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Allgemeiner Anzeiger : 25.07.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191707251
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170725
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-07
- Tag 1917-07-25
-
Monat
1917-07
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.07.1917
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Ein Wort über Elsatz-Lothringen. Die ,Basler Nachrichten' bringen die Zu schrift eines Elsässers ^nler dem Titel: „Ein Wort ü!xr EÜatz-LotlMigen": „Das; in der elsässischen Bevölkerung mancherlei Verstimmung herrscht, ist Tatsache. Elsaß-Lonningen ist Operationsgebiet. Es sind da miliiänschc Maßnahmen und Beschränkungen nölig, die aus das ganze Leben einen Dnkck ausüben. Ost must da mechanisch ver fahren werden; ost werden wegen kleiner Dinge Strafen verhängt, dis nicht im Verhält nis zu den begangenen Vergehen zu stehen scheinen; und nicht selten kommen auch Mißgriffe vor. Dies alles, nebst den üblen Wirkungen ans die Volksseele, ist zuzugeben. Wer aber daraus schließen möchte, daß dies nun franzosenfteund- liche Gesinnung bedeute, dein wird ein wirklicher Kenner- des Landes inS Gesicht lachen. Im übrigen Süddeutsch-and wird noch viel mehr bei passender Gelegenheit auf die strammen Preußen geschimpft; ohne ein Kosebeiwort macht der Bayer 'einem Umnut über den „Preuß" selten Lust. Wollte man daraus auf Deutichfcindlich- keit schließen, so würde man die Eigenart der deutschen Stämme geradezu komisch verkennen. In Maß-Lothringen nun hat dieser süd deutsche Zug eine besondere Färbung ange nommen. Die „Preußen" oder „Schwobe" auch „ditsch Rejierung" das ist so ungefähr der Sündenbock für jedes staatliche Unbehagen, daS sich ja oft auch bei andern Stämmen bekundet, ohne die deutsche Einheit zu gefährden, genau so wie es in Frankreich zum politisierenden guten Ton gehört, auf das „Gouvernement" gelegentlich recht freimütig zu schimpfen. Bei IMS im Elsaß nimmt das alles in der Be leuchtung der europäischen Hetzreden gleich eine besondere Farbe an, aber es ist grundfalsch, hieraus auf eine bewußte oder auch nur unbe wußte Liebe zu Frankreichs Staatsverfaffung zu schließen. Kein Geschichts- und Volkskenner kommt um die entscheidende Grundtatsache herum, daß wir zwei uralte deutsche Provinzen vom Stamm der Franken und Alemannen sind. Die Namen der Städte und Dörfer, der Berge und Burgen von Weißenburg, Wörth, Froschweiler, Nieder bronn Lis hinauf nach Rappoltsweiler, Kaysers- berg, Zellenberg, Bergheim, Altkirch, und wie sie alle heißen mögen, sind doch wahrhaftig weder chinesisch noch französisch, sondern nun einmal deutsch. Unsere Landessprache ist deutsch. Unsere Geschichte war durch mehr als tausend Jahre, seit eS überhaupt Geschichte gibt, deutsch. Daran ist nicht zu rütteln; das sind Tatsachen, keine Meinungen. Uber diele Tatsachen kann nicht abgestimmt werden. Weiß man denn diele Tatsachen nicht in England und Amerika? Will oder darf man sie nicht wissen in Frankreich? Die Eroberung unseres Landes durch Frankreich würde unweigerlich einen neuen Krieg bedeuten. Das hat neulich der Bürgermeister von Straß burg in einer sehr beachtenswerten Rede ein dringlich hervorgehoben. Ein Kriegsabschluß mit gewaltsamer Abtrennung dieses Landes wäre eine Verewigung der Feindschaft, der Keim zu einem neuen entsetzlichen Kriege. Das deutsche Volk müßte aus völkischen und wirtschaftlichen Gründen eine Ehrensache und Lebensnotwendig keit darin sehen, Elsaß-Lothringen wieder zu erobern. Die Rede ist in der .Straßburger Post' vom 4. Juli mitgeteilt. Man lese dieses wichtige Bekenntnis eines hervorragenden Altelsässers dort nach. Schwander spricht zuletzt ergreifend von der „Tragik des Grenzlandes" und schließt: „Wir können und wollen nicht wünschen, daß unsere Kinder diese zermürbenden Seelenkämpse durchmachen. Wir wollen ihnen diese Unsicherheit und innere Unruhe ersparen. Wir wollen, daß sie sich offen und frei und mit Freudig keit zu ihrem deutschen Vaterlande be kennen können." Dies ist die Grundstimmung in Elsaß-Lothringen, wie ich aus eigener Er fahrung bestätigen kann. Die Leute wollen zu innerer Ruhe kommen, aber nicht mit Blut und Brand „befreit" werden, nicht als Vorwand dienen zu immer neuem Blutvergießen. Wenn Frankreich uns wahrhaft lieb hätte und unsere Seele verstünde, so würde es Verständigung s suchen mit Deutschland und würde England ab- s schütteln. Wir Maß-Lothringer würde» zu ! jener Verständigung freudig betragen, aber als deutsches Land, das wir nun einmal durch Natur, Sprache und Geschichte sind." Von unä fern. Das Reineinkommen der Prenftischen Staatsbahnen. Gemäß § 45 des Kommunal abgabengesetzes hat der Minister der öffentlichen Arbeiten das für die Kommuualbesteuerung im Steuerjahr 1917 in Betracht kommende Rein einkommen der gesamten preußischen Staats eisenbahnen auf den Betrag von 370856193 Mark festgestellt. Von diesemGesamtreineinkommen unterliegen nach dem Verhältnisse der er wachsenen Ausgaben an Gehältern und Löhnen der Besteuerung durch die beteiligten preußischen Gemeinden und selbständigen Guisbezirke 339 309 452 Mark. Ein Schutzverband deutscher Kohlen verbraucher. Der Kohlenknappheik zu be gegnen und den Bezug für seine Mitglieder zu sichern, ist der Schutzverband Deutscher Kohlen verbraucher mit dem Sitz in Dessau errichtet worden. In seiner Eingabe an den Reichs kanzler hat der Verband eingehende Vorschläge zur Besserung der Verhältnisse ausgearbeitet, die auch für die Allgemeinheit von allergrößtem Interesse sind. Industrielle, deren Betriebe durch verminderte Zufuhr an Kohlen leiden, möchten sich mit dem genannten Verband in Verbindung setzen und sich die ausklürenden Truchqristen kommen lassen. Die Notwendigkeit des Zu sammenschlusses aller Interessenten zum Zweck der gemeinsamen Kohlenfürsorge wird darin ein gehend erläutert. Reiche Obsternte in bet Rheinpfalz. Die Ernte an Kirschen, Johannisbetten und Stachelbeeren in der Pfalz ist so reich wir seit Jahren nicht mehr; der Zentner wird mit 30—35 Mark bezahlt. Auch Aprikosen und Pfirsiche sind vorzüglich geraten, und für sie werden 50—85 Mark für den Zentner gezahlt. Ein tvochenkanger Moorbrand. Das Sartorser Moor bei Schwanseil in Holstein ge riet am ersten Pfingsttage in Brand, der bisher nicht gelöscht werden konnte. Zunächst wurde die Hälfte des Atoms zerstört. Steuerdings hat das Feuer auch auf die andere Hälfte über gegriffen, so daß auch dieses verloren sein dürfte. Mitverbraut ist eine große Menge gestochener Torf. Tötung dnrch eine Aliegerschraube. Geheimrat General a. D. Stefan Szemerecsanyi wurde in Stein am Anger bei einem Spazier gang mit seiner Frau von dem Propeller eines abgestürzten Flugzeuges ergriffen, längere Zeit mitgeschlsppt und getötet. Seine Gattin, die durch den Luftdruck zu Boden geschleudert wurde, blieb unverletzt. Der König von England an der Front. Der König und die Königin von England waren vom 3. bis 14. Juli an der englischen Front. Der König besuchte die Schützengräben, verbrachte einige Stunden bei den portugiesischen Truppen und wohnte dem Abblasen erstickender Gase bei. Der König traf am 10. Juli mit Präsident'PoincarS zu sammen. Ein Fasttag in der Woche in England. Einen für die gegenwärtige LebenSmittelnot in England bezeichnenden Vorschlag macht Lady Rhondda, die Gemahlin des englischen Lebens mitteldiktators Lord Rhondda. Sie fordert nämlich in einem besonderen Aufrufe alle Eng länder, die keine körperliche Arbeit verrichten, auf, sich während eines von ihnen selbst ge wählten Tages in der Woche überhaupt jeglicher Nahrung zu enthalten. Die Dame behauptet, daß ein solcher Fasttag die Gesundheit ansehnlich fördert, und dabei würde das englische Volk eine große Menge von Lebensmitteln ersparen. Ob der gut gemeinte Vorschlag der Lady Rhondda bei den Londoner Lebemännern und Klubpatrioten Anklang finden wird? Die meisten Blätter erlauben sich, dies zu bezweifeln. Ein geisteskranker Zugführer. Der Lokomotivführer eines SanilätSzuges, der von der Front kam und auf der Fahrt nach Ber- ditschew begriffen war, wurde unweit Polonnoje plötzlich wahnsinnig. Mit einem glühenden Feuerhaken erschlug er die im Tender beschäf tigten Hilfsarbeiter und warf sie aus dem Zuge. Darauf stellte er die Maschine auf äußerste Kraft und raste mit dem dichtbesetzten Verwun- deienzug durch Polonnoje. Auf offener Strecke stieß er dann mit einem Militärzug zusammen. Beide Züge wurden aus den Gleisen gehoben > und umgeworsen. Lokomotiven und erste Wagen wurden vollständig zertrümmert. Annähernd 250 Soldaten haben den Tod gesunden, die Zähl der Verletzten ist außerordentlich hoch. Am Ausguck. Krise in Rußlands Industrie. Der Arbeitsminister Skobelew hat an die russischen Arbeiter einen Aufruf gerichtet, in dem er auf die kritische Lage der russischen Industrie, die die alte Regierung verschuldet habe, hin weist und erklärt, die vorläufige Regierung tue alle?, um das wirtschaftliche Leben des Landes wiederzubeleben und eine nationale Verarmung zu beschwören, die unvermeidlich sei, wenn der gegenwärtige Zustand andauere. Der Minister glaube jedoch, dätz alle Bemühungen der Re gierung fruchtlos wären, wenn die Arbeiter gleichgültig blieben und ihm nicht ihre kräftige Mitwirkung liehen. Die Interessen der Re volution erfordern, erklärt Skobelew, daß jeder Arbeiter und Unternehmer an seinem Platze bleibe, daß jeder seine patriotische Pflicht tue und den schwierigen Vorgang der Wieder belebung der Industrie erleichtere. Die Re gierung ihrerseits tue ihr möglichstes, um die Entwicklung dieses Vorganges zu mildern, indem sie umfangreiche Sozialresormen für die Arbeiter vorbereite. Der Ausruf schließt mit den Worten: Kameraden! Arbeiter! Wenn ihr auch eure Rechte verteidigt, so vergeßt nicht eure Pflichten, denkt an eure Interessen und bringt die un umgänglichen Opfer, nm die Revolution zu be festigen und unseren Idealen zum Triumph zu verhelfen. * Luftpost über de« Ozean. Nach französischen Blättermeldungen ist nun auf Vorschlag des Unterstaatssekretärs für die französische Heereslustfahrt unter den Vierverbandländern ein Abkommen zur Rege lung der internationalen Luftschiffahrtsfragen geschaffen worden, das eine gemeinsame Zu sammenarbeit bezüglich der Vereinheitlichung der Luftpostdienste anstrebt. Der schwediiche Hauptmann Sundstedt hat nun mit Unterstützung amerikanischer Mäceue, die ihm in materieller Beziehung weiteste Hand ließen, Riesenflug zeuge erbaut, die dem cinznrichtenden regel mäßigen Atlanticluftpostdienste dienen sollen. Mit einer Spannweite von etwa 35 Metern wären sie die größten Doppeldecker, die je gebaut wurden. Sie führen 2100 Liter Benzin und Ll mit und werden mit Motoren von 450 Pserdekrästen betrieben. Bei einer Schnelligkeit von 150 Kilometern in der Stunde hofft man die Beförderung der Luftpost zwischen Neufund land und Irland in etwa 16 Stunden bewerk stelligen zu können. Die ersten Probefahrten, die von Sundstedt geleitet werden, finden An fang des kommenden Jahres statt. * Amerikanische Kriegsphantasie». Die Amerikaner, die für ihr Heer von 500 000 Mann Unterkunft suchen müssen, sind auf die Idee gekommen, 48 Städte aus Holz zu er richten. DaS dem Kongreß zugegangene Gesetz steht u. a. vor, daß der Präsident die ganzen Ver. Staaten in sechzehn der Bevölkerung nach annähernd gleiche Teile teilt, auf die dann weiter die 500000 Mann und ihre Holzstädte zu verteilen sind. In jeder Holzstadt sollen 10 000 Rekruten Unterkunft finden; die Gesamt bewohnerzahl einer Holzstadt wird auf 12 000 Mann veranschlagt, und so werden etwa 48 Städte bestellt werden müssen. Bauholz ist dafür an geblich in genügender Menge vorhanden, und da die Gebäude so einfach wie möglich gebaut werden sollen, wird es, wie die maßgebenden Stellen hoffen, auch an Arbeitern nicht mangeln. Soweit eS irgend geht, sollen nämlich ungelernte Arbeiter die Bauten ausführen. Jnnerhall von drei Monaten müssen die 48 Städte fertij dastehen. was versinkt mit einem 5chiff? Eine zeitgemäße Frage. Mit dem Begriff „Registertonnen" vermag der Laie nichts Rechtes anzusangen. Leichtci verständlich klingt ihm schon die Nachricht, so undsoviel lausend Tonnen Getreide oder Kohler wären versenkt. Greifen wir aus der Fülle unserer täglichen U-Bootserfolge einige Beispiele heraus! Unter dem 6. Juli wurde der bewaffnete englische Dampfer „Saxon Monarch" mit 7000 Tonnen Weizen als versenkt gemeldet. Was bedeuten 7000 Tonnen Weizen? Mit 7000 Weizen oder Roggen versorgt sich heute eine Stadt wie Frankfurt a. M., mit 425000 Einwohner, min destens 10 Wochen lang mit Brot! Nicht immer können unsere U-Boo'skomman- bauten die versenkte Ladung so genau seststellen wie in dem Falle der „Saxon Monarch". So konnten von den om 7. Juli erwähnten eng lischen Dampfern „Lord Roberts" und „South Wales" nur die Registrrwnnenzahlen angegeben werden. Aber wieder sanken mit ihnen schätzungs weise 11 000 Tonnen Weizen und Mais in die Tiefe, d. h. in Brot umgerechnet io viel, daß eine Stadt wie Köln a. Rh., 525 000 Ein wohner, die heute zuständige Brotration von wöchentlich 1600 Gramm pro Kopf ein Viertel jahr lang verabreichen könnte. Der 8. Juli brachte ferner die Nachricht von der Torpedierung des kleinen italienischen Dampfers „Scheria". Er führte etwa 3700 Tonnen Kohlen an Bord. Dir neue Kohlen- Verteilung für Groß-Berlin legt einen Vergleich mit dem für Küchen- und Ofenbrand zuge- siandenen Bedarf nahe. Mit der versenkten Kohlenmenge dieses einen Dampfers, hätten 7400 Zweizimmerhaushaliungen ihre Öfen und Küchen einige Wintermonate lang Heizen können. Die gewählten Beispiele beschränken sich auf vier mittlere Dampfer von insgesamt rund 16 000 Br.-Reg.-To. Wenn dieser Verlust schon so empfindliche Lücken reißt, dann ver gegenwärtige man sich, was 50 000 tor pedierte Br.-Reg.-To. bedeuten, die der deutsche Admiralstabsbericht schon wiederholt an einigen Tagen buchen konnte, und nun gar erst eine Million Br.-Reg.-To., dir wieder im letzten Monat überschritten wurden! Volks^irllckaMicbes. Neuregelung der Kohleuversorgung. Auf dem außerordentlichen bayerischen Handslskamvisr- tage wurde die Mitteilung gemacht, daß tnr das ganze Deutsche Reich eine vollkommene Neuordnung der Kohtcnversorgung in Vorbereitung sei, und zwar wird diese Neuorganisation in folgender Weise sich vollziehen. ES üi geplant, die bisherigen Kohlen- ReiLs-Kommisfariate auszuhcbcn und die gesamte Kohlenvcriorguug in einem zu schaffenden Kohlen- BetriebSamt in Berlin zusammeuzuzichen. Die Kohlenorganisation soll dann noch insoicrn eine Neuerung ersahren, als über das Reich Or:S- und BczirkSkoblenstellen verteilt werden sollen mit der Ausgabe, daß die Magistrats iür den Familicubcdari, die Handelskammern aber für den industriellen und gewerblichen Bedarf an Kohlen mit Hinzuziehung von KohIcnfachtcrUsn zu sorgen haben. — Zwischen der Donaumonarchie und dem Deutschen Reiche ist ein Kohtenvertrag auf der Grundlage des gereckten Ausgleiches abgeschlossen worden. Die Grundlinien dieses Vertrages dürften darin beruhen, daß das Deutsche Reich der Donaumonarchie Steinkohle liefert, während die Donaumonarchie mr Lieferung böhmischer Braunkohle sür industrielle Zwecke in aus reichender Weise Gewähr leistet. Sericktskatte. Danzig. Ter Mnhlenbesitzer Alfred Scheffler in Crandschin wurde zu 10 060 Mark Geldstrafe verurteilt, da er im vorigen Jahre bei Geschäften mit Grütze Gewinne bis zü 100 6'° gemacht Hane. Königsberg. Zn 5000 Mark Geldstrafe wegen ItberrreLung der KriegSgeseye verurteilte die hiesige Strafkammer den früheren Noßfchlächler und Guts besitzer L. in Neffelbcck (Samland). Gr hatte neun Schweine schlachten lasten, ohne daS Fleisch an die städtische VerteilungSstelle abzuliesern, außerdem auch Kartoffeln verfüttert. Hügen. Und daun nahm sie schnell Hut und Handschuhe und ging durch den Wald nach Villa Volkmar. Dort hatte sie eine lange heimliche Unter redung mit ihrer Freundin. Und Frau von Volk mars Gesicht hatte danach einen so glücklichen Ausdruck wie das Friedes. Mit einem langen Blick und festen Hände- druck trennten sich die beiden. „Und das alles bleibt zwischen dir und mir, Anna," sagte Friede zuletzt. „Mein Wort darauf, Friede. Ach Gott bin ich froh. Dn glaubst nicht, Ivie es mich gequält hat, daß mein Georg diese übereilte Verlobung schloß. Nun mag Gott helfen — daß Ruth ihn nicht zurückweist, wenn er jetzt noch zu ihr kommt." Friede schüttelte lächelnd den Kopf. „Keine Sorge — sie liebt ihn. Wahre Liebe verzeiht alles." Georg verbrachte die nächsten Tage in einer gedrückten, gequälten Stimmung. Jetzt, da Ellen jort war und ihre Gegenwart keinen Zauber mehr ausüben konnte, erkannte er erst recht, wie sehr er sich mit dieser Verlobung über- eilt Halle. Sein Herz zog ihn zu Ruth und seine Gedanken beschäftigten sich immerfort mit jhr. Wäre es nicht ehrlicher, er sagte Ellen die Wahrheit und löste ein Band, welches sie beide nicht beglücken konnte? Aber dann machte er sich selbst den Vorwurf, unritterlich zu denken. Hatte er sich in blinder Leidenschaft eine.Fessel auferlegk, so mußte er »« auch mannhaft tragen. Aber wohl war ihm nicht bei alledem. Eines Morgens, als Georg in trostloser Stimmung an seinem Schreibtisch ffaß und nicht arbeiten konnte, wie jetzt so oft, kam Ellens Brief. Sie gab ihm sein Wort zurück, er war srei. Als er die Botschaft gelesen und begriffen haste, sprang er auf, von einem schweren Bann befreit. Er reckte die Glieder, warf die Arme empor und atmete aus voller Brust. Dann plötzlich eilte er hinaus, nahm seinen Hut und stürmte, an seiner im Garten prome nierenden Mutter vorbei, wortlos davon. Sie sah ihm lächelnd nach. Friede sah Georg kommen vom Fenster des Wohnzimmers ans. Ruth saß hinter ihr bei einer Handarbeit. Friede ging, ohne ein Wort zu sagen, hinaus. Im Hausflur traf sie auf Georg. Er umarmte sie stürmisch. „Wo ist Ruth?" fragte er hastig. Nichts weiter. Friede zeigte still nach der Tür des Wohn zimmers. Da ließ er sie los, ohne sich Zeit zu einem erklärenden Wort zu lassen und trat voll ungestümer Hast ins Zimmer. Ruth sah erschrocken von ihrer Arbeit auf und lvurde dunkelrot. Aber ehe sie sich erheben oder ein Wort sprechen konnte, war er an ihrer Seite, kniete vor ihr nieder und um faßte sie mit einem halbunierdrückten Laut der Erregung. „Ruth — liebe, geliebte Ruth — ich bin frei — frei —! Ellen löst unsere Ver lobung. Sie liebt mich gar nicht und ich — ach Ruth — meine liebe, liebe Ruth — du mußt ja wissen, daß es ein Irrtum war — ein Fieber — ein Rausch — eine Krankheit! Dich liebe ich, dich allein — und du liebst mich, das weiß ich. Und es macht mich so glücklich, daß ich dir das alles sagen darf. Verzeihe mir, daß ich mich sür kurze Zeit von dir entfernte — ich habe schwer gebüßt. Meine Ruth, meine teure Ruth I" Das junge Mädchen wollte sich zitternd aus seinen Armen befreien. Sie wußte sich das alles nicht zu deuten. Aber er hielt sie mit dem einen Arm fest und zog Ellens Brief hervor. „Da — lies selbst, Ruth — hier siehst du alles. Nun sag' — kannst du mir verzeihen? Trotz allem vertrauen? Hast du mich noch lieb, Ruth?" Diese saß fassungslos wie in einem Tranm und konnte weder etwas sagen, noch denken. Aber sie war auch zu schwach, sich zu wehren, als er sie sest an sich zog und sie innig und andachtsvoll küßte, auf die Augen, auf die Stirn und auf den zuckenden Mund. Das waren andere Küsse als die, die er Ellen an jenem Abend gegeben. Als Ruth endlich wieder zu sich kam, da war sie viel zu glücklich, nm nicht willig an dem Platze zu bleiben, an dem er sie sesthiclt — an seinem Herzen. Als Friede nach langer Zeit eintrak, sand sie die beiden noch immer in zärtlicher Umarmung. Sie trat vor sie hin. „Nun, du dummer Georg, hast du nun end lich den rechten Weg zum Glück gesunden? Weißt du nun endlich genau, daß dar, watz du für Ruth empfindest, zum Heiraten aus reicht?" fragte sie, um ihre Rührung zu ver bergen. „Ruth sagt eS — ihr genügt es, Tante Friede. Sieh' nur, wie ganz anders sie jetzt auLsieht." Friede nickte. „So gefallt ihr nur besser — alle beide." Georg blickte plötzlich erstaunt aufi „Ja — wie ist mir denn — weshalb wunderst du dich denn gar nicht — wußtest du —" „Alles, mein lieber Junge, alles. Tu glaubst nicht, wie klug sie ist, deine Tante Friede." Da wurde sie von zwei Seiten innig um faßt, und auf jeder ihrer Wangen brannte eipi heißes junges Lippenpaar. — Erst viel später, als Ruth schon längst Georgs Frau war und Ellen säst ebenso lauge Frau von Salten hieß, erfuhren Ruth und Georg von Ellen selbst, in welcher Wests Tante Friede einst in ihr Schicksal eingegriffen hatte. Ellen besucht Tante Friede jedes Jahr, um sich, wie sie selbst sagt, den Kopf gründlich waschen zu lassen. Niemand verstünde das besser als diese. Wenn Hans, Ellen oder Ruth einer liebe vollen Blutter bedürfen, dann wenden sie sich dahin, wo sie immer herzliches Verständnis finden — an Friede Sönenscu. s» »4 Ende.
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