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Kennenkampf als Verdrecken. Greuel in Sibirien und O st Preußen. Die von der einstweiligen russischen Regierung eingesetzte Kommission, welche die gesetzwidrigen Handlungen der Würdenträger, Minister. Generale und Verwaltungsbeamten der ehemaligen zaristi schen Regierung zu untersuchen hat, hat bereits eine große Anzahl von Verbrechen aufgedeckt, deren sich die eben Genannten schuldig gemacht haben. Besonderes Interesse erwecken die Straf taten, unter deren Anschuldigung General Nennen kampf, dessen früher niedergeschlagener Protest jetzt erneut ausgenommen wurde, steht. Es sind über diese Straftaten Zeugen vernommen worden. Unter diesen Zeugen befindet sich auch der be kannte Heerführer General Rußki, der mit großer Offenheit folgendes über den Verwüster Ost preußens aussagte: „Rennenkampf war absolut unfähig, die Truppen sowohl während der Manöver, als auch zur Zeit der Feindseligkeiten zu leiten. In den meisten Fällen gab sich General R. keine Rechenschaft über die allgemeine Situation und sah sogar nicht immer ein, welche Ziele in An betracht der Umstände überhaupt erstrebt werden sollen. In seiner Armee herrschte Chaos, die Truppen wurden zwecklos verschoben, Be wegungsrichtungen wurden ohne jeden Grund geändert. Soldaten wurden furchtbar strapa ziert, ohne daß es möglich wäre, einzusehen, wozu dies alles geschieht." Ein gleichfalls als Zeuge vernommener Stabsgeneral telegraphierte der Untersuchungs kommission folgendes: „Als Rennenkampf die Meldung empfing, daß aus dem Romintener Walde Infanterie kolonnen Hervorbrechen, floh er nach Wylko- wischki und verlor dabei die telegraphische Ver bindung mit mir. Er ist vollkommen kopflos geworden und ist absolut nicht imstande, eine Armee zu sühren." Zu den zahlreichen Delikten, die General Rennenkampf als Generalgouverneur in Sibirien und als Feldherr im gegenwärtigen Kriege sich zuschulden kommen ließ (ungerechtfertigte Grau samkeit bei der Unterdrückung des sibirischen Aufstandes, Mißbrauch der Amtsgewalt, Maro dieren in Ostpreußen, wobei der widerrechtlich.« Abtransport des deutschenPrivateigentumsoft mit Hilfe russischer Sanitätseisen- bahnzüge geschah), gesellen sich noch zahl reiche Vergehen gegen elementare Pflichten der Ehrlichkeit. So ließ Rennenkampf — ganz gewiß nicht uneigennützig — den Heeres- lieferanien ihre Kautionen herausgegeben, die wegen fehlerhafter Beschaffenheit der Ware hätten zurückbehalten werden sollen; er schloß auch mit den Lieferanten Verträge ab, die offenbar für den Staatsschatz höchst unvorteil haft waren. Mit Recht sprach sich nach der amtlichen russischen Preßkorre spondenz ein General dahin au§: „es habe sich um Rennenkampf herum die ekelhafteste Atmosphäre gebildet". Wenn schon ein oberster russischer Heer führer sich solche Verbrechen hat zuschulden kommen lassen, so wird man leicht ermessen können, welche Vergehen und Ausschreitungen seine Untergebenen werden begangen haben I Von Mb unci fern. Lateinische Schrift bei militärischen Ge suchen. Kriegsminister v. Stein verfügt in einem Erlaß: „Zur Vermeidung jeder unnötigen Schreiberei während des Krieges dürfen Urlaubs- und ähnliche Gesuche aus Gründen äußerlicher Art, z. B. weil sie in lateinischer Schrift ab gefaßt sind, nicht zurückgewiesen werden." Die Hünenburg bei Meschede. Die berühmte Hünenburg bei Meschede, die wichtigste der srühgeschichtlichen Befestigungsanlagen im südlichen Westfalen, wird seit einigen Jahren wissenschaftlich durchforscht. Seit einiger Zeit sind neue Untersuchungen im Gange, die schon interessante Ergebnisse über das Alter der Burg gezeitigt haben. Brand auf dem Güterbahnhof Hanau. Auf dem Güterbahnhof Hanau geriet infolge einer Explosion beim Rangieren ein Eisenbahn wagen mit Säureballons in Brand. Das Feuer verbreitete sich auf andere Güterwagen und er griff schließlich auch die Güterumladestelle, die ausgebrannt ist. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Der Verkehr auf dem Bahnhof ist nicht gestört. Fünf Personen ertrunken. Im Frischen Haff bei Fischhausen fanden beim Baden die Frau des Maurermeisters Fendler und ihr neun jähriger Sohn sowie drei Kinder des Brauerei besitzers Dietrich den Tod in den Wellen. Frühe Sperrstunden in Wien. Mit dem Beginn der Winterzeit soll in Wien eine be deutende Einschränkung der Sperrstunden in Kraft treten. Für Gastwirtschaften soll der Zehn- uhr-Schluß, für Kaffeehäuser der 11-Uhr-Sch!uß festgesetzt werden. Die Heizung sämtlicher Theater, Varietes, Kinos und Vergnügungsetablissements soll behördlich verboten werden. Alle Vor stellungen müssen um 10 Uhr beendet sein. me fr einberufen werden dürfen, da sonst baS Volk daheim unter dem, Mangel an ärztlicher Hilfe verhängnisvoll leiden würde. Es sei die Pflicht der Regierung, die bedenkliche Sachlage sehr genau zu prüfen. Der Papkermangel in Schweden. Das in Schweden erlassene Ausfuhrverbot von Zeitungspapier ist auf Mangel an Kohlen, Schwefel und Holz zurückzuführen, ferner auf den Wunsch der schwedischen Negierung, eine genaue Kontrolle der Papierherstellung zu er halten und jeden einzelnen Fall von Papier ausfuhr von einer besonderen Erlaubnis ab hängig zu machen, ferner das Papier als Tauschware für die Einfuhr anderer not wendiger Waren in Schweden zu benutzen. Fischerkatastrophe im Eismeer. Die Fischerflotte Norwegens ist von einem großen Unglück betroffen worden. Im nördlichen Eis- meer wurden zahlreiche Fischereidampfer von einem unerhörten Sturm zerschlagen und durch Tu äen Kämpfen bei Veräun. Uber einen früheren Schluß der elektrischen Straßenbahn wird noch verhandelt. Eisenbahnunglück be?Wien. Am Bahn hof bei Rekawinkl ereignete sich nachts ein Eisen bahnzusammenstoß. Es wurden drei Tote, 20 Schwer- und 40 Leichtverletzte geborgen. Gerstezuweisnngen an Wiener Braue reien. Den Wiener Brauereien ist zum ersten Male seit dem Jahre 1915 wieder Gerste zu gewiesen worden, und zwar 4000 Waggons, von denen die Hälfte den Malzfabriken zu gewiesen wird. Die Malzkaffeefabriken bekommen 4000 Waggons, die Rohgerstesabliken 10000 Waggons. Strastenbahnunfall in England. Ein Wagen der elekirischen Straßenbahn entgleiste, als er einen Hügel in der Nähe von Dover hinunterfuhr, und überschlug sich. Neun Per sonen wurden getötet, mehrere sehr schwer verletzt. Die Pseifenschule. Die Beliebtheit des Pfeifenrauchens an der Front hat jetzt in Frank reich zur Begründung einer besonderen Schule geführt, wo Unterricht in der Herstellung von Soldatenpfeisen erteilt wird. Die Schule liegt, wie eine Pariser Zeitung berichtet, in Saint- Claude und beschäftigt hauptsächlich Kriegs verletzte, die 6—8 Frank täglich erhalten, aller dings müssen sie vorher 5—6 Monate gelernt haben. Die Rolle der Soldatenpfeife im Kriege erscheint also hierdurch erweitert, da sie dazu verhelfen soll, Kriegsverletzten eine berufliche Tätigkeit zu verschaffen. Arztemangel in England. Der Bund der Ärzte in England erklärte in einem Schreiben an Lord Barby, daß keine Arzte Eisblöcke blockiert. Etwa zehn norwegische Dampfer mit 100 Mann Besatzung gelten als verloren. Eine große Hilfsexpedition wurde ausgerüstet, um die in Frage kommenden Gegenden im nördlichen Eismeer und bei Grön land abzusuchen und etwaige überlebende zu retten. Folgenschwere Explosion in Kanade. Die Werke in Rigaud in Quebec, die zur Herstellung von Explosivstoffen benutzt werden, sind in die Luft geflogen. Nach den ersten Berichten werden 300 Personen vermißt. In dem benachbarten Dorfe Gragon wurden durch die gewaltige Explosion 40 Häuser zerstört. Die ganze Gegend war lange Zeit von dichtem Rauch erfüllt. Gericklsballe. Berlin. Der Hausbesitzer Paul Jaekel hat fort gesetzt für seinen eigenen Haushalt durch unrichtige Eintragung in die HauSliste mehr NahrungSmittel- karten, als ihm zustand, in Empfang genommen und ferner bei Verteilung im Hause übrig gebliebene Karlen nicht zurückgegeben, sondern für sich ver wendet. Durch rechtskräftiges Erkenntnis ist nun mehr Jaekel zu 1000 Mark Geldstrafe oder hundert Tagen Gefängnis kostenpflichtig verurteilt worden. München. In der Person der 17 Jahre alten Tochter eines Werkmeisters stand Johanna Zehnter vor dem Jugendgericht in München. Der zur An klage flehenden Tat siel am 11. März d. Jk. die 83 Jahre alte Privatiere Schweikart zum Opfer. Die Angeklagte besuchte die alte Frau, nachdem sie vor her unter einem nichtigen Vorwand deren Dienst- mädchen entfernt hatte. In ihren Kleidern halte sie einen Revolver verborgen. Die Frau nahm das Mädchen freundlich auf, bewirtete sie, und dann spielten beide zur Unterhaltung Karten. Mitten im Spiel zog die Angeklagte unbemerkt den Revolver und gab einen Schuß ab. Die alle Frau glaubte zunächst an einen Unfall, der ihr zugestoßcn sei, und bemühte sich, das Blut zu stillen. Darauf gab die jugendliche Mörderin den zweiten tödlichen Schuß ab. Bei ihrer ersten Vernehmung war sie geständig und erklärte, sie habe die Tat begangen, um durch irgend etwas in den Mund der Leute zu kommen, um „ihre Affäre zu haben". Vor Gericht stellte sie die Sache so da, als ob sie durch einen Liebhaber zu der Tat angestistet worden sei. Es wurde fest» gestellt, daß sie ihre Phantasie durch daS Lesen von Indianer- und Kriminalgeschichten überreizt halte. Das Urteil lautete auf zehn Jahre Gefängnis. Gasgranaten. ModerneChemie imKriege. Mit der Verwendung giftiger Gast als Kampfmittel wurde zuerst von unseren Gegnern begonnen. Als dann dank den Leistungen und Erfindungen der deutschen chemischen Industrie diese feindlichen Kampfmittel hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Erfolge von den neuen deutschen weit übertroffen wurden, erhob, wie immer in solchen Fällen, die feindliche Presse ein wildes Geschrei über die unmenschliche Grau samkeit der deutschen Kriegführung. DaS hinderte die feindlichen Heeresleitungen jedoch nicht, die Gasgranate ruhig weiter zu verwenden. In der letzten Zeit versuchen die Feinde er neut, uns wegen der kriegsmäßigen Verwendung von Gasen bei der neutralen Welt anzuklagen. Die Beschießung mit Gasgeschossen hat unter der französischen Zivilbevölkerung einige Opfer gekostet. Diese Möglichkeit soll nicht bestritten werden; die Schuld trifft aber allein die fran zösische Regierung, die die Orte, welche noch innerhalb der Feuerzone liegen, nicht von der Zivilbevölkerung räumen läßt, wie wir es stets getail haben. Der Gegner beschießt bei uns das Gelände weit hinter der Front mit Gas geschossen, wie wir es ebenfalls tun, um feindliche Batterien und Truppenbereiistellungen, die unsere Gegner, wie Gefangenenaussagen und Fliegerphotographien beweisen, in möglichst be lebte Orte zu legen lieben, erfolgreich zu be kämpfen. Unter diesen Umständen ist es sehr wohl denkbar, daß manche Zivilperson Opfer der Gasbeschießung wird, während in den von uns besetzten Gebieten die Gasvergiftungen unter der Bevölkerung selten vorkommen, weil wir die Einwohner gegen ihre „Befreier" zu schützen wissen. Wir können den Engländern und Franzosen nur empfehlen, ihre eigenen Landsleute so zu schonen, wie wir es mit der feindlichen Bevölkerung im besetzten Gebiete tun, dann dürfte kein Anlaß zur Klage mehr vorliegen. Die Unglückssälle den deutschen Gasen zur Last zu legen, ist wohl kaum angängig, nachdem Franzosen und namentlich Engländer sich ihrer wirkungsvollen Gasgranaten rühmen und fortdauernd in der Presse mit blutrünstigen Schilderungen die „guten" Erfolge ihrer Geschosse und deren ver heerende Kraft dem angenehm erschauernden Leser vormalen. Gelunäkeitspslege. Gegen Diphthcritis ist Honig ein gutes Vor- bcugpngsmittel, weil bei häufigem Genuß desselben die darin enthaltene Ameisensäure die Diphthcritis- pilze nicht auskommen läßt. Die Heilung des Schnupfens ohne alle Kosten. Personen, die mit derjenigen Forni des Schnupsens behaftet sind, die man die Grippe zu nennen Pflegt, werden eine wunderbare Wirkung in dem einfachen Mittel wahrnehmeu, sich allrr flüssiger Nahrungsmittel zu enthalten, bis die Symp tome der fieberhaften Aufregung, das Tränen der Augen und die öftere Nötigung, sich zu schneuzen, Nachlassen. Das Mittel wurde von einem berühmten Arzte empfohlen, schon vielfach versucht und in den meisten Fällen für gut befunden. Einfaches Mittel gegen Durchfall. AnS einigen Blättern von Fingerkraut bereite man Tee, der bessere Wirkung hat als jedes andere Mittel. Ein Desinfektionsmittel für Kranken zimmer r In ein Gefäß «Topf oder Krug) gießt man 1 Liter kochendes Wasser, verbinde einen Tee löffel voll Tcrventinöl damit durch Hincinttäufew, und der schönste Tannengeruch durchströmt das Zimmer. Jeder Nnslcckungsstoff wild durch dieses täglich zwei- bis dreimal zu wiederholende Verjähren unschädlich gemacht. --' Sie fühlte den dankbaren Ausdruck, mit dem die blicklosen Augen auf sie geheftet waren. „Ich habe heute mittag ein großes Glück er fahren," sagte sie. „Bitten Sie für mich, daß es dauern möge." Dann in einer Arbeitspause wanderte sie durch die Säle und suchte Schwester Franziska. Es war ihr, als müßte sie alle teilhaben lassen au ihrem Glück, allen Meuschen LiebeS und freundliche Worte spenden. Schwester Franziska war bei einem Sterbenden. „Nicht dahin," dachte Sabine Asmussen, „dahin passe ich heute nicht mit meinem frohen Herzen." Sie setzte sich in eine Fensternische des großen Krankensaales und begann an Werner iu schreiben. Sie schrieb, wie es ihr um? Herz war, vom Niedergang des Geschäftes, von ihres Bruders Verzweiflung und ihren eigenen Hoffnungen auf rin neues Glück. Der Lazarettdiener mußte den Brief sofort Will Kasten tragen. Sabine rechnete. „Lor vierzehn Tagen hat er seinen Brief ghgeschickt, in frühestens vierzehn Tagen kann mein Brief ihn erreicht haben. Was kann inzwischen in den vier Wochen alles ge schehen sein." Zum ersten Male seit dein Ausmarsch packte sie jetzt, die Angst um den Mann im fernen Schützengraben. „Herrgott," Lat sie, „dn hast ihn während her laugen Monate hindurch beschützt, hüte ihn sttzt auch bis rum Ende l" Sie sah auf die Hafenstraße, in der durch feinen grauen Abendnebel dis müden Lichter der Laternen aufglommen, und wieder mußte sie, wie im Traum der letzten Nacht an das schauer lich öde, vom Wind gespenstisch durchheulte Schlachtfeld denken. Sie ging wieder an das Bett des Blinden. „Bitte, erzählen Sie mir vom Leben im Schützengraben." „Sie sorgen sich um jemand, Schwester Sabine?" Und sie antwortete mit den Worten der Schwester Franziska: „Wer von uns hätte jetzt nicht etwas Liebes draußen im Felde?" * * * Hans Grotenius war von seiner Reise zurück- gekehrt. Die vorübergehende Spannkraft, die ihren Grund in der neu auflebenden Hoffnung gehabt hatte, war verflogen; grau und müde und gebeugt saß er tagsüber vor seinem Schreib tische — ein alter Mann. Sabins besuchte ihn ost in ihrer freien Zeit. „Du mußt es Beate sagen, Hans I" Und immer wieder vergrub der Bruder daS Gesicht in den Händen. „Es ist unmöglich, ich kann es nicht." Beate hatte die letzten Tage mehr innerhalb des Hauses verbracht als sonst. „Ich glaube, daß du recht hast, Sabine," sagte sie, „Hans ist wirklich krank." Sie trug ihm die Szene von neulich nicht mehr nach, fing an ihn zu pflegen und ver suchte ihn aufzuheitern. „Sie sorgt sich um dich, Hans. Du darfst es ihr nicht länger ver- jchweigcn," bat Sabine den Bruder Er sah sie müde an. „Sag du eS ihr, Sabine!" Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Nein, Hans, in einer solchen Stunde darf sich nie mand zwischen Mann und Frau drängen. Du selbst mußt es tun. Nachher will ich ihr mit Rat und Hilfe beistehen, soviel ich es vermag." Hans GroieniuS stützte den schweren Kopf in die Rechte. „Herrgott — jal Nachherl Du glaubst nicht, wie mir vor diesem Nachher graut." „Dann sind wir drei eS zu tragen." Er lächelte spöttisch. „Drei? Meinst du, daß Beate nicht eher eine Last ist." Sabine hatte sich aufgerichtet. „Du hast eine schlechte Meinung von deiner Frau, Hans I" Ec zuckte die Achseln. „Wie man's nimmt. Ich kenne sie ziemlich genau, und ich glaube nicht, daß sie über sich selbst hinauswachsen kann." „Warum hast du sie denn eigentlich geheiratet ?' fragte Sabine gereizt. Hans GroteniuS sah seine Schwester er staunt an. „Lieber Gott, für unsere früheren Verhältnisse genügte sie eben. Sie war hübsch und verstand eS ein Hau? zn machen. Seelengröße brauchte man in unserer Lage ja auch nicht." Es klang beinahe hochmütig, wie er daS sagte. „Steht er denn so viel höher, als Werner gestanden hat?" dachte die junge Frau. „Ist diese Ehe denn besser, als die unsere ge wesen ist?" „Ich habe Werner Unrecht getan," klang eL uoch in ihr nach, als sie schon längst wieder im Lazarett ihrer Arbeit nachging. „Bitteres, schweres Unrecht habe ich ihm ge- tan mit meiner Unversöhnlichkeit." Das Gefühl,, zu sühnen und gntznmachen, zu helfen und Liebe zu erweisen, war mächtig und stark in ihr geworden wie noch uie zuvor. Sie suchte Schwester Franziska auf. «Ich Lin gestern schroff gegen Sie gewrü??, Schwester Franziska; vielleicht, weil ich mißverstand. Bitte, verzeihen Sie mir. In die Augen der Angeredeten war o-? Sabinens Worten wieder jenes seltsame Leuchisn getreten. „Ich hätte nicht gedacht, daß Si» damit zu mir kommen würden, Frau Asmussen.' Es sah aus, als wollte sie noch mehr sagen, aber sie verschluckte den Rest der Rede. „Ich habe nach der bösen Kunde vom Ver- luste meines Vermögens gestern noch ein großes Glück erfahren," sagte Sabins lächelnd. „Ein Glück?" „Gute Nachricht aus dem Felde von meinem Mann." In das schmale, blasse Gesicht der Schwester stieg eine brennende Röte. „Sie wollen mich verhöhnen, Frau Asmussen," rief sie außer sich» „Ich kann mich nicht gegen Sie schützen, aber ich kann Ihnen sagen, daß Sie schändlich han deln, schändlich." Die junge Fran blickte mit wachsendem Befremden auf die Erregte. „Liebe Schwester Franziska," versuchte sie zu begütigen: aber diese fuhr auf, wie von einer Natter gestochen. N» s (Fortsetzung folgt.)