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wie ich mich bestimmt erinnere, auf Ihre Mutter, lieber Herr Wildau. Sie lieg derselben durch mich zwauzigtausend Thaler auf das Haus Leon anweisen nnd gab ausserdem die Ordre, daß Buren auf Vorposten. jeder etwa weitergehende Wunsch Ihrer Mutter ohne weiteres befriedigt werden solle. — Das ist meine erste und einzige Begegnung mit jener Frau. Ich habe ihr lange Zeit hindurch erst nach einem kleinen Orte am Lago Maggiore, später nach Sorrent erhebliche Geldbeträge durch Leon anweisen lassen müssen. Von Zeit zu Zeit erhielt ich von ihr auch den Auftrag, an einen gewissen Robert Lewett, der sich an verschiedenen Orten aushielt, sehr nam hafte Summen zu senden. Später erst erfuhr ich, daß sie etwa ein Jahr nach dem Tode des Grasen sich mit einem Manne Namens Camille Gvutard verheiratet habe, zu dem sie schon Jahre lang in Beziehungen gestanden halte. Das Testament des Grafen August war so abgefaßt, das es seiner Gemahlin und ihren etwaigen Kindern sein ganzes Vermögen unumschränkt hinterließ und die Gräfin aus Lebenszeit zur Verwalterin desselben einsetzte. Dem edlen Sinne des Verstorbenen entsprechend war ausdrück lich nngeordnet, daß eine etwaige Wiederverheiratung der Gräfin sie abfolut nicht in ihren Rechten beschränken solle. Dieser zweite Gemahl der Gräfin, der Musiker Camille Gontard, ist wenige Jahre nach der Heirat gestorben. Frau Goutard, welche übrigens allgemein von ihren Guts leuten Gräfin Ilse genannt wird, lebt mit ihrer Tochter, die jetzt neunzehnjährig sein mag und als ein reizendes und liebenswürdiges Mädchen bezeichnet wird, auf Schloß Ellabroun. So wenigstens lagen die Verhältnisse in den letzten Jahren, so lange ich von Trambach noch von Zeit zu Zeit Nachricht von seiner Klientin erhielt. Nun, nach seinem vor kurzem erMaten Tode, bin ich mit der Gräfin, mit der ich bis dahin noch^legentlich brieflich verkehrte, außer Verbindung gekommen. Das, mein werter Herr Wildau, ist meine ganze eigene Kenntnis über jene Heirat. Ich möchte Sie nun zunächst bitten, daß Sie selbst, nachdem Sie sich vielleicht ein wenig ge sammelt haben, mir im Zusammenhänge die Lebensgeschichte Ihrer Mutter und Tante erzählen und mir auch von Ihrem eigenen Leben berichten, so weit es auf unsere Angelegenheit Bezug hat. Doch ich bitte Sie zunächst um die Freundlichkeit, das Testament Ihrer Mutter, welches Ihnen selbst die Kenntnis von den vor sünsundzwanzig Jahren geschehenen Vorgängen übermittelt hat, auch meinem Socius, dem Rechtsanwalt Alt, mitteilen zu wollen; denn diese Angelegenheit gehört zu den Kriminnlfällen, welche mein Socius als jein spezielles Fach bearbeitet." Burengeneral kouis Botha. ()m Tugelathal photographiert.) Nene dcntsche Geschütze. (Z5 Zentinieter.Belagerungshaubitze, ausrückend.) Egon Wildau entsprach dem Wunsche des Justizrats Linke, und Alt vertiefte sich sogleich in das ihm von Wildau gereichte Manuskript, das ihn immer stärker fesselte und seine ausschließliche Aufmerksamkeit während der nächsten Viertel stunde in Anspruch nahm. Als er es mit jener fliegenden Hast, die dem praktischen Juristen eigen ist, gelesen hatte und es nun ausatmend an Egon Wildau zurückgab, fuhr dieser aus dem düsteren Sinnen empor, in das er nach Linkes Rede versunken war. Seine Züge nahmen dann bald wieder einen ruhigen Aus druck an, als der joviale Justiz rat unterdessen die Honneurs an seiner behaglichen Abendtasel zu machen begann. Es wurde während, der nächsten halben Stunde jede Beziehung auf das Thema vermieden, das alle dw Männer innerlich beschäftigte; namentlich Linke bewies rechte Freude ani Mahl. jg««,. 27*