde. „Emma, Emma!" brüllte der Wahnsinnige, so laut er konnte. „Sie hört nicht, mein Junge, du mußt rufen." Er sprang auf und tanzte wie besessen umher. „Darf ich um eine Unterredung bitten?" Herr von Hupfer wich einige Schritte zurück. Mertens folgte ihm. Herr von Hupfer war kein Feigling, aber unter den unheimlich funkelnden drohenden Blicken dieses Menschen begann er zu erzittern. Er führte keine Waffe bei sich; seinen Taschenrevolver, den er sonst immer mit sich führte, Halle er zu Hause ge laffen, wie er sich durch Tasten an die Brust tasche überzeugte. -.Esben Sie freie Bahn oder ich schieße Sie zusammen!" rief er drohend. Der andere lachte unheimlich, fast wahn sinnig. „Kennst du diese Stelle?" fragte er und deutete auf das Wasser, „dort zog man meine Tochter herauf." „Herr Merlens!" schrie Hupfer erbleichend auf und seine Zähne schlugen im Fieberfrost auseinander. „Also du bist der trauie Bräutigam!" „Laßen Sie mich in Ruhe, Mensch! ... Hilse! . . .' Mit einem Satz sprang jetzt Merlen? ans sein Opfer und seine Faust umklammerte Hupfers Kehle, der vergebens nach Lust rang. „Gestehe, daß du ihr Mörder bist,' keuchte Mertens. „Daun laße ich dich laufen." „Wer sind Sie? Mculch?" Oroknen. 14j Roman von M. Berger. . (ForUetznna.' „Einen Hochzeitswalzeri Heh, lustig, lustig, trinkt, singt, tanzt wie ich. Ha, ha, ha, ha !" Der Wahnsinnige stolperte über die Beine ^a, ich habe sie geliebt und verlassen, denn ' Les Leichnams und stürzte ins Wasser. Lie Strömung riß ihn vom Ufer; vergebens ver suchte er zu schwimmen, das eisiglalte Wasser lähmte ihn; er sank unter. 16. Das Wahlflugblatt, das sich in solch em pörender Weise mit den persönlichen Verhält nissen des Fabrikdireltors Faller beschäftigte, machte auch die Runde unter den Arbeitern des Doktors, der bei seinen Leuten, wie wir wißen, sehr beliebt war. Als die Fabrikglocke das Zeichen zur Früh stückspause schlug, kletterte einer der ältesten Arbeiter auf den Tisch und hielt eine Ansprache an seine Arbeilsgenossen, deren Ergebnis die einstimmig beschlossene Absendung einer aus den drei ältesten Arbeitern bestehenden Delegation an den Doktor war, welche den Auftrag hatte, dem beliebten Fabrikleiter zu versichern, daß seins Arbeiter dieser Kabale fernständen. Die alte, langjährige Haushälterin des Direktors, Frau Müller, empfing die Abgesandten der Arbeiter herzlich und freundlich und führte sie in das elegant möblierte Arbeitszimmer ihres Herrn. „Verhaltet euch ruhig, er schläft hier neben an," flüsterte sie und hielt den Finger vor den Mund. Die drei Arbeiter nahmen Platz. „Die ganze Nacht ist er hier in seinem Arbeits zimmer auf- und abgegangeu und den ganzen Morgen hat er geschrieben. Als er die Nacht so unruhig war," erzählte die gesprächige Frau, „habe ich mich geängstigt. Ich stand auß mein Z'mmer liegt gerade unter dieiem und bin an seine Tür geschlichen Ünd habe für ihn gebetet, den« er ist ein edler, «in guter Mensch l' „Ja, ja, das ist er,' bestätigte leise einer der graubärtigen Männer. „Deshalb sind wir hierher gekommen, Madame Müller, unsere Kameraden haben uns gewählt und uns be auftragt, ihm zu sagen, daß wir alle gern unter ihm arbeiten, daß wir ihn verehren. Wir alle halten treu zu ihm, mag kommen, was da wolle, im Sturm wie im Sonnenschein." „Das tun wir,' setzte ein anderer hinzu. „Wir sind zwar Arbeiter, aber wir haben ein Herz für ihn, weil wir wißen, daß er ein Herz für uns hat. Ich sage und bekenne es offen, ich gehöre mit Leib und mit Seele der Arbeiter partei an; ich bin sein politischer Gegner, aber mit dem Schandblatt wollen wir nichts zu tun haben; wir sind ehrliche Leute und der Herr Direktor ist ein Mann von Ehre und Charakter.' „Ja, das Schandblait,' nickte Frau Müller traurig mit dem Kopf. „Ich wünsche keinen Menschen etwas Böses, aber dem schlechten Kerl, der das verschuldet, dem wünsche ich die In fluenza an den Hals. Ich habe sie gehabt, und Euer Kind, Krüger, ist daran gestorben. Die Kleine war des Herrn Doktors Liebling, und auch ich hatte sie gern gehabt!' „Das vergeße ich dem Herrn Doktor nie, daß er die Kleine besuchte, als sie krank dalag!* murmelte Kküger gerührt. „Wißt ihr noch,' sagte fetzt der dritte Arbeiter, „wie der alte Sepp zwischen die Transmissionen geriet; der alte witzige Spaß vogel stolperte, «m Schrei, die Knochen krachten.
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