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Allgemeiner Anzeiger : 31.03.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190003314
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19000331
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19000331
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-31
-
Monat
1900-03
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 31.03.1900
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dem zur Erde Gesunkenen obendrein noch einen * * (Fortsetzung folgt.) T<8 « sie ihm auf der Straße begegnete, und da redete sie ihn schämig, aber ehrlich an. Erde, thue dich auf! Er wußte von nichts! Die phantasie reiche Dienstmagd hatte seine Neigung zu ihrer Herrin erfunden, hatte die Briefe aus dem den Schutz eines angesehenen Schriftstellers, des Professors Gugliuzzo, anrief. Beide gingen über die Via Lincoln, als plötzlich der Leutnant auftauchte, einen unter dem Mantel ve> borgen gehaltenen Revolver zog und auf das Mädchen zwei Schüsse abgab, die es tot niederstreckten. Schuß ins Ohr. Darauf ließ sich der Offizier verhaften. Kopenhagen. Der auch in Deutschland bekannte Komponist und Dirigent der großen Musikkapelle Georg Lumbye wurde vor einigen Tagen bei Beginn eines von ihm in Malmö gegebenen Konzerts von Tobsucht befallen, so daß er nur nach schwerem Kampfe von seinen Musikern überwältigt und nach einer Heilanstalt gebracht werden konnte. Madrid. Der Herzog von Orleans ist auf einer Jagd von einem Wildschwein angegriffen und mit den Hauern nicht unerheblich am Bein verletzt worden. Er liegt krank auf seiner Be sitzung in Villa Manrich in Sevilla darnieder. Moskau. Die im Bau vollendete Naphta- leitung längs der transkaukasischen Eisenbahn in Ausdehnung von 214 Werft ist zur endgültigen Prüfung fertiggestellt. Der Durchmesser der Röhren beträgt 8 Zoll, die Durchlaßfähigkeit 60 Millionen Pud jährlich. Kuntes Allerlei. Neue Japanmarken. Gelegentlich der Hochzeit des Kronprinzen von Japan, die auf den 9. Mai festgesetzt ist, sollen besondere Frei marken ausgegeben werden, und zwar solche über drei Sen für den Jnlandsverkehr und fünf Sen für das Ausland. Von diesen Marken soll nur eine beschränkte Zahl hergestellt werden, so daß die Stücke voraussichtlich sehr selten fein werden. Girre Uerlsvung. Die ,Köln. Ztg.' schreibt: Die Verlobung des sympathischen Prinzen Max von Baden mit der ältesten Tochter des Herzogs von Cumber land wird weit über die Grenzen Badens hin aus lebhaftes Interesse finden. Die Ehe des Erbgroßherzogs von Baden mit der einzigen Ullenhagen! Gesche, wo hast du das Bild „Nun, von ihm selbst natürlich!" „Also ist's wahr, was die Leute sagen — daß er dir nachläuft? Und du kanzelst ihn nicht ab für seine Unverschämtheit, trotzdem eS Hansen Maier beim allen KlauL auf Klaushof durch- gesetzt hat, daß er dich annimmt zur Schwieger tochter ? Keiner wollte es glauben, meine Alten daheim auch nicht, denn — nimm mir's nicht Übel, Gesche — 'S ist noch nicht dagewesen, daß ein Haussohn, der den größten einstelligen Hof bekommt, eine, nun, wie soll ich gleich sagen, eine von der „Irene" heiratet, die doch nicht Haus und Hof haben kann l" „Bilde dir nur nicht gar zu viel ein — auf deine Hoftochter, Antje, oder du mußt es dir gefallen lassen, daß du ausgelacht wirst. Wenn dein Vater auch ein großer Bauer ist, gibt's doch noch Größere, als ihr in der Welt! Ich verschmähe den Bauer!" sagte Gesina stolz wie eine Prinzefin. „Wirklich?" „Es ist mir nicht zu verdenken — ich habe ein besseres Ankommen.' „Beim jungen Herrn Ullenhagen? Hahaha!" „Lache wie du willst!" „Ich glaube — es ist nicht zum Lachen!" sagte Antje fast traurig. „Herr Ullenhaaen, Max, hat bestimmt erklärt, mich zu heiraten!" sagte Gesina überzeugt. Antje sann einen Augenblick nach, Gesinas Sicherheit, das Bild in ihren Händen gab ihr zu denken. Unmöglich schien ihr die Sache nicht, sie wußte, „wie toll" die Männer auf Gesche Im Examen. Professor: „Also, Herr Kandidat, Sie gaben soeben als Mittel gegen Fieber Antifebrin an. Welches Gegenmittel würden Sie wohl bei einer Mohnvergiftung an wenden?" — Kandidat (nach langer Ueber- legung): „Antimon." Aus einer Theaterkritik. „Sehr störend wirkt es in unserm Theater, daß die Musiker sich immer nach Exekutierung der Zwischenakts musik entfernen; sie sollten sitzen bleiben, wir müssen es ja auch aushallen!" Gericht, und die Betrüge i in denkt nun hinter schwedischen Gardinen über ihre Prellereien nach. München. Ein Anwohner und Hauseigen tümer an der Schwanthaler St, aße beim Zentral bahnhof war klagbar vorgegangen gegen den Besitzer einer benachbarten Wirtschaft und hatte behauptet, durch den überaus großen Lärm einer Studentenkneipe, deren Mauer an sein Haus anstößt, werde seine Nachtruhe aufs empfind lichste gestört. Vor Gericht bestritt der Wirt, daß man den Lärm der kneipenden Studiosen im anstoßenden Nachbarhause durch die Mauer hören könne, während der Kläger auf seiner Behauptung stehen blieb. Nun beschloß das Gericht, Augenschein, bezw. „Ohrenklang" einzu nehmen. Der eine Teil der Richter und noch andere Personen machten im Studentenlokal einen Heidenlärm. Man rief; „Silentium, es steigt ein Bierskandal rc.", „Profit!" „Kanne hoch!", sang kräftig und schlug mit einem Spundschlegel mächtig auf den Tisch rc. In der Wohnung des Klägers war zur selben Zeit der andere Teil der Richter mü entsprechenden Zeugen ver sammelt, und es stellte sich heraus, daß man den Lärm wirklich durch die Mauern in arg störender Weise hörte. Demnach wird das Gericht voraussichtlich dem Kläger recht geben. Bodenbach. Weil sie sich an ihrem ge trennt von ihr lebenden Manne Fr. Zelenka, Tagelöhner in Bodenbach, rächen wollte, gab die Ehefrau desselben vor etwa 7 Wochen vor Gericht zu Protokoll, Z. habe im Jahre 1898 bei Zicin einen Waldheger, der ihn nebst seinem Pflegevater Fr. Cejka beim Wildem ertappt habe, durch einen Schuß getötet. Auf diese schwere Anklage hin wurde der Z. Ende Ja mar verhaftet und an das Bezirksgericht in Tetschen eingeliefert. Die nunmehr beendete Untersuchung ergab die völlige Grundlosigkeit der von der Z. gemachten Aussagen. Diese wird sich nunmehr wegen böswilliger Verläumdung zu verantworten haben, während Z. auf freien Fuß gesetzt wurde. Graz. Frau Gnauck-Kühne, eine bekannte Vorkämpferin der evangelisch - sozialen Frauen bewegung, ist am Sonntag in Mautern (Steier mark) wo sie vor Jahresfrist den katholischen Vertreter der Frauenfrage, den Pater Augustinus Rösler, kennen lernte, zur katholischen Kirche übergetreten. Rouen. Ein Einbruchsdiebstahl im Museum der Altertümer zu Rouen wurde vor kurzem nachts mit Hülfe von Nachschlüsseln verübt. Die Einbrecher erbrachen die Schränke, die alle Wertgegenstände, Medaillen und Halsketten ent hielten. Die Stücke aus Bronze und Silber ließen sie liegen und bemächtigten sich nur der Schmucksachen und Münzen aus Gold. Unter den geraubten Gegenständen befinden sich solche von großem Wert, daiunter ein Goldring aus der merowingischenZeit, vierzehn römische Münzen, eine Goldhalskette, die man der Zell der alten Gallier zuschreibt. Eine Sammlung von neun Medaillons, ein kleines Halsband und zwei Armbänder, alles aus Gold und bekannt unter dem Namen des „Schatzes von Cailly", eine >er Sehenswürdigkeiten des Museums, ist eben- alls verschwunden. Der wirkliche Wert der ge- tohlenen Sachen beträgt 3000 bis 4000 Frank, während der Wert für Sammler mehr als das Doppelte größer ist. Neapel. Als die Kronprinzessin am 24. d. vor der hiesigen Universität vorüberfuhr, be grüßte eine Anzahl republikanischer Studenten sie mit respektlosen Zurufen. Die monarchistischen Studenten nahmen Partei für die Prinzessin, und es entstand eine allgemeine Prügelei, die sich in die Hörfäle fortpflanzte. Alle Vorlesungen wurden unterbrochen, und die Universität bis auf weiteres geschloffen. Palermo. Der Leutnant Sibilla hatte seine Geliebte, eine schöne junge Toskanerin, dermaßen mißhandelt, daß das junge Mädchen wärtig, und um ihren freudigen Gefühlen Aus druck zu geben, entschloß sie sich, einer als Gast anwesenden Freundin Gesinas zu Ehren, zu einem feinen Abendkaffee, der in vergnügtester Stimmung in der knospenden Buchenlaube des Vorgartens eingenommen ward. Besonders Gesina war jetzt immer obenauf" und ward dabei täglich schöner, daS sagten ihr nicht nur die bewundernden und begehrlichen Blicke der Männer, die täglich ins Haus kamen, sondem auch der kleine Spiegel droben in der Dachkammer, die sie heute mit Antje Quoos teilte. Die Mädchen waren beim Auskleiden und lachten über alles und nichts, und schwatzten von dem morgendin Sonntag, dem schönen Wetter, dem neuenHesenkuchen und den hübschesten und flottesten Burschen der Zeche. Dabei machte Gesina, ganz wie eine Dame, sorgfältige Nacht toilette, wusch sich zur Erfrischung und kämmte und flocht ihr schönes, langes, dunkelblondes Haar vor dem kleinen Spiegel, der, trotzdem er erblindete Stellen zeigte, von der Petroleum lampe getroffen, fast blendend hell ins Zimmer hinein blitzte, als freue er sich der Bestimmung, das Bild des reizendsten Mädchens der Umgegend zmückftrahlen zu dürfen. Als sie die Nacht toilette beendet, zog sie ein goldenes Medaillon mit einer Photographie hervor und hielt es stolz und freudig der Freundin entgegen: „Kennst du ihn?" fragte sie triumphierend. Antje glaubte nicht recht zu sehen und trat mit dem Bilde zu der Petroleumlampe und rief erschrocken: „Himmel, 's ist wirklich der junge Herr Ein anderes Stelldichein war das Haus des Häuers Weinert. Er gehörte zum ältesten, nur «och wenige Mitglieder umfassenden Stamm der Arbeiter, die fest der Gründung der „Irene" auf dem Bergwerk beschäftigt gewesen waren, und aus diesem Grunde galt er als eine Art Ver- trauensperson, für den Kommerzienrat sowohl als für die Kameraden. Wenn er auch dem Streik gerade nicht abgeneigt war — haupt sächlich wegen des Teppichs, den seine Frau ^notwendigerweise" gebrauchte, wie Gesina ein «ollenmusselinkleid und einen Hut — blieb er doch einem Kontraktbruch entschieden abgeneigt «nd hatte sich wiederholt ähnlich geäußert. Nun die Sache aber doch geschehen, nahm er eine abwartende Stellung ein: „man mußte eben sehen, was dabei herauskam." — Vorläufig schien sich auch das Ding für ihn zu machen, besonders durch das Geschäft seiner betrieb samen Frau. Seit die Kollegen nichts zu thun hatten, sprachen sie noch häufiger als sonst in „Nummer Sieben" vor, und gingen selten heim, ohne den Kaufladen der Gattin besucht zu haben und aus der „bürgerlichen Nahrung" neben etlichen Zigarren auch einen Hering, eine Gurke und für die Kinder einige Bonbons mit genommen zu haben, als triumphierenden Be weis, daß man auch ohne zu arbeiten essen könne. Da es der erste Streik auf Zeche „Irene" war, zeigte sich die Streikkasse, die man auch hier wie auf den benachbarten Gruben einge- richtet, ziemlich gefüllt, auch glaubte jeder Zahler das Recht zu haben, sie leeren zu helfen .... So war Frau Weinert niemals abends beim Saffenabschluß zufriedener gewesen, als gegen Emden. In nächster Zeit wird eine gleich mäßige Herabsetzung der Hafenabgaben für die drei Emshäf-n Emden, Leer und Papenburg erfolgen. Ferner schweben Verhandlungen über Ermäßigung des Tarifs des EmSlootsgeldes. Nachdem in den Niederlanden alle die Schiff fahrt betreffenden staatlichen Abgaben beseitigt worden sind, ergibt sich für die konkurrierenden Emshafen die Notwendigkeit, die Belastung des Schiffsverkehrs gleichfalls zu vermindern. Kiel. Zu dem Revolverattentat, das auf den Bürgermeister Lorey von einem anscheinend geisteskranken Mann verübt worden ist, wird noch gemeldet: Der Attentäter heißt Schütt. Er verlangte vom Bürgermeister Lorey seine angeblich in Berlin verlorenen Papiere. Der Bürgermeister verwies ihn an den Polizei- sekretär. Schütt zog nun einen geladenen sechs läufigen Revolver hervor, er wurde aber über wältigt. Bei der Durchsuchung des Attentäters auf der Polizeidirektion wurden noch sechs Pattonen bei ihm vorgefunden. Wie weiter gemeldet wird, war der Attentäter bereits früher in einer Irrenanstalt. Oberhansen. Das Warenhaus der Ge brüder Alsberg brannte vollständig aus. Die Ursache war Kurzschluß der elektrischen Leitung. Der Warenschaden beträgt allein gegen 300000 Mark, ist aber durch Versicherung gedeckt. Die Gluthitze sprengte die Fensterscheiben zahlreicher Nachbarhäuser. Funken beschädigten überall Dächer, Gardinen und Möbel. Liegnitz. Der „Held" der Liegnitzer Gift mordaffäre, Wntschafts - Assistent Markwitz, der bekanntlich nach mehrtägiger Verhandlung vom hiesigen Schwurgerichte wegen versuchten Mordes an dem Rittergutsbesitzer Berndt zu 5 Jahr Zuchthaus und 5 jährigem Ehrverlust verurteilt wurde, ist nunmehr, nachdem die gegen das Urteil eingelegte Revision am 5. d. vom Reichs gericht zu Leipzig verworfen worden ist, dem Zuchthause zu Ratibor zur Verbüßung der Strafe Plgeführt worden. Der Verbrecher war auf dem Transporte im Hinblick auf den von ihm seiner Zeit unternommenen vereitelten Fluchtversuch ws dem Liegnitzer Gerichtsgebäude an Händen und Füßen stark gefesselt und sah außerordent- kch abgefallen und vergrämt aus. Bon«. Die hiesige Polizei hat drei Burschen WS Heddesheim bei Weinheim wegen Obdach losigkeit aufgegriffen. Es sind dies die Arbeiter Gebrüder Adam und Wilhelm Bolleyer und Jakob Hermann. Nach dem Geständnis der Festgenommenen hat Adam Bolleyer am 18. März zu Heddesheim einen jungen Mann namens Joseph Vierling erstochen, während Wilhelm Bolleyer einen gewissen Wilhelm Goetz lebens gefährlich verletzte. Auf der Flucht find die Burschen bis hierher gekommen. Ihre Mittel losigkeit und die dadurch veranlaßte Inhaftierung mag sie zu dem Geständnis veranlaßt haben. Darmstadt. Die Liebe ist blind! Diese Behauptung erhält einen neuen Beweis durch folgendes Vorkommnis, das aus Darmstadt berichtet wird: Das Laufmädchen Christine Buckpesch stand bei einem Kaufmann in Dienst. Sie berichtete der Tochter des Hauses, daß ein junger Kaufmann sie, die Tochter, leidenschaftlich liebe. Die junge Dame fand das sehr begreiflich und sah keinen Grund, den Jüngling zu ent- mutigen. Sie nahm durch die Vermittlung der B. Briefe des Liebhabers an, in denen Be teuerungen der Liebe mit Ersuchen um Geld oder sonstige Gegenstände unter allen möglichen Borwänden abwechselten. Dies dauerte längere * Zeit. Die Geliebte übergab der B. zur Ueber- mittelung an den Verehrer verschiedene Geld beträge, insgesamt 153 Mk. und Gegenstände im Gesamtwert von 230 Mk., zwei wertvolle Zigarrenspitzen, einen Regenschirm rc., aber auch FrauenkleidungSstücke und dergl. mehr, die der Liebhaber für die demnächstige Verehelichung einstweilen aufheben wollte. Auch eine gebratene Gans ging denselben Weg. Den Eltern mochte daS Fräulein ihr süßes Geheimnis noch nicht entdecken, und ihre Vertraute bestärkte sie in diesem Verhalten. So wäre das Verhältnis wohl noch eine Zeitlang geblieben, wenn die Geliebte länger den sehnlichen Wunsch hätte zähmen können, den Geliebten einmal persönlich zu sprechen. Der Zufall fügte, daß Gsrichtshalle. Berlin. Von großer Wichtigkeit für alle Fern- sprechintercssenten ist der Ausgang eines Prozesses, den der Cliche-Lieserant A. in Berlin gegen den Postfiskus geführt und in der zweiten Instanz ge wonnen hat. A. verlangte im Sommer ein tele phonisches Gespräch für die Dauer von drei Minuten nach Hamburg. Die telephonische Verbindung war bald hergestellt, und A. unterhielt sich mit seinem Hamburger Freunde, ohne an die Flüchtigkeit der Zeit zu denken und in der Erwartung, daß die Telephonistin nach Ablauf der drei Minuten die Verbindung schon von selbst lösen bezw. ihn daran erinnern würde. Dies geschah nicht; jedoch bekam Herr A. bald darauf eine Liquidation seitens der Post, laut welcher er drei Mark für ein telephonisches Gespräch von acht Minuten zu zahlen hätte. Herr A. weigerte sich, ein Gespräch von acht Minuten zu zahlen, da er nur ein solches von nur drei Minuten verlangt hätte; es kam zur Klage und in erster Instanz wurde Herr A. zur Zahlung ver urteilt mit der Begründung, daß er das Telephon nachweislich acht Minuten benutzt und demgemäß auch die entsprechenden Tarifsätze zu entrichten habe. Der Verurteilte legte Berufung ein und erreichte auch ein obsiegendes Urteil, nachdem er beeidet hatte, daß er ausdrücklich ein Gespäch für die Dauer von drei Minuten verlangt habe. Die als Zeugin ver nommene Telephonistin konnte sich nicht mehr ge nügend erinnern. Dem Postfiskus erwachsen aus diesem Prozesse etwa 200 Mk. Kosten. Stuttgart. Vom hiesigen Schwurgericht wurdm acht Leute aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, Lithographen, Kaufleute, Kolporteure, wegen Ver breitung unzüchtiger Abbildungen zu Gefängnisstrafen von einem halben Jahr bis herab zu vier Tagen verurteilt. Krakau. Vor dem Kreisgericht in Sambor in Ostgalizicn begann am Montag der Schluß der Ver handlung gegen den Kommandanten und zehn Wach männer der Samborer städtischen Polizei, die von der Staatsanwaltschaft angcklagt sind, in dm Jahren 1892 bis 1899 in dm städtischen Arrestlotalen Ge fangene unmenschlich mißhandelt und geradezu ge foltert zu haben, um ihnen Geständnisse zu erpressen. Der Anklage zufolge ließ der Polizeikommandant häufig den Gefangenen Daumschrauben anlegen und so stark anzichen, "daß die Fingergliedcr brachen; die Gesangenm waren dabei geknebelt. Sie wurden auch ott in die Höhe gehoben und mit Gewalt auf den Boden geworfen. Gerüchte über diese Miß handlungen und Folterungen wurdm früher immer von der Stadtbehörde in Abrede gestellt, bis auf die Anzeige eines Polizisten selbst der Staatsanwalt die Untersuchung einleitete, wodurch die Anzeige be stätigt wurde. Tochter des Großherzogs von Luxemburg ist bisher kinderlos geblieben. Es liegt also die Möglichkeit vor, daß sei es Prinz Max selbst, sei es seine etwaige Nachkommenschaft, zur Regierung im Großherzogtum gelangen wird. Und wie der Erbgroßherzog von Baden durch seine Heirat dazu beige tragen hat, daß die Umwäl zungen, welche der Feldzug von 1866 innerhalb der deutschen Grenzen zu Gunsten Preußens unabänderlich herbeigeführt hat, nach der rein menschlichen Seite hin auch in den Beziehungen der einzelnen fürstlichen Familien ihren versöhn lichen Ausgleich gefunden haben, so dürfen wir hoffen, daß auch der jetzige Schritt deS Prinzen Max in demselben menschlichen und versöhnlichen Sinne wirken wird. Vom Großherzog und vom Erbgroßherzog von Baden weiß das deutsche Volk, daß sie stets als die zuverlässigsten Stützen und Förderer der deutschen Einheit und des deutschen nationalen Gedankens sich be währt haben und bewähren werden. Auch der jungendliche Prinz Max, der nicht bloß in der engeren Heimat sich großer Beliebtheit erfreut, sondern fich auch in Berlin, wo er lange Jahre bei den Garde-Kürassieren gedient hat, zahlreiche Anerkennung erworben hat, wird jederzeit das patriotische Beispiel seiner erlauchten Verwandten hochhalten und ihnen nachfolgen. Wenn er jetzt sich entschlossen hat, die anmutige Prinzessin auS dem Cumberlander Geschlecht als Gattin heim zuführen, so ist das sicherlich nicht ohne Zu stimmung deS Chefs seiner Familie, des Groß- Herzogs von Baden, so wie des deutschen Kaisers geschehen. Die Zustimmung aber ver bürgt uns aufs neue, daß die jetzt beschlossene Verbindung auch ihrerseits dazu beitag-n wird, die Hoffnungen jenes kleinen Teiles welfischer Anhänger in Hannover oder Braunschweig, daß dereinst einmal ein Cumberländer den Thron wenigstens von Braunschweig besteigen könne, endgültig zu vernichten. Soviel wir wissen, hat der Herzog von Cumberland längst einge- sehen, daß Hannover niemals wieder ein selbst ständiger Staat werden kann, sondern endgültig eine preußische Provinz bleiben wird und bleiben muß. Aber selbst wenn er im stillen noch Hoff nung hegen sollte, daß, wenn nicht er selbst, so doch sein Sohn einmal wenigstens Herzog von Braunschweig werden könnte, so wird er fich darüber klar sein, daß jedenfalls die jetzige Ver bindung mit dem badischen Herrscherhause ihm die Erfüllung dieser Träume nicht erleichtern wird. Die Besteigung des Braunschweiger Thrones durch einen Cumberlä der ist schon um deswillen auf absehbare Zeit eine Unmöglichkeit, weil sie zu den unausgesetzten Umtrieben auf die Losreißung der Provinz Hannover von Preußen den unvermeidlichen Anhalt geben würde. Eine solche Thronbesteigung würde im höchsten Grade verhängnisvoll für den inneren Frieden im Deutschen Reiche werden. Wenn jetzt der deutsche Kaiser seine Zustimmung zu )er Verlobung des Prinzen Max von Baden mit der Prinzessin Marie Luise von Cumber land gegeben hat, so geht aus ihr zur Genüge hervor, daß die Möglichkeit einer Thronbesteigung >er Cumberländer Linie in Braunschweig ausge- chlossen ist. Weinert waren. Und wenn der größte Bauer der Umgegend eine von der „Irene" in sein Haus aufnehmen wollte, als Frau des Erst geborenen, so war das mindestens ebenso viel, als wenn Gesche von „Nummer Sieben" nach der Villa übersiedelte. Dennoch konnte sie die Kameradin nicht begreifen — wie konnte ihr der „lüttge Herr Ullenhagen" besser gefallen, als der Haussobn vom Klaushof? Nur einer gefiel ihr auf der ganzen Wett noch besser! Die stolze Bauertochter hatte ihr Herz, ganz gegen das Herkommen, an einen jungen Berg mann verloren, der gleichfalls auf der „Irene" arbeitete, obgleich sie in einen großen einstelligen Hof gehörte. Aber obgleich fie wußte, daß ihrer Liebe Widerstand aller Art entgegengesetzt werden würde, sogar von dem eigenen praktischen Sinn, blieb fie nach Art ihrer Landsleute fest und zähe und sogar gesonnen, den Kampf um den Liebsten sehr nachdrücklich aufzunehmen. DaS Gefühl der eigenen Liebesverirrung machte fie nachsichtig und ließ fie sprechen: „Wir wollen uns nicht noch mehr in die Haare geraten, Gesche, „jeder Schecke hat seine Kuhl" sagt mein Vater, wenn meiner Mutter etwas anderes besser gefällt. Sag' mal, hat er dir auch schon den Ring gegeben?" „Den Ring — nein!" gestand die reizende Gesina. „Ich wünschte auch nur sein Bild zu haben, damit er immer bei mir ist!" „Besser ist aber besser!' meinte die praktische Antje. „Ein Ring gehört auch dazu, wenn's ein richtiger, ordentlicher Versprach sein soll. Laß ihn dir nur bald geben!" Briefsteller für Liebende komponie t, das Gerd in die Tasche gesteckt, die Sachen an fich ge- Als der Professor sich auf den Mörder stürzte, nommen und die Gans genossen. Der gerechte j schoß der Leutnant jenen in die Brust und feuerte Zorn der Betrogenen führte spornstreichs aufs dem zur Erde Gesunkenen obendrein noch einen
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