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Allgemeiner Anzeiger : 03.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191703033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19170303
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170303
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-03
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.03.1917
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Aeickstagsarbeiten. Seit der letzten Sitzung des Reichstages im Dezember vorigen Jahres und dem Beginn der neuen Parlamentsarbeit sind gewaltige Ent scheidungen gefallen. Der uneingeschränke Unter seebootkrieg hat mit dem größten Erfolge seinen Anfang genommen. Man kann erwarten, daß eine der ersten Sitzungen des Reichstages von diesem großn Ereignis beeinflußt werden wird. Das Programm des ersten Sitzungs- tages, das keinerlei wesentliche Punkte enthält, eröffnet die Möglichkeit der Behandlung dieser wichtigen Frage durch unsere Reichstagsleitung. In den kommenden Tagungen wird der Reichstag ein gehäuftes Maß von Arbeit zu be wältigen haben. In erster Reihe kommt dabei die Bewilligung eines neuen (8.) Kriegskredites durch den Reichstag in Betracht. Wie in früheren Fällen so wird auch diesmal der Reichstag mit größter Stimmenmehrheit die zur siegreichen Be endigung des Krieges notwendigen Ausgaben bewilligen. Auch eine Reihe neuer Steuern wird dem Reichstage zur Behandlung vorliegen. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß ein Fehlbetrag von 1250 Millionen Mark entstanden ist, da die bisher zur Deckung der Etatsaus gaben bewilligten Kriegssteuern nicht zur Her stellung des Gleichgewichtes ausgereicht haben. Ungewöhnliche Vorgänge machen ungewöhnliche Ausgaben notwendig. Dazu kommt, daß ein zelne Steuererträge, wie z. B. von der Brannt weinsteuer, Mindereinnahmen ergeben haben. Zur Deckung des Fehlbetrages ist eine Kohlen abgabe der vom Werk geförderten Kohle, 2. die Erhebung eines Zuschlages zur außerordentlichen Kriegsabgabe und 3. eine Steuer auf den Per sonen- und Güterverkehr der Eisenbahnen, Klein bahnen und Wasserstraßen in Aussicht genom men. Damit sind die wichtigsten Aufgaben des Reichstages erledigt. Gerade die Beratung dieser Steuervorlagen dürste viel Zeit und Arbeit erfordern. Bei dem Reichshaushaltsetat sind eine Reihe wichtiger sozialpolitischer Maßnahmen zu er wähnen. Meist beziehen sie sich auf die Ver sorgung der Kriegsbeschädigten und Kriegs witwen. So ist z. B. auf dem außerordent lichen Etat für das Reichsamt des Innern eine Forderung von 10 Millionen gegen 5 Millionen im Vorjahre zu verzeichnen, die sich auf den Wohnungsfürsorge-Fonds beziehen. Auch die Ernährungsfrage dürfte bei den Beratungen im Reichstage wieder einen großen Umfang ein nehmen, da sie für die siegreiche Beendigung des Krieges von größter Bedeutung ist. Eine Denkschrift über die wirtschaftlichen Maßnahmen des Bundesrats, die jüngst dem Reichstage übergeben wurde, wird die notwendigen Anhalte punkte für die Beratung liefern. Es ist also für genügende Arbeit des Reichstages gesorgt. Was nun den Inhalt der neuen Steuervor- lagen betrifft, so ist folgendes hervorzuheben: Die Vorlage über die Erhebung eines Zuschlags zur Kriegssteuer bestimmt, daß zu der bisherigen Abgabe auf Grund deS Kriegssteuergesetzes ein weiterer Zuschlag von 20 °/° erhoben wird. In der Begründung wird gesagt: Die Er hebung eines Zuschlags zu der außerordent lichen Kriegsabgabe in Höhe von 20°/o ist durch die lange Dauer des Krieges und durch die Kriegslasten des Reichs begründet, die zu einem im vorigen Jahre noch nicht überseh baren Ausmaß angeschwollen sind. Die Ein wirkungen des Krieges auf die gesamte Volkswirtschaft haben mit seiner weiteren Dauer immer mehr an Wucht und Umfang zuge nommen. Dadurch rechtfertigt sich die Forde rung nach einer Erhöhung des Ausgleichs durch die reichsgesetzlich vorgesehene Sonderbesteuerung für diejenigen Personen und Unternehmungen, die aus den während der Kriegszeit sich voll ziehenden großen Wertverschiebungen mit einer Verbesserung oder wenigstens ohne erhebliche Beeinträchtigung ihrer wirtschaftlichen Lage hervorgehen. Der Gesetzentwurf über die Sicherung der Kriegssteuer will verbieten, daß aus Gründen der Steuerdrückebergerei deutsche steuerpflichtige Personen ihren Sitz ins Ausland verlegen. Vor der Verlegung des Wohnsitzes solcher Per sonen ins Ausland muß auf Verlangen der Vrobnen. Üj Roman von M. Berger. <F-rts-dimg.) „Wieder eine/ meinte Hedwig Lang und richtete sich aus ihrer bequemen Lage auf, „die ihrem Leben durch einen wunderbar tragisch ge schilderten Sprung in die grollende, tobende See bei Donner und Blitz ein Ende macht. „Höre nur!" — Sie ergriff das Buch, um es dann unmutig wieder fortzulegen. — „Selbst mord aus Liebe, wie lächerlich sentimental!" „Der Selbstmord, Hedwig, ist ein Obel, vor dem ich schaudere; ich weiß wirklich nicht, ob ich den Selbstmord bemitleiden oder verdammen soll." Spöttisch zuckte es um die Mundwinkel der jungen Dame, als sie bestimmt entgegnete: „Ich verachte ihn. Seine Tat zeugt wohl von Mut, aber sie beweist den kleinen Geist, zumal der Selbstmord aus verschmähter Liebe. Ich ver achte das Motiv noch mehr, als ich die Tat verdamme!" „Und ist die Tat nicht durch das Motiv be gründet!" „Mein Gott, der eine erschießt sich, weil er den Staatsanwalt fürchtet, der andere, weil sein Ideal furchtbar prosaisch ist, der dritte aus Furcht vor der Schande!" „Furcht vor den Menschen, das ist das Motiv jeder Verzweiflungstat," entgegnete die Kommerzienrätin ernst. „Und deshalb schaudere ich vor ihr!" „Furcht vor den Menschen?" wiederholte Hedwig und richtete ihre großen Augen forschend Steuerbehörde Sicherheit für eine künftige Kriegssteuer geleistet werden. In der Begründung heißt es, daß die Er hebung der außerordentlichen Kriegsabgabe für einen weiteren Veranlagungszeilraum infolge der Fortdauer des Krieges, ganz abgesehen von den geldlichen Bedürfnissen des Reichs, ein Gebot der ausgleichenhen Gerechtigkeit ist und daß es sich empfiehlt, sür die Ausgestaltung dieser Kriegsabgabe die Erfahrungen bei der Veranlagung nach dem bisherigen Kriegssteuer gesetz zu verwerten. Weiter ergebe sich die Notwendigkeit, schon jetzt gewisse Sicherungs maßnahmen zu treffen, damit die spätere Abgabenerhebung nicht erschwert oder ge fährdet werde. Zu einer grundsätzlichen Ab- weichuug von der seitherigen Regelung bestehe kein Anlaß. Da indes aber mit der längeren Dauer des Krieges seine Einwirkungen immer weiter und tiefer greifen, erscheine die Forderung nach einer Verschärfung der Kriegssteuer be gründet. Deshalb sollen auch in dem neuen Geschäftsjahr nicht wie bisher 50, sondern 60"/» des Mehrgewinns der Kriegssteuerrücklage zu geführt werden. verschiedene Rriegsnachrichten. Vor der feindlichen Generaloffensive? Während sich die deutsche Oberste Heeres leitung wie stets und mit vollem Recht in tiefstes Schweigen über ihre zukünftigen Pläne und Unternehmungen hüllt, geht den Staats männern des Vierverbandes der Mund über von Andeutungen über kommende Ereignisse, die nun — zum soundsovielten Male! — die unsern Feinden erwünschte Weltenwende bringen sollen. So haben Lloyd George und Asquith dieser Tage in Ansprachen erklärt, daß inner halb fünf Wochen an der Westfront der Anfang der größten Schlacht der Geschichte zu erwarten sei. Diese Schwatz haftigkeit, mit der offenbar die Ungeduld des sensationslüsternen englischen Publikums befriedigt werden soll, steht leitenden Staatsmännern übel an. Wie unsere Feinde in vielen Dingen während des Krieges unsere getreuen Nachahmer ge worden find, so hätten sie auch das Beispiel der Schweigsamkeit nachahmen sollen, das ihnen die deutschen Staatsmänner und Heerführer geben. Aber sie bringen es nicht sertig, sich zu dieser Höhe staatlichen Pflichtbewußtseins — und das ist in der gegenwärtigen Lage die Kunst des Schweigens über militärische Maßnahmen — aufzuschwingen. Nun, wir können der Verwirk lichung dieser Ankündigung mit Ruhe und Zu versicht entgegensehen. Hindenburg hat das Heft in der Hand und wird mit eisernem Griff zupacken, wo auch immer die im Vierverband vielgcrühmle Endschlacht ihren Anfang nehmen sollte. Artillerie- und Vorfeldkämpfe a« der Westfront. Die Westfront steht bei unsichtigem, regneri schem Wetter noch immer im Zeichen von Artillerie- und Vorfeldkämpfen. Die Engländer haben trotz aller Bemühungen an der Ancre seit Neujahr nur ein unbedeutendes Geländestück, das größtenteils planmäßig ge räumt wurde, besetzen können. Es ist noch nicht einmal das doppelte des deutschen Gewinnes eines einzigen Tages, des Vorstoßes auf die Höhe 185 südlich Ripont, der Gelände von 2600 Meter Breite und 800 Meter Tiefe ein brachte. Die Beute hat sich hier auf 30 Maschinengewehre, 22 Schnellfeuergewehre, 1 schweren und 2 leichte Minenwerser er höht. An der Ancre ist es wieder stiller geworden. Dagegen griffen die Franzosen mit Erkundunnsabteilungen aus dem Raume Re- nnsres - Wald westlich Flirey die deutschen Stellungen an. Sie wurden abgeschlagen. Ebenso wurden starke englische Erkundungsabteilungen, die nach Sprengungsversuchen beiderseits der Bahn Wern—Eomines vorgingen, durch das deutsche Sperrfeuer schüell zum Stehen gebracht. Bezeichnend ist, daß die hier gefangenen un verwundeten Engländer infolge völliger Trunken heit vernehmungsunfähig waren. auf die Mutter. „Auch wenn die Wirkung ihre Ursache in der Liebe findet, die doch nur zwei Menschen angeht!" „Auch in der Liebe ist die Furcht vor den Menschen enthalten!" „Verstehe ich nicht, Mama," meinte achsel zuckend Hedwig. „Wenn sie, wie in diesem Roman, in den See springt, weil er sich mit einer anderen verlobt hat, ist dann noch Furcht vor den Menschen die Grundursache der Tat?" „Gewiß, meine Tochter, auch dann?" sagte die Kommerzienrätin. „Die unglückliche Liebe dieser Romanheldin beweist, daß sie mit Leiden schaft geliebt und sich den Besitz des Geliebten heiß erträumt hat. Sie wird enttäuscht, aus allen ihren Himmeln gerissen: Furcht vor weiteren Enttäuschungen treibt sie zum Selbst mord. Die Menschen'sind anders im Leben wie im Roman." „Wäre im letzten Augenblick jemand zu dieser Unglücklichen gekommen und hätte ihr be wiesen, daß vierundzwanzig Stunden später ihre Liebe durch wahre Gegenliebe belohnt würde, dann wäre wahrscheinlich der See um ein Opfer ärmer. Wer sich durch eine Ent täuschung niederschmettern läßt, beweist, daß er die zweite fürchtet. Und wer die Enttäuschung fürchtet, fürchtet auch ihre Urheber, die Menschen I" „Du verneinst hier also die Liebe," wandte Hedwig in der Absicht ein, die Kommerzienrätin zu widerlegen; ein leichtes triumphierendes Lächeln ließ diese Absicht merken. „Pardon, meine Tochter, dazu bin ich zu sehr Frau!" war die mit seinem Lächeln ge- Truppenansammlung südlich Verdun? Westschweizerische Blätter berichten, daß in den letzten Tagen bedeutende englische, italienische und auch portugiesische Hilfstruppen im Abschnitt zwischen Verdun und der schweizerischen Grenze eingetroffen sind. Der .Zürcher Tagesanz/ meldet: Von ganz be sonderem Interesse ist unter den neuen Mel dungen von der Westfront die französische Mit teilung, daß bei einem Handstreich im Priester wald englische Truppen mitgewirkt haben. Das kann nach der Ansicht des Züricher Blattes unter Umständen ein sehr bedeutungsvoller Fingerzeig für eine durch englische Truppen unterstützte französische Offensive zwischen Verdun und den Vogesen sein. Was die Italiener wollen. Das italienische Hetzblatt ,Jdea nazionale' veröffentlicht die Kriegsziele der italienischen Imperialisten. Das Blatt führt aus, daß die Sprachgrenzen überschritten werden dürfen. Darum verlangt es ganz Südtirol von der Quelle der Etsch längs der Wasserscheide der Etschtaler Alpen bis zum Brenner und längs der Hohen Tapern bis zum Groß- Venediger und dem karnischen Alpenkamm bis zur Wasserscheide im Fella-Tale, das Wippach- tal, Goerz eingeschlossen, Aidussina, Fiume, Ragusa, Cattaro, Valona mit dem Hinterland bis Vohusa, von der asiatischen Küste die ganze südliche Hälfte Klein asiens, die ganze Strecke der Bagdad- Bahn mit Hinterland mit Arabien und Njemen, in Afrika den Verzicht Englands und Frankreichs auf seinen Jnteresseneinfluß in Abessinien und, was ferner besonders interessant ist, das französische Djibuti und Englisch Somaliland. Unter der Hand unterstützt die Regierung diese Äußerungen des Regierungs organs. Man wird über diese Ansprüche iw Paris und London sehr erfreut sein. * Vom Balkan-Kriegsfchauplatz. Der Artilleriekampf, der in den letzten Wochen am Donauuser tobte, brachte, nach Berichten aus Sofia, für den Gegner keinerlei Gewinn. Die russischen Abteilungen machten täglich Versuche, über den St. Georgskanal in das Do- brudschagebiet einzudringen, jedoch wurden diese Versuche bereits im Keime erstickt. Bul garische Artillerie beschießt ununterbrochen mit sichtlichen Erfolgen den Hasen von Galatz und andere strategische Punkte. An der Sereth - front und an der rumänischen Grenze herrscht nur schwache Artillerietätigkeit. An der maze donischen Front fanden heftige Gegen angriffe statt, bei denen bulgarische und deutsche Truppen den Feind zwangen, sich in seine früheren Stellungen zurückzuziehen. Wiederholte englische Angriffe bei Doiran und im Cerna- bogen wurden nur unternommen, weil die Gegner fühlten, daß der Besitz von Monastir gefährdet sei, solange sie an einem Platze einen Stellungskampf führen müßten. Politische Kunäschau. Deutschland. * Im Hauptausschuß des Reichstages machte die Regierung Mitteilungen über den sil-Boot-Krieg. Staatssekretär des Äußern, Zimmermann, sprach die feste Zuversicht aus, daß wir durch die Anwendung der (I-Bootwaffe das vorgesetzte Ziel erreichen werden. Der Staatssekretär des Neichsmarineamts betonte, daß die Erwartungen, die die Marine auf den uneingeschränkten V-Boot-Krieg gesetzt habe, nicht nur erfüllt, sondern übertroffen worden seien, obgleich eine Reihe von II-Äooien noch nicht von ihrer Streife zurückkehren konnten. In der Nordsee herrsche so gut wie kein Schiffsverkehr. Die neutrale Schiffahrt sei offenbar so gut wie eingestellt. Die Erwartungen, die das deutsche Volk an den H-Boot-Krieg knüpfe, seien durch die bisherigen Ergebnisse voll gerechtfertigt wor den. Bisher ist seit der verschärften Sperre nicht ein V-Boot verloren gegangen. Der Staats sekretär des Innern wies zahlenmäßig nach, daß die englische Versorgung mit unentbehrlichen Be darfsgütern (Lebensmitteln, Grubenholz) dicht gebens diplomatische Antwort der Kommerzien rätin. Hedwig Lang wich keinen Schritt zurück. „Kann man wahnsinnig lieben?" fragte sie in demselben Ton und mit demselben Lächeln. „Gewiß!" antwortete die Mutter. „Man kann sich auch, wie diese" — dabei hob sie daS Buch hoch — „in den See stürzen?" „Man tut es sogar!" „Dann kann es nicht Furcht vor den Menschen, sondern es muß Liebe sein, die allein zur Verzweiflung in diesem Falle treibt; es kommt dabei sehr auf die Qualitäten an!" „Gewiß, aber," widersprach die Kommerzien rätin, „die unglückliche Liebe ist keine Liebe. Wahre Liebe ergänzt sich zu wahrer Größe. Was einseitig ist, ist nicht vollkommen. Das Halbe aber ist krankhaft und verdient nicht den Namen des Ganzen." „Nun, was denkst du, was die Heldin dieses Romans sei?" „Warum?" fragte die Kommerzienrätin. „Mit der Stellung der Menschen ändern sich ihre Leidenschaften." „Wer kann es sein; eine Näherin oder eine Gouvernante." „Keins von beiden, sondern eine veritable Gräfin von Könnern! Bricht deine Philosophie nicht zusammen wie ein Kartenhaus?" „Du wirst mich verstehen lernen, wenn du älter geworden bist!" „Du behandelst mich auch immer wie ein Kind," schmollte Hedwig. an den Gefahrpunkt herangerückt sei, der kl-Boot- Krieg also auch in wirtschaftlicher Beziehung alle an ihn geknüpften Erwartungen erfülle. *Dem Reichstag ist kurz vor seinem Zusammentreten der Entwurf des Kohlen steuer g e s e tz e s in der vom Bundesrat be schlossenen Fassung zugegangen. In ihm wird die Erhebung einer Steuer von 20°/« des Wertes der gelieferren oder sonst abgegebenen oder der Verwendung im eigenen Betrieb oder dem eigenen Verbrauch zugeführten oder der eingeführten Kohle vorgeschlagen. *6ber den Arbeitsplan des Reichs tags haben der Hauptausschuß und der Nltesten- ausschuß des Reichstags Beratungen gepflogen. Es wurde eine Verständigung dahin erzielt, daß zunächst die auf der Tagesordnung stehenden kleineren Beratungsgegenstände erledigt werden sollen. Dann wird der Staatssekretär des Reichsschatzamts zu den Kredit- und Steuervor lagen sprechen. Am Dienstag wird voraussicht- 'ich der Reichskanzler über die politische Lage prechen. — Zur Entlastung des Hauptaus- chusses wird ein besonderer Ausschuß zur Be ratung der Ernährungsfragen gebildet werden. England. * Nach einer Anordnung des Muniiions- ministeriums sollen künftig 80 °/o der mit Herstellung von 2^- und 4 V2-Zoll-Granaten beschäftigten Arbeitskräfte aus weib lichen Personen bestehen. Holland. * Die Erste Kammer hat die Gesetzesvorlage zur ernstlichen Bekämpfung des Schmuggel handels angenommen. Schweden. * Der Ausschuß für die zur Wahrung der Neutralität nötigen Maßregeln hat die von der Regierung geforderten 30 Millionen auf 10 Millionen herabgedrückt. Die konser vative Minderheit im Ausschuß hat gegen diesen Beschluß der liberalen und sozialdemokratischen Mehrheit Verwahrung eingelegt. Die Frage wird noch im Reichstag besprochen werden. Ruhland. * Bei dem Liquidatio ns verfahren gegen diedeutschen Güter in Rußland soll nunmehr ein ganz neues System eingeschlagen werden. Die Güter der deutschen Kolonisten sollen künftighin nicht mehr einzeln, sondern alle zugleich in ihrer ganzen Masse verkauft werden. Diese Maßregel hat in Rußland leb haftes Aufsehen erregt. Griechenland. "Nach Berichten der Vierverbandsblätter ist die Lage immer noch nicht geklärt. Die Athener Negierung vermutet, daß die zu nehmende Verstimmung Frankreichs auf Machen schaften der Venizelisten zurückzuführen sei, die die Gesandten beeinflußten. Athener Blätter behaupten, gewisse französische Kreise wollten die französische Regierung zurBesetzungAthens aus politischen Gründen veranlassen. — Damit hätte doch der Vierverband wenigstens auch die Hauptstadt eines anderen Landes „erobert". Afrika. *Dem Vemehmen nach wird die Regierung von Südafrika vom Parlament weitere Mittel für Kriegszwecke verlangen. Bei Eröffnung deS südafrikanischen Parlaments sprach der Generalgouverneur Lord Buxton die Erwartung aus, daß das südafrikanische Kon tingent in Europa nicht nur in seiner Stärke aufrecht erhalten, sondern sogar vermehrt werden würde. Die Regierung stelle dauernd so viel Freiwillige als möglich sür den Dienst über See ein. Auch in anderer Hinsicht gewähre sie der Neichsregierung alle mögliche Unterstützung zur nachdrücklichen Fortführung des Krieges. Asien. * Der englische und der russische Gesandte in Teheran haben der persischen Re gierung ein Ultimatum überreicht, in dem eine Kontrolle der persischen Finanzen durch England und Rußland verlangt wird. — Die Kämpfer für Freiheit und Unabhängigkeit der kleinen Völker treiben gerade vorbildliche Politik — überall, wo sie die brutale Macht haben. „Ich behandle dich, wie eine Mutter ihr Kind behandeln muß. Du bist geistreich, dein fast männlicher Geist entzückt mich, doch ist er schwer zu lenken, und du bist noch viel zu jung, um selbständig zu urteilen." „Und wenn ich's wäre!" „Erst in der Ehe bildet sich der Charakter des Weibes." Hedwig zuckte spöttisch mit den Achseln. „Durch den Mann etwa? Ich würde mich nie leiten lassen." „Das ist Geschmackssache," entgegnete die Kommerzienrätin. „Geistreiche Frauen bewun dert der geistreiche Mann, aber er liebt sie selten dauernd, denn allzu leicht gerät er mit ihnen auf den Kriegsfuß." „Mama," rief jetzt Hedwig und sprang lachend auf. „Du meinst doch nicht etwa meinen berühmten Verehrer, den Herrn Dr. Friedrich Faller?" „Gerade den Herrn Doktor meine ich," be stätigte die Kommerzienrätin. „Gott, Mama," lachte belustigt die junge Dame, „der ist so klein, wenn ich will. Wenn wir wollen, ist vor uns der geistreichste Mann der kleinste." „Sage das nicht, Hedwig, ich kenne die Menschen, ihren wirklichen und ihren eingebil deten Wert. Den eingebildeten können wir herab drücken. den wirklichen niemals." „Der Herr Doktor ist dein Liebling!" „Wie man es nimmt!" entgegnete die Kom- merzienrätin. „Doch lassen wir das!" Hedwig hatte das von der Kommerzienrätm
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