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Allgemeiner Anzeiger : 14.02.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190002140
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19000214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-02
- Tag 1900-02-14
-
Monat
1900-02
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.02.1900
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etragen, ? n steigend n gcgenüd hat sich > gemacht, i d sagt, « n. Das lschen M ion geschaß Jahren t wecke aus! e von de esc» Marie as dicke E« dicken Et die teuer? igc beseitü an nun kai aen Schiß Nein, t ung ger« ber nicht t> t gebund! >e Festlegit kunft Schi! erkannt w- chützcn, >o< t sein, «d vir uns ni« ite den N :e Flotte ß Male niß Ich Hai iß wir ei» n würden, tehe es niß Meinung sd Vaterland! i nein sag! r und sein« Liberalism« wmmcn siti recht geh«! ien die N? den Rahm- Vir erkenn- Verhältnis iben. Da? den ganze linden. Iß rd Sache 8 ne Freund d gegenüb er Landwiri e solche An! l aber aM l der preus rentlich aln lnsiedclung! in polnisch- a n e n b e ri Verweisu- inverstandck dringender- llt, das ut hoffen ab- weitgehende! s Reichstag an uiöglichß elstandes b< Nagt. Donnerst«! wobei dv r das F»k» Die Vo» rhandlunge» ag von Vc- KominisfioN ats erledig! Freitag b- er Geschäft» stimmen d- regelung »- her an »Ü m Ausgabe' Beschwerde- d das Ve- Richter laut ß die Regl ung trage. esDynamib i ging dck ute wurde- Stettin. Ein größerer Truppentransport zu Wasser wird für das diesjährige Kaisermanöver geplant. Es sollen Teile des Gardekorps die Strecke Stettin—Küstrin und Stettin—Frank furt a. O. zu Schiffe zurücklegen. Ob dieser Uebung eine strategische oder taktische Idee zu Grunde liegen wird, oder ob der Wassertrans port lediglich zur Entlastung der Eisenbahn au geordnet werden soll, steht noch dahin. Die gültigen Dispositionen hierüber, die vom Chef des Großen Generalstabes ausgehen, find im April zu erwarten. Osnabrück. Eine nahe Verwandte des früheren Präsidenten des Reichsverficherungs- amts, jetzigen Direktors der Firma Siemens und Halske in Berlin, Dr. Bödiker, Frau Kommerzienrat Sophie Riedemann, geb. Bödiker zu Haselünne, ist vom Papst zur „Ehrendame vom hl. Grabe" ernannt und ihr der Orden vom hl. Grabe übersandt worden. Genannte Lame ist durch Wohlthätigkeitsfinn bekannt und stiftete u. a. für den Bau der katholischen Kirche in Hamburg die Summe von 250 000 Mk. Mügeln. Wie in vielen anderen Orten, soll auch in Mügeln (Bz. Leipzig) ein Heimats- fest abgehalten werden. Mügeln ist eine der ältesten Städte Sachsens, in der sich seit Jahr hunderten angesessene Familien erhalten haben, deren weitverzweigte Glieder Gelegenheit er- haten sollen, mit der jetzigen Einwohnerschaft in der alten Bischofsstadt einige vom echten Heimats- gefühl durchwehte Tage zu verleben. Frankfurt a. M. Zum Andenken an den Geh. Sanitätsrat Dr. Heinrich Hoffmann, dem Verfasser des in allen deutschen Kinderstuben bekannten „Struwwelpeter", haben Verehrer eine hübsch ausgeführte Denkmünze mit dem wohlgelungencn Porträt des Verewigten an fertigen lassen. Es wurden im ganzen nur vierzig Exemplare in Silber und vierzig in Bronze geprägt, wovon ein größerer Teil bereits in Sammlungen übergegangen ist. Der kleine Rest wurde einer Frankfurter Münzenhandlung zum Verkauf übergeben. Neuwied. Im Saynbach wurde Ende der verflossenen Woche eine männliche Leiche ge funden, die als die des Geistesgestörten Christian Puderbach aus Niederraden erkannt wurde. Der Mann ist ermordet und die Leiche dann in den Bach geschleift worden. Man hat den Ermor deten seit dem 21. Januar vermißt; die Mutter des Mannes ist aus Gram über den vermißten Sohn gestorben. Von dem Mörder hat man noch keine Spur. Kiel. Wegen der Ermordung des Fräulein Streich auf dem Feste des Kieler Vereins „Jungs holt fast" ist außer dem jungen Phar mazeuten, der noch immer seine Unschuld be teuert, eine weitere Verhaftung vorgenommen worden. Der Verdacht lenkte fich auf einen Maurer, der die ältere Schwester der Ermordeten kannte, von ihr aber auf seine Bewerbungen einen abschlägigen brieflichen Bescheid erhalten hatte. In der Wohnung des Verhafteten wurde ein Tesching vorgefunden und beschlagnahmt. Die bei der Obduktion vorgefundene Kugel kann möglicherweise aus einer solchen Waffe abge- schoßen worden sein. München. Dienstag abend veranstaltete ein hiesiger Schiitzenklub ein Maskensest, bei dem der eine Teil der Mitglieder Engländer, der andere Boern vorstellten. Beim Eintritt der Engländer feuerten die fingierten Vorposten der Boern mit vermeintlich ungeladenem Gewehr Schöffe auf die eindringenden Engländer ab. Unmittelbar nach dem letzten Schuß fühlten fich zwei der Teilnehmer getroffen, während den einen das Geschoß am Äffe gestreift hatte, drang dem zweiten die Kugel auf der Rückseite des Knies ein, durchbohrte den Unterschenkel und kam an der Vorderseite wieder zum Vorschein. Heilbronn. Unsere Stadtväter haben be schlossen, einer Straße den Namen „Boern- straße" beizulegen. Sie stehen damit in der Begeisterung für die südafrikanischen Republiken wohl in Deutschland unerreicht da. Wien. Das Kartenspiel hat in den Wiener Damenkreisen in auffallender Weise überhand genommen und besonders leidenschaftlich wird den Hazardspielen „Poker" und „Angehen" ge huldigt. Die Stürme in mancher Ehe find auf in „Poker" verlorenes Wirtschaftsgeld zurück zuführen. Vergebens zog man gegen diese Spielwut mit der Geißel des Spottes zu Felde. Da lief bei der Polizei eine Anzeige ein, wonach ein junger minderjähriger Graf in einem Klub im Poker spiel an einem Abend Unsummen ver loren habe und die Folge dieser Anzeige war, daß ein strenges Verbot des Pokerspiels an alle Klubs erging. Die Wirkung dieses Erlasses in den Klubs muß erst abgewartet werden, aber eine andere Wirkung dieser Maßregel wurde bald bemerkbar. Einige der stadtbekanntesten „Spielerinnen" wurden höflich gebeten, auf der Polizei zu erscheinen, „einer Auskunft wegen". Groß war der Zorn der Damen, als fie vom Polizei-Oberkommissar in liebenswürdigster Form eine Verwarnung erhielten anläßlich der in ihren Räumen abgehaltenen Spielfitzungen, bei denen dem „Poker" und dem „Angehen" gehuldigt wurde. Leugnen half nichts; die Polizei nannte die Zahl und die Namen der Teilnehmer rc. In höchster Entrüstung ver folgten die Damen die Spur der Angeber. Diese führte direkt zu den Gatten der angezeigten Damen. Außer stände, den Spielteufel ihrer Frauen zu bannen, nahmen fie die Hilfe der Polizei in Anspruch. Es bleibt nun abzuwarten, ob das Mittel gute Wirkung erzielt. Nizza. 361 Pilger aus Marseille, die am Abend des 6. Februar in Rom hätten ein treffen sollen, wurden an der italienischen Grenze aufgehalten und vor die Wahl gestellt, fich in Ventimiglia impfen zu lassen, oder den Heim weg anzutreten. Einige Italiener, die aus Marseille gekommen waren, hatten nämlich in Ober-Italien das Gerücht verbreitet, die P cken seien in der französischen Hafenstadt epidemisch ausgebrochen, und da in mehreren piemontefischen Ortschaften die Krankheit bereits herrscht, so wurde die Maßregel angeordnet, über welche die Pilger höchlich erstaunt und entrüstet waren. Es heißt übrigens, der Führer der Wallfahrt, Bischof Robert, habe noch in Marseille eine Depesche erhalten, die ihn von dem beabsichtigten Schritt der italienischen Sanitätsbehörde unter richtete, nur war dieselbe so gefaßt, daß er ihren Sinn nicht ganz verstand. Seine Schutz befohlenen so ohne weiteres von Aerzten, deren Zuverlässigkeit er nicht kannte, und mit Stoff impfen zu »assen, von dessen Reinheit er nicht überzeugt war, schien dem Prälaten zu gewagt, und er zog es im Einvernehmen mit den Pilgern vor, die Rückfahrt anzutreten. Er hat eine Beschwerde gegen die italienischen Behörden er hoben, welche seit 14 Tagen von der Wallfahrt unterrichtet sein mußten und Zeit gehabt hätten, ihm durch den Generalkonsul in Marseille die nötigen Winke e> teilen zu lassen. London. Ein heftiger Schneesturm hat ganz England heimgesucht und die Folgen des Unwetters machen sich besonders in London in höchst fataler Weise bemerkbar. Abgesehen davon, daß man in den Straßen durch eine drei Zoll hohe schmutzige Brühe zu waten hat, haben fich alle möglichen Betriebs- und Ver kehrsstörungen eingestellt. Geschäftsleute er reichten nach vieler Not und Mühe ihre Büreaus nur, um fich davon zu überzeugen, daß telepho nische und telegraphische Verbindungen fast gänz lich unterbrochen seien. Ueberall hat der Schnee die Leitungen beschädigt. In der Nähe des Holborn-Viadukt hing ein Netzwerk von zer rissenen Drähten bis auf das Straßenpflaster herab, während in verschiedenen anderen Teilen der Stadt, wo der Sturm besonders stark ge wütet hat, die Stangen umgebogen waren und die geplatzten Drähte in wirrem Durcheinander herniederbaumelten. Eine sonderbare Wirkung hatte der Schnee auf die Feuermelde-Automaten. Nicht weniger als 36 mal wurde in den frühen Morgenstunden die Feuerwehr falsch alarmiert. Das Resultat war, daß 72 Dampfspritzen, 36 Wagen mit Leitern und Rettungsvorricktungen und 126 Feuerwehrleute ohne Ursache ausrücken mußten. Der Schnee hemmte sogar die kolossalen Zeiger der großen Uhr am Turm des Parla- mentsgebäudes, die eine halbe Stunde nach Mitternacht stehen blieb. Es find mehrere Jahre her, seit fich ein ähnlicher Vorfall ereignete. Im Stadtteil Islington riß eine niederfallende Masse von Telegraphendrähten einen Schornstein mit p'ch. Dieser stürzte auf ein niedrigeres Nebengebäude, durchschlug das Dach und drang durch die Decke eines Schlafzimmers. Die Dümmer fielen zum Teil auf das Bett des Stubeninhabers, der jedoch mit dem bloßen Schrecken davonkam. Antwerpen. Am 5. d. starb hier, 70 Jahre alt, eine bekannte und beliebte Peisönlichkeit, der armlose Maler Charles Felu. Ohne Aime ge boren, hatte er von seinem zweiten Lebensjahre ab gelernt, fich des Fußes zu bedienen, und er hatte es darin zu einer erstaunlichen Fertigkeit gebracht, so daß er fich selbst rasterte und über haupt niemandes Hilse beanspruchte. Felu ar beitete mit den Füßen und fertigte ausgezeichnete Kopien von Gemälden an; fie waren stark ge sucht und besonders wurden fie in Amerika gut bezahlt. Lissabon. Zwischen dem Justizminister Dr. d'Alpoin und dem oppositionellen Abgeordneten Andrade hat in der Nähe der portugiesischen Hauptstadt ein Pistolenduell stattgefunden. Beide Kämpfer blieben unverletzt. Die Ursache des Duell waren heftige persönliche Ausfälle, die der Abgeordnete in seiner parlamentarischen Jungfernrede gegen den Minister machte, und auf die dieser scharf entgegnete. Petersburg. Vor acht Tagen wurden von der Insel Lawensaari im Finnischen Meerbusen auf einer Eisscholle 50 Fischer ins offene Meer Hinausgetrieben. Die sofort seitens der Behörde angestellten Rettungsversuche blieben bis heute fruchtlos. Keine Spur war bisher von den Verschollenen aufzufinden. So lange noch jemand laut ruft: „O Gott! O Gott!" kannst du dich darauf verlassen, !daß er Gott noch nicht gefunden hat, denn wer Gott gefunden hat, der wird still. 4- * * Nur ein Weiser kann einen Weisen erkennen. Nur der Baumwollgarnhändler kann sagen, von welcher Nummer und von welcher Qualität ein bestimmtes Garn gemacht ist. * * * Gleiche nicht dem Frosche, der im Brunnen fitzt! Der Frosch im Brunnen kennt nichts Größeres und nichts Gewaltigeres als seinen Brunnen. So find alle Frömmler; fie sehen nichts als ihren eigenen engen Glauben. * , * Ein Waschmann hat ein riesiges Lager von Kleidern, die seinen ganzen Kleider schrank füllen. — aber fie gehören nicht ihm. Wenn die Kleider fertig gewaschen find, wird sein Schrank wieder leer. — Menschen, die keine eigenen Gedanken besitzen, gleichen diesem Waschmann. Nachdem fich ein Mann vierzehn Jahre lang in einem einsamen Walde der Askese hingegeben hatte, erlangte er endlich das Vermögen, über das Wasser schreiten zu können. Außer fich vor Glück über diese Errungenschaft, eilte er zu seinem Lehrer und erzählte ihm seine Heldemhat. Der Lehrer antwortete ihm: „Mein armer Knabe! Das, was du nach vierzehnjähriger unablässiger Arbeit errungen hast, vollbringen gewöhnliche Menschen, indem fie dem Fährmann einen Penny bezahlen!" Gerichtslsalle. Hage« i. Wests. Das hiesige Schwurgericht ver urteilte den Schlosser Kreitler aus Milspe wegen Raubmordes in zwei Fällen zum Tode. Würzburg. Ucber eine hiesige Firma wurden hier in letzter Zeit ungünstige Gerüchte verbreitet. Das Schöffengericht stellte sest, daß die Gerückte > nicht der Wahrheit entsprächen, und verurteilte einen Verbreiter dieser Gerüchte, einen bisher unbeschol tenen Privatmann zu SO Mk. und Tragung sämt licher Kosten. Gin „Heiliger" ««serer Tage. Max Müller in Oxford hat ein Werk über den indischen Heiligen Ramakrishna veröffent licht, der am 16. August 1886 in Kaschmir ge storben ist. Ueber das sehr bemerkenswerte Buch berichtet Dr. Arthur Pfungst in einem Essay der ,Fr. Z.', wo auch einige Worte des Heiligen angeführt werden, die von seinem Schüler Vivekananda gesammelt find. Um eine Idee von der Gedankenwelt des indischen Philosophen zu geben, seien einige dieser Aus sprüche hier wiederholt: Aussprüche Ramakrishnas: Ein Lehrer sprach: „Alles, was existiert, ist Gott". Sein Schüler verstand das dem Worte, aber nicht dem Geiste nach. Als er nun durch eine Straße ging, begegnete ihm ein Elefant. Der Mahnt (Elesantentreiber) rief laut herab: „Mach' Platz, mach Platz!" — Da dachte der Schüler bei fich: Warum sollte ich Platz machen ? Bin ich Gott, dann ist der Elefant auch Gott — sollte Gott etwa fich selber fürchten s In dieser Erwägung rührte er fich nicht von der Stelle. Da packte ihn der Elefant mit seinem Rüssel und warf ihn auf die Seite, so daß er eine schwere Verletzung davontiug. Da ging der Schüler zum Lehrer zurück und klagte ihm sein Mißgeschick. Der Lehrer sprach: „Du bist Gott, das ist wahr. Dec Elefant ist ebenfalls Gott. Aber Gott in Gestalt des Elephantentreibers hat dich doch auch gewarnt — warum Haft du seine Warnung nicht beachtet?" * * * Wenn man ein stählernes Schwert mit dem Stein der Weisen berührt, dann wird es zu Gold, und obwohl es seine alte Form beibe halten hat, kann es doch fortan niemand mehr verletzen. So ist es auch mit einem Manne, der die Füße der allmächtigen Gottheit berührt hat : Aeußerlich ist er gar nicht verändert, aber er thut fortan nichts Böses mehr. * * * Gemeinttiitziges. Behandlung erfrorener Pflanzen. Um erfrorene Pflanzen zu retten, ist es am rat samsten, fie an einem dunkeln Orte zu halten, bis sie auftauen uud dieses nur sehr langsam vor fich gehen zu lassen. Eine trockene wind stille Atmosphäre ist dazu ebenso notwendig, denn eine erfrorene Pflanze, die man in Zugluft, in den Sonnenschein, in unpassende Wärme stellt, geht alsbald nach dem Austauen in eine breiige Masse über. Taut man fie dagegen an einem dunkeln Ort in stiller, trockener Lust auf, so wird fie fich in allen Fällen erholen, wenn fie der Frost nicht gar zu sehr mitge nommen hat. («egen Frostbeulen. Das Wasser, in dem Kartoffeln gekocht worden find, ist trefflich für Frostbeulen. Die Füße oder Hände müssen, so heiß man es ertragen kann, in dem Wasser gebadet werden. Dies wird augenblickliche Linderung gewähren und das Ausbrechen ver hüten. Kuntes Allerlei. Das zoologische Parlament. Jetzt, wo das englische Parlament unter heißen Debatte- Kämpfen tagt, dürfte eine Erinnerung aus ver gangener Zeit am Platze sein. Im Juli 1836 gab es im Hause der Gemeinen eine seltsame Sitzung. Die Mitglieder der Opposition waren nämlich auf den Gedanken gekommen, die Reden ihrer politischen Gegner dadurch zu unterbrechen, daß fie die Schreie von Tieren nachahmten. Sie heulten wie die Wölfe, miauten wie die Katzen, bellten wie die Hunde, brummten wie die Bären und grunzten wie gewisse, srnst ja sehr nützliche Haustiere, so daß das Parlament fich plötzlich an diesem Tage, wie ein Augen- und Ohrenzeuge erzählt, in einen zoologischen Garten verwandelt zu haben schien. Ein hübsches Gcschichtchen aus der Zeit der vorjährigen Goethelage wird aus Weimar erzählt: Einer Bauersfrau aus der Umgebung fielen eines Tages der schöne Schmuck des Goethehauses und die vielen freudig erregten Menschen auf dem Goetheplatz auf: fie drängt fich an einen der Herren heran und fragt, was denn da los sei. Auf die Antwort, ob sie denn nicht wisse, daß man den 150. Geburtstag Goethes feiere, erwiderte fie ganz erstaunt: „Ach, däs muß schon L recht altes Männchen wollen dit egelrecht z» rron; Wen die, eine< Sie um mdigerweifl da lautet! m folgt die hre Gegen- ht man all ¬ find doch 8ottes Eri? rkläre: Ja, lßte ja ton an Schön' flädchen ist, Sie an, n?" nd offen in , die Natur i Menschew sagte ba ll der ihren edel ange' .'m die Ge' stehen, ich sie eben in« rz ist nicht andern." Herzlichkeit, send, „nuw f und ick ber Freund das glücklichste Paar auf Gottes weiter Erde werden!" — Und er legte den Brief in die Hand AdelenS. „Arthur hat Sie also zum Vertrauten unseres Herzens-Geheimnisses gemacht," begann die Komtesse, „nun, ich weiß, läge es in Ihrer Macht, Sie würden die schweren Hindernisse, welche fich uns entgegenhäufen, gewiß mü hin- wegräumen helfen." „Hoffen wir auf die Zukunft," — war Emils Antwort, — „ja es ist entsetzlich," fuhr er dann in komischklingendem Ernst fort, „warum muß es auch solche Rabenväter geben, die mü Augen und Fängen nur am Gelde hängen, warum solche alte Onkel, welche eigentlich nur als Theateronkel auftreten sollten, die ungalant genug find, das schöne Geschlecht zu hassen! Aber, trösten wir uns gegenseitig, Komtesse, und kämpfen wir als treue Genossen. Lassen Sie mich nochmals in die Rolle des Ferdinand in „Kabale und Liebe" fallen und ausrufen: Himmel und Erde liegen auf mü, ich muß Ihnen ein Geständnis machen. Auch ich liebe, Mylady, liebe ein armes Mädchen, wie Sie einen armen Hauptmann, — meine Koufinel" — Und pathetisch - stgte er hinzu: „Zwar weiß ich nicht, ob fie mich wieder liebt, auch zerriß ich nicht ihrer Unschuld goldenen Frieden, wiegte ihr Herz nicht mü vermessenen Hoffnungen, und gab es auch nicht der wilden Leidenschaft preis, — aber ich liebe," und mü einer wehmütigen Herzlichkeit, die sonst nicht seine Art war, endete er: „liebe das gute, schöne, bedauernswerte Mädchen, das niemand auf der weiten Welt hat, als mich; und ich werde, wenn mein Vater durchaus nicht einwilligt, das heißt, wenn fie einstiwmt, mit ihr davongehen, meinetwegen nach Afrika oder Amerika. So, jetzt find wir Vertraute und können miteinander überlegen, wie wir den Kampf aufnehmen wollen." „Und die Baroneß Agnes weiß noch gar nicht, daß Sie fie lieben?" fragte Adele. „Sie hat keine Ahnung, aber ich vermute, daß ich ihr nicht gleichgültig bin, denn auf Sie, schöne Komtesse, scheint fie eine Art Groll ge worfen zu haben, seit ich — wissen Sie, der Mensch muß ja doch auch aus den Busch klopfen, — von Ihrer Schönheit und sonstigen Eigen schaften ihr erzählte." „Ei, sieh, wie fich der Herr Baron doch ge nau auf Frauenherzen versteht," lächelte Adele, „aber warum erklären Sie fich denn Ihrer schönen Koufine nicht?" „Mein Gott, hatte ich denn die passende Gelegenheit? Jedesmal, wenn ich einen Anlauf nahm, wich fie mir aus, und seü Wochen flieht fie, sobald ich allein mit ihr bin." „Soll ich für Sie das Terrain rekognos zieren ?" scherzte die Komtesse. „So sehr ich Ihre Kameradschaft auf unserm Feldzug schätze, so müßte ich doch ein schlechter Soldat sein, wenn ich Ihr Anerbieten acceptierte. Wenn Sie etwas thun wollen, schöne Komtesse, so werden Sie Agnesens Freundin und dann frisch an unser Werk. Und nun hören Sie meinen Vorschlag. Meinem Vater habe ich das Versprechen gegeben, Ihnen heute abend meine Liebe zu erklären, dies Versprechen habe ich auch redlich gehalten, und den Korb in der Tasche. Das darf der Papa ja aber nicht ahnen. Ich werde also sagen: Sie waren überrascht und hätten wie ein unglücklicher Schuldner beim Exekutor Ausstand verlangt. Diesen Ausstand müssen wir benutzen. Ich muß mit meiner Koufine ins Reine kommen, Arthur schreibt mir, daß er vier Wochen Urlaub erhält und mich besuchen würde, kann es eine bessere Gelegen heit geben? Wir müssen den griesgrämigen Onkel Weiberfeind breitklopfen — und das könnten Sie am besten; Arthur muß ihn ver anlassen, mit hierher zu kommen, er ist ein alter Bekannter meines Vaters, der früher überdies sein Rechtsbeistand war. Mes wettere wird sich finden, und wir siegen — oder sterben — an gebrochenem Herzen!" „Wir siegen!" rief die Komtesse, und schlug in die dargebotene Hand des jungen Mannes. Dann erhoben fich beide und schritten, unter weiterer Verabredung ihres Planes) dem alten Herrenhause zu. * . * Während dieser Unterredung der Komtesse von Wiesen mit dem Baron Emil von Waldow hatte Agnes ihren Platz unter der Säulen veranda nicht verlassen. Die parterre gelegenen Gesellschaftsräume des alten Herrenhauses waren inzwischen erleuchtet, und eine der Töchter der geladenen Familie des Gutsnachbarn hatte fich im Salon an den Flügel gesetzt und spielte verschiedene Tänze. Agnes gleicht einer Träumenden, fast regungs los, wie eine schöne Statue fitzt fie da, bewegte fich nicht jeweilig ihr kleiner Fuß, der einige Mal wie trommelnd den Erdboden berührt und von der geheimen Bewegung zeugt, welche das junge Mädchen beherrscht. Ihr Auge schweift wie gedankenlos üb« den weiten Rasenteppich und heftet fich auf die vom Mondenlicht geisterhaft gefärbte, düstere Parkpartie. Einmal öffnete fich der kleine Mund der Einsamen, und wü hören die hingeflüsterten Worte: „Habe ich denn ein Recht auf sein Herz? Ist es nicht ganz natürlich, daß er die schöne Komtesse liebt?" Auf einem Seitenpfad näherten fich in zwischen Emil und Adele dem Herrenhause und traten von der Seite der Säulenveranda aus dem Garten. „Da fitzt ja die kleine Schwärmerin," raunte die Komtesse dem Baron zu; fie erblickte zuerst die Gestalt Agnesens. „Wahrhaftig, der kleine Trotzkopf hockt dort wieder allein, der Gesellschaft entflohen. Be- nutzen wir den Augenblick; ich führe Sie zu ihr und entferne mich, erwerben Sie ihre Freund schaft, nachher findet fich vielleicht die Gelegen heit, mit meiner Liebe nachzurücken," entgegnete der Baron. Das junge Paar näherte fich der Stelle, wo Agnes saß. Noch etwa zehn Schritt von derselben entfernt, ließ Emil den Arm seiner Begleiterin aus dem seinen, und Adele trat allem der für blind Gehaltenen entgegen. Agnes wandte den Kopf, wie horchend. „Baroneß," rief Adele, „ich bin's, Adele von Wiesen," und sie rückte ohne weiteres einen nahestehenden Gartenstuhl herbei und nahm an der Sette des jungen Mädchens Platz. SpH l» (Fortsetzung iE >
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