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Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöckknuich zweiMM: Mittwoch und Sonnabend. KtonnemcntsprciS: viertel jährlich ab Schaltee IMfMk. bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 2ö Pfennige, durch die Post IM Mark ausschl. Bestellgeld. Be- stellungen'nehmen auch nufere Heitungsboten gern entgegen. Amtsblatt für die Grts8e83rd^ '!:L' Hememderat zu Bretnig. F»s«r >t«, Sie4 gefpal» «ne Korpuszeil« 12 Pfz- für JnKreuten i« Rödertvie, für Äe übrigen IS Pfg., im amt lichen Teil 30 Pig., und im Sieklameteil 80 Pfg-, nehmen außer unserer Geschäftsstelle auch sS«tlicheAnn»ncen-Exve- ditionen jederzeit entgegen. Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt. Loirab-Inrejgrr für M Orlfchzttri! Rrrtiii, Kshrsbr?lort. lfssrevaisr, franlresldsl uns tlmgegrns. Inserates bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstoe vormittags 11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag 11 Uhr einzusenden. Schriftleitung, Druck und V?rlai von A. Schurig, Bretnig. 12. Sormabend, den 10. Februar 1917. 27. Jahrgang MchrMMr. Die füdamerikanischen Staaten werden es vor aussichtlich ablehnen, sich Wilson anzuschließen, sic werden sich wahrscheinlich mit Protesten begnügen. Der brasilianische Minister des Aeußeren über mittelte dem deutschen Gesandten einen. Pro test gegen die Maßnahme der Seespecre. Die Schweiz hat die Vertretung der deutschen Interessen in Amerika übernommen. Die nordamerikanischc Regierung hat zahlreiche Kriegsmaßregeln getroffen; zuerst wurde die Bewaffnung der Handelsdampser angeordnet. Der nordamerikanische Senat hat mit 78 gegen 5 Stimmen den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ratifiziert. Die deutschen Unterseeboote haben wieder zahl reiche feindliche Dampfer versenkt, darunter zwei englische von 5200 und 3000 Tonnen. Großadmiral Haus, Kommandant der österrei chisch-ungarischen Flotte, ist an einer Lungen entzündung gestorben. In Italien veranstaltet am 17. und 18. Feb ruar die sozialistische Landespartei Kundge bungen gegen die Teuerung und Kohlennot. Der schwedische Miuifterrat faßte den Entschluß, den Schritt der Peremigten Staaten nicht nachzuahmen; auch Norwegen lehnte es ab, sich Wilson anzuschließen -Spanien wird trotz Wilsons Note seine Haltung voraussichtlich nicht ändern und auch ferner hin loyalste Neutralität beobachten. Die Beschlagnahme der neutralen Schiffe m England wird endgültig sein, wenn sich die Neutralen den deutschen Sperrmaßnahmen unterwerfen. In Bordeaux und Havre haben die französischen Schiffahrtsgesellschaften wegen der Weigerung der Matrosen den Schiffsverkehr einstellen müssen. Der private Personenschiffsverkehr zwischen Frank reich und England ist eingestellt worden. Im amerikanischen Senat wurden zwei Anträge gegen die letzte Wilsonsche Rede eingebracht. In den amerikanischen Munitions-Transporten ist eine Unterbrechung eingetreten. Aus Neuyork meldet der „Temps", die Ver treter von 500 deutschen, österreichischen und ungarischen Gesellschaften hätten eine Kund gebung gegen den Krieg veranstaltet. Ein geheimes Bündnis zwischen Amerika und England gegen Deutschland und Japan. Von einem Deutsch-Amerikaner, der eben erst aus Neuyork zurückgekehrt ist, erhält eine Berliner Korrespondenz fol gende interessante Nachricht: Bei einem Festessen, dem auch unser Gewährs mann beiwohnte und zu dem auch Roosevelt geladen war, feierte ein Engländer die „wahre Neutralität" Amerikas, worauf der frühere Prä sident erwiderte: Amerika hoffe, daß England die Dienste Amerikas während des Weltkrieges nicht vergessen werde, und daß sich England bei der über kurz oder lang erfolgenden Auseinan dersetzung zwischen Amerika und Japan genau .so „wohlwollend" gegen Ameiika zeigen werde. — Schon 1916 hat Gustav Frenssen in seiner Schrift „Ein Brief" darauf hingewiesen, daß zwischen den Vereinigten Staaten und England seit 1S11 eine geheime Verabredung bestehe, wonach zunächst Amerika den Engländern bei der Vernichtung Deutschlands helfen soll, wäh rend später England Amerika helfen will, sich die japanische Konkurrenz aus dein Wege zu schaffen. Nun erst kann man die merkwürdigen Beweise von „Neutralität", die wir während des Krieges »vn Amerika erhalten haben, voll und ganz ver stehen. Wilson, der die Erschöpfung Englands rielleicht richtiger einschätzt als die englischen Staatsmänner selbst, kann nicht zugeben, daß England allzusehr geschwächt wird, da es sonst die ihm zugedachte Rolle bei oem kommenden Kriege zwischen Amerika uns Japan nicht zu spielen in der Lage wäre. Daher auch der jetzige Bruch zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland wegen des Unterseeboot-Krieges, von dem Wilson voraussieht, daß derselbe zu Eng lands Untergang führen wird. Man braucht gar nicht daran zu zweifeln, daß England sich gar kein Gewissen daraus machen wird, seinem jetzigen Verbündeten, Japan, der ihm selbst schon zu mächtig geworden ist, abschlachten zu helfen. Und daß es eines Tages zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen denVereinigten Ttaa- ten und Japan 'kommen muß, wagt wohl nie mand, der die Verhältnisse einigermaßen verfolgt hat, zu bezweifeln. Japan ist dabei, die Ver einigten Staaten aus China genau so gründlich § zu verdrängen, wie die übrigen Mächte, wodurch die Union ganz besonders empfindlich getroffen wird, da ihre Interessen gerade in China sehr groß sind. Auch verübelt man es den Japanern iu den Vereinigten Staaten sehr, daß dieselben lüsterne Blicke nicht nur auf die Philippinen, sondern auch auf das an Petroleum so reiche Mexiko werfen. Nicht umsonst haben die Ver einigten Staaten ihre Flotte so gewaltig ver mehrt und gehen jetzt daran, sich ein Drei- Millionen-Heer zu schaffen. Und trotzdem Amerika seine diplomatischen Beziehungen zu uns abgebrochen hat, glauben wir nicht, daß sich diese Truppen in erster Linie gegen uns wenden werden, sondern gegen Japan. Man ist anscheinend auch in Japan von den Vereinbarungen zwischen Amerika und England gegen Deutschland und Japan sehr gut unter richtet ; denn in den japanischen Zeitungen und Zeitschriften wird nicht rur laut und offen eine Kündigung des japanisch englischen Bünd nisvertrages gefordert, sondern sogar mit einem deutsch-japanischen Bündnis gegen England ge droht. Man höhnt England wegen seines pas siven Verhaltens seiner Flotte und hofft, daß Deutschland einmal dem Reich der Mitts Mu nition liefern wird gegen Amerika. Es ist sehr wohl begreiflich, wenn Japnn an ein Bündnis mit Deutschland denkt. Mit England ist es innerlich fertig. Große Zeitungen tadeln be reits heftig die Wegnahme von Tsingtau und den Bruch mit Deutschland. Die einflußreiche Zeitschrift „Dai Nippon" sagt: Es fei Grund genug vorhanden, das bestehende Bündnis mit England aufzulösen, und Japan solle sich nicht scheuen, noch während des europäischen Krieges den Vereinigten Staaten den Krieg zu erklären, Sa England während des Krieges mit Deutsch land der Union keinen Beistand leisten könne. Nur jetzt noch, vor der Durchführung des er weiterten Programms für den amerikanischen Flottenbau, könnte Japan der amerikanischen Anmaßung begegnen. Uns Deutschen kann es herzlich gleichgültig sein, wie immer sich die Lage zwischen Amerika und Japan gestalten wird. Aber Herr Wilson, in dem wir so lange, trotz seiner eigentümlichen Neutralität uns gegenüber, noch den idealen Friedensfreund sahen, erhält nun ein ganz anderes Gesicht. Er wollte nicht den Frieden aus idealen Gründen, sondern nur, um England nicht zu sehr schwächen zu lassen, damit es getreu der Verabredung, noch in der Lage bleibe, die Ver einigten Staaten gegen Japan zu unterstützen. Verm»eL uns Zasülsm. — Schlich aller Theater, Lichtspiel häuser usw. im ganzen Lande. — 10 Uhr Polizeistunde. Zur Ersparnis von Brennstoffen und Beleuchtungsmitteln ist vom Ministerium des Innern im Einverständnisse mit den stellvertretenden Generalkommandos Xi!! und X!X ungeordnet, daß vom 7. d. M. ab die Theater- und Lichtspielhäuser sowie mit Aus nahme der von der Militärverwaltung belegten Säle sämtliche Säle und Räume, in denen Versammlungen, Vorträge, musikalische Darbie tungen und sonstige Vecanstaltunaen stattfinden, im ganzen Lande bis auf weiteres zu schließen sind. Ferner haben vom 7. d. M. ab alle Gast-, Speise- und Schankwirtschaften, Kaffeehäuser, Vereins- und Gesellschaftsräume, in denen Spei sen oder Getränke verabreicht werden, sowie öffentlichen Vergnügungsstätten jeder Art im ganzen Lande bis auf weiteres um 10 Uhr abends zu schließen. Ausnahmen sind unzu lässig. Zuwiderhandlungen werben nach dem Gesetze über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851, dem Reichsgefetze vom 11. Dezem ber 1915 und der Bekanntmachung des Stell vertreters des Reichskanzlers vom 11. Dezember 1916 bestraft. — Zur Aufhebung der Eiuschreib- pakete gibt die Reichspostverwaltung bekannt: Durch Einschränkung der Zahl der Eisenbahn züge, durch zunehmenden Mangel an geschul tem Personal, an Gespannen und Kraftwagen steigern sich die während des Krieges ohnehin bestehenden Schwierigkeiten von Tag zu Tag. Sie werden in empfindlicher Weise vermehrt durch die ungeheuer wachsende Zahl der meist Lebensmittel enthaltenden Pcivat-Einschreib- pakete. Die besondere Behandlung solcher S-ndungen erfordert Aufwendungen an Perso nal, Beförderungsmitteln und Zeit, die bei dem eintretenden Massenverkehr namentlich unter der Ungunst der gegenwärtigen Witterungsverhält nisse nicht geleistet werden können, ohne die ordnungsmäßige Abwickelung des übrigen Post verkehrs in hohem Grade zu gefährden. — Militärschuhzeug für Zivilper sonen verboten. Von zuständiger Stelle wird darauf hingewiesen, daß das Tragen und der Ankauf von Mtlitärstiefeln und Schnür- schuhen durch Zivilpersonen verboten ist. Der Besitz solches im Reichseigentum stehenden Schuh werks hat strafrechtliche Verfolgung wegen Ver dachts des Diebstahls oder der Hehlerei zur Folge. — Kartoffslbestandsaufnahme am 1. März 1917. Vom Kriegsernährungsamt wird amtlich mitgeteilt: Auf die Getreide- bcstaudserhebung, die für den 15. Februar 1917 ungeordnet ist, folgt die durch die Bekanntmachung des Herrn Reichskanzlers vom 3. Februar 1917 angeordncte Verordnung der Vorräte an Kar toffeln für den 1. März 1917. Die Vorrats erhebung ist eine allgemeine und erstreckt sich sowohl auf die auf dem Lande bei den Erzeu gern und in den Städten bei den Verbrauchern befindlichen Kartoffelvorräte. — Ablieferung von Kohlrüben. Die Besitzer von Kohlrüben haben ihre abliefe rungspflichtigen Vorräte nunmehr bis zum 21. d. M. an die Landwirtschaftliche Zentralgenos senschaft Dresden bez. deren Aufkäufer zur Ver meidung der Enteignung abzuliefern. Kamenz. Unter dem Vorsitze des Herrn Obcrregierungsrat Dr. Irlberg fand am ver gangenen Freitag die 1. diesjährige Sitzung des Bezirksausschusses statt. Von besonderer Be deutung waren wiederum die Beratungen und Beschlüsse hinsichtlich der kriegswirtschaftlichen Fragen. Die Amtshauptmannschaft konmedem Bezirksausschüsse mittcilen, daß sie Bestellung auf Saatkartoffeln, die Sie Amtshauptmannschaft beim Rindeskulturcat vermittelt hat, nach Mit teilung des Landeskulturrats in ihrem größten Umfange als gesichert angenommen werden kann. — Die Sicherung der Kshlrübcnbestände hat jetzt insofern besondere Bedeutung gewonnen, als sich herausgestellt hat, daß die eingekellectcn und selbst die abgefeimten Kohlrüben vielfach zum Faulen kommen, wie das wohl auch anderwärts der Fall ist. Die Amtshauptmannschaft hat alle Maßnahmen getroffen, um die sehr bedenk lichen Folgen auf ein den Umständen entspre chendes Maß zu beschränken. Sie läßt zunächst durch Vertrauensmänner (Futtermittelausschuß mitglieder) im Bezirk sämtliche bei den Land- wiiten und bei den Gemeinden vorhandenen ein- gekellerten und eingefeimten Kohlrübenbestände auf ihre Lagerung hin prüfen. Die Vertrauens männer sind ermächtigt, hinsichtlich der Lagerung bestehende Mängel sofort abzustellen und anzu ordnen, in welcher Weise die durch Fäule an gegriffenen Bestände vor dem gänzlichen Verderb zu retten sind. Das Verfüttern der angefaulten Mengen, soweit deren Bezug durch den Kom munalverband vermittelt ist und die daher zur menschlichen Ernährung b stimmt sind, ist streng untersagt; die angesaulten Kohlrüben sind viel mehr zu trocknen. Die Amtshauptmannschast hat bereits mehrere Brauereien an der Hand, die eine Dacre besitzen und das Trocknen ül': nehmen, auch steht dem Bezirk die Trocrnunas- anlage des Herrn Rittergutsbesitzer Nicke-Bisch- heim zur Verfügung. — Was die Kartoffel frage anlangt, so wird auch hier in den kom menden Tagen eine Revision der Bestände auf ordnungsgemäße Lagerung hin vorgenommen. Die Revision soll sich mit Rücksicht auf den herrschenden Frost zunächst nur auf die einge- kellerten Bestände erstrecken. — Die Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln kann zufolge des Frostwettecs nur eine sehr beschränkte sein. Es können nur die im Bezirk bereits vorhandenen Bestände zur Verteilung gelangen. Die Be stände sind außerordentlich gering, da es bei dem allgemeinen Wagenmangel trotz der größten Bemühungen nicht möglich war, den Bez-rk mit Vorräten so einzudecken, wie es geplant war; aber auch diese nach den Bedarfsstellen zu schaf fen, verhindert der augenblickliche Frost. Immer hin ist die Amtshauptmannschast mit Erfolg be strebt, größere Güter zu gewinnen, die während der gegenwärtigen besonderen Knappheit bereit sind, austauschsweise von ihrem Saatgut dem Bezirk Kartoffeln herzugeben. Kamenz. Wieder ist über eine Anzahl Treibriemendiebstähle zu berichten. In der Nacht zum 2. o. M. sind in Bernbruch vier Treib riemen (je 8,20 Meter lang, 10 Zentimeter breit und 6 Millimeter stark), in der Nacht zum 3. in Thonberg-Prietitzer Flur ein Treib riemen (7 Meter lang, 12 Zentimeter breit) und in der Nacht zum 5. in Thonberg-Miltitzer Flur ein Treibriemen (17 Meter lang, 20 Zen timeter b.eit und 7^ Millimeter stark) ent wendet worden. Sachdienliches wolle man um gehend der Landgendarmerie mitteilen. lÜQlEELNSS- M-AULMSML