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Allgemeiner Anzeiger : 02.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189912024
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18991202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-02
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 02.12.1899
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Politische Rundschau. Bom Kriegsschauplatz. *Aus Estcourt berichtet das ,Reutersche Bureaus General Joubert gehe von Mooi Rivcr in der Richtung auf Ladysmith zurück. Auch vom westlichen Kriegsschau platz weiß der englische Telegraph nur Erfolge des Generals Methuen zu berichten. Aber selbst die englischen Zeitungen find gegen diese halb amtlichen Berichte mißtrauisch geworden und geben ihren Zweifeln an der völligen Richtigkeit Ausdruck. *Die ersten schriftlichen und amtlichen Berichte der Boern über den Beginn der Operationen find nunmehr über die Delagoa- Bai in Europa eingetroffen. Sie bestätigen im großen und ganzen die Thatsachen, daß Gefechte stattgeninden haben, beweisen aber anderseits, was man längst wußte, daß die Engländer nie mals die wahre Sachlage berichteten. Nament lich scheint es um Mäfeking schlimmer zu stehen, als man annahm. Ebenso ist jetzt amt lich festgestellt, daß die Boern von den Eng ländern Dum-Dum-Geschosse erbeutet haben und daß die Engländer die ein geborenen Stämme gegen die Boern zu bewaffnen versuchen. * Im Zentrum, dem Norden der Kap - kolonie, machen die Boern zweifellos weitere starke Fortschritte, unterstützt von der Insurrektion der stammverwandten Afrikander, deren Umfang von den englischen Berichten sicher zu gering an gegeben wird. * Im Norden der Kapkolonie haben die Boern Stormberg besetzt. Bei Middelburg kreuzen sich die Eisenbahnen, die von Port Elisabeth über Colesberg nach Bloemfontein und von Queenstown über De Aar nach Kimberley gehen. Bei Middelburg haben die Boern die Eisenbahnbrücke gesprengt, um den Bormarsch der britischen Streitkräfte von Port Elisabeth zu verhindern. *Jn Natal muß die Entscheidung in wenigen Tagen fallen. General Buller ist in Durban „begeistert empfangen" und hat sich alsbald im Salonwagen des Gouverneurs nach Pietermaritzburg begeben, wo er abends eintraf. Die Boern scheinen von den Bewegungen des Gegners genau orientiert zu sein. Wahrscheinlich in der Erwartung der Ent scheidungsschlacht hat sichGeneralIoubert von Mooi River in der Richtung auf Lady smith zurückgezogen. Diese Rückzugsbewegung dürfte in erster Reihe den Zweck haben, die zersplitterten Abteilungen des Boernheeres zu sammenzuziehen, damit bei dem bevorstehenden Kampf die Vorhut nicht von der Uebermacht erdrückt wird. *Das Kabel zwischen Sansibar und Aden ist gerissen. Alle Kriegsdepeschen müssen über das einzig verfügbare westafri - kanische Kabel geleitet werden. *,Daily News' meldet aus Kapstadt, nach verläßlicher privater Information aus Pre toria erwecke der Gesundheitszustand des Präsidenten KrügerBesorgnis. (Viel leicht ist das eben solche Finte wie die Nach richt vom Tode des Generals Joubert.) * Cecil Rhodes hält m Kimberley einen Luftballon bereit, um gegebenen Falles entfliehen zu können. (Es wäre schade, wenn dieser saubere Patron den Boern ent wischte !) * Deutschland. * Kaiser Wilhelm, der in der Umgebung des Schlosses Sandringham noch der Jagd ob lag, traf dort in Zivilkleidung ein. Für Donners tag früh wurde das Kaiserpaar im Neuen Palais zurückerwartet. "-Kaiser Wilhelm ist zum Ehrenritter des Großtteuzes des Viktoria-Orde ns ernannt worden. *Die zweite Beratung der Gewerbe ordnungsnovelle im Reichstag dürfte noch die ganze Woche in Anspruch nehmen. Der Präsident will dann nach dem Eingang des Etats einige Tagesteigeben zum Studium desselben. Die Etatsberatung soll am 7. De zember beginnen. Außerdem soll, wenn irgend möglich, vor den Weihnachtsferien noch die erste Lesung der Münznovelle und die zweite Lesung der lex Heinze stattfinden. Die dritte Lesung der Gewerbenovelle soll erst nach Neujahr vorgenommen werden, um den ver bündeten Regierungen Zeit zu lassen zur Stellung nahme gegenüber den vom Reichstag beschlossenen Abänderungen. *Die ,Köln. Ztg.' schreibt, die preußische Regierung sei sich darüber klar, daß bei er neuter Ablehnung derKanalvorlage die Auflösung des Landtages un vermeidlich sei. Bei Berlust einer zweiten Kauaischlacht werde die aussichtslose Politik der Samthandschuhe schnell über Bord geworfen werden. * Gegenüber der Meldung der halbamtlichen ,Berl. Korr.', es sei nicht beabsichtigt, Berlin in mehrere Kommunen zu zerlegen, ver sichert die ,Köln. Volksztg.', daß der Plan noch immer bestehe. Vielleicht werde man nach der Kaiserreise der Frage näher treten, da auch London wegen seines großen Umfanges in mehrere Verwaltungsbezirke geteilt sei und dort die Dezentralisation noch weiter durchgeführt werden solle. * Gegenwärtig hält sich in Rom der bekannte Zcnkumsabgeordnete Fr h r. v. H er tlin g auf und man spricht davon, daß er mit einer ganz besonderen Mission betraut sei. Die .Italic' will nun erfahren haben, daß es sich dabei um die Errichtung einer Nuntiatur in Berlin handle, doch stehe man angesichts des lebhaften Widerstandes gewisser deutscher Kreise noch in dem Stadium der Vorbesprechungen. - *Die Ansiedelungs-Kommission hat im laufenden Jahr nach dem ,Pos. Tagebl.' 75 358 Morgen angekauft. Bis zum nächsten Frühjahr sollen auf 25 Gütern mit 71000 Morgen Areal etwa 1000 Anfiedlerstellen ge bildet werden. 15 Güter davon find in der Provinz Posen, 10 in Westpreußen belegen. Durchschnittlich werden zu jeder Parzelle acht undsechzig Morgen Land gegeben. * Der sozialdemokratische Abg. Geck aus Offenburg hat sein Reichstags- und sein badisches Land t a g s m and at nieder gelegt. Geck vertrat den Wahlkreis Karlsruhe. Fr»mkrei». * Der Komplottprozeß in Paris zieht sich langweilig hin, führt aber ab und zu zu interessanten Zwischenfällen. So wurde ein Unteroffizier der Munizipalgarde weggejagt, weil er bei Derouledes Vorführung vor den Staatsgerichtshof dem Angeklagten auffallend die Hand gedrückt hatte; ein Gardesoldat wurde mit 14 Tagen Gefängnis bestraft, weil er in den Vorsälen des Senats gegen den Präsidenten Loubet nationalistische Schimpfreden ausstieß. ,Gaulois' kündigt an, daß die Anwälte der Verschwörer die Verteidigung niederlegen wollen, wenn 28 Senatoren, die in der letzten Staats gerichtsberatung vor Schluß der Sitzung ab gegangen waren, für die weiteren Verhandlungen nicht auf die Teilnahme am Gerichtsverfahren verzichten. England. *Ueber Lord Salisburys Rück tritt werden aus London allerhand Ver mutungen laut. Als sein Nachfolger im Minister- Präsidium wird der Herzog von Devonshire, als Staatssekretär des Aeußern Lord Rosebery genannt. Holland. *Wie das ,Reutersche Büreau' erfährt, ist die Angabe von gespannten Be ziehungen zwischen England und Holland durchaus unbegründet. Der englische Gesandte habe Haag nur für einen kurzen Urlaub verlassen. Die Beziehungen beider Staaten seien vollkommen freundlich und befriedigend. (Da müßten die Holländer große Heuchler sein!) Aegypten. * Die Vernichtung der Mahdisten scheint eine endgültige zu sein. Nach einem Telegramm des Sirdar Kitchener ist die Streit macht des in der Schlacht gefallenen Kalifen völlig vernichtet. Bon den Heer führern ist nur Osman Digma entkommen. Aste«. * General Otis meldet von den Philip pinen wieder einmal einen Sieg auf der ganzenLinie. Er habe den Schatzmeister, den Sekretär des Innern und den Präsidenten des Kongresses der Filipinos gefangen genom men. Aguinaldo halte sich im Innern der Insel Luzon verborgen. Seine Truppen find in kleinen Banditenbanden aufgelöst. (Die ganze Meldung ficht wie bestellte Arbeit aus, die Mac Kinley bei seiner Wahlagitation braucht.) Au* -e« Reichstage. Der Reichstag setzte am Montag die zweite Be ratung der Novelle zur Gewerbeordnung fort. Der Kommissionsbeschluß, den 8 124u der Gewerbe ordnung so zu fassen, daß ohne Innehaltung der Kündigungsfrist das Arbeitsverhältnis beiderseits aus „wichtigen Gründen" gelöst werden kann, wurde wieder beseitigt. Einstimmig angenommen wurde eine Bestimmung, wonach bezüglich der Kündigungs frist auch auf Betriebsbeamte, Werkmeister und Techniker die Bestimmungen des Handelsgesetzbuches Anwendung finden. Der Kommissionsbeschluß betr. die Einführung von Lohnbüchern für minderjährige Fabrikarbeiter wurde mit einigen unwesentlichen Acndcrungen angenommen. Ebenso der Kommissious- beschlutz, der bezüglich der Fabrikarbeiter die Lohn zahlung am Samstag und Sonntag verbietet. Am 28. d. wird die zweite Beratung der 8 e - werbcordnungs Novelle fortgesetzt bei Ar tikel 7 a, der — von der Kommission neu eingefügt — dem Bundesrat die Befugnis zuspricht, die Krankenversicherung auf Heimarbeiter auszudehnen und zwar auch auf bestimmte Gewerbszweige und örtliche Bezirke. Abg. Frhr. Heyl zu Herrnsheim (nat.-lib.) hält es für unbedenklich, für diesen Kommissions antrag zu stimmen. Schon beute hätten ja die Ge meinden das Recht, den Verstchcrungszwang auf die Heimarbeiter auszudehnen. Die Negierung habe auch selbst 1895 und 1897 ihr Einverständnis damit erklärt, daß den Heimarbeitern die Wohlthat der Krankenversicherung zuerteilt werde. Jetzt erkläre die Regierung mit einem Male, sie habe Bedenken da gegen, diese Vollmacht zu übernehmen. Gerade für die Heimarbeiter seien nach der Statistik die Wohl- thaten der Krankenversicherung ganz besonders dringend. Staatssekretär Graf Posadowsky erklärt sich sachlich mit dem Vorredner durchaus einverstanden. Die Bedenken der Negierung gegen den Kommissions antrag lägen nicht auf sachlichem, sondern ans staats rechtlichem Gebiet. Die Ausdehnung der Kranken versicherung auf die Heimarbeiter gehöre nicht in eine Novelle zur Gewerbeordnung. Eine Notwendig keit dazu liege um so weniger vor, als im nächsten Jahre dem Hause die Novellen zur Unfallversiche rung wieder vorgclcgt werden sollen nnd daran an schließend in der darauf folgenden Session eine Novelle zur Krankenversicherung, in der auch die Heimarbeit berücksichtigt werden solle. Wolle der Reichstag aber bis dahin nicht warten, so möge er die Bestimmung aus der Novelle zur Gewerbe ordnung herauslösen. Dann könne sie als gesonderte Novelle zur Krankenversicherung gleichzeitig mit der Novelle zur Gewerbeordnung in Kraft treten. Abg. Singer (soz.): Seine Freunde wollten es bei dem Kommissionsbeschluß belassen. Wie elend es um die Heimarbeiter bestellt sei, habe auch Abg. v. Heyl anerkennen müssen. Abg. v. L e v e tz o w (kons.) erklärt, seine Freunde seien zwar mit dem Inhalt des Artikels 7a einver standen, aber im Rahmen der Novelle zur Gewerbe ordnung könnten sie nicht dafür stimmen. Abg. Frhr. Heyl zu Herrnsheim schließt sich nunmehr namens seiner Freunde dem Ratschlage des Vorredners und des Staatssekretärs an, die Sache gesondert zu regeln, im Vertrauen darauf, das; die verbündeten Regierungen einem solchen Be schlusse des Reichstages die Zustimmung nicht ver jagen werden. Abg. Hitze (Zentr.) hält es zwar nicht für un möglich, die Bestimmungen in diese Novelle hinein zuarbeiten, er wolle aber auch seinerseits dem Rate des Staatssekretärs folgen. Abg. Roesicke-Dessau (wild.-lib.) hält es angesichts des Einverständnisses aller Parteien über den materiellen Inhalt des Artikels 7a für unbe denklich, in zweiter Lesung denselben auch innerhalb der Novelle zur Gewerbeordnung anzunehmen. Vis znr dritten Lesung könnte dann ein Ausweg ge funden werden. Damit schließt die Diskussion. — Art. 7 a wird mit großer Mehrheit ab gelehnt. — Art. 7 b wird debatteloS angenommen, unter Annahme eines unwesentlichen Antrages Kirsch (Zentr.). Art. 8 behandelt die Beschäftigung der Ange stellten in offenen Verkaufsstellen. Diese Angestellten jollen nach den Kommissionsbeschlüssen nebst den Der Kchwedenhof. 15) Erzählung von Fritz Brentano. tb-rUeyuug.) Es war Heinz. Ulrich erblickte ihn vom Fenster aus und öffnete ihm, noch ehe er Zeit zum Anpochcn fand, selbst das Thor. „Ein miserables Wetter," sprach der Vaga bund, „hätte ich Euch nicht das Versprechen gegeben zu kommen, der Teufel selber hätte mich nicht aus meinem warmen Nest in der Stadt gebracht." Schweigend öffnete der Schwedenhofbauer die Thüre der Stube, welche der Wohnstube gegenüber lag und winkte seinem unheimlichen Gast einzutreten. Als der Schein der Lampe voll auf diesen fiel, bemerkte Ulrich, daß er stark betrunken war. Mit Ekel wandte er sich ab, als der Strolch auf seinen neuen Anzug wies, der die Gemein heit seines von Laster und Leidenschaft durch wühlten Gesichts noch mehr hervortreten ließ, und grinsend fragte: „Na, wie gefall' ich Euch? Ein veritabler Gentleman, wie die Bankers — Gott verdamme fie — da drüben sagen, wenn sich einer so ganz besonders aufgewichst hat. Ja, was das liebe Geld nicht thut! Wer den Heinz gestem um diese Zeit gesehen hätte, wo der Wind durch tausend Lacher seines Habits pfiff, dürste ihn schwerlich wiedererkennen, gelt Schwedenhof bauer ? Na, der Kerl, bei dem ich das Zeug kaufte, machte keine schlechten Augen, als ich mit dem gespickten Beutel herausrückte. Glotzte mich an, als wolle er sagen: »Hast wohl irgend wo einen kühnen Griff gethan?" Aber als ich ihm erzählte, daß ich direkt von Amerika käme, wo ich mir ein hübsches Vermögen zusammen- gescharrl hätte, da machte er dem zerlumpten Heinz allerlei Kratzfüße und wir waren handels eins !" „Setzt Euch und laßt uns zur Sache kommen," erwiderte ungeduldig mit dem Fuße stampfend Mrich. „Es ist spät und Ihr müßt heute noch fort." „Ja zur Sache!" sprach der Vagabund und warf sich breit in den ledernen Sessel, neben dem er stand, „wenn eS auch mit dem Fort gehen bei diesem Wetter noch gute Wege hat. Also rückt 'raus, wie wollt Jhr's mit Eurem alten Freunde hatten? Doch vor allen Dingen — habt Ihr nichts zu trinken bei der Hand? Bin verdammt durstig!" „Zuerst unser Geschäft," antwortete Ulrich, „dann mögt Ihr meinethalben trinken wo und so viel Ihr wollt. In meinem Haus soll aber kein Tropfen über Eure Lippen kommen!" „hoho, pfeift Ihr aus diesem Ton l" sprach roh der Strolch, „na, so wollen wir die Sache kurz abmachen! Hab' mir's überlegt den Tag über, als ich in der Stadt drinnen in der Kneipe saß. Ihr lebt da herrlich und in Freuden auf Eurem Hof und wenn ich wieder auf die Wanderschaft soll, dann will ich wenigstens wissen warum. Gebt mir 3000 Thaler und ich fahre heute noch ab und versuche mein Glück mal drüben in England, wo ein tüchtiger Kerl auch sein Fortkommen finden soll!" „Mensch, seid Ihr wahnfinnig!" ries Ulrich, ,3000 Thaler, wo soll ich das Geld hemehmen? Glaubt Ihr, daß ich den Reichtum mit Scheffeln messen kann?" „Pah, wer das nicht wüßte," erwiderte höhnisch Heinz. „O, unsereiner ist nicht so dumm, wie Ihr glaubt. Habe mich nach Euren Verhältnissen genau erkundigt und weiß, daß Ihr ein schönes Vermögen von drüben mit gebracht habt!" „So müßt Ihr auch wissen, daß dieses Ver mögen in dem Gut festliegt," sprach Ulrich, „und daß der Ankauf des Waldes mein letztes Barkapital verschlungen hat. Hier ist alles, was ich im Augenblick befitze. Es find 500 Thaler, nehmt sie und macht schleunigst, daß Ihr aus der Gegend kommt, ehe die Landreiter auf Euch aufmerksam werden!" „Wieso?" brauste der Vagabund auf. „Was wollt Ihr damit sagen. Was wißt Ihr, ob ich die Landreiter zu fürchten habe?" „Wohl Euch, wenn es nicht der Fall ist," entgegnete Ulrich, „aber nun nehmt und geht!" „Unfinn!" sprach der Vagabund, „das könnt Ihr im Ernst nicht glauben. So bringt Ihr mich nicht fort, Diann! Ich müßte ja verrückt sein, wenn ich die Gelegenheit nicht besser be nutzte. Nicht einen Heller weniger nehme ich, als ich gesagt, und nicht eher verlaffe ich den Hof, bis wir einig find." .. „Reizt mich nicht!" rief drohend Ulrich, m dem der Dämon wieder erwachte. „Nehmt, sag' ich Euch und geht!" „Fällt mir gar nicht ein," sprach höhnisch Heinz, „mich mit diesem Bettel abspeisen zu lassen. Dreitausend Thaler muß ich haben, wenn Ihr nicht wollt, daß ich Euer Geheimnis Jo« Nah «ad Fer». Berlin. Die zweite Expedition des „Rote« Kreuzes" nach Südafrika führt auch eine kom plette Kranken - Ausstattung der Deutschen Termophor-Gesellschaft mit sich, die zum ersten Mal für Kriegszwecke erprobt werden soll. Die Termophor-Gefäße sollen ermöglichen, daß den Schwerkranken und Verwundeten warme Speisen und Getränke gereicht werden können, die sich in den Thermophor-Gefäßen ohne jede Feuerung 4—10 Stunden lang auf freiem Felde wann erhalten lassen. Außerdem ermöglicht die Ein richtung der Thermophorkompressen, daß mitten im Felde ohne Feuer warme Kompressen appliziert werden können. Angestellten der zu den Verkaufsstellen gehörenden Schreibstuben und Lagerräume nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens zehn, in Gemeinden mit "lehr als 20 000 Einwohnern, falls zwei oder mehr Gchlyen und Lehrlinge in der Verkaufsstelle beschäftigt sind, elf Stunden haben. Die Mittagszeit soll mindestens 1^ Stunden (statt 1 Stunde in der Vorlage) be tragen. Diese Bestimmungen sollen in einem neuen 8 139 e, welcher zunächst zur Beratung gestellt wird, in die Gewerbeordnung etngefügt werden. Abgg. Albrecht u. Gen. (soz.) beantragen, die Ruhezeit generell auf 12 Stunden, die Mittags pause auf zwei Stunden zu verlängern. Ferner müsse den Laden-Angestellten Sitzgelegenheit gewahrt werden. . Abg. Rosenow (soz.) begründet diesen An trag. Es handle sich hier um einen Anfang >m Arbeiterschutz für kaufmännische Angestellte, und d« dürfe man nicht zu wenig bieten. , ,, Abg. Bassermann (nat.-lib.): Es Hande» sich hier nm die Abstellung bestimmter Mißstände in den offenen Verkaufsstellen. Hinsichtlich dec Arbeitszeit habe die Statistik ergeben, daß vielfach eine übertriebene Arbeitszeit üblich ist, und es unter liege keinem Zweifel, daß eine solche gesundheits schädigend wirken könne. Er halte eine längere Ruhezeit für die größeren Städte durchaus für ge rechtfertigt, schou wegen der weiten Entfernungen, die dort zurückzulegen sind. Ebenso halte er auch die Verlängerung der Mittagspause auf 1'/s Stunden für geboten. Staatssekretär Graf Posadowsky erklärt, die Regelung der Arbeitszeit für die Angestellten in offenen Verkaufsstellen sei für die Regierung der Kern der ganzen Vorlage. Er halte für die große Mehrzahl der Geschäfte den Achtuhr-Ladenschluß für durchführbar, aber es sei doch richtiger, mit mehr Vorsicht vorzugehen und eine Minimal - Ruhezeit festsetzcn. Die elfstündige Ruhezeit ist heute bereits in einer großen Zahl von Geschäften Thatsache. aber bei weitem nicht in allen. Es sei ferner zst bedenken, daß die Verhältnisse sehr verschieden sind in den kleinen und größeren Städten. Deshalb haben wir es für ausreichend gehalten, eine Minimal- Nuhezcit von 10 Stunden vorzuschlagen, und er , bitte auch heute, daran fcstzuhaltcn. Abg. Hitze (Zentr.) meint, die schlimmsten Miß stände, die von sozialdemokratischer Seite immer an geführt würden, existierten fast ausschließlich in den Großstädten. Er halte die Kommisfionsanträge für den besten Weg. Dieselben brächten wenigstens für die größeren Städte die elfstündige Ruhezeit. Hin sichtlich der Mittagspause habe die Kommission die Möglichkeit gelassen, je nach Bedürfnis die Mittag- Pause auf eine Stunde oder auf anderthalb Stunden, felbst in demselben Betrieb cinzurichleu, wenn ein Teil der Angestellten im Hause, ein anderer außer dem Hause seine Hauptmahlzeit einnchmc. Er bitte um Annahme der Kommissionsanlräge. Abg. Frhr. v. Stumm (freikons.) beantragt, den Passus über die Begrenzung der Mittagspause ganz zu streichen. Eine zu große Ausdehnung der Mittagspause werde in vielen Fällen nur die Folge haben, daß die Geschäftszeit verlängert wird, und das ' liege doch nicht im Interesse der Familie. Abg. Bargmann (fr. Vp.) beantragt die Er höhung der generellen Ruhezeit von zehn auf elf «stunden, unter Streichung der Ansnahmcbestimmuna für Städte mit mehr als 20000 Einwohnern. Abg. Jacobskötter (kons.) begründet einen vom Abg. v. Levetzow Angebrachten Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage sowohl hin sichtlich der zehnstündigen allgemeinen Ruhepause wie hinsichtlich der einstündigen Mittagspause. Damit schließt die Diskussion über H 139 0. . Mit Ausnahme des Teils des Antrages Albrecht und Gen., welcher die Gewährung von Sitzgelegen heit vorschreibt, werden alle Abänderungsanträge abgelehnt und sodann mit der dadurch herbei geführten Aenderung die Kommissionsfassung an genommen, jedoch unter Streichung der Befug nis zur ortsstatutarischen Bestimmung von Aus nahmen von der Mittagspause. hinausschreie und den Herren vom Gericht er zähle, wie Ihr vor sechzehn Jahren den Förster erschossen und in der Mordeiche versteckt habt " Allmächtiger Gott, was war das! Das Wort erstarb auf den Lippen des Vaga bunden und den Ulrich packte es wie kaltes Grausen, denn hinter ihm ertönte ein Schrei, so entsetzlich, so übernatürlich, wie er nie eine" gehört. Er kam von den Lippen Gertruds. Sie hatte, wie sie dies ost in der Dämmc^ stunde gethan, hinter dem alten eichenen Schräg in einem Sessel ihren Gedanken nachgehang^ und heute, wo der unheimliche Dämon finste^ denn jemals auf dem Gesicht ihres Man"^ thronte, hatte sie dazu ein ganz besonderes dürfnis empfunden. In dem tiefen Schatten des kolossale" Möbels verborgen, war sie den Blicken ds Männer verborgen geblieben und so unfreiwillig Zeugin des Gesprächs geworden, das ihr Lösung des Geheimnisses ihres Mannes bring sollte — eine Lösung so furchtbar, daß sie W ' wie der Wahnsinn seine Krallen nach ryr Herzen ausstreckte. «x in „Du — du hast es gethan! rief st wilder Verzweiflung und hob gleich einer L den Rachegöttin ihre Hand gegen ihren M der regungslos vor ihr stand — bleich Tod, aber finstere Entschlossenheit in dei I „du hast den Förster erschossen und "'w' Weib, hast du an deine Sette gebannt 1
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