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i " "" : Iahrg. 1917 Wenn man durch Deutsch lands blühende Auen wandert, findet man oft alte, verschnör kelte, schwer zu entziffernde In schriften in Versalien, die bald unter dem Giebel eines Hauses, an den Balkenlagen, oder auch direkt an der Eingangstür an gebracht sind. Es dauert häufig eine geraume Zeit, ehe das Auge diese Inschriften entziffern kann, und doch lohnt sich diese kleine Mühe, denn jene alten Inschriften spiegeln eine alte gute Zeit wieder, eine Zeit, wo man noch einen festen religiösen Glauben hatte. Unsere schnell lebige Zeit hat heute keinen Sinn mehr für diese echtdeutsche Sitte, obwohl mehr denn je der ,Ruf und das Verlangen dahin geht, ein eigenes Heim zu besitzen. Warum sollte man daher diese schöne Sitte, jene heilige Tradition, nicht wieder aufleben lassen und sein Häus chen mit einer Inschrift ver sehen? — Wechselseitig ist das Leben, doch das Innere des Menschen bleibt; — auch die Poesie! Westfalen, Thüringen, der Schwarzwald sowie Schlesien zeigen uns Proben aus längst vergangenen Tagen, die charak teristisch für den ehernen Glau ben unserer Porsahren sind. So finden wir an der Kapelle, die einst Herzog Wittekind im Jahre 994 in der Porta Westfalika erbauen ließ, die Inschrift: Was schimmert dort auf dem Berge so schön, Wenn die Sterne hoch am Himmel steh'n? - Es ist die Kapelle still und klein, Sie ladet den Pilger zum Beten ein. DerGeschichtenachsollHcrzog Wittekind, als seilt Pferd mit einem mächtigen Hufschlage ein? (Nachdruck verboten.) Inschriften-Poesie von Paul Grieger. Nr. ö vom rusjisthen Kriegsschauplatz. Der Mangel an arbeitskräftigen Männern macht sich gegenwärtig nicht nur in Frankreich unb England ernstlich bemerkbar, sondern auch in Ruhland, dessen „Menfcheurefervoir-bisher für unerschöpflich gehalten wurde. Die großen Verluste der russischen Armee durch Gefangennahme, die in die Millionen von Truppen gehen, ferner die gewaltigen Verluste an Toten und Verwundeten, haben dort äußerst fühlbare Lücken verursacht. An bin, den Frauen zugewiesenen Arbeiten macht sich dieses in drastischer Weise bemerkbar-, Wie unser Bild (nach russischer Darstellung) zeigt, das Frauen unter Aufsicht russischer Soldaten beim Schützengraben-Bau veranschaulicht. Der Krieg in Men. Das Bild führt in ein Lager unserer Truppen in Asien und zeigt einen Besuch von Beduinen bei deutschen Offizieren, Quelle erschlossen hatte, zum Dank an diese Erscheinung die Kapelle bauen gelassen haben. Einige Zeit später ließ er sich dann auch an jener denkwür digen Stätte taufen. — Der Taufstein, sowie das mächtige Hufeisen, mit dem sein 'Pferd den wuchtigen Schlag ausführte, befinden sich noch als Andenken heute in dem Kapellenraum. Der Maler Hans Mündelein gibt in einem farbenprächtigen Gemälde die Darstellung des feurigen Rosses mit dem starken Herzog Wittekind in jenem er hebenden Augenblick wieder, als das Roß gerade Pie Quelle dem Auge erschließt. Einen anderen Spruch, der die Arbeit Preist, kann mau in Linz auf dem Dache eines alten Bauernhauses wahrnehmen: Gehe hin in Goikes Namen; Fang' das Werk mit Freuden an; Frühe säe deinen Samen; Was getan ist, ist getan. In Osterode (Harz) steh! an einem primitiven schindei gedeckten Fachwerkbau die In schrift: Ich daut's für mich; Was kümmerts dich! — Eine Heimat und ein eig'ner Herd Ist über alles wert. In Wernigerode liest mail dagegen am Rathaus die Worte: Einer acht's Der andere verlacht's Der dritte betracht's Was macht's. (anno (lato 1492.) Sind diese Inschriften auch nicht religiösen Charakters, so reden sie doch eine recht deut liche Sprache für alle, die es angeht. — Inschriften, die den Glauben verherrlichen, findet man zu-