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Allgemeiner Anzeiger : 23.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189912239
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18991223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-23
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 23.12.1899
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Budapest. Spurlos verschwunden ist der Großunternehmer Weisenbacher, Erbauer der königlichen Burg und des Parlamentsgebäudes in Budapest, der vor etwa zwei Wochen nach Berlin gereist ist und seither nichts mehr von sich hören ließ. Weisenbacher geriet in eine Baukrise und kam im September mit seinen Zahlungen in Stockung, doch erfolgte damals ein mehrere Millionen betragendes Arrangement durch zwei Banken. Das Verschwinden Weisen bachers steht angeblich mit im September bei dem Arrangement verheimlichten Passiven in Verbindung. Vorläufig kommt jedoch die Firma allen Verbindlichkeiten nach, und es sollen an geblich die Aktiven eine Million Gulden höher sein als die Schulden. Temeswar. Großes Aussehen erregt die Verhaftung der von ihrem Manne getrennt lebenden Hausbesitzerin Petrow und deren bild schöner Tochter. Die Verhaftung erfolgte auf Grund einer Anzeige des Gutsbesitzer in Dezsk, Johann Rusz, nach welcher die Petrow den Bruder des Gutsbesitzers, einen krüppelhaften und geistesschwachen Mann, umgarnte und ihn zwang, sie und ihre Töchter testamentarisch zu Erben seines beträchlichen Vermögens etnzu- setzen. Sodann hatten Blutter und Tochter den Diener einer Apotheke aufgefordert, ihnen ein langsam tötendes Gift zu verschaffen. Die beiden Frauen wurden nach einem kurzen poli zeilichen Verhör der Staatsanwaltschaft über liefert. Havre. Das Heer von Tintenschnecken, das in den Herbstmonaten die Küste bei Havre und Honfleur belagerte, setzt seinen KriegSzug längs der Kanalküste Frankreichs fort und bringt überall der Fischerei den größten Schaden. Gegenwärtig sind die Ufer des Departements Finistört, das den westlichen Teil der Halbinsel Bretagne einnimmt, von diesen gräulichen und schädlichen Mollusken überschwemmt. Die Be völkerung, welche in der Fischerei ihre Haupt einnahmequelle besitzt, ist durch diese un erwarteten Gäste in die größte Unruhe ver setzt worden. Die Tintenschnecken betreiben nämlich Fischerei auf eigene Rechnung, begnügen ich aber nicht dabei, Fische selbst zu fangen, ondern machen sich mit Vorliebe an die schon n den Netzen zappelnden Fische und die in den Kästen eingespenten Hummern und Langusten. In den letzten Wochen wurden längs des Strandes zahlreiche Delphine beobachtet, die die wunderbarsten Sprünge aus dem Wasser heraus machten, um sich der an ihrem Kopfe wie angeleimt feft- fitzenden Tintenschnecken zu entledigen. Man hat von letzteren schon Exemplare gesehen, deren Arme bis zu zwei Meter Länge besaßen. Brüssel. Auf eine Anfrage des Sozialisten Vandervelde hatte der Justizminister die Zeitungs- Nachricht, daß Freiwillige für England in Belgien geworben würden, für unzutreffend erklärt. Dem- entgegen bringt der,Soir' den Worlaut einer Zeitungsanzeige wonach in Brüssel thatsächlich eine englische Werbestelle besteht. Das Blatt glaubt, die belgische Sicherheitsbehörde, auf deren Bericht der Justizminister gefußt habe, werde die Thatsache nun wohl nicht mehr be- streiten. Uebrigens sei schon vor einigen Tagen in den Redaktionsräumen des,Soic' ein Belgier erschienen, der sich von einem englischen Agenten habe anwerben lassen. Auf die Frage, weshalb er denn gegen die stammverwandten Boern kämpfen wolle, habe der Mann, ein sündhafter armer Kerl, erwidert, daß er sich zunächst an Dr. Leyds gewandt, von diesem aber mit der Erklärung abgewiesen worden sei, daß Trans vaal keine Freiwilligen «nwerbe. Dann habe er sich für die Engländer entschieden, aber es handle sich für ihn nur um die freie Reise. In Südafrika werde er bald in den Reihen der Boern sein. Wenigstens oO weitere belgische Freiwillige hätten dieselbe Abficht wie er. — dem Lasso gefangen wurde dieser Tage bei Brüssel ein Gauner. Drei Diebe waren des Nachts in das Landhaus einer F-au Moisson, das in der Nähe von Brüssel liegt, eingedrungen und hatten es gänzlich ausge- plündert. Als sie am Morgen, mit reicher Beute beladen, das Haus verlassen wollten, wurden sie von einem Nachbar bemerkt. Da dieser Lärm »eine fragende Andeutung zu machen. Der Vater erklärte, bei Agnesens Ueberfiedelung hier her, mir nur kurz: Jasper bestimmte mich zum Erben, hat mir Gut und Lehnsrechte über tragen, er wollte, daß nicht ein schwächliches Kind, das ja, wie du nun siehst, ein elender Krüppel, eine Blinde ist, die noch dazu mütter licherseits einen jüdischen Namen trug, - sondern ein Mann, der seinen adeligen Namen trüge, kurzum, er wollte, daß ich, sein einziger Bruder, sein Nachfolger und Besitzer der Herrschaft Falkensee würde." , „Nun, und Agnes ? fragte der junge Mann, „was besitzt denn sie?" , , . „Soviel ich weiß, hat der alte Bankier Schönberg ein bedeutendes Vermögen hinterlassen, das zur Hälfte an Agnes fällt, ferner verblieb ihr wohl jene Summe, mit welcher ihr unglück licher Vater nach der Flucht seiner Gattin ge wissermaßen deren Rechte abkaufte." „Aber unter solchen Umständen wäre es doch Papas Pflicht gewesen, sich längst schon um Agnes zu bekümmern und nicht erst den Tod ihres alten Großvaters abzuwarten," meinte der junge Mann. „Wie oft habe ich nicht ganz dieselben Ge danken gehabt, aber ich durfte ja nicht wagen, sie gegen den Vater zu äußern. Kam, was nur äußerst selten geschah, wirklich mal die Rede auf Agnes, so nannte er das Kind seines Bruders nie anders als „das Judenkind". Nur weil sie blind ist, also gänzlich hilflos, — gelang es mir endlich, ihn zu bewegen, dem Mädchen unser Haus als Asyl zu öffnen. Sie ist jetzt etwa drei Monate bei uns." — schlug, ließen die Einbrecher den Raub fallen und rannten querfeldein. In diesem Augenblick kam ein Löwenbändiger aus einem Brüsseler Zirkus ihnen zu Pferde entgegen. 'Er hatte den Lärm gehört und wußte, daß er drei Diebe vor sich hatte. Sofort gab er dem Pferde die Sporen, ergriff einen Lasso, welchen er bei sich trug und mit dem er auf dem Felde vorher Uebungen angestellt hatte, schleuderte den Lederriemen und fing mit diesem glücklich einen der Strolche. Die Polizei erkannte in dem auf diese Weise Gefangenen einen alten und lange gesuchten Einbrecher. Charkow. Der Kosak Anton Polowzew lebte mit seiner Frau und Mutter in einem einsamen Bauerngehöft und galt als wohl habender Mann. Sein Bruder Semen besuchte ihn mit seiner Frau Und zwei Kindern. Er brachte etwa 10 Ol!O Rubel mit, sein durch lang jährige mühsame Arbeit im Handel mit land wirtschaftlichen Produkten erworbenes Vermögen und übergab sie der Mutter zur Aufbewahrung. Einige Tage nach seiner Ankunft spielte sich im Hause ein schauerliches Drama ab. Die Mutter, Semen, dessen Frau und die beiden Kinder wurden in ihrem Blute liegend tot vorgefunden, während Anton lebend, aber mit 14 mit einem Messer beigebrachten Wunden auf der Diele lag. Er bezeichnete seinen Diener Peter als Mörder. Dieser wurde verhaftet und, da man in seinem Koffer ein blutiges Beil und 300 Rubel Geld, eingewickelt in einem blutigen Lappen fand, als überführt erachtet. Ein Zu fall aber führte auf die Spur des wirklichen Thäters. Ein Polizeibeamter bemerkte kurz darauf den Anton, wie er damit beschäftigt war, irgend einen Gegenstand aus der Erde zu graben. Dieser erwies sich als ein Paket mit Banknoten, Gold und Silber, um deretwillen er seine ganze Familie ermordet hatte. Er hatte sich selbst die Wunden beigebracht, die sich sämtlich als ungefährlich erwiesen. Die 300 Rubel hatte er selbst in den Koffer seines Dieners gesteckt. Gerichtsstalle. Danzig. Die hiesige Strafkammer verurteilte den Geheimen Kriegs- und Jntmdantvrrat a. D. Kolodziewski aus Zoppot, früher in Breslau, wegen Beleidigung des Generalmajors z. D. v. Bülow, Direktors im Kriegsministerium, zu 100 Mk. Geld strafe. Strafantrag hatten General v. Bülow und der Kriegsminister gestellt. Kolodziewski war bis zum 2. August bei dem 6. Armeekorps in Breslau thätig und erhielt damals, kurz nach einer durch v. Bülow ausgeführten Inspektion, Abschied wegen großer Nervosität. Er schrieb dann an v. Bülow einen Brief, in welchem er ihn als seinen Henker bezeichnete. Leipzig. Die Strafkammer verurteilte den inter nationalen Hochstapler und Schlittenfahrcr Czcpak aus Komotau, der bereits von den Gerichten in Breslau, München, Regensburg und Berlin zu Zuchthausstrafen in Höhe von 21 Jahren verurteilt ist, zu weiteren drei Jahr Zuchthaus. Bürgerliches Gesetzbuch. Eheliches Güterrecht. Wenn durch Ehevertrag nicht ein anderes festgesetzt wird, gilt in der Ehe Güter trennung mit Verwaltungsgemeinschaft. (Für den Güterstand einer am 1. Januar 1900 schon existierenden Ehe bleiben die bis herigen gesetzlichen Bestimmungen in Kraft. sNach 8 200 des Einführungsgesetzes.j Das preußische Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetz-B. setzt aber das Gütenecht auch der bereits bestehenden Ehen unter die Be stimmungen des Bürger!. Gesetz-B.) Das Vermögen der Frau wird durch die Eheschließung der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen (eingebrachtes Gut). Zum eingrbrachten Gute gehört auch das Vermögen, das die Frau während der Ehe erwirbt. Die Verwaltung und Nutznießung des Mannes tritt nicht ein, wenn er die Ehe mit einer in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Frau ohne Einwilligung ihres gesetzlichen Vertreters eingeht. , Die Verwaltung und Nutznießung des Mannes erstreckt sich nicht auf das Vorbehalts gut der Frau. Vorbehaltsgut find die ausschließlich zum persönlichen Gebrauch derFrau bestimmten Sachen, insbesondere Kleider, Schmucksachen und Arbeits geräte — ferner, was die Frau durch ihre Arbeit oder durch den selbständigen Betrieb eines Enverbsgeschäfts erwirbt, sodann was durch Ehevertrag für Vorbehaltsgut erklärt ist, und endlich, was die Frau durch Erbfolge, durch Vermächtnis oder als Pflichtteil erwirbt (Erwerb von Todeswegen) oder was ihr unter Lebenden von einem Dritten unentgeltlich zugewendet wird, wenn der Erblasser durch letztwillize Verfügung, der Dritte bei der Zuwendung bestimmt hat, daß der Erwerb Vorbchaltsgut sein soll. An dem Vorbehaltsgut hat der Ehemann keine Verwaltung und Nutzvietzung. Aber auch sonst kann die Frau vom Manne Sicherheits leistung für ihr Eingebrachtes verlangen. Die Frau darf über das Eingebrachte nur mit (vor- oder nachheriger) Genehmigung des Gatten ver fügen. Sonst ist die verheiratete Frau völlig geschäftsfähig und kann sich rechtlich auch ohne Zustimmung des Mannes verpflichten. Stimmt der Mann zu, so kann für das Rechtsgeschäft auch das Eingebrachte in Anspruch genommen werden. Im übrigen tritt eine Haftbarkeit des Mannes nur ein, wenn er durch das Geschäft der Frau mit bereichert wird. Ist der Mann durch Krankheit oder Ab wesenheit behindert, so kann die Frau unauf schiebbare Geschäfte auch ohne seine Zustimmung mit voller rechtlicher Wirkung vornehmen. Bei grundloser Verweigerung seitens des Mannes, seine Zustimmung zu einem Rechtsgeschäfte der Frau zu geben, kann diese Zustimmung auf Antrag der Frau durch das Vormundschasts- gerichi gegeben werden. Die Zustimmung des Mannes ist nicht nötig, wenn sich die Frau zum Antritt einer Erbschaft bereit erklärt oder wenn sie solche oder ein Ver mächtnis zurückweist. Das Eingebrachte der Frau hat für die Gläubiger des Mannes nicht zu haften. Dagegen ist das Eingebrachte haftbar den Gläubigern der Frau für voreheliche Schulden, für Schulden nach Eingehung der Ehe, wenn der Mann seine Zustimmung erteilt oder das Rechtsgeschäft auch ohne seine Zustimmung wirksam geworden ist, — für Prozeßkosten der Frau — und endlich für Geldstrafen, die die Frau zu zahlen hat. Hier muß aber die Frau dem Mann das Gezahlte aus ihrem Vorbehalts gut ersetzen. Gütertrennung und zugleich getrennte Verwaltung tritt in dem Falle ein, daß der Mann eine minderjährige Frau ohne Einwilligung des Vaters oder Vormundes geehelicht hat oder wenn dies durch Ehevertrag bestimmt wird. Rechtliche Wirkung hat dieser Ausschluß Dritten gegenüber nur dann, wenn er in das Güter- rechtsregister eingetragen ist oder dem Dritten sonstwie bekannt ist. Der Diaman1e«prod«k1io« widmen die im Reichsamt des Innern zu sammengestellten »Nachrichten für Handel und Industrie' eine ausführliche statistische Ueber- ficht. Danach wird die Gesamtproduktion Indiens an Diamanten bis 1899 auf 10 Millionen Karat im Wert von 425 Millionen Fran! geschätzt; die Brasiliens auf 12 Millionen Karat im Wert von 500 Millionen Frank, die Südafrikas aber auf 62 Millionen Karat im Wert von 1960 Millionen Frank. Es ist bekannt, daß der Irländer O'Reilly im Jahre 1867 einen großen Diamanten in den Händen eines Boernkuaben sah und auf Befragen erfuhr, daß derartiges Gestein an den Ufern des Oranjeflusses vor komme. O'Reilly verkaufte den Diamanten für 12 000 Frank und teilte den Gewinn mit dem Vater des Knaben. Ein anderer Diamant wurde kurze Zeit darauf zum Preise von 10 000 Frank von einem Hottentotten erworben und für 250000 Frank verkauft. Als diese Thatsache bekannt wurden, strömte eine große Zahl von Diamantengräbern nach Südafrika, die sich zuerst meist mit dem Absuchen der Flußläufe befaßte. Die Erfolge waren indessen nicht bedeutend. Dagegen wurden in den Jahren 1870/71 die Diamantenlager von Du Poit'span, Bultfontein und Kimberley entdeckt. Anfänglich befanden sich die Minen in den Händen vieler Anteil haber; beispielsweise teilten sich etwa 1600 Be sitzer in die Mine von Kimberley. Bald ent standen kleinere, einheitlich geleitete Gesellschaften, die sich unter dem Namen „ve Leers Onnsoli- äuteä Niues" vereinigten. Der Begründer dieses monopolisierten Unternehmens ist Cecil Rhodes gewesen. Diamanten haben nur Wert, wenn sie selten vorkommen; es muß deshalb dafür ge sorgt werden, daß das Angebot nie zu groß wird. Die Gesellshaft nutzt ihre Minen des halb nicht bis zum äußersten Punkt der Möglichkeit aus, sondern produziert weniger als sie thatsächlich absetzen könnte. In Betrieb be finden sich zur Zeit nur die Minen „De Beers" und „Kimberley", alle übrigen stehen still. Durch dieses Verfahren gelang es der Gesell schaft, die Preise für Diamanten dauernd hoch zu halten; Stückaktien im Betrage von 125 Frank werden zur Zeit mit 680 Frank an der Pariser Börse gehandelt. Die Durchschnittspreise für Diamanten sanken für 1 Karat von 1893 mit 1,7,3V,2 Pfund bis 1898 auf 1,4,11-/. Pfund. Die Diamantenausfuhr aus der Kapkolonie stieg seit 1893 von 95 536 075 Frank bis 1898 auf 114172 425 Frauk. Brasilianische Diamanten kommen für den Weltmarkt kaum noch in Be tracht. Es werden nur noch schwarze Diamanten gewonnen, welche wegen ihrer Härte vorzugs weise zum Durchbohren von Felsen, auch zum Polieren von solchen Diamanten verwendet werden, die zu Schmuckgegenständen verarbeitet werden sollen. Gemeinnütziges. Geknickte Schmuckfedern wirst man kin stark kochendes Wasser und dann sofort in ganz kaltes. Nachdem sie getrocknet find, werden sie wie gewöhnlich gekräuselt. Fettflecke aus weihen Messerhefte» entfernt man, wenn man sie mit gebrannter Magnesia bestreicht, welche man mit ganz wenig Wasser zu einem dicken Brei gerührt hat. Nach einigen Stunden reibt man die Hefte trocken ab. Kniiles Allerlei. Die Postkarte für 1NV« scheint sehr be gehrt werden zu sollen. Bei dem Reichspost amte find Bestellungen auf Postkarten in Mengen von 100 bis 5 Millionen Stück eingegangen. Darum sollen nach Verbrauch der Karten mit gewöhnlicher Ausstattung so viele weitere Auf lagen der dekorativen Karten veranstaltet wer den, bis jeder Bewohner Deutschlands im Besitz wenigstens eines Exemplares ist. Die Karte wird also das ganze Jahr 1900 hindurch im Verkehr bleiben. Alte Leute. Das ,Echo von Grindel wald' rühmt sich der dortigen alten Leute: Wohl selten eine Gemeinde mit 3087 Ein wohnern weist nachstehende Altersstatifti! auf wie Grindelwald. Wir nehmen hier die 38 ältesten Bürger vom Jahrgang 1807 bis 1825. Darunter zählt die älteste Bürgerin, Frau Katharina Schäfer im Winkel, 92 Jahre. Es folgen dann zwei vom Jahrgang 1809, ein 10er, ein 12er, ein 13er, fünf 15er, ein 16er, ein 17er, zwei 19er, zwei 20er, zwei 21er, vier 22er, zwei 23er, zwei 24er und zwölf vom Jahrgang 1825. Davon ergeben die sechs ältesten 534 Jahre oder alle zusammen 3095, was ein Durchschnittsalter von 77 Jahren er gibt. Diese Zahlen beweisen nun, welch gute Luft hier oben herrscht. * * * Beim Examen. Professor (der Medizin): „Herr Kandidat, woran erkennen Sie, daß Sie einem ernsten Fall gegenüberstehen?" — Kan didat: „Wenn der Patient daran stirbt, Herr Professor!" Interessante Münze. Studiosus: „Auf diesen Thaler hier bin ich besonders stolz!" — Herr: „Wieso denn?" — Studiosus: „Den hab' ich während einer Luftballonfahrt in 3000 Meter Höhe gepumpt!" Wieder trat eine Pause des Schweigens ein, welches Emil plötzlich unterbrach, indem er sagte: „Aber Agnes trauert nicht mehr um ihren Großvater, — auch Ihr nicht, wie kommt das?" „Papa haßt die schwarze Farbe, namentlich die Frauen-Trauertracht — auf seinen Befehl haben wir Agnesens Trauerkleidung wegschließen müssen und ihr selber ist es gleich, da sie die Farben nicht unterscheidet, sie erkennt ja Mr den Schimmer des Lichtes." „Aufrichtig gesagt," fuhr die Baronin mit gedämpfter Stimme fort, „war es mir selber lieb, das schöne, unglückliche Kind nicht in der finstern, schwarzen Trauertracht, in welcher sie wie aufs Haar dem Bilde der „blonddn Bertha" glich, einhergehen zu sehen." . „Also mein Mamachen hängt wirklich noch immer an dem alten Großtanten ° Märchen, das mich als Kind einmal furchtbar erschreckte, dann aber stets so seltsam angeheimelt hat?« rief lächelnd Emil. „Ich bin nicht abergläubisch, - du weißt das, lieber Emil, — indes die wunderliche Sage hat sich in Falkensee seit ein paar Jahrhunderten bis auf den heutigen Tag erhalten und seltsam genug ist es, daß, sobald zwei Söhne einer Ehe dieses Hauses entsprossen, stets einer der selben ein unglücklicher Mensch war. Darum auch eben hätte ich es lieber gesehen, Falkensee wäre uns niemals vererbt; wir hätten ohne das Gut, ohne die Herrschaft allüberall glücklicher leben können wie hier, wenigstens hätte ich es gewiß gethan." Die letzten Worte waren wieder mit einem Seufzer über die Lippen der Baronin gekommen, sie enthielten gewissermaßen eine Anklage gegen den Gatten, der ebenso unwirsch als Ehemann, wie auf seinen Adel und Erbe als Baron stolz und eingebildet war. „Am Ende, liebe Mama," lachte der Sohn, als wolle er dem Gedankengange der Mutter eine andere Richtung geben, „am Ende spukt die ^blonde, schöne Bertha" heute noch ebenso stark in unserm alten Falkensee wie damals, als ich noch ein Kind war!" „Nun, wenigstens glaubt das die Diener schaft und das Gesinde," entgegnete wie ge dankenlos Frau von Waldow, „die Leute er zählen noch heute, daß es im Herrenhause umgeht." „Wirklich! Das ist eine ganz prächtige Ab wechselung in dem stillen Einerlei des sonst recht gemütlichen Landlebens. Ist es denn noch immer derselbe ruhelos wandelnde Geist von früher, oder find mehrere neue hinzugekommen?" „Es ist noch immer deiselbe," sagte die Baronin und ihr seiner Mund versuchte zu lächeln, „mein Kammermädchen, sowie der alte Kutscher Jakob, der noch immer lebt, behaupten steif und fest, die Gestalt vor etwa vier Wochen gesehen und sogar das knisternde Rauschen des schweren Brokatgewandes gehöit zu haben. Die Gestalt schwebte über den Korridor in das Bibliothekzimmer." „Also das Geschlecht der Hellseher stirbt nicht aus — der alte Iakob hat bereits eine Nachfolgerin in deiner Kammerzofe. Aber, Mama, schöpft denn," fragte lächelnd der junge Baron, „deine Zofe die Geistersehern nötige Klarheit und Kourage aus derselben Quelle wie der alte Jakob? Ich glaube, der läßt oftmals den Stöpsel seiner Leibflasche pfeifen! — Apro pos trägt denn der Geist noch immer den Leuchter mit dem herabgebrannten erloschenen Lichtftumpf?" „Auch den Leuchter wollen beide in der Hand des Gespenstes wieder erblickt haben," be stätigte scherzend die Baronin. „Ja — ja — es ist ein unglückseliger Geist," deklamierte mit dumpfer Stimme Emil. „Viel- leicht hatte diese „blonde Bertha" bei ihren Leb zeiten die Untugend an sich, zu fluchen, wenn ihr das Licht durch einen Zugwind ausgelöscht war und sie nicht gleich „Zündhölzchen" zur Hand hatte, die, glaube ich, damals noch gar nicht erfunden waren. Nun ist die Arme am Ende verdammt, zu wandern, zu wandern immerfort, bis irgend ein lebendiger Sterblicher die Kourage hat, zu der gespenstischen Dame zu sagen: Mein Fräulein, ist Ihnen das Licht aus gegangen, — hier haben Sie Feuer! — und er ihr mittels Wachshölzchen zum brennenden Lichte verhilft. Furchtbarer Donnerschlag, Auf zucken gelber Schwefelflammen und der Geist, der im allen Herrenhause derer zu Falkensee umgeht, ist endlich nach jahrhundertelangem Spuken erlöst." „Man soll mit solchen Dingen nicht spotten," meinte die Baronin. „Mama!" rief Emil aufspringend, „ich werde den armen Geist erlösen, ich werde der schwarzen, gespenstischen schönen blonden Dame ewige Ruhe verschaffen, ich werde —" spH - (Fortsetzung folgt.)
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