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Allgemeiner Anzeiger : 09.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190005095
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19000509
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-09
-
Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 09.05.1900
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Nach Berlin hat auch Darm stadt jetzt eine reich beschickte Katzen-Ausstellung gehabt, die insofern ein tragisches Ende genommen hat, als man am letzten Tage dreißig Katzen, darunter sehr wertvolle und durch Prämien aus gezeichnete Tiere, durch ruchlose Hand vergiftet fand und zwar, wie durch die Untersuchung fest gestellt wurde, mittels Strichnins. Bon den Thätern fehlt noch jede Spur. Leipzig. In der Philippftraße in Leipzig- Neuschönefeld stürzte am Mittwoch vormittag ein dreijähriges Kind aus der im zweiten Ober geschoß belegenen elterlichen Wohnung auf die Straße. Dort ging zur selben Zeit ein Maler vorüber, der das Kind in seinen Armen auf fing und es unversehrt seiner Mutter zuführen konnte. Markneukirchen. Auf einem abseits vom Wege bei Absroth an der böhmischen Grenze gelegenen Felde wurden zwei erschossene Männer ausgesunden. Durch die Untersuchung wurde festgestellt, daß der eine, der kurz vorher aus dem Gefängnis entlassene Joseph Wilfert, den andern, Wirtschastsbefitzer Hoyer aus Absroth erschossen hatte, weil nach Ansicht Wilferts Hoyer ihn ins Gefängnis gebracht. Von Reue über die verübte Mordthat getrieben, hat Wilfert sich gleich daraus selbst erschossen. Stuttgart. Feuer auf der Bühne entstand im hiesigen Hoftheater während der letzten Vor stellung des „Fliegenden Holländers". Im dritten Akt, wo die Mannschaft auf dem Da- landschen Schiffe ein Fest feiert, während das Gespensterschiff ihm gegenüber ohne Licht und wie ausgestorben im Hafen liegt, bis dann plötzlich fahle Lichter in der Takelage des Holländers aufzucken und seine Mannschaft in gespenstiger Beleuchtung auf dem Verdeck des Schiffes erscheint, fiel nach der ,V. Zck von einem elektrisch entzündeten bengalischen Zünd faden ein Funke auf ein Segel, das soweit herabhing, daß es die Zündschnur streifte. Sofort schlug eine Flamme empor, die das Segel erfaßte und emporzüngelnd dem ganzen mit Leuten ge füllten und ganz aus leicht brennbarem Stoff her gestellten Schiff mit größter Gefahr drohte. Für einen Augenblick, aber thatsächlich nur für einen nach Sekunden zu bemessenden Zeitraum entstand im Gesang eine Stockung, und im Publikum, wo die Gefahr sofort erkannt wurde, standen zahl reiche Zuschauer, besonders Damen aus und eil ten den Ausgängen zu. „Weiter!" rief der Kapellmeister; die Kapelle setzte ein, der Chor nahm sofort die Melodie wieder aus — vom Dalandschen Schiff sprang ein Chorsänger herab, eilte von hinten auf das Gespensterschiff zu, ein Maschineriearbriter kam von der andern Seite, das brennende Segel wurde herunter gerissen und auf dem Bühnenboden ausgelöscht, und das Publikum, in dem die Besonneneren laut zur Ruhe und zum Sitzenbleiben gemahnt hatten, lohnte mit donnerndem Beifall die bewiesene Geistesgegenwart. Dann nahm die kaum unter brochene Vorstellung ihren Fortgang. Tags darauf ließ der König, dem der Intendant in aller Frühe über das Vorkommnis Bericht er stattet hatte, dem Chorsänger und dem Arbeiter, die den Brand im Keim erstickt und sich selbst dabei an den Händen einige allerdings nicht bedenkliche Brandwunden zugezogen haften, je eine goldene Busennadel überreichen und dem gesamten Opernchor für seine besonnene, ruhige Haltung seine volle Anerkennung aussprechen. Budapest. Am Donnerstag mittag brach in der Klinik für Geburtshilfe Feuer aus, durch welches der linke Flügel des Gebäudes einge- äschert wurde. Von einer Uebnng kommendes Militär leistete der Feuerwehr bei der Ueber- führung der Wöchnerinnen und der Lokalisierung des Feuers gute Dienste. Es ist niemand ver unglückt. Paris. Ein Abenteuer, das sich unter Deutschen abspielte, erregte Mittwoch nachmittag in den elysäischen Feldern großes Aussehen. Eine in Berlin von ihrem Gatten geschiedene Freifrau Köchler von Waldeck (oder Veldegg?), der die Obhut ihres einzigen Kindes, eines vier jährigen Knaben, zugesprochen wa. , hatte das Kind während eines Badeaufentyalts seiner Großmutter väterlicherseits anvertraut. Als sie aus dem Bade heimkehrte, waren Großmutter geweiht. Darum Pflegen noch heut in Nord deutschland die guten Hochzeiten nur an diesem Tag zu sein. Daß sich die beiden in ihrem Hochzeits staat sehen lassen konnten, war kein Zweifel. Steffen Klaus hatte in richtiger Sclbstschätzung Bauerntcacht beibehalten und sah in der rotge- streiften Weste, dem langen, blauen, mit blanken Knöpfen verzierten Rock, von bestem Nieder länder Tuch, noch stattlicher als sonst. Hansen Maier schien geradezu ein Meisterstück geliefert zu haben. Gesina Weinert war in schwarze Seide gekleidet und trug die stattlichste, mit Perlen und Goldflitteru verzierte Myrtenkrone. Unmittelbar hinter dem ländlichen Mufikkorps. dem Zuge voranschreitend, ging das Brautpaar. Als sie den tannenbepflanzten, dicht mit Blumen bestreuten Pfad betraten, der zu der nahe be legenen Dorskirche führte, begannen die Glocken vom Turme hochzeitlich zu läuten. Dazu knallten die Büchsflinten der Schützenkompanie und des Kriegervereins wie toll, nachdem der lahme Schneider und flinke Hochzeitsbitter vom größten Düngerhaufen aus mit seinem blumenumwunde- nen Stabe das Zeichen gegeben hafte. Der Zug der dem Brautpaare nachfolgenden Hoch zeitsgäste war so lang, daß er fast den Raum zwischen dem Gutshofe und der Kirche aus füllte. An der Kirchthüre erwarteten das Braut paar Jan und Marieken, die Mutter Greten als ^Brautengel" schön bunt hsrausgeputzt hatte. Sie überreichten der Braut ein paar Sträuße bunter Papierblumen mit Gold- und Silberflittern. Die Rede des Geistlichen war sehr schlicht, aber sie verfehlte nicht ihr Ziel auf Gesinas und Kind verschwunden. Nach langem Forschen entdeckte Frau v. Köchler, daß beide sich in Paris aufhielten. Mittwoch traf sie, nach der ,V. Ztg.', die Gesuchten in den elysäischen Feldern an. Die alte Dame fuhr in einer Droschke spazieren und hatte das Kind neben sich, das mit einer dünnen Kette gefesselt war; die beiden Enden der durch ein Vorhängeschloß geführten Kette hielt die Großmutter in der Hand. Frau v. Köchler, unterstützt von ihrem Rechtsfreund, dem deutschen Rechtsanwalt Eisenmann, fiel dem Droschkengaul in die Zügel, entriß das gefesselte Kind seiner Großmutter und begab sich inmitten eines gewaltigen Auflauss zum nächsten Polizei amt, wo ihr das Kind nach Durchfeilung der Kette in aller Form übergeben wurde. Toulon. Die Reisenden, die auf dem Bahnhofe von Aubagne den aus Italien und Nizza nach Marseille gehenden Zug erwarteten, sahen am Dienstag morgen in einem gegen die Schienen hin geöffneten Abteil zweiter Klasse den Körper eines Mannes zwischen den beiden Bänken ausgestreckt liegen. Der Mann war über und über von Blut überrieselt und bewußt los. In dem Wagen bemerkte man Spuren eines heftigen Kampfes. Polster und Wände waren mit geronnenem Blute bedeckt. Man konnte den Verwundeten im Wartesaal ins Leben zmückrufen; indessen vermochte derselbe während der ersten Stunde kein Wort hervor zubringen. Allmählich erlangte der Mann sein Bewußtsein wieder und gab sich als der Ban- ! Unternehmer Schmuck aus Toulon zu erkennen. Trotz Liner fürchterlichen Revolverschußwunde am Halse vermochte Herr Schmuck das Signale ment des Menschen zu geben, der ihn in dem Tunnel von Aubagne überfallen hatte. Der-! selbe hatte sich urplötzlich auf ihn ge stürzt, ihn niedergeschossen und ihm seine Brieftasche mit fünfhundert Frank und das in seiner Westentasche befindliche Klein geld ab genommen. Als der Zug aus dem Tunnel herausfuhr, sprang der Verbrecher aus dem Abteil und verschwand hinter den um liegenden Gebäuden. Herr Schmuck wurde in seine Wohnung nach Toulon gebracht, wo sich sein Zustand im Laufe des Tages so besserte, daß jede Lebensgefahr beseitigt erscheint. Indessen hat man die Kugel, die ihm in das Erficht ge drungen ist, noch nicht herauszuziehen vermocht. Bis jetzt hat man von dem Raubmörder noch keine Spur. St. Gallen. Freiherr Max v. Puttkamer, Rittergutsbesitzer in Zastenhin bei Koepnitz, war von seiner Ehefrau, einer geborenen Baronesse von Enkevost, geschieden worden. Beider Kind Maxa wurde dem Vater zugesprochen, doch gab Frau v. Puttkamer das Kind nicht heraus, sondern flüchtete mit ihm heimlich nach der Schweiz. Die deutsche Gesandtschaft ersuchte nun den Schweizer Bundesrat um die Er mittelung ihres Aufenthaltsortes. Es wurde festgestellt, daß sie sich in St. Gallen aufhielt. Gemäß einem Befehl des Bezirksamtes in St. Gallen sollte sie nun das Kind dem Frei- Herrn von Puttkamer herausgeben, flüchtete aber wieder und soll gegenwärtig in Holland sein. Gegen den Beschluß des Bezirksamtes be schwerte sich der Anwalt der Frau v. Puttkamer, Ständerat Hoffmann, bei der St. Galler Re gierung, doch ist die Beschwerde noch nicht er ledigt. In St. Gallen hatte Frau v. Puttkamer den Berliner Anwalt Stubenrauch beigezogen. Palermo. Fast 40 Mitglieder des Geheim bundes „Maffia" find verhaftet worden; die- Führer der verbrecherischen Gesellschaft befinden i sich schon seit einigen Monaten hinter Schloß! und Riegel. Unter den jetzt festyenomw-nen Individuen befinden sich Wächter, Aufseher und Gutsverwalter, die im Dienste bekannter Groß grundbesitzer und Aristokraten standen. Der Präfekt von Palermo- Kommerzienrat De Sets, der (ich durch energisches Vorgehen gegen die „Maffia" Verdienste erworben hat, hatte in den letzten Wochen mehr als 50 Haftbefehle erwirkt; einige Anhänger des Geheimbundes haben sich aber noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Stockholm. Ein unliebsamer Zwischenfall ereignete sich dieser Tage als das siebente neue Panzerschiff der schwedischen Flotte von der Lindholmens Werst in Gothenburg ins Wasser gelassen werden sollte. Als das Signal zum Stapellauf gegeben wurde und die zahlreichen Zuschauer, darunter die Spitzen der Behörden sich bereit hielten, Hurra zu rufen und die Hüte zu schwenken, zeigte das prächtige Schiff absolut keine Lust das Trockene zu verlassen und selbst die Beihilfe verschiedener schnell herbei gerufener Bugfierdampfer war vergeblich. Das Schiff ist auch jeüt noch nicht vom Stapel ge laufen und es ist bisher nur gelungen, dasselbe um einige Zentimeter fortzubewegen. New Uork. Nach einem Bericht vom Freitag früh sind bereits 230 Leichen der bei der Explosion in dem Pleasant Valley-Kohlen bergwerk (100 Meilen von der Salzseestadt) umgekommenen Arbeiter geborgen, und man fürchtet, daß von den 300 bis 400 zur Zeit der Explosion darin Befindlichen nur ganz wenige gerettet find. Dreißig Arbeiter wurden schreck lich verletzt, aber gerettet. Die Explosion mehrerer Ladungen Sprengpulver verursachte die Grubengas-Eplofion. Gerichtshalle. Dortmund. Vor der Strafkammer stand der Magnetovath Adolf Littsack von hier wegen fahr lässiger Körperverletzung in drei Fällen. Der An geschuldigte ist 25 Jahre alt, bis zum 22. Jahre machte er sich als Ladengehilfe nützlich, dann ent deckte er plötzlich den Beruf in sich, der leidenden Menschheit beizuspringen. Er ließ stch hier nieder, veröffentlichte Dankschreiben angeblich Geheilter und hielt auch Sprechstunden in der Umgebung ab. Da er nach seiner Angabe ein Allheilmittel für jede Krank heit besaß, so hatte er großen Zulauf. Er wendet den sog. Baunscheidtismus an, mittels dessen er Gelenk rheumatismus, Bleichsucht, Magenerweiterung, Augen erkrankungen jeder Art, Lungenschwindsucht und Leberleiden nach einem und demselben Rezept be handelt. Nun sind drei Fälle zur Anklage gekommen, in denen sich Littfack der fahrlässigen Körperverletzung schuldig gemacht hat. In zwei Fällen handelte es sich um die Behandlung von Augenkranken, die durch die an ihnen angewandte Methode schwer erkrankten. Der eine, ein junger Bergmann, wurde vor Schmerz fast wahnsinnig, er lief im Hemde auf das Feld. Die Methode besteht bekanntlich in der Beibringung großer Mengen Nadelstiche, woraus die Stellenmit einem scharfen giftigen Oele bestrichen werden. Hierdurch wird eine Eiterung hervorgerufen, durch die die Krankheitsstoffe aus dem Körper gezogen werden sollen. In einem dritten Falle halte Littsack einem jungen Kaufmann eine Kniegeschwulst „behandelt", und zwar mit solchem Erfolge, daß der junge Mann 14 Tage das Bett hüten mutzte. Es waren sieben Aerzte als Gutachter geladen. Sie hielten die Kur für durchaus ungeeignet, in den vorliegenden Fällen sogar unmittelbar schädlich für die betreffenden Kranken. Die ärztliche Wissenschaft habe den Baun scheidtismus längst in die Rumpelkammer geworfen. Der Angeklagte wurde zu sechs Monat Gefängnis verurteilt. Hannover. Der Tischlermeister Evers von hier wurde vom Schwurgericht schuldig befunden, seine Mutter ermordet zu haben, um sich in den Besitz des Vermögens zu setzen. Er wurde zum Tode ver urteilt. Die Verteidigung bemühte sich vergebens, den Angeklagten als geistig nicht zurechnungsfähig erklären zu lassen. Evers hat seine Schuld nicht eingestanden, aber das Beweismaterial war er drückend. Ans Krüssel. Der englische Gesandte in Brüssel hat es für gut befunden, das belgische Bolk als staat liche und nationale Gemeinschaft wieder einmal auf das empfindlichste zu beleidigen. Der Brüsseler Bahnhofs-Vorsteher Crocius wurde für die Entschlossenheit, mit der er weitere Angriffe des Attentäters Sipido gegen den Prinzen von Wales verhinderte, mit einem wertvollen Orden dec Königin Viktoria und mit einem Jahres gehalt belohnt. Um diese Gabe zu erhalten, mußte sich Crocius jedoch auf der britischen Gesandtschaft rinfinden, wobei der Lebensretter eine für ihn als Belgier wenig schmeichelhafte Ansprache über sich ergehen lassen mußte. An fangs wurde nur bekannt, der Engländer habe gesagt, daß Crocius mit seiner That nicht nur England, sondern auch Belgien einen großen Dienst erwiesen hätte; aber jetzt weiß man, daß sich de-: britische Diplomat noch viel deutlicher ausgesprochen hat. Er sagte, er wage nicht zu überdenken, welche Folgen für Belgien daraus hätten entstehen können, wenn der Mörder seinen Zweck erreicht hätte. Das aber ist nichts anderes als eine Drohung, wie sie ein Diplomat in einem „befreundeten" Lande gar nicht schärfer aussprechen kann. Und leider hat man in Belgien von demselben Herrn schon mehrere dieser Erklärungen hinnehmen müssen. Im vorigen Jahre hatte die englische Regierung nach Antwerpen einen Agenten des Londoner Boarding House entsandt mit dem Auftrage, allen in Ant werpen einlaufenden englischen Seeschiffen die Auszahlung der Gehälter für das Schiffs personal zu verbieten. Es soll hierdurch ver hindert werden, daß die Bemannung engli scher Dampfer in Antwerpen ihr Geld aus geben kann, da angeblich die Antwerpener Hafen-Bevölkerung die armen Engländer in ungebührlicher Weise ansbeute. Die Abficht der englischen Regierung ist auch thatsächlich durch geführt worden. Sobald ein englischer Dampfer, von Uebersee kommend, in die Schelde einläuft, eilt ihm der vorbezeichnete Agent entgegen und stellt genau fest, wieviel jeder Matrose, Heizer, Koch, Steward u. s. w. zu bekommen hat. Für diese Summe stellt der Agent Anweisungen auf das Boarding House in London aus, abzüglich eines Schillings, den der Betreffende in Antwerpen ausgeben darf. Will der Bedienstete sogleich in Antwerpen das Schiff verlassen, so erhält er von dem Agenten eine Fahrkarte für das täglich von Antwerpen nach England ab gehende Harwich-Boot, so daß er auf alle Fälle gezwungen ist, nach London zurückzukehren I — Und gegen einen solchen terroristischen Eingriff in die wirtschaftlichen Verhältnisse eines fremden Staates war und ist Belgien völlig machtlos. In Antwerpen war man empört; die Stadtvertretung faßte sehr energische Abwehrbeschlüsse, und die Hafen bevölkerung wollte den Agenten boykottieren. Da erschien der britische Gesandte zu Brüssel im Amtszimmer des belgischen Ministers des Aeußern und erklärte: „Wenn unserem Agenten in Antwerpen noch die geringsten Schwierigkeiten bereitet werden, so werden einige englische Kriegsschiffe in der Schelde er scheinen." — Damit war die Sache abgethan, und die belgische Regierung wachte ängstlich darüber, daß nur ja dieses Wort des „befreun deten" Diplomaten nicht wetteren Kreisen be kannt wurde. Kuntes Allerlei. Als Kaiser Wilhelm in Gastein 1885 mit Kaiser Franz Joseph zusammentraf, wollte der greise Kaiser seinen Freund Franz Joseph und seine Gemahlin durchaus begleiten. Der österreichische Monarch bat seinen Freund und Verbündeten dringend, sich zu schonen und auf seinen Wunsch zu verzichten. Kaiser Wilhelm wollte jedoch nicht nachgeben; da rief Franz Joseph l. lächelnd: „Dann befehle ich dir zu bleiben I" Der deutsche Kaiser, der die öster- reichifche Oberstenuniform trug, richtete sich nun stramm auf, salutierte und erwiderte: „Da muß ich freilich gehorchen!" und beide Monarchen nahmen voneinander herzlichen Abschied. He Zerstreut. Der Herr Professor Sumselbach steht unter dem Pantoffel und kehrt infolgedessen regelmäßig um 10 Uhr aus dem Stammlokal heim. Einmal ging's dortselbst hoch her und Sumselbach blieb bis 12 Uhr fitzen. Bei der Hausthür fiel es ihm ein, daß er seine Gattin ob der Stunde seiner Heimkehr täuschen könne und zog die Stiefleften aus, um geräuschlos über die Trevpe zu gelangen. Am nächsten Morgen suchte er vergebens seine Stiefletten — er hatte sie vor der Hausthür stehen lassen! Gerichts-Präsident: „Zeuge, find Sie nicht derselbe Meyer, der vor vier Jahren bei dem Bankier Silbermann die 4000 Mark gestohlen hat." - Zeuge: „Bedaure sehr, nein!" Reingefallen. Sie: „Sind Sie immer noch mit Marie verlobt?" — Er: „Nein." — Sie: „Dann gratuliere ich Ihnen aufs herz lichste l Erzählen Sie, wie brachen Sie denn diese unglückliche Verlobung ab?" — Er: > „Nun, ich habe Marie geheiratet."----»« leicht bewegliches, reuevolles Herz. Besonders das Lob, das er ihrem zukünftigen Gatten spendete und die dankbare Erwähnung der gött lichen Fügung, die gerade ihr sein treues Mannesherz sich habe zuwenden lassen, be wegten sie tief. Selten ward das bindende Ja vor dem Altäre mü ähnlicher Festigkeit und Innigkeit ausgesprochen. Das Hochzeitsmahl bestand aus der Herren tafel, die im blumengeschmückten Hausflur ange richtet war und dem „Beitisch", draußen auf dem Hose, unter den breit verzweigten Linden bäumen. Die Henentafel umfaßte neben Friedrich Melzer und Irene Ullenhagen auch Dietrich von dem Fließe und Fräulein Emmecken; dazu kam noch manch anderer Gast aus dem Honoratioren- kneife der Nachbarschaft, der es nicht versäumen wollte, Steffen Klaus Ehrentag mitzufeiern. Die Baronin von Lüttringhausen hatte den Lüttringhäuser Edelhof noch nicht wieder ver- dahinschmolz, und Noftbeefs, so schwer, daß die kräftigsten bäuerlichen Arme die Bratenschüsseln kaum zu tragen vermochten, verschwanden spur los. Als Getränk gab es Dortmunder Löwen bräu und Kirschbranntwein. Später ging es in lustigem Zuge, aber schon etwas windschief, zur großen Getreidescheuer des Gutshofes, die mit Tannenzweigen und Laubgewinden zum Tanzboden umgeschaffen war. Für den alten Klaus war in einem stillen Winkel eine Art-Thron eingerichtet, von dem aus er das junge Volk übersehen konnte und das Trinken nicht zu vergessen brauchte. Das Hofgefinve des Klaushofes, darunter Gerd Pieper, stand, saß und hockte um ihn herum. Gerds Pfannkuchengeficht starrte in den bunten Trubel hinein, mit dem Gefühl, mit dem man zur blauen Herrlichkeit des Himmels aufsieht, indem er zugleich seine kurzen Beine fester auf Pollys Rücken aufstemmte, um den bissigen, unmusikalischen Köter festzuhalten, weil er den Tanzenden wütend und bellend nachsprang. Im lassen. Der „Beitisch" bestand aus einigen Reihen . unendlich langer Holztische, die weiß und rein i Nebligen stimmten die Gedanken beider heute wie Schinkenteller, aber mit Speise und Trank i mehr als jemals zusammen. Polly konnte nicht reich beladen waren. Der Sitte gemäß hatte begreifen, daß es in Campen so fette Schinken- jeder eingeladene Gast neben Messer und Gabel knochen gab, und Gerd war wie im Traum auch ein schönes Huhn, ein paar Tauben oder darüber, daß seine Person, an der noch vor ein Pfund Butter als Beitrag zur Bewirtung ! Jahresfrist jedermann seine schmutzigen Schuhe zugesandt. Und da derCampener Gutshof und! abgegeben hatte, Hochzeitigast, und als Zuge vor allem der Klaushof mit dem Guten nicht j höriger des Kln 'Hofes, sogar Ehrengast von gekargt, indem der beste Mastochse und mehrere i Campen sei! fette Schweine ihr Leben gelassen, bedurfte i Der alte Klaus trank in seiner stillen Ecke niemand eines heimlichen Schmachtriemens.! bald ein Glas Kirschbranntwein nach dem andern Berge von Neis mit Rosinen, Fettgänse, bei, und befand sich gleichfalls in bester Stimmung, denen das „Pfaffenftück" buchstäblich in Fett - Er hatte sich am Morgen nur flüchtig im Hause uMgesehen, aber das „Eingebrachte" der Schwiegertochter war keineswegs zu ver achten. Alles schien handlich, deftig und roll ständig, selbst die Wiege für den zukünftigen Bauernerben war nicht vergessen worden, und dazu sollte sie sogar noch einen kleinen Beutel voll Markstücke mitgeb: acht haben, wie ihm sein Sohn gesagt hatte. Unerklärlich! — Von so einer von der „kaputen" „Irene"! . . . Da man aber gemeiniglich das Glück ohne viel Nachdenken hinzunehmen pflegt, gchb sich auch der alle Klaus bald zufrieden. Dafür rief er den glücklichen Hochzeitbitter heran und sagte: „Die Gesche ist eine staatsche Frauensperson: das muß wahr sein, Hansen Maier! Aber ste ist auch eine bannig große Frau geworden! Mein Nettester: so ist keiner!" ' „Freilich!" „Wißt Ihr für meinen Jüngsten auch eine gute Freite? Der Kuppelpelz soll warm sein!" Hansen Meier sann nach, denn etwas Schlechtes durste er dem Klaushof doch nicht anbicten. „Wie wär's mit der Rothaarigen aus Eschers- Haufen ? Der Hof ist nicht viel schlechter als der Klaushof," kam der alte Bauer auf eine« frühem Plan zurück. „Nein, Jochen Klaus, ich meine, sie ist schwindsüchtig!" „Ein Jährchen oder zwei wird's wohl halten! erwiderte der alte Bauer mit Gleichmut. „Dann — Wenn die Pferde stehen Und die Weiber mit Tode abgehen, Kam schnell Braten essen und Wein trink TÄ is (Fortsetzung folgtb
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