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Allgemeiner Anzeiger : 14.07.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190007146
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19000714
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-14
-
Monat
1900-07
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.07.1900
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s Politische Rundschau. Der Boxer-Aufstand in China. * In Peking soll die Kaiserin-Re gentin wieder obenauf sein; sie ist also nicht gefangen, nicht entflohen, nicht vergiftet, wie in steter Abwechslung gemeldet wurde. Sie soll in einem neuen Edikt die Vizekönige der Meeres provinzen aufgefordert haben, den Fremden energischen Schutz angedeihen zu lassen. Ob die Kaiserin selbst mit gutem Beispiel voran geht, indem sie den Fremden in Peking ener gischen Schutz zu teil werden läßt, darüber schweigt leider das Telegramm. Nach englischen Blättern soll General Meh ins Gefängnis ge worfen worden sein, well er seinen Truppen be fohlen hat, auf die Boxer zu schießen l An dere chinesische Quellen wollen wissen, daß die Fremden in Neking von dem vierten Prinzen-Palast Bentz ergriffen hätten, welcher der britischen Gesandtschaft gegenüberüegt und sie beherrscht; in diesem Palast hatten die ein geborenen Christen, welche sich vor den Boxers flüchteten, Zuflucht gefunden. * Die Eifersüchteleien derMächte wegen Japans stärkerer Beteili gung an den Rüstungen könnte höchst gefähr lich werden, wenn dadurch die etwa noch mög liche Rettung der Europäer in Peking verzögert oder gar verhindert wird. Erfreulicherweise kommt aus Jokohama die Meldung: Japan hat weitere zehn Transportschiffe gechartert, um neue Truppen nach China zu bringen. Die Pferdeausfuhr aus Japan ist verboten worden. *Die Lage in Tientsin ist unver ändert ernst. Zwar werden in Taku fast täglich Truppen der Mächte gelandet, aber auch die Tientsin belagernden Chinesen erhalten fort während Verstärkungen und beschießen das Fremdenviertel mit leider Mr zu gutem Erfolg. * Die Reise Li-Hung-Tschangs nach dem Norden ist so gut wie aufgegeben; er er klärt selbst, keinen Einfluß im Norden zu haben. In den chinesischen Zeitungen in Kanton wurde eine an Li-Hung-Tschang und andere Gouver neure gerichtete Depesche Junglus, des Neffen der Kaiserin-Witwe, veröffentlicht, daß die nach dem 21. Juni eingetroffenen kaiserlichen Edikte nicht echt seien. — Prinz Tu an hat ein Dekret erlassen, welches den Vizekönigen der südlichen Provinzen androht, sie würden als Verräter behandelt werden. * Nach dem offiziösen Brüsseler Men Public' wäre derdeutscheGesandtev. Ketteler nicht sofort getötet, sondern 18 Stunden lang zu Tode gefoltert worden. Ein gleiches Schicksal wurde dem belgischen Gesandtschafts-Sekretär Merghelinck bereitet. Ueber das Schicksal der übrigen Europäer schweigt die Meldung. Vom afrikanischen Kriegsschauplatz. * General Roberts läßt erklären, daß die Minengesellschaften erst im September wieder arbeiten lassen können. Bis dahin glaubt er offenbar den Krieg beendigen zu können. Dem widersprechen aber zahlreiche Einzelmeldungen über die Kriegsthätigkeit der Boeren. Selbst im südlichen Teil des Oranjefreistaats operiert Steijn noch mit 3000 Mann. Im Osten hat ein Kampf in der Nähe der Dela goabahn stattgefunden. Buller war in Pretoria, hat sich mit Roberts beraten Md ist dann zu seinem Korps zurückgekehrt. * Das Londoner Kriegsamt erhielt eine Depesche des Feldmarschalls Roberts, nach welcher 800 englische Gefangene vom Staatssekretär Reitz über die Grenze von Natal entlassen wurden und sich jetzt auf dem Wege nach Ladysmith befinden. Offiziere find nicht unter denselben. Deutschland. * Ueber Reisepläne des Kaisers be richtet das Molffsche Büreau': Die Abreise des Kaisers Ms Kiel ist am Dienstag früh erfolgt. — Nach dem ,B. T.' wird der Kaiser am 19. Juli zur Verabschiedung der gemischten Brigade in Wilhelms haven eintreffen und alsdann noch, falls die Wußte es fein? 11 Roumn von E. v. Berlepsch.*) 1. „Wohnt hier der Arzt Doktor Reinhold?" fragte eine Stimme eilig und ungeduldig, und eine hochqewachsene Männergestalt trat unter das Fenster eines kleinen rosenumrankten Häuschens. „Mein Name ist Reinhold," war die rubige Antwort und der Bewohner des Zimmers erschien dl der offenen Gartenthür. „Dann helfen Sie mir! Ich weiß nicht, was ich machen soll. Meine Frau ist unter wegs erkrankt, sie kann die Reise nicht fort setzen, und hier im Gasthof sagt man mir, daß alles bis auf di- letzte Kammer besetzt ist. Es soll Ihr Schade nicht sein, Herr Doktor, wenn Sie mir beistehen." „Ich will thun, was ich kann," gab der Arzt zurück, und beim Anblick des vornehmen Herrn durchfuhr ihn der Gedanke, ob wohl endlich ein mal das Glück auch an seine Thür klopfen wolle. Wie hatte Doktor Reinhold darauf gehofft und gewartet, wie gearbeitet und gedarbt! — ein ganzes langes Leben hindurch vergeblich! Seine Praxis in Ober-Draustedt, einem kleinen Städtchen im Nordosten von Steiermark, wo er sich als junger Mann niedergelassen hatte, wollte kaum den nötigen Lebensunterhalt ab werfen. Trotz seines ehrenwerten Charakters und tüchtiger Kenntnisse war es ihm nicht ge- Innyen, sie bei den Honoratioren des Städtchens *) Urü>erechtigt« LiachdraL wucd »elfotgt. Verhältnisse es gestatten, eine zehntägige Er holungsfahrt bis Bergen unternebr r. * Die ,Nordd. Allg. Ztg.' bestärkt ent schieden, daß derKaiser in diesem Jahre nach England geht. * Am Dienstag fand in München die Hochzeit des Prinzen Rupprecht von Bayern (Sohn des Thronfolgers) mit der Prinzessin Marie Gabriele in Bayern (Tochter des als Augenarzt bekannten Herzogs) — und in Gmunden (bei Wien) die Hochzeit des Prinzen Max von Baden mit der Prinzessin Marie Luise von Cum berland statt. * Eine Torpedobootsdivision soll Mitte Juli nach China abgehen. Die Ostsee station stellt 2, die Nordseestation 3 Hochfee torpedoboote, die als Depeschenboote, Auf klärungsschiffe und zum Transport von Ver wundeten dienen sollen. Die neuesten, im Laufe dieses Jahres abgelieferten Boote von 350 Tons sind für die Bildung der Division in Aussicht genommen. *Die noch in der Bildung begriffene Brigade für China wird auf Befehl des Kaisers den Namen „Seebrigade" führen und etwa 4500 Mann stark sein. Die Führung derselben wird einem Generalleutnant übertragen werden, der nach der Landung in Taku das Oberkommando über sämtliche deutsche Land truppen in China übernimmt. * Ein deutsch - russisches Ab- kommen ist, wie der .Petersb. Herold' Ms erster Quelle erfahren haben will, im Spätherbst des vorigen Jahres bezüglich der ostasia tischen Frage geschlossen worden, welches von beiden Seiten mit größter Loyalität ein gehalten wurde. Danach dürfen beide Mächte keinen selbständigen Schritt ohne vorherige Ver ständigung unternehmen. Das Abkommen findet jetzt auch Anwendung auf die militärischen Maß nahmen zur Beruhigung Chinas. Rußland und Deutschland werden gemeinsam an die Lösung dieser Aufgabe gehen. * Mit den nächsten Truppentransporten wird sich auch eine Anzahl von Postbeamten und Unterbeamten nach China einschiffen. Diese Beamten sollen gewissermaßen eine Feld post einrichten, also den Postverkehr der im Felde stehenden Truppen mit den deutschen Postanstalten in China (Schanghai, Tsingtau und Tientsin) vermitteln. Selbstver ständlich kommen nur solche Beamte in Betracht, die sich freiwillig gemeldet und bei den ein gehendsten Untersuchungen in bezug auf ihren Gesundheitszustand und ihre Troprndienstfähig- keit den zu stellenden Anforderungen vollauf genügt haben. * Mit bezug auf das Reichsseuche n- gesetz hat der Bundesrat, wie die Münchener ,Allgem. Ztg.' Höch der einheitlichen Regelung des Durchfuhrverbots von Waren im Falle des bedrohlichen Auftretens einer Epi demie — wie der Pest — zugestimmt. Eine dahingehende Bekanntmachung werde in kürzester Frist erfolgen. * Das deutsch - amerikanische Kabel, welches von der Deutsch-Atlantischen Telegraphen-Gesellschaft zur Zeit verlegt wird und von Borkum bis Fayal bereits fettiogestellt ist, wird voraussichtlich schon am 1. September dem Betrieb übergeben werden können. Frankreich. * In Kammerlteisen verlautet, die Regierung werde für die China-Expedition außer den bereits bewilligten vier Millionen Frank noch wettere vierzehn Md eine halbe Million verlangen. Italien. *Das italienische Expeditions korps für China wird Ms einem Bataillon Infanterie unter Oberstleutnant Salsa und einem Bataillon Bersaglieri unter Major Agliardi bestehen. Jedes Bataillon werde etwa 900 Mam stark sein. Dem Expeditionskorps werden ferner zwei Abteilungen Artillerie mit 8 Nordenfeldt- Geschützen, eine Abteilung Genietruppen, ein Lazarett mit 50 Betten und eine Abteilung Train beigegeben werden. Den Oberbefehl wird Oberst Garioni führen. beliebt zu machen, die seinen veliklugen Kollegen am Ort bevorzugten. Zu offenherzig, ja geradezu sagte er feinen Patienten ohne Rückhalt die Wah heit über eingebildete Leiden. Bei den Armen aber hatte er sich große Liebe und Ver ehrung erworben. Doch ihre Behandlung brachte nichts ein. So hatten sich die Verhältnisse von Jahr zu Jahr trüber gestaltet, und Doktor Reinhold verfügte augenblicklich, wie schon manchmal, kaum über so viel Geld, als seine Haushälterin zu ihren Wochenausgaben brauchte. Woher er die Summe zur Miete, zur Feuerung und sonstigen nötigen Dingen nehmen sollte, wußte er nicht. So hatte er an diesem Herbst abend wieder einmal in schweren Sorgen über seine verfehlte Existenz nachgedacht und sich trüben Erinnerungen hingegeben. Einst war auch ihm eine Zeit des Sonnen scheins zu teil geworden, aber wie weit lagen sie hinter ihm, die Tage des Glücks und der Liebe! Er war mst einem liebenswürdigen jungen Mädchen verlobt gewesen und hatte ge hofft, sie in ein bescheidenes Heim zu führen; aber Jahr für Jahr verschwand, ohne daß ihm die Möglichkeit wurde, einen Hausstand zu gründen, w d endlich hatte der Tod, wohl be schleunigt durch Einsamkeit und Entbehrungen, sie ihm entrissen. Wie ost hegte er den Wunsch, an ihrer Seite zu liegen, befreit von den Sorgen und Kümmernissen des Lebens!" Doktor Reinhold ging mit dem Fremden durch den Garten nach der Straße, wo der Reifewagen hielt. Eine Danie streckte ihre Hand heraus. i „Ich fühle mich sehr krank," flüsterte st«. Ruhland. * .Daily Telegraph' meldet, der Zar habe am Freitag den außerordentlichen chinesischen Botschafter empfangen, der den Zaren bat, China unter seinen Schutz zu nehmen und ihm dieselben Rechte wie Buchara zu gewähren. Balkanstaate«. *Der Sultan empfing am Sountag das italienische Kronprinzenpaar. Afrika. * Der Sultan von Marokko hat be kanntlich vor kurzem an die Vertreter der Mächte in Tanger ein Zirkular versenden lassen, in dem er gegen die seitens Frankreichs erfolgte Besetzung von Gebieten, die nach seiner Auf fassung zum Territorium des Sultanats gehören, Einsprache erhebt. Dieser Protest hat, wie die ,Pol. Corr.' meldet, bisher nirgends eine Wir kung hervorgerufen und keine der augerufenen Mächte hat die Absicht kund gegeben, der Mion des Sultans eine Unterstützung zu leihen. Trübe Ausstchte« eröffnet der ehemalige chinesische General Haupt mann a. D. von Hanneken für die Lage bei Tientsin und Taku. In einem Berliner Blatte äußert er sich folgendermaßen: „Meine geheime Hoffnung ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Wie ein Schlag ins Gesicht wirkte für jeden Angehörigen eines zivilisierten Staates die Kunde von der ent setzlichen Mordtthat an unserem Gesandten, Freiherrn von Ketteler. Fast möchte man das Ohr verschließen, um nichts mehr hören zu müsten von den weiteren Greuelthaten, die sich bereits in Peking abgespielt haben werden. Nur derjenige, der schon Gelegenheit hatte, den Chinesen in seiner ganzen Bestialität kennen zu lernen, kann sich ein Bild machen von den Szenen, die sich in der Kaiserstadt des Reiches der Mitte abgespielt haben. Die europäischen Bewohner Tientsins find, wenn nicht rasche Hilfe naht, einem ähnlichen Schicksal verfallen. Hoffent lich gelingt es den vereinten Anstrengungen der Mächte, das Schlimmste von den Tientsinern fernzuhalten, indem man sie noch den Klauen der Chinesen en-eißt. Die neuesten Nachrichten lassen wenig Hoffnung zu, Tientsin für die Europäer zu erhalten. Ist die Sicherung der Einwohner bewerkstelligt, d. h. sind dieselben aus Tientsin glücklich entkommen, fo müssen sich die Mächte vorläufig mit diesem Erfolge be gnügen. Das naheliegende Taku muß der Zu fluchtsort für alle Europäer der Vrovinz Petschili werden, ferner wird es der Stützpunkt für die vereinigten Streitkräfte der Mächte sein. Um aber Taku zu einem solchen Platze zu gestalt m, bedarf es größerer fortifikatorischer Arbeiten, denn Taku ist nur, nach der Seesette mit Schutz mitteln versehen und hat landeinwärts keinerlei Befestigungsmlagen. Mit den momentm vor handenen Truppen sollte es möglich sein, die fehlenden Befestigungswerke bei der leichten Bearbeitung des dortigen Bodens innerhalb dreimal 24 Stunden herzuftellev. Es kann sich natürlich dabei nur um sogenannte Feldbatterien, Geschützeinschnitte, verbunden durch Schützen gräben, handeln. Vermutlich find alle Wohn häuser in Taku bei der Beschießung zerstört worden, insbesondere gilt dies von den Kaserne- ments der chinesischen Truppen, welche dicht hinter den Umwallungen ihren Platz hatten. Es drängt sich daher die Frage auf, wie Unterkunft für all die Truppen und die Flüchtlinge ge schaffen werden kann. Höchst wahrscheinlich werden Frauen und Kinder mit der ersten Ge legenheit Japan zu erreichen suchen, denn es ist kaum anzunehmen, daß dieselben eine chinesische Stadt als Zufluchtsott wählen. Es gibt heute keinen einzigen Platz im ganzen chinesischen Reiche, wo dem Europäer eine positive Sicher heit geboten wird. Die Männer aber, deren Interessen tausendfach an China geknüpft find, werden kaum zu bewegen sein, dasselbe zu ver laffen, und wenn ihnen auch vorläufig nichts anderes übrig bleibt, als Schulter m Schulter ! mit den Truppen das zu verteidigen, was sie 1 in ost recht, recht schwerer Zett mühsam aufge- Der Arzt sah an ihrem bleichen Gesicht, an dem schmerzlichen Ausdruck ihrer Züge, daß sie litt, und einige Worte, die der Fremde ihm zu flüsterte, schienen ihn nicht zu beruhigen. „Sie wissen nun, Herr Doktor, wie es steht," fuhr der Fremde fort, „und dürfen keinen Einwand mehr erheben. Meine Frau muß hier bleiben, ich finde nirgends ein Unterkommen. Sie müssen uns aufnehmen." „Bei mir? In meinem Hause?" unterbrach ihn der Arzt. „Das ist unmöglich!" „Warum?" „Weil ich nüht verheiratet bin. Ich habe nicht einmal eine Schwester oder Verwandte bei mir." „Aber doch weibliche Dienstboten?" „Nur eine Haushälterin, und die ist nicht sehr gewandt." „Dann werden welche zu bekommen sein. Meine Frau braucht Hilfe. Sehen Sie zu, wo Sie die besten Pflegerinnen austreiben und sparen Sie nichts. Die Ausgaben spielen keine Rolle. Wenn Geld helfen kann, so stelle ich Ihnen so viel zur Verfügung, als Sie wün schen, und seien Sie überzeugt, ich werde mich Ihnen nach jeder Richtung hin erkenntlich zeigen, wenn Sie mir helfen." Ein bitteres Lägeln flog über Doktor Reinholds Gesicht. Endlich wollte das Glück bei ihm Ein kehr halten, das ihm bisher gefehtt — aber was l ützte es ihm jetzt? Konnte alles Gold der Erde sein totes Lieb wieder lebendig machen, ihm sein Lebensglück zurück geben? „Wa ten Sie einen Augenblick," sagte er, „ich will meine Haushälterin ruien. Soviel in baut haben. Um, Vie gesagt, all diesen Unter kunft zu schaffen, sollte man schleunigst dafür Sorge tragen, daß transportable Unterkunsts- räume an Ort und Stelle kommen. Dies kann aber nm von hier bezw. Amerika, Australien und Japan Ms geschehen. In chinesischen Häfen solches Material aufzutreiben, kann füglich als Unmöglichkeit bezeichnet werden, denn die dortigen Vorräte werden für den eigenen eventuellen Bedarf zurückgehalten. ES muß auch die Möglichkeit bereits jetzt ins Auge gefaßt werden, daß die Europäer, wenn sie mit Hilfe der stark vermehrten Schutztruppen wieder in Tientsin oder Peking eingezogen find, sofort dottselbst Unterkunstsräume bedürfen, bum so viel ist sicher, daß von den ehemaligen Be hausungen der Weißen nach deren Abgang auch kein Stein auf dem andern geblieben ist. Mau sollte daher der Lösung dieser wichtigen Frage sofortige Beachtung schenken, besonders auch, da alle Mächte größere Truppenmaffen mü dem Ziele Taku unterwegs haben. Die mit genommenen Mannschastszelte werden sich viel leicht gar bald nahezu ungenügend erweisen. Die in dortiger Gegend herrschenden Sandstürme find ost von erschreckender Gewalt und machen den Aufenthalt mit ungenügendem Schutz i« Freien fast zur Unmöglichkeit." meinen Kräften steht, werde ich Ihnen be hilflich sein." Wenige Minuten später lag die Dame am dem Sofa in des Doktors einfachem klemen Wohnzimmer. — Sie schlug die Augen voll zu ihm auf. „Muß ich sterben?" fragte fie. „Nein, gewiß nicht!" entgegnete er. „Sol chen Gedanken dürfen Sie keinen Raum geben. „Aber ich fühle mich so krank, und vorige Nacht träumte ich, daß ich stürbe." „Haben Sic Wein im Hause?" warf der Fremde ein. „Sehen Sie doch, wie meine Frau zittert." Wein l — Seit Jahren war das ein unbe kannter LuxuS im Hause des armen Landarztes. Der Kutscher wurde fortgeschickt, die beste Sorte aus dem nahen Gasthof zu holen, Md -oktor Reinhold wie Frau Gellert, die Haushälterin, staunten über den Umfang der Bestellung. Tann watt sich der Fremde neben dem Sofa auf die Kniee und küßte die bleichen Lippen seiner Gattin. ° „Mein süßer Schatz," rief er aus, „all dl« ist meine Schuld! Ich hätte dich nicht zu der Reise veranlassen sollen." . Sie strich liebevoll über seine Hand. „Du wolltest das Beste, Hubert, flüstertt fie. „Meinst du, daß ich sterben muß? fügte Doktor Reinhold fand es nötig, einzuschreiten. „Davon ist keine Rede," sagte er und fügte dann bestimmt hinzu: „Aber Sie dürfen sich nicht aufregen, das wird Ihnen scannen. Dann brachte er die junge Frau mit Frau Uon Uah und Fern. Dresden. Zum 13. deutschen Bundes schießen find deutsche Schützenvereine aus allen Teilen Deutschlands Md aus dem Auslande er schienen. Sonntag mittag fand ein historischer Festzug statt. Am Rathaus wurde das Bundes banner übergeben, wobei Oberbürgermeister Beutler eine Ansprache hielt. Am Poftplatz war das Königszelt errichtet, in welchem Prinz Georg als Vertreter des Königs die Begrüßung ent- gegennahm. Warendorf. Der ermordete Gesandte Frhr. v. Ketteler zeichnete sich durch eine außerordent liche Liebenswürdigkeit Ms. Auf diese speku lierten zwei Schüler des hiesigen Gymnasiums, eifrige Markensammler. Wie die .Wests. Rsch.' mitteilt, wandten fie sich m den Gesandten um Uebrrsrndung einiger seltenen Freimarken. Thai- sächlich traf nach Verlauf einiger Zett eine ein geschriebene Sendung Ms Peking ein, die eine überaus reiche Auswahl seltener Freimatten enthielt, mit folgendem eigenhändigen Begleit schreiben des Gesandten: „Dem in der wieder beifolgenden Postkarte ausgesprochenen Wunsche entsprechend, sende ich Ihnen anbei eine Aus wahl chinesischer und anderer fremden Postwert zeichen. Freiherr von Ketteler, kaiserlicher Ge sandter." Der Brief war 49 Tage unterwegs gewesen. Hocherfreut teilten die beiden Schüler sich in die willkommene Beute. Das Dank schreiben der erfreuten Sammler hat Frhr. von Ketteler nicht mehr erhalten. Kiel. Al? Proviant erhielten die Linien schiffe des Par ;ergeschwaders außer Konserven welche die Militärkonservenfabrik in Haselhorst liefert, lebendes Vieh, Rinder, Kälber und Lämmer. Beim Laden des Proviants waren in Kiel besonders die Brauereien im Rückstände, die den gewaltigen Anforderungen an Export- Bier nicht mit der geforderten Schnelligkeit genügen konnten. — Die Sonntagsruhe war a« letzten Sonmag in Kiel aufgehoben, um die letzte Hand an die Verproviantierung des aus reisenden Geschwaders legen zu können. Die Ausrüstung der Schiffe ist Ms eine Dauer von neun Monaten berechnet, doch hat es sich heraus gestellt, daß einige Lieferanten ganz außer stände find, in dem kurzen Zeitraum allen au fie gestellten Anforderungen gerecht zu werden; deshalb wird nach Verlauf von 14 Tagen ein großer Transpottdampfer von Kiel und WÜHelms« Haven nach China mit dem letzten Rest der Ausrüstung nachgesendet werd:«. Zugleich sollen mit diesem Dampfer große Sendungen von Lebens mitteln und Ausrüftungsgegenständen für das Kreuzrrgeschwader und für die Markte« Infanterie nach China expediert werden. Stuttgart. Der Bankier Eduard Becker erschoß, wie es heißt, infolge starker Verluste kn Baumwollgeschäst, seine Frau und dann sich selbst.
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