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Allgemeiner Anzeiger : 10.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191703108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19170310
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170310
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-10
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 10.03.1917
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i rind der Diensttauglichen, Mem sie eine Tätig- ! keit ausüben. Die Einberufungsausschüsse müssen sich an die Slaals- und Gemeinde behörden, Berujsvertretuugen usw. wenden und deren Auskünfte erbitten. So hasst man un vermeidbare Härten nach Möglichkeit zu ver hindern. Unter allen Umständen aber muh das Ziel ausrecht erhalten bleiben: Die not wendigen Arbeitskräfte müssen beschafft werden. Es bedarf sicher nur dieses erneuten An regung zur Erfüllung der höchsten vaterländischen Pflicht an das Heer der Heimat, um die Lücken zu füllen, die im Lause des Ausbaus der Or ganisation des Hilfsdienstes sich herausgestellt haben. Jeder, der noch nicht oder nicht ge nügend für vaterländische Zwecke beschäftigt ist, handelt zugleich auch in seinem eigenen Inter esse, wenn er nicht die Einziehung am 1. April abwartet, sondern sich unverzüglich für den Posten meldet, auf dem er dem Vaterlande am meisten glaubt nützen zu können. Aus drücklich sei nochmals betont, daß landwirt schaftliche Arbeiten allen anderen vorangehen. Wir wollen dem Auslande auch diesmal zeigen, daß die Anwendung gesetzlicher Zwangs maßnahmen in Deutschland nicht notwendig ist, wenn es sich um die Verteidigung von Dasein und Ehre des Vaterlandes handelt, gleichviel ob durch Arbeitsleistung im Heimatheer oder durch Hingabe von Blut und Leben im Kampfe an der Front. v. H. verschiedene Uriegsnachrichten. Die Stachhukkämpfe an der Ancre. Nach einer Reutermeldung berichtet die .Morning Post' aus dem englischen Haupt quartier, daß nichts mehr von Gomme - court übriggebliebsn sei, das einen Teil der ursprünglichen deutschen Linie bildete, außer den Fundamenten des Schlosses, in dem unterirdische Säle standen, groß genug, um halbe Bataillone zu beherbergen. Weiter heißt es: „Der Schloß- garten ist gänzlich verschwunden in einem Netz von Schützengräben. Die Nachhutkämpse, um den allmählichen Rückzug der Deutschen zu decken, sind ziemlich heftig. Nur auserwählte Soldaten sind für diese Aufgabe herangezogen. Sie waren in Haustrümmern versteckt und hatten Nahrung für vier oder fünf Tage bei sich. Jedes Gebäude, das der englischen Infanterie einen Zufluchtsort darbieten konnte, war zerstört. Mehrere Versuche waren gemacht, um die Wege zu unterminieren, und Fallen waren gestellt, die Bomben enthielten. Die englischen Truppen setzten ihre Aufklärungsarbeit fort in einem dichten Nebel, der die feindlichen Streitkräfte den Augen entzog und die Fliegertätigkeit un möglich machte." * Wirkungen des Ll-Boot-Krieges. Zeitungsnachrichten zufolge hat der englische Marineminister 'Sir Edward Catton im Unter haus, unr leine Hörer über die Bedeutung des uneingeschränkten II-Boot-Krieges zu beruhigen, einige Ziffern genannt, aus denen die Gering fügigkeit der bisherigen Leistungen der deutschen V-Boole hervorgehen soll. Er hat einer Zahl von 134 britischen, verbündeten und neutralen Schiffen, die in der Zeit vom 1. bis 18. Februar vmenkl worden seien, gegenübergestellt, daß während desselben Zeitraumes 6075 Schiffe in englischen Häsen eingelauien und 5875 Schiffe aus diesen Häsen ausgelaufen seien. Dem gegenüber wird halbamtlich erklärt: Diese Dar stellung leidet zunächst an dem Grundfehler, daß die Zahl von 134versen ktenSchiffen falsch ist und vielmehr erheblich hinter der Wahrheit zurückbleibt. Es liegen Gründe vor, die dem Admiralstab bekannten Ziffern nicht zu nennen, wir müssen uns vielmehr damit be gnügen, daß, wie gesagt, die Zahl von 134 längst nicht den Tatsachen gleichkommt. Nach der englischen Rechnung würde der Durch- fchnittslonnengehalt der Schiffe 300 Tonnen betragen, eine Ziffer, die die innere Unwahr haftigkeit der englischen Darstellung beweist. Die Gefahr ist zu grost. Der Schiffsverkehr zwischen Schweden und England wird trotz der englischen Zu- ^eständniffe, die den Reedern einen ausreichen den Gegenwert für die etwaigen Verluste bieten sollen, nicht wieder ausgenommen. Dir Reeder stehen auf dem Standpunkt, daß sie unter den heutigen Verhältnissen anch dann die Fahrt nicht wieder aufnehmen können, wenn die Versicherungssraae geregelt werde, da die bisherigen Ergeb,e - ter Seesperre gezeigt haben, daß da- uisiko ein zu großes ist. Die silbernen Kugeln. ,New Jork American' erklärt in einem Leit artikel, daß die Engländer 76 Millionen für Propaganda in neutralen Ländern ausgegeben haben, den größten Teil davon wahrscheinlich in den Ver. Staaten. * All-Englands einheitliche Wehr- organisation. Die ,Köln. Ztg.' meldet von der italienischen Grenze: Nach einem Mailänder Bericht des ,Berner Jnielligenzblattes' soll dem nächsten in London zusammentretenden Großen Rat u. a. vorgeschlagen werden, für England, die Kron länder und die Kolonien einen einheit lichen Wehrplan zu schaffen. Dieses Systenl soll sich auf Flotte und Landheer er strecken, und soll England in Zukunft auch die militärische Oberhoheit zu Lande sichern. Australien und Kanada hätten bereits zuge stimmt. Veulscker Aeickstag. (Orig.-Bericht.) Berlin, 1. März. Das Ereignis der heutigen Sitzung war die große Rede des preuß. Kriegsminist ers v. Stein, der im Anschluß an eine Anfrage über das Los unserer Gefangenen in Feindes land u. a. folgendes ausführte: Der Feind bemüht sich, unsere unglücklichen Kameraden an Leib und Seele zu bedrücken. Die Freiheiten, die wir den Gefangenen in unseren Lagern durch Betätigung von Kunst, Wissenschaft, kurz in allem, was ihnen lieb und gewohnt war, haben angedeihen lassen, kennt man in Frankreich nicht. Daher haben wir diese Freiheiten in unseren eigenen Gefangenen lagern abgefchafft. Tausende von Gefangenen müssen unmittelbar hinter der französischen Front im Feuer unserer eigenen Geschütze arbeiten. Wir haben Gegenmaßregeln ergriffen und französische Gefangene in dieselbe Lage hinter unserer Front gebracht. Das wird fort gesetzt, bis sich der Feind entschließt, unsere Forderungen zu ersüllen, die Gefangenen fünfzig Kilometer hinter die Front zurttckzuziehen. Das Gemeinste ist aber, daß gerade in der letzten Zeit unsere Gefangenen unmittelbar nach der Gefangen nahme mit allen Mitteln gequält wurden, um Aussagen über militärische Verhält nisse zu machen. Von dielen, schauderhaften Los werden in erster Linie Osfiziere und Unter offiziere betroffen. Man sperrt sie tage lang in käsig artige Behälter und läßt sie tagelang hungern, um sie mürbe zu machen. Es fällt uns nicht ein, dem Feind auf diesem Wege zu folgen; aber es ist der Front anbefohlen, daß die dort gemachten Gefangenen einige Zeit zurückgehalten und in ähnliche Lage versetzt werden. Nur „Gemeinheiten begehen wir nicht." Ich bin mir bewußt, daß die scharfen Maß regeln, die als Gegenmaßregeln angeordnet sind, nicht immer von allen Organen mit der selben Schärfe zur Ausführung kommen. Die deutsche Gutmütigkeit, die sich bisweilen zur Gefühlsduselei verdichtet, kommt dabei zum Vorschein. Der Kriegsminister führt einige Fälle an, in denen kriegsgefangene feindliche Offiziere besondere Vergünstigungen und Frei heiten genossen hatten und erklärt, daß er solches Vorgehen untersagt habe. Dann fährt er fort: In England liegen die Dinge anders. Es muß anerkannt werden, daß die Eng länder in vielen Fällen Mißstände abaestellt I>Ufsäienftpflicktige vor! Am 2. Dezember 1916 hatte der Reichstag das Hilssdienstgesetz angenommen. Das Ziel war: die starken, noch schlummernden Kräfte in unserem Volke zu heben, sie in organisierter Arbeit für den uns aufgezwungenen Riesen kampf nutzbar zu machen. Die Vorteile des Gesetzes liegen insbesondere darin, daß 1. durch die Einberusungsausschüsse diejenigen Arbeits kräfte zur Kriegswirtschaft herangezogsn werden, die bisher dafür nicht tätig waren, 2. durch den sog. Abkehrschein eine zu große Abwanderung, ein zu starker Wechsel der Arbeitsstelle ver hindert wird. Dabei hebt der Abkehrschein keineswegs die Freizügigkeit der Arbeiter auf wie in England, wo sie durch die Gewalt des Gesetzes beliebig verschoben werden können. Jetzt, nach drei Monaten, sind sämtliche Ausschüsse, vor allem die Feststellungs-, Schlich- tungS- und Einberusungsausschüsse in Tätigkeit. Jeder Deutsche soll sich nach wie vor durch den ihm gewohnten Arbeitsnachweis Arbeit ver mitteln lassen. Die provinzielle Spitze ist der Zentralarbeitsnachweis am Sitze der Kriegs- amtstelle. Als Zwischenglieder sind Hilssdienst meldestellen eingerichtet worden; solche können öffentliche Arbeitsnachweise, private oder kom munale sein. Den Meldestellen sind Beruss- beralungsstellen angeschlossen. Die seinerzeit erfolgten Ausrufe haben eine durchaus erfreu liche Wirkung gehabt, sie haben aber bei dem riefigen Bedarf noch nicht eine genügende Zahl frei williger Hilfsdienstpflichtiger aufgebracht zur Ab lösung von Milftärpersonen, zur Freimachung für die Front oder als Facharbeiter für die Kriegsindustrie. Eine sehr ernste Aufgabe ist auch die Deckung des Arbeiterbedarfs in der Landwirtschaft. Nach einer neuen Bundesratsverordnung sollen die Einberusungsausschüsse nach folgenden Grundlagen verfahren: Die Hilssdienstpflichtigen von 48—60 Jahren sind durch ein Kartothek- System erfaßt worden und sind nunmehr ver pflichtet, sich zu melden. Ausgenommen bleiben die auf Grund des 8 2 des Gesetzes bereits tätigen Leute, d. h. die im Reichs-, Staats-, Gemeinde- und Kirchendienst Beschäftigten, Ärzte, Tierärzte sowie die in der Land- und Forstwirtschaft, in der See- und Binnenschiffahrt, bei den Straßenbahnen, auf den Wersten, in den Berg- und Hütten betrieben, in den Pulver- und Munitionsfabriken Beschäftigten; außerdem sind die Kriegsamt stellen ermächtigt zu entscheiden, welche Betriebe außerdem noch ausgenommen bleiben sollen. Alle übrigen nicht mehr in wehrpflichtigem Alter stehenden Leute müssen sich bis zum 1. April bei den Ortsbehörden anmelden. Außerdem gibt es noch Wehrpflichtige im Alter von 17—48 Jahren, die vom Heeresdienst ausgeschloffen oder zeitweilig zurückgestellt oder dienstuntauglich sind; diese Leute werden von den Ersatzkommifsionen ersaßt. Das sind die Grundlagen, die den Einbe rufungsausschüssen am 1. April zur Verfügung stehen weiden. Die Kriegsamtstelle übersieht mit Hilfe der Arbeitsnachweise, wo es an Arbeitskräften fehlt und entscheidet, woher sie heranzuholen sind. Das Gesetz schreibt vor, daß Familienverhältnisse, Wohnort, Ge sundheit und bisherige Tätigkeit der Hilss dienstpflichtigen geprüft werden sollen. In des werden unvermeidbare Härten nicht zu um gehen lein. Denn endgültig entscheidend ist natürlich die Frage: Wo nützt der Mann dem Vaterlande am meisten? — und nicht: Wo ist es iür ihn am bequemsten? Bei gleichen Verhältnissen gehen Jüngere vor Ältere, Unver heiratete vor Verheirateten. Die Reihenfolge der Einberufungen ist wie folgt festgesetzt: Zuerst kommen die sich freiwillig Meldenden, dann die zurzeit gar nicht oder nur teilweise Beschäftigten, endlich die Vollbeschäftigten, die in ihrer jetzigen Tätigkeit durch weibliche, jugendliche und ältere Kräfte ersetzt werden können. Solange als möglich wird von der Ein berufung derjenigen abgesehen werden', deren Heranziehung eine schwere volkswirtschaftliche Schädigung bedeuten würde, sowie derjenigen, die durch langjährige Verträge gebunden sind, Oroknen. 4j Roman von M. Berger. (fforNetznng.I „Nun,* meinte die Kommerzienrätin achsel zuckend, „man muß die Menschen nehmen, wie sie sind, alles andere verdirbt die Laune.* „Es muß doch Unterschiede geben; wir können doch nicht alle Millionäre sein; das wissen auch die Arbeiter, die übrigens gar nicht s» schlimm sind, wie wir alle denken.* „Es sind die Aufwiegler nur, Fräulein Hedwig, die ich fürchte und Haffe, die haben den Übermut großgezogen, ich weiß es wohl. Unsere Sozialresorm ist Gist für diese Gesellschaft. Den Arbeiter können wir zusriedenstellen, den überzeugten Weltverbesserer nicht, denn die ganze soziale Frage ist eine Lohnfrage. Ich bin nur der Meinung, daß die Gesellschaft ver pflichtet ist, mit den Vorurteilen, dem Drohnen tum aufzuräumen, und sich dem Geist der Neu zeit zu erschließen, dann ist viel getan!" In diesem Augenblick meldete der Diener Herrn von Hupfer, der sich im Hanse seiner Tante stets melden ließ, sobald er erfahren hatte, daß Besuch da sei. 4. Doktor FallerS Antlitz verfinsterte sich, als der ihm persönlich widerwärtige Schwestersohn der Kommerzienrätin gemeldet wurde; ihm, dem Manne der Arbeit, war der unbedeutende, blasierte Mann verhaßt. Paul von Hupfer schritt rasch aus seine Tante zu und zog ihre Hand an seine Lippen: „Gnädigste Tante sehen superb aus!* schnarrte er, dann wandte er sich an Hedwig, die er vertraulicher begrüßte, vielleicht gerade deshalb, weil er wohl wußte, daß seine schöne Cousine seine Huldigungen nur ungern ent gegennahm. Je offenkundiger ihm Hedwig ihre Verachtung bewies, desto aufmerksamer wurde Herr von Hupfer. „Cousinchen, du bist maiestätisch wie dis Sonne Brahmas, wenn sie über den heiligen Fluten des Ganges erstrahlt." Hedwig lachte laut auf, der Doktor be grüßte Herrn von Hupser mit einer zeremoniellen Verbeugung. „Die Drohne, wie sie leibt und lebt,* sagte er sich und seine Blicke begneten denen Hedwigs, die seine Gedanken erraten haben mochte, denn sie lachte wieder begeistert auf. „Hedwig, du lachst?* meinte Herr Hupfer etwas verlegen. „Herr Doktor, ich erriet nämlich ihre Ge danken," wandte sich Hedwig halb erklärend, halb entschuldigend an Doktor Faller. „Sie dachten an die Drohne, nicht wahr?" Der Doktor wehrte lächelnd, während die Kommerzienrätin ihre Tochter mit einem vor wurfsvollen Blick streifte. Herr von Hupfer nahm achselzuckend Platz. „Drohnen?* fragte er. „Ach so, sind Bienen, die nicht arbeiten. Wie kommen jetzt die hierher?* „Das möchte ich auch wissen,* meinte trocken der Doktor. Hedwig lachte, auch die Kommerzienrätin lächelte. Herr von Hupser spielte den Unbesanaeuen. doch warf er dem Doktor, den er gründlich haßte, einen giftigen Blick zu. „Cousinchen erlaubte sich kleine Anspielungen,* schnarrte er, „na, bin so zufrieden. Drohnen sind angenehme Schwerenöter, fragen nicht viel, was Arbeitsbienen von ihnen halten, so lange sie der Königin gefallen.* - „Auch ein Trost, nicht wahr, Herr von Hupfer?" „Nicht so ganz, Herr Doktor, haben auch Stachel, können stechen.* „Das stimmt nun nicht,* meinte Doktor Faller mit verbindlichem und doch malitiösem Lächeln. „Dis Drohne hat keinen Stachel!" „Die ich meine, wohl,* meinte Herr von Hupfer, „wir werden es ja erleben!* „Nun, was gibt es neues in der Gesellschaft, Paul," wandte sich die Kommerzienrätin, in der Absicht, dem Gespräche eine andere Wendung zu geben, an ihren Neffen. „Werde nächstes Rinnen auf Lola mitmachen, gute Chancen, in der Tat, wie Trainer ver sicherte. Setze alle Hoffnung darauf!" erwiderte Herr von Hupfer und machte es sich in seinem Sessel bequem. „Du wirst so lange mitrennen, bis du eines schönen Tages den Hals gebrochen hast," meinte Hedwig. „Ob dieser Tag ein schöner für mich ist, möchte ich bezweifeln,* lachte Herr von Hupfer, „so'n Rennen ist allerdings ebenso sehr Genicks- als Glückssache, Cousine. Wer nicht wagt, nicht gewinnt! Vor einer Stunde hätte bald Malheur gehabt. Schneidigen Trab mit den Füchsen an geschlagen» Mester schrammten ad und durch. haben, und daß überhaupt die Behandlung in England eine bessere ist. Das schließt nicht aus, daß auch die Engländer viele unserer Gefangenen unmittelbar hinter der Front im Feuer be schäftigen. Deshalb ist Gleiches mit Gleichem vergolten worden. Wir wissen weiter, daß deutsche Gefangene in französischen Hafenstädten durch die Engländer unter ungünstigen Verhält nissen zu übertriebenen Arbeiten angehalten werden. Aus diesem Grunde haben wir an be stimmten Stellen der Front auch englische Ge fangene in die gleiche Lage verletzt. Sofort nach der Erklärung des V-Boot-Krieges haben wir die englische Regierung wissen lassen, daß eine etwa eintretende Sonderbehand lung unserer tapferen D-Boot- Kämpfer von uns sofort mit ähnlichen Maß nahmen würde beantwortet werden. über Ruhland ist nicht viel zu sagen. Manches ist hier unklar. Ob die traurigen Verhältnisse in der Murman bahn vollständig geklärt sind, steht noch dahin. Einige Fliegeroffiziere von uns schmachten noch immer in Ketten in einem Kerker. Es soll aber nicht verschwiegen werden, daß trotz alledem in Rußland an vielen Orten die Verhältnisse eher besser als schlechter geworden sind. Das ist zu danken der hingebenden Tätigkeit des schwedischen und dänischen Roten Kreuzes. Ich kann an dem Schicksal unserer Gefangenen nicht vorüber gehen, ohne der Verschleppten ans Ostpreußen und de« Reichslandeu zu gedenken. Dort mögen sich noch größere Tragödien abgespielt hcCm als bei unseren Ge fangenen. Als vor kurzer Zeit belgische Arbeiter und Einwohner nach Deutschland zu Arbeiten übergesührt wurden, erhob sich im Ausland ein Sturm der Entrüstung, und auch bei uns hat man dazu nicht geschwiegen. Die Belgier sind unsere Feinde, und mancher von ihnen wird aus sicherem Versteck seinerzeit auf unsere Truppen geschossen haben. Da stehen mir meine ostpreußischen und elsässischen Lands leute viel näher. Leider - konnten wir ge rade für diese Unglücklichen bisher nur das Wenigste erreichen. Frankreich versteckt sich hinter allen möglichen Ausreden. Aus Rußland sollte dieser Tage eine Schwester zurttckkommen und 50 Kinder mitbringen. Sie ist aber mit leeren Händen erschienen. Ob die zweite Schwester, die in den nächsten Tagen kommt, > mehr Glück haben wird, weiß ich noch nicht. Unsere unglücklichen Kameraden in Feindesland leiden schwer, seelisch und körperlich, weil sie sürchten, man hätte sie zu Hause vergessen und mache ihnen sogar Vorwürfe. Wir wollen keinen Zweifel auskommen lassen: Wir danken unsern Kameraden für das schwere Opfer, das auch sie in ihrer Lage für ihr Vaterland bringen. Es sind nicht immer gerade die schlechteste Soldaten, die gefangengenommen werden. 8M> wegen der äußeren Ehren und AuszeichnunM, die wir ihnen jetzt nicht zuteil werden lassen können, sollen unsere Gefangenen unbesorgt sein. Wenn sie nach Beendigung des Krieges in unsere und ihre Heimat zurückkehren werden, dann werden wir ihnen auch diese äußeren Zeichen unserer Anerkennung nicht versagen. Nach dem Kriegsminister nahm Abg. Mayer- Kaufbeuren das Wort und behandelte eingehend noch einmal die Abg. Seyda (Pole) wandte sich gegen die Verkehrssteuer und gegen die Kohlensteuer. Abg. Keil (Soz.) erklärt, daß wir mit den Bedingungen seines ehemaligen Parteigenossen Ledebour zu keinem Frieden kommen würden und unterzieht dann die Steuervorlage einer heftigen Kritik. Abg. Stresemann (natl.) behandelte in längeren Ausführungen die Zustände in den Gewerkschaften. Der Geist der Unduldsamkeit treibe in ihnen sein Unwesen. Die wirtschafts- sriedlichen (gelben) Gewerkschaften werden von den anderen Gewerlschaftsrichtungen boykottiert und von dem geplanten nationalen Zusammen schluß der Gewerkschaften ferngehalten. Darauf vertagte sich das Haus. beinahe Kinder überfahren, hielten erst mitten in dem Felde vor einer großen Strohdicme." „Stroh vor Stroh!* murmelte der Doktor in den Bart. „Du jährst viel zu rasch; es gibt noch ein Unglück I* warnte Frau Lang verweisenden Tones. „Raffe wo Raffe ist,* entgegnete der Ange redete leichthin. „Habe Unannehmlichkeiten ge habt, zweite Neuigkeit: Stallknecht eigenhändig mit der Reitpeitsche zur Raison gebracht. Ker! geht hin und denunziert mich. Reiner Sozial demokrat! Selbst nicht einmal herrschaftlicher Stall wird von der neuen Lehre verschont!* „Würden Sie sich das gefallen lassen?" fragte der Doktor anscheinend harmlos; Herr von Huber verstand den Hieb wohl. „Infamer Federfuchser!" murmelte er in sich hinein, laut meinte er dann und tat, als hätte er den Doktor nicht verstanden: „Sozialdemo kratie im Stall? Nie! Kerls parieren nicht mehr, liegt etwas in der Lust!" „Was hat dein Stallknecht denn verbrochen?" fragte die Kommerzienrätin. „Anordnung nicht befolgt, gnädigste Tante, eigenen Kopf durchgesetzt. Kerls haben zu ge horchen, nicht zu denken, daS sollen sie den Federfuchsern überlassen." Die Blicke Hedwigs und des Doktors be gegneten sich wieder. „Wie sich die beiden verstanden; aha, die Drohne sticht," dachte Hedwig. „Könntest du nicht milder mit dem Manne umgehen, der arme Mensch ist doch sonst so willig!" sagte Hedwig zu dem Letter.
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