Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 31.01.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191701314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19170131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19170131
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-01
- Tag 1917-01-31
-
Monat
1917-01
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 31.01.1917
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Der Kaiser rmä sein Volk. Zum drittenmal während des Krieges feiert das deutsche Volk seines Kaisers Geburtstag. Noch immer in Wehr und Waffen, jeden Willen ani das gleiche gemeinsame Ziel ge richtet, stehen alle Deutschen uni den Kaiser als ihren Führer geschart. Damals, in jenen un vergeßlichen Äugusttagen 1914, als noch keine Schlacht draußen geschlagen war, hat der Kaiser seinen ersten großen Sieg errungen, den schönsten von allen: den Sieg über sein Volk. Damals hat er alle Herzen und Sinne mit einem Schlage erobert. Wie jede geuhichttiche Persönlichkeit, die über den Tag hinaus Plant und dieZuknnfl bereitet, blickte auchderKaiier weit in die Znkunjt voraus und sah das Schicksal heram- ziebcn, in dem das junge Reich sich bewähren sollte Mit unbeirrbarer Treue arbeitete er an Winer Aufgabe: das deuffche Volk stark und nichtig zu machen, auf daß es in den kom menden Stürmen bestehen könnte. Sein Ziel war nicht nur die militärische, wndern auch die sittliche Stärke des Volkes: er hielt nicht nur das von den Vätern ererbte Schwert blank und ichari, er schuf nicht nur die Flotte, sein eigen stes und stolzestes Werk — er setzte zugleich auch die Arbeiiergeietze und die Erneuerung der deutschen Schule durch, um zwei seiner größten und segensreichsten Friedenstaten her vorzuheben. Als der Sturm losbrach, erkannte das ganze Volk, wie treu und zielsicher der Kauer immer sür Deutschlands Zukunst gestrebt hatte. Der Einschnitt durch den Krieg war so tief, daß die Friedenszeit fast in eine historische Ferne gerückt war und das Lebenswerk des Kaisers in seiner ganzen großen Bedeutung von allen übersehen werden konnte. Der Kaiser und sein Werk erschienen in einem ganz neuen Lickte, herausgehoben aus dem Streit des Tages, und Geschichte und Entwicklung gaben seinem Schaffen recht. Äns dieser Erkenntnis heraus gewann das deutscheVolk beinahe überNacht ein unbegrenztes Vertrauen zu seinem Kaffer: er hatte es bis dahin mit kluger Voraussicht geführt, und er würde es nun auch durch Not und Gefahr sicher hindurchbringen. Der Kaffer aber räumte mit einer einzigen großen Handbewegung, da mals in der bekannten Ansprache vom Balkon seines Schlosses, alles Trennende fort. Für alle deutsche Zukunft bleiben die Worte be stehen: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche I" Wie er so seine Seele frei machte, daß sie rein und stark in die große Gottesprüsung hineinginge, so machte er auch die Seele seines Voltes frei, aui daß sie mit ihm den Sieges- und Läuterungsweg beschreiten konnte. Das deutsche Volk H-K 'm Kaiser immer mehr sich selbst wiedergesunoen, sein eigenes Wesen, seine eigene beste und tiefste Kraft. Immer klarer -hat es im Kaffer den Deutschen erkannt, der gewaffnet ist mit den stärksten und größten Eigenschaften, die leit jeher die deutsche Seele, das deutsche Volkstum tragen und bilden. „Nach dem Beispiel unterer Väter fest und ge treu, ernst und ritterlich, demütig vor Gott und kamplesfroh vor dem Feind" — das war die geistige Rüstung, mit der der Kaiser in den Kampf zog, und das ist auch die seines Volkes geworden. Wiederholt während des Krieges, in allen Stunden größerer Entscheidungen hat der Kaiser sich an sein Volk gewandt, und immer hat er starke einfache Worte gefunden, die wie Weckrufe in die deutsche Seele drangen und dort die letzten tiefen Quellen aufiprmgen ließen. Unvergessen wird ihm das Bekenntnis bleiben, das er in dem Bries an den Reichs kanzler anläßlich des Friedensangebots aus sprach: „Zu einer solchen Tat gehört ein Herrscher, der ein Gewissen hat und sich Golt verantwortlich fühlt und ein Herz Hal für seine und die feindlichen Menschen." Und ebenso un vergessen wird ihm der heiße, heilige Zorn bleiben, der aus dem letzten Erlaß an das Volk aufloderle, als die Feinde unter Haß und Hohn seine ritterlich ausgestreckte Hand zurückgewiesen halten. Beides war deunch gedacht und deutsch gebrochen, ganz ans der Seele des deutschen Volkes heraus. hinnerk, äer 21j Roman von Bruno Wagener. (Forl'-bung.) 17. Hinter dem Pfluge ging der Bauer. Der Wffuer war schlecht geweten — Nässe und Frost in schnellem Wechsel und ohne die schützende Schneedecke hallen die im Herbst der Erde an vertraute Saat, die io schön ausgegangen war, auf großen Strecken Landes erilieren und ver faulen lassen. Schweren Herzens hatte sich der Bauer entschließen, müssen, die mit Winterge- treide bestellten Äcker umzupflügen und eine neue Saat in die Erde zu streuen. Schritt für Schrill ging er hinter dem Pfluge her, den die beiden Brannen in gerader Linie über den langen Ackerkoppel zogen. Die Hand am Pflugsterz, achtete er genau darauf, daß die neue Furche sich unmittelbar neben die vorige legte, und ab und zu rief er den Pferden ein laules „Hüh" oder ließ sie einen Augenblick verschnaufen. Auf den fetten, bräunlich-grauen Schollen glänzte die Frühjabrssonne, und in der blauen Lust jubelten die Lerchen ihr sicges- frohes Lied. Der Bauer iah den Frühling auch. Aber er spiegelte sich nicht in seiner Seele. Ernst und mit düster zuiammengezogenen Brauen ging Hinnerk Meyer, der neue Inlerimswirt vom Bolten-Siemersscken Hole, neben der neu auf geworfenen Furche. Ihm lächle die Sonne nicht, ihm sang keine Lerche. Er tat seine Arbeit mit pünktlichster Eewissenhastiakeit. aber Heule, dankt das deutscheVolk Mn Kaffer für alles, was er an ihm getan hat. Es dankt ihm für seine Friedensarbeit, die es in ihrer ganzen Bedeutung erst jetzt erkannt hat, und es dankt ihm für seine lange schwere Kriegsarbeit, die er Tag für Tag neu sür alle am sich nehmen muß. Das Volk weiß: der Kaffer leidet wie ein jeder von uns, nur noch viel tiefer uns schmerzlicher; der Kaffer kämpft wie ein jeder von uns, nur noch viel schwerer und tap'erer; der Kaffer bereitet den Sieg wie der letzte unter uns, nur noch mit einem unendlich viel stärkeren Willen, weil er für Millionen siegen muß. Das alles weiß das Volk und dankt es ihm, bis in die kleinste Hütte, bis in den letzten Winkel des Vaterlandes hinein. Ein deutscher Arbeiter war es, der während des Krieges vom Kaiser die schönen, ehrtürchtigen Worte gesprochen hat: „Er ist grau geworden; wenn der Krieg zu Ende ist, dann werden wir wieder einen weiß haarigen Kaiser haben, wie nach Einnndfiebzig " Dem Kaffer gehört heute die Liebe seines Volkes, die ihm leine schwere Last tragen Hilst. Der Kaffergedanke lebt, gespeist aus neuen liefen Quellen, die überall ans den Seelen auf gesprungen sind. v. Ul. verschiedene Unegsnachrichten. Eine englische Lügenmelöung. Der Kommandanl des in Cadix eingelausenen englischen Zerstörers „Delphin" rühmt sich, westlich von Huelfa das deutsche V-Boot „A 56" versenkt zu haben. Demgegenüber ist festzustellen, daß weder „v 56" noch irgendein anderes deutsches Unterseeboot in Frage tommt. Wenn der englische Kommandant tatsächlich ein Tauchboot versenkt hat, was ja nicht aus geschlossen ist, so wiffd er sich den Erfolg nur von der Regierung einer der Vierverbands- mächte bestätigen lassen können. Nur mit drei Kriegsmonate» gerechnet! Das Blatt der italienischen Sozialisten .Avaniff spottet über die Reise des italienischen Verkehrsministers nach London. Er sieht vor aus, daß wieder nichts erreicht wird. Sonnino, der mit dreimonatiger Dauer des Krieges ge rechnet habe, habe keinerlei Verträge abgeschlossen, die Italien Kohlen, Weizen und Stahl sicherten. Die Schlacht am Sereth. Das Budapester Blatt ,Az Esst meldet aus Sofia: Unsere Truppen dringen planmäßig in der Moldau vor. Die Armee Macke n- sens säubert das rechte Ufer des unteren Serethlaufes. Der Besitz der beiden Neben flüsse des Sereth, Eimnik nnd Putna, die den Brückenkopf Nanesti umfassen, sichert den dauernden Besitz des Serelhufers. Die Be festigungen von Nanesti und Umgegend sind seit Tagen in unteren Händen. Die Donauarmee wird im Süden die ihr zugefallenen Aufgaben in gleicher Weise lösen. Die Beschießung von Gal atz dauert an. Alle diese Opera tionen im Zusammenhänge mit den Unter nehmungen des Generals Falkenhayn im Norden gehen planmäßig vorwärts. Diese Armeen beginnen jetzt einen Druck auf den Feind auszuüben, der noch am Westmer des Sereth steht nnd gewissen Widerstand leistet. * Siegeszuversicht des russischen Kricgs- ministcrs. Die ,Petrogradskaja Gaseta' veröffentlicht eine Unterredung mit dem neuen Kriegsminister General Beljajew. Die Lage aui der rumä- nilchen Front, äußerle Beljajew, ist nun ruhig und fest. Man kann sicher sein, daß die Offensive durch gewaltige Truppenkörper nun gehemmt ist. Gleichzeitig werden die Lücken, die in der rumänischen Armee enlstauden, in zufriedenstellenderweise ausgejüllt. Die Ver- bündelen offeneren jetzt mit einer Übereinstim mung, die von Tag zu Tag größer wird. Sie machen die größten Anstrengungen, um Ruß land nnt der fehlenden Ä u s r ü st u n g zu versehen; sie liesern alles, was Rußland braucht. Beljajew schloß, es sei unmöglich voransziffehen, die Lust, die ihn früher beseelte, war dahin. Sein Leben hatte lein Ziel mehr und keine Liebe. Seit Aiffang September war er verheiratet. Mit allem Aufwand, .wie es für die Eignerin eines großen Bauernhofs ziemte, war die Hochzeit gefeiert worden. Aus der ganzen Nachbarschaft und aus Mölln waren die Gäste zuiammen- gekommen. Den Hinnerk Meher aber hatte man beneidet. War der ein Glückspilz! In die fette Doppelhufe, die beste im Dorfe, hinein zuheiraten, bloß weil er der jungen Witwe ge fiel. Er jedoch schien das gar nicht genug zu schätzen. Hatte er auch nur ein einziges Mal herzhaft mirgelacht bei all den Schnurren, die man aufgesührt hatte? Hinnerk ließ die Hand vom Pflugsterz finken. Die Pferde standen. Einen Augenblick sah der junge Bauer in den Himmel hinauf, wo die Lerchen jubilierten. Wie hatte die Liese Rick mann sich jedesmal gefreut, wenn sie, ehe noch der letzte Schnee vergangen war, die erste Lerche hörte und sie dann als kleinen Punkt hoch oben im Aiher entdecken konnte. Das war so lange her, daß sie zusammen einen Frühling kommen sahen — vier Jahre war es her, in dem Jahre, bevor er zu den Dragonern ging; da hatte sie am Hoftor gestanden und ihm das flügel schwirrende Vöglein gezeigt, das an der Leiter seiner Lieder in den Himmel zu klettern schien. Über das ernste Gesicht des Mannes glitt ein wehmütiges Lächeln, da er des Mädchens gedachte. Damals war sie saft noch ein Kind gewesen, das er neben der trüb entwickelten § wann der Krieg endet, aber der vollständige Sieg Rußlands sei zweifellos. Das Stock holmer ,Astonbladest meldet ans Helsingwrs, dort iei hartnäckig das Gerücht im Umlaufe, daß Geueial Brussilow vor kurzer Zeit aus dem Hauptquartier zurückgekehrt sei und sich darauf erschossen hätte. Kus wegen Zur Erkenntnis. — Wann» srauzösiicho Soldaten verbluten. — Aus Aussagen französischer Soldaten und Offiziere geht hervor, wie groß die Mißstim- ! muug im französischen Heere ist, da die'franzö sischen Soldaten genau wissen, daß sie nicht sür den Sieg kämpfen, der in der Note des Vier verbandes als selbstverständlich gefordert wird, sondern nur sür die weitere Lebensdauer des Ministeriums Briand. Gerade aus den letzten Ereignissen wird dies von den Franzosen ge schlossen. So erzählt ein französischer Ossizier, daß sie bereits vor dem letzten Sturm nordöst lich von Verdun darüber unterrichtet waren, daß sie wiederum eine „polilffche Schlacht" schlagen müßten. ES war keinerlei Grund vor handen, warum gerade an dieser Stelle der Westfront ein Angriff unternommen werden sollte. Trotzdem wußten sie, daß der Angriff von der französischen Heeresleitung befohlen werden würde. (Es handelte sich um den auch in unserem Generalstabsbericht gemeldeten französischen Vorstoß nordöstlich von Verdun, wo es den Franzosen gelang, einige belanglose s Tcrrainslücke zu gewinnen.) Wir wußten nämlich, so erzählt der ge- ! fangens Offizier, daß eine Abstimmung in der Kammer bevorstehe, es handelle sich nm Leben oder Tod des Ministeriums Briand, gegen das das auch in Frankreich eine große Mißstimmung, ebenso in der Bevökkerung wie im Parlament herrscht. Die Einleitung zu dieser Parlaments- sitzung sollten wir armen Soldaten vor Verdun geben, da schon der Name Verdun aui jeden Franzosen eine starke Wirkung ausübt. Wir hatten die zweifelhafte Ehre, gleichsam die Avantgarde des Herrn Briand zu sein und für seine weitere Minffteriumherrlichkeit unser Blut zu verspritzen. Kein sranzösffcher Soldat war über diese Aufgabe besonders erbaut, denn politische Schlachten zu schlagen wäre eigentlich die Aufgabe des Herrn Briand vor dem Parlament. Aus Aussagen anderer gefangener Franzosen erkennt man, wie im französischen Heere allgemein die Auffassung verbreitet ist, daß die Note der Entente nur zur Verlängerung des Ministeriums Briand dienen soll. Ein Soldat sagte, daß allen unverständlich wäre, wie sie jetzt nach einem Feldzüge von 30 Monaten noch die Kläffe ge winnen sollten, nicht nur Frankreich und Belgien zu befreien, sondern auch Elfaß-Lothringen zurückzuerobern. Die französischen Soldaten glauben isdenfalls an einen Sieg im Sinne der Vierverbandsnole nicht mehr oder sind vielmehr sehr mißtrauisch. Im Zusammenhang damit wird eine andere französische Summe, die gleichfalls die Lage in Frankreich beleuchtet, soweit sie sich auf das wirtschaftliche Leben er streckt, interessieren. In der Nummer 114 deS ,Image de la guerre' finden wir einen interessanten Artikel von Camille Picard, Abgeordneten der Vogesen, dem wir folgende beachtenswerte Geständnisse entnehmen: „Das Jahr 1916 ist zu Ende ge gangen, ohne irgend eine der Hoffnungen zu erfüllen, die wir Franzosen auf dieses zweite Kriegsjahr gesetzt hatten. Die Somme hat nicht gehalten, was wir von ihr erwarteten." Aber Picard kommt dennoch zum Schluß, daß nur nilt um so größerer Kraft weffergekämpjl werden müsse, da der frnnzösffche Sieg sicher und nicht mehr fern sei. Um so beachtenswerter sind sür uns dann seine weiteren Folgerungen, in denen er sich zu dem Geständnis gezwungen sieht, viel weniger Fortschritte als auf militärischem habe Frankreich aus wirffchattlichem Gebiete gemacht, der Sieg auf diesem Gebiete sei ebenso wichtig, aber leider viel schwerer zu erringen, denn eine sür den Handel tätige Armee existiere nicht mehr und die darin angelegten Kapitalien seien stark zuiammenaeschmolzen. Wir wollen uns keiner Täuschung hingeben und hierin nicht etwa das Anzeichen einer rasch einreißenden Mutlosigkeit in Frankreich erblicken, denn wir sind überzeugt, daß wir noch ge waltige militärische Anstrengungen unseres west lichen Nachbars erleben werden. Immerhin aber hat man das Eingeständnis, daß Handel und Wandel in Frankreich völlig ruiniert seien, noch nicht oft gehört. PoMMe RMMcdLU. Deutschland. *Kaiser Wilhelm hat nach einem Be such der holländischen Ambulanz in Gleiwitz an Königin Wilhelmina ein Telegramm gerichtet, in dem er seine herzliche Anerkennung des holländischen Liebeswerkes ausipricht. * Wie holländische Blätter melden, halte der Vertreter des ,New Jork World', Brown, eine Unterredung mit dem Preuß. Kriegsminister v. Stein. Der Kriegsministcr erklärte dabei, es komme bei der Entscheidung daraus an, auf welcher Seite die größte Energie entwickelt werde. *Der Bundesrat nahm den Entwurf einer Bekanntmachung über Kranken-, Unjafl- und Invalidenversicherung von Arbeitern feind licher Staatsangehörigkeit au, ferner den Ent wurf einer Bekanntmachung über Pkeisbe- schränkungen bei Ausbesserungen von Schuhwaren und den Entwurf einer Bekanntmachung beir. Bestimmungen zur Ausführung des Gesetzes über den vaterländischen Hilssdienst. * Der R e ichshaushaltsplan ist noch nicht jertiggestellt. Einzelne Teile sind dem BundeSral bereits zugegangen, die übrigen werden in der nächsten Zeit folgen. Milte Februar dürste der Reichstag wieder zusammen- lrelen. Die Frage, ob auch neue Steuer vorlagen den Gegenstand seiner Beratungen bilden werden, harrt noch immer der Ent scheidung. Das aber läßt sich schon jetzt sagen, unter den Mitteln, durch die man dis Ein nahmen des Reiches zu erhöhen trachten wird, steht der Ausbau der Warenumjatz- steuer mit in erster Reihe. * Im Haushalisausfchusse des Preuß. Ab geordnetenhauses ist eiu Erlaß zur Kenntnis ge bracht worden, in dem erklärt wird, daß der geschichtlich gewordene Aufbau der Staats- Verwaltung nicht mehr allerorts den ver änderten Verhältnissen Rechnung trage. Die Frage sei ernstlich zu priffen, wie eine Verein fachung und Verbilligung aller Staatsverwal tungen herbeigesührt werden könne. Österreich-Ungarn. * Im ungarischen Abgeordneten hause erklärte Ministerpräsident Graf Tisza auf eine Anfrage, daß Ungarn grundtätzlich bereit fei, die Erörterungen über den Frieden fortzusetzen. Da aber die Forderungen des Vierverbandes einer Austeilung der Monarchie und des türkischen Reiches gleichkommen, so sei der Gegewatz zwischen ihrem Standpunkt und deit Friedenszielen Wilsons unüberbrückbar. England. * Im Namen des Gesamtministeriums er klärte Bonar Law in einer Rede, England könne jetzt, obwohl es weder Deutschland ver nichten noch Länder erobern wolle, keinen Frieden schließen, weil dieser Friede auf einem deuffchen Siege beruhen und die deutsche Heeres maschine ungeschwächt lassen würde. *Der Lebens Mittelmangel macht sich in England mit jedem Tage unangenehmer fühlbar. Um die Notlage zu mildern, entledigt sich die Negierung in wenig rücksichtsvoller Weise aller in England befindlichen u n u ü tzen Esser. Nach einer Meldung der ,Daily Mail' sind jetzt Maßnahmen getroffen worden, die Angehörigen der sich in Europa befindenden kanadischen Soldaten in ihre Heimat zurück- zmchickeu, soweit sie nicht sür Kriegszwecke not wendige Arbeit leisten. *Der Kongreß der Arbeiterpartei in Man chester verwarf mit 1697 000 gegen 302 000 Stimmen einen Antrag, in dem sofortige Friedens -Verhandlungen verlangt werden. Gesine wie ein zartes Schwesterlein beachtet hatte, ohne daß ihr Anblick ihm das Herz schneller schlagen ließ. Und als er wieder gekommen war von Ludwigslust, da war sie ihm als eine ganz andere entgegengetreten. Mit einem tiefen Seufzer legte er von neuem Hand an den Pflug und trieb die Pferde an, scharf links biegend, um am Ende der Furche umzuwenden. Dann ging es wieder Schritt für Schritt über die feuchten, noch vom Winter kalten Ackerschollen; und mit ihm schritten die Gedanken, die sich nicht bannen ließen und ihm immer wieder auf den Schultern- saßen, heimlich ins Ohr ihm flüsternd, böie Gedanken. War das der Haß, der in einem dunkeln Winkel seines Herzens saß? Der Haß gegen sein Weib! Sie hatte gewußt, was sie auf ihn geladen hatte, als er ihr Mann wurde. Unfrei war er gewesen, als er sein Jawort ge sprochen hatte. In dem Augenblick, da Gesine ihm gedroht hatte, die Mutter anzuzeigen, wenn er ihren Antrag ausschlüge, war der Haß bei ihm ein gezogen. Nicht die Helle Flamme, die aus den Augen sprüht und in den Fäusten zuckt, sondern der dumpfe, ohnmächtige Groll, der wie ein heimliches Feuer in den Balken des Haines frißt, bis sie zusammenstürzen und die Glut emporschlügt. Gesine war es, die sein Lebens glück vernichtet hatte, Gesine, nicht etwa seine Mutter, die die erste Schuld trug. Sonderbar, mit der Akut ter hatte er Mitleid. Er zürnte ihr, ja es wischte sich Verachtung in sein Sohnes- empfinden — aber sie dsteb doch seine Mutter, auch jetzt. Mit Gesine war das anders. Die hatte ihn kaltblütig überlegend unter ihre Macht gezwungen, obwohl sie wußte, daß sie sein Leben zerbrach. Ihre Liebe zu ihm war ja nichts als sinnliches Begehren, eitle Selbstgefälligkeit, die besitzen will, was sie keiner andern gönnen mag. Tas wußte er; und das vergaß' er nie, im Leben nie. Aber sie war nun einmal sein Weib und er der Bauer. Seine Pflicht sollte man ihm nicht vorwerfen. Den Hof wollte er hachbriugeu; das sollte man ihm nicht nachsagen, daß er den vernachlässige. Und als Gatte? Er blickte finster vor sich hin. Seit zwei Wochen wußte er, daß Gesine sich Mutter fühlte. Mutter! Von ihm trug sie ein Kind unter dem Herzen. Was ^sonst ein Pfand der Liebe sein soll, war ihm ein neuer Quell der Bitter nis. Hatte er noch immer die Hoffnung nicht ganz ausgegeben, einmal frei zu werden? Eins törichte Hoffnung, die er sich nicht einzugeslehen wagte! Aber heimlich lebte sie in ihm. Jetzt war ein Band zwischen ihr und ihm geschlungen, das ihn mit unauflöslicher Fessel band. Dieses Kind, das da kommen sollte, vernichtete jede letzte Hoffnung. Mit Groll dachte er daran; ec haßte das Kind schon vor der Geburt. Gesine hatte ihn in den ersten Tazen ihrer Ehe wirklich sür sich zu gewinnen gesucht. Es lvar ihr gewiß nicht leicht geworden, ihren Sie,'', ihre Rechthaberei zu demütigen, aber sie Haffe es getan. Sie war jedem seiner Wünsche, den sie zu erraten glaubte, entgegengekmumen. Seiner Mutter halte sie sich angenommen nm seinet willen. so daß die alle Frau bald gar nicht
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)