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Allgemeiner Anzeiger : 31.01.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190001318
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19000131
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-31
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 31.01.1900
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Volttische Rundschau. Vom Kriegsschauplatz. »Als die Hauptstellung der Boern zwischen Ladysmith und den Truppen des Generals Buller galt Spionkop. Diese Stellung hatte Buller angeblich erobert. Das Londoner Kriegsamt veröffentlichte nämlich folgende Depesche: „Warrens Truppen besetzten Dienstag nacht den Spionkop und überraschten dort eine kleine Boernabteilung, dir floh. Der Spionkop wurde von den Eng ländern den ganzen Mittwoch über besetzt ge halten, trotz heftiger Angriffe, besonders durch ein großes, Schaden bringendes Granatenfeuer des Feindes. Warren befürchtet, daß seine Ver luste beträchtlich find. General Woodgate ist lebensgefährlich verletzt. (Am Frestag ist derselbe seinen Verletzungen erlegen.) Warren glaubt, daß die Stellung des Feindes unhaltbar gemacht habe. Die Haltung der englischen Truppen ist ausgezeichnet." Die Siegesfreude hatte indes nicht lange gedauert, denn am Freitag lief be reits eine neue Depesche des Generals Buller ein, worin dieser meldet, daß die Division des Generals Warren in der Freitag-Nacht den Spionkop hat aufgeben müssen. *Aus Ladysmith liegt folgende Mel dung vom Sonntag, den 21. d., vor: Zwischen hier und Potgieters Drift find sechs Boernlager sichtbar, man sieht ferner, wie sich feindliche be rittene Truppenabteilungen in der Richtung auf den Tugela bewegen, doch deutet nichts darauf hin, daß 'die Boern Geschütze von hier sort- nehmen; vielmehr haben sie noch andere in Stellung gebracht, und verstärken sie ihre Be festigungswerke. Die britischen Verteidigungs- werke find seit dem 6. Januar erheblich ver stärkt worden. Ladysmith ist jetzt thatsächlich uneinnehmbar. Die Fiebsrepidemie hat infolge der trockenen Witterung sehr nachgelassen. Alle Truppen haben jetzt ausreichenden und bekömm lichen Proviant. * Durch einen Druck auf Portugal scheint England den Zuzug nach Transvaal durch portugiesisches Gebiet verhindern zu wollen. Die,Daily Mail' meldet aus Laurenzo Marques vom 24. d.: Heute früh wurde allen Passa gieren, als deren Reiseziel Transvaal be zeichnet war, auf Beseh! der portugiesischen Regierung die Erlaubnis zur Abreise verweigert. * * * Teutstblanv. * Die Herzogin Adelheid zu Schleswig-Holstein-Sonderburg- Augustenburg ist am Donnerstag mittag in ihrer Villa zu Dresden verstorben. Sie war am 20. Juli 1835 geboren und seit 1856 mit dem Erbprinzen Friedrich von Schleswig-Holstein vermählt, der 18^0 starb, also die Vermählung seiner Tochter mit dem damaligen Prinzen Wilhelm nicht mehr erlebt hat. Infolge des Trauerfalles hat sich das K ais erp a ar gleich am Donnerstag nach Dresden begeben; sämt liche Hoffestlichkeiten inBerlinfind abgesagt, und der Geburtstag des Kaisers soll in aller Stille begangen werden. * In Gegenwart des Kaiserpaares und der übrigen Fürstlichkeiten fand am Freitag eine Trauerfeier für die verstorbene Her zogin Friedrich in Dresden statt, worauf die Leiche nach Primkenau übergeführt wurde. Am Abend trat das Kaiserpaar die Rückreise nach Berlin an. * Die Kaiserin Friedrich beging ihren Hochzeitstag, der auf den 25. Ja nuar fällt, diesmal fern von ihrer Familie. In den früheren Jahren war sie an diesem Tage zumeist in Berlin. Das Kaiscrpaar versäumte es dann niemals, ihr einen längeren Besuch zu machen. In diesem Jahre hat die Kaiserin Friedrich niemand ihrer Angehörigen bei sich, die diesmal ihre Wünsche mit banger Be sorgnis um die Gesundheit der Kaiserin nach dem Süden richten. *Der Rektor der Technischen Hochschule in Charlottenburg, Professor Riedler, erklärt, daß die bei der Feier der Jahrhundertwende von ihm verlesene kaiserliche Ansprache, welche die Sozialdemokratie als eine vorübergehende Erscheinung be zeichnete, mit ausdrücklicher Mnehmigung des Kaisers veröffe nM i cht worden ist. Hiernach ist jedes Anzweifeln des s. Z. mitge teilten Wortlauts dieser Ansprache, wie dies noch neuerdings in der Presse und in parlamentarischen Verhandlungen geschehen, fortan ausgeschlossen. * Die Flotten - Vorlage ist am Donnerstag abend dem Reichstag zuge gangen. * Die Kommission für die Münzgesetz novelle nahm einen Anttag des Zentrums- Abgeordneten Schwarze (Lippstadt) an, der den Bundesrat ermächtigt, Fünf markstücke und Zwei Markstücke als Denkmünzen in an derer Prägung Herstellen zu lassen, ebenso die Resolution Speck, bei Neuausprägung von Reichsgoldmünzen auf eine vermehrteAus- prägung von Kronen hinzuwirken. — Da auf die früher beschlossene zweite Lesung verzichtet wird, hat die Kommission ihre Be ratungen beendet. * Um einen Uebertritt von jüngeren Zivilärzten zur Militärsanitäts laufbahn zu erleichtern und dadurch einem Mangel an jüngeren Sanitätsoffizieren abzu helfen, soll den Uebertretenden nach dem Heeres etat für 1900 eine Entschädigung für die zum Studium aufgewendeten Kosten von 300 bis 1500 Mk., je nach der einzugehenden Dienst verpflichtung, gewählt werden. Es find zunächst 32 000 Mk. hierfür beantragt. *Die erweiterte Kanalvorlage wird in einem offiziösen Artikel der,Nordd. Allg. Ztg.' ausführlich skizziert. Tie Warthe, Netze und Brahe, sowie der Brom berger Kanal sollen so umgestaltet werden, daß Schiffe von 400—500 Tonnen Tragfähig keit vom Rhein bis zurWeichsel und mit Benutzung der Haffe bis Königsberg und Memel gelangen können. Um die Zusagen der Regierung betreffs derL ipp ek analisrerung und der Verbesserung des Oberlaufs er füllen zu können, find Untersuchungen im Gange. Der Berlin — Stettiner Kanal fand als wesentlicher Bestandteil derWest - Ostlinie in der Vorlage seinen Platz; wie bekannt, ist die west liche Linie bevorzugt worden, welche 40 Mill, erfordert. Die Regulierung der unteren Oder, der masurische Kanal, die Spree- und Havelregulierung, die Umarbeitung desObrakanaI entwurfs finden ebenfalls in der Vorlage Platz. Das Erfordernis des Rhein-Elbekanals von 260 Millionen wird durch die neuen Projekte auf 450 Millionen ge steigert. Oesterreich-Ungarn. *Der Grubenarbeiter-Ausstand in Oesterreich hat am Mittwoch und Donnerstag noch eine Erweiterung erfahren. Nur ganz vereinzelt haben Grubenarbeiter in geringer Zahl die Arbeit wieder ausgenommen, anderseits sind neue Arbeitseinstellungen erfolgt, In Prag ist am Mittwoch infolge des Kohlen mangels der elektrische Betrieb der Straßen bahnen eingeschränkt worden; auch werden mehr fach Schulen und Fabriksbetriebe aus gleichem Grunde geschlossen. Ebenso haben schon mehrere große Fabriken ihren Betrieb einschränken oder ganz einftellen müssen. * Ueber die' Bildung der Ausgleichs- konserenz in Oesterreich ist es in den letzten Tagen ziemlich still geworden, wie es ja in der Natur der Sache liegt, da die entscheidende Konferenz der deutschen Volkspartei erst für den nächsten Montag anberaumt ist. Nach den Berichten tschechischer Blätter wird für Böhmen und Mähren je eine besondere Ver ständigungskonferenz eingesetzt werden. Die beiden Konferenzen sollen parallel nebeneinander ihre Beratungen abhalten. Abgeordneter Wolf hat es abgelehnt, an der Verständigungskonferenz teilzunehmen. Spanien. *Nach einer Meldung aus Madrid find in der jüngsten Zeit in den baskischen Pro- vinzen, von der Ortschaft Vergara abgesehen, keine weiteren Anzeichen karlistischer Bewegung entdeckt worden. Der karlistische Führer Narrazola, in dessen Hause Uniformen mit den Abzeichen des Prätendenten aufgefunden wurden, befindet sich mit mehreren Genossen im Gefängnis von Vergara. Obgleich die dortigen Lokalbehörden keine besonderen Maßregeln für geboten erachten, hat das Kriegsministerium die Vorficht geübt, zwei Kompanien Infanterie nach Vergara zu entsenden. Balkanstaatem * Bekanntlich ist in dem Kompromiß über die griechischeHeeresreform zwischen dem Kriegsminister und dem Kronprinzen fest- gestellt worden, daß sie teilweise in der Form erfolgen solle, einen ausländischen Offi zier an die Spitze des Generalstabes zu stellen. Wie jetzt mitgeteilt wird, hat Griechenland be schlossen, einen deutschen Offizier zu diesem Zweck zu bemfen, und es find bereits Unter handlungen zwischen Athen und Berlin im Zuge, um einen deutschen General für die Uebernahme dieser Funktion zu gewinnen. Amerika. *Der deutsche Botschafter in Washington v. Holleben hat sich beschwerdeführend an das dortige Staatssekretariat für auswärtige Angelegenheiten gewandt. Er hatte den großen „Verstoß" begangen, als er der G emahlin des Admirals Dewey, des Siegers von Manila, seinen offiziellen Besuch machte, zehn Minuten nach der angesetzten Empfangszeit sich einzufinden. Frau Dewey-Hagen, die wieder holt unverkennbare Zeichen von Größenwahn gegeben hat, glaubte aus diesem Grunde den deutschen Botschafter nicht empfangen zu können. Hierüber hat Herr v. Holleben beim Auswärtigen Amt in Washington Beschwerde geführt. Asten. * Der Schah von Persien Mozaffer- ed-din wird nach dem ,Berl. Tgbl.' im April Berlin besuchen. Von Berlin wird er sich nach Paris zum Besuch der Ausstellung begeben. In Begleitung des Schahs wird sich dessen Lieblingssohn Bialek Man zur Mirza befinden, der zum zweiten Mal nach Berlin kommt. *Jn China ist ein Thronwechsel vollzogen worden. An Stelle des kraftlosen, von der Königin-Witwe bevormundeten 28 jähri gen Kaisers Tsai-Tien ist ein neunjähri ger Prinz Put-Sing zum Kaiser von China ernannt worden. ,Wolffs Bkreau' ver breitet darüber folgende Nachricht: „Durch ein Mittwoch abend von dem Kaiser Kwangsu unter zeichnetes Edikt wird der 9 Jahr alte Sohn des Prinzen Tuano, namens Put-Sing, zum neuen Kaiser ernannt. Derselbe wird am 31. Januar den Thron besteigen." — Der jetzt seines Thrones beraubte Kaiser Tsai-Tien befindet sich bekanntlich vollständig in de: Gewalt der Kaiserin-Regentin und muß herzlich froh sein, daß ihm das Leben überhaupt geschenkt wird. Um nur am Leben zu bleiben, dürste er sich dazu verstanden haben, die Ernennung seines Nachfolgers selbst zu unterzeichnen. Das ist bezeichnend für einen Kaiser, dessen Regierung als Kwangsu bezeichnet wird, d. h. Fortsetzung des Glanzes. (Nach inzwischen eingelaufenen Meldungen soll der Kaiser Selbstmord be gangen haben.) * Nach einer Meldung aus Schanghai ist die Frage betreffend die Ausdehnung der dortigen französischenNiederlassungen end lich geregelt worden. Die Vereinbarungen werden am 14. März d. in Kraft treten. Die Grund fläche der neuen Niederlassung ist ein und ein halbes Mal größer als die der gegenwärtigen. Aus dem Reichstage. Der Reichstag begann am Donnerstag die zweite Beratung der Novelle zum Strafgesetzbuch (sog. lex Heinze). Die Verschärfung der in 8 180 gegen Kuppelei vorgesehenen Strafen wurde debattelos an genommen. Bei 8 181 griffen die Abgg. Bebel und Stadthagen (soz.) heftig die Neuerung an, daß ein Ehemann, der seine Frau verkuppelt, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft werden kann. Sie drangen aber mit ihrem abschwächeuden Antrag nicht durch. Auch ein Antrag Himburg (kons.), der mildernde Umstände nur bei der Verkuppelung Ver- ! lobter zulassen wollte, wurdet abgelehnt. Der neue i Zuhälter-Paragraph (181 a) blieb gleichfalls unver ändert, indem ein konservativer Verschärfung?- und ein sozialdemokratischer Milderungsantrag in gleicher Weise abgelehnt wurden. Am 26. d. macht bei Beginn der Sitzung der Präsident Graf Ballestrem dem Hause Mitteilung von dem Hinscheiden der verwitweten Herzogin Friedrich von Schleswig-Holstein, der Mutter unserer Kaiserin, und erbittet sich bezw. erhält die Ermächti gung, dem Herrscherpaare gegenüber die innige Teilnahme der Vertreter des deutschen Volkes zum ehrfurchtsvollsten Ausdruck zu bringen. Die zweite Beratung der Novelle zm Strafgesetzbuch (lex Heinze) wird fortgesei bei § 181b, welcher nach der Negierungsvorla« da? Vermieten an Prostituierte als nicht strafbar v klärk, wenn damit keine Ausbeutung derselben vo Kunden ist. Die Kommission hat diesen Paragraphen d« Regierungsvorlage gestrichen. Es liegt ein Antrag Beckh (frs. Vp.) vor, die M gierungsvorlage wieder herzustellen, ferner ein Anna Albrecht (soz.), daß die Bestimmungen des 8 1^ (einfache Kuppelei) auf das Vermieten von Wohnu« gen nicht Anwendung finden. In der Diskussion bekämpft Abg. Esche (nat.-lib.) die Wiederherstellung d> Regierungsvorlage, weil sie Bordelleinrichtungen b fördere; es sei besser, dem Richter für den Einz( fall die Entscheidung zu überlassen, ob etwas Stroi bares vorliege. Geheimrat v. Tischendorf beruft sich auf d Rechtsprechung des Reichsgerichts, wonach das Vü mieten an Prostituierte eine Begünstigung d! Prostitution bedeute. Abg. Stöcker (wildkons.) warnt vor Annahil des Regierungsvorschlages, der ganz unerhörte Z« stände schaffen würde: es sei eine Konzessionierur der Unzucht in den Wohnungen und schaffe 50 0Ü Unzuchtsherde. Das „Fräulein" wohnt bei armt Leuten, hochgeehrt, weil sie gut zahlt und die Kind! kommen mit der Prostitution in Berührung. E müsse ein Damoklesschwert über den Vermieterinnen schweben, diese Unruhe sei leider noch die einzig Waffe. Noch heute morgen habe er Erfahrungen gemacht: ein junges Mädchen verlangte Ausnahnn im Asyl, weil es keine Wohnung erhält; ein anderen findet bei einem Besuch unerwachsene Kinder in de Gesellschaft einer Prostituierten, die männlichen Besuch hat. Solche Zustände seien länger nicht zn dulden, lieber polizeiwidrig und sittlich als Polizei gemäß und unsittlich. Geheimrat v. Tischendorf meint, daß, wer» man die Prostitution aus den Lokalen treibe, sie sis auf den Straßen und in den Privatwohnungen brei machen müsse. Abg. Gaulke (fr. Vgg.) empfiehlt, statt de 8 181 der Regierungsvorlage dem 8 160 die M stimmung hinzuzufügen: „Die Vermietung vo: Wohnungen an Frauenspersonen, welche gewerkt mäßige Unzucht treiben, ist nicht als Vorschubleistu« anzusehen, sofern damit nicht eine Ausbeutung dd unsittlichen Erwerbs der Mieterin verbunden ist." Abg' Höffel (freikons.) findet die Grundlage! der Vorlage völlig verfehlt. Die Prostitution s< durchaus kein notwendiges Uebel; je mehr si reglementiert werde, je mehr breite sie sich aus. Geheimrat v. Leut he weist darauf hin, daj bisher alle Versuche vergeblich geblieben seien, di Prostitution auszurotten. Eine Lokalisierung ode gar Kasernierung der Prostitution sei durch del Paragraphen der Vorlage nicht beabsichtigt. Abg. Himburg (kons.) erklärt sich im Nam« eines Teiles seiner politischen Freunde für di Wiederherstellung des Paragraphen. Abg. Gamp (freikons.) spricht sich im gleiches Sinne aus; während Abg. v. Salisch (kons.) uv Rücksicht auf das platte Land und die kleinen Stadt den Paragraphen verwirft. MreuK ehe» > Am Donnerstag setzte das Abgeordnetenhaus d> Beratung des Etats der landwirtschaftlichen Veh waltung fort. Die Debatte drehte sich um die Mei nungs Verschiedenheiten der Rechten und Linken übv die Lage der Landwirtschaft. Abg. Frhr. v. Zedlil (freikons.) wandte sich gegen die Forderung der Vev kürzung der Schulzeit auf dem Lande und sprach sia gleich den übrigen konservativen Rednern für ew wirksame Schutzzollpolitik aus. Landwirtschaft^ Minister Frhr. v. Hammerstein sprach die HoffnuA aus, daß es einmal gelingen werde, den Getreide bedarf Deutschlands im Jnlande zu produzieren uw somit Deutschland in der Volksernährung vom AuS' jande unabhängig zu machen. Das Abgeordnetenhaus setzte am Freitag dt zweite Beratung des Etats der landwirtschaftlich^ Verwaltung fort. Von feiten des Zentrums ward wiederholt eine größere Unterstützung der Landwirt ! schäft durch den Staat befürwortet. Abg. Gothev ! (frs. Vgg.) warnte davor, ein Ausnahmegesetz fw ländliche Arbeiter, wie es das Gesetz über den Kov i traktbruch sei, zu schaffen. Brem ,es Verwl Schulschiff wrlüufigei ungen z Werbern if Deutschlar gesehen v die Zahl 400; von engeren A 40 für de langen v Kadettensc eingerichte ist mit RL für den schlossen : Ottei Stadt vo Märschen bürg das bereits tu Gedenkfei wird dies der stüd 28. Mai zug rc. b elbe nich Stadt ist bekannt, Boß als vorragen' Elbe Solingen legenheit worden. Söhne v jährig.F: aus Sch hohe Su Leidens Die Mili zurück ! Schuldig noch bev Aussehen im Febri Verhand Gr- meister l das ha: Allfregu AuSdruc unterzei« Beschlus 24 Jah: Amtes noch in Familie verdient müssen gewesen haben, Bürgers die Gri daher Gründe Ha Thurau den lel hat ein Tod d mit ein einem l stitige l 4 Zent Sektiot Buchhc er erkli infolge ursacht vorlieg Verdat wurde untere suchun jedoch O< nähme einer war« trachte, so entdecke ich in seinem Gesicht eine Art Aehulichkeit mit dem bleichen, schönen Antlitz meines unglücklichen Vaters, das mir vorschwebt aus dem Dämmer längst verschwundener Kind heit. Diese Aehulichkeit gleicht aber der zweier Blumen, wovon die eine eine abscheuliche Gift pflanze ist. Wie mag mein armer teurer Vater gelitten haben! Wie blind vertraute er diesem schändlichen Menschen, den die Natur ihm zum Bruder gegeben hatte. Ja — mein lieber, seliger Vater, du sollst gerächt werden." „März 26. — Eine neue Gefahr bedroht mich! Der Sohn des alten Geizhalses ist gestern abend von einer Reise zurückgekehrt. Ec wurde erst in Monatsfrist erwartet; — also gegen eine neue Person muß ich heucheln und Komödie spielen. — Ich war diejenige, welche ihm zuerst bei seinem Eintritt ins Gehöft be gegnete. Ich machte eine Abendspaziertour durch den Park, und sah, wie plötzlich ein junger Mann über den neu aufgeworfenen Graben springen wollte und hineinfiel. — Es war eine große Unbedachtsamkeit, daß ich in meiner Herzensangst, glaubend, er könne sich eine Ver letzung zugezogen haben, hinzueilte und ihm die Hand zum Herausklimmen bot. Im selben Augenblick, wo ich mich über den Grabenrand beugte, erkannte ich meine Unbesonnenheit und versteckte sie so gut es ging hinter einen scherzen den Ton. Ein Glück ist nur, daß jeder im alten Herrenhause meinen Rekognoszierungs- Instinkt als ein Wunder betrachtet — man hält mich ja allgemein für erblindet. Mein Koufin heißt Emil, er besitzt ein unge mein dreistes Wesen — und erschreckte mich aufs äußerste, als er, sobald wir in der Vorhalle des Hauses angelangt waren, plötzlich meinen Kops zwischen seine beiden Hände nahm, und mcuü schönen Augen zu bewundern begann. Er ist ein entsetzlich ungezwungener Mensch, dabei sieht er braun aus wie ein Kaffer. Ich meine, et hat Aehulichkeit mit seinem Vater — der Apfel fällt nicht weit vom Stamm — und ich habt mich entschlossen, — ihn — zu verabscheuen und ich bin sicher, es zu können. Es ist doch schreck' lich, eine Heuchlerin spielen zu müssen. Wäre doch meine Mission erst erfüllt." — ' „März 30. — Die Natur ist doch eine wunderliche Spenderin. — Wie nur kann ein solcher Vater einen solchen Sohn haben! — Ich glaube, ich habe meinem Koufin Emil unrecht gethan. Seine Ungezwungenheit ist Natur, sein offenes, freies, bis an Verletzung streifendes Wesen ist doch nur Offenheit und Wahrheit- Dieser junge Mann gibt sich, wie er ist, und ich glaube, wenn er wüßte, daß sein Vater ein Erbschleicher sei und dieser tot wäre, er wärt im stände, in seiner wunderlichen Art auszu» rufen: — da, Koufine, haben Sie als recht mäßige Erbin das Gut Falkensee, nun werfen Sie mich hinaus oder geben Sie mir die Stelle eines Verwalters." „Wahrhaftig, so ist er. — Heute morgen war ich im Bibliothekzimmer; ich wußte mich ungestört und wollte, Gott verzeih mir, wenn's Sünde ist, meine Schlüssel an dem antiken Bücherschrank probieren, hinter dessen verborgener Wand ich meines Vaters Testament versteckt glaube. Da hörte ich Schritte und ich setzte mich schnell ans Fenster. Mein Koufin kam in die Bil da die dann förmlic zu spr einer Weise, und d gann in de: guter, versöh er sal Blind in ach L'? sein, und i Närri leichtl mir i feiner Plan ichG: - * Wieder hörte ich die stotternd hervorgewürgten Worte: „Alle guten Engel, — das blonde Ge spenst, — alle guten Geister loben Gott den Herrn!" — Ich mußte an ihm vorüber, er durfte von seinem G-spensterglauben nicht ge heilt werden. Meine Geisterrolle wurde weiter gespielt; ich schritt langsam und steif an dem Armen vorüber. Wahrlich, der alte Mann sah einem Gespenst viel ähnlicher, als ich. Ich weiß jetzt, wie in Wirklichkeit Kmee zu schlottern ver mögen. Das Gesicht des abergläubischen Alten war aschgrau, die Zunge streckte sich zum Munde heraus, der Mensch wäre ein Jammerbild zum Erbarmen gewesen, wenn er nur nicht gar zu komisch ausgesehen hätte. — Als ich bei ihm vorüber war, hörte ich einen gurgelnden Auf schrei, dann stolperte ein schwerer Schritt wie der eines schwer Betrunkenen zur Treppe und diese hinab. Mit meinem Horchen war es aus, vor sichtig folgte ich dem alten Diener, der ins Domestikenzimmer schwankte, während ich, die Dunkelheit benutzend, rasch in mein Zimmer schlüpfte. Was der Alle nur nachts im Hause herumzuspuken hat?" Baroneß Agnes ließ daS Buch finken, zu gleich neigte sich das blonde Lockenköpfchen und verharrte eine Zeitlang wie in tiefem Sinnen. Dann schlug sie wieder eine Reihe von Blättem um und wir lesen mit ihr: „März 24. — Es ist ein eigentümliches Gefühl, das in meinem Herzen gegen den Onkel spricht. Ich Haffe ihn nicht, denn meine Seele hat keinen Raum für Haß, aber ein tiefer Ab scheu gegen diesen allen Mann erfüllt mich ganz und gar. Wenn ich ihn verstohlen be- Der Sp«!r im alle« Herrenhause. 14) Erzählung von Adalbert Reinold. sporUetzunz.) Und wieder überschlug die weiße Hand der schönen, kleinen Schauspielerin, die in ihres Vaters Hause die Blinde so täuschend spielte, einige Blätter. „Februar 25. — Wieder nur mit genauer Not als Gespenst entkommen. Der einfältige alte Diener meines Onkels hat mich wieder auf meiner nächtlichen Spaziertour gesehen. Ich werde vorsichtiger sein müssen. In der vorletzten Nacht hatte ich den festen Entschluß gefaßt, weiteres zu erspähen. Vorher war mir schon ein Schritt geglückt." „Ich hatte meinen Onkel belauscht, er war wieder im Bibliothekzimmer, mitten in der Nacht, ganz allein. Er öffnete einen seltsam bunt ge schnitzten antiken Bücherschrank, nahm eine ganze Reihe Bücher hervor, — durch einen Federdruck schnellte eine Geheimklappe an der Rückwand auf, und aus diesem Fach langte er Manuskripte, die er auf seinem Lesetisch ausbreitete und eine ganze Stunde lang las. Ich habe das Gesicht des alten Mannes studiert, — Habsucht, Gier standen in diesen Augenblicken mit ausgeprägten Zügen darauf wie eingcgraben." In der vorletzten Nacht wußte ich den Geiz- hals" wieder in der Bibliothek ich wollte ihn wieder belauschen und meine Gespensterrolle sollte mir helfen; was ich eigentlich begonnen habe, war mir aber selbst nicht klar." „Als ich die Treppe hinauf stieg, kam der alle Diener wieder aus dem Seltengange.
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