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Es ist so schwer, in einer einzigen Person die Type einer ganzen Klosse von Menschen darzustellen." Rosine senkte den Blick errötend zn Boden. Der englische (Oberbefehlshaber Lord Roberts landet in Kapstadt. „Großen Künstlern gelingt das doch zuweilen." „Ha — ha ha — — wollen Sie diese pseudonyme Feder nm Ende dazu rechnen? O nein, Signorina sie zeichnet vage Phantasiegestalten." Dante schlug das Buch auf, blätterte darin und bemerkte, daß eine Stelle ganz leicht mit einem Bleistift gekennzeichnet war. „Sie scheinen kritisch zu lesen?" — „Wieso?" „Nun, es ist immerhin selten, daß junge Damen sich einzelne Stellen im Nomone onstreichen." „Anstreichen?" fragte Rosine erschrocken. „Das setzt voraus, daß dieselben einen gewissen Eindruck auf Sie gemocht hoben, oder daß Sie mit ihren eigenen Ansichten be sonders übereinstimmen." Dante las die bezeichnete Stelle: „Mary Barclay wurde unglücklich, denn als echten Italiener hatte nicht ihr goldenes Gemüt " „Geben Sie her, geben Sie her —" rief Rosine heftig und wollte Dante dos Buch aus der Hand reißen. „O nein — nein!" entgegnete dieser lachend, „solche geheimen Gedanken einer Mädchenseele zu enträtseln ist doch zu verführerisch für uns Männer, wenn cs am Ende auch nicht schicklich ist." „Sie sind obscheulich!" „Den Conte Peccassi bewogen, um ihre Hand zu werben, sondern ihr Besitz." „Sie sind schändlich!" Rosinens Augen füllten sich mit Thrünen, Dante Ferraro aber ließ das Buch langsam sinken, Leichenblässe überzog sein Gesicht, seine Angen logen wie erloschen in ihren Hohlen und um seine Lippen zuckte es schmerzlich. „So so ihr Besitz und nicht ihr goldenes Gemüt als echten Italiener — und diese Stelle hat Ihnen einen besonders tiefen Eindruck gemacht — —- hier, Signorina, hier ist das Buch ich ich — — bedaure meine Indiskretion — — sehr — — wirklich sehr." Daute legte das Buch leise auf die Bank, fuhr sich mit der flachen Hand über die Stirn, wo ihm dicke Schweißtropfen perl ten, und schritt langsam den buschigen Weg ent lang. — „Dante Daute," schwebte es auf Rosinens Lippen, aber sic unterdrückte den Schmer zensruf mit Gewalt, preßte das Taschentuch vor die Augen und weinte bitter lich. Plötzlich ergriff sie das Bnch und schleuderte es von sich. — Die Sonne hatte sich gesenkt, der Berg warf lauge Schatten über den Garten, der Farbenschmelz, der bis dahin auf den Büschen und Beeten gelegen hatte, war verschwunden, ernst und düster lag alles vor Rosinen da. Sie scheuchte auf, es nahten Tritte und Wilhelm Hellmann näherte sich schleunigst der Bank. „Du hier? Du weinst? Weshalb? — Weißt Du etwa? Wer ging hier eben fort, ich hörte die GarteMhür? War Kasimir Noth hier? Ja? War er? Rosine! — Rosine! — Du — Du hast ihn doch nicht etwa ab gewiesen?" Herrn Hellmanns Stimme zitterte, seine Augen glühten in unheimlichem Glanze und Rosine erschrak, wie blaß, wie verstört ihr Vater aussah. — „Nein, Kasimir Roth war nicht hier. — Was ist Dir? — Was soll ich wissen?" — „Wer ver ließ den Gar ten?" — — „Signor Dante Ferraro," antwortete sie halblaut mit gesenkten Li dern. — — „So? Nun, dann ist's gut. Aber Du weißt es? Sollte er Dir's verra ten haben?" „Ver raten? Was denn?"fragte Rosine atem los. Das wirre, erregte in Durban. Wesen ihres Vaters beun ¬ ruhigte sie aufs höchste. „O, nichts — nichts." „Nichts? — Ich kenne Dich besser, Vater, durch ein Nichts läßt Du Dich nicht so aus der Fassung bringen." IForlsetzun.q solgtg Ausschiffung einer Lyddichaubitzenbatterie Der Burengeneral Schalk Burger.