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Nm Nusguck. Deutschland nicht verhungere Im .Popnlcnre de Nantes^ schreibt Gaston Teil: „Der Krieg hatte kaum einige Monate! gedauert, da erzählte man uns bereits, das; die Boches völlig am Ende seien, daß sie nichts! mehr zu essen hätten, daß sie sich für ein Butter- ! brot gefangen gäben und daß in Deutschland Aulstände an der Tagesordnung seien. Seit i einigen Wochen lischt man uns diese Geichichten! in neuer und vermehrter Auflage auf. «sie sind jetzt vielleicht wahrer, sicherlich wahrscheinlicher als einst, aber hüten wir uns vor übertriebenen Erwartungen. Kenner der gegenwärtigen Lage! Deutschlands sind der Ansicht, das; wir unseren Feinden das Leben recht ungemütlich machen und sie zwingen können, den Schmachtriemen in das letzte Loch zu schnallen, das; wir aber nicht hoffen dünen, sie völlig auszu- bunaern: sie würden stets Fuchs und Kohl genug haben, um n-cht Hungers zu sterben. Sind wir entlchlossen durchzuhatten, so sind es die Boches nicht weniger. Wer sich davon überzeugen will, braucht nur die Lieden der Volksvertreter in den verschiedenen deutschen Staaten oder die Kundgebungen vieler Arbeiter- Verbünde zu leien, z. B. die Telegramme der Gewerkichailen an den General Groener, liniere. Gegner sind in Heller Wul über die Aniwort des Verbandes aus die Friedensvorschläge des Herrn v. Beibmann Hollweg. Sie bcirachien sich als Sieger und können sich nicht darein i finden, daß wir ihnen Bedingungen vor chreiben. i Sie letzten all ihr Vertrauen aus ihre H-Boote! und fordern die Regierung ungestüm aus, den > V-Booikrieg rücksichtslos zu verschärfen. In diesem leibenschalllichen Verlangen sind sie alle einig, bis auf die wenigen Sozialisten der Minderheit." * Wolfsjagd an der Ostfront. Wie russische Blätter melden, machen zahl reiche hungrige Wölfe die rwsische Front in Polen unsicher. Die Wölfe fallen sogar in die Frontstellungen ein. Ihre Anzahl ist mitunter! so groß, daß die Russen gezwungen sino, zur! Abwehr der Raubtiere mit Maichinengewehren! zu schießen. In einigen Fällen vereinigten sich russitche und deutsche Soldaten, um die Wölsc j zu vertreiben, die außergewöhnlich wild seien. ! Vor kurzem begegneten deutsche und rwsische Erkundungsableilungen einander und waren in ein heuiges Getechl verwickelt, als plötzlich ein großes Rudel Wöbe am dem Kampfplatz er schien. Die Feindseligkeiten wurden sown ein gestellt, und beide Parteien vereinigten sich zu einer Wol'sjagd. Die Wölfe wmden vertrieben, j und die Soldaten kehlten in ihre Lawgräben! zurück. Von einem ähnlichen Erlebnis, einer „Etchattacke" in Kurland, berichiet Leutnmu Schmiedebach in der .Deutschen JägerzeUung': „Gegen Mittag wurde ich durch eine plötzliche Schießerei der Russen, die von einem Gewhle uwerer Leute begleitet war, aus meiner Lehm- bnrg gelockt. Vor uwerer rechten Nachbar- kompagme hatten zwei Elche in hoher Flucht die russischen Drahtverhaue und ipanüchen Reiter übelfallen und wendeten sich unserer Linie zu, von einem wütenden Schnellfeuer der russischen Grabenbesatzung versolgt, welche die „Überläufer" den verhaßten Geimanslis an scheinend nicht gönnten. Beim Übe»,allen unserer Stellung wurde das eine der stark schweißenden Stücke von einem Schützen des Nachbariegunenls zur Strecke gebracht, während das andere langiam nach einem Himer der Stellung liegenden Walde trollte." Englands wahre Kriegsgründe. Auf der in London stattgehabten General versammlung der London and Provincial Bank führte der ^Vorsitzende Oberst Alfred Gilbey folgendes aus: „Wir haben diesen Krieg be gonnen, mn die industrielle Macht und den steigenden Einfluß Deutschlands auf das inter nationale Bankwesen endgültig zu vernichten; wir bringen die schwersten Opfer, um zu diesem Ziele zu gelangen und machen — wahrhaftig — Elend und Angst genug mit, um den Plan zu vollenden, der uns vor'chwebt. Vor deni Kriege sayen wir uns von den deutschen Kon kurrenten überall umstellt. Ein erträgliches Dasein war nicht mehr möglich. Soll dieser Zustand wiederkehren? Nein! Wir müssen den Krieg fortsetzen bis zum endgültigen Siege. Wir müssen dis Macht Englands größer ge stalten, als sie es iemals gewesen. Der Deutschs muß aus dem Wege geräumt werden. Das war unsere Absicht, als wir den Krieg begonnen haben; das bleibt unser Vornehmen." Die Rede des Vorsitzenden sand, wie aus den Zwischen rufen zu erkennen ist, eine sehr geteilte Aus nahme. Ein Zuhörer rief: „Wir verbrennen uns die Finger." fe^n. Einhettsbrot in Ber.in. Die Vertreter der Groß-Berliner Stadtkreise haben im Aus schuß der Groß-Berliner Brotkarlengcmeinschast Um angegebene Zeit fand das folgenschwere' Erdbeben an der Save statt. — In Holländisch- Indien kamen bei dem letzten Erdbeben 800 s Menschen nur. E nc (Gasanstalt eingefroren. Einen - schlimmen Streich spielt die Kälte der letzten Tage den Worbisern. Die dortige Gasanstalt j ist "regelrecht emgetroren. Das in ihrem Be- i Halter befindliche Wasser ist vor Frost erstarrt - und läßt kein Gas mehr herein. So mußten denn iit den letzten Tagen alle Geschäfte und! Wirtschaften bei Dunkelwerden schließen. Schließung der Theater und Schulen! in München. Infolge der Kohlennot Hal das Generalkommando die Schließung sämtlicher! Theater, Lichtspielhäuser, Konzert- und Ver- ! lammlungstäle vorläufig angeordnet. Auch das i Hof- und Naiionalthealer wird geschloffen werden, i Damit entfallen vorläufig alle Vorstellungen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, politische und Karte sum verschärften A-8oot-Krieg. Das Sperrgebiet um England und Frankreich. nach zusammenfassender Prüfung der Gründe und Gegengründe mit allen gegen eine Stimme beschlossen, ein Einheilsgroßgebäck im Gewicht von 1900 Gramm und 1000 Glamm unter Fortfall des Kleingebäcks einzmühren. Das Großgebäck soll in der Regel aus 55 Teilen Roggenmehl, 35 Teilen Weizenmehl und 10Teilen Streckungsmitteln bestehen. Für bewnderen Bedars, der bei den Bäckereien anzumelden ist, dar; das Großgebäck in den bezeichneten Ge wichten auch aus reinem Weizenmehl hergestellt werden. Das bereits beschlossene Kuchenback verbot für Bäcker wll alsbald eintreten. Die den Kondiloreien in Zukunft noch gestatteten Kuchensorlen uns die Preise hierfür werden in Kürze festgestellt werden. Die Beralungen über die beabsichtigle Einführung der Kundenliste werden in den nächsten Tagen sortgesetzt. Ein Wc-tLeben. Die Fugenheimer Erd bebenwarle stellte am 30. Januar ein Welt beben fest, das seinen Ausgang im südlichen Asien batte und nahezu 2^2 Stunden dauer'e. andere Versammlungen. Ferner ist angeordnet die Schließung sämtlicher Schulen, ebenso der Umversiläk und der technischen Hochschule. Ferner müssen alle staatlichen Sammlungen, Museen usw. geschlossen werden. Dann wurde die Polizeistunde auf 10 Uhr festgesetzt. In allen Lokalen darf nur ein Gastraum geheizt und beleuchtet werden. — Auch die Siadlverwaltung in Mainz hat beschlossen, zur Ersparung von Kohlen, die Schließung sämtlicher Schulen, Theaier und Muleen anzuordnen. Ein verschwundener Wald. Die schweren Januarstüime, die die nordniesifchen Inseln und die Küstengebiete Schleswig-Holsteins heim suchten, haben große Verheerungen angerichtet und den schönen Mildstedter Wald südlich von Humm völlig weggesegt. An einigen Stellen sind nicht einmal mehr die zusammengebrochenen Bäume zu finden; den Platz, wo sie gestanden haben, zeigen kleine Lichtungen an. Heftige Schneestürme in Italien. Nach den Mitteilungen der Meteorologischen Stationen Ivar in zahlreichen italienischen Provinzen der ungeheuer heftige Schneesturm mit einer außer gewöhnlichen Kälte verbunden. In Venedig trat Hochwasser ein, das vom Sturm bis in die Straßen und Plätze getrieben wurde. In Florenz waren sämtliche Telephonleitungen unterbrochen. Auch die Bahnverbindungen waren durch Schneeverwehungen und Brücken einstürze zwischen Rom und Turin gestört. Schwedische Kriegsgefangenen - Für sorge. Die Kronprinzessin von Schweden, die schon viel zur Linderung der Leiden geranaener Soldaten bcigelragen hat; veranstaltet in Stock holm einen Basar von Arbeiten deutscher, öster reichischer, russischer und englischer Kriegs gefangener. Die nahezu 10 000 zum Verkauf ausaestellten Arbeiten, die zum größten Teil aus kunstvollen Holzschnitzereien bestehen, stammen aus 38 deutschen, englischen und russischen Ge fangenenlagern. Der Erlös kommt den Ver fertigern der Arbeiten zugute. Vorsorge m Christiani«. Zur Sicherung der Feuerungsvorräte im Winter für den Ver brauch in Haushaltungen und in der Industrie hat der Proviantierungsrat Christianias beim Stadtrat vorgeschlagen, daß die Kirchen nur an Sonn- und Feiertagen geheizt werden. — Die Theater und Vergnügungsstätten sollen nur an zwei Tagen in der Woche mit Feuerung ver sorgt werden. Echt russisch. Petersburger Meldungen zufolge sind im Tatiana-Wohliätigkcitssonds, den die Tochter des Zaren leitete, Ume,schleife in Höhe von mehreren Millionen Rubel auf gedeckt worden. Der Sekretär des Fonds, Kammerherr Billafow, wurde verhaftet. Zahl reiche hochgestellte Perfönlichkeilen und Hof beamte sind kompromittiert. V oiksxvirtlckaMicbes. Richtpreise für Schuhausbcsserung. Die Gntachieitommusion für Schuvwarenpreiie hat jetzt besondere Richtsätze für die Preisberechnung beim Ansbesscrn von Schubwaren erlassen und gleich zeitig bestimmt,' daß die Schubmachermetster die Prene für die einzelnen Arbeiten durch Ausbang in ihrem Geschästslolal belanntgcben müssen. Ein heitliche Prene liehen sich natürlich mit Rücksicht auf die Verschiedenheit des Materials nicht feflsiellen. Nach der neuen Preisberechnung dürsten sich die Preise für Heirensohien mit gutem Material aus etwa 5,50 bis 6 Mark, für gute Ablage etwa bis 1,50 Mark, für Vorichuhen je nach der Güte des Mate rials 8 bis 12 Mark stellen. Natürlich sind die Preise nur für gutes Material zu versieben, bei minderwertigem Material muh der Schuhmacher, wenn er nicht strenge Strafe gewärtigen will, entsprechend billigere Prene berechnen. Dadurch ist den in letzter Zeit ganz gewaltigen Preistreibereien für das Ausveffern von Schuhwaren ein Riegel vorgeschoben worden. Es wurde jetzt für das Besohlen von Schuhen bis 14 Mark berechnet. GericktskaUe. Leipzig. Das Reichsgericht hat die Revision der 18 und 16 jährigen Brüder Richaid und Otto Klaus verworfen, die das Landgericht in Berlin am 8. November 19l6 wegen Mordes, begangen an der Händlerin Rudolphi am 25. September 1916 zu je 15 Jahren Gefängnis verurteilt halte. Berlin. Wegen Brotiartenschwmdels und Ur- kundcmäbchung halte sich der Arbeiter Max Schmidt vor der Strafkammer zu verantworten. Schmidt wurde eines Tages auf einer Btolkommission angc- halten, als er dort zwecks Zuweisung von Brot karten vorsprach und dazu neben polizeilichem An meldeschein einen militärischen Urlaubsschein vor legte, nach dem er soeben von seinem Truppenteil entlassen worden sein sollte. Dieser Schein war ganz vorschriftsmäßig. Er wies wie üblich in hektographierler Schritt den richtigen Text auf und trug aus der einen Seite den militärischen Stempel. Die Probe ergab jedoch, daß er wie die Anmeldung geschickt gefälscht war. Vor Gericht behauptete nun der Angeklagte unwiderlegt, daß er diesen Schein in einem berüchtigten Kaffcebaus im Zentrum der Stadt lautlich erworben habe. Dort finde, um zu Brotkarten zu kommen, ein richtiger Handel mit solchen Papieren statt, die füe den jeweiligen Käufer dann ordnungsgemäß ausgesüllt würden. Dieser Handel ist neu, denn bisher hörte man nur von einem solchen mit gestohlenen Brotkarten. Das Ge richt ahndete diesen neuartigen Schwindel mit sechs Monaten Gefängnis. ----- Zimmern auf. Im weißen Hemdchen stand der Heinrich Siemers auf der Schwelle, mit bloßen Füßchen und die verschlafenen Augen reibend. Mit einem raschen Sprunge war der Bauer bei dem Kinde und hob es empor, ehe Gesine ihm zuvor kommen konnte. Der Knabe legte die Ärmchen um des Diannes Hals und schmiegte sich an den Stiesvater, der immer freundlich gegen das Kind gewesen war. „Papa, nicht böse sein," sagte er weinerlich. Hinnerk strich dem Kleinen über die hell gelben Löckchen und die runden Backen und sah dann der Frau ins Angesicht, die angstvoll auf ihn und das Kind starrte. „Du hast deinen Jungen lieb, Gesine," sagte er feierlich. „Gott soll es dir an dem Knaben lohnen, wenn du in dieser Stunde die volle Wahrheit sprichst. Wehe dir- aber und dem Knide, wenn du lügst. Gott, der dich hört, treffe dich und den Knaben mit seinem Fluche, wenn du mir jetzt die Wahrheit verschweigst! Gesine, die Wahrheit! Wer war der Dieb?" Da neigte sie in abergläubischer Angst den Kopi und sagte nichts als das eine Wort: „Krischan!" Und dann stürzte sie sich auf den Diann, um ihm mit zitternden Händen das Kind zu entreißen. Er wehrte sie nicht ab, sondern setzte das Kind auk einen Stuhl. „Und jetzt nach ein Wort. Du hast ^s damals gewußt, als du mich zwangst, dein Mann zu werden?" Sein heißer Atem traf ihr Gesicht, so dicht stand er vor ihr. Aber jetzt, da sie das Kind in Sicherheit wusste, brach der Trotz wieder bei ihr hervor. „Und wenn es ko wäre, was geht eS dich an?" sragte sie frech. Er spie vor ihr aus. „Dirne! Elende Dirne, die du einen Mann um sein ganzes Leben betrogen hast. Was es mich angeht, trägst du? Von diesem Augenblick an bist du mein Weib nicht mehr, und ich werde mir meine Freiheit erkämpfen. Deine Lüge hat mich frei gemacht von jeder Pflicht gegen dich. Willst du freiwillig in die Ehescheidung willigen, gut. Sonst werde ich dich vor Gericht zwingen, wenn du dich davor nicht scheust!" Er ließ ihr keine Zeit zur Antwort. Hoch erhobenen Hauptes ging er hinaus. Die Tür fiel krachend hinter ihm ins Schloß. Als er iah, wie eine gebückte Gestalt, die draußen am Schlüssel loch gehorcht hatte, sich rasch aufrichtete und davon humpelte, wandte er nur verächtlich den Kopf nach der anderen Seite. Was ging ihn Krischan an, der Dieb! Nicht er war es gewesen, der ihm das Schlimme angetan hatte, wenn auch sein Diebstahl dazu die Gelegenheit geboten. Sie allein trug die Schuld, das unselige Weib, von dem er sich jetzt lösen wollte um jeden Preis. Er rief die Magd und den Jungknecht und hieß sie, sein Bett in der Scheune auszuschlagen, die jetzt noch leer stand. Es war ihm ganz gleich, daß beide ihn mit verständnislosen Blicken an sahen. Keine Nacht mehr unter demselben Dache mit dieser Frau, das war der Gedanke, der ihn beherrschte. Frei sein! Frei sein! Das war der große, i erlösende Wunsch, der jetzt mit siegesjroher f Hoffnung in ihm auslebte. Sie mußte ihn ja > sreigeben — er kannte die Gesetze nicht, aber er sagte sich, daß es irgendeine Bestimmung geben müsse, die eine solche Ehe aujhob. Und dann? Zu Liese gehen und ihr sagen: Komm, ich bin frei? Nein, dazu war er eine zu stolze Natur, und den gleichen Stolz setzte er bei dem Mädchen voraus, das er liebte. So durfte er nicht zu ihr kommen, das wäre demütigend für sie und ihn gewesen. Erst mußte er auf eigenen Füßen stehen, ganz frei sein — ihr etwas bieten können — und dann? Ja, dann würde er mit ihr sprechen, eher nicht. Noch war er gebunden, übermorgen sollte die Ernte beginnen; und er war Bauer durch und durch; in dieser Zeit hatte er seine Pflicht zu tun — nicht um der Frau willen, nein, um seiner selbst willen. Er war nicht der Mann danach, um im entscheidenden Augenblick von der Arbeit fortzulaufen wie ein Fahnenflüchtiger. Erst mußte die Ernte herein, die Frucht feiner Arbeit, der Lohn seines Schweißes. Und auch wenn das vorüber war, gab es noch etwas, das ihn hielt. So lange Gesine das Kind er wartete, war sein Platz auf dem Hofe. Das war er seinem eigen Fleisch und Blut schuldig. Eine Weile lag er noch im Bette. Seine Gedanken kehrten zu seiner Mutter zurück, die allein in dem verschlossenen Häuschen am andern Dorfcnde lag — kalt und starr! Er hatte sie säst vergessen unter den Anstrengungen der letzten Stunde. Der Gedanke peinigte ihn, daß sie so verlassen sei. Zwar suhlte sie nichts und hatte keinen Wunsch mehr. Aber er selbst emp fand ihre Verlassenheit. Da stand er auf und zog sich wieder an. Durch die warme Sommer nacht schritt er dahin, bis er vor der halb ver ¬ fallenen Kate stand. Er schloß sie nicht auf. Die Luft da drinnen war ihm zu heiß. Draußen in der lauen Nacht setzte er sich auf die hölzerne Bank neben der Tür und sah zu den Sternen hinauf, bis ihn der Schlaf überfiel. 19. Gesine hatte den Jungen wieder zur Ruhe gebracht und sich dann mit ihrer Arbeit hinge- setzt. Sie war in der letzten Zeit immer jo er regt gewesen; das heiße Bett ließ sie nicht zum Schlafen kommen; io halte sie sich das lange Ausbleiben angewöhnt. Heute aber kam sie auch nicht zum Nähen. Die Hände zitterten ihr von der nachllingenden Erregnng über die Szene mit Hinnerk. Was hatte sie iür eine Todesangst ausgestanden — um sich selbst und ihr Kind. Was sollte nun werden? Wollte er wirklich ihre Ehe scheiden lassen? Gutwillig gab sie ihn nicht frei, nein, ganz gewiß nicht. Damit er hinginge und die Liese heiratete und sie auslachte! Das fiel ihr im Traume nickt ein. Aber wenn er zum Gericht ging? Ob er sie wohl zwingen konnie, ihn loszugeben? Das wollte sie doch erst einmal sehen. Gestohlen hatte die alle Hexe doch, und wenn es auch mir der eine Taler gewesen war. Den hatte er ihr freilich wiedergebracht. Aber Diebstahl bleibt Diebstahl. Das wollte sie ibm doch vor den Richtern sagen — gerade ins Gesicht wollte sie es ihm sagen, ihm, der sich aufs hohe Pferd ! setzte und sie verachtete. Ins Zuchthaus wäre die Alte doch gekommen. Was wollte er also noch? Hi rs (Fortsetzung folgt.)