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Allgemeiner Anzeiger : 28.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189910287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18991028
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18991028
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-28
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.10.1899
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Osnabrück. Aus der hiesigen Irrenanstalt l M zwei gefährliche Verbrecher, ein Mörder W M Einbrecher, entsprungen. Sie waren der Walt zur Beobachtung ihres Geisteszustandes Verwiesen worden. Beuthen. Unter dem Verdachte, seine Frau MLtzlich getötet zu haben, wurde der Stein- Archer Tomalla aus Lagiewnik verhaftet und ? das Landgerichtsgefängnis in Beuthen einge- Mrt. Er hatte den vor einiger Zeit einge- Vtenen Tod seiner Frau standesamtlich nicht itmeldet. Den Hausbewohnern fiel dies auf, Ashalb fie der Behörde Anzeige erstatteten. Hese verfügte die Obduktion der Leiche, welche Neben haben soll, daß der Tod infolge schwerer Mißhandlungen emgetreten ist. Graz. Ueber eine Massenauswanderung ^irischer Bergarbeiter nach Deutschland wird ! berichtet. Am 8. d. hat ein deutscher Werber , das Köflacher Revier verlassen, um nun Trifail, «oben und Fohnsdorf zu bereisen und Leute M Westfalen anzuwerben. Nach seiner eigenen Angabe find 2000 Bergarbeiter aus den steier- ALrtischen Revieren nach Deutschland ange- lvorben worden. Dabei läßt es der Werber dicht an Versprechungen fehlen, die über die jetzigen Lohnverhältnisse in Deutschland noch Weit hinausgehen. Die Angeworbenen sollen samt Familien mit Sonderzügen bis an Ort und Stelle befördert werden. Zürich. Der des Mordes an den beiden Wildhütern Dürrer, Vater und Sohn, verdächtige und gefänglich eingezogene Wilderer Johann Waser aus Wolsenschießen (Nidwalden) hat in der Untersuchungshaft gestanden, die That mit dem auf dem Transport entsprungenen Zimmer- Mann Scheuber begangen zu haben. Scheuber ist bis jetzt noch nicht eingebracht. Die Be erdigung der beiden in Ausübung ihrer Berufs- Pflicht gefallenen Wildhüter fand unter zahl reicher Beteiligung der Bevölkerung statt. Die Regierung von Obwalden, welche offiziell ver treten war, ließ am Grabe der Toten Kränze niederlegen. Ajaccio. Dieser Tage wurde der sardinische Räuberhanptmann Michele Moro, genannt Terra- corte, in einem Kampfe mit den Karabinieri ge tötet. Die Behörden nahmen sein Eigentum in Beschlag und schreiten nunmehr zur Versteigerung. Am 26. d. kommt zunächst der Viehbestand des getöteten Räubers zur Versteigerung, und zwar 35 Pferde, l13 Stück Ri-.dvieh, 258 Schweine und 354 Schafe. Seinen Grundbesitz hatte der Räuber auf den Namen von Verwandten ein tragen lassen. Er besteht aus acht Bauerngütern von verschiedener Größe. Ob deren Einziehung durch den Fiskus möglich ist, müssen erst die Gerichte entscheiden. Stockholm. Der Lebensversicherungs schwindel in Eskilstuna hat auch in der aus ländischen Versicherungswelt große Aufmerksam keit erregt, und von einigen dänischen, deutschen und englischen Lebensversicherungs-Gesellschaften find nähere Aufschlüsse über die vorgekommenen Schwindeleien erbeten worden. Aus dem ganzen Verlauf der Untersuchung, die mit größtem Eifer betrieben wird und bis jetzt schon die Verhaftung von 20 Personen zur Folge gehabt hat, muß man aber doch den Eindruck gewinnen, daß der Schwindel schon längst hätte entdeckt werden müssen, ehe er einen solchen Umfang an genommen hätte, wenn die örtlichen Behörden nicht eine so unglaubliche Nachlässigkeit an den Tag gelegt hätten. Der Lersicherungs schwindel war so offenkundig, daß sich kranke Leute den Mitgliedern der Liga als Versicherungsobjekt anboten, um sich eine kleine Summe zu erwerben. Dr. Pallin, der die fal schen Gesundheitsatteste ausstellte, war so liebens würdig, diejenigen Opfer, die zu schwächlich zum Gehen waren, zur Untersuchung mittels seiner eleganten Equipage zu sich holen zu lassen. Mit manchen Leuten wurde eine förmliche Spekula tion getrieben. Einem Arbeiter von starker Ge stalt, aber ungewöhnlich krankhaftem Aussehen wurde von einem Mitglied der „Totengesell schaft" der Vorschlag gemacht, sich versichern zu lassen, und er ging auch gegen eine Entschädi gung von 75 Kronen darauf ein. Tie Kosten der Aufnahme sowie die Prämien bezahlte natürlich der Spekulant, wofür dieser die Police behielt. Mit dieser Police wurde nun sofort weiter spekuliert. Der erste Inhaber fand bald für die Police einen Liebhaber, der aber erst den Versicherten sehen wollte. Dieser mußte sich zu diesem Zweck durch Brantweingenuß vorbereiten, um noch elender als gewöhnlich auszusehen. Die Besichtigung fiel so gut aus, daß der zweite Spekulant die Police kaufte, und der Arbeiter erhielt wieder eine Entschädi gung für seine Mühen. Diese Jobberei mit dem anscheinenden Todeskandidaten, der auf 40000 Kronen versichert war, wiederholte sich noch öfter. Schließlich stellte sich aber heraus, daß die Betrüger in diesem Falle selbst die Betrogenen waren. Durch die Untersuchung eines gewissenhaften Arztes wurde festgestellt, daß der Versicherte trotz seines schlechten Aus sehens durchaus gesund war. Dr. Pallin be° befindet sich jetzt im Gefängnis zu Malmö. Kiew. Seit einigen Monaten herrschen in der Umgegend von Kiew recht unsichere Zustände. Raub und Mord find an der Tagesordnung. Sonntag nacht wurde ddr Ziegelei-Direktor Mitrofaniew in seinem Landhause, fünf Werst hinter Kiew, von einer Räuberbande überfallen, durch Revolverschüsse tödlich verwundet und beraubt. Sein im Nebenzimmer schlafender Diener wurde erschossen. Die Räuber, welche maskiert waren, entflohen und wurden von der Gendarmerie verfolgt. Gerichtshalle. Hamburg. Das hiesige Landgericht verurteilte den Inspektor des Hamburger Stadttheaters, Leo Wurm, der seit Mai aus einem verschlossenem Pult in dem Kafsenzimmer mittels Nachschlüssels etwa 1000 Mk. gestohlen und am 2. September bei Aus führung eines Diebstahls ertappt und verhaftet wurde, wegen vollendeten und versuchten schweren Diebstahls, dem Anträge des Staatsanwalts gemäß, zu 15 Monat Gefängnis unter Anrechnung eines Monats erlittener Untersuchungshaft. Der Ange klagte will schuldlos sein. Leipzig. Während einer öffentlichen Versamm lung der Heilsarmee in deren Vereinslokal bemerkte die Vortragende „Kadcttin", wie ein auf der ersten Bank sitzender Arbeiter, der schon wiederholt unver kennbare Zeichen von Langeweile gegeben hatte, plötzlich eine Schnapsflasche zum Vorschein brachte und einen kräftigen Schluck daraus nahm Obwohl ihm die Kadettin bedeutet hatte, er möge den Unfug lassen, gab der Arbeiter W. die Schnapsflasche au den neben ihm sitzenden Bialergehilfen F. mit der Auf forderung: „Jetzt woll'n wir erst mal eins trinken!" F. that auch einen tiefen Zug und händigte dann die Flasche einem dritten Arbeiter ein, der gleichfalls Bescheid that. Die „Polizei" der Heilsarmee sorgte nun für Entfernung der drei Arbeiter. Gegen F. und W. wurde Anzeige wegen groben Unfugs erstattet, die den Erfolg hatte, daß F. (W. ist inzwischen ver storben) zu vier Mark Geldstrafe verurteilt wurde. Der Richter bezeichnete das Gebaren der Ange klagten, in einer religiösen Versammlung, als welche doch eine Zusammenkunft der Heilsarmee zu be trachten sei, jemand zuzutrinken, als Roheit und als denc Anstandsgcfühl in hohem Matze widerstreitend. — Das Reichsgericht hat entschieden, daß für Unfälle auf der Straße, die durch den schlechten Zustand des Pflasters oder mangelhafte Beleuchtung entstehen, die betreffende Gemeinde haftbar ist. Milderrrgeschichtrn gehören in der Schweiz sonst zu den Selten heiten, da in den meisten Kantonen jeder Er wachsene sich mittels einiger Franken Patent gebühr das Vergnügen bereiten kann, mit dem Jagdgewehr Feld und Wald zu durchstreifen, und so kaum jemand in Versuchung kommt, sich gegen das Gesetz zu vergehen. Um so größeres Aufsehen hat der jüngste Mordfall im Kanton Obwalden erregt, wo zwei wackere Wildhüter, Vater und Sohn Dürrer, von Wilderern er barmungslos niedergeknallt worden find. Die beiden Halbkantone Obwalden und Nidwalden, die zusammen den Kanton Unterwalden aus machen, haben im Gebiet des Melchthales ein gemeinsames Schonrevier, in dem auf eine Reihe von Jahren hinaus nicht gejagt werden darf. Diese Einrichtung ist, so wird der,Voss. Ztg/ aus Bern geschrieben, vornehmlich zum Schutze zer Gemsen getroffen, die sich hier ungestört vermehren und allenfalls in die anstoßenden Jagdgründe ausbreiten sollten. Solche Schon- ' bezirke nennt man bei uns auch Freiberge. Es scheint aber, daß derjenige vom Melchthal in folge ungenügender Bewachung mehr ein „Frei- berg"Mr Wilderer anstatt für die Gemsen war. Man Wählte sich im Volke schon lange allerlei Geschichten von unheimlichen Wildschützen mit falschen Bärten und schwarzen Larven, und öfter hörte man auch den Knall des Jagdstutzens aus den verbotenen Bezirken. Daß das nicht alles Hirngespinst war, erfuhr schon vor längerer Zeit der Wildhüter von Nidwalden, vor dessen Füßen eines Tages eine Flintenkugel ein Stück Rasen in die Luft warf. Als Opfer seiner Pflicht ist nun in diesem Schonbezirk vor einigen Tagen der Wildhüter Dürrer samt seinem älteren Sohn gefallen. Gleich nach Entdeckung der ruchlosen That wurden in Nidwalden zwei junge Burschen verhaftet, die man als Jagdgenossen und Wild diebe kannte, Adolf Scheuber und Johann Waser von Wolsenschießen. Der erstere konnte auf der Reise in die Untersuchungshaft durch einen kühnen Sprung aus dem in voller Fahrt, begriffenen Zug der Engelbergbahn entwischen und ist seither trotz eifriger Nachforschung nicht mehr gesehen worden. Sein Spießgeselle Waser ließ sich nun nach anfänglichem Leugnen zu einem Geständnis herbei, das wohl noch nicht die ganze Wahrheit enthält, aber über die Schuld der beiden Wildschützen kaum mehr einen Zweifel übrig läßt. Waser erzählte, Scheuber und er seien schon Freitags von Hause weg auf die verbotene Gemsjagd ausgezogen. Des schlechten Wetters wegen hätten sie an diesem Tage jedoch nicht gejagt, sondern sich in einer Alphütte ver steckt gehalten. Am andern Morgen hätten sie zeitig den Berggrat überschritten und binnen kurzer Frist auf der Seite Obwaldens drei Gemsen erlegt. Waser habe nun das von ihm geschossene Tier, einen schweren Bock, auf die Schultern ge nommen und sei mit der Last den steilen Hang hinaufgeklettert, gegen den Berggrat, der die Grenz scheide zwischen Nid- und Obwalden bildet. Scheu- berseiinzwischen amSchußorte mit dem Ausweiden der von ihm erlegten zwei Gemszicklein be schäftigt gewesen. Wie sich Waser ungefähr in der Mitte seines Weges einmal umgesehen, habe er in der Tiefe die beiden Wildhüter bemerkt, die sich seinem Gefährten näherten. Waser habe hierauf seine Schritte beschleunigt und mit großer Anstrengung die Höhe erreicht. Wie er nun hier den Gemsbock niedergeworfen habe, um zu rasten, seien in der Tiefe in kurzen Zwischenräumen 7 bis 8 Schüsse gefallen, und nicht lange darauf sei Scheuber keuchend daher gekommen mit den Worten: „Wir müssen eilen, sonst kommen uns die Wildhüter noch auf Nid- waldner Boden nach!" Diese Erzählung, die allerdings in erster Linie dazu dienen sollte, den Verhafteten zu entlasten, beweist jedenfalls so viel, daß niemand anders als die beiden Ver dächtigen, Scheuber und Waser, an jenem Tage mit den Ermordeten in Konflikt gekommen find, und mit großer Wahrscheinlichkeit darf man an nehmen, das fie auch die Mörder sind, wenn sich der Vorgang auch wesentlich anders zuge tragen haben mag, als der Verhaftete in seinem ersten Verhöre angegeben hat. K. 35. Herr O. hatte endlich für seine beiden Knaben einen Hauslehrer gefunden. Der junge Mann entsprach völlig seinen Anforderungen. Er ver stand sein Fach, war bescheiden und wohl erzogen und hatte nebenbei jenes sichere takt volle Auftreten, das es dem Herrn Kommerzien rat möglich machte, den jungen Kandidaten bei Mangel an „Tanzbeinen" zu den Gesellschaften und den Festlichkeiten im Hause hinzuzuziehen. Das Wohlwollen des Hausherrn für den Bientor seiner Sprößlinge wuchs von Tag zu Tag, und da dieser auch ein eingehendes bibliologisches Interesse zeigte, so übergab Herr O- ihm eines Tages die Schlüssel zu seiner Bibliothek mit der Weisung, Ord nung in die dort gesammelten Schätze zu bringen und einen übersichtlichen Katalog anzufertigen. Mit Eifer stürzte sich der Hauslehrer auf seine neue Beschäftigung. Und wunderbar, auch das 17 jährige Töchterchen des Hauses begann plötz lich eine begeisterte Verehrerin der gedruckten Werke, broschiert oder gebunden, zu werden. Aber merkwürdig, der erste Verdacht, den der Vater schöpfte, erwies sich als grundlos; nie traf sein Töchterchen mit dem Lehrer in der Bibliothek zusammen. So rückte die Ord nung im Bibliotheksaal immer weiter vor und Michaeli heran. Der gestrenge Papa nahm eine Generalinspizierung über Fleiß und Leistungen seiner Söhne vor. Bei Durchsicht der Extemporalehefte fiel es ihm auf, daß am Schluffe jeder Arbeit ihm unerklärliche Zeichen mit Blei geschrieben standen. So z. Ä. 43" oder „bl 15" oder „6. 20" u. a. m. Auch der jugendliche Verfasser der Arbeiten konnte über Entstehung und Zweck der Chiffre keinen Aufschluß geben, er wußte nur, daß Schwesterchen seine Arbeiten immer gewissenhaft durchgelesen hatte, ehe fie an den Herrn Kandi daten gegangen waren. An einem der folgenden Tage besichtigt Herr O. seine Bibliothek. Er ist äußerst zufrieden und vor allem gefällt ihm das Arrangement der Bücher durch Buchstaben und Zahlen. Da fallen ihm plötzlich die sonderbaren Zeichen in den Heften seiner Kinder ein. A läßt sich das letzte noch nicht an den Lehrer abgelieferte Exerzitium vorlegen und findet wieder eine Chiffre „v. 35". Schleu nigst sucht er sich den Band „v. 35" heraus, und siehe da, zwischen den Seiten liegt ein süßes Briefchen seiner Tochter an den schüchternen Kandidaten der Philologie. Der bibliographische Eifer seines Töchterchens war also erklärt. Als aber der heimliche Liebhaber später in der Bibliothek Band „v. 35" öffnete, fand er darin zwar ein Briefchen, aber statt der erhofften süßen Liebesbeteuerungen enthielt es nur die kurzen Worte: „Angesichts dieses sind Sie ent lassen!" Gemeinnütziges. Daft die Zitrone als Heilmittel gegen Gicht empfohlen wird, ist eine mancher Haus frau bekannte Thatsache. Es unterliegt indessen keinem Zweifel, daß fie gegen manche andere Uebel mit Vorteil angewendet werden kann. Gegen Würmer und Hautkrankheiten ist der regelmäßige Genuß den Kranken und Gefunden gleich angenehmer Limonade (aus frischen Zitronen, nicht etwa Zitronen-Esfenz bereitet) von erprobter Wirkung und schadet auf keinen Fall. Gegen Stein-, Leberleiden und Gelbsucht soll sie von großem, wohlthätigen Einfluß sein. Gegen Skorbut ist fie eines der besten Mittel. Die Matrosen, die dieser Krankheit am meisten ausgesetzt sind, bedienen sich des mehr oder weniger verdünnten Zitronensaftes gern und viel als Vorbeugung?- oder Heilmittel gegen die drohende und für die bereits vorhandene Plage. Frost beulen werden durch Auskleben von Zitronen scheiben erfolgreich behandelt. Hühneraugen er weichen sich durch dasselbe Verfahren in einer Nacht so vollständig, daß fie am andern Morgen mit der größten Leichtigkeit abgekratzt und her ausgehoben werden können. Warzen, diese häß lichen Schmarotzer der Haut, sollen einem län geren Behandeln mit Zitronensäure weichen. Gegen Schuppen der Kopfhaut soll durch kräfti ges Einreiben mit Zitrone ein des Sieges voll kommen sicherer Krieg geführt werden. Die Zitrone, der man noch manche andere Heilkraft beimißt, ist also im guten Sinne des Wortes unbestritten ein Universalmittel. Gardinen zu färben. Die schöne Rahm farbe kann man sich ganz leicht Herstellen, indem man ungefähr 10 Gramm Rhabarber (für zehn bis 20 Pfg.) mit V- Liter kochendem Wasser obbrüht, durchseiht und der Stärke zusetzt. Diese Menge genügt für ein Paar Gardinen. Kuntes Allerlei. Preisaufschlag der Diamanten. Eine Begleiterscheinung der jetzigen Südafrika-Krise, die von Interessenten mißliebig vermerkt wird, ist der plötzliche Preisaufschlag der Diamanten. In Birmingham, dem Mittelpunkt der englischen Diamantenindustrie, steht der Diamantenpreis heute 30—40 Prozent höher als vor einem halben Jahr, und wenn der südafrikanische Krieg sich in die Länge zieht, kann der Preis bis Weihnachten leicht auf das Doppelte vom ver gangenen März steigen. der Förster verschwunden sei — hatte sie das Geständnis täglich in den scheuen Zügen ihres Sohnes gelesen und dennoch traf fie's wie ein Dolchstoß, als fie die furchtbaren Worte aus seinem eigenen Munde vernahm, von ihm selbst die Bestätigung ihrer schlimmsten Befürchtungen hörte. Ich hab's gethan! Lange fand sie keine Worte nach dem schrecklichen Geständnis. Nur das harte Ticken der Uhr und ihre eigenen schweren Atemzüge unterbrachen die unheimliche Stille, die in dem Krankenzimmer herrschte, bis sie sich endlich wieder ausrichtete und mit fast tonloser Stimme sprach: „Und wie geschah es? Erzähle mir alles, ehe ich von hinnen scheide!" „O Mutter, Mutter!" rief Ulrich in über strömendem Leid und warf sich vor dem Bett «er Kranken auf die Kniee. „Quäle mich njcht, das Fürchterliche selbst zu berichten, es nochmals K durchleben. Wie's geschah? Ich traf ihn jenem Wend — du weißt wohl, welchen ich ^ine — im Walde, gerade als ich einen Hirsch gewildert. Er forderte mich auf, ihm zu Gericht K folgen — schoß nach mir — fehlte, und ich > o verflucht sei die Hand, die es that I — «h traf ihn desto besser!" , „ „Und wo verbargst du die Leiche?" fragte die Kranke. . „In der Mordeiche!" antwortete er und fuhr NE: „O Mitter, hätte ich dir gefolgt in jener Aacht, als mich der Teufel hinaustrieb in den O^ld — oder hätte mich die Kugel des Försters bricht, und ich läge draußen, lall und starr wie er, statt das Gewicht der entsetzlichen, un sühnbaren Schuld zu tragen. Keine Ruhe kam über mich, kein Schlaf senkte sich auf meine Lider seit dem Abend, und nimmer kann es Friede da drinnen werden!" Wieder warf er sich verzweifelnd über das Lager der Kranken, welche tief aufstöhnte und ihre zitternde Hand aus das Haupt des Sohnes legte. „Ulrich — Ulrich," sprach fie, „armer, un glücklicher Sohn, ich weiß dir keinen Rat und muß dich zurücklassen ohne Trost — ohne Hilfe in der Welt. Ich will dich nicht drän gen — dich dem irdischen Richter zu über liefern — möge Gott mir in meiner Todes stunde verzeihen, wenn ich den einzigen Sohn nicht von Henkershand sterben wissen will — aber ich beschwöre dich — sühne die That dein lebenlang — bete — bete, mein Sohn — mache Frieden mit deinem Gott — bis er dich abruft vor sein ewiges Gericht und — leb wohl — Ulrich — der Tod — ich fühl's, es ist zu Ende!" „Mutter! Mutter!" schrie er auf und faßte die Sterbende in beide Arme, „du darfst mich nicht jetzt — nicht so verlassen! O bleibe, Mutter, und laß mich das entsetzliche Elend nicht allein tragen auf dieser Welt!" Aber fie blieb nicht. Noch einmal hob die Schwedenhofbäuerin ihr Haupt — noch einmal öffnete fie ihre Augen und richtete einen Blick, in dem schon alle Schauer des Todes lagen, auf den Sohn — einen jener Blicke, den wir nimmer vergessen, der uns verfolgt über Meere und Länder — im Lärm des Tages — im Schlaf der Nächte. Dann sank sie zurück und war tot. Der Nachtsturm heulte um das Haus und rüttelte gewaltig an den Fensterladen; die Bäume krachten unter der Last des Schnees und alle Schauer der eisigen Winternacht zogen durch die Ritzen und Spalten in den einsamen Hof. Aber Ulrich hörte — sah nichts. Halb er starrt fanden ihn am andern Morgen die Mägde, immer noch vor dem Bette der toten Mutter knieend und ihre Hände in den seinen haltend. Kalt und fremd blickte er um sich, als man ihn sanft von der Leiche hinwegzog, und dann schritt er, ohne ein Wort zu sprechen, hinaus über die beschneiten Felder — in den Wald. Die Nacht war schon angebrochen, als er zuröckkehrte. War er früher schon stillträumerisch gewesen, so war es jetzt, als ob die Ruhe des Grabes über ihn gekommen sei. Das Begräbnis der Mutter überließ er einem entfernten Ver wandten unten aus dem Dorf, und nur einmal in der Nacht stand er plötzlich neben dem er schrockenen Totenwächter an dem Sarge und blickte lange — lange Zeit in das verkümmerte, entstellte und doch so liebe Antlitz, das er ja so gerne mit seinem Herzblut zu neuem Leben er weckt hätte. — Der Schnee hatte sein dichtes Leichentuch über das Grab der Schwedenhofbäuerin ge breitet — der Lenz hatte es mit linder Hand davon genommen und seine ersten Blumen über den Hügel gestreut — draußen im Wald grünte und blühte es wieder luftig, und um das heim liche Grab in der Eiche rankten sich die jungen Blätter und bargen das blutige Geheimnis tief und tiefer vor jedem forschenden Auge. Die junge Försterin aber hatte aus der fernen Hauptstadt eine seltsame Kunde erhalten. Von unbekannter Hand war für fie dort eine Summe deponiert worden, deren Zinsen hin reichten, ihr ein bescheidenes Leben zu sichern, und vergeblich mühte fie sich ab, den Schleier zu lüften, in welchen sich ihr heimlicher Wohl- thäter hüllte. Wohl ahnte sie, daß es mit dem Ver schwinden ihres Mannes Zusammenhänge, aber eine Gewißheit konnte sie nicht erlangen, da man selbst an Ort und Stelle nichts Näheres über ihren unbekannten Freund wußte. Und auch den Dorfbewohnern brachte der Frühling eine Ueberraschung. Der Schweden hof, seit mehr denn zweihundert Jahren im Besitz der Voreltern Ulrichs, ging in andere Hände über — von fernher, weit aus dem Polnischen, war der neue Eigentümer eines Tages gekom men, und Ulrich war hinausgegangen in die weite — weite Welt. Wohl waren die Schweden hofbauern denen vom Dorf stets ziemlich fremd gewesen und hatten still und verschlossen für sich selbst gelebt, allein trotzdem ging doch ein all gemeines Staunen über diesen plötzlichen Ent schluß durch die Gegend, und noch lange bildete der Verkauf des Hofes das abendliche Gesprächs thema, bis auch hier die Zett das Gedenken ver wischte und das Vergessen in seine uralten — ewigen Rechte trat. Dva» (Fortsetzung folgt.)
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