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Allgemeiner Anzeiger : 02.05.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190005026
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19000502
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-05
- Tag 1900-05-02
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Monat
1900-05
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 02.05.1900
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Dir Tochter Les Gruvrrrbesttzers. 17) Roman von Zo 8 von Reuß. Alle diese Umstände hatten indessen nicht vermocht, den Kommerzienrat irgendwie zu beein flussen: er vertraute seinem bewährten Blick und seiner Erfahrung — fast mU Selbstüber schätzung! . . . Da kam die Nachricht vom Ankauf Campens durch den jungen Ingenieur. Und sofort ent stand bei dem Kommerzienrat der Gedanke, daß Friedrich Melzer, der ihm seine Ausbildung, -sein alles" verdankte, sein Konkurrent zu werden ve ab n astige — vermutlich weil es ihm nicht ge lungen war, als sein Schwiegersohn sich in der -Irene" festzusetzen! ... Er schätzte Friedrich Melzer für zu einsichtig, als daß er glauben konnte, daß der junge Bergingenieur die länd liche Bewirtschaftung von Campen übernehmen werde, von der er nichts verstand und die plastische Verbindung desselben mit Steffen klauS war vorläufig noch ein Geheimnis. Er würde Kohlen graben wollen — wie Baron Lüttringhausen! ... Ob er sie finden werde blieb Glückssache! Es galt auch hier: entweder ein großes Kapstal oder ein kleiner Zufall! Jedenfalls würde Friedrich Melzer, schon als Fachmann, die Sache klüger anfangen als der unge Baron, der in semer persönlichen Meinung >och immer von den, ost einander wider- prechcnden Urteilen anderer abhängig blieb, mrd mnn mit dem Kopf durch die Wand wollte. Mit diesen Gedanken nahm er die Kündigung Friedrichs entgegen, und betrachtete er denselben von diesem Augenblicke an mü wenig wohl wollenden, mißtrauischen Blicken. Auch verfehlte er keineswegs, bei passenden Gelegenheiten die Tochter für den Sohn eines schlesstichen Ge schäftsfreundes zu bestimmen, der bei einem klug eingeleiteten Besuch in Villa Irene sich bald ganz offen als eifriger Bewerber um Irene Uüenhagens Gunst darstellte. So waren unter Erwägungen und- Hin- und Herreden, besonders zwischen Mutter und Tochter, einige Tage hingegangen, in denen die Tochter zu der Ueberzeugung gekommen war, daß die Eltern, trotz der Liebe zu ihr, nicht mehr fähig waren, ihr junges Herz zu verstehen! Aber — verstand ste sich denn selbst? War das lang jährige beglückende Gefühl, das ste ihm ent gegenbrachte, und das ste bis jetzt verhindert hatte ihre Wahl fürs Leben zu treffen — die Liebe? Es gefiel ihr keiner besser als er, und ste vermißte den frühem vertrauten Umgang in der Gegenwart mit Schmerzen. Dennoch kamen Augenblicke, in welchen ste sich durch die andern beeinflußt fühlte, besonders seit der Zeit, wo auch der Vater an dem Freund zu zweifeln be gann — also namentlich seit der Kündigung .... In unerquicklichen, widerstreitenden Gefühlen blickte ste durch das Erkeiffenster bis hinüber nach Skntel, wo seine heißgeliebte Mutter wohnte, die neuerdings wieder leidend war. Es zog ste mit Macht in das kleine, grünumbuschte Haus, welches die Frau Pastorin bezogen hatte, als ste das Pfarrhaus nach dem Tode des Gatten vor fünfzehn Jahren verlassen mußte.... ! Um den quälenden Gedanken zu entfliehen, > nahm Irene endlich ein Buch aus ihrem reich ¬ haltigen Bücherschatze und ging damit in den Garten hinab. Am Aus gang des Parkes lag ein stilles, heimliches Plätzchen unter einer brestverzweigte», melancholischen Mme: dort war's ruhig und friedlich wie nirgends. Fast unbewußt schlug Irene oftmals den Pfad nach dort ein, auch ihre Hängematte war dort an den Zweigen auf geknüpft. Heute nahm sie indessen auf der Steinbank Platz, filmend, träumend. Endlich schlug sie das Buch auf, nach welchem ste mechanisch gegriffen, und das fie noch nicht angesehen hatte. Es war ein Band Gedichte ihrer Landsmännin Annette von Droste- HWHoff, deren stimmungsvolle Porsten fie schwärmerisch liebte. Umwendend erblickte fie zwischen den Blättern ein sorgsam getrocknetes Vergißmeinnicht. Und lebendiger als jemals steht sofort der Geber des Blümchens vor ihren Augen, und der Augenblick, au welchem fie es empfangen hat. Deutlich vernimmt ste seine Worte: „Ich verstehe nicht viel von Blumensprache, aber mir scheint, solch liebes, blaues Blümchen rede: doch allerlei. Es spricht von Trost, Beruhigung, Glauben, Hoffnung! ... Es war vor Jahres frist und an dem murmelnden Bache dort, der von der Wiese kommend, den Pack wie ein Silberband durchzieht, war es gepflückt worden. Ja, das Blümchen redet plötzlich eine Sprache, laut, deutlich, im tiefsten Herzen vernehmbar. Und mit dem stärkern Klopfen ihres Herzens ersteht und kreuzt sich plötzlich in ihrem Kopfe ein längftvernommenes, halbvergessenes Dichter wort: fürAnnexionder Republiken, während wei andere Minister charf für Erhaltung Deutschland. um von Zwistigke sterium. Es verlau ten im Kapmini- :et, zwei Minister seien derUaabhängigkeitderRepubliken einträten, und einer sich neutral verhalte. bkrears einer strengen Prüfung zu unter werfen, damit die auswandernden Feldarbeiter vor Ausbeutung geschützt werden. England. ist daraufhin von den Regierungen der einzelnen ; * Die Amerikaner verstehen in Geld- Bundesstaaten angeordnet worden, daß die Me- > fachen keinen Spaß und wollen ihre Forde- dizinalbehörden die erbetenen Meldungen anrung an die Türkei mit allem Nachdruck das Reichs-Gesundheitsamt gelangen lassen. > eintreiben. Es liegt Wohl etwas Nenomisterei *Ta sich dir Entsendung von Sachver- - darin, wenn fie einen so schroffen Ton gegen ständigen für Handelsangelegen-i die Pforte anschlagen. In Wahrhett werben heiten an die Generalkonsulate in New sie doch nicht auf den thörichten Gedanken ge hör k, Buenos Ayres und Konstant i-i kommen sein, wegen der verhältnismäßig ganz! Nöpel gul Kis - Kurnni? knn 100000 t Regierung, auch einen Sachverständigen zum Generalkonsulat nach Petersburg zu entsenden. * Offiziös glaubt man, daß das thatfächliche Ergebnis des Reichshausbalts für das Finanzjahr 1899 sich um mehr als 60 Mill. Mark günstiger stellen werde, als der Haus haltsvoranschlag vorgesehen hatte. *Die Reichstags-Budgetkommisfion hat am Freitag bei Beratung der Flottenvorlage mü 20 gegen 8 Stimmen einen Zentrums- antrag angenommen, wonach die gesamte Schlachtflotte voll bewilligt, die Vermehrung der Auslandsflotte ge- strich en und die Vermehrung der Material reserve herabgemindert wird. Ueber die Frage der Deckung 8 mittel, als welche die mehrfach gemeldete Steuererhöhungen oder eine ergänzende, den Massenverbrauch nicht be lastende Reichssteuer vorgeschlagen wird, ent spann sich eine längere Debatte, die am Dienstag fortgesetzt werden soll. * Die Weingesetznovelle dürfte, wie ein Fachblatt meldet, demnächst im Reichstage vorgelegt werden, nachdem fie bessere Begriffs bestimmungen bett. Wein, Kunstweinverbot und Kellerkoutrolle erhalten hat. * Die unter dem Kommando des Kapitän leutnant Funke stehende Torpedoboots- Division trifft am Donnerstag abend in iKöln ein. *Ein empfindlicher Mangel an Beamten ! ist, wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, - bei der Postverwaltung eingetteten. Jn- ! folge der ungewöhnlichen Zunahme des Verkehrs ! und des wirtschaftlichen Aufschwunges fehlt es an einer ausreichenden Zahl von Anwärtern für die mi 1 tlere Laufbahn. Bewerber wer- den sofort angenommen und haben recht gute i Aussichten. Die Meldung zum Eintritt erfolgt s bei der Ober-Postdirsktion des Wohnorts. Orfterrsich-l'E^'rrn. s * Der Lemberger Landtag hat die Regierung j aufgefordert, über die im Jahre 1900 zu den Feldarbeiten nach dem Auslande aus wandernde Landbevölkerung ge naueste Daten, insbesondere unter Berücksichtigung von Atter, Geschlecht, Beschäftigung und Besitz- Verhältnisse der Auswandernden vorzulegen, so wie die Arbeitsvermittelungs- Politische Rundschau. Tom Kriegsschauplatz. * Der Entsatz von Wepeneristden Engländern gelungen. Die Boeren haben die Belagerung aufgegeben, weil ihnen allzu starke englische Truppemnassen auf den Leib rückten. An sich war Wepener mit seiner kleinen, auf 300 Mann zusammenge schmolzenen Garnison kein sehr wichtiger Punkt, und die Engländer haben es sich redlich Mühe losten lassen, unverhältnismäßig große Detache ments abzusenden, die Stadt zu entsetzen. Darum haben fie auch die Truppenmacht der Boeren zwischen Bloemfontein und Wepener möglichst hoch anzugeben versucht, jedenfalls viel höher, als fie es thatsächlich war. Als einen großen Erfolg können die Brüen den Entsatz von Wepener nicht auffassen, da eS ihnen nicht ge lungen ist, die Boeren abzufangen, die recht zeitig ihre gefährdeten Stellungen zu räumen wußten. * In Natal ist allem Anschein nach auf irgend eine für die Weiterentwickelung des Krieges wesentliche Aktion nicht mehr zu rechnen. Ein Telegramm aus Ladysmith besagt: Es ist keine Ausficht, daß der gegenwärtige Stand der Dinge sich ändere. Die Boeren fanden die englische Stellung auf beiden Setten unangreifbar. Die Möglichkeit, fie anzugreifen, ist sehr gering. Die englischen Patrouillen durchkreuzen das Land in der Richtung auf Acton Homes, ohne eine Spur von den Boeren zu finden. * Eine Explosion in dem Boeren- arsenal fand nach einer .Reuter' - Meldung Ms Pretoria am Dienstag abend in der Gießerei von Begbie statt. Das Gebäude wurde völlig zerstört. Zehn Personen wurden getötet, 32 verletzt. Die meisten Verunglückten find französische und italienische Arbeiter. Sofort nach der mit einem fürchterlichen Knall er folgten Explosion standen sämtliche Häuser der Nachbarschaft in Flammen. * In Kapstadt gehen anhaltend Gerüchte Ks« Nah ««L Fern. Rammten. Die Rominter Heide wird dem Kaiser in Zukunft nur zur Jagd auf Hochwild dienen. Auf Veranlassung des Monarchen soll nämlich der Schwarzwildbestand der Heide voll ständig ausgehoben werden. Infolgedessen sind gegenwärtig die Forstschutzbeamten eifrig bemüht, die Wildschweine einzufangen oder abzuschießen. Bis zum Herbstjagdaufeuthalt des Kaisers is Rominten soll die Arbeit vollendet sein. Konitz. Die Negierung hat nun die Ge samtbelohnungssumme zur Ermittelung des Mörders auf 20 OM Mark erhöht, so daß jetzt 26 MO Mark zu diesem Zweck zur Verfügung stehen. Erfurt. Durch den in Ermstedt ansässigen Arzt Wicht ist festgestellt worden, daß das drei Monate alte Kind des Sachsengängers Kotalla aus Russisch-Polen, welcher auf dem Gute Schadende bei Alach thätig ist, die schwarzen Pocken hat. Der Kreisphystkus ließ das Kind nach dem städtischen Kranksnhause zu Erfurt transportieren. Die Mutter begleitete ihr Kind > freiwillig. Diese, sowie sämtliche Bewohner Schadendes (etwa 25) find von Dr. Wicht geimpft worden. Außerdem hat Sanitätsrat ' Dr. Heydloff das Verbrennen der Mobilien und ! Kleidungsstücke des Kotalla, sowie die sorg- - fältigste Desinfektion der Wohnung angeordnet. ! Auch auf einem Gute bei Geußen find mehrere i rusfis he Arbeiterinnen an den Pocken erkrankt. bringen. . .. „ , Abg. Paasche (nat.-lib.) tritt ebenfalls für beabsichtigt die ' unbedeutenden Summe von 100 000 Dollar - möglichste Beschleunigung der Angelegenheit ein. * Der Kaiser wird nach der ,Post' Ende j Mai oder Anfang Juni zur Jagd in Prökel-! »Die Königin Viktoria ist am Witz als Gast des Fürsten, zu Dohna- Donnerstag Wiede? aus Irland abgereist. Schlobttten emtrefftn und dabei auch seinem Ihr dreiwöchiger Aufenthalt auf dem sonst für inzwischen an Re Haffuferbahn angeschlossenen die Engländer so heißen irischen Boden ist ohne Elbmger Gut Cadinen emen Besuch ao- j^n unliebsamen Zwischenfall verlaufen. Viel- statten. leicht wird dieser Besuch der Königin und die * Zur Großjährigkeitserklärung hierbei plötzlich erwachte Jrenfreundschaft der des Kronprinzen wird auch als Vertreter Engländer dauernde politische Folgen haben, des Zaren der Großfürst Konstantin Konstanttno- Ftalien witsch nach Berlin kommen und den Andreasorden * Der Unterrichtsminifter Baccelli als Prä- überbringen. ! iident des Kongresses zur Bekämpfung * Graf v. Waldersee feierte am Freitag der Tuberkulose, welcher gegenwärtig in sein bOjähriges Militär-Jubiläum. Neapel tagt, richtete an die deutsche Kaiserin * Der Reichskanzler hat den Regierungen der folgendes Telegramm: „Königin Margherita ist Bundesstaaten mitgeteilt, daß es für das Ge - Un Neapel, wie seiner Zett Eure Majestät in sundheitsamt von Wert fei, über dieje- Berlin, Patronin des Kongresses zur Bekämpfung uigen Erkrankungen, welche im deutschen ' der Tuberkulose. Bom Glanze des Thrones Reiche bei einer größeren Zahl von Personen umflossen, wirken Eure Majestäten an den Völ- infolge des Genusses verdorbener, nach- kern, die Sie beide lieben, den größten Segen gemachter oder verfälschter Nah-! inmitten der Bewunderung der ganzen Welt, runas- und Geuußmittel (namentlich, Spanten. Fleisch, Wurst, Konserven, Fische, Austern,! «Karlistischen Verschwörungen Muscheln, Getränke) auftreten und über das § ist man in Spanien auf die Spur gekommen. Die Vorkommen ansteckender, in der betreffenden G-ndarmerie entdeckte in einer kleinen Ortschaft Gegend nicht einheimischer Krankheiten (nament- Sri Barcelona eine Mederlage von 500 Ge- lich Pocken, Rückfallfieber, Ruhr, Genickstarre, i wehren, welche, wie eS scheint, für die Karlisten Typhus), sofern diese in außergewöhnlicher Aus- bestimmt waren. breitung sich zeigen, Kenntnis zu erhalten. Es j Amerika. Aus dem Ueichstaqe. Der Reichstag nahm am Donnerstag das Ueber einkommen mit Oesterreich-Ungarn zum Schutz der Urheberrechte an Werken der Litteratur, Kunst und Photographie in dritter Lesung debattelos an. Von der seiner Zeit zum Etat eingebrachten Resolution Rembold (Zentr.) betr. die Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche wurde der erste Teil angenommen, der eine Revision der bestehenden Vorschriften zur Verhütung der Maul- und Klauenseuche verlangt. Dagegen wurde der zweite Teil der Resolution bett. Milderung der Sperrmatzregeln abgelehnt. Hierauf wurde noch eine Anzahl von Petitionen erledigt. Am Freitag steht zunächst auf der Tagesordnung die folgende Interpellation der Abgg. Dein- hard u. Gen. (nat.-lib.): „Bis zu welchem Zeitpunkt ist die Vorlage betreffs Abänderung des bestehenden Weingesetzes im Reichs tage zu erwarten?" Staatssekretär Gras Posadowsky erklärt sich bereit, die Interpellation sogleich zu beantworten. — Zu ihrer Begründung verweist Abg. Deinharb auf die wiederholt zum Aus druck gebrachten dringenden Wünsche der Wein- Interessenten. Die neue Vorlage müsse eine zweifels freie Definition der Begriffe Wein und Kunstwein bringen, sie muffe aber auch eine wirksamere Kontrolle schaffen. Staatssekretär Graf Posadowsky: Auf Grund der im vorigen Jahre abgehaltenen Wein konferenz ist von uns ein umfangreicher Gesetzentwurf vorgelegt worden. Wir haben denselben den ver bündeten Regierungen unterbreitet, er ist aber auf sehr erhebliche Bedenken gestoßen. Ich möchte den Herren empfehlen, auch ihrerseits die Behandlung dieser sachlichen Dinge heute auszuscheiden. Sie werden am besten in der nächsten Session behandell werden, wenn Ihnen das Gesetz zugeht. Auf Antrag des Abg. Bassermann (nat.-lib.) tritt das Haus in eine Besprechung der Inter pellation ein. Abg. Fitz (nat.-lib.) bittet den Staatssekretär, kein zu großes Gewicht auf die Meinungsverschieden heiten in den verschiedenen Weinbau-Distrikten über die Durchführbarkeit der Kellerkoutrolle zu legen. Sie möge vor allen Dingen die vom Wcinparlament geäußerten Wünsche berücksichtigen, die auf das Ver bot der Fabrikation von Kunstwein imd eine Be grenzung des Zuckergesetzes hinausliefen. Abg. Schmidt-Elberfeld (frs- Vp.) ist der Meinung, daß das geltende Gesetz den deutschen Weinbau erheblich geschädigt habe. Deshalb müsse ein neues Gesetz vor allem den Fälschungen entgegen- treten. Abg. Wallenborn (Zentr.) bittet den Staatssekretär dringend, wenigstens das Notgesetz noch in dieser Session vorzulegen. Dasselbe sei mindestens so notwendig wie das auch vor kurzem erst eingebrachte Seuchengesetz. Abg. R ö s i ck e - Kaiserslautern (Bd. d. Landw.) ist der Meinung, daß es nur an dem guten Willen fehle, daS vorhandene Material in Gesetzessorm zu dem Sultan mit einer Flottendemonstra - tion zu drohen. Der Sultan hat eine be kannte, natürliche Abneigung gegen daS Schulden- '^zahlen, setzt man ihm aber ernsthaft zu, so greift er in den Säckel, in dem 100 MO Dollar schließlich noch immer vorhanden sind. Man hat diesen amerikanisch-türkischen Zwischenfall überall viel zu tragisch aufgefaßt. Nachdem die Regierung des Sultans im Prinzip die Zahlung versichert hat, wird es der Eintreibung wegen nicht zu weitgehenden Maßregeln kommen, wenn der Sultan auch sein Geld noch ein paar Tage sesthätt. Afrika. * Die marokkanische Regierung überreichte den Vertretern der fremden Mächte in Tanger eine Protestnote gegen die Be setzung von Tuat durch die Franzosen. Der französische Gesandte in Tanger erwiderte die Protestnote mit der Erklärung, Frankreich müsse den Protest Marokkos als unbegründet abweisen, da die Besetzung Tuats nur die Siche rung Algiers bezwecke. Asien. * Die in China interessierten Groß mächte haben von einer Flotten demonstration Abstand genommen, da „die chinesische Regierung ernstliche Maß regeln zum Schutz der Fremden ergriffen hat." (Na, na!) Damit schließt die Besprechung. — Die Inter pellation ist damit erledigt. Es folgenKommissionsbsrichte über Petitionen. Eine Pe-itiou des oberschlesischen christlichen Arbeitervereins zur gegenseitigen Hilfe in Benthe« beantragt die Petitionskommission, soweit sie die Regelung der Arbeitszeit (achtstüngige Schichten) und die Arbeiterausschüsse betrifft, dem Reichskanzler al- Material zu überweisen; — über den Teil der Petition jedoch, welcher die Abänderung des Jnva- lidenversicherungsgesetzes und die Amderung der Be stimmungen über die Entlastung von Arbeitern fordert, zur Tagesordnung überzugehen. Abg. Sachse (soz.): Da auf eine landespolizei- lichc Regelung der Arbeitszeit in Preußen nicht M rechnen sei, so müsse die Reichsgesetzgebung eingreifen. Er bedauere, daß das Zentrum seine Hand nicht dazu geboten habe, diese Petition aus den Kreisen ihrer Anhänger der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Abg. Hitze (Zentr.) erwidert dem Abg. Sachse, daß seine Freunde die Ueberweisung zur Berück sichtigung beantragen würden, wenn es sich um de» Maximalarbeitstag nur für Bergarbeiter handelte. Die Petenten forderten aber den Achtstundentag im allgemeinen. Abg. Stolle (soz.) erwidert dem Ministerial direktor Dr. Fischer, eS seien vielfach Verstöße gegen die Wahrheit in den Berichten der säch sischen Revierbeamten nachgewiesen worden. Zum Teil versteuerten diese Beamten auch ein Einkommen, daS ihre amtlichen Bezüge wett übersteige. Sie hätten also noch private Einnahmen. Sie nehmen überall Partei für-die Unternehmer wie die sächsischen Behörden überhaupt. Dagegen werd« es den Arbeiterorganisationen unmöglich gemacht, die Interessen der Arbeiter zu vertreten. Nach weiteren Auseinandersetzungen zwischen dem Ministerialdirektor Dr. Fischer und dem Abg. Sachse, an denen sich auch die Abgg. v. Stumm (freikons.) und Geyer (soz.) beteiligen, wird der Kommijstonsantrag angenommen. Darauf vertagt sich das Haus. Nächste Sitzung: Dienstag. Im Abgeordnetenhause stand am Donnerstag di« erste Lesung des Gesetzentwurfs bett, die Zwangs erziehung Minderjähriger auf der Tagesordnung. Die Redner aller Parteien stellten sich zu dem Ent wurf sympathisch, der einen entschiedenen Fortschritt bedeute. Die Vorlage wurde einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen. Das Abgeordnetenhaus erledigte am Freitag den Gesetzentwurf bett die Dienstvergehen der Beamten der Landesversicherungs-Gesellschaften und das vom Herrenhause angenommene hannoversche Kirchengesetz in zwei Lesungen. In zweiter Be ratung wurde gemäß den Kommissionsbeschlüssen die Vorlage betr. Regulierung des Hochwasserprofils der Weichsel von Gemlitz bis Pieckel erledigt unter Ablehnung eines Antrages des Grafen Kanitz, welcher den Elbinger Deichverband von dm Koste« befreien wollte. Nächste Sitzung Montag. „Ein jedes Band, daS noch so leise Die Herzen aneinanderreiht, Wirkt fort in seiner stillen Weise Durch ««berechenbare Zeit." MS fie eine Viertelstunde später inS Hau- zurückkehrt, ist ste entschlossen, den Antrag Vetter WolssS definitiv abzuweiseu. 21. Der Lenz deS Herbstes, der September, war gekommen. Traumhaft und eindruckslos lag die Hochsommerglut über der Heide. Aber das ver achtete, braune Kind der norddeutschen Land schaft hatte den Purpurmantel um seine Schultern geschlagen, welchen die Millionen feiner, roter Blütchen des Heidekrautes auS Svnnenglut, Gewitterschauern und warmen, mondscheinhellen Sommernächten dem Aschen brödel zu weben Pflegen. Einige Bienen sammel ten laut summend den heißen Duft der E iken, mld blaue Argusfalter gaukelten still und laut los über die weite melancholische Fläche. Gerd Pieper saß auf einem der riesigen brombeer- umhäkelten Steine, die als deutlich wahrnehm bare Zeichen einer furchtbaren Erdrevolution auf der Heide verstreut liegen. Polly lag träge zu seinen Füßen geschmiegt; die Zucht, welche der vierfüßige Wächter innerhalb der Heidschnucken- Herde hielt, war so vortrefflich, daß er sich bet der Sommerschwüle wohl ein zeitweiliges AuS- ruhen gestatten durfte. Gerd selbst bildete an einem groben Strumpfe mühsam und unaus gesetzt Maschen, dessen dauerhafte, farblose Woll fäden im Winter durch Schwester Greten Mater gesponnen waren.
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