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Allgemeiner Anzeiger : 16.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190005169
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19000516
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-16
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Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 16.05.1900
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Das Herrenhaus erledigte am Donnerstag einigt Rechmmgsiachen und Petitionen und beschäftigte steh sodann mit der Novelle zum Gemeindewahlrecht, die nach unerheblicher Debatte an eine Kommission über wiesen wurde. Die Vorlagen bctr. die Polizei verwaltung von Nixdorf, Schöneberg und Charlotten burg sowie bctr. Abänderung der Kreisordnung sür Mederbarnim und Teltow wurden debattelos nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses erledigt. Am Freitag erledigte das Herrenhaus zunächst die Vorlage betr. Gewährung von Zwischenkredit bei Rentengutsgründungen nach den Beschlüssen seiner Kommission, sodaß die Vorlage an das Abgeordneten haus zurückgehen muß. Sodann kamen Petitionen und die Interpellation Struckmann (Wilde Kaninchen) zur Erledigung. Schließlich wurde noch die Eisen bahnvorlage nach den Beschlüssen des Abgeordneten hauses angenommen. Nächste Sitzung unbestimmt. m— Pon Uah und Fern. Leipzig. Ein Teil des großen Loses der königlich sächsischen Landeslotterie im Bar- betrage von 500 000 Mk. ist diesmal wiederum nach Berlin gefallen; es trägt die Nr. 20299 und gehörte einer Freiberger Kollekte an. Dort werden jedoch nur zwei Zehntel der Gewinn nummer gespielt und zwar von einem Geschäfts» mann und einem Berginvaliden, die wiederum Anteile ihres Zehntels an Bekannte abtraten. Auf diese Weise find an dem Gewinn eine große Anzahl von Leuten beteiligt, die die Spende Fortunas wohl gebrauchen können. Ein weiteres Zehntel fiel nach Oederan, woselbst ebenfalls „kleine Leute" die Gewinner sind. Die übrige» Zehntel wurden in Berlin und in Deubt» gespielt. Frankfurt a. O. A rs dem V-Zuge gestürzt ist während der Fahrt zwischen den Stationen Neppen und Frankfurt a. O. ein Kellner der deutschen Speisewagengesellschaft. Er hatte sich an die Thür gelehnt, als diese plötzlich auf» sprang und der Bedauernswerte kopfüber ans dem Wagen stürzte, ohne daß der Vorfall vo« dem übrigen Personal bemerkt wurde. Da er hierbei nur eine unerhebliche Gehirnerschütterung und unbedeutende Kontusionen davontrug, konnte er sich bis zu der nahegelegenen Wärterbude schleppen, von wo aus er nach Frankfurt a. O- und später nach Charlottenburg transportiert wurde. Konitz. Der Zahnarzt Wimmert in Ber» linchen (Neumark) will die Entdeckung gemacht haben, daß der Gymnasiast Winter bei eine« Zahnarzt, den er konsultierte, in der Narkose starb. Der betreffende Zahnarzt soll, um einer Bestrafung zu entgehen, die Leiche zerstückelt und die Teile nach und nach fortgeschafft haben. Herr Wimmert machte der Staatanwaltschaft und allen Könitzer Behörden von seinen Ermitte« lungen Anzeige. In Konitz fand bei dem Zahn» arzt Guth eine Haussuchung statt. Einige Sache» wurden beschlagnahmt. Volitifche Dundschait. Vom Kriegsschauplatz. * Aus den letzten Nachrichten geht hervor, daß diekleinenBoeren-Kommandos bei Brandfort, am Vetfluß u. s. w., ebenso wie bei Thabanchu die vorrück enden eng lischen Truppen stets erfolgreich aufgehalten, um dann nachts, ihrer Ge wohnheit gemäß, ihre vorderen Stellungen auf zugeben und ihre Geschütze in Sicherheit zu bringen. Der Uebergang über den Vetfluß gelang nur dank der weiten Umgehungs - Be wegung der Kavallerie-Generale Hulton und Hamilton, die, jener auf dem linken, dieser auf dem rechten englischen Flügel, das Flüßchen nach leichtem Geplänkel überschritten, während Lord Roberts Truppen sorgfältig außer Schuß weite der feindlichen Artillerie blieben. Der Uebergang über den Vetfluß war um so weniger zu verteidigen, als der Fluß fast wasserleer und bequem zu durchwaten war. Die Verbündeten haben überall bis über Wynburg Smaldeel (Wynburg Station) die Bahnlinie und Brücken zerstört. *Lord Roberts hat jetzt auch noch French an sich gezogen, ein Zeichen, daß er demnächst mit ganzer Macht weiter vorzustoßen gedenkt. Augenblicklich soll er sich mit strengen Maßregeln gegen die unterworfenen Freistaatler beschäftigen. Unter anderem soll er verfügt haben, daß alle Pachthöfe, auf denen Waffen gefunden werden, sofort in Brand gesteckt werden sollen. (?) *Die Engländer hoffen, daß sich Mafe- king noch hatten wird und rechnen, daß der Stadt etwa in 16 Tagen Entsatz gebracht werden kann. Die Hauptgefahr liegt im Mangel an Lebensmitteln. *Eine neue GefälligkeitPortugals gegen England. In Laurenzo Marques verweigern die portugiesischen Zollbehörden die Klarierung von Getreide, Fleisch, Kleidern und Schuhen, die fürTkansvaal bestimmt sind, da diese Waren Kriegskontrebande seien. *Der Volksraad in Transvaal hat gleich in seiner ersten Sitzung unter Aus schluß der Oeffentlichkeit die Frage der Zer störung der Goldminen und der Stadt Johannisburg beraten. Die Zerstörung findet im Volksraad starken Anklang, jedoch ist bisher kein endgültiger Beschluß ge faßt worden. Sollte die Zerstörung beschlossen werden, so wird die Regierung alle Staaten davon verständigen. * * Deutschland. *Wie die Inspektion des Marine-Bildungs wesens auf Grund einer Mitteilung des StaatS- marineamts bekannt gibt, hat der Kaiser die Errichtung eines Instituts für Meeres kunde mit Marinemuseum iu Berlin angeordnet, in dem die im Besitz der Kaiserlichen Marine befindlichen, historisch und technisch inter essanten Gegenstände Auf« me finden. Ins besondere wird die im Manne-Akademie gebäude befindliche marine-historische Sammlung herangezogen werden. *Die dritte Beratung der sog. lex Heinze wird, wie ein parlamentarischer Be richterstatter meldet, nach Beendigung der zweiten Lesung der Unfallversichcrungsgesetze über acht Tage vor der zweiten Beratung der Hütten- Vorlage im Plenum des Reichstages fortgesetzt werden. * Gegen die Leutenot hat die Zentrums- Partei in der Budgetkommisfion zum Flotten- gesetz die Resolution eingcbracht: Der Reichs tag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß im Interesse der Landwirtschaft und zum Zweck deren Ver sorgung mit den nötigen Arbeitskräften die deutschen Reichsgrenzen für den erforderlichen Zuzug fremdländischer Arbeiter geöffnet werden. Oesterreich-Nngarn. *Jn Wien wird wieder einmal erzählt, der Kaiser habe „prinzipiell" die Genehmigung zur Vermählung des Erzherzogs Kranz Ferdinand d'Efte mit Gräfin Choteck gegeben: Das Thronfolgerscht Franz Ferdinands soll unberührt bleiben; ein ff re Kinder aus der Ehe werden von der Thror^ lge t ausgeschlossen sein. Der nächste Agnat würde ! der Bruder des Thronfolger?,Erzherzog Otto,sein. * Entsprechend dem Ernst der Lage sind die einzelnen Parieiverbände des österreichischen Abgeordnetenhauses sozusagen in Permanenz und in Beratungen darüber begriffen, wie die Ob struktion eingsdämmt oder gebrochen werden könnte. Seitens der katholischen Volkspartei wird ein Antrag auf Reform der Geschäfts ordnung zum Behuse der Wiederher ft el- lung normaler Zustände im Hanse an- gekündist. Tie Obmänner-Konferenz der Linken hat beschlossen, im geeigneten Zeitpunkt mit einem Anträge auf gesetzliche Feststellung der deutschen Vermittelungssprache hervorzutreten. England. * Mit der Verteilung der Kriegs entschädigung, die England dermaleinst von den Boercn einfordern will, hat es der Kolsnialminifter Chamberlain sehr eilig. Schon jetzt erklärte er in der Donnerstags- Sitzung des Unterhauses, daß daraus die Ent schädigungs-Ansprüche der „loyal Gebliebenen" in Natal wegen der ihnen durch den Krieg erwachsenen Verluste bestritten werden sollen. Belgien. * Die vier Angeklagten in dem Prozeß wegen des Attentats auf denPrinzen vonWales beschlossen die Nichtigkeits beschwerde gegen das Urteil der Anklage- kammer, welche sie vor das Schwurgericht ver wies, einzureichen. Der Prozeß dürste infolge dessen eine Verspätung erleiden und erst Anfang Juli zur Verhandlung gelangen. Svanien. * Ueber die spanischen Unruhen mel den Madrider Deveschen vom Donnerstag: In j Madrid, Valladolid, Burgos und Saragossa j wurden mittaas wie voraus bestimmt, die Läden geschlossen. Im Ministerrat erklärte Minister präsident Siloela, die Regierung werde die Ord nung energisch aufrecht erhalten. In Valencia sollen ernste Unruhen ausgebrochen sein. Balkanstaate«. * Der amerikanische Geschäftsträger Griskom in Konstantinopel überreichte der Pforte eine zweite energische Note, um die baldige Erfüllung der Forderungen Amerikas in betreff der Entschädigung der bei den Metze leien in Armenien geschädigten Missionare durch zusetzen. Erst wenn die Pkwie auch diese Note gleich der ersten zögernd behandelt, wird die Washingtoner Regierung „zuverlässigen" Infor mationen zufolge ein Ultimatum stellen. Afrika. *Wenn nicht glückliche Zufälle den Eng ländern zu Hilfe kommen, so stehen sie allem Anschein nach im Aschantilande bald recht mißlichen und unter Umständen weitergreifenden Gefahren gegenüber. In der Landeshauptstadt Accra läuft das Gerücht um, daß Kumasfi, wo der Gouverneur eingeschlossen war, gefallen sei. Die Stämme der Akims, Kwahns und Khoranzas machen wahrscheinlich mit dem Feinde im geheimen gemeinsame Sache. Die Tele graphenlinie nach Prasu ist unterbrochen. Australien. *Auf der Samoainsel Tutuila, welche den Ver. Staaten durch den deutsch- i englisch - amerikanischen Vertrag zugesprvchen ! wurde, ist in Gegenwart des deutschen Kreuzers i „Kormoran" die amerikanische Flagge gehißt worden. Ans dem Perchstttge. Der Reichstag beschäftigte sich am Donnerstag ! zunächst mit der ersten Beratung der Vorlage betr. t daN Miliräntrafvcrfahrcn in Kiautschou. Abg. s Bassermann (nat.-lib.) stellte für die zweite Lesung ' einen Antrag in Aussicht, der den provisorischen ! Charakter des Gesetzentwurfs betont. -- Später ! wurde die zweite Lesung des Gewerbe - Unfall- - versia-crungsgesehes beendet. Die zahlreichen sozial- i demokratischen Abänberungsanträge wurden wiederum ; samt und sonders abgclehnt. Am Freitag wird die zweite Beratung der neuen > Unfallversicherungsgesetze fortgesetzt mit ! dem sog. Mantelgesetz. Die §81 und 2 werden t ! debattelos genehmigt. Der 8 3 handelt von den j ! Schiedsgerichten. Er überträgt die Funktionen der bisherigen Unfallschiedsgerichte auf die gemäß § 103 s des Jnvaliditäts-Versicherungs - Gesetzes errichteten^ Schiedsgerichte. Abg. Molkenbuhr (soz.) begründet einen sozialdemokratischen Antrag, nach dem zur Entschei dung dieser Streitigkeiten besondere Kammern bei den Gewerbegerichten gebildet werden sollen. — Für den Fall der Ablehnung dieses Antrages soll sie den Vorständen freier Hilsskassen verliehen werden, welche sich über den Bezirk der unteren Verwaltungs behörde hinaus erstrecken. . Abg. Frhr. v. Stumm (freikons.) erklärt sich gegen diesen Antrag. Er könne diese territorialen Schiedsgerichte nicht für die geeignete Instanz halten. Ministerial-Direktor v. Woedtke erbittet eben falls Ablehnung des Antrages. Nach unerheblicher weiterer Debatte wird der Antrag abgelehnt, ebenso ein fernerer, vom dem Abg. Stadthagen befürworteten Antrag zum § 5, dahingehend, daß die Wahl der Schiedsgerichts-Bei sitzer „entsprechend der Wahl zu den Gewerbe- gerichtcn" erfolgen solle. K 7 schreibt vor, daß bei der Verhandlung über Unfälle aus der Land- und Forstwirtschaft sowie aus dem Bergbaubetriebe Beisitzer aus diesen Be trieben zuzuzicben sind, falls nicht besondere Nus- nahmeverhältnisse einzelne Abweichungen rechtfertigen. Im übrigen soll der Vorsitzende des Schiedsgerichts Beisitzer aus der betreffenden Betriebsart außerhalb der Reihenfolge zuzichm können. Abg. Rösicke°- Dessau (wild-lib.) beantragt hier in Gemeinschaft mit den Abgg. Hovnann-Dillenburg (nat.-lib.), Frhrn. v. Stumm (freikons.) und Frhrn. v. Richthofen (kons.), im ersten Satze vor „zuzu ziehen sind" einzufügen: „im übrigen aus den sonstigen Beisitzern". Geheimrat Caspar bittet, diesem Antrag keine Folge zu geben. Derselbe sehe sich sehr hübsch an, sei aber praktisch undurchführbar. Abg. Rösicke - Dessau (wildlib.) begründet seinen Antrag. Z 7 wird darauf mit dem Antrag Rösicke u. Gen. angenommen, ebenso 88 7a und 8. Als neuen § 8u beantragen die Sozialdemokraten, folgende Bestimmung einzufügen: „Soll dem Ver letzten nicht die Vollrente bewilligt werden, weil er in einem anderen als seinem bisherigen Beruf noch etwas erwerben könne, so sind Sachverständige aus dem Berufszweige, in dem für den Verletzten noch eine Möglichkeit vorhanden sein soll, vor der Ent scheidung zu hören." Abg. Fischer-Sachsen (soz.) bittet um An nahme dieses Antrages. Staatssekretär Graf Posadowsky hält diese Vorschrift nicht für ausführbar. ES müßten mit unter Sachverständige aus einer ganzen Reihe von Berufsarten zugezogen werden. Abg. Molkenbuhr (soz.) bestreitet, daß die Bestimmung undurchführbar sei. Wo es sich um so wichtige Entscheidungen wie die etwaige Kürzung einer Rente handle, könnten auch Sachverständige aus verschiedenen Berufen vernommen werden. 8 8a wird darauf abgelehnt. — 8 9 gelangt debattelos zur Annahme. 8 10 behandelt die Organisation des Reichs- Versicherungsamts. — Dem Kaiser wird darin das Recht zur Ernennung der Vorsitzenden der Spruch kammern zugesprochen. Abg. Hofmann-Dillenburg (nat-lib.) bean tragt, das Wort Spruchkammern durch „Senate" zu ersetzen. 8 10 wird darauf mit dem Antrag Hofmann- Dillenburg angenommen. § 15, welcher vorschreibt, daß die Entscheidungen des Reichs-Versicherungsamts in der Besetzung mit 5 Mitgliedern einschließlich des Vorsitzenden erfolgen sollen — die Regierung hatte die Besetzung mit mindestens 4 Mitgliedern vorgeschrieben —, wird unverändert nach den Kommissionsbeschlüsscn an genommen. Als Z 15 s. hat die Kommission eine neue Be stimmung eingefügt, nach der bei etwaigen Ab weichungen von grundsätzlichen Entscheidungen einer Kammer oder der vereinigten Kammern drei Kammern unter Vorsitz des Präsidenten des Reichs-Versicherungs amts zu entscheiden haben. Abg. Frhr. v. Richthofen (kons.) beantragt, in diesen Fällen nur zwei Spruchkammern zusammen- tretcn zu lassen. Abg. Gaulke (freis. Vp.) beantragt, für den Fall der Annahme des Antrages Richthofen statt je eines Vertreters der Arbeitgeber und Arbeiter deren je zwei zu der erweiterten Spruchkammer hinzuzuziehen. Z 15a wird darauf mit den Anträgen Richt hofen und Gaulke angenommen. — Die 88 16 bis 19 gelangen sodann debattelos zur Annah m e. 8 20 enthält die weiteren (fakultativen) Einrich tungen der Berufsgenossenschaften, wie Haftpflicht- Versicherung, Arbeitsnachweis, Rcntenzuschuß- und Pensionskassen. Die Teilnahme an solchen soll frei willig sein, sür die landwirtschaftlichen BerusS- genossenschaften aber soll der Beitritt mit Zwei drittel-Mehrheit vorgeschrieben werden können. Abg. v. Waldow undReitzcnstein (kons.) beantragt formell die Streichung der Ausnahme sür die landwirtschaftlichen u. s. w. Berufsgenosfen- schaftcn. Abg. Hofmann-Dillenburg beantragt, daß die Haftpflicht-Versicherung nicht nur sür Betriebs- Unternehmer, sondern auch für die in bezug auf die Haftpflicht den Unternehmern gleichgestellten Per sonen zugelassen werde, daß ferner die Ausnahme für die landwirtschaftlichen rc. Berufsgenossenschaften über den obligatorischen Beitritt gestrichen, und daß endlich ein Zusatz beschlossen werbe, in dem aus drücklich festgestellt wird, daß die Berufsgmossen- fchaften auch in bezug auf diese freiwilligen Ein richtungen der Aufsicht des Reichs-VersicherungsamtS unterstehen sollen. 8 20 wird mit den Anträgen Hofmann-Dillen burg und v. Waldow-Reitzenstein angenommen. Der Nest des Mantelgesetzes gelangt ohne Dis kussion zur Annahme; ebenso die folgende, von der Kommission beantragte Resolution: „die verbündeten Regierungen zir ersuchen, dem Reichstag thunlichß bald einen Gesetzentwurf vorzulegen betr. Unfall versicherung der bei Rettung oder Bergung von Per sonen oder Sachen verunglückenden Personen." Die Tochter des Grabendefitzrrs. 21) Roman von Zoö von Reuß. (Schlich.) Die beiden Güterschlächter hatten im stillen bei sich erwogen, ob es, bei der Größe des Objekts, nicht vorteilhaft sei das Geschäft ge meinschaftlich zu machen — vereinte Kraft macht stark! Indessen — Kompanie ist Lumperie! Dennoch Vielleicht ließ der Amtsgerichts» rat noch einmal eine Pause eintreten, wäh end welcher man sich bereden konnte. Die verblüfften Blicke wurden zu verständnisvollen . . . Da — plötzlich — tritt eine schwarz ge kleidete Frauengeftalt aus dem Hintergrund her vor. Sie ist vor fünf Minuten leise eingetreten, hat einen Augenblick stillgestanden, und vermut lich das Höchstgebot vernommen. Nähertretend hat man ihr unwillkürlich Platz gemacht, halb aus Ueberraschung halb aus Höflichkeit. „Fünftausend Mark mehr!" sagt Ina von Lüttringhausen ruhig und fest. „Was sehe ich? Gnädige Frau auch hier? Das ist ja ein ganz unerhofstes Vergnügen!" lächelte der rundliche, gemütliche Amtsge ichtsrat und schiebt der schwankenden jungen Frau einen Stuhl hin. Ina dankt und setzt sich, jedenfalls um den Verlauf der Verhandlung abzuwa ten. Auch hat der Protokollführer seine Thätigseit wieder begonnen und das Gebot der Baronin proto- kollie t. „Sie kommen als Mitbieterin, gnädige Frau?" fragt der Subhastationsrichter wieder. „Ja, Herr Amtsgerichtsrat l" „Entschuldigen Sie, aber — ich verstehe nicht ganz —" Inas Antwort ward durch ein neues höheres Gebot des Bevollmächtigten des Frankfurter Bankiers abgeschnitten. Die junge Frau erscheint plötzlich noch blasser als sonst, doch erhebt sie sich und spricht: „Abermals fünftausend Mark mehr!" Und dabei legt sie ein Paket auf den Tisch sind bfttet den Amtsgerichtsrat, die Wert papiere zu prüfen. Dieser blickt sie verwundert an, ruft bei der einbrechenden Dunkelheit nach Licht, und prüft wirklich, prüft lange. Die Spannung der Umstehenden ist dabei auf den Höhepunkt gestiegen, es ist trotz des dichtgefüllten Saales so totenstill, daß man eine Nadel fallen hören würde. Aber die Sache des Vermögensnachweises scheint in Ordnung zu sein, denn der Amtsgerichtsrat nickt zustimmend. Das Gebot muß seine Gültigkeit behalten. Die beiden Güterschlächter werden unruhig. Sie sehen allmählich das hoffnungsvolle Spiel aus der Hand gehen, ehe sie noch eigentlich in Aktion getreten find. Einer von ihnen, dessen Spekulationsgeist nicht zur Ruhe kommen will, thut jetzt wirklich noch ein unbedeutend höheres Gebot. Aber es ist zu spät. Der Amtsgerichtsrat zieht die Uhr hervor und spricht: „Ich muß die Herren Kauflustigen benachrichtigen, daß wir in der letzten Stunde des heutigen Bietungstermins eingetreten sind. Gesetzmäßig werden von jetzt an keine neurn Käufer mehr zugelassen, während es den früheren Bietern freisteht, ihre Gebote auf das Verftei- gerungsobjckt fortziisetzen. . . . Gnädige Frau, darf ich Ihnen ein Glas Wasser anbieten?" wendet er sich an die todblasse Baronin, indem er den Labetrunk aus der Karaffe selbst ein gießt. Wie fast alle Männer besitzt er eine große Furcht vor Ohnmachtsanwandlungen oder Nervenzufälle der Frauen — Aber die Baronin hielt sich aufrecht und scheint nur zu warten — Umsonst! Es verfließt Minute auf Minute, Viertelstunde auf Viertelstunde, ohne daß irgend jemand Lust gezeigt hätte den Bietungskampf wieder aufzunehmen. Im Gegenteil macht man es sich behaglich, indem sich im Nebenzimmer eine Gruppe bildet, die sich beim Schoppen die Zeit zu verkürzen sucht, und den sonderbaren Verlauf der Versteigerung bespricht. Zwar war es kein Geheimnis, daß die junge Baronin Lüttringhausen noch ein Vermögen besaß, das der Gütergemeinschaft entzogen geblieben war, aber niemand hatte geahnt, daß sie es in dieser Weise anlegen und verwenden werde, und man wußte nicht recht, ob man über ihr Vorgehen den Kopf schütteln oder die junge Frau bewundern sollte. So verging die letzte Stunde an deren Schluß der Amtsgericht! rat selbst die Bekannt machung verlaß, daß die Frau Baronin Ina von Lüttringhausen geborene Mengersen das Metstgebot aus Rittergut Lüttringhausen behalten habe, mit der Verpflichtung nach Ablauf von sechs Wochen zur Kausgelderbelegung an Ge richtsstelle zu erscheinen! 26. Das Campener Gutshrus erstrahlte bei Einbruch der Dunkelheit in Hellem Glanz?. Alle Zimmer waren erleuchtet, und warfen die Lichter ihren Schein in langen, blendenden Streife» wett in die dunkle Herbstnacht hinaus und am den ersten Schnee, der die Tümpel und Pfütze» der Dorfstraße in winterlichem Frost erstarre» ließ. Vor einer Stunde war der Kutscher nach der Bahnstation gefahren, um das heimkehrende, junge Ehepaar, Friedrich Melzer und Irene Ullenhagen, von dort abzuholcn. Nach einer stillen, im engsten Familienkreise verlebten Hoch" zeit war die junge Frau dem Gatten nach Eng' land gefolgt, wohin er zum Besuch seiner dort!» gen Freunde gegangen war. Da knallt der Kutscher lustig, und gibt da» mit das verabredete Zeichen der glücklichen, er» wünschten Rückkehr. Steffen Klaus, der mit seiner jungen, schönen, zärtlich geliebten Fra» wartend an der Hausthüre f eht, richtet sich noch höher auf, und Gesche streicht mit der vollen!» wickelten, wohlbegildeten Hand noch einmal glättend über die blendweiße, leinene Haus» srauenschmze, in deren sauberen Schmuck sie die „Herrschaft" zu empfangen gedenkt. Da hält schon der Wagen. Mit kühnem Sprung ist Friedrich Melzer heraus, schüttest dem Schulfreunde die Hand, küßt Gesina am den frischen Mund, und hebt die glückstrahlende Irene triumphierend heraus. Tann geht es, von Sehnsucht getrieben, ohne Aufenthalt die teppichbelegte Treppe hinauf, woselbst das jungt Ehepaar im geräumigen Wohnzimmer ron dcM Kommerzienrat, der hocheleganten Kommerzicw rätin und der Frau Pastorin empfangen wird, die trotz ihrer leidenden Gesundheit gekommen ist, um ihre Kinder aus Herz zu drücken. AM Dietrich von dem Fließe ist anwesend, nev»
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