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Allgemeiner Anzeiger : 25.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189911258
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18991125
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-25
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.11.1899
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Politische Aundschan. Vom Kriegsschauplatz. * Die Boern haben, um sich auf alle Fälle einigermaßen den Rücken zudecken, die Eisenbahnbrücke über den Komatifluß, an der Bahnlinie Preto ria—Delag o ab ai, bei Komati-Toost an der portugiesischen Grenze zur Zerstörung vorbereitet. Südwärts des Oranjeflusses dringen die Boern in drei Kolonnen, die auch Geschütze mit sich führen, und den drei Hauptstraßen im Kaplande vor, um auf die wichtigsten Straßen- und Eisenbahn noten rechtzeitig die Hand zu legen. Kim- erle y und Mafeking find noch eng um- blossen und belagert; die tapfere Verteidigung st bis jetzt von Erfolg beglntet. Der Besitz ueser Städte ist für die Boern zwar wichtig, ^och nicht von überwiegender Bedeutung, und >eshalb muß die Nachricht als völlig unwahr- cheinlich betrachtet werden, ob der Oberkom mandierende, General Zuller, sich bereits mit 4000 Mann selbst zw: Entsetzung von Kimberley in Marsch gesetzt habe. * Die Zahl der bisher in Kapstadt ein getroffenen Transportschiffe beträgt 21; dieselben enthielten 1002 Offiziere und 21 488 Mann. * Man hat es den Boern als Fehler an gerechnet, daß sie die Operationen der deut schen Armeen gegen Sedan nach geahmt, dann aber nicht es verstanden hätten, ohne sich dadurch eine Belagerung aufhalfen zu lassen, den Stoß in das Herz des feinlichen Landes, wie damals gegen Paris, so hier auf die Hauptstadt Natals, gegen Pieter maritzburg, weiter zu führen. Abgesehen von dem großartigen Unterschied zwischen der Bedeutung von Paris und dem Besitz von Pietermaritzburg in bezug auf die Entscheidung des Krieges, stehen den Boern selbst relativ solche Streitkräfte nicht zur Verfügung wie den Deutschen, die mit 8V2 Armeekorps Metz um schließen und mit 8V- Armeekorps gegen Paris marschieren konnten. Und dennoch hat General Joubert ansehnliche Streitkräfte von dem Heere vor Ladysmith abgezweigt. Drei Boern- kolonnen find über Greytown, über Weenen «Lukas Meyer) und östlich der Bahnlinie Colenso—Eftcourt in konzentrischem Vormarsch auf Pietermaritzburg vorgedrungen und am 15. November vor der Hauptstadt Natals erschienen. Bon hier aus wollen, so besagen die Nachrichten, wenn Pietermaritzburg ge nommen, die Boern England den Frieden bieten — diktieren, nennen es die englischen Blätter. *Aus dem Zululand kommen bittere Klagender Engländer. Die britischen Bewohner des Zululandes seien ihrem Schicksal überlassen. Die Läden in der Nachbarschaft würden geplündert und die Einwohner von den Boern gefangen genommen. Das Benehmen der Eingeborenen werde unverschämt (!), da sich die Engländer nicht helfen könnten. Man befürchte, daß die Feindseligkeit der Eingeborenen gegen die Engländer noch schärfer hervortreten werde. * * * Deutschland. * Das Kaiserpaar ist am Montag mit den Prinzen August Wilhelm und Oskar in Portsmouth eingetroffen, worauf es seine Weiter reise nach Windsor anttat. * In der ,Köln. Ztg.' wird offiziös aus Anlaß der Kaiserfahrt das Wesen der deutschen auswärtigen Politik dahin skizziert: „fie gipfelt in dem streng durch- gesührten Grundsatz, ausschließlich deutsche Interessen zu verfolgen und in allen Fragen, in denen diese deutschen Interessen nickt den Ausschlag geben, eine neutrale Haltung zu beobachten." * Nach der im Reichs - Verficherungsamt ge- i-ltigten Zusammenstellung, welche auf den Mitteilungen der Vorstände der Jnva- liditäts- und Altersversiche- rungsanstalten und der zugelassenen Kasseneinrichtungen beruht, betrug die Zahl der fest dem Inkrafttreten des Jnvaliditäts- und Atersverficherungs - Gesetzes bis einschließlich 80. September 1899 von den 31 Versicherungs anstalten und den neun vorhandenen Kassen einrichtungen bewilligten Invalidenrenten 454 379. Davon find infolge Todes oder Auswanderung der Berechtigten, Wiedererlan gung der Erwerbsfähigkeit, Bezuges von Unfall renten oder aus andern Gründen weggefallen 143 926, so daß am 1. Oktober 1899 liefen 310 453 gegen 294 883 am 1. Juli 1899. — Die Zahl der während desselben Zeitraumes bewilligten Altersrenten betrug 351 198. Davon find infolge TodeS oder Auswanderung der Berechtigten oder aus andern Gründen weg gefallen 154 335, sodaß am 1. Oktober 1899 196 863 liefen gegen 198 070 am 1. Juli 1899. Beitragserstattungen find bis zum 30. September 1899 bewilligt: 0) an weibliche Versicherte, die in die Ehe getreten sind, 389 958 gegen 362 032, d) an die Hinterbliebenen von Versicherten 90 939 gegen 83140 zusammen 480 897 gegen 445172 bis zum 1. Juli 1899. *Die Kommission für Arbeiter stat i st i k wird am 14. oder 15. Dezember zu sammentreten. * Der wirtschaftlicheAusschuß des Z 0 llbeirats wird zum 14. Dezember zu einer Sitzung einberufen werden, in der ihm das neue Zolltarifschema zur Begutachtung vorgelegt werden soll. *Die Statistik der Post- und Telegraphen verwaltung weist bekanntlich einen ganz erheb lichen Rückgang der Wertsummen der im Jahre 1898 beförderten Wertpakete auf. Während in. Jahre 1897 eine Steigerung um fünf Milliarden gegen daS Jahr 1896 zu verzeichnen war, beträgt der Rückgang im Jahre 1898 gegen 1897 dreieinhalb Milliarden Mark. Hierzu wird mitgeteill: Ueber die Wertsumme der beförderten Pakete und Briefe werden seitens der Postanstalten keine genauen Aufzeichnungen gemacht, es wird vielmehr an zweimal zehn Tagen im Jahre die zur Beförderung gelangte Summe festgestellt und danach die Berechnung für das ganze Jahr vorgcnommen. Kommen nun zufällig während der Zählungsperiode hohe Summen zur Auflieferung, so ergibt sich daraus ein entsprechend hoher, in die Statistik aufzu nehmender Jahresbetrag. *Jn den Schutzgebieten sollen jetzt auch Aufforstungen auf Reichskosten stattfinden. Zu diesem Zweck sollen in Deutsch- Ostafrika und Deutsch-Südwestafrika höhere Forstbeamte und Forstmeister in den Etat ein gestellt werden. *Die schon seit Jahr und Tag geplante Gesellschaft zurAusbeutung der Kupfer minen und zum Bau einer Eisenbahn im nörd lichen Teil von Deutsch-Südwestafrika ist nun zu stände gekommen. Sie ist aus der South West Afcica Co. und der Berliner Dis- konto-Gesellschaft gebildet und nennt sich „Otavi- Minen- und Eisenbahn-Gesellschaft". Die Eisen bahn wird nun nach dem Vertrage mit der Charter-Gesellschaft über eine größere Linie nach Osten, nicht von Süden aus, sondern von dem nördlich anschließenden Gebiete im portugiesischen Mossamedes aus nach Südwestafrika gebaut, wodurch ein bequemerer und kürzerer Zugang erreicht wird. Mit den Arbeiten wird in aller Kürze begonnen; schon Ende Januar oder Anfang Februar geht eine größere Expedition nach Südwestafrika ab. *Die Arbeiten an den Eisenbahnen inChina, welche entweder wie die Schantung- bahn ausschließlich oder wie die Bahn von Tientsin noch dem Jangtse zum Teil mit deutschem Kapital und deutschem Material gebaut werden, schreiten rasch fort. Die mit der Lieferung der Biaterialien zum Oberbau betrauten deutschen Werke find bereits mit dem Walzen der Schienen beschäftigt. Man hofft, diese Materialien noch vor Schluß dieses Jahres nach China verschiffen zu können. Ob es möglich sein wird, die Verschiffung von einem deutschen Hafen aus zu bewirken, ist infolge der AußerbetriebsetzungdesDortmund- Ems-Kanal einigermaßen zweifelhaft ge worden. * Bei dem Gouvernement in Kiautfch 0 u wurde eine chinesische Kompanie orga nisiert, die von dem Oberleutnant v. Schöler ge führt wiH, der bis vor kurzem dem Füsilier- Regiment Nr. 37 in Krotos Mn angehörte und Adjutant des Bezirk-kommandos Schroda war; außerdem ist der chinesischen Kompanie noch Leutnant Barchewitz beigegeben. Krankreich. * Dreyfus erhielt in Carpentras den Zahlungsauftrag für die Prozeßkosten. Die Gerichtskoften, Zeugentaxen, Honorare für die Experten und Dolmetscher erreichen die Höhe von 20 823 Frank 7 Centimes. Das Urteil des Kriegsgerichts kostet 12 Frank, die Entscheidung des Revifionsrates über den Ver zicht auf die Berufung ebensoviel. Nach der ,Petite Röpublique' hat jeder aktive General achthundert Frank Zeugengebühr erhalten. Italien. *Die italienische Regierung geht mit der Absicht um, 50 Millionen Lira Schatz- b 0 nds auszugeben zum Bau von 11 neuen Kriegsschiffen. Affen. *Die Vertreter Frankreichs und Chinas haben sich über die Abgrenzungs linie in Kwangtschou-Wan verständigt. Damit erscheint wohl zunächst der jüngste Konflikt wegen der Durchführung der Abtretung jenes Gebiets an Frankreich gelöst — China hat seinen unberechtigten Einspruch zurückgezogen. Deutscher Reichstag. Am 20. tritt das Haus in die zweite Lesung des Gesetzentwurfs zum Schutze des ge werblichen Arbeitsverhältnisses ein. 8 1 stellt unter Strafe die Anwendung von körperlichem Zwang, Drohung, Ehrverletzung oder Verrufserklärung behufs Einwirkung auf die Be teiligung oder Nichtbeteiligung an Vereinigungen oder Verabredungen, betreffend die Lohnverhältnisse sowohl bei Arbeitgebern als bei Arbeitnehmern. Dazu liegen die bekannten Anträge von 24 Mitgliedern der nationalliberalen Partei und von Mitgliedern der frcikonservativen Partei vor. Abg. Büsing (nat.-lib.) führt aus, es gehöre schon ein gewisser Mut dazu, sich dieser Vorlage gegenüber nicht rein ablehnend zu verhalten. In dieser Frage beständen in seiner Partei Meinungs verschiedenheiten, die Partei sei aber stark genüg, sie zu ertragen. Redner als einer der Antragsteller verwahrt die Vorlage gegen den Vorwurf, daß sie nur einseitig Unternehmerintereffen vertrete. Das Koalitionsrecht der Arbeiter müsse nicht nur ge schützt, sondern stark erweitert werden; es dürfe aber nicht zum Koalitionszwang ausarten. Mit der Verwerfung dieses Gesetzes mache man den ersten Schritt zum sozialistischen Zwangsstaat. Seine Freunde wollten den Zwang aus- fchließcn und wollten die Zusicherung des Reichskanzlers bett. Aufhebung des § 8 des Koalitions gesetzes erfüllen. Den übrigen Inhalt der Vorlage lehnten auch sie ab. Die Nationalliberalen gingen noch weiter, sic glaublcn, den Arbeitern schuldig zu sein, sie behufs Vertretung ihrer Arbeitcrinteressen von den beschränkenden Bestimmungen der Einzel- staaten loszulösen. 8 153 der Gewerbeordnung reiche für die Verhältnisse der Jetztzeit nicht aus, und man könne den Zustand nur dadurch erträglich machen, daß 8 152 ganz aufgehoben würde. Die Partei hoffe schießlich, mit ihrem Vorschläge der zunehmenden Anwendung des Paragraphen vom „groben Unfug" ein Ende zu machen. Ueber das visherige Straf maß von 3 Monaten wollten sie nicht hinausgehen; dem Anträge Stumm könnten sie auch nicht zu stimmen. Abg. Freiherr v. Stumm (freikons.) erkennt an, daß durch den national-liberalen Antrag eine Verständigungsgrundlage gegeben sei; er könne sich aber nicht mit den niedrigen Strafen, namentlich nicht den geringen Geldstrafen einverstanden erklären. In anbetracht des ersteren Umstandes ziehe er jedoch seinen Antrag zurück und beantrage die Verweisung der Vorlage an eine Kommission von 28 Mitgliedern. Den Nationalliberalen werde vorgeworfcn, sie hätten sich gewandelt, das treffe eher die Sozialdemokraten, denn noch vor fünf Jahre wäre es ganz unmöglich gewesen, daß ein Sozialdemokrat die Rede eines nationalliberalen Führers hätte vor trefflich finden können Er befürchte nicht, bei seinen Arbeitern an Popularität einzubüßen, wenn er die Vorlage befürworte. Der Staat habe die Pflicht, mit allen Mitteln seinen Todfeind zu bekämpfen und den arbeitswilligen Arbeiter zu schützen gegen demagogische Hetzereien. Nunmehr wird sofort über den Antrag auf Ver weisung an eine Kommission abgestimmt, der gegen r i l die Stimmen der Rechten und eines Teiles der Nationalliberalen abgelehnt wiry. Abg. Lieber (Zentr.) erklär-; hierauf, seine Partei habe bei der Aussichtslosigkeit, ihre in Para- gravhen formulierten Wünsche hier zur Geltung zu bringen, die Absicht aufgcgeben. Staatssekretär Graf Posadwsky bedauert, daß das Haus nicht einmal die Verweisung an eilte Kommission beschlossen habe, welche Rücksicht doch sonst üblich gewesen sei. (Abg. Singer (soz.) ruft: Das ist doch Sache des Reichstags.) Graf Pow- dowsky fortfahrend: Und ich mache von dem Recht Gebrauch, meine Meinung darüber auszusprcchm. Andere Länder haben diese Rechte alle, die hier die Regierung verlangt. Wir müssen der Sozialdemo kratie scharf entgegentreten, da sie uns gegenüber an dauernd intransigent ist. Jetzt wird die Koalitions freiheit so unendlich oft gemißbraucht, daß wir durch ihre Einschränkung erst zu einem richtigen Begriff derselben kommen müssen. Dann werde sich weiter über die Ausdehnung des Koalitionsrechtes reden lassen. Ob die Sozialdemokratie weitere Fortschritte machen werde, werde in erster Linie abhängen von der Stärke und dem Selbstbewußtsein der ver bündeten Regierungen, in zweiter Linie von der Widerstandsfähigkeit und der Unabhängigkeit der bürgerlichen Parteien. ft tr z« 4 Don Dais ««d Fer». Bückeburg. Ueber einen Brand im hiesigen fürstlichen Schloß berichtet man: Der Verlust wird auf etwa 100 000 Nik. geschätzt. Es find nicht nur Möbel im bett. Zimmer zerstört, die ganze Zimmerflucht ist mehr oder weniger be schädigt; so ist u. a. ein wertvolles Bild, das allein einen Wert von 30 000 Mk. repräsentiert, bis zur Unkenntlichkeit angehaucht und verbrannt. Die Ursache des Feuers führt man jetzt auf die Erbauer zurück; die Wandverschalung am Kamin ist nämlich aus Holz und dieses Holz begann zu schwelen. Das Feuer ist dann auf den Parkettboden übergesprungen. Die fest ver schlossenen Fenster und Thüren hinderten jeden Luftzutritt, so daß das Feuer zuletzt er stickt iit. Darmstadt. Nach einem auf Grund der Besteuerung zusammengestellten Bericht des Bei geordneten Wolff Offenbach in der Zeitschrift für Staats- und Gemeindeverwaltung gibt es z. Zt. in Hessen 305 Millionäre gleich 0,12 Pro zent der Steuerzahler, da auf 1000 Steuer zahler 1,2 Millionäre kommen. Von diesen wohnen in den Städten Mainz 80, Darm stadt 54. Offenbach 54 und Worms 26. Kot on oem hiesigen spanischen Kon sulat criäm. man, daß neuerdings wieder an rheinländische Adressen Briefe aus Spanien eintreffen, die unter phantastischen Vorspiege lungen zur Beteiligung an der Ausgrabung ver borgener Stütze einladen. Selbstverständlich ist das erste Erfordernis, daß dem Briefsteller ein namhafter Vorschuß übermittelt werden muß. der ja auch der einzige Zweck des ganzen Schwindels ist. Die Sache ist so durchsichtig und überdies so ost in der Presse gekennzeichnet worden, daß man nur sagen kann, der Thor, der diesen Gaunern in die Falle geht, verdient kein Mitleid; im Gegenteil, man muß sich für ihn freuen, daß er einmal die Gelegenheit er hält, durch Schaden klug gemacht zu werden. Recklinghausen. Ein Doppel- und ein Selbstmord ereignete sich hierselbst. Der Berg- mann Gersch schlich sich unbemerkt in das Schlafzimmer der Bergleute Gebrüder Tomski, mit welchen er in Zwistigkeiten lebte und feuerte auf die fest schlafenden Leute zwei Revolver- schüsse ab. Wilhelm Tomski wurde in die Schläfe getroffen und war sofort tot, während sein Bruder Albert, welcher von dem Schuß erwacht war, tödlich in der Brust verletzt wurde; sein Ableben wird stündlich erwartet. Darauf richtete der Mörder die Waffe gegen sich und zerschmetterte sich durch einen dritten Schuß den Kopf. Die Brüder Tomski hatten Gersch be schuldigt, ihnen Geld entwendet zu haben. Breslau. Im hiesigen Deutschen Theater ereignete sich ein schwerer Unglücksfall. Bei der Probe des „Verschwenders" stürzte Direktor v. Arnim so unglücklich aus der Flugmaschine, daß er eine schwere Beschädigung des Armes erlitt. Im Sturz traf Direktor v. Arnim den Regisseur Fischer, sodaß diesem ein Bein ver staucht und gebrochen wurde. w Ic w st m h bi m m tr ft sä ft ai ei ui di B ei h« zi P m ist B P ui zr ei ft m Nl dl ih se ft bi A tr Ä u di T cke P ei ist ui V di re zr Ul Nl r d, s« s> C L Der Schwedenhof. 13) Erzählung von Fritz Brent an» Treuherzig reichte die Bäuerin dem Gast die Hand und eilte dann hinaus, um das nötige zu beschaffen. Ulrich aber sank m den allen Sessel, vergrub sein Gesicht tief in beide Hände und der Strom der Erinnerungen brach allmächtig über ihn herein. Das war dieselbe Stelle, wo die tote Mutter jahrelang ihre Abende verbracht — dieselbe Stelle, von wo aus fie ihre letzten mahnenden Worte zu ihm gesprochen — von wo er in wil dem Trotz hinausgeeilt war in den nächtlichen Wald — die Stelle, nach welcher er zurückkam, mit ewiger, nie zu sühnender Schuld beladen. Nie zu sühnen! Er fühlte es nie deutlicher als heute. Wohl hatte er alles, was sonst dem Menschen das Leben leicht und angenehm machen kann, denn die letzten Jahre in New Jork hatten ihm Geld und Schätze die Fülle gebracht — er kehrte als reicher Mann zurück. Aber einen Reichtum hatte er unwiederbringlich verloren — den Frieden der Seele — die Ruhe des Herzens, nie war ihm das so klar geworden, wie an diesem Abend, wo er an der Stätte weilte, die Gegend wieder betteten hatte, wo er diese kostbaren Güter der einst von sich geworfen. Und ein Name war heute plötzlich an sein Ohr geschlagen, der den Sturm in seinem Jnnem wieder voll und ganz erweckt — die Men Bilder wieder aufgefrischt hatte, daß fie so lebendig vor ihm gestanden, als seien die Erlebnisse der letzten fünfzehn Jahre, die ihn zum ernsten Manne ge reist hatten, nur eitel Traum: Gertrud! Sie lebte — hing noch am Hof — hatte selbst einen Teil ihres bescheidenen Einkommens für die Erhaltung desselben geopfert. Wie eine wilde, glühende, verzehrende Sehn sucht kam es über ihn; er mußte fie, mußte die Einzige Wiedersehen, um die er dies alles auf sich geladen — um die er sein Leben hin geworfen, die lange, lange Qual getragen hatte. Nur noch wie ein nebelhafter Schatten däm merte in weiter Ferne das Gedenken an Weib und Kind, die er da drüben, jenseit des Ozeans, unter den rauschenden Bäumen des urewigen Waldes gebettet wußte — allmählich lockte ihn das Bild der Lebenden und die erste, heiße Jugendliebe flutete wieder so gewaltig in seinem Herzen auf, daß ihn das Gefühl fast zu ersticken drohte. Der Bauer mochte ahnen, daß in der Brust des Gastes etwas Eigentümliches vor sich ging, denn er überließ den Besucher ungestört seinem Sinnen, bis die mit Speise und Trank zurück kehrende Bäuerin denselben aufschreckte und seinen Gedanken entriß. Das einfache Mahl war beendet, aber bis tief in die Nacht hinein saßen die drei, rechnend und zählend, und als Ulrich spät sein Lager aufsuchte, wußte er alles und hatte sich mit dem Besitzer des Gutes über die Zukunft geeinigt. Der Schwedenhof war wieder sein Eigentum, er hatte die Schulden übernommen und Walter in einer Weise abgefunden, wie es dieser in seinen kühnsten Träumen nicht erwarten konnte. Ruhe und Freude waren bei dem Ehepaar binnen wenigen Stunden eingekehrt und zum ersten Mwi schliefen fie wieder den Schlaf der Glücklichen, während der Spender dieses Glückes ruhelos auf seinem Lager saß und das nicht finden konnte, was er vergeblich fett langen Jahren suchte — den Frieden. * * * Das war ein ernstes, banges Wiedersehen, welches Ulrich und Gertrud zwei Tage später feierten. Von einer unerklärlichen Macht ge trieben, war der starke Mann vor ihr auf beide Kuiee gesunken und das schöne, blasse Weib hatte fich über ihn gebeugt und ihre heißen Tbränen träufelten auf sein Haupt. Und als der erste Sturm ihrer Gefühle vor über war und fie ruhiger beisammen saßen, da erzählte er ihr von seiner langen Wanderfahrt und wie das Schicksal ihn herumgeworfen jenseit des Ozeans. Ihre Hand, welche auf der seinigen ruhte, während fie ihm treu in die Augen schaute, zitterte leicht, als er ihr von seinem Weib, seinem Kind sprach und Thränen des Mitleids perlten abermals über ihre Wangen, als sie von dem traurigen Ende der beiden hörte. Mit atemloser Spannung hing sie an seinem Munde, als er seine Flucht schilderte und ein tiefer Seufzer der Erleichterung entrang sich ihrer tiefsten Brust, als fie von dem Gelingen derselben — von seiner Rettung hörte. Er aber schaute aus das schöne Weib vor ihm hin und in seinem Innern regte sich das Begehren nach ihrem Besitz und Wünsche keimten in ihm, die er längst tot und begrabe» wähnte. Denn fie war wirklich schön uud begehrens wert. War auch der jungfräuliche Zauber, den fie einst auf ihn ausgeübt hatte, längst abgestreist, so lag doch jetzt etwas so Eigenartiges über ihrem Wesen, welches nicht minder reizte. Die stolze, stattliche Figur, der ergreifende ZuS stiller Schwermut in ihrem blassen, regelmäßig gen Antlitz, auf dem die Leiden vergangener Jahre sich spiegelten, ohne daß fie dessen Schön' heit angetastet hatten — das ernste, melancholische Auge, in dem die stille Freude des Wieder' sehens glühte — all dieses ließ die einstige Liebe wieder hell auflodern in seinem Herze" und drängte ihn zu einem Geständnis, das besser in den tiefsten Tiefen der Seele begrabe" hätte, auf daß seine That nicht aufs neue am geschrieen zum Thron des Richters und die schlummernde Gerechtigkeit wachgernfen hätte. Er hatte seine Geschichte beendet und schwer gend saßen die beiden eine lange Weile. Es war Abend geworden, er mußte sche^ für heute. Aber ein schwerer Augenblick sta« ihm noch bevor. „Ulrich!" sprach fie scheu und leisc. . „Gertrud!" antwortete er fast, tonlos u ein leichtes Zittern ging durchs seinen K p denn er fühlte, was kommen würde. . xx „Du sagtest dem Walter - wem sei tot?" . _ ,, «x sich „Ja!" hauchte er und fuhr, als abwandte, nach einer Pause fort. „Ick st e st i! 0 § t i r s t i 1 1 I 1 1 ! t l
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