Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191704258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19170425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170425
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-04
- Tag 1917-04-25
-
Monat
1917-04
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1917
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nacht auf Mittel, der Gefahr Herr zu werde», doch eng- zur- Ausklärungsdienst werde von italienischen, lischen, französischen und serbischen Piloten zeit gemeinsam besorgt. Luftkampf zu messen, sagt das Mailänder Blatt, müßten die Verbündeten die Ankunft voll wertiger Kampfflugzeuge abwarten. Der schwierige Sorgen um den Mannschaftscrsatz. Die ,Eveniug News' meldet, daß, welches auch die Pläne der Regierung sein mögen, um sür Juli 500 000 neue Mann sür die Armee auf die Beine zu bringen, man doch die Hoffnung habe, dafür nicht zu einer Verlängerung der militärischen Die »st zeit schreiten zu müssen. Es kann sein, chaß dies vielleicht später notwendig sein wird, doch gegenwärtig verfügt man noch über eine solche große Reserve von jungen Männern, daß die Erhöhung des militärischen Alters von 41 auf 50 auf Wider stand stoßen würde, sowohl im Lande, als auch im Unterhaus. Die deutschen Flugzeuge iu Mazedonien. Der Balkanberichterstatter der .Corriere della Sera' betont die Überlegenheit der deutschen Flugzeuge- auf dem maze donischen Kriegsschauplätze. Seit Mitte Mürz erscheint täglich über den Linien der Verbün deten ein deutsches Geschwader, um Bombe» ihr Brüten ergibt auch nicht das kleinste Küch lein. Sir Edward Carson wußte neulich von 40 Gefechten mit Unterseebooten zu reden, aber er hütete sich wohlweislich, die Zahl der versenkten Boote anzugebe», und tatsächlich sind die deutschen Verluste auch sehr gering. Um so größer ist dagegen der Schade, den die Handels flotte der Berbandsstaaten und ihrer neutralen Konterbandehelfcr erlitten hat. Auch hier befolgt die englische Regierung eine Politik der Ver tuschung, obwohl sie beteuert, nichts verschweige» zu wolle». Was sie an Verlusten zugibt, er reicht bei weiten: nicht die Höhe der amtliche» deutsche» Angaben, und sie sucht ihr Volk über die wirkliche Lage zu täuschen mit Zahlen über einen Schiffsverkehr in den englischen Häfen, die den gar nicht in Betracht kommenden Küsten- verkehr mit dem allein maßgebenden Verkehr in großer Fahrt verquicken. Ein Knliheer für Saloniki? Der .Japan Daily Mail' zufolge hat die englische Negierung mit der chinesischen Regie rung im Februar einen Kontrakt für die An- werbung v on 200 000 Kulis in Schan- tung abgeschlossen. Die .Japan Daily Mail' gibt an, daß diese Chinesen als Träger auf der Balkan Halbinsel Verwendung finden sollen. — Wenn die Meldung richtig ist, so ha! sich also die chinesische Regierung zu einem Zeit punkt, als sie noch in guten Beziehungen zu Deutschland stand, herbeigefunden, ein großes Gelingen, kann die Täuschung nicht. Denn die zunehmende Teuerung spricht eine andere und ernstere Sprache, und was in den Zeitungen nicht gesagt werden darf, wird um so eifriger in den Klubs erörtert. Wohin der Engländer schaut, Erfolge von Bedeutung für den Aus gang des Krieges kann er nirgends wahr nehmen, weder zu Lande noch zu Wasser, und dabei rückt ihm das Gespenst des Mangels immer näher auf den Leib. Kein Wunder, wenn da das Vertrauen zur Führung schwindet, wenn der Zweifel sogar das Vertrauen auf die Riesen- flotte zerfrißt. Hochtönende Worte, die mit der Wirklichkeit in schreiendem Widerspruch stehen, sind kein Ersatz und die Hoffnung auf den großen Bruder in Amerika dürite ebenso trügen wie die auf den kleinen Vetter in Rumänien. Dann ist es mir noch ein Schritt.bis zur Panik. Das deutsche Volk hat volles und berech tigtes Vertrauen zu seinen im Kampfe be währten Führern, und darin liegt ein moralischer Vorteil, der je länger, je tiefer wirkt. Das englische Volk kann ein gleiches Vertrauen nicht haben. Materielle Mittel vermögen viel, aber der Geist, der die Waffe führt, gibt den AuS- schag, und in diesen: Geiste sind wir allen unsern Gegnern überlegen. verschiedene Uriegsnachrichten. Stillstand des englischen Angriffs. Die Londoner.Times' schreiben, daß nach der ersten großen Sturzsee des englischen Sturmlaufens bei Arras der unvermeid lich e S ti ll st an d eingetrelen sei. w '»oder überraschend, noch enttäuschend. Ande, euten, hieße Verrat an dem vorsichtigen engliiche» Oberbefehl üben. Die wichtigste, aus diesem Angriff zu ziehende Lehre sei, daß das Angriffs tempo sich »ach der Schnelligkeit richte, mit der die schweren Geschütze nach vorn gebracht werden könne». Eine Beschleunigung dieses Tempos könne nur auf Kosten von Menschenleben ge schehen. ZLellscde Z^vaste. Niemals ha! sich in der deutschen Geschichte die Bedeutung seelischer Krait deutlicher gezeigt als in diesem Kriege. Starke Herze» und starke Seelen waren die Vorbedingungen für die starken Nerven, die nach Hindenburgs Wort den Krieg gewinne» würden. Auch bei unseren Gegner» hat man die Wichtigkeit dieser Kräfte erkannt. Während aber bei »nS jeder von der Überzeugung durchdrungen ist, daß er für sein Heiligstes kämpst, und dadurch die Kraft zum Aushalten gewinnt, müssen unsere Feinde sich darauf beschränken, die Massen immer wieder durch Verleumdung zu neuen Anstrengungen anizupeitichen, ohne damit ihrem Ziele, der Ver nichtung Deutschlands, auch nur einen Schritt näher -su kommen. Unier grimmigster Feind ist England. Mit seinen Machenschaften, durch Versprechungen und wirtschaftlichen Druck, ist es ihm gelungen, ein Volk nach dem anderen in de» Kampf für die sogenannte Zivilisation zu treiben. Sie haben uns hart bedrängt, aber sie haben uns nicht zu Äserwinden vermocht, und die Prahlereien engli scher Staatsmänner sind eitel Rederei geblieben. Die Natten, die Mr. Churchill aus ihren Nestern ausgraben wollte, haben scharfe Zähne, und jetzt zernagen sie im Unterseebootkriege die Grund lage der englischen Macht, die nur zum Tri! auf der Kriegsflotte, in der Hauptsache jedoch auf dem wirtschaftlichen Gewichte der Handelsflotte beruht. Ohne seine Handelsflotte, die vor den: Kriege nicht viel weniger als die Hälfte der gesamten Schiffsräume der Welt be trug, stünde England als staatlicher Organismus noch weit unter Frankreich. Wie schwer England schon vom Unlerseehandelskriege getroffen ist, zeigen die Kassandrarufe des Ersten Lords der Admiralität, Carson, und des Premierministers Lloyd George, von anderen Stimmen ganz zu schweigen. Noch beredter jedoch ist, was die englische Negierung nur halb sagt oder zu sagen unter läßt. Schon in der ersten Zeit des Krieges machte es einen üblen Eindruck, daß die Presse mit keiner Silbe den Verlust des „Audacious" am 27. Oktober 1914 erwähnen durste, obwohl er bald öffentliches Geheimnis war. Nicht minder unangenehm empfunden wurden amtliche Berichte, wie z. B. über den gelungenen Streif- zug, den die deutschen Torpedoboote am 26. Ok tober 1916 von Zeebrügge aus im Kanal aus- führten. Der glänzende Erfolg der deutschen Seestreiikräfte, die 10 Fahrzeuge des Gegners zur Strecke brachten, war nicht abzuleugnen, zum Ausgleich aber wurde die Vernichtung zweier deutscher Torpedobootzerstörer gemeldet, und als sämtliche deutsche Schiffe unversehrt zurückgekehrt waren, suchte man die Flunkerei mit Redensarten, wie „man glaubte" und „wahrscheinlich" zu bemänteln. Der durchaus kühle und sachliche Rückblick auf den Gang des Krieges im verflossenen Jahre, den das bekannte englische Jahrbuch „Whitakers Almanach 1917" gibt, läßt erkennen, wie peinlich das Verhalten der englischen Re gierung allgemein berührte und auch wie wenig die Behandlung des Unterseebootkrieges be- ^„werfen. Am 26. und 01. März sei das friedigte, ^m lautenden Jahre ist das nicht beisn italienische Feldlager bei Brod bombardiert geiEden. rNE smiit die Admiralität Tag und , morden. Um sich mit den: Gegner ernsthaft iin Oroknen. 16s Roman von M. Berger. KorNetzung? „Wenn du im Ernste von ererbter Schuld sprichst, allerdings," versetzte Doktor Beer in gleichgültigem Tone. „Wer sich heutzutage selbst erniedrigt, kann nicht verlangen, daß ihn die Gesellschaft erhöht I Selbst ist der Mann, und wenn du jetzt nutzlos und angeekelt die Waffen streckst, fallen die Drohnen über deinen Honig her." Er schwieg einen Augenblick, nervös die Spitzen seines Schnurrbartes kauend, dann sprang er, einer plötzlichen Eingebung folgend, auf und legte beide Hände auf die Schultern des Freundes. „Friedrich, gib mir dein Wort, dir selbst treu zu bleiben!" sagte er dann mit zitternder Stimme, ihn bittend in die Augen blickend. „Du willst die Komödie ganz mit mir durch spielen," versuchte Faller zu scherzen. In diesem Augenblick klopfte es und auf das „Herein" des Direktors trat Herr Grübel in das Zimmer ein. „Gute Botschaft, meine Herren I" rief er lustig ans und schüttelte den beiden Freunde» die Hand. „Das Land wählt ausgezeichnet: in unseren Bauern haben die Gegner und die guten Freunde sich gründlich getäuscht. Die Kerls haben zum Kiffseu gewählt. Die Hauptorte wenigstens sind uns sicher; aber Mühe hat's gekostet!" „Wieso, lieber Herr Grübel!" fragte Doktor Leer und drückte feinen zukünftigen Sckwieaer- papa, der heute Quecksilber zum Frühstück ge gessen zu haben schien, so unruhig war er, auf eine» Stuhl. „Da war die Schänke voller Bauern," fuhr dieser in aufgeregten: Tone fort. „Sie studierten das fatale Blatt aufmerksam durch und saßen bedächtig da und schüttelte» ihr weißes Haupt. Ich ließ mir das Blatt reiche», zerriß cs und hielt eine feurige Rede an das Volk. Ich muß wie Cato gesprochen haben . . ." „Wie Cicero," verbesserte ihn der Journalist. „Meinetwegen wie Cicero," sagte Grübel. „Leute, schloß ich, ich wähle den Fabrikdirektor Doktor Faller, wenn ihr ihn wählt, dürft ihr meinetwegen mit euren Kartoffeln auffchlagem Und Mann für Mann gingen sie hin und wählten wen? Sie, Herr Direktor." Er sprang auf. „Adieu, Herr Doktor, ich muß fort, denn wo ich fehle, geht alles schief I Beer, kommen Sie mit? Wenn der Direktor gewählt ist, feiern wir heute abend eine gewiße Verlobung. Der Baron soll grün und gelb vor Ärger werben!" Tiefbewegt reichte Doktor Faller dem alten, lieben Herrn beide Hände. „Ich danke Ihnen, Herr Grübel!" „Nanu, so fürchterlich feierlich, ist doch gerne geschehen; adieu, adieu!" rief Grübel, der es in der Tat sehr eilig hatte, so eilig, daß er die einlretende Frau Müller fast über den Hausen rannte. Als die beiden Herren das Zimmer ver laßen hatten, ließ sich Doktor Faller in einen Sessel fallen und stützte den Kopf in beide Hände. Was trommle ibm jetzt der aläiuendlte L^er von Hilfskräften unseren Feinden für ckrsgesprochen militärische Zwecke zur Verfügung zu stellen. Oer Alert Ottafrikas. Englische Betrachtungen. In der deutschen Presse ist von sach- und landeskundiger Seite schon wiederholt darauf hingewiesen worden, daß die deutschen Kolonien, obwohl sie in keiner Weise für diesen Weltkrieg militärisch vorbereitet waren, trotzdem eine mili tärisch nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben. Im feindlichen Lager hat man sich bis her ängstlich gehütet, eine derartige Bedeutung deutschen Kolonialbesitzes öffentlich anzuerkennen, mit der einzigen Ausnahme Belgiens vielleicht, das sich mit den Erfolgen seiner Truppen in Deutsch-Ostasrika über den Verlust des eigenen Landes zu trösten suchte. Jetzt liegt zum ersten Male eine Äußerung einer großen englischen Zeitung, des ,Daily Chronicle' vor, in der rückhaltlos, und zwar bezeichnenderweise unter Berufung auf General Smuts, auf die militärische Bedeutung sowohl Deutsch- Südwestasrikas als auch besonders Deulsch-Ost- afrikas hingewiesen wird. ,Daily Chronicle' warnt auf das entschiedenste davor, Deutschland jemals Deulsch-Südwestafrika oder gar Ostafrika zurückzugeben, über Ostafrika sagt .Daily Chronicle' wörtlich: „Schon im gegenwärtigen Kriege ist es für die Deutschen ein großer Aktiv posten gewesen. Wie groß dieser war, wird das Publikum erst erfahren, wenn der Schleier von ungeheuren Ausweichungen an Material, Sol daten, Munition und Schiffsraum gelüftet wird, die wir zum Schutz des englischen, belgischen und portugiesischen Afrikas vor der Bedrohung durch die deutsche furchtbare schwarze Armee machen mußten." Berücksichtigt man, daß diese „furchtbare schwarze deuische Armee* zu Beginn des Krieges aus ganzen 5000 eingeborenen Schutzttuppen- und Polizeisoldaten unter im ganzen etwa 250 deutschen Offizieren und Unteroffizieren bestand, daß diese „Armee" ohne nennenswerte Ver bindung mir dem Mutterlands erst zu dem Kamps gegen die aiigreifenden englischen, bel gischen und portugiesischen weißen und farbigen Truppen umgcstaltet und ausgestaltet werden mußte, so kann man sich allerdings ein Bild! davon machen, wie es mit der militärischen Bedeutung Deutsch-Ostafrikas aussehen würde, wenn wir nicht auf die Bestimmungen der Kongoakte rind das Gemeinschaftsgefühl der weißen Rasse, insbesondere bei den Engländer», allz» vertrauensselig gebaut hätten. .Daily Chronicle' weist dann »och darauf hin, daß die deutsch-ostasrikanische Küste außer dem einen ausgezeichneten Stützpunkt sür U-Boote abgeben könne, wodurch Deutschland die bisher unbestrittene Vorherrschaft Englands im Indi schen Ozean und damit die Herrschaft über Indien in Frage stellen könnte. Wir können dem englischen Blatt, das so zum erste» Male die Bedeutung eines großen deutschen Kolonial besitzes von: machtpolitischen und militärischen Standpunkt voll anerkennt, nur dankbar sein; gibt es trotz aller gemachten Erfahrungen doch noch Leute in Deutschland, die einem solchen deutschen Kolonialbesitz zwar gewisse wirtschaft liche Bedeutung zuerkenne», aber jede macht politische und militärische Bedeutung absprechen möchten. v. L. Politische Aunälckau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm empfing im Großen j Hauptquartier den türkischen Prinzen Zia e d j Din, der dem Monarchen als Geschenk des z Sultans einen Ehrensäbel überreichte. In Er widerung aus eine Ansprache gab der Kaiser der Zuversicht Ausdruck, daß der gemeinsame Kampf der Mittelmächte mit dem Endsieg gekrönt! werde. *Jn der Note, mit der die brasiliani sche Regierung den Abbruch der Be - ziehungei: zu Deutschland erklärt, wird als Begründung sür diesen Schritt die Versenkung des brasilianischen Dampfers „Parana" durch ein deutsches N-Boot ange geben. — Die Versenkung erfolgte am 4. d. Mts. im englischen Kanal und zwar im Sperrgebiet. Nach dem Wortlaut der ent sprechenden deutschen Note bedurfte es einer be sonderen Warnung nicht. So sehr wir den Abbruch der Beziehungen mit Brasilien be dauern, so wenig kann uns dieser diplomatische Vorgang an der Führung des U-Boot-Krieges irremachen. — Die brasilianische Regierung hat 45 deutsche Schiffe mit insgesamt 255 591 Tonnen — angeblich im Interesse der Sicherheit der Schiffe — beschlagnahmt. * Wie verlautet, wird auch kn Bremen eine zeitgemäße Verfassungsreform vorbereitet. Ein entsprechender Antrag an den Senat ist bereits der Bürgerschaft zugegangen. England. * Jetzt nach Beendigung der Reichskonferenz weist die englische Presse darauf hin, daß General Smuts, der in Südafrika seine Ar beit getan habe, in Europa bleiben solle, um ein Kommando an der Westfront zu über nehmen. Wahrscheinlich wird ein entsprechendes Abkommen zwischen der Heeresleitung und dem Burengeneral getroffen werden. Dänemark. * Der der sozialdemokratischen Partei an gehörige Minister Staun ing hielt in einer Frauenversammlung eine Rede, in der er u. a. ausführte, daß man den Anschein erweckt habe, als ob die deutsche Sozialdemokratie mit Kopen hagen als Zwischenglied sich bemühe, um einen Sonderfrieden zwischen Rußland und Deutschland herbeizusühren. Solche Be strebungen beständen aber nicht und würden auch wenig verständig sein. Wir wünschen, so legte der Minister weiter dar, nicht zu einem Sonderfrieden zwischen Rußland und Deutsch land beizutragen, worauf der Krieg noch furcht barer an anderen Stellen auflodern würde. Aber wir wünschen zu einem allgemeinen Weltfrieden beizutragen und behalten uns das Recht vor, jegliche Tätigkeit zu entfalten, die nach unserer Ansicht uns diesem Ziele näher bringen kann. Rußland. * Die radikalen Sozialisten, deren Macht mit jedem Tage wächst, verlangen den Rücktritt Miljukows, der nach ihrer Ansicht in eng lischem Solde steht und in Englands Interesse den Krieg weitersühren will. Nach englische» Blättern sei ein Zwiespalt zwischen den Mit gliedern des Arbeiter- und Soldatenkomitees ausgebrochen, weil die Soldaten angeblich die Wetterführung des Krieges fordern. Jedenfalls ist die Lage sehr ernst, was daraus zu schließen ist, daß besondere englische Bevoll mächtigte in Petersburg eingetroffen sind. — Die Regierung veröffentlicht einen Erlaß, der die Einführung einer provisorischen estnischen Selbstverwaltung sür das bisherige Gouvernement Estland, samt Dorpat, Fellin, Pernau und der Insel Osel im Gouvernement Livland ausspricht. Amerika. * In einem Aufruf an das Volk der Ver. Staaten fordert Präsident Wilson zur Unterstützung der Verbündeten auf. Trotz der U-Boot-Gefahr müßten Hunderte von Schiffen gebaut werden, um die Armeen der Verbündeten mit Lebensmitteln, Waffen und Munition zu versorgen. Besonders müßten Nahrungsmittel für die Verbündeten angeschafft werden, weil sonst das „Unternehmen", in das sich die Ver. Staaten begeben haben, mißlingen oder zu sammenbrechen müßte. Zum Schluß wird das amerikanische Volk zu größter Sparsamkeit er mahnt. * Unter Zustimmung einer großen Mehrheit erklärte Präsident Carranza im mexikanischen neuen Kongreß, daß Mexiko neutral bleiben werde. Asien. * Wie aus französischen Blättermeldungen hervorgeht, hat die chinesische Regie rung den Verkehr von Schiffen unter deutscher Flagge in den Fluß- und Wehrgewässern untersagt und die Be willigungen an die deutschen Schiffer zurück- gezogen. Wahlsieg, war sie ihm doch verloren, den» er kannte zur Genüge den harten, stolzen Sinn ihres Vaters. Betrübt betrachtete Frau Müller ihren Herr». „Herr Direktor," sagte sie dann besorgt, „ich habe Ihnen einen starken Tee gekocht; Sie sind krank; dis vielen Aufregungen!" „Ich bin krank und müde, mehr als Sie ahne», gute Frau!" kam es matt von seinen Lippe». „Trinken Sie den Tee, er wird Ihnen auf die Beine helfen!" mahnte sie dringender. „Stellen Sie ihn auf den Tisch!" befahl er. „Sind die Leute fort?" „Ja, Herr Direktor," versetzte sie, seinem Wunsche nachkommend. „Ich habe sie gut be wirtet, denn sie sprachen gut von Ihnen; es kam ihnen aus dem Herzen, als sie so unter sich waren, da sprachen sie von der Leber weg. Sie verehren Sie!" „Ich weiß wohl," murmelte Doktor Faller vor sich hin. „Was frommt mir das alles, wenn öde das Herz und der Lebensmut ein müder Falter ist, den der rauhe Herbstwind zu Grabe peitscht I" „Kann ich Ihnen nicht helfen? Sie sind wirklich krank," meinte die alte Frau. „Ich gräme mich um Sie, wie eine Mutter um ihr Kind. Wie ich Ihren verstorbenen Vormund pflegte, so will, so muß ich Sie ja pflegen. Käthe, sagte der gute, alte Herr auf seinem Schmerzenslager, Gott habe ihn selig, oft zu mir. wenn ich nickt mehr bin. iorae um den Friedrich, wie du um mich gesorgt hast. Und ich habe es ihm in die Hand versprechen müssen." „Ja, ja," erwiderte der Doktor und reichte der alten Frau seine Hand. „Sie haben für mich wie eine Mutter für ihr Kind gesorgt. Wenn ich es auch nicht so lohnen'kann als ich möchte, ich habe Ihnen im Herzen dafür ge dankt, Frau Müller, und ich werde es Ihnen danken, so lange ich lebe und das wird nicht mehr lange sein!" „Wer wird denn gleich ans Sterben denken," versetzte sie vorwurssvoll. „So krank sind Si« lange nicht. Ich könnte weinen, wenn ich Si« so unglücklich sehe." Dicke Tränen traten der alten guten Seel« in die Augen. „Ich bin elend, unaussprechlich elend!" sprach Faller düster vor sich hin. „Doch dem Manne, der reichlich erwogen und ein Ziel ge funden hat, ziemt klagen und jammern nicht. Nur die Tat, und wäre sie die Tochter der Ver zweiflung, ist des Mannes würdig." Frau Müller überlegte, wie sie den Tlrektor aufheitern könne. Sie erzählte alle Neuigkeiten, die sie im Laufe des Tages in der Nachbar schaft gehört Habs, schließlich erwähnte sis noch, daß sie der Kommerzienrätin und ihrer Tochter begegnet sei. Fräulein Hedwig habe blaß und angegriffen ausgesehen. Doktor Faller er- duidete bei diesen Worten der ahnungslosen, geschwätzigen Fran Höllenqualen. „Fräulein Hedwig war doch immer so gut zu uns," schlag Frau Müller ihie Erzählung. „Sie wird iich grämen, wenn sie eriälnt, daß Sie w klaut sindl"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)