Volltext Seite (XML)
Und Morgenlüfte gehen wie Boten durch das Land. Bergeinsanlkeit, nun schlage Am gold'nen Lonimertage Um mich Dein grün' Gewand! Kie Ainöenblütett wehen. Der Lär.1 enwald wogt und schaukelt Und durch die Wipfel gaukelt Lin Strahl des reinstett Blau's. wie köstlich lockt die weite — Flieg auf mein Lied und breite Den Zaubermantel aus! O sei nach Reqendunkeln willkommen, Glitzcrfun^eln, Goldglast des Sonnenscheins! ,^ch schwing' den Hut und grüße Wallpach. Franzl. Nach dein Gemälde von Franz von Defregger. Gräfin Ilse. 4— Ariminalroman von ,4. Friedmann. o o ^Nachdruck verbg /^in leichtes Gefährt, dessen Kutscher die gräslich Ella- bronn'sche Livree trug, hielt vor dem mächtigen Portal des altertümlichen Schlosses. Das letzte Gold der Abendsonne umwob die Zinnen und Türmchen, welche in ihrer architektonischen Reinheit, obwohl sichtlich von einem modernen Meister erdacht, Neigung und Interesse des Besitzers für den vergangenen Glanz seines Hauses bewiesen. Ein Haushofmeister, der in seiner ganzen Erscheinung zu dem altertümlichen Stil paßte und jene patriarchalische Würde von sich ausstrahlte, die nur den alten Dienern sehr vornehmer Häuser eigen ist, trat an den Wagen. „Haben wir die Ehre, Fräulein Wildau zu empfangen?" fragte er in ehrerbietigem Tone, während ein blitzartiger Strahl der Neugier hinter den buschigen Augenbrauen auf die An geredete fiel. Sie neigte zustimmend den Kopf und entstieg, von ihm unterstützt, dem Wagen. Die schweren, müden Bewegungen ihres Körpers kontrastierten seltsam mit der jugendlich elastischen Gestalt. Während ein zweiter Diener das geringe Gepäck vom Bock des Wagens nahm, folgte die Bcsuct>erin dem voran schreitenden Haushofmeister Ruverti. Sie schien mit großer seelischer Anstrengung alle Kräfte des Geistes zur Unterstützung des Körpers herbeizurufen. Ihr Weg führte durch eine im mittelalterlichen Stil ge haltene Vorhalle, an welche sich zur ebenen Erde ein mächtiger Bankettsaal schloß, über eine breite eichene Treppe in das erste Stockwerk. Lautlose Ruhe ringsum. Der zweite Diener war mit dem Gepäck im Erdgeschoß geblieben, und nur Ruperti befand sich in Gesellschaft von Ilse Wildau. Nun schlug er, nachdem sie einige im feinsten Rokokogeschmack eingerichtete Zimmer durchschritten hatten, die Portieren von der Thür eines prächtigen Saales zurück. Die Einrichtung dieses Gemaches ließ deutlich erkennen, daß es der bevorzugte Aufenthalt eines vornehmen und verwöhnten Mannes sei. Wer aus dem breiten, mit einem mächtigen weißen Bärenfell überdeckten Ruhebett saß oder aus den Balkon hinaustrat, sah über einen altsranzösischen Garten hinaus einen prächtigen Buchenwald auf mäßiger An höhe emporsteigen. Auf beiden Seiten desselben breitete sich Ackerland aus, dessen wogende Halme jetzt im Hochsommer des Schnitters warteten. Ilse faßte, unwillkürlich einen Halt suchend,