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Kleinigkeiten. Eine merkwürdige Erinnerung aus dem Leben Goethes. Au: Morgen des letzten Neujahrstages, den Schiller erlebte, am 1. Januar 1805, schrieb Goethe ihm ein Gratulationsbillet. Als er es aber durchlas, fand er, daß er darin unwillkürlich geschrieben hatte: „Zum letzten Neujahrstag" statt „erneuten" oder „wieder- gekehrten" oder dergleichen. Ärgerlich zerriß Goethe das Geschriebene und begann von borne. Als er an die ominöse Zeile kam, konnte er sich nur niit Mühe zurückhalten, wieder „zum letzten Neujahrs tag" zu schreiben. So drängte ihn die Ahnung. An demselben Tage besuchte er Frau von Stein, erzählte ihr, was ihm begegnet sei und äußerte, es ahne ihm, daß entweder er oder Schiller in diesem Jahre scheiden werde. Leider bestätigte sich die Ahnung. Denn Schiller starb am 9. Mai 1805. Die Visitenkarte. Visitenkarten sind bequem Und oft im Leben angenehm. Wer danken will,schreibt darausp.r., Das heißt zu deutsch: ich danke sehr. Thut Dir das Leid des Andern iveh, Schreibst auf die Karte Du x. o. Ter Glückwunsch, was er auch betreff, Er lautet einfach nnr p. ü Willst ferner sagen Du Adieu, So schreibst Du eiusach x. p. a. Bringst einen Fremden Du ius Haus, So drückst Du es durch x. x. aus. Und in der Kart ein Eselsohr Bedeutet: „Ich sprach selber vor." Gemeinnütziges. Hasenbrot. Bon Hasenbratenresten entfernt man Sehnen und Haut, fügt in Würfeln geschnittenen rohen Speck (je nach der Portion) dazu, stößt beides sehr fein in einem Mörser, giebt die Masse in eine Schüssel, fügt Pfeffer, Salz (wenn man es hat, Gewürzsalz), einige feingehackte Schalotten, zwei bis drei Eier, ein kleines Glas Kognak hinzu, verarbeitet die Masse gut durch einander und streicht sie durch ein Sieb. Dann giebt man einige gehackte Trüffeln hinzu, legt die Masse in eine mit Speck belegte Form, setzt diese in kochendes Wasser, stellt es in den Bratofen und läßt das Brot fest werden. Erkaltet, wird es gestürzt, mund- recht geschnitten, auf Aspik auf einer Schüssel angerichtet, mit Aspik und Kresse garniert und nebst Nemouladcnsance serviert. Irdene Gefäße werden eisenfest. wenn man sie einigemal mit dünnen Leim überslreicht und dasselbe Verfahren mit Leinöl wiederholt, sobald der Leim trocken ist. Alle Zuckersacheu sind, wie der „Praktische Wegweiser", Würzburg, schreibt, für unsere Stnbenvögel Gift. Auch der reine Zucker, noch mehr der gebläute, ist ungesund; ebenso sind es die Znckerbäckereien. Eine Ausnahme macht nur das Biskuit, wenn es nicht zu reichlich gefüttert wird. Nachtisch. I. Skataufgabc. Vorhand, Mittelhand und Hinterhand spielt Poini-Ramsch mit obigen Karten. Trotz dieser ungünstigen Karten hat Vorhand schließlich in seinen Stichen 61 Angen weniger als Mittelhand. — Was liegt im Skat? Wie sind die Karten verteilt? Wie ist der Gang des Spiels? 2. Charade. Siehst Du ein reifes Kornfeld prangen, Erblicktst du wohl die ersten auch ; Die letzte mußt-du froh empfangen, So forderts echter deutscher Brauch; Dent Ganzen bat einst Wendenhand Manch blutig Opfer zugewandt. 3. Leistenrätscl. Die Buchstaben dieser Figur lassen sich so ordnen, daß in den senkrechten Reihen Wörter von folgen der Bedeutung entstehen: 1 eine Stadt im mittleren Frankreich, 2. ein euro päisches Land, 3. eine Landschaft in Rußland. Die wagerechten Reihen aber müssen bezeichnen: I. eine Stadt auf Neuseeland, 2. eine Stadt in Serbien, 3. einen dentschcn Bvlksstamm. Lösung der Aufgaben in voriger Nummer. I Rosen, die die Last mir Düften würzen, Halme, die vom Wiud sich flüsternd neigen, Quellen, die ins Thal sich rauschend stürzen, Lerchen, die zmn Himmel jubelnd steigen. Junge Herzen, reich an LicbcSwonnc, Neber allen hoch die grühlingssonne. Tretet ein — geöffnet sind die Pforten, Und ei» Paradies ist allerorten! 2. Volontär, Alcmtejo, LcmnoS, Europa, Norm, Torgau, Indien, Nor» land, Eurydike; Valentine — Rosamunde. Deutlich. Herr (der schon seit Monaten der Tochter des Hauses die Kur macht, ohne sich jedoch zu er klären): „Mein Fräulein, ivas ich für Sie fühle, kann ich nicht in Worte kleiden! Die wahre Liebe ist stumm!" „O nein, sie spricht mit Mama!" Höchste Strafe. „Wenn mein Mann recht gut mit mir ist, dann muß ihni die Köchin stets seine Leibspeise kochen!" „Und wenn er Dich einmal recht ärgert?" „Daun setze ich ihm Selbst- gekochtes vor und mache ans dem Klavier Tafelmusik dazu!" Salomonisches Urteil. „Ist Radeln in jedem Falle gesund, Herr Doktor?" „Nein." „Und in welchem Falle ist es schädlich?" „In dem Falle, gnädiges Fräulein, bei welchem man die Knochen bricht." Gute Schule. - Klient:,,... Früher hatten Sie mit Ihren Verteidigungen viel weniger Erfolge als jetzt!" Rechtsanwal t: „Ja, das B e r t e i d i g e u hab ich auch erst seitmeiner Verheiratung so recht gelernt!" s; Lustiges. Uebcrzeugung. Er: „Mein Gott, Lhdia, Du bist ja gar nicht krank! Wozu also die teure Badereise?" Sie: „Nicht krank! Wohl möglich! Aber glaube mir, wenn ich sämtliche Vorbereitungen, Einkäufe, Packereien u. s. w. hinter mir habe, dann bin ich es! Also!" Stark. Kaufmann A. (vor dem Konkurse stehend): „ . . Wie gesagt, mehr als siebzig Prozent kann ich Ihnen nicht zahlen! Sehen Sie selbst, hier ist die Liste meiner Gläubiger!" K a u f m a u u B. sdas um fangreiche, alphabetisch geordnete Verzeichnis durchblätternd, Plötz lich entrüstet): „Na, das ist doch stark — sogar unter Apsilon haben Sie einen Gläubiger!" Frauen-Oclonomic. „ ... Ich weiß nicht, Ella, wie Dli es mit Deinem Haus haltungsgeld nur hälft! Gebe ich Dir viel, daun brauchst Du viel, gebe ich Dir weniger, dann kommst Du auch aus!" „Das ist sehr einfach, lieber Rudolph: Wenn Du mir viel Geld giebst, daun bezahle ich nebenbei meine Schulden, die ich mache, wenn Du mir weniger giebst!" Zukunftspläne. Papa: „Na, Karlchen, wenn Du groß bist, dann wirst Du Soldat!" Karlchen: „Ach nein, Papa, ich will doch auch mal von den Kindermädchen weg!" Druckfehler. Da der Studiosus heftige Kopfschmerzen verspürte, schlug ihm sein Vater ein nasses Buch um den Kopf. Druck und Verlag: Neue Berliner VerlagS-ÄnstaU, Aug. Krebs, Charlottenburg bet Bertin, Bcrliucr Slrastc 40. Verantwortlich für die Redaktion der Nen n Berliner Verlagö-Slnstall: Hermann W. Klahr, Charlrticuburg