Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 13.06.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190006132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19000613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19000613
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-13
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 13.06.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
gen. Die europäischen Vertreter in Peking pflegen einen lebhaften Verkehr untereinander. Ans dem Deichstage. Der Reichstag nabm am Donnerstag zunächst eine Deklaration zum Artikel 35 des internationalen Uebereinkommens von 1897, der die obligatorische Mitführung eines Arztes auf jedem Pilgerschiff for dert, in 1. und 2. Lesung an. Die Beratung des Flottengesetzes wurde fortgesetzt. Die KZ 2—5 wurden ohne Debatte angenommen. Beim 8 6, der eine Ver meidung der indirekten Steuern fordert, kam es namentlich bezüglich der Erhöhung der Börsensteuer zu lebhaften Auseinandersetzungen. Auch über eine Reichseinkommensteuer, eine Reichsverwögenssteuer und Reichscrbschaftssteuer unterhielt man sich, worauf dann § 6 mit großer Mehrheit angenommen wurde. Debattelos wmde die Schlußbestimmung erledigt, womit die zweite Lesung des Flottengesetzes beendet ist. Nm 8. d. genehmigt das Haus in dritter Lesung debattelos die Deklaration zu dem internatio nalen Abkommen über Maßnahmen gegen die Pest. Sodann wird in die zweite Beratung der No velle zum Stempelgesetz eingetrcten, und zwar zunächst des Stempeltarifs. Bei Nr. 1, Aktienstempel empfiehlt Abg. Bassermann (nat.-lib.) eine etwas an dere Fassung, um es zweifelsfrei festzustellen, daß, ebenso wie die JnterimSscheine, so auch die nicht voll gezahlten Namensaktien nach dem Einzahlungs- betrage, statt nach dem Nennwerte versteuert werden sollen. Abg. Graf Arnim (freikons.) stimmt dem An träge zu und verbreitet sich noch ausführlich über die Notwendigkeit des von der Kommission beschlossenen und auch in dem Anträge Bassermann aufrecht er haltenen Zusatzes, wonach auch ein etwaiges Emissions- Agio mitbesteuert wird. Abg. Müller-Fulda (Zentr.) stimmt dem An träge Bassermann zu. Dieser Antrag wird angenommen, und mit dieser Maßgabe der Aktienstempel von 2 Prozent an genommen. Für Kuxe schlägt die Kommission einen Fix- stempel von 1'/, Mk. vor. Für alle nach dem 1. Juli 1900 ausgeschriebene Einzahlungen soll der Stempel 2 Prozent betragen, doch sollen Ein zahlungen zur Deckung von Betriebsverlusten stempel- frei bleiben. Ein Antrag Richter bezweckt Streichung des ganzen Kuxstempels. Abg. Graf Oriola (nat.-lib.) empfiehlt, indem er ganz ausführlich auf die Verhandlungen hierüber in der Kommission eingeht, den Beschluß derselben zur Annahme. Abg. Richter (frs. Vp.) tritt dringend für Streichung des ganzen Kuxstempels ein, durch den die Bildung von Abbaugewerkschaften in uner wünschter Weise erschwert werde. Der Kuxstempel mache ganz den Eindruck, als solle damit im Inter esse der Kapitalmächtigeren es den kleinen Leuten unmöglich gemacht oder doch erschwert werden, Kohlenbergbau zu betreiben und sich zu dem Zwecke zusammenzuschließen. Abg. Hilbck (nat.-lib.) wendet sich ebenfalls gegen den Kommissionsbeschluß, insbesondere bezüg lich des Stempels auf die Nachschüsse. Er bittet das Haus, einstweilen den Kurstempel zu streichen und sich einfach auf eine Resolution, die er hiermit beantrage, zu beschränken: „Den Reichskanzler zu ersuchen, zu erwägen, ob angesichts der Verschieden heit der Berggesetzgebungen der einzelnen Bundes staaten eine Heranziehung der gewerkschaftlich be triebenen Bergwerke zur Reichsstempelsteuer thunlich ist, und gegebenenfalls eine entsprechende Vorlage zu machen." Minister Brefeld weist ebenfalls auf die großen Schwierigkeiten hin, welche der Kuxstempel und namentlich die Versteuerung der Nachschüsse schaffe. Am besten wäre es deshalb, diese ganze Position zu streichen und sich auf die Resolution Hilvck zu beschränken. Abg. Müller- Fulda: Wir haben schon in der Kommission erklärt, daß wir auf den Kuxstempel bestehen müssen. Wenn wir das Flottengesetz be willigen sollen, dann verlangen wir, daß Sie uns hier nicht entgegentreten und für Deckung sorgen l Die Regierung soll doch wenigstens selber Besseres ausarbeiten, wenn sie unsere Vorschläge nicht an nehmen will. Schatzsekretär v. Thielmann: Der Herr Vor redner fragt, weshalb wir nichts Besseres gebracht haben. Der Antrag Oriola hat aber nicht schon vor sieben Wochen, sondern erst seit drei Wochen zur Beratung gestanden. Ms die Verhandlungen darüber stattfanden, haben wir sofort uns an sämtliche in Betracht kommenden einzelstaatlichen Verwaltungen gewendet und Material erbeten, das noch nicht von überallher eingegangen ist, so daß es uns noch gar nicht möglich war, selber klare Vorschläge zu machen. Abg. Richter: Dir ganze parlamentarische Lage sei sehr charakteristisch. Abg. Müller-Fulda gebe zwar selber zu, daß über diesen Kuxstempel Zweifel zulässig sind, wolle aber dennoch darauf bestehen I Er beantrage über diesen Punkt namenliche Ab stimmung. Hiermit schließt die Debatte. Der Fixstempel wird in einfacher Abstimmung, und sodann der Prozentstempel auf die Nachschüsss in namentlicher Abstimmung mit 180 gegen 103 Stimmen ebenfalls angenommen. Zur Minorität gehörte auch Prinz Alexander Hohenlohe. Der Stempel auf Renten und Schuldverschreibun gen aller Art wird debattelos in der Fassung der Kommission zum Beschluß erhoben. Bei Tarifnummer 3 beantragt Abg. Richter, die Kommissions-Beschlüsse zu streichen, also den Emissionsstcmpel auf Kommunal- Obligationen und Obligationen von Transport gesellschaften, welche nicht Eisenbahnobligationen sind, nicht zu erhöhen. Abg. Bebel (soz.) macht darauf aufmerksam, daß die Hansestädte für eigentlich kommunale Zwecke Staatsobligationen stemvelfrei ausgeben könnten. Abg. Müller-Fulda gibt dies zu, stellt aber fest, daß dafür jene Hansestädte in hervorraaendem Maße in diesem Gesetz durch den Genossenschafts stempel und die Erhöhung des Lotteriestempels in Mitleidenschaft gezogen würden. Nach kurzer weiterer Debatte wird der Antrag Richter ab gelehnt und Ziffer 3 in der Fassung der Kommission angenommen. Ziffer 4 betrifft den Umsatzstempel. Abg. Heim (Zentr.) beantragt, die Besteuerung des Unisatzes von Aktien, von industriellen und aus ländischen Obligationen von auf pro Mille zu erhöhen. Abg. Büsing widerspricht dem Anträge, dar legend, wie schon die Verdoppelung von auf im Jahre 1894 den legitimen Handel ein geschränkt habe. Abg. v. Siemens, in demselben Sinne sich äußernd, führt den Antrag lediglich auf Abneigung gegen das mobile Kapital zurück und weist noch mals darauf hin, daß Träger der neuen der Börse zugedachten Belastung zum überwiegenden Teil Leute von ganz bescheidenem Kapitalvermögen seien. Fahre die Majorität auf dem betretenen Wege fort, so würden die kleinen Bankiers aus der Provinz — und auch aus Bayern I — noch mehr als bisher nach Berlin ziehen. Abg. Graf Arnim gibt zu, daß der Umsatz stempel besonders die Kleinkapitalisten belaste, thäten es deshalb auch. Schatzsekretär v. Thielmann bezeichnet es als zum mindesten zweifelhaft, ob die Reichskasse bei besser fahre als bei Er könne daher nur bitten, es bei zu belassen. Nach weiterer kurzer Debatte wird in nament licher Abstimmung der Antrag Heim mit 153 gegen 121 Stimmen abgelehnt. Hierauf erfolgt Vertagung. Im Abgeordnetenhause, das am Donnerstag seine Arbeiten nach den Pfingstferien wieder aufnahm, antwortete Minister Thielen auf die Interpellation Brömel betr. den GroßschiffahrtSweg Berlin—Stettin, die erweiterte Kanalvorlage würde erst in der nächsten Session, die aber möglichst frühzeitig berufen werden soll, vorgelegt werden. Abg. Sattler (nat.-lib.) hätte gern die Einbringung noch jetzt und die Vertagung des Hauses bis zum Herbst gewünscht. Der Groß schiffahrtsweg Berlin—Stettin fand bei allen Rednern Zustimmung. Das Abgeordnetenhaus beschäftigte sich am Freitag in zweiter Lesung mit der Vorlage betr. Maßnahmen zur Verhütung der Hochwassergefahr in Schlesien. Die Z§ 1 bis 25 wurden ohne Debatte angenommen. Bon konservativer Seite wurde ein Antrag eingebracht, nach welchem der Ausbau der schlesischen Gebirgsflüsse vor Erlaß eines Gesetzes über die Regulierung der unteren Oder nicht in Angriff genommen werden soll. Die Minister v. Thielen und Frhr. v. Hammerstein bekämpften diesen Anttag, dessen Annahme die Erledigung des schlesischen Wasserstratzengesetzes gefährden würde. Dit Weiterberatung wurde vertagt. Uon Uah and Fern. Konitz. Gegen den Fleischermeifler Hoffman« in Konitz ift nunmehr auf Beschluß des Land gerichts die Voruntersuchung wegen Totschlags, begangen an dem Gymnasiasten Ernst Winter, eröffnet worden. Emden. Hier hat eine Beratung über die Schaffung eines Freibezicks im Emdener Hafen stattgefunden, an der sich Vertreter der Regie rung, des Handels und der Industrie sowie der Städte Aurich, Berlin, Dortmund, Emden, Hamburg, Hannover und Münster beteiligten. Volttische Rundschau. Vom Kriegsschauplatz. * Nach einer Meldung aus Pretoria wurde Ms Verlangen Bullers ein Waffen stillstand von drei Tagen geschlossen. Eteijn befindet sich an der Spitze bedeutender Streitkräfte östlich von Kroonstad und rückt gegen Lydenburg vor. (DaS ist nun allerdings kein „Vorrücken", sondern ein Zurückzug.) * Lem ,Reuterschen Büreau' wird gemeldet, die Boeren wollten bei Haterley, zwölf Meilen von Pretoria, an der Bahnlinie nach derDela - goa-Bai, standhalten, um Zeit zu ge winnen. Die Boeren brächten die englischen Gefangenen nach Nooitgedacht im Elands- thale, welches sehr ungesund sei. Tausend von den Gefangenen seien bereits dort angelangt und würden von 250 Boeren bewacht. * Selbst im Oranje-Freistaat ist der Widerstand der Boeren noch keineswegs völlig gebrochen, wie die Meldung besagt: „Im Osten von Bloemfontein bedrohen Freistaat- Boercn die englischenVerteidigungs- linien." *Daß die Regierung von Transvaal der Erhaltung der Minen alle Sorgfalt hat angedeihen lassen, bezeugen jetzt in London ein gegangene Nachrichten aus Johannesburg, denen zufolge die Grubendireltoren erklären, die Gruben seien niemals so gut beaufsichtigt gewesen, wie während des Krieges. Man hat in den Gruben einen Aufruf Krügers gefunden, der die Beschädigung der Anlagen untersagt. * Aus den Kreisen der Brüsseler Transvaal- Gesanvtschaft wird versichert, daß mit der Ein nahme von Pretoria keineswegs das Ende des Krieges herbei gekommen sei, sondern daß die selbe erst den Beginn eines scharfen Guerillakrieges bedeute. *Die englische Regierung soll sich angeblich jetzt schon mit der Frage beschäftigen, was mit dem Präsidenten Krüger zu geschehen habe. Dieser soll entschlossen sein, sich an Bord deS holländischen Kriegsschiffes „Friesland", das vor Laurenzo Marques liegt, zu flüchten, falls seine Lage dies erforderlich machen sollte. Diesbezügliche Befehle seien — so weiß die.Birmingham Post' aus angeblich amtlicher Quelle zu berichten — dem Komman danten des Schiffes bereits erteilt. Man glaubt, daß Krüger, wenn er gar zu hart bedrängt wer den sollte, sich nach Europa einschiffen werde. * Deutschland. * Der Kaiser und die Kaiserin treffen am Dienstag abend in Homburg v. d. H. ein. * Der Chef des ostasiatischen Kreuzer- geschwaders ist telegraphisch angewiesen worden, ein Detachement nach Tientsin zu entsenden und sich mit den Geschwaderchefs der übrigen Mächte über wettere Schutzmaßregeln zu verständigen. * Das neue Münzgesetz wird im .Reichs- und Staats-Anzeiger' vom 7. d. ver öffentlicht. Seine Hauptbestimmungen find Ein ziehung der goldenen Fünfmarkftücke, der Zwanzigpfennigstücke aus Silber und Nickel; Festsetzung des Gesamtbetrages der Reichsfilber- münzen auf 15 Mk. für den Kopf der Bevölke rung. wobei zur Neuprägung der fehlenden Silbermünzen, soweit erforderlich, die allen Thalerbestände zu verwenden find. * Die Nachricht, wonach der Reichskanzler eine Neuregelung der Rechtschrei bung plane, soll auf einem Mißverständ nis beruhen. Der »Straßburger Post' zufolge ist allerdings der jetzige Reichskanzler, ebenso wie Fürst Bismarck, ein Gegner aller Bestre bungen und Versuche, die darauf abzielen, die sogenannte Puttkamersche Orthographie auch im amtlichen Schriftverkehr einzuführen. Wie Fürst Bismarck, so sei auch Fürst Hohenlohe der An sicht, daß man die Rechtschreibung der deutschen Sprache sich organisch und praktisch entwickeln lasse und nicht durch einseitige Reglementierung festlegen müsse. Was zu der irrtümlichen Mel dung Anlaß gegeben haben könne, sei vielleicht eine Aeußemng des Reichskanzlers, die etwa dahin ging, um der jetzt herrschenden Ver- Me Werstoßene. 8j Novelle von Wilibert Sahlmann. GortkcSun«.) Wochen waren vergangen, — Henny lette wie im Traume fort. — Die einzige Person, welche in Avonshire ihr fremd und fern blieb, war die Tochter des Squires, Edith. Der letztere, das war ersichtlich, schien gern eine An näherung der beiden Mädchen zu wünschen, ccker Kuth trug dem Fischermädchen nur eine kalte Vornehmheit entgegen, die stolze Miß Keß es gewissermaßen durchblicken, daß Henny nur eine Geduldete, eine Person sei, welcher »an gan- besondere Wohllhaten angedeihen ließ. Nicht so der schöne, junge Clifford. Er be handelte die in so eigentümlicher Weise von dem Squire Protegierte mit derselben Artigkeit, wie man einer Dame vom Stande begegnet. Hatte er früher, ÄS das liebliche Mädchen noch daS einfache Kleid der Dorfbewohnerinnen trug, mit Henny gescherzt, so war es jetzt, Äs ob er eine besondere Scheu vor ihr hege. Er sprach dann mitunter mit ihr von ihrem verstorbenen Vater, den er immer wieder seinen Lebensretter nannte, und zwischen den beiden jungen Leuten knüpfte sich mehr und mehr daS Band eines instinktiven Vertrauens. Die junge Waise ging immer schwarz ge kleidet, hatte sie doch ihren Vater zu betrauern. James Clifford erschien Henny in dem schlichten Trauerkleide, das ihre wahrhaft junonische Ge statt so recht hervorhob, noch viel, viel schöner Äs er sie schon in ihrer Hütte bewundert hatte, ikm al« ob -in Heiligenschein das Wirrung auf diesem Gebiete ein Ende zu machen, wäre es vielleicht besser, die jetzt zum Teil in den Schulen eingeführte Puttkamersche Orthographie abzuschaffen und wie der zu der in der ersten Hälfte dieses Jahr hunderts allgemein angewevdeten Rechtschreibung zurückzukehren, wie sie besonders durch die Cottasche Buchhandlung in ihren Ausgaben unserer großen Klassiker praktisch gefördert wor den war und sich allgemein einzubürgern anfing. * Die Kanalvorlage kommt weder in dieser Session deS Landtags, noch in einer Sondertagung im Herbste; sie ist auf die nächste ordentliche Session ver schoben und wird dann in vollem Umfange, d. h. Mittellandkanal in Verbindung mit sämt lichen für den Osten geplanten Wasserstraßen und Wasserbauten der Volksvertretung zugehen. Eine Absonderung einzelner Wasserstraßen, na mentlich eine frühere Einbringung der Vorlage über den Großschifffahrtsweg Berlin - Stettin lehnt die Regierung ab. Das ist das Resuttat der Verhandlung über die Interpellation Brömel im preußischen Abgeordnetenhause. * Die Kommission für Arbeiter statistik ist zum 13. Jnni zu einer Sitzung zusammenberufen. Ms Tagesordnung ist fest gesetzt : 1) Erörterung der auf das Kellne rinnenwesen sich beziehenden nachträglich eingegangenen Gesuche. L) Feststellung des Berichts über die Erhebungen, betr. die Ver hältnisse der in Gast- und Schankwirtschaften beschäftigten Personen. Oesterreich-Ungar«. *Die tschechische Obstruktion ist siegreich geblieben; in der Freitag-Nacht ist der österreichische Reichsrat ge schlossen worden. Oesterreich steht somit wieder vor einer schweren Krise. Frankreich. * König Oskar von Schweden, der am Donnerstag in Paris ankam, sagte dem ihn in der Bahnhofshalle erwartenden Präsi denten Loubet: „Ich komme Äs erster Souverän zum Ausstellungsbesuche; dies ist mein Vorrecht Äs Enkel Frankreichs." Spanien. *Silvela HÄ als Marineminister die Hälfte seiner Beamten entlassen und 26 alte Schiffe zum Verkauf bestimmt. Zwar wird der Staatsschatz schwerlich für die alten Kaffen, von denen einige noch aus den fünfziger Jabren stammen, eine nennenswerte Summe er halten, aber MS der Auflösung der Stäbe der Besatzung erwachsen bedeutende Ersparnisse. So zeigt die Regierung wohl ihren guten Willen zu Reformen, doch werden durch die vielen entlassenen, auf Halbsold gefetzten Beamten die unzufriedenen Elemente verstörst. Ruhland. * unters chleife bei der sibirischen Bahn find, wie der .Franks. Ztg.' aus Peters burg geschrieben wird, endeckt worden. Die sibirische Bahn hat bis jetzt schon über 500 Mill. Rubel (1080 Mill. Mk.) gekostet. Wieviel von dieser Summe in die Taschen vieler Ingenieure geflossen ist, läßt sich auch nicht annähernd sagen. Jedenfalls viel mehr, ÄS man denk. Die russische Regierung hat eine Kommission er nannt, der Vertreter aller Ministerien angehören, mit der Aufgabe, „die Gründe für die beim Bau der ganzen sibirischen Bahn und der Perm- Kotlaser Eisenbahn gemachten überflüssigen Aus gaben festzustellen*. Affen. * Der Boxer-Aufstand wächst. Die Großmächte haben zwar insgesamt etwa 600 Mann Truppen nach Peking zum Schutz der dortigen Gesandtschaften kommen lasten, aber in Peking selbst ist die Lage bisher noch nicht be drohlich. Die Bahnverbindung der Hauptstadt mit Tientsin (halbwegs zwischen Peking und dem vielgenannten Seehafen Taku) ist seit acht Tagen außer Betrieb; fast alle Ort schaften an ihrer Strecke find von den Boxers zerstört. Das Verhallen der chinesischen Regierung ist äußerst zweideutig. Neben ihren offenen Maßregeln gegen die Boxers sollen geheime bestehen, die den Auf stand gegen die Fremden begünsti- liebliche Mädchen umwob, nimmermehr hätte er es jetzt «och gewagt, ihr von ihrer Schön heit zu sprechen, oder sich gar einen Scher- mit ihr zu erlauben, wie er es gegen das Fischer mädchen Ähne weiteres Nachdenken gethan. James Clifford war der einzige Sohn eines Baronets, der fest einigen Jahren verstorben, ihm als alleinigen Eichen ein nach Millionen zählendes Vermögen hinterließ. Wir wissen, daß er der Gast des Squire von Avonshire war, der ein Jugendfreund seines verstorbenen Vaters gewesen. — Edith betrachtete den ebenso reichen, wie schönen Baronet Äs einen Verehrer, den sie sicher gefesselt hatte, und dem Squire von Avon shire wäre nichts erwünschter gewesen, als eine Verbindung seiner Tochter mit Clifford. Der Squire konnte seiner Tochter ebenfalls ein fürstliches Vermögen geben, Edith war ja seine einzige Erbin. Mit dem Reichtum deS Squires war eS indes nicht immer so gewesen, er verdankte denselben einer Heirat. Zwar hatte das große Besitztum Avonshire stets seiner Familie gehört, aber schon sein Vater vergeudete durch Spiel und alle mög lichen Ausschweifungen, welchen er sich in vollster Zügellosigkeit hingab, ungeheure Summen. Schon der Vater mußte mit Hypotheken, unter hohen Zinsen, sein Erbgut belasten, und der einzige Sohn trat indie Fußstapfendes alten Squire. Statt sich selber um die arg vernachlässigten Güter zu bekümmern, ließ er Pächter und Verwalter wirt schaften, wie sie wollten; statt die schon schlimm zerrütteten pekuniären Verhäfinisse durch Ord nung und Sparsamkeit zu verbessern, oder we- nigstens doch zunächst nur mal zu prüfen, wie es eigentlich mit ihm stände, wie wett er gehen könne, lebte in Saus und Braus Wetter und durchreiste die Welt. Nachdem er ein Jahr lang unterwegs und zuletzt in Deutschland war, kehrte er nach Avon shire zurück — und was allen unbegreiflich er schien, er begann plötzlich wie ein Einsiedler zu leben, und sich scheinbar ernstlich um seine An gelegenheiten zu bekümmern. Aber schon war es zu spük Die Verwalter erklärten, die Kaffen seien leer, Ifte Einnahmen vermöchten nicht mehr die Zinsen und Lasten zu decken, und der- stolze Avonshire sah seinen Ruin vor Augen. In dieser NÄ wandte der unerfahrene Mann sich an seiner Mutter Bruder und dieser wußte Rat. Noch war der Name Avonshire rein, er gehörte zu den ältesten Ge schlechtern, eine reiche Heirat mußte alles aus- gleichen. Der Onkel, ein kluger, alter Fuchs, fand für seinen Neffen eine reiche Pattie, noch dazu eine Waise mit einem unermeßlichen Ver mögen und der Squire von Avanshire vermochte seine Hypotheken zu tilgen, alle Verlegenheiten aus dem Wege zu räumen, und wie dies ost geschieht, Ms dem Verschwender wurde ein penibel berechnender Geschäftsmann, aber auch zugleich ein verschlossener, harter, stolzer, Mensch. Der eingegangene Ehekontrakt sicherte ihm den vollen Besitz aller Reichtümer seiner Frau, salls diese vor ihm sterben sollte, — und das that sie, sie starb bereits nach einer vierjährigen Ehe, ihrem Manne Glanz und Mammon, und daneben ein drei Jahre altes Töchterchen, die kleine Edith, hinterlassend. Der Squire von Avonshire heiratete nicht wieder, — er wurde nach dem Tode seiner Frau noch finsterer, und wie die Leute rings herum sagten, noch stolzer, härter und menschen scheuer. — Seiner Tochter gab er die sorgfältigste Er ziehung, wie solcher der Erbin eines alten Namens und vieler Millionen geziemt. Während Edith ein Kind war, wohnte er Sommer und Winter auf Avonshire; Äs seine Tochter zur schönen Jungfrau erblühte, mußte er schon ihretwegen eine Aenderung in dieser Beziehung eintreten lassen, — die kleine Familie wohnte nur während der schönen Jahreszeit auf Avonfhire, während der Squire den Herbst und Winter über mü Edith in der Residenz ver brachte, wo er eines der schönsten Häuser fei« eigen nannte. In der Residenz waren Vater und Tochter auch im vergangenen Winter dem von einer Kontinentreise gerade zurückgekehtten Lord James Clifford begegnet und dieser hatte sein Ver sprechen erfüllt, die schöne Jahreszeit des nächsten Sommers hindurch zum Besuch m Avonshire benutzen zu wollen. James Clifford hatte seinen Aufenthalt auf Avonshire von Tag zu Tag verlängert. Seine eigentliche Absicht war gewesen, nur einen vi er zwei Monat zu bleiben; die eingetretenen Zwischenfälle hatte« sein Bleiben weil länger und zwar bis in de« Herbst hinein ausgedehnt. . Es war ein schöner Herbstvormittag, als James von einem Ritt heimkehtte. Noch eine Strecke von Avonshire entfernt, von dem Fichte« Wäldchen, das wir an dem Todesabend des alten John Gilbert dessen Tochter durch'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)