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Allgemeiner Anzeiger : 30.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190005303
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19000530
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-30
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 30.05.1900
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Dann aber hob sich der Blick ihrer groß«, schönen Augen voll und offen gegen den alt« Mann. „Henny," sagte der Fischer — „diese Leute, die du soeben gesehen, find schlechte, hartherzige Menschen; du weißt, daß ich jedem, soweit ich? vermag, nur Gutes thue, noch niemand jemals wissentlich ein Leid zugefügt habe. Diese» Squire von Avonshire hasse ich, ich hasse iha und sein Haus, und er haßt mich und die Meinigen." Des Men tieft Stimme zitterte bei d« letzten Worten, — als Henny kein Wort er« widerte, fragte er: „Hast du verstärken, — Haft du begriffen, was ich sagte?" „Ja, Vater," — antwortete das Mädche» jetzt leise. Der alte Mann trat dem schönen Kinde gang nahe, — seine leisen, ernsten Worte schien« nicht mit dem Munde, nein, mit seinem Herze» gesprochen zu werden. „Jener Mensch, den wir gerettet haben," — ertönte es an Hennys Ohr, — „wird es viel leicht wagen, nochmals unser Haus zu besuche». Du wirst unsichtbar bleiben, wenn du ihn komme» stehst, - dieser Mensch ist um kein Haarbrett besser, wie der Squire und dessen Gelichter vo» Avonshire. Hast du mich auch jetzt verstand«? Er öffnete selber den Wagenschlag und stieg ein. Der Squire verneigte stch gegen die beiden Gilberts wieder in der hocharistokraiischen, steifen Weise eines stch zu den Menschengöttern zählen den Narren. Der Kutscher that einen Blick hinter stch und griff fester in die Zügel. „Hattet Herr, erlaubt noch eine Frage, — was soll mit den Leichen der Ertrunkenen ge schehen?" — Diese Worte sprach der alle Fischer mit lauter, betonender Stimme. „Die Toten," — rief erschreckt der Squire, ja, ja, — die Toten; es muß für deren Be stattung gesorgt werden!" Dann fiel er in seinen lallen, befthlercken Deutschland. * Prinz Wilhelm von Hessen, Onkel des regierenden Großherzogs, ist Donnerstag einem Halsübel erlegen. Er ein Alter von 54V- Jahren erreicht. *Jm Senioren-Konvent W Landtag. Am Mittwoch wurde im Abgeordnetenhaus« di» dritte Beratung der Warenhaussteuer fortgesetzt. Eine Debatte entspann sich nur um den 8 1, der etwas modifiziert wurde; die anderen Paragraphen wurden unverändert nach den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen. Schließlich wurde das Gesetz im ganzen gegen die Stimmen der Linken und einiger Zentrums-Mitglieder angenommen. Boeren die oft gegebene Versicherung, Kampf bis aufs Messer fortzuführen, wahr machen werden. Aber der Guerilla krieg wird die ausgesprochene Form des künsü- gen Kampfes der Boeren sein. Roberts hat den VaalslußohneKamvfüberschrit ten. Aber zwischen ihm und Buller hat stch von neuem ein starkes Boerenkommando geschoben. Der Wagen rollte davon, — der Gerettete winkte mit der Hand noch einen Gruß und John Gilbe« kehrte sich kurz und mhig um, ohne auch nur einen Blick dem Gefährt nach zusenden. In diesem Moment sah er, daß seine Tochter rasch zurücktrat. — Henny war von ihrer Arbeit aufgestanden, sie hatte die Abfahrt des Wagens belauscht. John Gilbert, der in die Hütte treten wollte, schritt an derselben vorüber nach dem Garten plätzchen, wo er seine Tochter wußte. Als er um die Ecke trat, — erblickte er Henny auf der Bank unter der Silberpappel, eifrig Jnhn Gilbert stand unbeweglich, den Kopf hoch erhoben, dann wandte er sich an die neben ihm stehende Henny und sagte: „Geh an deine Arbeit, Kind, die Herrschaften bedürfen deiner nicht, — ich bleibe." Das schöne Mädchen warf noch einen schüch ternen Blick auf das glänzende Gefährt und dessen Insassen und ging, ohne eine Wort zu erwidern, wieder jenseits des Hauses. — Gilbert trat dann in seine Hütte, er that, als bekümmere er stch garnicht weiter um die vornehme Herrschaft, welche draußen seines Gastes harrte. — Nach einer Weile erschien James Clifford; er hatte seinen Umzug vollendet, der alte Fischer und dessen Sohn standen vor ihm. „Darf ich Eure edle That mtt Gold beloh nen?" begann er mit einer sichtlichen Verlegenheit, „so sprecht ein Wort imd Ihr sollt erfahren, daß Ihr keinem Undankbaren das Leben rettetet. Im übrigen werde ich nie vergessen, daß ich in Eurer Hütte zum zweiten Mal zum Leben er wacht bin." Er reichte beiden, Vater und Sohu, die Hände. Der alle John erwiderte den Händedruck nur frostig. „Herr!" sagte er, „Ihr kennt uns schlecht, wenn Ihr meint, eine so einfache That mtt Gold belohnen zu müssen. Was wir thaten, ist Pflicht und Schuldigkeit, weiter gar nichts, es bedarf kaum Eures Dankes." Der junge Mann trat, ein wenig betroffen von dieser fast unfreundlichen Antwort, hi-,aus ins Freie, — gefolgt von den beiden Fischern. *Die englischen Blätter drücken stch über das schnelle Vorgehen Lord Roberts sehr be friedigt aus und hoffen, daß der Feld- zug in spätestens drei Wochen be endet sein werde. Im Kriegsministerium er wartet man für die nächsten Tage wichtige Mitteilungen vom Kriegsschauplatz, da augen blicklich Lord Roberts, sowie die Generale Hamilton und French nur noch 80 Kilometer von Johannesburg entfernt find und überall die Boeren vor sich her treiben. *Jn Beantwortung einer Anfrage, ob Transvaal Frieden nachsuche, tele graphierte Präsident Krüger an die,World': „Das Gerücht ist unwahr. Präsident Krüger, Pretoria." * Nach der letzten vom englischen Kriegs ministerium veröffentlichten Liste stellt sich der Gesamtverlust des britischenHeer es bis zum 19. Mai auf 20 614 Mann. Hierin find jedoch die gegenwärtig in den Hospitälern untergebrachten zahlreichen Kranken nicht einbegriffen. Gesetz über die Londoner Lolalverwaltung ge schaffen worden find. Amerika. * Die Revolution in Kolumbia sollte vollständig niedergeworfen sein. Das war offenbar „gelogen wie telegraphiert", denn es wird noch aus Colon Festesjubel gemeldet wegen der dort eingegangenen Nachricht von einem Siege der Regierung bei Leblija im Departement Santander. Die Aufständischen in den übrigen Departements find dagegen bestrebt, die Regierung zu stürzen, und da viele Beamte in Cartagena und Baranquilla mit den Aufständischen sympathisieren, kann der Abfall dieser Departements nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Lage in Panama wird als kritisch bezeichnet. Men. "Die Verhältnisse auf den Phi- lippinen haben stch auch in der letzten Zett nur in sehr geringem Maße für die Amerikaner gebessert, die voraussichtlich noch lange daran zu thun haben werden, Ordnung und Ruhe herzu stellen und die Tagalen zu wirklicher Unter werfung zu bringen. Augenblicklich herrscht im Norden von Luzon sowohl bei den Amerikanern, wie bei den Filipinos Stillstand, der aller dings beständig durch kleine Scharmützel (mehr Raubanfälle fettens der Filipinos) unterbrochen wird. Dagegen ist in den südlichen Gebieten der Aufstand wieder in vollen Gange. Der be deutende Platz Daraga und andere Orte wurden vollständig durch Feuer zerstört, die Hanffelder wurden vielfach verwüstet, und man schätzt den Gesamtschaden auf etwa 2 Mill. Dollar. Viele Europäer wurden gefangen genommen, und es verlautet mit ziemlicher Bestimmtheit, daß schreck liche Mißhandlungen an ihnen, besonders an den Spaniern, verübt worden find. ! *Der amerikanische BotsMfter in Berlin, White, empfing am Mittwoch »ine Abordnung desdeutsch-amerikanischenKrieger- bundes, dessen Präsident Richard Müller dem Botschafter in warmen Motten für seine unermüdlichen Bemühungen, ein herzliches Einvernehmen zwischen Deutsch land und den Ver. Staaten zu er halten, dankte. In seiner Erwiderung wies der Botschafter auf die mannigfachen und wichtigen Bande hin, welche die Ver. Staaten und Deutsch land verbinden. Er hoffe, daß der Kriegerbunb hier und in Amerika dazu beitragen werde, vor handene Mißverständnisse und irrige Ansichten, die in den beiden Ländern über das andere ge hegt werden, aufzuklären. Er sprach sich lebhaft zu Gunsten der Beibehaltung der Pflege der deutschen Muttersprache seitens der Deutsch-Amerikaner aus, weil er darin nicht nur einen unschätzbaren Vorteil für die Be treffenden, sondern auch ein starkes Bindeglied erblicke, welches geeignet sei, die beiden Länder, trotz wohl auch in Zukunft unvermeidlicher Interessengegensätze materieller Natur, in dauernder Freundschaft zu erhalten. Er betonte schließlich, daß er sowohl wie Graf Bülow, unterstützt von den beiderseitigen Regierungen, sich die Pflege solcher herzlichen Beziehungen sehr angelegen sein ließen. *Jm preußischen Abgeordnetenhause ist eine Interpellation wegen des Großschiff fahrtsweges Berlin-Stettin einge- bracht worden, welche lautet: „Welche Gründe veranlassen die königliche Staatsregierung, die beretts in der Thronrede vom 9. Januar d. angekündigte Vorlage eines Entwurfs zu einem Großschiffahrtsweg Berlin-Stettin hinauszu schieben, obwohl die schleunige Herstellung dieser Wasserstraße im Interesse des ersten Seehandels platzes Preußens angesichts der für den 16. Juni d. bevorstehenden Eröffnung des Elbe- Travekanals eine dringende Notwendigkeit ist." Oesterreich-Ungarn. * Die Wiener Zeitungs-Korrespondenz .Wil helm', welche von der Polizei-Direktion, Statt halterei und den Hofämtern zu offiziellen Publi kationen benützt wird, bringt an der Spitze ihrer Abendausgabe vom Mittwoch folgendes „Aviso" an die Wiener Blätter: „Wir werden von autoritativer Seite ersucht, den Redaktionen nahe zulegen, sie mögen über die angeblich bevor stehende Vermählung seiner kaiserlichen und königlichen Hoheit des Herrn Erzher zogs Franz Ferdinand mit der Gräfin SophieChoteknichtspublizieren." — Es heißt, daß Blätter, die trotzdem über die Vermählungsangelegenheit etwas mitteilen, kon fisziert werden sollen. die Durchschnittslöhnc, wie es in der Resolution ge fordert worden sei, von neuem festgesetzt werden. Seine Freunde würden für die Unfallversicherungs gesetze stimmen. Abg. Hitze (Zentr.) gibt seiner Genugthuung über diese Erklärung Ausdruck. Es sei ja richtig, daß für die Landwirtschaft erhebliche Lasten aus der Versicherung erwachsen. Anderseits aber sei doch auch der Nutzen für die Landwirte nicht zu ver kennen, denn gerade in der Zeit der Notlage würde mancher Landwirt leicht ruiniert werden, wenn er auf Grund der Haftpflicht in Anspruch genommen würde bei schweren Unfällen. Seine Freunde sahen in den neuen Gesetzen einen wesentlichen Fortschritt. Abg. Lehr (nat.-lib.) erklärt, seine Freunde würden trotz mancher Bedenken für die Gesetzt stimmen. Diese Bedenken richteten sich vor allem gegen die Mehrbelastung der Unternehmer, die sich keineswegs nur in der Landwirtschaft fühlbar machen werde, sondern auch in weiteren Kreisen der Industrie. Damit schließt die Generaldiskussion. Die Spezialdiskussion beginnt mit dem Gewerbe- Unfallversicherungsgesetz. — Hier werden die 881 bis 5 ohne erhebliche Diskussion nach den Beschlüssen zweiter Lesung, jedoch mit einigen redaktionellen Aenderungen, angenommen. 8 5a, der die Bestimmung enthält, daß für die Zeit der Arbeitslosigkeit ohne Verschulden die Teil rente bis zum Betrage der Vollrente erhöht werden kann, wird nach Ablehnung eines sozialdemokratischen Abänderungsantrages unverändert nach den Be schlüssen der zweiten Lesung angenommen. — Ebenso debatteloS die 88 5 b bis 6. K 6 normiert die Entschädigung für die Hinter bliebenen Verstorbener. In demselben findet sich eine Bestimmung, nach der der Anspruch abgelehnt werden kann, wenn die Hinterbliebene Ehefrau sich ein Jahr von der häuslichen Gemeinschaft ferngehalten hat. Die Rente soll in solchen Fällen eventuell den Kindern gewährt werden können. Abg. Hoch (soz.) begründet einen sozialdemo kratischen Antrag aus Streichung dieser Bestimmung, in der eine große Härte liege; denn er setze eine Strafe fest auch für die Fälle, in denm die Schuld garnicht auf Seiten der Frau gelegen hat. Abg. Rösicke- Dessau schließt sich diesem An träge an. Der sozialdemokratische Antrag wird darauf gegen die Stimmen der Konservativen angenommen. Ebenso der dadurch abgeänderte 8 6a. 8 6b setzt die Entschädigung für den Man» und die Kinder von Ehefrauen fest, die ganz oder überwiegend den Unterhalt der Familie bestritten haben. Abg. Rösicke-Dessau beantragt, hier den i« 8 6a gestrichenen Satz einzufügen, daß den Kindern in solchen Fällen die Rente gewährt werden kann, die dem Berechtigten entzogen worden ist. Der Antrag Rösicke wird angenommen, ebenso der dadurch geänderte 8 6b, und sodann debattelos mit unwesentlichen redaktionellen Aend«- runaen gemäß Kompromißanträgen der Abgg. Rösicke« Dessau u. Gen. (Mitglieder aller Parteien) M 6o bis 66. Nach 8 66 a soll die Zahlung der Rente ruhen während der Verbüßung einer Freiheitsstrafe oder während eines dauernden Aufenthaltes im AuS- lande. Abg. Rösicke-Dessau beantragt, das Ruhen in den Fällen des Aufenthalts im Auslande für Inländer auf diejenigen Personen einzuschränken, die es unterlassen, der Berufsgenossenschaft ihre« Aufenthalt mitzuteilen. 8 66a wird darauf mit diesem Anttage Rösicke angenommen. § 67 läßt die Kapitalabfindung'für Renten vo« 20 und weniger Prozent der Vollrente zu. Hier beantragen Abgg. Rösicke- Desfau und die Sozialdemokraten Fischer u. Gen., statt 20 Pro zent zu sagen 15 Prozent, bezw. 10 Prozent. § 67 wird darauf, unter Herabsetzung der Grenz« auf 15 Prozent, entsprechend dem Antrag Rösicke, angenommen. Der Rest des Gesetzes gelangt ohne weitert erhebliche Diskussion mit einer Reihe von redaktionellen Aenderungen zur Annahme. — Damit ist die dritte Lesung des Gewcrbe-Unfallverficherungsgesetze- erledigt. Hierauf wird § 1 deS Mantelgesetzes, der ver sehentlich in zweiter Beratung nicht erledigt worden ist, auf Antrag des Präsidenten zur Diskussion ge stellt und angenommen. Jie Werstoßene. 4Z Novelle von Wilibert Sahlmann. John Gilbert stand neben seiner schönen Tochter,—der atte, eisenftfte Greis mtt dem Wetter« Gebräunten, wie aus hartem Felsstein gemeißelten Gesicht neben dem lieblichen Mädchen, das einer träumerischen schönen Wasserlilie glich, stch an schmiegend an den Meerfels. War es die seltsame Schönheit des Fischer- «ädcheus, — oder war es der finstere, durch dringende Blick des alten John, was auf den stolzen Aristokraten einwirkte? — Das hagere, hochmütige Gesicht des Squire von Avonshire färbte sich hochrot und erblaßte dann wieder, — seine Hand griff mechanisch nach der rechten Seite, — dann wurde er wieder ernst und ruhig wie zuvor. Wer aber ein aufmerksamer Beob- «hter gewesen wäre, hätte bemerken können, wie stch die Augen der beiden Mäuner ebenso selt sam, wie mtt rasch erwachendem, tödlichen Haß oder plötzlich aufleuchtender Medererkennung, »uL welcher irgend ein finsteres Gefühl auf- kderte, ineinander versenkten, — die Augen des schlichten, armen Fischers John Gilbert und die des reichen, vornehmen Squires. Das Erficht des allen Fischers zuckte mit Kiner Muskel, die Furchen darin erschienen im- tesbaren Hieroglyphen gleich, aber die Lippen des Squires zitterten, wenn auch kaum bemerk bar, man konnte meinen, daß er vielleicht ein Wort des Dankes an den Retter des jungen EdrlmMnes richten wollte. — Er begnügte sich mtt einer steifen Verneigung. — Ton zurück und sagte: „Sorgt für eine würdige Beerdigung auf Eurem Kirchhof, ich werde sämtliche Kosten Ans dem Reichstage. Der Reichstag genehmigte am Mittwoch den Nachttagsetat für die Schutzgebiete in dritter Lesung. Sodann folgte die Gesamtabstimmung über das Fleischschaugesetz, das mit 163 gegen 123 Stimmen angenommen wurde. Auch die Münzgesetznovelle wurde in zweiter Lesung erledigt. Schließlich be schäftigte sich das Haus mit der Gewerbeordnungs novelle, die gleichfalls Annahme fand. Infolge dieses Gesetzes tritt mit dem 1. Oktober d. der Neun- Uhr-Ladenschluß in Kraft. Am Freitag widmete Präs. Graf Ballestrcm dem Abg. Dr. Lang erhans zu dessen 80. Ge burtstag einen herzlichen Glückwunsch. Auf der Tagesordnung steht zunächst die dritte Lesung des Nachtragsetats wegen des neuen Kabels nach England. Die Annahme erfolgt ohne bemerkenswerte Debatte. Es folgt die oritte Lesung der Unfallver sicherungsgesetze. In der Generaldiskussion gibt Abg. Molkenbuhr (soz.) seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß es in zweiter Lesung nicht gelungen sei, mehr Verbesserungen in das Gesetz hineinzubringen. Man tröste sich damit, daß Ver besserungen später auf Grund der Erfahrungen hineingebracht werden könnten. Auf diesen Stand punkt könnten sich seine Freunde nicht stellen. Sie hätten deshalb nicht darauf verzichten können, auch zur dritten Beratung eine Reihe von Anträgen zu stellen. Die neuen Gesetze brächten sogar eine Reihe von Verschlechterungen. Kämen soche Gesetze bei uns zur Volksabstimmung, so würden sie unzweifelhaft von der Bevölkerung verworfen werden. Abg. R o e s i ck e - Desfau (wildlib.) bestreitet, daß die neum Gesetze solche Verschlechterungen bieten, wie der Vorredner behaupte. Wie wesentlich die Verbesserungen sind, das erhelle schon aus der Aus dehnung der Versicherungspflicht auf eine ganze Reihe von Gewerben, die ihr bisher nicht unterstanden, ferner aber aus der Erweiterung des Kreises der Entschädigungsbcrechtigten und der Einschränkung der Rechte der Berufsgenossenschasten. Mit allen diesen Verbesserungen werde unzweifelhaft zum Aus druck gebracht, daß mit der Versicherung die Arbeiter wohlbegründete Rechte erwerben, die ihnen von keiner Seite mehr streitig gemacht werden können. Abg. Oertel- Sachsen (kons.) nimmt für seine Partei in Anspruch, daß sie ehrlich mitgearbeitct habe an dem Zustandekommen der Reform. Leider habe sich jetzt noch nicht die Gleichstellung der landwirtschaftlichen Reichstages ist man dahin überein gekommen, daß die Plenarsitzungen noch bis Dienstag sich erstrecken sollen, da außer dem Münzgesetz auch die Unfallversiche rungsgesetze noch vor Pfingsten in dritter Lesung erledigt werden sollen. Die Ferien sollen am 30. Mai beginnen und nur bis 6. Juni dauern. Nach den Ferien kommt sofort das Flottengesetz zur Beratung. Außer dem legt die Regierung Wert darauf, daß noch das Reichsseuchengesetz zur Verab schiedung kommt. * Die betreffende Reichstags-Kommission hat die Beratung der ihr vom Plenum überwiesenen Anträge Lieber-Hitze betr. die Errichtung von Arbeitskammern, und Pachnicke- Röficke betr. Errichtung eines Reichs- Arbeitsamts beendet. Die Kommission beantragt: 1) Die verbündeten Regierungen zu ersuchen: a) Für die Pflege des Friedens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gesetz liche Bestimmungen über die Formen herbei- zusühren, in denen die Arbeiter durch Vertreter, welche ihr Vertrauen besitzen, an der Regelung gemeinsamer Angelegenheiten beteiligt und zur Wahrnehmung ihrer Interessen bei Verhandlungen mit den Arbeitgebern und mtt den Organen der Regierung befähigt werden; b) insbesondere in Erwägung darüber einzutreten, in welcher Weise durch eine wettere gesetzliche Ausgestaltung der Gewerbegerichte, unter besonderer Berücksichtigung der §8 9 (Bildung von Abteilungen: Fabrik, Handwerk, Hausindustrie), 61—69 (Einigungs amt und 70 (Gutachten und Anträge) des Ge setzes vom 29. Juli 1890 bett, die Gewerbe- gerichte, ein Weg zu dem »ab a bezeichneten Ziel sich bietet. 2) Den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß ein Reichs- Arbeitsamt errichtet werde, welchem die Unter suchung und Feststellung der Arbeiterverhältnisse im Deutschen Reiche unter Hinzuziehung von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer obliegt. * Die Fahrt der Torpedobootsflotte nach Straßburg hat sich als unaus führbar herausgestellt. Am Mittwoch find die Boote von Karlsruhe nach Mainz zurück gefahren. * Im Budgetausschuß der österreichischen De legation erklärte der ReichskriegSminister, auf die angeregte zweijährige Dienstzeit könne die Armee-Verwaltung nicht eingehen; dies mache schon der sehr verschiedene Bildungs- grad der Bevölkerung unmöglich. In Deutsch land ist Mr durch die bessere Volksbildung die zweijährige Dienstzeit möglich geworden. Frankreich. * Präsident Loubet empfing am Mittwoch die Vorfitzenden deS Vereins Berliner Kaufleute in halbstündiger Audienz und sagte ihnen u. a.: „Ich weiß, daß Ihr Kunst gewerbe und Ihr Maschinenwesen den ersten Rang e'nnehmen. Machen Sie nur daheim tüchtig Propaganda für die Ausstellung, wie es ja Ihr Kaiser wünscht. Seine Depesche an die Berliner Herren hat uns hier sehr erfreut. Wir haben dieselben Friedenswknsche. Es wäre wahrhaftig ein Frevel, wenn irgend eine Nation die Errungenschaften jahrelanger Arbeit gewalt sam zerstören wollte." Nochmals betonte Loubet den hervorragenden Anteil des Kaisers und des Deutschen Reiches am Gelingen der Pariser Ausstellung. England. *Vom Ultterhause wurde in zweiter Lesung mtt 248 gegen 129 Stimmen das Gesetz an- genommen, durch welches Frauen für die sei eben zur Zeit noch undurchführbar, das System neuen Mun, zlpalrLte der verschiedenen der Jndividuallöhne für die Landwirtschaft zur An- Stadtteile Londons wählbar sein sollen, Wendung zu bringen. Für die Uebergangszeit lasse welche durch das im letzten Jahre erlassene sich aber wohl eine Milderung dadurch erzielen, daß
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