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Allgemeiner Anzeiger : 26.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190005269
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- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
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Monat
1900-05
- Tag 1900-05-26
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1900-05
-
Jahr
1900
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- Allgemeiner Anzeiger : 26.05.1900
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scrven und Würste, zieht also das Pökelfleisch nicht nach den Beschlüssen der Kommission erledigt. klärung hat aber der Reich! Er konnte nur erklären, daß »e abgegeben, "diich- Fleisch Don Nah ««d Fern. Berlin. Der Streik der „Straßenbahner" ist am Montag mittels eines durch den Ober bürgermeister Kirschner verhandelten Vergleichs beendet worden. Den Streikenden wurden ihre wesentlichen Forderungen bewilligt. — Infolge der Straßenkrawalle find am 19. d. 226, a* 20. d. 261 Personen verhaftet worden. Die Meldung, daß zwei von den etwa 80 bei de« Krawall verwundeten Personen gestorben seien, die Monroe-Doktrin und die Beziehungen der Ver. Staaten zu den Lateinisch-Amerikanischen Staaten im Vordergrund der Verhandlungen stehen. *Jn Kolumbien find die Aufständischen im Norden von Panama vertrieben worden. Am 16. Mai war Kartagena noch im Besitz der Regierung. In der Nacht vom 13. Mai fand vor Kartagena ein verzweifelter Kampf statt, in dem die Aufständischen geschlagen wurden. Es sollen 500 Aufständische gefallen sein. Das Land befindet fich in einem schrecklichen Zu stande. Der Papierdollar ist nur noch 5 Cent wert. besümmung in anderer Form fixiert worden. In der Generaldebatte bekämpft Abg. Bändert (soz.) sowohl die Beschlüsse zweiter Lesung wie auch die Kompromißvorschlüsse. Es müsse im Interesse der minderbemittelten Be völkerung von allen derartigen Erschwerungen der Fleischeinfuhr abgesehen werdm. Abg. Augst (südd. Vp.) polemisiert gegen die Agrarier, die dem Volk das Fleisch zu verteuern be müh: seien. Abg. v. Wangenheim (Bund d. Landw.) tritt entschieden für die Beschlüsse 2. Lesung in der Fassung des Antrages v. Bonin ein. Den unverschämten Ansprüchen des Auslandes müsse endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Staatssekretär Graf Posadowsky: Haupt zweck des Gesetzes ist doch, den Verbrauchern des wichtigsten Nahrungsmittels dasselbe in gutem Zustande zu bieten. Aber davon hat man in dieser ganzen Debatte nichts gehört. Von einem ganzen Landesteil ist gesagt worden, daß es dort Gebrauch sei, mattes Fleisch in das gut« Fleisch bei der Wurst- bercitung zu mischen. Da sehen Sie doch, wie wichtige Gesichtspunkt diesen! Gesetz zu Grunde liegen. Wir sind fest entschlossen, der Landwirtschaft denjenigen Deutscher Reichstag. Am Montag steht zunächst auf der Tagesordnung die Interpellation Albrecht wegen der in Anhalt, Reuß j. L., Lübeck beschlossenen Gesetze brtr. Bestrafung des Kontraktbruche S. Auf Anfrage des Präsidenten erklärt Staatssekretär N i e b e r d i n g: Ich bin bereit, die Interpellation im Namen des Reichskanzlers zu beantworten. Da aber ein Eingehm auf die Sache selbst ein Benehmen mit den beteiligten Bundes regierungen erforderlich macht, bin ich heute noch nicht in der Lage, die gewünschte Antwort zu geben, Die Beantwortung der Interpellation wird am 30. Mai erfolgen. Präs. Graf Ballest rem: Damit ist für heute die Interpellation erledigt. Ich werde zu derm Begründung dem Interpellanten am 30. d. das Wort geben. Hierauf wird auf Vorschlag des Präsidenten unter Absetzung der lex Heinze in die dritte Be ratung des Fleischbeschaugesetzes einge treten. In der Fassung der Beschlüsse zweiter Lesung bestimmt der 8 14 a, daß die Einfuhr von einge pökeltem oder ähnlich zubereitctem Fleisch, ausge nommen Schweineschinken, Speck und Därme, von Fleisch in Büchsen, von Würsten oder sonstigen Fleischgemengen verboten ist, und daß im übrigen bis Ende 1903 die Einfuhr von frischem Fleisch nur zulässig sein solle, wenn nach der Art seiner Zube reitung Gefahren für die Gesundheit ausgeschlossen sind. Von 1904 ab soll die Fleischeinfuhr, aus genommen Schweineschmalz, Speck und Därme, ver boten sein. Ein Kompromißantraa Aichbichler (Zentr.) und Gen. beschränkt das Einfuhrverbot auf Kon- ster des Auswärtigen weiß ebr^taus nichts von der von verschiedenen Sei-M als bevor stehend gemeldeten Reife des 'deutschen Kronprinzen nach Paris. * Die Gemeinderatswahlen haben den Republikanern doch einen großen Sieg ge bracht. Die vollständigen Ergebnisse der Ge meinderatswahlen in 82 Departements einschließ lich der sieben im Seine-Departement, ergeben für 33 942 Gemeinden, ausschließlich Paris, folgende Zahlen: Republikanische Gemeinderäte 24 832, Reaktionäre 8519, Nationalisten 153 und 438 von unbestimmter Parteirichtung. Im ganzen erlangten die Republikaner 1004 neue Gemeinderatsfitze. Wenn man die Gesamtzahl der Stimmen zusammenrechnet, die in den ein zelnen Listen den am meisten begünstigten Kandidaten zugefallen find, so ergeben fich, Paris nicht eingerechnet, folgende Ziffern: Republikaner 4 713 467, Reaktionäre 2173 323 und Nationalisten 172 430. Schweiz. * Das von der Bundesversammlung beinahe einstimmig angenommene Bundesgesetz betreffend die Einführung der obligatorischen Kranken-, Unfall- und Militärver- sicherung wurde am Sonntag in der Volksabstimmung mit 337575 gegen 146 620 Stimmen verworfen.— Die un geheure Stimmenmehrheit, mit welcher das Volk hier das Parlament verleugnet hat, ist um so bemerkenswerter, als es fich um ein Werk der Sozialreform handell. Augenscheinlich haben Motive der verschiedensten Art zu diesem Er gebnisse zusammcngewirkt. Einem Teile der Gegner des Gesetzes geht dieses nicht weit ge nug, ein anderer Teil will von einer staatlichen Versicherung überhaupt nichts wissen, und drittens hat wohl auch der kantonale Partiku- larismus, der alles, was vom Bunde kommt, abweist, einen nicht unerheblichen Anteil an dem AbstimmungLresultat. Belgien. *Der künftige Thronfolger Bel giens und einzige Sohn des Grafen von Flandern, Prinz Albert, der kürzlich den König der Belgier bei den Berliner Festlichkeiten zur Feier der Großjährigkeitserklärung des deutschen Kronprinzen vertreten hat, wird dem ,Soir' zufolge am 24. d. eine neue Reise nach Berlin antreten. Es handelt fich „um gewisse Schritte in Betreff der Vermählung des Prinzen mit einer ausländischen Prinzessin." Der Besuch, den kürzlich die Königin von Sachsen dem Grafen und der Gräfin von Flandern ab- geftattet hat, hängt wohl mit dieser Angelegen heit zusammen. Die Schwester des Prinzen ist mit dem Prinzen Karl von Hohenzollern- Sipmaringenin Potsdam vermählt. In Münchener Hofkceisen verlautet, Prinz Albert bewerbe fich um die Hand der Prinzessin Elisabeth in Bayern, der drstten Tochter des Herzogs Karl Theodor. Rustland. * Der Zar Nilolaus hat alle von der HaagerKonferenz beschlossenen Akte rati- fiziert. (Etwas spät!) Amerika. * Die Boerenmission ist am Montag vom Staatssekretär Hay in Washington empfangen worden; doch trage, wie .Reuters Büreau' meldet, dieser Empfang „unbeschadet späterer Entschließungen einen nichtoffiziellen Charakter." , *Nach den im Staats-Departement in Washington eingegangenen Antworten auf den Vorschlag zur Abhaltung eines weiteren Groß- Amerikanischen Kongresses glaubt die Unions-Regierung mit Bestimmtheit auf die Beteiligung sämtlicher Mittel- und Südameri kanischen Länder an diesem Kongreß rechnen zu können, der im nächsten Jahr in Mexiko statt finden soll. Mehrfach find Anfragen über das Programm des Kongresses eingelaufen: So will Chile wissen, ob die Entscheidung einer Mehr heit für alle an dem Kongreß teilnehmenden Negierungen bindend sein soll. Hierauf wurde von Washington erwidert, der Kongreß werde elbft sein Programm festsetzen und auch über eine Geschäftsordnung entscheiden. Außer Han- delsfragen, die vielfach recht dringend geworden bestätigt fich nicht. Posen. Das Befinden des Erzbischofs Dr. v. Stablewski gibt zu lebhaften Besorgnisse« Anlaß. Er hat seit längerer Zeit das Bett nicht mehr verlassen und ist nicht mehr im stände, seine Amtsgeschäfte wah zunehmen. Camberg. Eine Einbrecherbande, die scho« fest einiger Zeit die hiesige Gegend unsicher macht, suchte in einer der letzten Nächte an bei dem Reichstags- und Landtagsabgeordnett« . , , . .. . „ . , , .. ... ... -Dr. Lieber einzudringen. In dessen WohnE Schutz ang^echen zu lasses fich aber eine elektrische Diebesklingtl- ANtercssm der übrigen Bevölkerung. Aber Sie dürfen , dtt doch nicht so thun, als ob im Inland nur gesundes i Di-se setzte sich beim gewaltsamen OeffneN Fleisch existiere, und als ob alles Fleisch schlecht sei, Hausthür in Bewegung und verscheuchte das aus dein Auslände kommt. Ginge es nach ! Diebe. Später erneuerten sie ihren VerM Herrn v. Wangenheim, so müßten wir alles Fleisch ' wurden aber auch diesmal verscheucht. untersucht werden soll, soweit dies möglich ist. Wir wollen die Einfuhr von Würsten und Konserven verbieten, weil da die Untersuchung nicht möglich ist. Herr von Wangenheim und seine Freunde wollen auch das Pökelfleisch ausschließen. Aber ich frage, ob die Gefahr größer ist, wenn Sie sämtliche Hausschlachtungen ohne Untersuchung lassen, oder wenn Sie das bißchen Pökelfleisch zulassen? Das Quantum Fleisch aus ununtersuchten HauS- schlachtungen ist unendlich viel größer als das einge führte Pökelfleisch. Lehnen Sie dies Gesetz ab, fo erlangen Sie damit doch nur, daß daS fremd« Fleisch fortgesetzt nach wie vor in das Land herein- kommt. Abg. von Levctzow (kons.) empfiehlt dringend den Kompromißvorschlag zur Annahme. Abg. Boerner (nat.-lib.) will mit seine» Freunden für das Gesetz in der Fassung des Kom promisses stimmen. Staatssekretär Graf Posadowsky versichert auf Anfrage des Vorredners noch ausdrücklich, der Antrag Bonin sei für die Regierung unannehmbar. Abg. Herold (Ztr.) tritt für den Kompromiß antrag Aichbichler ein. Abg. Holtz (freikons.) erklärt, seine Freundt würden für das Kompromiß stimmen im Interesse des Zustandekommens des Gesetzes. Abg. Wurm (soz.) spricht sich gegen jede agra rische Fletschverteucrung unter sanitären Vorwände» aus und lehnt demgemäß auch den Kompromiß antrag ab. i Abg. Münch-Ferber (nat.-lib.) empfiehlt de» Kompromißantrag. Nachdem zu Gunsten deS Kompromisses ei« Schlußantrag angenommen worden ist, vertagt fich das HauS. Im Abgeordnetenhaufe interpellierte am Montag bei Beginn der zweiten Beratung deS Gesetzentwurfes über die Zwangserziehung Minderjähriger der Abg. v. Zedlitz (sreik.) den Minister des Innern über ine am Sonntag und tags vorher stattgefundenc» Krawalle aus Anlaß des Streiks der Berliner Straßenbahnangestelltcn, indem er fragte, welche weitere Maßnahmen die Regierung zu treffen ge denke. Minister v. Rheinbaben erwiderte, daß die Regierung sich in den eigentlichen Lohnkampf nicht mische, aber den Verkehr und die Arbeitswilligen schützen und allen Ausschreitungen energisch entgegen treten werde. Dem Janhagel, der sich am Sonntag so schlecht aufgeführt, werde eventuell nachdrücklich gezeigt werden, wer Herr im Hause ist. Die Regierung - , -E- r-v- < . werde die öffentliche Autorität zu wahren wissen d°s. absolute werfen, der die Gesetze ^r fnsches Fleisch d:e bis Ende 1903 gel^ Eisenbahnmiuister Thielen erklärte, die Bestimmungen zwecks unterständen nicht der Gewcrbe- kett besitzen, also keme Verschärfung von 1904 er- - grdnung. Die Direktion der Straßenbahn-Gesellschaft leiden. Anderseits aber werden die Bestimmungen - ^it seinem Einverständnis die über die Lohn- aberdie Einfuhr von zubcreitetem ^leych insofern . frage hinausgehenden Forderungen abqelehnt. Andern- verschar t als die Feststehung der Unschädlichkeit als ! hätte die Aufsichts-Behörde sich veranlaßt ge- Segen die Gesellschaft einznschreiten. Die fleisch, sofern das Gewlchl einzelner Stucke hinter Redner verschiedener Parteien sprachen sich zu der 4 Kilogramm zuruckbülbt. ! unparteiischen Stellungnahme der Regierung sym- Ein Antrag v. Bonin u. Gen. unterscheidet ! p^thisch aus und enthielten sich vorläufig jeder sich von dem Kompronußantrag dadurch, daß er du Kritik. Alsdann fuhr das Haus in der Ein uhr von Pökelfleisch verbietet, und von den Be- Besprechung deS auf der Tagesordnung stehenden schlüssen zweiter Lestmg statt des Gegenstandes fort. Die Vorlage wurde durchweg negativen Verbots bezeichnet, was überhaupt noch - - eingeführt werden darf. Außerdem ist die Frist- Politische Rundschau. Vom Kriegsschauplatz. * Nach der .Daily News' sollen die eng lischen Truppen am 17. Mai die gesamten Boerenstreitkräfte, die fich bei Mafe- king befanden, gefangen genommen haben; auch die Geschütze der Boeren seien den Engländern in die Hände gefallen. (? ?) *Buller berichtet, sein Vormarsch werde »egen der Zerstörung der Eisenbahn um einige Tage verzögert. Rundle meldet, daß er Ladyb r and besetzte. Hunters rückt längs der Eisenbahn mit Vorräten für die Garnison von Riafeking vor und richtet einen Hospital- zug für die Beförderung der Kranken nach Kimberley. * Der heldenmütige Verteidiger von Mafeking, Oberst Baden-Powell ist zum General major befördert worden. * * Deutschland. * Das leichte Unwohlsein der Kaiserin, das fich bald nach der Ankunft in Uroille eingestellt hotte, ist nunmehr mit dem Eintritt günstigerer Witterung vollständig behoben. *Der Schluß der diesjährigen Kaiser ma n ö o e r soll fich insofern besonders inter essant gestalten, als bei demselben die Flotte in Aktion treten und ein gemeinsames Zu sammenwirken mit dem Landheer stattfinden wird. Um die gemeinsamen Opera tionen genau verfolgen zu können, find fünf höhere Generalstabsoffiziere an Bord der Kriegs schiffe kommandiert worden. * Die ter Heinze ist vorläufig wieder vertagt! Der Seniorenkonvent des Reichs tags war vom Präsidenten Graf Ballestrem für Montag mittag zur Besprechung der geschäftlichen Lage zusammenberufen worden. Nach längerer eingehender Unterhaltung kam man »u dem einstimmigen Beschluß, nach Erledigung der Interpellation in die Beratung des Gesetzes über die Fleischbeschau einzutreten. Ob und wann die dritte Lesung der „lex Heinze" fort gesetzt werden soll, wurde weiterer Entschließung Vorbehalten. * Wie von gut unterrichteter Sette verlautet, legen die verbündeten Regierungen Gewicht darauf, daß im Reichstage der Gesetzentwurf über Bekämpfung gemeingefähr licher Krankheiten noch in dieser Tagung zu stände kommt, hauptsächlich aus dem Grunde, weil die bei Aukbruch d er Chole ra er lassenen Verordnungen, falls nunmehr eine Seuche aus bräche, ungültig sein würden. Von den Einzelregierungen hegt allerdings Bayem noch Bedenken gegen die Vorlage, dürste aber deshalb doch nicht den Entwurf zu Falle bringen. *Da Anzeichen dafür vorliegen, daß ein organisierter i n t e rn a tio n al er M ä d chen- handel besteht, ist es von Wichtigkeit, daß die Polizeibehörden bei der Bekämpfung desselben von den übrigen Staatsbehörden und nament lich auch von den Eisenbahnbehörden unterstützt werden. Zu diesem Zwecke find nach dem ,Hamb. Korr.' die Beamten und Arbeiter angewiesen worden, verdächtige Persönlichkeiten zu überwachen und unverzüglich ihrem Dienst vorsteher über ihre Beobachtung Anzeige zu er statten. Die Dienstvorsteher haben fich alsbald mit der Polizeibehörde in Verbindung zu setzen. *Die weitere Erschließung des Hinter landes von Kamerun scheint nach der Verstärkung der Schutztruppe alsbald ausgeführt werden zu sollen. Nach den ,Berl. Neueft. Nachr.' wird der Kommandeur der Kameruner Schutztruppe, Major o. Kamptz, der fich zur Zeit in Deutschland aufhält, eine Expedition nach dem Norden führen. Frankreich. "Amtlich wird geleugnet, daß der Minister des Auswärtigen auf amtlichem Wege von der bevorstehenden Reise des Zaren nach Paris benachrichtigt worden sei. Die Reise sei zwar wahrscheinlich, aber bis jetzt habe der Zar seine diesbezüglichen Intentionen der fran- zMchen Regierung nicht mitgeteilt. Der Mini- Me Werstoßene. Novelle von Wilibert Sahl«»»». Das Unwetter hatte völlig ausgetobt; — «l frühen Morgen leuchtete die Sonne mit Hre« Silbergefunkel aus einer wolkenlosen, Lauen Himmelsdecke hervor, — ein leiser, lauer Wind trieb ganz zu Ende des Gesichtskreises dtt: letzten grauen Wolken in den Westen. Der Fremde war der erste in der Fischer- Hütte, welcher erwachte, und fich, angekleidet, ! wie er geblieben, von seinem Bette erhob. — John Gilbert und Henny schliefen wohl noch in ihren Kämmerchen, denn still war es in beiden Räumen. Der junge Mann setzte fich auf den selben niedrigen Stuhl, auf welchem in der ver- ' Mmgenen Nacht das schöne Fischermädchen gesessen. Sein Auge schweifte jetzt über das weite, »ch nicht zur Ruhe gekommene, wogende Meer; im fernen Osten schien die Sonne filberleuchtend «ns einem Purpurbett fich zu erheben, höher »md höher stieg sie und in wunderbarer Pracht und Schönheit breiteten sich ihre Strahlen über das weite, gewaltige Meer aus. — Dort rechts, weitab am Strande, nahe dem alten grauen Seuchtturm erhob fich Ms dem schwarzen Meeres- grsud das Höllenriff, — eine Reihe gelbgrauer, zerklüfteter Korallen. — Hier war die Stätte, wo manches Schiff seinen Untergang gefunden, wo auch vor kaum acht Stunden die kleine Jacht ' untergegangen war. James Blick wandte fich nach der Userseite links. — In weiter, weiter Feme erhoben sich im Morgenschein die grauen mächtigen Mauern von Avonshire — hochmütig reckten fich der Hauptturm und neben ihm die Türmchen über die schwarzen Schieferdächer hinaus, empor zum Himmel. — James Gedanken wellten in Avonshire. Der Sohn des Fischers hätte jetzt längst mit dem Wagen des Squires zurück sein können, der junge Mann war wenigstens seit fünf Stunden fort. — Freilich, die Wege mußten be schwerlich zu pasfieren sein, es war eigentlich eine Thorheit gewesen, den Mann mitten in der Sturmnacht fortgehen zu lassen; zur Requi rierung eines Wagens war ja am Tage Zeit genug gewesen. Aber der alte Herr und seine Tochter mußten um das Schicksal der kleinen Jacht-Besatzung, um sein Schicksal besorgt sein. Ob Mß Avonshire seiner während des Sturmes, während der Nacht gedacht hatte? James erhob fich. Der kurze Schlaf hatte ihn voll gekräftigt; er nahm eine wollene Mütze vom Wandnagel, setzte sie auf und trat, vor- fichtig die unverschlossene Thür öffnend, hinaus ins Freie. — Sein Auge betrachtete die zer streut liegenden Fischerhütten, — auf allen lag noch der Friede des Schlummers, nach der wüsten Sturmesuacht pflegten die Leute länger als sonst gewöhnlich der Ruhe. Der junge Mann ging an den Strand hinab, sein Auge, das erst gedankenvoll vor fich hin blickte, füllte sich mit Thränen, sie galten dem grausamen Geschick der Männer, die am gestrigen Nachmittag fröhlich und wohlgemut mit ihm das kleine Fahrzeug bestiegen und kühn hinausgefahrsn waren in das Meer, in dessen Schoß sie ihren Tod finden sollten. Seinen trüben Gedanken nachhängend, schritt er dann nach der Fischerhütte, welche ihm gast freundliche Aufnahme gewährt hatte, zurück. Als er die Thür öffnete, fand er den Raum, der Küche und Wohnstube zugleich ausmachte, bereits frisch gesäubert, — auf dem weißen Föhrentifch dampfte eine spiegelblanke blecherne Kaffeekanne; geschnittenes Weißbrot mit gold brauner Rinde war auf säubern Tellern hingestellt und ein braun-irdener Topf mit süßduftender Milch stand daneben. Der alte Fischer begrüßte seinen Gast, der jenem herzlich die Hand drückte. Dann setzte fich James ans den ihm angewiesenen Platz, während Gilbert ihm die Tasse mit einem Kaffee füllte, den man eigentlich in der schlichten Fischer- Hütte als Luxus hätte benennen können. Vor James, auf dessen Tischplatz stand ein Glas mit frischgepflückten Wasserlilien, es schien, als habe mm die Blumen gleichsam zu Ehren des Gastes hingestellt. James musterte schon beim Eintritt jeden Winkel des Raumes; wo war das reizende Fischerkind, welches er, als er aus seiner Ohn macht erwachte, gleich einer schönen, milden Fee, zuerst in der düstern Umgebung erblickte? Als er jetzt am Tische saß, erschien ihm für einen Augenblick die jüngste Vergangenheit, die Gegenwart plötzlich wie ein Traum, der ihn umfangen. Das schöne Mädchen, — konnte es nicht eine liebliche Wassernymphe, auch nur ein Phantasiegebilde gewesen sein? Aber nein, er wachte, alles war Wirklichkeit. Der alte John Gilbert sagte jetzt: „Nun, Herr, laßt's Euch gut schmecken, der Wagen von Avonshire wird jetzt wohl nW mehr lmge ausbleiben. Ich will einmal hin«« ms Ufer, um zu sehen, ob der Sturm auch noch mehr Unheil angerichtet hat. Kürzt Euch die Zeit so gut es gehen will, und — und wow Ihr Euch nach den Leichen Emer unglückliche» Gefährten umsehen, dort, rechts ab, nahe de« Leuchtturm liegt unser Bootshaus, worin ste niedergelegt find." Der Fischer erhob fich und verließ die Hütte; James sah, wie der Alte den Weg zum Ufer hinab einschlug. Der heiße Morgentrmk that dem junge« Manne wohl; bald aber stand er vom Tisch auf, und nachdem er das kleine Gemach einige Mal durchwandert hatte — öffnete er das Fenster und schaute hinms. Da ertönte eine weibliche Fischerlied sang, eines jener lieber, welche von Liebe und heißer Sehnsucht und endliä erzählen. Ueberrascht wandte James! nach der rechten Sette, woher der Sang erschollt, den Kopf, aber er konnte die Sängerin nicht gewahren, sie mußte seitwärts der Fischerhütte weilem. Er trat deshalb hinaus rund erblickte nu« unter einer Silberpappel die schtöne Tochter des alten Fischers auf einer Bank fiOend, Nadel und Maschenhäkchen gebrauchend. Hln ihrer Sette lag ein Haufen Netze. « Hennys fchöner Kopf war Mbeugt und ihre zierlichen Finger flogen blitzschnell über die Arbeit. / Als sie die Schritte des I jungen Mannet Stimme, oie ein lieblichen Volks- Trennung, von >em Wiedersehen
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