Volltext Seite (XML)
Die velagoa d an Zähnen, brach jedoch kurz ab, als mit einem .Guten Abend, meine Herren" Doktor Klingner, ein hochaufgeschossener, energisch aussehender, sehr elegant in Schwarz gekleideter Herr, welcher die Kaltwasserheilanstalt besag, schnell eintrat. Hierhin und dorthin nickend, wünschte er flüchtig einen guten Abend, ließ sich an einem Tisch allein nieder und stürzte, wie jemand, der wenig Zeit hat, ein Glas Bier hinunter. Aber die jungen Herren, ausgenommen Kasimir Roth, umringten ihn schon mit lautem Halloh. .Doktor!" .Professor!" — „Eine neue Acquisilion haben Sie ja gemacht!" — „Kasimir, hast Du sie schon gesehen?" — „Das ist was für Dich!" — „Ein Wesen!" .Modell sage ich, Modell!" — „Wer ist das?" „Nichts für Euch! Hier mein Geld! Guten Abend meine Herren!" Doktor Klingner war schon wieder verschwunden. „Was hattet Ihr denn mit dem Doktor?" fragte der Kommerzienrat von seinem Tische herüber. „Nichts Besonderes, Herr Kommerzienrat, er hat einen neuen Badegast und thut natürlich wieder furchtbar geheimnisvoll damit," ant wortete Bernhard Schmidt. „Einen männlichen oder weiblichen?" fragte Herr Hellmann, während Koch bald Kasimir, bald den Kommerzienrat mit den Blicken streifte. „Natürlich einen weiblichen. Seht, Ihr Herren, wie unser moderner Do» Juan Kasimir da schon die Ohren spitzt, nun, und der Jung geselle Koch weiß vor Neugier nicht, wo er Hin sehen soll." Wieder mußte der Comptoirist sich's gefallen lassen, daß ihn die jungen Herren zur Ziel scheibe ihrer Witze machten, aber er nahm es nicht übel, im Gegenteil war eZ ihm lieb, daß dadurch die Aufmerksamkeit der spottsüchtigen jungen Leute von Kasimir abgezogen wurde, weil der Kommerzienrat es gar nicht gern sah, wenn sein Sohn sich so viel mit den fremden Damen der Heilanstalt beschäftigte. Wenn nur keiner der jungen Leute gesehen hatte, daß Kasimir vorher mit der besprochenen Schemen spazieren gegangen war. Jetzt nahte ihm unverhofft die Rettung in Gestalt eines fremden, mittelgroßen jungen Mnnnes, der den unverkennbaren Typus des Südländers trug. Als Herr Wilhelm Hell mann seiner ansichtig wurde, stand er schneller als cs sonst seine Art war auf und ging ihm bis zur Thür entgegen. »Nun, also Sie haben den berühmten Trichter gesunden? Meine Herren, gestatten Sie, daß ich Ihnen meinen Freund, den Signor Dante Ferraro aus Florenz vvrstelle," wandte sich jetzt Herr Hellmann mit lauter Stimme an die Anwesenden. Die Herren erhoben und ver- neigten sich gegen den sehr hüb schen, tief brünetten Italiener, der ihren Gruß verbindlich er- wiederte. „Nun, ich übergebe Lie der Jugend," fuhr Wilhelm Hellmann fort und führte Signor Ferraro zu Kasimir Noth und Freunden. An beiden Tischen war das Gespräch bald wieder im Gauge, ein Ausländer war hier, wo jährlich viele Hunderte aus aller Herren Länder kamen, um ihre Einkäufe in Spielwaren zu machen, keine Seltenheit. „Ein Kunde von Dir, Hellmann?" fragte der Kom merzienrat. „O nein, er hat mit unsern Artikeln gar nichts zu thun, sein Vater ist Bankier in Florenz und hat eine Kommandite in Venedig. Dort lernten wir ihn kennen." „Und da ist er Euch gleich nachgereist?' fragte Christian Roth mit einigem Befremden. „Meine Tochter hat ihm von Thüringen vorgeschwärmt, von der Spielwarenindustrie erzählt, und das Hai ihn so interessiert — man muß die Italiener in ihrer leicht erregbaren Art kennen." Horts, solgt-l Die Zundertjahrfeier der Berliner Technischen Zochschule. 3*