Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 21.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191703216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19170321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170321
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-21
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 21.03.1917
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Qnruken in KMlanä. Wie von englischer Seile (Reuler) gemeldet wird, hat der Kommandant der Petersburger Truppen folgendes bekannt gemacht: Infolge der Unruhen in den letzten Tagen, der Gewalt tätigkeiten und der versuchten Angriffe ans Soldaten und Polizei und der trotz des Ver botes in den Straßen abgehaltenen Versamm lungen wird die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht, daß die Truppen Beseht haben, von der Waffe Gebrauch zu machen und vor keiner Maßregel Mückzuichrecken. um die Ordnung in der Haupliladt ansrechtzuerhalien. Zugleich meldet das Neutcrsche Bureau, daß seit mehreren Tagen keine Zeitungen erscheinen. Wenn schon das englische Lügenbureau, das sonst immer die Lage in den Vierverbands ländern rosenrot malt, solche Alarmmeldungen in die Welt sendet, so darf man sicher sein, daß sich m Zarenreiche Sturmzeichen bemerkbar machen, die nicht bedeutungslos sind. Bereits die Meldungen der letzten Wochen aus Peters burg deuteten darauf hin, daß die Gärung in der russischen Hauptstadt immer bedrohlichere Formen anzunehmen begann, die in der einen oder anderen Richtung zu einer Explosion fuhren mußten. Es war bisher richtig, diesen Alarmnachiichten eine allzu große Bedeutung nicht beizumessen; erstens weil sie bis auf weiteres einen mehr lokalen Charakter zu haben schienen, dann aber auch, weil Volkserregungen dieser Art in Ruß land häufig nicht von langer Dauer zu sein pflegen, zumal die Negierung immer noch Mittel gefunden hat, um die unbequemen Schreier mundtot zu machen. Jetzt aber, wo das englische Reulerburean sie in alle Welt telegraphiert, liegen die Dinge anders, denn bisher pflegte der englische Nachrichtendienst die Dinge in Rußland viel milder darzustellen, als sie sich in den meisten der Fälle erwiesen haben, und liebte cs, hierbei stets zu betonen, die liese Klnst zwischen der Regierung und dem Volke sei letzten Endes nur auf die Machenschasten einer kleinen Clique zurückzuführen, die zwischen beiden Zwie tracht zu säen bemüht sei. Die Vorgänge, von denen Reuter jetzt Kunde gibt, erinnern lebhaft an die, die sich im Januar 1905 an der Newaresidenz abspiellen und die blutige Einleitung zu den schweren Er- ichütternngen des Reiches in den nächsten acht zehn Monaten waren, die wir die russische Revolution nennen. Ob die Dinge diesmal den gleichen Verlauf nehmen werden, muß man- bezweifeln. Denn man darf nicht vergessen, daß gerade die Elemente, die damals die Lmuptttäger der revolutionären Bewegung waren, nämlich die Jugend Rußlands, heute zum aller größten Teil im Schützengraben sitzt, gefallen, oder in Geicrngeuschast geirrten ist. Mit Kindern und Greisen und den reklamietten Fabrikarbei tern läßt sich aber keine Revolution großen Stils ins Werk setzen. Man darf daher annehmen, daß es sich dieses Mal um Putsche mehr örtlicher Natur bandelt, die vielleicht auch in Moskau und Odessa oder sonst, wo die von Hunger und .Kälte Be drückten in größeren Massen beieinander leben, in die Erscheinung treten werden. Vor allem scheint sicher, daß die Negierung dieses Mal sich gezwungen sehen wird, Entgegenkommen zu zeigen und die Dinge nicht auf die Spitze treiben zu lassen. Und daMr wird in erster Linie Herr Buchanan, der englische Botschafter, nnd die be kannte Clique um Miljukow zu sorgen wissen, deren Geld und Presse in erster Reihe die Ver antwortung damr trägt, wenn die Kluft zwischen Volk und Regierung sich von neuem verliest hat. Zu der Krise liegen noch folgende Meldungen Schweizer Blätter vor: Der Petersburger Korre spondent des ,Corriere della Sera' meldet, daß sich dis Lebensmittelkrise in Len letzten Tagen immer mehr verschlimmert hat. Der Mehl- und Brotmangel ist bewnders fühlbar in Petersburg und Moskau. Außer der Transporlkrise kommen noch zahlreiche Momente in Beuacht, durch die die geregelte Veriorgung der beiden Hauptstädte behindert wird. Die Einführung der Brotkarte mit einer Tagesration von 140 Gramm wurde beschlossen. Sie soll innerhalb zehn l Tagen in Kraft treten. Außerdem werden wiederholt die Personenzüge für eine ganze Woche unterdrückt, um den Lebensmittel transport zu steigern. Die Duma nahm ein stimmig eine Tagesordnung Mitjukow an, in der die sofortige Versorgung von Petersburg, Moskau und anderen industriellen Städten ver langt wird. Die Tagesordnung fordert außer dem die Zulassung von Arbeiierveriretern in das Komitee für nationale Verteidigung. Die Annahme der Tagesordnung erfolgte, während die Arbeitermassen streikten. verMeöene llriegsnachrichten. Berechtigte Zuversicht. Den von berufener dentlchcr Seite aus gesprochenen Betrachtungen über die heimischen Schwierigkeiten muß, so schreibt die .Köln. Zig.', hmzugesügt werden, daß glücklicherweße unsere Schwierigkeiten in der Schluß- Periode des Krieges und noch nachher zwar unangenehm sein werden, daß sie uns aber niemals den Sieg unmöglich machen können. Wir weiden immer das Notwendige an Nahrungsmitteln und mehr als das Not wendige an Kriegsmilteln haben. Wir sehen die Zeit herankommen, daß der Vierverband in Nöte gerät, deren er nicht mehr Herr werden kann, und die seine Kriegssührung entscheidend beeinflussen. Englands Not wird auch die Not seiner Genossen sein. Die Wirkungen des Tauchbootkrieges verstärken sich täglich. Hierdns und aus der täglich neu sich erweisenden Unzerbrechlichkeit unserer militärischen Schutzwülle sowie auch den Vor bereitungen unserer Heeresleitung dürfen wir die Zuversicht schöpfen, daß das, was sich setzt anbahnt, die endgültige Entscheidung bald näher bringt. Diese Zuversicht wird von allen, zu einem umfassenden Urteil berufenen Personen vollauf geteilt. Wir dürfen mit berechtigter Hoffnung der Entwicklung der nächsten Zeit entgegensehen. Mit welcher staatsrechtlichen Begründung sich Wilson jetzt als Schildknappe Englands dieser Entwicklung in den Weg wirst, ! ist gänzlich bedeutungslos. Tas Scheitern des Saloniki-Nnter- nehmens. Das Valkanabenleuer des Vierverbandes nähert sich nach Berichten aus Sofia seinem Ende. Vergleicht man die Lage der Armee Sarrails im Frühjahr 1916 mit der gegen wärtigen, so ergiebt sich folgendes Bild: Die serbische Armee ist von 100 000 Mann auf ein kleines Häuflein zusammengeschmolzen. Die Schwierigkeiten des Nachschubes von Menschen, Munition und anderem Bedarf, hervorgernsen durch Beförderungshindernisfe, haben die Aktionsfähigkeit der Orientarmee be deutend geschwächt. Sarrail ist jetzt gezwungen, mit seiner Artillerie sehr sparsam nmzugehen und ! sich nur aui kleinere Jnsanterielämpse einzulassen. Ein Angriffsversuch der Engländer nordwestlich des Dojran-Sees wurde im Keime erstickt, was genügend die Lage bezeichnet. Die Armee Sarrails befindet sich sozusagen in einer be lagerten Festung, aus der sie nur hie und da Ausfälle macht. Auch die Möglichkeit der Rück beförderung ist infolge der Unterseebootgefahr sehr beschränkt. Bewaffnung der amerikanischen Handels schiffe. Die Admiralität der Ber. Staaten hat setzt dem Pariser Matin' zufolge Befehl gegeben, alle amerikanischen Schisse, die nach i dem Sperrgebiet fahren, zu bewaffne n. ! Dieser Beschluß hat angeblich in der ganzen Presse große Begeisterung hervorgerusen. Die Organisation des Nolen Kreuzes nnd des übrigen Sanilätskorps sowie die Mobilmachung der Frauen und der Arbeiter sür die Munitions fabriken wird beschleunigt. Staatssekretär des Äußern Lansing bereitet die Veröffentlichung von Dokumenten vor. die aufsehenerregende Enthüllungen bringen sollen. Die Blätter be zeichnen die Bewaffnung amerikanischer Schiffe als die Ankündigung von Feind ¬ seligkeiten der Ver. Staaten gegen Deutschland. * Ter Welthandel nach dem Kriege. Die schwedische Zeitung ,Tagens Nyheter' bringt eine Veröffentlichung, der zufolge in Gokenburg der Kopenhagener Direktor der Baltic and White Sea Conference namens Myhre einen Vortrag über dis Schiffahrt nach dem Kriege hielt, in dem er auSjnhne, er glaube nicht an einen wirtschaftlichen Krieg nach dem Kriege. Der Kampf auf dem Welt markt werde nicht durch Waffen, sondern d ur ch Tü ch t i g ke it e n t sch i e d en werden; die Wellhandelsflotte werde nach dem Kriege den Bedürfnissen an Tonnage ungefähr ent- sprechen, aber da dieses Bedürfnis lehr groß sein werde, könne man für lange Zeit mit einer Hochkonjunktur sür die Schiffahrt rechnen. Nie SntwicNung m Polen. Die Entwicklung der Dinge in Polen hat seit der Verkündung des Königreichs vom 5. November 1916 anfänglich nach vielen Seiten enttäuscht. Einem kurzen, übrigens keineswegs allgemeinen Freudenrausch folgten sehr bald Bedenken, Zaghaftigkeit, Ablehnung. Mißtrauen gegen die wahren Absichten der Verbündeten. Polen stand ratlos vor dem großen Geschenk, das ihm damit ohne sein Zutun in den Schoß gefallen war. Die überwiegende Mehrzahl des Volkes verharrte in Ler altenParteizerllüstung.Nur eines drängte sich allmählich mehr und mehr hervor, der Nus nach einer „Polnischen Re gierung". Selbstverständlich konnte von dieser in den bestehenden Kriegszuständen zunächst leine Rede sein. Erst mußte die Grundlage ge schaffen weiden, auf der sie sich erheben sollte. Dazu wurde der provisorische Staatsrat er richtet. Es iit nicht zu leugnen, daß seit seinem Zusammentritt die Stimmung nn Lande ver trauensvoller und zuversichtlicher geworden ist, auch die Parteigruppierung hat an Klarheit ge wonnen. Es handelt sich vor allen Dingen darum, den Staal zu bilden, um ihn im Augenblick des Friedens auf festen Füßen zu haben. Ist dies nicht so, so wird die polnische Frage bei den Fliedensverhandlungen ein Streitgegenstand von unabsehbarer Folge werden. Um dies zu ver meiden, bedarf es nun keineswegs eines ge krönten Königs und eines in allen Teilen herr schenden und fest organisierten Staatswesens. Polen muß staatlich vollständig anfgebaut werden und dazu braucht es Jahre; zu dieser Anerken nung als selbständiger Staat genügt es aber, wenn es sich selbst als ein solcher erklärt und in dem großen Wellkonflikt unserer Tage ent schlossen und aktiv Partei xrgreijt. Zu beidem befähigt es der Besitz eines Heeres, dessen Bildung daher, so wird in der Köln. Zig.' aus geführt, seine erste und wichtigste Aufgabe ist. Polen möchte mit Recht dem provisorischen Staatsrat, seiner höchsten nationalen Körper schaft, die Befugnisse der obersten regierenden Gewalt beilegen. Dem gegenüber ist zu betonen, daß der Staatsrat hauptsächlich vorbereitend und grundlegend für den künftigen Staat und beratend für die augenblicklich'die Regie rungsgewalt ausübende Okkupationsbehörde fein soll. Von dem kraftvollen und ersprießlichen Zu sammenwirken dieser Faktoren wird der Gang der s allmählich fortschreitenden Entwicklung abhängen. ! Durch seine Befugnisse hat der Staatsrat schon ! jetzt eine sehr wesentliche Einwirkung auf die Verwaltung. Es liegt in Deutschlands' eigenstem Interesse, au die Stelle des bisher tief in sein Gebiet eingetriebenen russischen Keils einen be freundeten und eine kraftvolle Entwicklung ver sprechenden Staat zu stellen, der den Grenz schutz Deutschlands — und unmittelbar auch Osterreich-Ungarns — unter allen Umständen wesentlich nach Osten hinausschiebt. Die Polenpolitik Deutschlands und Osterreich- Ungarns ist — soweit das Königreich Polen in Betracht kommt — durch die Kundgebung vom 5. November 1916 unabänderlich sestgelegt. Daß hiergegen sehr beachtenswerte Bedenken be standen und noch erhoben werden, muß zugegeben werden. Die Hauplbesorgnisse richten sich auf Orobnen. 7j Roman von M. Berger. cffortletz-Nji.i Arm in Arm schritten Mutter nnd Tochter grüßend zur Nische hinaus und suchten die Familie des Kommerzienrates auf. „Nun, wie sind die Wahlausfichten, Herr Redakteur?" fragte Herr von Hupfer, indem er Platz nahm, den Journalisten. „Kann man darauf Welten?" Doktor BeerS gute Laune war verflogen, er erwiderte sarkastisch: „Das kann ich Ihnen ganz genau nach der Wahl sagen, Herr von Hupfer. Wahlen sind eben keine Pferderennen." „Chancen hat doch jede Partei," meinte Hupfer; er fühlte wohl den Stich, aber ec tat, als habe er die kleine Bosheit des Doktors nicht begriffen. „Sind doch des Kandidaten bester Freund; was meint er?" „Die Aussichten sind für ihn sehr günstig; wenn alles so weiter geht, dann siegen wir mit großer Majorität." antwortete Herr Grübel auf die Fragen Hupfers. „Alan kann sich täuschen," schnarrte dieser, „Volk ist unberechenbar, hat Launen wie ein edles Pserd. Vergißt man einmal Satlelzwang, bockt es und wirft Reiter ab. Massen sind er bittert, wie mir gesagt wurde, trauen nicht mehr recht Versprechungen nnd schönen Worten. Wählen nur den, der Garantien geben kann. Na, mir kann'S egal sein, lüminere mich nicht um Politik." „Das kann jeder halten, wie er will," sagte der Doktor fast brüsk. „Der eine versteht etwas davon, der andere nichts!" „Herr Doktor, hoffentlich ist das keine An spielung." „Nehmen Sie das, was Sie wollen, Herr von Hnpser." „Sind wohl nervös; werden beinahe be leidigend." „Meine Herren, ich bitte, Ruhe ist des Bürgers erste Pflicht!" berubigle Herr Grübel die beiden jungen Herren. „Wir i^ben in einer aufgeregten Zeit! WaS wird das noch werden, wenn die ganze Menschheit nervös ist. Das kommt alles vom vielen Kaffeetrinken; wer wird denn streiten und gleich so aufbrausen." „Herr von Hupier ichvint die Niederlage unseres Herrn Kandidaten zu wünschen," grollte der Doktor. „Herr, das habe ich nicht behauptet," brauste Paul von Hupfer auf. „Aber, meine Herren," beruhigte Oito die beiden Gegner, die sich von ihren Plätzen er hoben halten, und, sich drohende Blicke zu warfen. „Ich glaube, Herr von Hupfer," rief Doktor Beer nachdrücklich aus, „wir wissen, was wir voneinander zu halten haben I" Dr. Beer entfernte sich und ließ Herrn von Hupfer verdutzt stehen; Herr Grübel, der sich das Benehmen des sonst liebenswürdigen nnd gutherzigen Journalisten nicht erklären konnte, eilte ihm nach. „Dr. Beer schien dich zu provozieren!" meinte Otto. „Möglich!" aniwortets Paul von Hupfer kurz. „Er scheint etwas zu ahnen. Die eigen tümlichen Andeutungen und Drohungen gegen Dr. Faller in der gegnerischen Presse sind von dir, gestehe es!" „Möglich!" „Du bringst auch mich dadurch in eine schiess Lage. Gehe nicht zu weit, du verdirbst dir alles," warnte Orto. Herr von Hupfer zuckte mit den Achseln. „Beruhige dich, du bleibst unschuldig wie ein neugeborenes Kind an der Erbauung des Eiffelturmes!" „Dr. Beer wird dich schonungslos ver nichten." „Wird er schon bleiben lassen," lachte Hupfer - kurz nnd verächtlich auf. „Zu verlieren Halle ich in diefem Nennen nicht viel, zu gewinnen alles l" „Aber Do. Beer, Paull" „Hat keine Beweise; Vermninngen find Verleumdungen, die weder Hand noch Fuß haben." „Du spielst uin alles!" „Meinetwegen!" „Sei vorsichtig!" „Werde schon auf dem Rücken des Pferdes bleiben, verlaß dich darauf!" Ein Kellner, dessen stechende Augen ab stoßend wirkten, war zu den beiden Herren ge treten und fragte sie, ob sie einen Wunsch hätten. „Nein, nein, noch nickst," wehrte Otto und erhob sich von iciuem Platz. „Nachher, später l die Entstehung einer polnischen Jrredenta in Deutschland und Österreich und auf die daraus erwachsenden Schwierigkeilen ihrer inneren Politik. Die Abtrennung ganzer Länder von ihrem Staat ist jedoch Utopie wie die kühnen Wünsche nach der Ausdehnung des Polnischen Reiches bis zum Baltischen Meere. Die gut willige Herausgabe solcher Gebiete sei einfach undenkbar. Wie sollte man durch eine andere wie die russische Macht dazu gezwungen werden können? Das würde ein neues russisches Joch sür Polen bedeuten. Möge Polen die Gunst der Staaten benutzen, nm in weiser Beschränkung seiner politischen Ziele das räumliche Maß seiner Selbständigkeit zu genießen, die ihm eine ungeahnt glückliche Schicksalswendung wie eine Himmelsgabe entgegenbringt. DoLMMe Aunälckau. Deutschland. *Dem preußischen Abgeordnete n- hause ist folgender Antrag Dr. Friedbergs zugegangen: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, die königliche Staatsregierung zn ersuchen, einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den eine Veränderung in der Zu sammensetzung des Herrenhauses in der Art herbeigeführt wird, daß unter Aus rechterhaltung des königlichen Berufungsrechtes, aber unter Beseitigung aller Familien- und Standesrechte, die bisher die Mitgliedschaft zum Herrenhaus begründet:, allen größeren Kom munalverbänden sowie allen sür das wirtschaft liche und kulturelle Leben unseres Volkes wichtigen Bernfskreisen eine aus Wahlen hervor gehende, ihrer Bedeutung entsprechende Ver tretung im Herrenhause gewährt wird. Frankreich. *In eingeweihten Krenen erzählt man sich, daß Briands jüngster Kammersieg, den er errang, weil es immer noch Abgeordnete gibt, die eine Kabinettskrise scheuen, der Auf takt zn ernsten parlamentarischen Kämpfen war. Die Gegner Briands arbeiten weiter an seinem Sturz. England. * Die irische Nevolutionsbewe- gung macht der Londoner Regierung schwere Sorge. Der Mittelpunkt der neuen Bewegung ist Cork, wc «roße Kundgebungen gegen Eng land stattsanden. Die Kommandanten der Sinnseiner Armeeorganisation sür die Stadt und Grasschaft Cork wurden verhaftet und nach Eng-, land geschafft, wo sie vor ein Kriegsgericht kommen. Die Sinnseiner-Führer haben einen Aufruf um Geldmittel zur Befreiung Irlands erlassen. Redmond und seine Anhänger werden von den Sinnseinern mit wildem Haß bekämpft. Sie werden beschuldigt, schuld an der Hinrich- ttmg Casements zu sein, da ein einziges Wort Redmonds genügt hätte, ihn zu retten. Unter den Verhafteten befinden sich intimste Freunde Casements. Italien. *Jn der Kammer kam es zu einer lebhaften Debatte über die U-Boot-Frage, in deren Verlauf Marineminister Corsi u. a. ausführte, die neue Unlerseebooiblockade sei eine Drohung gegen die Handelsflotte der ganzen Welt. Der Minister sang dann ein Loblied auf Italiens Flotte, die sich allen Anforderungen und Ge fahren gewachsen gezeigt habe. Zum Schluß versprach er, daß die Organisation zur Vertei digung gegen U-Boote mit jedem Tage ver bessert werden solle. Amerika. * Verschiedenen Blättermeldungen zufolge wird die Lage in Mexiko mit jedem Tage beunruhigender. In Washington eingelaufene Nachrichten besagen, daß geheime Versamm lungen von in Mexiko anfälligen oder ans den Ver. Staaten eingelroffenen Deutschen in Vera cruz und Monteray fast läglich stattfinden. In der Nähe der Stadt Mexiko wurde kürzlich eine sehr starke Funkenstation errichtet, die direkt mit Deutichland verkehrt.' Die Gerüchte, daß U-Boot-Stützpnnkte in: Golf von Mexiko be stehen, scheinen sich zu bestätigen, ebenso, daß die dortigen deutschen U-Boote die Aufgabe haben, die Petroleumausfuhr nach England zn unterbinden. Kommst du mit, Paul, ich muß mich dem Vater zeigen I" „Gehorsamer Sohn, folge dir," sagte dieser nnd wollte dem davonschreilenden Vetter folgen. Da nannte der Kellner seinen Namen. Schnell drehte sich Paul von Hupfer um: „Sie sind es, Jansen? Wie kommen Sie hierher? Mensch, was wagen Sie?" „Mich kennt hier niemand; die Maske ist vorzüglich; umsonst war ich früher nicht Schauspieler." „Kompromittieren Sie mich nicht I Sprechen Sie, was gibt es, schnell I Geben Sie her, wenn Sie was Schriftliches haben," rief Herr von Hnpser hastigen Tones und zog den ge heimnisvollen Kellner tiefer in die Nische. „Er zählen Sie!" Die Leiden unterhielten sich auf geregt eine Weile. Als sich Herr von Hupfer ans der Nische entfernte, leuchtete Heller Triumph aus feinen Augen. 8. Herr Grübel Halle seiner Tochter die An weisung gegeben, ans Herrn Doktor Beer ein wachsames Auge zu haben. Doktor Beer hatte ihm in kurzen Worten erzählt, warum er Herrn von Hnpser nicht tränt. Grübel befürchtete, daß die beiden Herren hart aneinander geraten könnten und so leicht eine Szene entstehen könnte, die der Öffentlichkeit halber, in der sie sich abspielte, dem Kandidaten mehr schaden a!S nützen würde. Irene entledigte sich ihrer Auf gabe nnt Geschick; sie hing sich in den Arn: des Doktors: „Papa sagte, ich sollte ein wachfamcs Auge auf Sie haben; er nannte den Namen des Herrn von Hupfer."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)