Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 07.07.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191707073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19170707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170707
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-07
- Tag 1917-07-07
-
Monat
1917-07
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 07.07.1917
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vie japanische Gefahr. , Ze länger der Weltkrieg dauert, um so größeres Alpdrücken bereitet der sapcmiKs Bundesgenosse den imperialistischen Verbands- machten, England und den Wer. Staaten. Und zwar wegen seiner kriegerischen Betätigung, die sich vornehmlich auf Ausdehnung seiner Macht im fernen Osten und auf die Eroberung aller ihm nur irgend erreichbaren Weltmärkte richtet. Aber auch den übrigen Genossen des Vierver bandes kommt der gelbe Bundesgenosse nicht ganz geheuer vor. Die italienische Presse be saht sich in jüngster Zeit auffällig mit Japan und feinem wirtschaftlichen Aufschwünge. In der,Roma' kommt Enrico de Mariais, nachdem er vieldeutenderweise erklärt hat, daß er sein Thema mit Rücksicht auf die Japaner nur un vollständig behandeln könne, zu folgenden Fest stellungen : „Auf den amerikanischen und asiatischen Märkten ist es (Japan) in wenigen Monaten an die Stelle der anderen kriegführenden Staaten getreten. Im südamerikanischen Handel nimmt es jetzt die Stelle von England, Deutschland, Frankruch und Italien ein und tritt schon in Wettbewerb mit dem dort an erster Stelle stehenden Nordamerika. Kaufleute, die jüngst aus Südamerika nach Europa kamen, erzählen von der fieberhaften Tätigkeit der Japaner, die nach Art der Deutschen langfristige .Handelsgeschäfte abschließen. Eine ähnliche .Tätigkeit entwickeln sie in Britisch- und in Holländisch - Indien, in Indochina, in Australien und auf den Philippinen, indem sie neue Industrien schaffen und so die verschieden sten europäischen Ausfuhrartikel durch ähnliche japanische ersetzen, wie Spielzeug, Biersorten, Woll» und Baumwollgewebe, Kautschulpneuma- tiks, Geschirr usw. . . . Japan erwartete den europäischen Krieg, um aus ihm Nutzen zu ziehen, und sein Glück vergrößerte sich noch durch vie russische Revolution, die mit ihrem Verzicht- Programm ganz zum Nutzen Japans ansschlägt, indem sie den Japanern neue asiatische Be sitzungen schafft/ Noch genauer in der Nachrechnung, die ganz ziffernmäßig vorgenommen wird, ist „Nauticus" in der,Preparazioue': „Japan, heißt es dort, das vor dem Kriege Schuldner Europas war, ist jetzt nächst Amerika der größte Bankier ge worden. Es hat seine Goldreserve von 330 Millionen Jen auf 850 Millionen Pen ge bracht, hat Rußland 150 Millionen Lire, Eng- i»»d 500 Millionen Lire geliehen, hat eine innere Anleihe von 40 Millionen Jen nusgegeben, 50 Millionen Den in chinesischen Bahnen angelegt. 1916 hatte es einen Export überschuß von 750 Millionen Jen." Hinsichtlich der japanischen Auswanderung und der wirt schaftlichen Entwicklung, die ihr unmittelbar nachfolgt, stellt „Nauticus" fest: „Bei Kriegs ausbruch gab es in Asien 134 498 japanische Auswanderer, in Amerika 117122, in Ozeanien 106165, in Europa 1231. Dis englischen Kolonien und Nordamerika haben deutlich zu verstehen gegeben, daß fje der japa nischen Einwanderung einen Niegel vor schieben werden. Um so mehr betrachten die Japaner China und Südamerika als Ziel ihrer Auswanderung. Hauptmittel dazu ist die groß artige Entwicklung ihrer Handelsflotte. Während noch im Jahre 1914 27 500 Tonnen in Japan gebaut und 177 298 Tonnen im Ausland ge kauft wurden, ist im Jahre 1915 die Situation vollkommen umgekehrt: 28081 kamen aus dem Auslande und 78 918 wurden in Japan gebaut. 1916 wurden sogar 300 000 Tonnen gebaut. Nach dem Kriege wird, aller Voraussicht nach, Japan über 2 Millionen Tonnen Schiffsraum ver- jügen, bei einem jährlichen Slapellauf von einer balben Million Tonnen. Diesen wachsenden Schiffsraum hat Japan zunächst dazu benutzt, den englischen Handel aus China zu ver drängen. In Südamerika ist das gleiche den uordamerikanischen Erzeugnissen gegenüber im Werke. In Peru und Brasilien hat sich die Zahl drr Japaner bereits verdoppelt und steigt noch fortwährend. Mit großer Aufmerksamkeit, um nicht zu sagen, mit Sorgen, muß mau die Friede Lörrenlen. 4?, Roman von H. CourthS-Mahler. Kortlebmig.) . „Hast du Zeit zu einem Plauderstündchen, Friedr, oder bist du dringend beschäftigt?" fragte sie, Friebe forschend Leirachtendf Diese setzte sich ihr gegenüber in die Sosaeckc. „Ich kann sehr wohl ein Stündchen feiern, Lizzi, wenn ich dir Gesellschaft leisten soll." „Ach ja, tue das. Wir sind noch gar nicht recht zum Plaudern gekommen. Immer hast VU zu tun. Weißt du, das hielte ich nicht aus, io den ganzen Tag auf den Beinen, immer »beiten, immer den ganzen großen Betrieb am Fädchen haben." Friede lächelte. „Mir macht das nichts. Ich fühle mich irisch und kräftig dabei. Und die Arbeit macht Nir Vergnügen." „Nun, jedenfalls weißt du Wohl, wofür du rS tust. Die Molkerei wirst wohl einen enormen Zewinn ab?" fragte Lizzi scheinbar leichthin, »berihre Augen bekamen einen gespanntenAusdruck. Friede wußte sich denselben lehr wohl zu »»ulen. Es zuckte einen Augenblick auf in ihren klugen. Dann sagte sie ruhig: „Mit dem enormen Gewinn ist es nicht so »eit her. Der Betrieb ist mit großen Spesen belastet, ich bezahle meins Leute gut, sie sollen Nissen, wofür sie arbeiten. Für mich selbst bleibt Een nicht viel." „Aber sag' mir einmal, Friede — wenn du k wenig verdien?, ist cs d-r nicht ein großes Opfer für dich, Laß du uns in io axoßmütigcr Weise hilfst' stille Arbeit dieses Outsiders verfolgen, der für alle gefährlich wird." Noch deutlicher werden hin und wieder eng lische Zeitungen in ihren Äußerungen. Sie können es nicht vertragen, daß „Japan, während die Welt für Freiheit und Gerechtigkeit gegen Deutschland kämpft, auf eigene Faust die Dinge im Osten regeln will. Japan ist England zu Dank verpflichtet." — Nun ist aber die Sache die, daß alle Bundesgenossen dem hehren Bei spiel Englands folgen und alles an sich bringen, was ihnen erreichbar ist. Das japanische Rätsel wird den Bundesgenossen noch viel zu schossen machen. Verschiedene Uriegsnachrichten. Fliegerleutuant Allmenroeder gefallen. Mit dem Fliegerleutnant Allmenroeder, der am 27. an der Westfront im Lustkampse den Heldentod fand, ist einer der Besten der Jagd staffel Richthofen gefallen. Aus dem Feld-Art.- Regt. 62 hervorgegangen, in dem er am 30. März 1915, erst 19 jährig, zum Offizier be fördert wurde, trat er am 29. März 1916 in die Fliegertruppe ein. Am 8. Januar 1917 erwarb er sich das Flugzeugführer-Abzeichen. Trotz seiner großen Jugend wurde er bald einer der besten unserer Jagdflieger und würdig seines Lehrmeisters und Staffelsührers. Der Heeres bericht vom 26. d. M. nannte ihn noch als Sieger über das 30. feindliche Flugzeug. Schon einen Tag später traf ihn die tödliche Kugel. Ein junges Heldenleben ist ausgelöscht; aber er wird in mgerer aller Herzen fortleben als einer der besten Söhne unseres Vaterlandes. * Die Lage des Vierverbandes. In einer Besprechung der militärischen Lage weist das Wiener ,Fremdenblatt' auf die in der italienischen Armee und auch bei der ita lienischen Zivilbevölkerung zutage tretende Kriegs müdigkeit hin, wie dies die in Mailand, Turin und Rom stattgesundenen Kundgebungen für den Frieden dartun, sowie aus die wachsende Unzufriedenheit in der französischen Armee, deren wahrer Stimmung Brizon in der französischen Kammer durch die Worte „Der Soldat in Frankreich will den sofortigen Frieden" Ausdruck gegeben habe, und sagt: „England, das die Fortsetzung des Krieges will, weiß immer Vernunft und Überlegung seiner Verbündeten zu ertöten durch ein Schlagwort, das gegenwärtig „Amerika" heißt. Durch die Verbreitung von genauen Angaben über die von den Ver. Staaten zu erwartende Hilse sollen die kriegsmüden Vierverbandvölker auf- gemuntert werden. Da dies aber nicht genügt, soll die Kriegslust durch den Rachedurst genährt werden, indem durch die abenteuerlichsten Be richte über grausame Behandlung von Ge fangenen in Osterreich-Ungarn die Völker des Vierverbandes zu sinnlosem Hasse und blinder Nachsucht gegen Österreich-Ungarn ausgehetzt werden. Aber auch diesen wird Ernüchterung und Katzenjammer folgen. — Mit Bezug auf die etwaige russische Offensive stellt das Blatt fest, daß die Streilinittel Osterreich-Ungarns au der russischen Front jetzt größer sind als im Vorjahre. -i- Frankreich am Ende der Kraft. In der englischen Presse beginnt sich eine merkwürdige Ger ing s ch ätzu ng der weiteren militärischen Leistungsfähigkeit Frankreichs breitzumachen. So schreibt der Mililärkritiker des .Observer': „Auf Frank reich dürfe män nicht mehr rechnen, seine Truppen halten etwa 30 deutsche Divisionen auf und bedrohen Hindenburgs südliche Flanke mit Umgehung. Aber nachdem sie das Gröbste der deutschen Offensive im vorigen Jahre aus gehalten haben, ist nicht viel Menschenmaterial mehr überzählig." * „Nicht mehr zum Kampfe fähig." Edouard Roussier schreibt in einem Artikel über Rußland in der,Semaine Litteraire' u. a.: „In einem Punkt ist übrigens alle Welt einig — vom Fürsten Lwow bis zum letzten Bauern Lizzi betrachtete es zwar im Inneren als selbstverständlich, daß ihr Frieds diese Hilfe an- gedeiheni ließ. Da sie aber nicht anders zum Ziels kam, Friebes Verhältnisse zu erforschen, jo bequemte sie sich sogar dazu, Friedes Opfer anzuerkennen. Friede sah auf ihre schlanken, schönen Hände herab, die durchaus nicht etwa Spuren harter Arbeit trugen. „Ich brauche für mich selbst sehr wenig. Du siehst ja, wie anspruchslos wir hier leben und wie sparsam. Selbst Ruth muß für ihren Unter halt sine Arbeit leisten. Aber aus dem Ertrage der Molkerei würde ich euch den Zuschuß nicht zahlen können. Du hast Wohl neulich bei Volkmars zufällig gehört, daß ich einige Grund stücke verkauft habe? Das Geld habe ich sest- gelegt in sicheren Papieren — und die Zinsen davon — die bekommt ihr." Lizzi rechnete hastig aus, wie hoch sich dieses Vermögen dann belief. Wenn man dann noch die Molkerei dazu rechnete — diese konnte später, wenn Friede nicht mehr war, verkauft werden, dann kam immerhin ein ganz hübsches Ver mögen zusammen. „So, so, auf diese Weiss ist es dir möglich, uns den Zuschuß zu zahlen," sagte sie in Ge danken noch halb bei ihrem Exempel. „Nun, zur Molkerei selbst gehört doch auch noch ein stattlicher Grundbesitz. Wenn du alles verkaufen würdest, daS brächte noch viel Geld." Friedes Augen blitzten auf. Bis jetzt halte sie noch keine direkte Unwahrheit gesagt. Sie zahlte tatsächlich den Zuschuß aus dem Zins ertrag ihres Vermögens, wenn, dieser, damit auch. s —, nämlich darin, daß das Land in seiner gegenwärtigen Verfassung nicht mehr zum Kampfe fähig ist.' Und wenn man sieht, daß man nur durch vieles Bitten von den in den Kriegsfabriken beschäftigten Arbeitern etwas Arbeit erlangt, und daß General Alexejew ge zwungen ist, seine Truppen anzuflehen, daß sie doch kämpfen möchten, so wäre es schwierig, anderer Meinung zu sein. Der Friede soll also ohne Verzug kommen." Der Sturm auf den Pöhlberg. 27. Biai 1917. Fünf Gipfel trägt der gewaltige Felsblock vor Moronvilliers. Am rechten Flügel blickt der Cornillet nach der Stadt Reims hinüber. Linker Flügelmann ist der Pöhlberg. In der April mitte hatte der Franzose seine Divisionen von der alten Römerstraße, die Reims und Chalons verbindet, an den Fuß der Berge vorgeschoben. Mit der rechten Tatze seines Heeres wollte Nivelle die Bergstellungen zerschlagen und dann, in die Ebene einbrechend, die Festung Reims von der umklammernden deutschen Faust befreien. Allmählich wurden die Berge von den Gra naten nbgeschoren, die Stämme standen kahl wie Streichhölzer, schließlich sah man nur noch hier und da ein Bürstchen von Hölzern. Am letzten Aprillag brandeten dann noch einmal sechs französische Divisionen über die Höhen, aber der Gegenstoß der Märker warf sie zurück. In Trichtern und verschütteten Grabenstücken nistete der Feind sich ein und biß sich an den Kuppen fest. Nächtliche Handgranatenkämpse und kleine Vorstöße wechselten hin und her. Der 20. Mai brachte dem Feinde endlich den Besitz des Cornillets und des Keilbergs. Auf dem Pöhlberg aber klammerten sich noch immer schwäbische Kompagnien dicht an die Kuppe und trotzten dem fürchterlichen, bei Tag und bei Nacht nicht aussetzenden Feuer. Da erlaubte der deutsche Armeesübrer den Angriff auf den Pöhlberg. Er erlaubte ihn. Nur ein alter Kämpfer des Westens wird ver stehen, daß ein Sturm nicht nur befohlen, son dern auch erlaubt werden kann. Nur die Männer, die tagelang in Löchern gekauert und ihre Leiber vor Eisen und Gas gedeckt haben, empfinden das Glück, stürmen zu dürfen und dem unsichtbaren Feind auf die Schultern zu springen. Seit Tagen schon arbeitete die deut sche Artillerie auf dem Pöhlberg. Unsere Flieger lenkten die schweren Granaten auf die Unterstände und Maschinengewehre. In der vierten Morgenstunde des 27. Mai weckten die deutschen Batterien die französischen Kanoniere auf. Bald hatte sich eine tödliche Gaswolke über die feindlichen Batterienester ge ballt. Die Schwaben und die Auserlesenen vom Sturmbataillon lauerten schon in den Trichtern der Ausgangsstellung. Da zischten die grünen Alarmraketen der Franzmänner hoch. Matt regten sich die betäubten Franzosen batterien; weit hinter unsern Sturmtrupps llaschten und krachten ein paar Dutzend Schüsse ein. Nun begann die deutsche Artillerie ihre Zerstörungsarbeit. Schuß auf Schuß stürzte sich in die Gräben der Franzosen. Von 8 bis 9 Uhr raste das Trommelfeuer über die Schwaben hin, die schweratmend, zwei Sack mit Handgranaten um den Hals, Gewehr auf dem Rücken dalagen und lauerten. Um 9 Uhr machte die letzte deutsche Artilleriewelle einen weiteren Sprung nach vorn, und mit einem Satz erhob sich die Slurmwelle und rannte hinüber. Am Osthang sprang die linke Flügelkompagnie ins Franzowunest. früher ein mit Mitrailleusen gespicktes Vollwark, jetzt ein Haufen Erde mit Trümmern und Leichen. Aus den verschütteten Löchern krochen die halbtoten Besatzungsleute. Ohne viel Zu wimmern, be gaben sie sich in Lie deutschen Gräben und verschwanden. Für die Schwaben aber hieß es, über dis Höhe hinauszustürmen, unter einem sausenden Dach von deutschen Gra naten. Da regten sich links im Grunde Maschinengewehre. Schnell hinlegen, einbuddeln und Schützenieuer! Am rechten Flügel war ein tückisches Maschinengewehr am Osthang des benachbarten Keilberges lebendig geblieben und ratterte wie toll aus der Flanke. Nun schoben bei weitem noch nicht erschöpft war. Und wenn sie sagte, die Molkerei brächte wenig ein, so war dies wenig doch ein dehnbarer Begriff. Sie verschwieg nur, daß sie von dem Ertrage der Molkerei Jahr um Jahr neue Grundstücke an gekauft und Len Betrieb vergrößert hatte. Da aber nun Lizzi so beharrlich beim Ausfrageu blieb und durchaus erforschen wollte, was ihr aus dem Erbs einst für Nutzen , ersprießen würde, so ergrimmte Friede innerlich und sie tischte ihr imn eine direkte Unwahrheit auf, um sie zu enttäuschen. „Wenn ich die Molkerei auch verkaufen wollte, wäre mir gar nicht geholfen. Sie ist mit Hypotheken sehr stark belastet." Lizzi erschrak. Das hatte sie nicht erwartet. Ihr kühnes Exempel stimmte also nicht. Sie hatte natürlich angenommen, daß die Molkerei Friedes schuldenfreier Besitz sei. „Du hast Hypotheken ausgenommen?" fragte sie entgeistert. „Ja, ungefähr in der Höhe des Werles." „Aber, mein Gott, weshalb hast dn sie nicht abzutragen versucht, wenn du doch einiges Ver mögen hast?" „Sehr einfach, weil ich — nicht konnte. Das Vermögen, wie du es nennst, habe ich erst in den letzten Jahren aus den verkauften Grund stücken gelöst. Wenn ich jetzt damit Hypotheken löschen wollte, würde ich euch eben den Zuschuß nicht von den Zinsen zahlen können." Friede, die wahrheitsliebende, grundehrliche Friede, wurde nicht einmal rot bei diesen Un wahrheiten. Und nicht einen Moment fühlt« sic Gewissensbisse. sich Lie Gruppen nach der Miste zusammen und liefen mit dem Zentrum gegen die Bergkupvs an. Nirgends Widerstand mit der blanken Waffe; ein Schrei in einen heilgebliebenen Stollen genügte, und die Franzmänner krabbelten heraus und hüpften, als müßte es so sein, in die deutschen Linien. Die vergasten Franzosen- batterien gaben nur ein mattes Sperrfeuer. Rechts am Keilberg knatterten Gewehrs und dumpfe Handgranaten. Die Thüringer, die von drüben den Angriff der Schwaben beobachteten, hielt es nicht mehr in den Gräben, sie nahmen ohne Befehl die feindlichen Stellungen. Zweimal lief der Feind am Vormittag gegck den Berg an. Stehend freihändig feuerten die Schwaben. Das mittlere Bataillon verlor seinen alten, geliebten Führer. Der Nachmittag glühte über erbitterten Einzelkämpfen; erst mir der Dämmerung kam die Ruhe. Um dem flankierenden Feuer zu entgehen, legten die er fahrenen Kompagnieführer die endgültige Linie dicht hinter dem Höhenkamm fest. Über 300 Gefangene wurden eingebracht. Die Bente betrug 5 Maschinengewehre, 10 automatische Gewehre, 1 Grabengeschütz. Die Gefangenen waren völlig entnervt. „Lieber Selbstmord be gehen, als nochmal solche Stunden erleben!" sagte ein Leutnant. Mehr als die Hälfte der Befatznng war den deutschen schweren Kalibern zum Opfer gefalle», die dis betonierte» Unter stände wie Glas zertrümmert halten. Es waren Südfranzosen, junge, kräftige Bursche», aber so zermürbt, daß sie bis zur Nacht die gebotene Nahrung verweigerten. Politische Armälebau. Deutschland. "Das österreichische Kaiserpaar ist in M ü nchen zum Besuche des bayrischen Hofes cingetroffen. In der Begleitung Kaisers befand sich der Minister des Auswär tigen, Graf Czernin. Der Besuch dauerte mehrere Stunden. Dann suhr das Kaiserpaar nach Wien zurück. * In der letzten Bu n d e sra t s s itz n n g gelangten zur Annahme: der Entwarf einer Bekanntmachung über die Geltendmachung von Ansprüchen von Personen, die im Ausland ihre» Wohnsitz haben; der Entwurf einer Bekannt machung, belr. die Fristen des Wechsel- und Scheckrechts jür Elsaß-Lothringen; der Entwurf einer Bekanntmachung über den Handel mit Tabakwaren; der Entwurf einer Bekannt machung über die Kartoffelversorgung des Wirt schaftsjahres 1917/18 und der Einwurf einer Bekanntmachung über die Herstellung von Zigaretten. Österreich-Ungarn, * In Budapest sanden Straßen- kund geb ungen für das Wahlrecht statt, bei denen der Pöbel Ausschreitungen beging. Die Ruhe konnte erst wieder hergestellt werde», nachdem die Polizei eins Anzahl Verhaftungen vorgenommen halte. Im Abgeordnelenhauje erklärte ein Regierungsvertreler, das Kabinett Esterhazy stehe lind falle mit der Wahlreform. England. * Die Friedensvorschläge der deutschen Sozialisten werden von dec englischen Presse lebhaft besprochen und finde» einstimmige Ablehnung. Der .Scotsmann' schreibt in einem längeren Artikel: „DmFriedens- vorichlüge der deutschen Sozialisten müssen Veit Friedensstiftern anderer Länder einschließlich Englands die Nutzlosigkeit, Narrheit u ud Gefahr vor Augen führen, die darin liegt, daß man diesen Kongreß auf der vorgc- schlagenen Grundlage und mit den beteiligten Völkern abhallen läßt. Einige Vorschläge dec Scheidemannschen Gruppe wirke» haupyächlich durch ihre kolossale Unwissenheit und Unver schämtheit. Französische Sozialisten werden ver stehe», daß keine Erörterung mit seiudliche» Agenten möglich ist, ehe nicht Deutschland voll ständig besiegt ist. Asien. "In Tokio ist eine Abordnung der Ver. Staaten eingetroffen, um die gemeinsamen Kriegsziele Amerikas und Japans end» gültig sestzuietzen. In Lizzis geschäftskundigem Lockenköpfchen aber drehte sich das eben Vernommene wie cm .Kreisel. „Mein Gott, Friede, das ist ja — nein — das hab' ich mir alles ganz anders gedacht," stieß sie fassungslos hervor. „Wie konnte ich denn denken, daß — daß dn so — so selbstlos bist — »ein wirklich, Friede, das muß ich sagen. Wenn die Dinge so liegen, dann müsse» wir dir doppelt dankbar sein — dann gibst dn uns ja alles, was du erübrigen kannst! Denn was die Molkerei bringt, das brauchst du wohl a« Hypothekenzinsen." Nun wurde Friede doch etwas verlegen. „Ach laß doch, Lizzi! Dankbarkeft beanspruche ich gar nicht. Aber es ist wohl ganz gilt, daß du nun Bescheid weißt, nicht wahr? Du siehst doch nun ei», daß ihr auskommen müßt mit dem, was ich euch gebe, du uud auch Hans. Du schäxfst ihm daS noch besonders ein, nicht wahr? Solche Extraausgaben, wie nculich die lausend Mark, dürfen sich nicht wiederholen." Lizzi seufzte. Sie hatte im stillen schon sehr stark an derartige Wiederholungen gedacht. Damit war es nun freilich nichts. „Natürlich, Friede, es wird sicher nicht wieder Vorkommen," sagte sie sehr kleinlant., Lizzi war sehr deprimiert. D'e erwartete glänzende Erbschaft, auf die man wM gelegent lich eins hübsche Summe aufnehmen konnte, erwies sich als sehr bescheiden. Das war eine bittere Enttäuschung. Nun hatte sie die sehn- sichst gewünschte Aufklärung. Wen» doch mir nun wenigstens EllenS Hoffnung, sich um Doktor Volkmar um ihr, Hand anhiekt '
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)