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Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190004253
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-25
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.04.1900
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Politische Rundschau. Vom Kriegsschauplatz. * Vom Kriegsschauplatz liegen so gut wie gar keine Nachrichten vor. Viel mehr als durch die neueren Ereignisse in Südafrika ist das Interesse des englischen Publikums in Anspruch genommen durch die geradezu sensationell wirkende amtliche Veröffentlichung einer schonungslosen Kritik, die Feldmar sch a l l Roberts an den englischen Führern in Natal geübt hat. Die ganze Misere in der englischen Heeresorganisation und in der Be setzung der höchsten, verantwortungsvollsten Kommandoftellen ist damit vor der Oeffentlichkeit enthüllt worden. In keinem andern Heer der Welt wäre so etwas möglich gewesen. Während Warren, wahrscheinlich auch Buller dieser Kritik zum Opfer fallen werden, fragt es sich, ob es ihre Nachfolger besser machen werden. *Heftige Regengüsse sollen nach einer Bloemsonteiner Meldung des Londoner .Daily Telegraph' fortgesetzt den Vorstoß der britischen Truppen verhindern. Ebenso wird aus Maseru dem ,Reuterschen Büre au' vom 18. April gemeldet, daß die dortige Gegend infolge heftiger Regengüsse schwer zu leiden hat. Die Flüsse find alle ausgetreten, der Boden ist aufgeweicht, die Laufgräben find mit Wasser gefüllt. * Gegen den drohenden Einfall englischer Truppen von Norden Hec treffen die Boeren Vorkehrungen. Aus Laurenzo Marques wird gemeldet: 250 Boeren brachen von Waterval Onder auf, um durch Zoutpans- berg zu marschieren und Carringtons von Beira kommenden Truppen entgegenzutreten. * Das .Kapstadter Amtsblatt' veröffentlicht folgende Bekanntmachung: Da bestimmte Teile des als Oranje-Freistaat bekannten Ge bietes von britischen Truppen besetzt sind, ist die Zufuhr jeder Art Waren aus der Kapkolonie nach diesen Gebietsteilen wieder ge stattet. * Wenig glaubhaft ist eine Kapstädter De pesche, Transvaal habe Portugal an geboten, diesem die Summe, die es nach dem Delagoa-Schiedsspruch zu zahlen hat, zu leihen; das Anerbieten sei aber m i t Dank abgelehnt worden. * * * Deutschland. * Der Kaiser und Prinz Heinrich trafen am Donnerstag abend in Altona ein und begrüßten dort den von Kopenhagen nach England durchreisenden Prinzen von Wales. Am Freitag früh traf der Kaiser wieder in Berlin ein. * Kaiser Wilhelm traf am 21. d. auf der Wartburg ein. * Ein neuer Flaggenerlaß soll in Bayern demnächst erscheinen, um zu ver hüten, daß nicht, wie am letzten Geburts tage des Kaisers, Unklarheit über das Flaggen öffentlicher Gebäude herrscht. In der bayrischen Kammer erklärte am Donnerstag der Ministerpräsident von Crailsheim, die bayrische Regierung habe stets die nationale Fahne hoch gehalten und werde dies auch in Zukunft thun; sie sei stets für Deutschlands Macht und Größe eingetreten. Um zu dokumentieren, daß die Regierung mit den partilulariftischen Auslassun gen in der Presse nichts zu thun habe, sei von ihr die allerhöchste Genehmigung dafür nachge sucht worden, daß fortan auch am Geburtstage des Kaisers die Staatsgebäude beflaggt werden. *Der deutsche Bergarbeitertag hat die Reichsregierung ersucht, die Zulassung fremdsprachiger, ausländischer Arbeiter in die deutschen Bergreviere zu verbieten, da die fremdsprachigen, des Deutschen wenig mächtigen Bergleute die Gefahr in den Gruben erhöhten. Der Verband will eine Unter suchung über die Beachtung derSprachenveroid- nung auf den Gruben veranstalten. *Ein Gesetzentwurf zum Schutz von Photographien gegen unbefugte Nachbildung befindet sich in der Aus arbeitung und soll demnächst Sachverständigen zur Begutachtung vorgelegt werden. Gewünscht Die Tochter des Gr»de«drsthers. 15, Roman von Zos von Reuß. Indessen war Gerd schon in die Falle ge- aangen. Das übermütige Mädchen im Arm, just wie die andern, war er in den Kreis ge treten und begann sich mit ihr zu drehen. Da es die Hofbauern und Grobknechte thaten, mußte es doch ein Vergnügen sein. Das allgemeine Gaudium der Umstehenden machte indessen seine Dirne bald wieder nüch tern ; sie begann, sich ihres Tänzers zu schämen und löste sich wieder. Dann drehte fie den Lüttgen wie einen Kreisel ein paar Mal um die eigene Achse und ließ ihn inmitten der lachenden Menge stehen, mit einem Gesicht, wie der Voll mond, von dem man auch nicht weiß, ob er weii t oder lacht. In diesem Augenblick trat Gesina Weinert in den Kreis — eine Minute später — und fie stand neben dem verblüfften Lüttgen nnd sprach: -Komm, Gerd, wir wollen zusammen ' rnzen l Paß auf; es wird gehen!" .Bravo!" klang es von seitwärts, aus dem Kreise der Zuschauer, von bekannter Stimme. Sie blickte auf und erkannte errötend Steffen «laus, der ihrem Thun mit großen Augen ge- folgt war. Und „Bravo I" klang es als Echo auch von anderer Seite. Glücklicherweise gelang das Wagestück eines Tanzes mit Gerd auch über Erwarten. Unge- achtet der drehenden Bewegung stolperte er nicht und fiel auch nicht, trotz des Uebergewichts des Obe.kcrpers über die zwerghaften Beine; auch wird u. a. eine Verlängerung der heute nur fünf Jahre währenden Schutzfrist, die Aus dehnung des Schutzes auf jede Art von Nach bildung und die Befestigung solcher Bestimmungen des geltenden Gesetzes von 1876, die beispiels weise bei der Herstellung illustrierter Postkarten den Nachdruck von Photographien gestatten. * Die sächsische zweite Kammer nahm einstimmig einen Antrag auf Vorlegung eines Gesetzentwurfes über Besteuerung der Warenhäuser an. Belgien. * Auf eine in der belgischen Repräsentanten- kammer am Donnerstag eingebrachte Inter pellation über die im Congostaat von einer Anzahl Belgier verübten Grausam keiten erwiderte der Minister des Aus wärtigen, Belgien könne für die Vorkomm nisse im Congostaat nicht verantwortlich gemacht werden. Bezüglich der jüngst er hobenen Anklagen habe der Congostaat das gerichtliche Verfahren eingeleitet, obwohl für einige Vorgänge die amtliche Bestätigung noch aussteht. Holland. * Im Haag empfing die Königin am Donnerstag nachmittag in besonderer Audienz die Mitglieder der Südafrikanischen Mission mit Dr. Leyds und Dr. Müller. Die Mitglieder der Mission mit Dr. Leyds und Dr. Müller hatten darauf eine zweistündige Be sprechung mit dem Staatsrat Aster. Schweden-Norwegen. * Der schwedische Reichstag be willigte am Donnerstag in gemeinsamer Ab stimmung beider Häuser drei Millionen für Munition und Handfeuerwaffen, 12 Millionen Kronen für neue Feld geschütze, 320000 Kronen für freiwillige Schützenvereine und stimmte der Erhöhung der Ausgaben für Marinebauten im Jahre 1901 auf 1 725 000 Kronen zu. Balkm -aalen. * Ein Vertrauensmann des Fürsten Ferdinand bezeichnet dem ,N. W. Journ.' alle Gerüchte von einer angeblich bevorstehenden Verlobung des Fürsten von Bulgarien mit der Großfürstin Helene, sowie von der an geblichen Absicht des Fürsten, Bulgarien zum Königreich zu erheben und sich unabhängig zu erklären, sowie ferner das Gerücht, der Fürst beabsichtige, zum orthodoxen Glauben überzutreten, als vollständig unbe gründet. *Der Großwefir, der Finanzminister und die gesamte HohePforte find in schwerer Bedrängnis. Es fehlt am Besten in Stambul, und der deutsche Reorganisator Raff auf ist nicht in der Lage, Goldbäche fließen zu lassen, wenn ihm die Quellen abge- schnitten werden. Europa verwahrt sich gegen türkischeZollerhöh ungen und Amerika dringt noch dazu auf Bezahlung ausständiger Forderungen. So ist im Augenblick die Lage. Amerika. * Ein arges Versehen der Stadtver- waltungvon Chicago hat dieser Tage die diplomatischen Kreise Washingtons in Auf regung versetzt. Dem spanischen Bot schaf t e r war wie seinen sämtlichen Kollegen vom diplomatischen KorpS eine Einladung zur Teilnahme an Festlichkeiten zugegangen, die am Jahrestage des Seegefechts von Manila in Chicago von der Stadtverwaltung veranstaltet werden. Der spanische Botschafter Herzog von Arcos erblickte darin um so mehr eine Beleidigung, als der Einladungskarte ein Bild aufgedruckt war, welches das Gefecht dar stellt. Er sandte daher die Einladung an den Bürgermeister Harrison zurück mit dem Bemerken, er nehme cm, daß ein Mißverständnis vorliege, indem er nicht glauben könne, daß man auf seine Gegenwart rechne, wo es gelte, die Zer störung spanischer Schiffe und den Tod vieler tapferer spanischer Matrosen festlich zu be gehen; das würde eine bloße Beleidigung sein, die der Botschafter als unverdient nicht für be- abfichtigt halten könne. Daraufhin schrieb der Bürgermeister dem Herzog, um ihm zu erklären, die Einladung sei infolge der Unwissenheit oder der Nachlässigkeit eines Schreibers abgegangen, und bat um Entschuldigung für die unbeabsichtigte Unhöflichkeit. Asten. "Die diplomatischen Aktionen gegen China find von Erfolg' gewesen. Wie .Reuters Büreau' aus Peking vom Mitt woch meldet, wurde dort ein Edikt veröffentlicht, das die Aufmerksamkeit der Vizekönige und Gouverneure auf die von dem gemeinen Volk gebildeten bewaffneten Abteilungen zur Selbst verteidigung lenkt. In dem Edikt wird den Vizekönigen und Gouverneuren befohlen, Pro klamationen zu erlassen, in denen diese Banden aufgefordert werden, sich jeder Feindseligkeit gegen die eingeborenen Christen zu enthalten, und wenn diese Banden sich derartiger feind seliger Handlungen schuldig machen sollten, diese streng zu bestrafen. — Es fragt sich nur, ob dieses Edikt etwas helfen wird bei dem jetzt auch seitens des Pekinger Hofes nach Kräften ge nährten Fremdenhaß. *Wie aus Korea berichtet wird, besteht zwischen dem russischen Gesandten und der koreanischen Regierung immer noch eine Reibung hinsichtlich der russischen Förderin g wegen Verpachtung von Gebietsteilen in Mokpho oder Masampo. Man glaubt, daß Rußland jetzt größere Flächen fordert. DienKbotr«-Uerstchern«g. Wie verlautet, erstrecken sich die Erhebungen, welche zur Vorbereitung für die Revision der Krankenversicherung veranstaltet find, u. a. auf die Frage, ob es zweckmäßig ist, die Dienstboten unter die Verficherungspflicht zu stellen. Der Regelung dieser Materie haben sich bisher ver schiedene Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Die größte war und ist wohl die, daß die Kranken fürsorge, wie fie für die Dienstboten jetzt in den einzelnen Bundesstaaten vorhanden ist, so außer ordentlich verschieden ist. Nach einer früher an gestellten Ermittelung gibt es nicht weniger als sechs Gruppen der Bundesstaaten, in deren jeder die Frage anders geregelt ist. In der ersten Gruppe, zu der Bayern und Württemberg ge hören, besteht Zwang für Krankenversicherung für alles Geflnde. Die Dienstherrschaften haben hier keine Verpflichtung zur Verpflegung ihrer erkrankten Dienstboten. In der zweiten Gruppe, zu der Baden, Sachsen, Hessen, Schwarzburg- Rudolstadt gehören, besieht Zwang zur Kranken- verstcherung für land- und forstwirtschaftliches Gesinde, für anderes Gesinde nur in gewissen Gebietsteilen, während im übrigen die Dienst herrschaften von Verpflichtungen zur Verpflegung ihres erkrankten Gesindes betroffen werden. In Sachsen-Weimar, Braunschweig, Sachsen-Alten burg, Schwarzburg-Sondershausen, welche eine andere Gruppe bilden, liegen die Verhältnisse ähnlich wie in der zweiten Gruppe, jedoch be steht für siädtisches Gesinde bei ihnen kein Ver- ficherungszwang. Bei der vierten Gruppe gilt für gewisse Gebietsteile Zwang zur Kranken- Versicherung für alles Gesinde oder bestimmte Kategorien desselben, sonst liegt den Dienst herrschaften regelmäßig die Verpflichtung zur Verpflegung des erkrankten Gesindes ob. Hier hin gehören Lübeck, Hamburg, Oldenburg, Sachsen-Meiningen, die beiden Reuß, Lippe- Detmold und einzelne Teile von Hessen, Nassau, Schlesien, Hannover. In der fünften Gruppe zu welcher das sonstige Preußen, Mecklenburg- Schwerin, Sachsen-Koburg und Gotha, Anhalt, Waldeck, Lippe-Schaumburg und Bremen ge hören, hat das Gesinde einen besonderen Rechts anspruch auf Krankenversorgung regelmäßig nur gegen die Dienstherrschaft. In der sechsten Gruppe schließlich fehlt jede landesgesetzliche Regelung der Materie. Man wird zugeben müssen, daß die Mannigfaltigkeit auf diesem Ge biete kaum größer sein kann. Indessen gerade daraus werden sich bedeutende Schwierigkeiten für eine reichsgrsetzliche gleichmäßige Regelung der Krankenversorgungsverhältnisse der Dienst boten ergeben. Außerdem darf nicht vergessen werden, daß die Verhältnisse, in denen die land wirtschaftlichen und die industriellen Dienstboten leben, durchaus verschieden sind. Eine Berück sichtigung örtlicher Verhältnisse würde bei einer reichsgesetzlichen Regelung erschwert werden. Kat er seine hübsche Tänzerin mit den Nagel- j schuhen keineswegs auf die Füße. Als die Musik schwieg, hätte er wahrscheinlich gern noch . weiter getanzt; aber die schöne Gesche war schnell von andern großen Tänzern umstanden, die ihn mit Püffen und Rippenstößen hinweg- drängten; selbst, wenn fie zum zweiten Reih n bereit gewesen wäre, würde man es kaum ge stattet haben. Und als sich der Lüttge zu Antje wendete, die in Gesinas Nähe stand, antwortete fie: „Hast noch nicht genug? Wer fich grün macht, den fressen die Ziegen l Mach, daß du heim kommst!" So sah fich der Lüttge allenthalben hinweg- gedrängt und beschloß, nach dem Bierzelt zurück zukehren, wo die Alten fest beim Schoppen saßen. Auch machte man ihm, als zum Klaus- Hof zugehörig, sofort einen Platz innerhalb der Gruppe frei, woselbst sein Herr, Jochem Klaus, saß. Häuer Hiller, der gegenüber Platz ge nommen hatte, stieß sofort mit ihm an. Er war der einzige Blankknöpfige in der Gruppe der Bauern und Landleute; innerhalb der Genossen „vom Leder" besaß er jetzt manchen Feind. Sein naher Verkehr mit den fremden Ar beitern, besonders mit dem Belgier, dem mau jetzt mit einem Male den Spitzbuben ansah; sein Benehmen in der mißlungenen, durch Friedrich Melzers Einschreiten im Sande ver laufenen Streikangelegenheit und seine zu nehmende Trunksucht fingen an, ihn in voll ständigen Mißkredit zu bringen. Man sprach schon untereinander davon, ihm die Verwaltung der durch auswärtige Sammlungen ziemlich wieder gefüllten Streikkasse abzunehmen und sie Häuer Weinert zu übertragen. Da Häuer Hiller aber von langen Jahren her auch in weitern Kreisen bekannt war und daselbst als besonders leidbar in Ansehen stand, fand er am Biertisch immer noch allerlei Ankommen. Wenn die Unterhaltung zwischen ihm und Gerd auch nicht besonders lebhaft, ward es doch das Anstoßen und Zutrinken. Dazwischen aber dachte der Lüttge schmunzelnd und augenblinzelnd an seine Tänzerin. 18. „Würdest du dich wohl entschließen können, nach Campen überzufirdeln, liebe Mutter?" fragte Friedrich Melzer eines Sonntag-Nach mittags st ine Mutter, welche er zu besuchen ge kommen war. Die Doktorin, die mit Abräumen des Kaffee tisches beschäftigt war, stand plötzlich wie erstarrt und fragte mit weitoffenen Augen: „Was soll das, Fntz? Du bist unglücklich, trägst dich mit Plänen — ja, du willst die „Irene" verlrssen!" setzte fie mit Mutterinstinkt hinzu. „Ich glaube allerdings, daß meines BleibenS nicht mehr lange dort sein wird " sagte der Sohn mit Ernst und Trauer. „Die Verhält nisse dort spitzen fich sonderbar zu. Die Lage des Kommerzieurats wird immer schwieriger, und würde mich nur noch fester an seine Seite binden, aber — ich fluchte, daß ich sein Ver trauen verloren habe." „Willsi du dich nicht näher aussprcchen?" „Es bl übt nicht viel mehr zu sagen. Die Kommerzienrättn ist gegen mich eingenommen, Trotzdem kann nicht verkannt werden, daß auch die in Rede stehende Frage eine eingehende Er örterung verdient. Man wird abwarten müssen, ob nicht die veranstaltete Erhebung Ergebnisse zeitigt, welche die erwähnten Schwierigkeiten zu beseitigen geeignet sein werden. -SS—-—---SS Dem Nah «»d Fer». Berlin. Hinsichtlich der Umgestaltung des Friedhofes der Märzgefallenen im Friedrichs hain hat die städtische Park-Deputation am Donnerstag beschlossen, bei ihrem am 10. d. genehmigten Projekt in bezug ms die gärtnerische Verschönerung des Friedbofes stehen zu bleiben. Nur die beabsichtigte Aufstellung einer Tafel, auf welcher die Namen der Gefallenen verzeichnet werden sollten, soll unterbleiben. Die Kosten für die gärtnerische Anlage, für die Ver legung des Zugangweges und für die Er setzung der hölzernen Eingangsthür durch eine eiserne find auf 6000 Mark berechnet. Lübbenau. Die letzte langanhaltende Regen periode hat dem Spreewald wieder recht viel Wasser zugeführt. Dieses ist so gestiegen, daß der Kahn abermals über die Wiesen zu gleiten vermag. Dadurch schwindet die Aussicht aus baldiges Grünsutter immer mehr. Das ist um so trauriger, als das Heu ziemlich aufgebraucht ist. Was sonst im Spreewald fich wohl noch niemals ereignet hat, das ist in diesem Früh jahr eingeketen, daß nämlich einzelne Besitzer Futter kaufen mußten. Sonst ist der Spree wald die Futterkammer Deutschlands. Die frohe Hoffnung auf ein gutes Jahr finkt immer tiefer. Emden. Die Jnbekiebnahme der drahtlosen Telegraphie zwischen dem Feuerschiff „Borkum riff" und dem elektrischen Leuchtturm auf Borkum wird in den nächsten Tagen vor fich gehen. DaS Versonal des Feuerschiffes ist bereits in der Anwendung der Morsetelegraphiezeichen ausge bildet. Anfang Mai dürfte also ein regelmäßiger Nachrichtendienst sürdiedas Feuerschiffpasfierenden Schiffe eintreten. Teltow. In nächster Zeit wird in Mitten walde ein Gebäude abgebrochen werden, daS geschichtlich merkwürdig ist, das Haus Große Straße 39. Im Jahre 1720 von dem Ober bürgermeister Schmidt, dem Stifter der Stipendien für Studierende und Handwerker er baut, diente es im Sommer 1730 zum Aufent halte des Kronprinzen Friedrich, des nachmaligen großen Königs, der nach seiner mißglückten Flucht nach England hier vier Wochen in strenger Haft gehalten wurde. Vor etwa sechzig Jahren wurde dieses Zimmer von dem damaligen Be- fitzer, Kaufmann Mertens, neu tapeziert, da die Zeugtapeten der Erneuerung bedurften. Hierbei wurden, hinter den Tapeten versteckt, zwei Aquarelle gefunden, welche den Kronprinzen mit seiner Lieblingsschwester darstellen. Zittau. Der 82jLhrige Erzdechant Anton Henke in Grottau wurde in der Nacht zum Donnerstag von geschwärzten und maskierten Räubern im Bett überfallen, geknebelt und chloroformiert. Seine auf seine Hilferufe herbei- geeilte Wirtschafterin wurde mit Erschießen be droht. Die Räuber durchsuchten die ganze Villa, konnten zwar die gewünschten Wertpapiere nicht finden, raubten aber eine größere Anzahl von Gold- und Silbermünzen. Die That er regt großes Aussehen; der Einstieg erfolgte durch den Abort. Die Thäter find bis jetzt un ermittelt. ; Königsberg in Pr. Es ist bedauerlicher- ' weise richtig, was im preußischen Herrenhaus« gesagt wurde, daß die gesamten Landesteile öst lich von Jnowrazlaw hinsichtlich des Vorkommens von Salz-, Kali- und Kohlenlagern noch voll kommen unerforscht find. Während im Westen die Ausbeutung der reichen vorhandenen Boden schätze immer erfolgreicher betrieben und somit daS wirtschaftliche Uebergewicht stetig verstärkt wurde, fand man eS für den Osten nicht einmal nötig, nachzusehen, was hier etwa vorhanden sei, um auch hier neue wirtschaftliche Entwicke lungen zu schaffen und man darf nunmehr er warten, daß nach dieser Anregung, was bisher unterblieben ist, nunmehr energisch in Angriff genommen wird. i weil fie glaubt, daß ich den Vater gegen den Sohn eingenommen habe. Zitfällige, bedauerns werte Umstände zwangen mich leider zum Hn- schreiten gegen den jungen Herrn, fo liegt ocr Gedanke nahe. Ich fürchte — sie hat auch Je ne beeinflußt —" Wie stehst du mir ihr, Fritz? Hoffst du noch ihre Liebe zu erringen?" „Kaum, Mutter, wenn ich auch den Versuch nicht aufheben werde, nicht aufgeben kann," sagte der ;unge Mann traurig aber bestimmt. „Ich werde um Irene Ullenhagen werben wie Jakob um Rahel, und wären es siebenmal sieben Jahre. Aber ich ahne, ein anderer wird mir zuvorkommen, sei es der Leutnant oder der Sohn eines Geschäftsfreundes aus Schlesien, der neulich auf Besuch in Villa Irene anwesend j war, und als Bewerber um die „Kohlenprin- zesstn" genannt wurde. Ich glaube, die gnädige ! Frau wird selbst dieser Verbindung zustimm n, ! in der Furcht, daß sich Irene endlich doch für ! mich entscheiden kömite," setzte der junge Mann ! bitter hinzu. „Armer Sohn!" „Verzeihe, Äutting, daß ich dir mit diesen Klagen komme," fuhr der Sohn mit wehmütigem Ernst fort. „Aber ich weiß, daß du mein Her, zu kennen wünschest, — du hast ein Recht darauf." „Habe Dank für dein Vertrauen!" „Meine Klagen find noch nicht beendet, meine dienstliche Stellung ist nahezu unhaltbar ge worden! Sie zwinü mir eine Kündigung auf, schon nach einem Jahre. Mt welch schönem Vertrauen kam ich hierher. Und nun —"
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