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Der Besuch des Prinzen Heinrich in dem Tempel Trirainat Tasdaranr in 5iam. lassen Sie uns schnell zu Ende kommen. — Es ist der bestimmte Wunsch des Grasen, daß Sie nach der Zeremonie sofort das Schloß verlassen und zunächst zu Ihrem Fräulein Schwester nach Köln znrück- kehren. Er hat, so weit seine Kräfte es zuließen, heute morgen mit Justizrat Trambach alles Erforderliche für die Zukunft festgesetzt. Herr Trambach soll wiederum seinen Kollegen, den Ihnen wohlbekannten Justizrat Linke, in Ihrem Wohnort von den Entschlüssen des Grasen benachrichtigen. Der Graf bittet auch durch mich —* hier zitterte die Stimme des Geistlichen, und Ilses Stirn neigte sich tieser hinab, »seine Gemahlin wolle zu deu Begräbuisseierlichkeiten nicht zurückkehre». Er wünscht jede Aufregung von ihr völlig fern zu halten. Den statutarischen Bestimmungen der Familie wird durch die altgeschulteu Beamten, den Anordnungen des Testamentes durch Trambach die sorg fältigste Ausführung zu teil werden. Wie ich höre, sollen um- sassende neue Einrichtungen, die der Graf im Sommer für Schloß Ellabronn plante, noch im Herbst vorgenommcn werden. Unser edler Herr hofft, seine zukünftige Gemahlin werde nach einem Auf enthalt im Süden, den er für den Winter dringend anrät, in Schloß Ellabronn ihren ständigen Wohnsitz nehmen und an diesem Orte glück licher werden, als er cs gewesen." Ilse hatte sich zu viel zu« gemutet. Ein leidenschaftliches, nervöses Zucken schüttelte ihren Körper, nnd ununterdrückbar quollen die Thränen aus ihren Auge». Ein gütigerer Zug, als > ihn sein Antlitz bisher gezeigt, verschönte bei diesem Anblick Rhodes Gesicht. In tröstenden, warmempsundenen Worten suchte er sie zu beruhigen; aber er war erstaunt über die Energie, mit der das junge Weib in kurzer Frist Herrin ihrer Aufregung wurde. „Mit den gesetzlichen For malitäten," begann er wieder, und hier ergriff Ilse noch ein- d«r mal ein plötzliches, intensives »ruqche Reichrkommiffar für die pariser »Umstellung. Erschrecken — »brauche ick) Sie Geh. Bber-Regierungsrat Richter, nicht sehr zu beiHühen. Ich habe bei deu ersten An deutungen des Grafen vorgesorgt und angesichts der nahen Lebensgefahr Dispens von jedem Aufgebot erhalten. Es erübrigt nur die Vorlage Ihres Taufscheines. Ich darf annehmen, daß Sie, mein Fräulein, ihn mitgebracht haben." .Gewiß!" Ilse entnahm ihrer Handtasche das Doku ment. Dasselbe bescheinigte, daß dem Kapellmeister Lorenz Wildau von seiner Ehefrau am 2 t. Februar 1835 zu Köln ein Kind weiblichen Geschlechts geboren worden sei, welches in der heiligen Taufe die Namen Elisabeth, Margarete, Marie erhalkm hatte. Pastor Rhode setzte sich an den Schreibtisch am dritten Fenster des Saales abseits von Ilsens Platz und übertrug die Namen in das Formular des von ihm bereit gehaltenen Trauscheines. Dann verbeugte er sich ernst vor der wieder in Schluchzen Zusammen gesunkenen und sprach: »In wenigen Minuten wird Ruperti Sie zu unserm armen Grasen geleiten, mein Fräulein. Ich bitte Sie um unser aller willen: Seien Sie stark und ruhig. Jede Minute nutzloser Aufregung kann dem Todkranken einige der wenigen Stunden rauben, die ihm überhaupt noch beschieden sind. Sie können denken, daß, nachdem er heute für das Wohl der Frau gesorgt, die ihm das Liebste auf der Welt ist, es seinem edlen Herzen ein Bedürfnis ist, den nächsten Tag »och der Sorge für alle diejenigen zu widmen, die im Leben von dem reichen, mit großem Grundbesitz begnadeten Mann abhängig waren. Seine Pächter, zahlreiche gemeinnützige Anstalten, für die er bisher reich gesorgt hatte, und eine große Dienerschaft harren auf seine Entschließungen. Seien Sie stark, Fräulein Wildau." — Es lag ein seltsamer Kontrast in dem leisen Vlbrieren seiner Stimme zu den gesprochenen Worten. Dann verschwand er hinter der Portiere. Mit einem furchtbar geängstigten Ausdruck aller ihrer Züge, die das schöne Ebenmaß derselben ver unstalteten, blicüe ihm Ilse Wildau nach. „Wie werde ich es ertragen! — Wie werde ich es ertragen!" flüsterte sie vor sich hin. „Und doch kann ich nicht mehr zurück! Ich würde die Schmach dieser Stunde nicht überleben und — Else käme ,etzt doch zu spät. — Wirst Du mir eiust danken, Camille, was ich für Dich gethnn habe?" is°nfetzu.>g solgtg Das Mareorama für die Pariser Weltausstellung. RE "WM '-MEM 26*