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*Die deutsche Regierung hat beschlossen, aus Anlaß desIubiläums desSultans am 31. d. eine Spezial-Mission nach Kon stantinopel zu entsenden. *Die Zusammensetzung der neuen China brigade ist nunmehr endgültig bestimmt. Sie besteht aus vier Infanterie-Bataillonen, einer Eskadron, vier Feldbatterien, zwei Gebirgs batterien, einer schweren Batterie (die Artillerie durchweg mit dem neuesten Kruppschen Material ausgerüstet), einer Pionier-Kompanie, sowie von zwei Eisenbahnbau - Kompanien. Zu diesen Truppen treten die erforderlichen Munitions kolonnen und Trains. *Zu der Frage der Verteilung der Ein quartierungslasten liegt eine wichtige Entscheidung der Aufsichtsbehörde vor. Der Beschluß der Stadtverwaltung von Nauen, wonach auch Mieter zur Aufnahme von Ein quartierung verpflichtet sein sollen, hat die Zu stimmung der königlichen Regierung in Potsdam erhalten. Gleichzeitig hat die Aufsichtsbehörde bezüglich der Frage, ob Beamte, die bisher von der Kommunalsteuer befreit waren, auch von der Quartierleistung frei bleiben müssen, dahin entschieden, daß derartige Leistungen nicht als Kommunal-, sondern als Staatslasten aufzufassen seien. Demnach müßten also auch Lehrer rc. Quartiere stellen. * Einen deutschen Handwerker- Kammertag zu schaffen, wird offiziös er klärt, sei der in Lübeck am 27. und 28. September zusammentretende deutsche Gewerbe- und Hand werkertag geeignet. Wenn schon einmal ein solches Organ geschaffen werden solle, müßten ihm von Anfang an sämtliche Kammern ange hören. Der deutsche Handelstag habe dieses Ziel in letzterer Zeit erreicht, hoffentlich ge linge es dem deutschen Handwerkstage auf den einen Wurf. Oesterreich-Ungarn. * In Wiener parlamentarischen Kreisen taucht die Version auf, daß eine Umbildung des Kabinetts Körber unter Heranziehung par lamentarischer Kräfte in Aussicht ge nommen sei. *Der Minister Rezek ist in Prag einge troffen, um mit den Tschechen über das Aufgeben der Obstruktion zu unter handeln. Als ein Teil des Preises hierfür wird die sofortige Errichtung einer tschechischen Universität in Brünn genannt. Die Einberufung desböhmischenLandtages scheiterte, weil die Tschechen die Zusage, keine politischen Beschlüsse zu fassen, ver weigerten. Frankreich. * In dem Bericht, welchen Admiral Fournier an den Marineminister über das Schiffs- Unglück der „Framee' erstattet hat, sagt der Admiral, das Unglück sei auf einen Irrtum beim Steuern zurückzuführen. Belgien. * DieHochzeit des Kronprinzen Albert von Belgien mit der Prinzessin Elisabeth von Bayern ist nunmehr auf den 1. Oktober d. festgesetzt. Balkanstaatcn. * In Belgrad ist jetzt „russisch" Trumpf. Wie von dort mitgeteilt wird, werden dem dortselbst wellenden Sekretär der slawischen Wohlthätigkeits-Gesellschaft, russischen Staatsrat Aristow, große Ehrungen und Auszeichnungen erwiesen. Staatsrat Aristow wurde vom König Alexander vor dessen Abreise in besonderer Audienz empfangen. Viele hervorragende Per sönlichkeiten, darunter der Kultus- und Unter richtsminister Marinkowitsch, sowie der Metro polit Jnnocenz statteten, demselben Besuche ab. Aristow erwiderte später alle Besuche und weilte längere Zeit beim Kultusminister Marinkowitsch, den er in Petersburg kennen zu lernen Gelegen heit hatte. Aristow dürfte sich noch einige Zeit in Belgrad aushalten. Amerika. *Die Erbitterung zwischen den Weißen und Negern im Süden der Ver. Staaten hat in letzter Zeit wiederholt blutige Auftritte dort hervorgerufen. Ein neuer Vorfall dieser Art trug sich am Mittwoch in Lake Christi (Südost - Karolina) zu. Dort scharte sich ein Volkshaufe von 5000 Weißen zusammen und griff die Negerbevölkerung an, um den Tod eines Polizeibeamten zu rächen, welcher am Sonntag von einem Schwarzen ge tötet worden war. Die Polizei zerstreute schließlich die Unruhestifter. Etwa zwanzig der Ruhestörer wurden verwundet. Die Polizei stattonen sind voll von Gefangenen. Afrika. *Der Sultan von Marokko hat be schlossen, seine Residenz von Marokko nach Fes zu verlegen. Da Fes der Europäerstadt Tanger weit näher liegt, als Marokko, so werden sich durch diese Verlegung die gegen- seitigenBeziehungen besser aufrecht erhalten lassen. Chinas auswärtiger Handel im Jahre 1899. Ueber den Handel Chinas berichten im allge meinen die Denkschriften, die von Konsulaten oder Gesandtschaften ausgehen; diese erhalten ihrerseits das statistische Material von den dortigen kaiserlichen Zollbehörden. Ein Rück blick auf das Jahr 1899 liegt von letzteren in Form eines amtlichen Berichts vor; wir ent nehmen ihm jetzt bereits vor den Veröffent VoMföje Rundschau. Der Boxer-Aufstand in China. * Peking ist von den Verbündeten ohne Schwertstreich genommen, die dortigen Europäer und chinesischen Christen sind befreit. Die Kaiserin- Witwehat bereits am 7. d. mit dem kaiser lichen Hofe, dem Heere und dem größten Teil der Boxer Peking verlassen. Wo der Kaiser sich befindet, ist ungewiß. Die Ankunft und der Gnzug Ler Verbündeten ist am 15. d. erfolgt. *Was nun weiter? Die Kaiserin und ihr Hof sind in das Innere des Landes, nach Hsianfu geflüchtet. Das aus der Hauptstadt. abmarschierende chinesische Heer („Gardetruppen")' hat mehrere Meilen nordöstlich von der Hauptstadt Stellung genommen. Deutsche, öster reichische und italienische Truppen, die noch nicht .cheran" waren, konnten bisher an der Besetzung Pekings nicht teilnehmen. Wird nun zuerst der VorschlagJapans wegen eines Waffen still st andes in Erwägung gezogen werden? * Wegen der seitens der andern Mächte so übel vermerkten Landung englischer Truppen in Schanghai hat man sich nun geeinigt. Die Konsuln in Schanghai sandten auf Grund gemeinsamer Be schlußfassung folgendes Telegramm an ihre Regierungen: Wenn die indischen Truppen in Wusung zurückgezogen werden, besteht große Gefahr für Schanghais Sicherheit. Diese Truppen sollten gelandet werden auf Grund einer internationalen Verständi gung. Zum ausreichenden Schutz Schanghais sollten sofort noch mehr Truppen von den Verbündeten geschickt werden. * Das von Tientsin am 9. August auf gebrochene deutsche Detachement wird das gegen Peking marschierende Gros der ver bündeten Truppen auf dem kürzesten Wege zu erreichen suchen. Auf seinem Vormarsch bis Nangtsun wird es hier und da russischen Abteilungen begegnet sein, welche die Bahnlinie zwischen jener Stadt und Tientsin wieder herstellen und nunmehr ihre Arbeit bereits voll endet haben. Daß die kleine deutsche Ab teilung von Aangtsun ab auf Widerstand ge stoßen ist oder noch stoßen könnte, ist kaum anzunehmen, da die Aufrührer in jener Gegend sich zurückgezogen haben und zu dem einzelne Abteilungen von den verbündeten Truppen zur Bewachung der Etappenstraße zurückgelaffen worden sind. * Im protestantischen Misstonshause in Berlin ist folgendes Telegramm aus Kanton einge laufen: „Tschichiu, Namon, Lukhang zerstört." Der Inhalt dieser wenigen Worte bedeutet für die Berliner Misfionsgesellschaft einen großen Verlust. Denn sie hat nach ihnen die Zerstörung von zwei blühenden Hauptstattonen und der bedeutendsten Außenstationen zu be klagen. Chinas Rechnung schwillt ganz ge waltig an. * * * Vom afrikanischen Kriegsschauplatz. * Eine Reuter-Meldung gesteht jetzt offen zu, daß es de Wet gelungen ist, sich der Ver folgung durch Kitchener zu ent - ziehen, obgleich Kitcheners Wagen alle mit einem Doppelgespann vorzüglicher Pferde ver sehen waren. Es ist dies hauptsächlich dem Um stande zuzuschreiben, daß de Wet die Gegend besser kennt und des Nachts marschieren konnte, während die britischen Truppen nur am Tage vorgehen konnten. Ueberslchlskarte Mw Marsch von Tak« Kis Peking. Deutschland. * Kaiser Wilhelm feierte am 18. d. den 70. Geburtstag seines Freundes und Ver bündeten, Kaisers Franz Joseph, durch ein größeres Gastmahl. Der Botschafter in Paris, Fürst Münster, Graf Waldersee mit seinem Stabe und viele andere hochstehende Personen nahmen an der Tafel teil. *Die Nachricht von dem R ü ck^^M des ReichskanzlersFürsten ohe wird offiziös für unbegrün (Das war vorauszusehen I) lichungen der Konsulate einige Punkte von all gemeinem Wert: Bezeichnend für den auswärtigen Handel Chinas im Jahre 1899 ist der überraschende Aufschwung; einheimische wie frenwe Kauf leute, Verkäufer und Käufer machten glänzende Geschäfte. Die politische Lage gab zu irgend welchen schwerwiegenden Befürchtungen keinen Anlaß, obschon es mit dem inneren Frieden schwach bestellt war. Der Wechselkurs be hauptete sich dauernd fest; die Reisernte war überreichlich ausgefallen ; das Frühjahr in der kritischen Zeit der Entwickelung der Seiden raupe war außergewöhnlich günstig und außer einer gelegentlichen Piraterie auf den Flüssen und an den Küsten störte nichts den Handel. Das günstige Ergebnis war somit ein Ueber- schuß ohnegleichen. Der Gesamthandel mit dem Auslande ver zeichnet einen Umsatz von 460 533 288 Taels, 91 916 805 Taels mehr, als im Vorjahr. Gegen 1890 ist dies gerade der doppelte Um satzbetrag (der Tael hatte in diesem Jahre einen Wert von etwa 3 Mark). Hauptsächlich ist dieser Aufschwung der Entwickelung des Verkehrswesens namentlich den Eisenbahnen zu verdanken. Provinzen, die sonst dem Handel fern standen, waren mit einem Schlage lebhaft beteiligt und zeigten nach Eröffnung der Verbindung, wie zum Beispiel Paoting und Peking, gesunden und blühenden Tausch verkehr. Diese für sich sprechenden Beweise dürsten auch einer schnellen Entwicklnng des Eisenbahnwesens das Work reden. Der Handel in Banmwoll-Arrikeln, welcher vor drei Jahren praktisch keine Bedeutung hatte, nahm einen solchen Aufschwung, daß der Um satz heute 103 465 048 Taels gegen früher 77 618 824 beträgt. Ganz besonders waren amerikanische und japanische Waren bevorzugt; in englischen Baumwollgeweben ist ein Rück schritt zu verzeichnen, einen größeren Umsatz hierin hatten Indien und Japan; der Handel in Metall ist noch ohne Bewegnng geblieben; Thee und Seidenausfuhr war dem der vor hergehenden Jahre gleich. „Die politische Situation gab zu irgend welchen schwerwiegenden Befürchtungen keinen Anlaß" — dieser beruhigende Satz wird sich im Bericht über das Jahr 1900 jedenfalls nicht finden, und auch die fabelhaft emporgeschnellten Umsatzzahlen werden sich in etwas bescheideneren Grenzen halten — dank der durch die chinesische Regierung geschaffenen „politischen Situation". Uon Uah unk Fern. Ueber eine seltsame Anarchistcn-Affäre wird aus Leipzig berichtet: Am Mittwoch abend erklärte ein junger Mensch dem Inhaber eines Restaurants in der Emilienstraße, er sei An archist und sei beauftragt, den König von Sachsen zu ermorden, er könne jedoch diesen Auftrag nicht ausführen. Der betreffende junge Mann, namens Seling, wurde verhaftet. Zu dieser Nachricht erfahren die ,Dresd. N. NH daß es sich um einen 19 jährigen jungen Men schen aus Württemberg handelt, der thatsächlich in der Trunkenheit derartige Aeußerungen ge- than hat. Derselbe hat früher schon einmal an Säuferwahnsinn gelitten und soll zunächst auf seinen Geisteszustand untersucht werden. Es ist zur Stunde noch nicht festgestellt, ob er wirklich etwas Schlimmes im Sinne geführt hat. Schwarze Pocken. Die Ehefrau Thiele in Holthusen (Ostfriesland) ist laut amtlicher Bekanntmachung an den schwarzen Pocken er krankt. Es find alle Vorkehrungen getroffen worden, um eine Weitervcrbreitung der Seuche zu verhindern. Von einer aufregenden Szenep' die sich im Gerichtsgebäude zu Rüdesheim abgespielt hat, berichtet der ,Nheingauer-Anzeigett: Ein wegen Verbrechens gegen 176 verhafteter hiesiger Einwohner drohte am Montag bei der Vorführung vor den Richter mit Selbstmord und entfloh aus dem Gerichtszimmer. Gegen den Gerichtsdicner, der ihm auf dem Flur ent gegenkam, zog er das Messer und versuchte dann, als er überwältigt wurde, sich den Hals abzuschneiden. Die Verletzung ist schwer, aber nicht lebensgefährlich. Mußte es fein? Roman von C. v. Berlepsch. „Ich könnte nur mit deinen eigenen Motten antworten: Ich weiß es nicht. O Gabriele, wie schwer ist es mir, es auszusprechen! Ich habe dich lieb mit der treuen, aufrichtigen Liebe eines Bruders und Freundes, aber die Liebe des Mannes zum Weibe kann ich dir nicht ent- gegenbringen." „Ich bin eben nicht dein Ideal," erwiderte sie traurig. „Verzeih, was ich sagte, aber als du so warm für einen anderen eintratest, da kamen mir die Worte auf die Lippen." „Sie bedürfen gar keiner Entschuldigung," sagte er. „Es ist ja unser Schicksal, daß wir schweigen müssen," bemerkte fie, „und doch thut es mir nicht leid, gesprochen zu haben. Walter, willst du mir nicht dein Ideal beschreiben, damit ich es kenne, wenn ich ihm einmal begegnen sollte?" „Wir wollen lieber von etwas anderem reden," bat er. Aber fie ließ sich nicht von ihm irre machen. „Beschreibe es mir. Ich möchte wissen, welcher Unterschied zwischen ihm und mir ist." „Das läßt sich nicht so ohne weiteres sagen," lehnte er ab. „Wenn du aber ausgefordert würdest, ein Mädchen zu beschreiben, die dem Bilde ent- spttckü, das in deiner Seele lebt, so würdest du es können." das für der Frau." Aber diese hatte sich schon wieder in Zimmer zurückgezogen. Sie hiev es nicht ihre Pflicht, als Ehrendame dem Abschied „Vielleicht. Aber im besten Falle würde es nur eine unvollkommene Zeichnung sein. Sie müßte jung sein, mehr lieblich als schön, zart fühlend und unberührt, von einer weichen An mut, offen und doch zurückhaltend, eine Mischung von Kind und Weib. Etwas ähnliches ist es, was mir als Ideal vorschwebt." „Und dann muß fie blond sein, wie bis jetzt jede Hohenstedt," warf Gabriele ein, „und Augen haben so blau wie Schlehen, nicht wahr?" „Ja, ich habe in Rom ein Gemälde gesehen, welches mich ungemein fesselte, weil es einiger maßen meine Gedanken widerspiegelte, meinen Begriff von wahrer Weiblichkeit. Es war ein hübsches Gesicht, aber der Hauptreiz lag im Ausdruck, in dem unschuldigen Blick des Kindes, der doch schon die spätere Liebe und Leidenschaft des Weibes ahnen läßt." Gabrielens Antwort wurde durch Frau von Palm abgeschnitten, welche in die Thür trat. „Es thut mir leid, wenn ich störe," sagte fie, „aber ich muß doch an die Zett erinnern. Wir kamen zusammen, um meinen Geburtstag zu feiern; er ist lange vorbei, es ist nach Mitter nacht." Walter fah erstaunt auf. „Nach Mitternacht?" rief er verwundert aus. „Wie ist das möglich! Daran ist der herrliche Sommerabend schuld, gnädige Frau." Die alte Dame trat auf den Balkon hinaus. „Ich wundere mich nicht, daß Sie hier Zeit und Stunde vergaßen," bemerkte fie. „Wie unvergleichlich schön doch die Nacht ist!" „Ja, es ist schwer, sich von ihrem Zauber jungen Leute beizuwohnen. „Gute Nacht, Gabriele," sagte Matter in weichem Tone, indem er sich zu ihr beugte. Sie erhob ihr schönes, blasses Gesicht zu ihm, die heiße Liebe, der tiefe Schmerz, der sich in ihren Zügen ausprägte, erfüllten ihn mit tiefer Rührung. Er berührte ihre weiße Stirn mit seinen Lippen. „GuteNacht," wiederholte er, „Gabriele, meine liebe Schwester." Selbst bei dem matten Sternenschimmer sah er, wie ihr Ausdruck wechselte. „Gute Nacht," erwiderte fie. „Ich hätte dir noch manches zu sagen, aber Frau von Palm würde zu entsetzt sein, wenn du noch länger ver weilst. Willst du morgen vormittag wieder kommen, damit wir unser Gespräch beenden können?" „Ja," entgegnete er ernsthaft, trat ins Zimmet zurück und wartete einen Moment, um fie eben falls eintreten zu lassen, aber fie wandte sich um und sah in die Nacht hinaus, während er ging. Eine halbe Stunde später erschien Frau von Palm wieder in der Thür. „Gabriele," sagte fie besorgt, „Du wirst dich erkälten." Sie wunderte sich, weshalb das junge Mädchen mehrere Augenblicke mit der Antwort zögerte, los zu machen," sagte Walter, „und doch muß ich gehen. Ich empfehle mich, gnädige dann erklang die Stimme neben ihr mhig und klar: „Bitte, warte nicht auf mich, ich möchte noch hier bleiben." Die alte Dame schien nicht beruhigt. „Ich lasse dich nicht gem allein hier," be merkte sie. „Was könnten auch die Leute davon denken. Man soll ihnen keinen Grund zu Reden geben." „ „Es ist mir ganz einerlei, was fie denken, war die abweisende Antwort. „Die Jungfer braucht nicht zu warten, gute Nacht, bitte, bäte, störe mich nicht wieder? Frau von Palm verließ den Balkon. Sie fragte sich, ob fie vielleicht vorhin gerade im un geeignetsten Moment das Gespräch der jungen Leute unterbrochen hätte; aber fie hielt ihr Ein greifen doch für richtig und fand, daß fie ihre Pflicht gethan habe. Gabriele rührte fich nicht, fie lehnte den Kopf an die Säule und weinte bitterlich, ohne daß fie versuchte, den Sturm, der in ihr tobte, zu beschwichtigen. Was hatte fie gethan? Sie hatte ihren Stolz unterdrückt und fast um seine Liebe ge bettelt, um fich von ihm sagen zu lassen, daß er keine für fie empfände. Das Geheimnis ihres Herzens hatte fie preisgegeben, um zu hören, daß fit seinem Ideal nicht gleiche. Nie konnte fie eS verzeihen, so verschmäht zu sein! Zuerst weinte Gabriele, als ob ihr Herz brechen sollte, dann gewann allmählich ihr Stolz die Oberhand. Sie, die vielumworbene Schön heit, war so gedemütigt worden! Sie, um deren Hand fich viele vergeblich bemüht hatten fie hatte ihre Liebe angeboten, um zurückqewmen