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Allgemeiner Anzeiger : 24.02.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191702246
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170224
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-02
- Tag 1917-02-24
-
Monat
1917-02
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.02.1917
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6m Erinnerungsblatt. D i e W i nt e r j ch l ach t in d e r Chain vag n k. Hiiiier dem Riesenringen an der Somme sind die früheren Durchbruchsversuche unterer Feinde im Westen mehr und mehr aus der Er innerung zurückgetreten. Sie gehören bereiis der Geschichte an, die eine gewaltige Tat auf die andere haust, unter den Begebenheiten des größten aller Kriege. Gleichwohl ist es ge boten, das Gedenken an die ersten großen Durchbruchsversuche im Westen aufzufrischen. Auch damals wurde mit außerordentlicher Zähig keit und Tapferkeit auf unserer Seite unter den allerschwierigsten Bedingungen gerungen. Was zu jener Zeit festgehallen worden ist, kam den späteren Kriegsabfchnitten zunutze. Man vergesse nicht, daß damals der Ausbau der Stellungen noch bei weitem nicht auf der heutigen Höhe gestanden hat. Die tiefen, nach allen Regeln der Kunst eingerichteten Schützengräben, wie wir sie jetzt an der Somme besitzen, bestanden noch nicht. Man wollte nicht recht glauben an die Beständigkeit des StellunLskrieges und behalf sich daher nut ein fachen Einrichtungen, die sich nicht wesentlich über die beseitigten Stellungendes Feldlriegeserhoben. Die Unterstände boten einem längeren Artillerie- sener keinen dauernden Widerstand, auch die Deckungs- und Verbindungsgräben, standen nicht annähernd auf der Stufe der Vollkommenheit, die inzwischen längst erreicht worden ist. Alle -diese Umstände erschwerten unseren Kämpfern die Gegenwehr und machten die Tage der Winterschlacht in der Champagne zu einer Kette sehr prüfungsreicher Leistungen. Die Stellung in der nördlichen Champagne zog sich genau wie heute dicht nördlich an Reims vorbei nach Osten hin über die Höhen von Somme-Py, Tahure, iüdlich Ripont, süd lich Cernay bis Servon an der Aisne, wo sie sich an die Stellungen in den Argonnen an- schloß. Die deutsche Front erstreckte sich teils auf dem Kamm südlich der Höhen, teils aber, wie bei Tahure und Ripont, an deren Süd hang entlang, was mit Rücksicht auf die Schuß felder nötig war. Die Franzosen stützten sich auf das Truppenlager von Chalons, wo sie vom Frieden her sehr umfangreiche Einrich tungen für die Versammlung und Unterbringung großer Truppenmassen besaßen. Das von Schluchten durchzogene, mit überaus zahlreichen kleinen Waldstücken, Ortschaften und Gehöften besetzte Gelände bot ihnen für den Angriff die nötige Tiefe und eine Reihe vorzüglicher Ab schnitte. Die deutsche Stellung auf der genannten Linie wurde nach Zurückverlegung unserer Front, von der Marne her Mitte September-1914 ein genommen und leicht befestigt. Der Winter verging unter verhältnismäßig weniger bedeu tenden Kämpfen, so daß sich, von vorübergehen den Beschießungen und Gefechten abgesehen, ein gewisser Stillstand herausbildete. Gegen Ende Januar 1915 gelang es unseren Brandenburgern, bei Soissons einen glücklichen Vorstoß gegen die Aisne-Ubergänge auszujühren und, wie die Fran zosen bereiis sürchteten, einen Vorstoß gegen Paris hin einzuleiten. Ms Mitte Februar hatten sich die Franzosen von Abschnitt zu Abschnitt bis nahezu auf Sturmenisernung an unsere Linien hcran- gearbeitet. Nördlich Massiges waren sie in den Besitz der wichtigen Höhe 191 gekommen, die eine besonders gute Schußwirkung gegen die Höhen südlich Ripont und die Butte de Menil gestaltete. Die Schlucht von Beaussjour bot ebenfalls eine gedeckte Artillerieaufslellung und Gelegenheit zur Ansammlung der Sturmtruppen. Weiter westlich gewährten die Waldstücke und Talgründe bei den Dörfern Le Mesnil, Perthes, Sousin vorteilhafte Annäherungsmögltchkeiten gegen den deutschen Abschnitt Tahure—Navarin. Auf diesem Raum standen unserseits Teile des 8. Armeekorps und des 7. Reservekoips. Am 15. Februar begann ein Trommelfeuer in einer Stärke, wie es bisher noch niemals erlebt worden war. Während der nächsten Tage wurde gegen den Raum zwischen den Straßen von St. Menehould nach Cernay und von Souain nach Somme-Py Armeekorps nach Armeekorps zum Sturm herangeführt, nicht ! weniger als sieben Armeekorps nach und nach abwechslungsweise angesetzt. So entstand «str erbittertes Ringen um die vordersten Gräben. Bald gelang es den Franzosen, hier und dort ein Grabenstück zu nehmen, bald gingen wir zum Gegenangriff vor und entrissen dem Feinde seinen bescheidenen Geländegewinn wieder. Die Lage war für uns zeitweise im höchsten Maße gespannt. Vom 25. Februar ab verstärkten die Franzosen ihre Stürme bei Tag und Nacht und warfen immer neue Massen in den Kampf, um die kleinen örtlichen Vorteile zu einem allgemeinen Durchstoß auszubeuten. Um den 1. März herum stand die Stellungs schlacht auf der Höhe der Hartnäckigkeit. Die rheinischen Truppen hielten sich mit bewunderns werter Zähigkeit. Wenn auch inzwischen die Kämpfe vor Verdun und namentlich an der Somme vielleicht noch gespanntere Lagen ge bracht haben, so war es für die damaligen Ver hältnisse doch eine staunenswerte Leistung, mit geringen Kräften dem gewaltigen Druck standzu halten. Unsere Heeresleitung hatte in umsichtiger Weise für die Heranführung von Verstärkungen gesorgt. Schlesische und bayerische Truppen, zu letzt auch noch Teile d-s Gardekorps, . ins besondere die verstärkte Brigade des Prinzen Eitel Fritz, griffen ein. Die 3. Armee unter General v. Einem Hal hier Außerordentliches vollbracht und es vermocht, alle Anstrengungen einer feindlichen Übermacht siegreich zu brechen, i Der Schützengrabennahkampf mit der blanken Waffe und der Handgranate trat in volle Tätig keit, alle Truppenteile der verschiedensten deutschen Stämme wetteiferten miteinander, unsere Artillerie zeigte sich der feindlichen gewachsen. Am 10. März war die Angriffskraü des Feindes erlahmt. Die sieben französischen Armeekorps hatten es nicht vermocht, nennenswerte Gelände- vorteile zu behaupten. Die Möglichkeit eines Durchbruchs war vollständig vereitelt, nachdem die Franzosen auf einer Front von knapp zehn Kilometern nahezu 45 000 Mann eingebüßt hatten. Joffre gab den Durchbruchsversuch auf. Die Deutschen gingen als unbestrittene Sieger aus diesen Kämpfen hervor. Nachdem Ruhe eingetreten war, wurden die zerschossenen Stellungen wiederhergestellt und im Lause des Sommers so ausgebaut, daß sie dem zweiten großen Durchbruchsverfuch in der Champagne Ende September 1915 vollauf gewachsen waren. So bildet die Winlerschlacht in der Champagne auch heute noch ein wichtiges und würdiges Glied im Ringen um unsere Westfront. Damals wurde die Mauer gehalten, die sich nicht nur aus Erde, Feuer und Stahl zusammensetzte, sondern von wahrhaften Männern verteidigt wurde. Das Wort „Die Franzosen kommen nicht durch" wurde geprägt und ist bis auf diese Stunde in der Champagne und auf allen anderen Stellen der Westfront gehalten worden. D. L. verschiedene ltriegsnachnchlen. Die kommende Entscheidung. Im Berner ,Bund' behandelt Stegemann die Frage, ob der Vierverband den Durchbruch im Westen nochmals versuchen werde, und be merkt, daß selbst nach einem geglückten Durch bruch erst im Bewegungskrieg die Entscheidung gesucht werden müsse, und sührt dazu folgendes aus: Der Bewegungskrieg ist dem deutschen Heere in Fleisch und Blut übergegangen, während die englische Armee in ihrer heutigen Gestalt ihn überhaupt nicht kennt, die französische Armee ihn zum mindesten seil November 1914 nicht mehr geübt hat. Dann wird sich zeigen, wie wichtig und richtig es für die auf den inneren Linien stehenden Deutschen war, ihre Divisionen immer auss neue einzu- setzen und stets daraus zu halten, daß möglichst alle einmal an einem großen Bewegungsfeldzug und somit am wahren Krieg teilnahmen. Gerade die Feldzüge im Osten und zuletzt die Feldzüge in Serbien und Rumänien haben gezeigt, daß zwar auch hier die Artillerie eine sprunghaft wachsende Bedeutung genießt, daß aber nach wie vor die geistige Führung und die in er probter Manneszucht gereiste Marsch- und Be- wegnngsfähigkeit der Truppe das strategische l-roknen. 1j Roman von M. Berger.*) 1. In einem lauschigen Winkel eines vornehmen j Lokals saßen zwei übertrieben elegant gekleidete f jüngere Männer. Sie hatten keinen Blick für !K«s, was um sie herum vorging, noch sprachen sie dem guten Tropfen Wein, der vor ihnen stand, regelmäßig zu, sie waren in ein Gespräch vertieft, das all ihr Interesse in Anspruch nahm und das, allem Anschein nach, sie in ungewöhn lichem Maße erregte, denn ihr Antlitz mit den blasierten, verlebten Zügen, die von Genußsucht und tollen Orgien erzählten, glühte sörmlich. Paul von Hupfer, anscheinend der ältere und der einflußreichere der beiden, wäre entschieden ein schöner Mann gewesen, wäre nicht der ver lebte Zug um feinen Mund und der müde Blick allzusehr hervorgetreten, der ihn alt und abge storben machte. Otto Lang, sein Vetter, war jugendfrischer, aber der stupide Ausdruck seines nichtssagenden Gesichts ßieß ab. „Machst ein Gesicht leit einigen Tagen, Otto, wie ein Jockei, der seinem Pferde nachhinkt!" spöttelte Paul von Hupser und kniff das Mo nokel ein. „Kein Wunder/ entgegnete der andere stirn runzelnd und leerte sein Glas Wein, „wenn man, ein Sklave der Arbeit, volle zwei Stunden am Pulte sitzen und schreiben mußt" „Du Ärmster," schnarrte Herr von Hupfer und schenkte dein Freunde das Glas voll. *) Unberechtigter Nachdruck wird vertolan 4 > „Das habe Ich nur der Arbeitsbiene, dem Fabrikdirektor Dr. Faller zu verdanken," knurrte Otto Lang. „Das Faulenzen des Chefs ver bittere die Arbeiter, hieß es, und ich mußte an die Karre!" „Ganz sein Stil," bestätigte Hupfer und blies den Rauch seiner Zigarette durch die Nase. „Zieh, Schimmel, zieh! Tröste dich, auch mich hat er verdächtigt, nannte mich Drohne!" „Dich Drohne, mit der ehrwürdigen Glatze!" „Laß deine Witze!" „Na ja, bist ja ein freier Herr, kannst dir das gefallen lassen!" „Wehre du dich nur deiner Haut," meinte Hupfer bedeutungsvoll. Otto Lang horchte auf. „Wer sich nicht wehrt, wird gebunden." „Wie meinst du das?" „Zeige die Zähne, es ist hohe Zeit!" Otto Lang wurde ungeduldig. „Zähne zeigen, hast gut reden! Kennst doch meinen Alten. „Du hast deinen Passionen bisher gehuldigt, huldige jetzt meinen und ar beite," so lautet die Parole und ich muß mich beugen." „Beuge dich auch recht tief vor der Arbeits biene, dem Doktor, gewöhne dich rechtzeitig daran, damit es dir nachher nicht schwer fällt!" meinte Hupser mit leisem Hohn und winkte dem Kellner, der auf den Wink sofort eine Flasche Wein brachte. „Was meinst du eigentlich? Kann keine Rätsel lösen," sagte Otto Lang ärgerlich. „Na, bei der Affenliebe, die dein Vater nn- Learefflicherweije für den Doktor beat. ist es ! Gesetz Prägt, das im Westen heute noch zwischen f den Grüben eines entarteten Materialkrieges ! verscharrt liegt. * Jn drei Monate» . . . Die Lebensfrage für England, so schreibt ,Daily Chronicle', ist jetzt: Können wir durch halten, bis die O-Vootgefahr auf die eine oder andere Weife beseitigt ist? Der Bau neuer Schiffe wird erst zu einer späteren Zeit Hilfe bringen. Das Publikum macht sich den Ernst der Lage, der wir entgegengehen, nicht klar. Der Krieg wird in den nächsten drei Monaten gewonnen oder ver loren sein. Was an den verschiedenen Landfronten passiert, ist ein entscheidender Faktor. Aber wir dürfen nicht das Risiko laufen, knapp an Lebensmitteln zu werden oder an Mitteln, die Armeen mit Mannschaften, Munition und anderem zu versorgen. Die Krise ist zu einer Jahreszeit gekommen, wo die Lebensmittelerzeugung am niedrigsten ist. Es wird mehrere Monate dauern, bis Nennens wertes gewachsen ist. Die einzigen Möglich keiten sind, mit unseren gegenwärtigen Hilfs quellen und Vorräten hauszuhalten und zu sparen. Die Regierung zögert, den unendlich schwierigen Apparat von allgemeiner Zwangs- rationierung zu schaffen. Das können ivir durchaus verstehen . . . -t- Italienische -I-Boot-Sorge». Die römische ,TrMmw veröffentlicht einen Brief des Professors Bastianelli, der den O-Boot-Krieg und die Notwendigkeit von Ein schränkungen der Lebenshaltung behandelt. Bastianelli bedauert, daß der O-Boot-Krieg von der Presse als Bluff hingestellt werde. Damit tue man Unrecht, den Deutschland habe ni'e einen Bluff gemacht, wenn es gedroht habe. Der O-Boot-Krieg müsse als die schwerste, ernste st eBedrohung ange sehen werden, selbst dann, wenn er nicht Folgen in dem Ausmaß haben sollte, wie Deutschland erwarte. Etwas Pessimismus wäre daher augenblicklich sehr angebracht, weil er zu Maß nahmen sichren könnte, die die Widerstandskraft Italiens stählen müßten. Deutschland könne mit dem O-Boot-Kriege dem Vierverband den allergrößten Schaden zufügen, wogegen Maß regeln ergriffen werden müßten. Politische Kunälckau. Deutschland. "Zu den Vortagen, die den Bundesrat in der nächsten Zeit und Pen Reichstag in nicht ferner Zeit beschäftigen werden, gehört eine Forderung von einigen 100 Millionen Mark, die den deutschen Schiffahrtsgesell schaften alS Darlehen, das einstweilen zu verzinsen ist, zur Vertilgung gestellt werden sollen, um mit dem Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte so bald wie möglich beginnen zu können. Der Betrag, um den es sich jetzt handelt, soll nur einen Teil der Gesamtsumme darstellen, die für diesen Zweck zu verwenden ist. Die Gesamtsumme dürfte sich auf etwa 1 Milliarde belaufen. Da über das Geschick unserer im Auslande liegenden Schiffe noch Ungewißheit besteht, soll recht bald damit begonnen werden, daß unsere Handels flotte wieder auf eine stattliche Höhe kommt. Uber die Einzelheiten dieser Frage dürfte es in der nächsten Zeit zu ausführlichen Erörterungen kommen. * Gegenüber den immer wieder in einzelnen Zeitungen veröffentlichten Nachrichten über den Inhalt einer tünftigeu Reform des preu ßischen Wahlrechts wird halbamtlich ausdrücklich sestgestellt, daß keine Stelle in der Lage ist oder sein kann, zutreffende Nachrichten zu verbreiten. Es wird aus die vom Minister des Innern wiederholt im preußischen Ab geordnetenhaus abgegebenen Erklärungen ver wiesen, bei denen es sein Bewenden haben muß. Österreich-Ungar». "Nach zuverlässigen Meldungen ist der Ab schluß des Ausgleichs zwischen Österreich nicht unmöglich, daß er dir eines Tages ver- wandlichastlich nähertrelen wird. Deine Schwester Hedwig ist schön, und wenn man eine schöne Schwester hat, bekommt man bald 'n Schwager. Hast wohl noch nichts bemerkt? Na, Blinde muß man führen; wenn auch Hedwig tut, als sei sie über Liebe erhaben; wenn sie noch io spöttisch meint, die Liebe sei nur ein Sport für vornehme Damen, das sind gerade die Schlimm sten, im Handumdrehen sind sie bis über beide Ohren verliebt." „Glaubst du, daß sie ihn liebt?" fragte Lang den Freund. Es ärgerte ihn, daß seine Schwester überhaupt einer solchen Leidenschaft fähig sei. „Ich glaube, daß sie ihn beinahe liebt! — Hupfer betonte das Wort beinahe. „Und du? Was gedenkst du zu tun?" Paul von Hupser warf die verglommene Zigarette weg und zündete sich eine frische an. „Vorläufig gilt's, den Nebenbuhler zu be seitigen. Er ist gefährlich; denn er ist, was man sagt, berühmt. Seltsam, daß er nie von seinen Familienverhältnisseu spricht. Weiß nicht, woher er kam der Fahrt! Du!" „Auf diese Weise kannst du ihn schwerlich schachmatt setzen! Ec ist in angesehener Stellung und nicht ohne Verdienst," entgegnete Otto nachdenklich. Paul von Hupser ließ das Monokel fallen. „Du bist naiv, Freundchen, Gesellschaft ver langt von einem der Ihrigen tadellose Her kunft, sonst rümpft sie Naie, wie Elefant Rüssel. Schuld der Väter vererbt sich bis ins vierte Glied!" und Ungarn unmittelbar bevorstehend. Die Meldungen, daß er bereiis abgeschlossen sei, sind als irrtümlich erwiesen. Unmittelbar nach Ab schluß des Ausgleichs werden die Verhandlungen mit dem Deutschen Reiche über Zoll- und Wirt schaftsbündnis ausgenommen werden. Frankreich. * Der ,Temps' stellt mit Bedauern fest, daß die Erhöhung der Ausgaben immer mehr zunimmt. Der Hauptpunkt sei in der all gemeinen Preissteigerung zu suchen. Man müsse bemüht sein, die Ausgaben von Schatzscheinen und anderen Papieren nicht allzusehr zu häufen. Zu derselben Frage meint .Lanterneh die Steuerpolitik der Regierung bestehe zurzeit lediglich darin, möglichst viel Geld herauszu- bekommen, indem sie den Steuerzahlern mög lichst große Opfer auferlege. Wie ,Rappel' er klärt, herrscht in ganz Frankreich Mangel an Hartgeld. Dem müsse abgeholfen werden, da der ganze Verkehr erschwert sei. Die Regierung müsse Maßnahmen ergreifen, um das Hart geld, das versteckt werde, wieder in Umlauf zu bringen. Griechenland. * Wie vorauszusehen war, ist der Vierver band bei der den Griechen auserlegten Demüti gung und teilweisen Entwaffnung nicht stehen geblieben und benützt die trotz ihres Versprechens noch immer nicht aufgehobene Hunger blockade zu immer neuen Erpressun gen. Nachdem durch den Abtransport der gesamten Artillerie nach dem Süden und die Auslieferung der Gewehre tatsächlich die griechi sche Negierung militärisch wehrlos gemacht worden war, verlangt man jetzt die Auslieferung auch sämtlicher im Privatbesitz befindlicher Waffen, um auch die lönigstreue Bevölkerung für den Fall eines venizelistischen Putsches wehrlos zu machen. Amerika. "Auch die englandfreundliche Presse ver kennt nicht, daß im Kongreß der Ver. Staaten eine starke Strömung gegen einen Krieg mit Deutschland besteht. Nur wenn viele Amerikaner auf hoher See getötet werden, wird diese Opposition überwunden werden und werden die deutsch-freundlichen Führer im Kon greß genötigt werden können, einer Kriegs erklärung an Deutschland zuzustimmen. "Das Staatsdepartement hat den Vertreter der Ver. Staaten in Havanna angewiesen, die kubanische Regierung aufzufordern, die in mehreren Provinzen ausgebrochenen Unruhen unverzüglich niederzuschlagen. Sollte die kuba nische Negierung die Ordnung nicht wiederher stellen können, würden die Ver. Staaten ge zwungen sein, einzugreifen. "Zuverlässige Berichte aus Mexiko lassen erkennen, daß dort die Zustände täglich schlimmer werden. Während Villa im Norden immer größere Unruhe stiftet, hat Felix Diaz, Neffe deS früheren Präsidenten, im Süden eine Revolution hervorgerufen. Aus allen Landesteilen kommen beunruhigende Meldungen. In Mexiko City herrscht schon Mangel an Lebensmitteln. Carranza beabsichtigt, ein Gesetz durchzudrnckenj daß alle Besitzungen beschlag nahmt werden können. Fremden sollen ohne Untersuchung über die Grenze transportiert werden dürfen. Diese Gesetze würden sich nur gegen die Amerikaner richten. Es heißt, Wilson werde gegen diese Gesetze protestieren. Australien. " Die australische Regierung ist zurückgetreten. Hughes hat ein neues Kabinett gebildet, das, wie er erklärt, den Wunsch des Volkes, den Krieg mit äußerster Hartnäckigkeit zu Ende zu sühren, erfüllen- wird. — Hughes, der australische Minister präsident, ist der Verfechter der schärfsten Richtung in dem politischen und Wirtschafts kampfe gegen Deutschland. Er trat auch mit allen Kräften für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Australien ein, die jedoch durch eine Bolksstimmung zunichte gemacht wurde. Jetzt scheint sich Hughes jener Widersacher im Kabinett entledigt zu haben, um sich auss neue der Versechtung seiner Ziele zuLiiwenden. .Ich glaube, damit hast du kein Glück; wenn auch seine Herkunft noch so unrühmlich wäre, sein wissenschaftlicher und politischer Name, seine Stellung sind ihm ein Freibrief, der ihn überall geleitet!" „Glaubst du!" sagte Paul von Hupfer und lächelte satanisch. „Man gewöhnt sich an Ver dienste, wie man sich im Gefängnis an Linsen und Bohnen gewöhnt; verliert doch selbst die Schönheit durch den Besitz! Neid und Ge wohnheit verkleinern wie ein umgekehrt vor Augen gehaltenes Opernglas. Wenn nun, ge setzt den Fall, Doktor Faller von kompromit tierender Herkunft wäre?" „Schon der Gedanke ist phantastisch!" wehrte der andere. „Drehst dich auch, wie alle anderen, um seine Sonne. Es liebt die Welt aber das Strahlende zu schwärzen; gesetzt der Fall, es wäre nun so, wie ich gesagt habe, würde deine stolze Fran Mutter dulden, daß Hedwig die Gattin eines Mannes würde, dessen Herkunft dunkel wäre? Selbst beim Pferds schaut man auf Rasse, weshalb beim Menschen nicht. Was würdest du nun tun, wenn ich dir nachweise, daß Dr. Faller irgend einen dünken Punkt in seiner Vergangenheit habe?" Otto Lang meinte zögernd: „Ich würde es nicht glauben und, wenn ich überzeugt würde, dann . . „Dann?" wiederholte Herr v. Hupfer und blickte dem Freund scharf ins Auge. „Dann würde ich mich im Interesse meine-S Nuses und meiner gesellschaftlichen Position
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