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Politische Rundschau. Die chinesischen Wirren. * Während die andern Mächte entgegen dem russischen Vorschlag ihre Truppen nach wie vor in Peking und seiner unmittelbaren Umgebung belassen, scheinen die Russen mit der Räu mung Pekings Ernst machen zu wollen. Fünf Regimenter sind bereits zurück gezogen, drei marschieren nach der Man- dschurei,vonwoschlechteNachrichten eingetroffen find. Die in Peking anwesenden Russen find jetzt noch 8000 Mann stark, die gesamte fremde Garnison zählt 70 000 Mann, von denen 22 000 Japaner find. * Ueberdie Friedensverhandlungen lauten die Nachrichten konfus; jedenfalls find die Vollmachten der chinesischen Vermittler noch nicht von den Mächten anerkannt worden. * Hinsichtlich der Friedensbedin- gungen heißt es jetzt, Frankreich und Ruß land hätten sich auf die völlige Entwaffnung Chinas, die Schleifung aller Seebefestigungen und auf das Verbot von Waffenhandel nach China geeinigt. Die Entschädigungsansprüche sollen nach der Zahlungsfähigkeit Chinas be messen werden. *Ob China wirklich ehrlich den Frieden will, erscheint noch immer recht ungewiß. Sir Robert Hart hat den Generalen mitgeteilt, sie sollten sich auf bevorstehende Feind seligkeiten vorbereiten. Die chinefischen Truppen zögen sich zusammen und bedrohten die Verbindungslinien. Er glaube, daß im Laufe desNovember weitere Zusammen stöße zu erwarten seien. *Nach einer Meldung aus Schanghai, die auf zuverlässige Quells zurückgehen soll, war die Ermordung des Gesandten v. Ketteler ein Äkt der Rache für die Be setzung von Kiautschou durch die Deut schen. Sie wurde von der Hofpartei an- ge stiftet und von Prinz Tuan be günstig t. * Zeugnisse hoher chinesischer Beamten weisen unzweifelhaft nach, daß die Kaiserin- Regentin und Tungfusiang die Ermor dung aller fremdenGesandten ge plant haben. Der Anschlag sei nur durch die Ermordung des Frhrn. v. Ketteler vereitelt worden, die verfrüht war. *Auf ihrem Rückmarsch von Peking nach Tientsin haben die deutschen Seebatail- lone den befestigten Ort Liang genom men. Vierzig bengalische Lanzenreiter hatten sich ihnen angeschlossen. Es wurden 500 Boxer niedergemacht. Auf deutscher Seite 1 Mann wt, 5 verwundet. * Bei einem andern Kampfe, der am 13. d. stattgefunden hat, erlitten die See- bataillone einen Verlust von zwanzig Man n. -i- q- * Vom afrikanischen Kriegsschauplatz. *Die wahrscheinlichen oder unwahrschein lichen Pläne des Präsidenten Krü ger, die neueste Proklamation des Lord Roberts und die letzten interessanten Opera tionen der sich gegennberstehendcn feindlichen Slrcitkrä'w auf dem Kriegsschauplätze halten das englische Publikum und die engliche Presse in Atem. Man geht bereits so weit, an der Hand verschiedener thörichter Gerüchte zu er klären, daß Krüger in Wirklichkeit nichts anderes ist, als britischer Gefangener in portugiesischen Händen, mit anderen Worten, daß die portu giesische Regierung bereit ist, England Henkers dienste zu leisten und den Präsidenten auf Ver langen auszulieiern. Eine andere Version geht dahin, daß Krüger sogar eventuell aus seinem Wege nach Europa in ganz legaler Weise „fest genommen" werden kann, und daß zu diesem Zweck das britische Kriegsschiff vor der Delagoa- Bai auf der Lauer liegt. *Nach einer Meldung aus Laure nzo Marques treffen dort täglich ganze Ab teilungen von Boerenflüchtlingen ein. Dieselben begeben sich mit Hab nnd Gut aus portugiesisches Gebiet, um sich daselbst endgültig anzusiedeln. Die Mehrzahl der Flüchtlinge er ¬ klärten die Lage ihrer noch kämpfenden BriMr für hoffnungslos. Auch in Deutsch-Süd- westafrika find „trekkende Boeren" eingetroffen. *Von einzelnen Kampfplätzen liegen noch Meldungen vor, aus denen eigentlich nur hervorgeht, daß überhaupt noch gekämpft wird. Deutschland. * Der Kaiser hat aus Anlaß derKata - ftrophe von Galveston dem Präsidenten Mac Kinley ein in warmen Ausdrücken ab gefaßtes Beileidstelegramm zugesandt, das dankend erwidert wurde. * Prinz Albert von Sachsen, der jüngste Sohn des Generalfeldmarschaüs Prinzen Georg, ist in der Nacht zum Sonntag infolge Scheuwerdens seiner Pferde aus dem Wagen Reich im Ausland — in der Türkei, in Marokko, in China — unterhält, haben solches Zutrauen bei der kaufmännischen Bevölkerung, in deren Bezirk sie errichtet sind, und demgemäß solchen Zuspruch gewonnen, daß sie ihre ge samten Unkosten, einschließlich ihres Anteils an den Generalunkosten, vollständig decken und noch einen Ueberschuß ergeben. *Die Aushebung für Heer und Marine hat im Jahre 1899 226975 Mann umfaßt. Im Vorjahre wurden nur 221665 Mann ausgehoben, also 6000 Mann weniger. Die verstärkte Aushebung hängt mit der Er höhung der Friedenspräsenzstärke zusammen. Freiwillig eingetreten sind 24 488 Militär pflichtige , gegen 23 309 im Vorjahre. Frei willig vor Beginn des militärpflichtigen Alters sind eingetreten 22 669 Mann, gegen 22 933 im Vorjahr. geschleudert worden und hat dabei einen Schädel bruch erlitten, der in wenigen Minuten den Tod herbeiführte. Der Verstorbene war am 25. Februar 1875 geboren. *Der Kaiser sandte an den Prinzen Georg von Sachsen folgendes Bei leidstelegramm: „Der schreckliche Un glücksfall, der Euch in so tiefe Trauer versetzt, hat uns tief erschüttert. Wir senden Dir und den Deinen unsere innigste, wärmste Teilnahme und bitten Gott um seinen reichsten Trost für Euch." * General Graf Waldersee ist am Donnerstag in Schanghai eingetroffen, von wo aus er mit dem deutscheuKreuzer „Hertha" unter Kriegsflagge nach Taku weitergefahren ist. *Graf Bülow hat eine Rundnote an die Großmächte gerichtet, worin er fordert, daß vor Beginn der Friedensverhand lungen die eigentlichen Anstifter der chinesischen Greuel, deren Schuld notorisch ist, von der chinesischen Regierung an die Großmächte zur Bestrafung ausgeliefert werden. *Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe wird abermals Berlin verlassen und sich ent weder nach Baden-Baden oder Wiesbaden zur Kur begeben. Dieser Bade-Aufenthalt soll längereZeit dauern, da der Fürst gelegent lich seines jüngsten Aufenthaltes in Werki vielfach von katarrhalischen Anfällen zu leiden hatte. * Dem Präsidenten des R e i ch s m il i t är- gerichts Frhrn. v. Gemmingen stehen als militärische Mitglieder Generalmajor v. Kalten- born-Stachan und Oberst Brandau zur Seite; außerdem wurden 18 außeretatsmäßige Mit glieder des Reichsmilitärgerichts ernannt. *Die 80 Millionen Schuldver schreibungen der Neichsregieruug sind von der Berliner Diskonto bank nahezu zum Parikurse übernommen worden; sie ist nicht in Amerika begeben worden, sondern das genannte Finanz-Institut hat seinerseits! Rückendeckung in Amerika gesucht und gefunden. * Die Postanstaltcn, die das Deutsche i Prins Heinrich von Hetzen, der am Sonntag in München an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben ist. Er war der letzte Prinz aus der großherzoglich hessischen Linie. England. * Königin Viktoria hat ihre Zustimmung dazu erteilt, daß der Herzog und die H e r - zogin von Jork im nächsten Frühjahr Australien besuchen; der Herzog wird im Auf trage der Königin das erste australische Parlament eröffnen. (Der Herzog ist der älteste Sohn des Thronfolgers Prinzen von Wales.) *Jn einem Montag unter dem Vorsitz der Königin von England in Balmoral abgehaltenen Ministerrat soll beschlossen worden sein, das englische Parlament in der nächsten Woche aufzulösen. Balkanstaaten. *Die angeblich beabsichtigte Reise des Schahs nach Konstantinopel scheint unterbleiben zu sollen. Es verlautet, daß man sich über das Zeremoniell nicht einigen kann, da der Sultan den Schah zwar als souveränen Herrscher anerkennt, als Kalif und einzig rechtmäßiger Nachfolger des Propheten ihn aber nicht als gleichbe rechtigt anzuerkennen geneigt ist. Mög licherweise stecken auch russische Intrigen dahinter. Rußland hätte alles Interesse daran, eine persönliche Aussprache zwischen dem Sultan und dem Schah zu verhindern. *Am 24. September, dem Geburtstag der Königin Draga, wird die Begnadi gung aller wegen des Attentats auf Milan noch in Haft befindlichen Personen erfolgen. * Eine außerordentliche Sitzung des Bel- graderFrauen-Vereins, welcher viele Abordnungen aus dem Landesinnern beiwohnten, nahm eine Resolution an, die Königin Nataliens Haltung und Vorgehen gegen den serbischen Königshof verurteilt, alle Be ziehungen zur Königin Natalie abbricht und noch durch besondere Deputation das Pro tektorat der Königin Draga erbitten ließ. (Bisher war Natalie Protektorin des Vereins.) Wußte es sein? L1) Roman von C. v. Berlepsch. U Min,;.) „Ms Du von Deiner Reise zurückkamst, sah ich Deiner Bewerbung entgegen; ich dachte mit Bestimmtheit, das sei der Zweck Deiner Rück kehr. Allein schon bei Deinem Eintritt und Deiner Begrüßung bemerkte ich, daß Du nicht der eifrige Liebhaber warst, den ich erwartete; Du zeigtest Dich kühl und ruhig, uud ich war zum ersten Mal bitter enttäuscht. Aber ich ließ die Hoffnung nicht finken. Alles wollte ich eher glauben, alS daß Du Dich des alten Abkommens nicht mehr erinnertest, daß Du mich nicht zu Deiner Frau machen würdest. Ich sprach mit Dir von unserer Kindheit, du wichst mir aus; alle diese Zerchen deutete ich richtig, aber ich wollte weiter hoffen. Ich wollte Dich erobern und meinte, mit meiner grenzenlosen Liebe, mit Ausdauer und Geduld zum Ziel zu kommen. Es war alles vergebens. Welche qualvolle Zeit ich durchlebte, kann niemand außer mir selbst ermessen. Alle West sprach von unserer Verlobung wie von etwas Selbstverständlichem, und doch wmde mir immer klarer, daß Du der asten Bande nicht gedenken wolltest, und ebenso, daß Du mich nicht liebtest. Zur trostlosen Gewißheit kam ich, als ich Deine Bemerkung zur Gräfin Menges hörte, daß Du noch nie einem weiblichen Wesen begegnet seist, welches Du hättest bitten mögen, Dein Weib zu werden. Erinnerst Du Dich unserer Wasserfahrt an dem Tage? Trotz allem, Vas Du mir damals sagtest, meinte ich immer noch, meine heiße Liebe müsse Gegenliebe wecken. Ich kämpfte weiter um Dich bis zu dem Abend auf dem Balkon, wo du für den Grafen warbst. Du mußtest merken, wie es um mich stand, und warst dennoch im stände, mir nur mit kühlen Worten zu sagen, daß Du wie ein Bruder für mich empfändest. An jenem Abend ward ich inne, daß Du mich nie lieben würdest, daß Du die alten Be ziehungen vergessen wolltest; da starb meine Liebe und mit ihr mein besseres Ich. Als Du mich verlassen hattest, schwur ich, mich zu rächen, mochte es kosten, was es wolle. Ich, die so viel Umworbene und Begehrte, war von Dir verschmäht worden, meine heiße Liebe hattest Du zurückgeftoßen; Du solltest dafür leiden. Wie ich es anfangen könne, wußte ich damals noch nicht, aber mein Entschluß war gefaßt, und es ist mir gelungen, ihn auszuführen. Ich sann und sann, wie ich dich empfindlich treffen könne. Das einzige was mir erreichbar war, Deinen Stolz, mußte ich aufs tiefste ver wunden und demütigen. Nur durch diesen, durch Dein strenges, berechtigtes Ehrgefühl konnte ich Dich beugen, und — ich habe mein Ziel er reicht! So nahm ich denn meine ganze Kraft zusammen, ließ Dich glauben, daß alles ein Scherz gewesen sei, und sagte dir schließlich, daß ich Graf Brandners Antrag annehmen werde. Ueber mein ferneres Leben laß mich schwei gen. Ich lebte nur in dem Gedanken an meine Rache, und dieser eine Gedanke hielt mich auf recht. Einen Plan nach dem andern faßte und verwarf ich, ich fand nichts, was Dich so tief verletzen konnte, wie Du mich verletzt hattest. Endlich kam mir zufällig der Buiwersche' Roman „Seine Frau" in die Hände. Das gab meinen Gedanken eine bestimmte Richtung. Du kennst das Buch, ahnst Du, wo ich hinaus will?" Als Hohenstedt dies las, erbleichte er. Was konnte Gabriele meinen, was bedeutete dieser Hinweis auf den Bulwerschen Roman? Das Buch handelte von einer Heirat, die auf Grund einer Täuschung geschlossen war; das konnte Hoch keine Beziehung zu seiner Ehe haben! — Eifrig fuhr er in der Lektüre sott: „Lies noch die nächsten Seiten, dann wirst Du sehen, wie eine beleidigte Frau ausführt, was sie sich einmal vorgenommen hat. Höre, wie ich Dich belogen habe, ich, die sonst jedes unwahre Wort verabscheute. Vor langen Jahren hatten wir eine Jungfer, auf die meine Mutte große Stücke hielt. Sie war geschickt, aufmerksam und hatte sür ihre Stellung gute Manieren. Es that meiner Mutter ordentlich leid, als sie uns verließ, um zu heiraten. In ihrer Ehe ging es ihr nicht gut. Ihr Mann, der vor ihrer Verheiratung fleißig und ordentlich war, wurde arbeitsscheu und sank schließlich von Stufe zu Stufe, ob sie selbst mit Schuld trug, kümmerte uns nicht. Bald nach meiner Hochzeit suchte sie mich auf und bat mich um Unterstützung. Sie erzählte mir ihre Leidensgeschichte. Anfänglich nach ihrer Verheiratung hatte sie in einem kleinen Städtchen in leidlichen Verhältnissen ge lebt. Durch Umstände gezwungen, waren sie fortgezogen, hatten bald hier, bald dort ge wohnt, bis sie schließlich nach Wien gekommen waren. Frau Pohl hatte immer durch ihrer Uon Uah nnd Fern. Ein liebenswürdiger Ang des Kaisers wird nachträglich von der Kaiserparade auf dem Exerzierplatz in Kreckow bei Stettin bekannt. Unter dem Publikum am Paradefelde stand als Zuschauer in der Uniform der Leibgarde-Husaren^ und geschmückt mit den Ehrenzeichen der drei Feldzüge, der frühere Gendarmerie-Wachtmeister Grabert aus Berlinchen. Dieser war, als Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser, eine Schwadron der Garde-Husaren führte, dessen Wachtmeister. Als nun der Kaiser den ordengeschmückten alten Krieger beim Vorbeireiten bemerkte, winkte er ihn sofort zu sich heran, reichte ihm die Hand und unterhielt sich im Weiterreiten in der leut seligsten Weise mit ihm. Am Schluß der Unterhaltung ließ der Monarch seinem ehe maligen Wachtmeister eines seiner Pferde vor führen, wodurch es dem alten Herrn ermöglicht wurde, in aller Bequemlichkeit, hoch zu Roß, dem militärischen Schauspiel in seinen Einzel heiten zu folgen. Ueber den Unglücksfall des Prinzen Albert wird berichtet: Der Prinz befand sich auf dem Wege nach dem Manöver - Quartier Pinnewitz. Die Straße über Wölkau benutzend, wurde das Gefährt des Prinzen von einem im Galopp daher kommenden Wagen überholt, wo durch die Pferde scheuten. Der Kutscher sowie auch der neben ihm sitzende Leibjäger wurden vom Bock geworfen. Die Pferde gingen mit dem Wagen durch, der letztere prallte gegen einen Baum und Prinz Albert wurde aus dem Wagen geschleudert, während die Pferde weiter jagten. Der Prinz wurde von dem nach- kommcnden Leibjäger und dem Kutscher sowie von den inzwischen herbeigeeilten Offizieren in bewußtlosem Zustande aufgefunden. Der Un glücksfall ereignete sich gegen 10 Uhr abends. Zwei Aerzte waren bald zur Stelle. Ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, verschied Prinz Albert um 11 Uhr 20 Minuten an dem bei dem Sturz erlittenen Schädelbruch in dem Brettschneiderschen Gute zu Wölkau, in welches er gebracht worden war. Die Schulden des Kyffhäuserdenkulals betragen noch 173 601,45 Mk. und die der Kyffhänserwirtschaft noch 131 398,55 Mk. Im Vorjahre sind von ersteren getilgt worden 84 000 Mk., in diesem Jahre bereits 71000 M. und weitere 20 000 Mk. sollen noch folgen. Vom 1. Januar bis 1. September d. sind an Turmbestchtigungsgeldern 9943,75 Mk. einge kommen (im gleichen Zeitraum des Vorjahres 13 412,50 Mk. also in diesem Jahre 3468,75 Mk. weniger). Zeppelins neue Luftfahrt. In Friedrichs hafen werden die letzten Vorbereitungen zum zweiten Aufstieg des Zeppelinschen Luftschiffes getroffen, der längstens am 25. September er folgen soll, da an diesem Tage der König von Württemberg zu den Manövern nach Nord deutschland abreist. Wenn unvorgesehcne Hindernisse den Ausstieg bis dahin unmöglich machen würden, wird alles bis zum nächsten Frühjahr verschoben. Am 17. d. trafen die Lustschiffer-Abteilung und 100 Mann der Wein gartner Garnison in Friedrichshafen ein, woraus die Füllung begann. Unter den vorgcnommc- ucn Verbesserungen sind die Verstärkung nnd die Vergrößerung der Luftschrauben die haupt sächlichsten. Der Tag für Denkmalspflege, der am 24. September in Dresden vor der General versammlung des Gesamtvereins der Deutschen Gcschichts- und Altertumsvereine abgehaltcn wird, verspricht sehr bedeutungsvoll zu werden. Die sächsische Negierung hat sich an die deutschen Regierungen, ebenso au die Nachbarstaaten mit der Bitte um Beschickung des Tages gewandt. Wie die .Deutsche Bau-Zeitung' erfährt, werden die preußischen Provinzial-Konservatoren voll zählig zu dem Tage erscheinen. Ebenso sind aus Oesterreich und Bayern zahlreiche An meldungen eiugclroffcn. Vertreter von Vereinen, die sich die Pflege einzelner älterer Gebäude zur Aufgabe gemacht haben, sowie Architekten, die mit Nestaurierungsarbeitcn beschäftigt sind, reihen sich den staatlich berufenen Organen der Denkmalspflege an. Hände Arbeit — sie besaß große Geschicklichkeit im Schneidern und Putzmachen — den Unter halt für sich und ihre Tochter erworben, aver in Wien wollte eS ihr in der letzten Zeit nicht glücken, lohnende Beschäftigung zu finden. Ihr Mann war ganz brotlos, und so befand sie sich in einer sehr traurigen Lage. Während sie mit mir sprach, kam mein Gatte herein; die Dürftigkeit der Frau rührte ihn und er versprach auch, dem Mann Arbeit zu ver schaffen. Zu diesem Zweck ließ er ihn zu sich kommen und beschäftigte ihn eine Zeitlang ihn Haus und Gurten. Die Folge war, daß Pohl die Hausgelrgenheit kennen lernte und bei uns einbrach. Silber und Juw-len wurden bei ihm gefunden, als man ihn abfaßte. Er war schon öfter vorbestraft, und das Gericht verurteilte ihn zu zehn Jahr Zuchthaus. Seine Frau that mir in der Seele leid, und ich suchte sie aus. Sie war in Ver zweiflung und das einzige, was sie ans Leben fesselte, war ihre Tochter, ein schönes Mädchen von 16 Jahren, namens Edith. Sobald ich diese sah, fiel mir ein, was Du von Deinem Ideal gesagt hattest, hier stand es vor mir mit goldigem Haar und den schlehblauen Augen. Ich begriff nicht, wie sie in solche Verhältnisse gehören konnte. Die ganze Erscheinung war so vornehm, ihr Benehmen tadellos, selbst die Hände — Du weißt, ich gebe viel darauf — waren weiß und schön geformt. Ich sprach mit ihr und fand, daß sie eine gute Erziehung ge nossen hatte. Die Mutter hing mrt inniger Zärtlichkeit an ihrer Tochter; sie war ihr Ein und Alles. Frau Pohl hatte immer von stütz