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Allgemeiner Anzeiger : 26.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189908267
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18990826
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990826
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-26
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 26.08.1899
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Politische Rundschau. Deutschland. *Der Kaiser traf am Dienstag nach mittag im Neuen Palais bei Potsdam ein. * Die durch Ablehnung der KanaI - Vorlage geschaffene politische Lage hat sich noch in keiner Weise geklärt, gibt dagegen zu den verschiedensten Gerüchten Veranlassung. Nach dem ,B. TZ habe das Gesamt- ministerium die Entlassung eingcreicht und der Kaiser habe diesebe bereits an genommen. Diese Meldung ist nicht sehr glaubwürdig. Anderseits heißt es, das Ab geordnetenhaussollaufgelöst werden, aber auch das ist unwahrscheinlich, denn die Regierung wird auch durch Neuwahlen ihren Zweck nicht erreichen können. Herr v. Lucanus war in Cronberg beim Kaiser und hatte nach seiner Rückkehr Unterredungen mit dem Reichs kanzler und Herrn v. Miquel. Auch ver lautet, Graf Posadowsky soll ein neues Ministerium bilden. *Die Kaiserin ist mit den kaiserlichen lichen Kindern am Montag abend auf der Wildparkstation eingetroffen. * Gegenüber den Nachrichten, daß Prinz Heinrich zum Weihnachtsscst in Deutsch land wieder eintreffen wird, werden die ,Berl. Reuest. Nachr/ von wohlunterrichteter Seite darauf hingewiesen, daß Prinz Heinrich das Kommando des Kreuzergeschwaders erst im April d. übernommen habe und es daher weder in seinem noch im dienstlichen Interesse läge, wenn er das Kommando sobald wieder abgeben würde. Die,Nordd. Allg. Ztg.' bestätigt die Richtigkeit dieser Erklärung der ,Berl. Neuest. Nachr/. * Graf Goluchowski soll nicht nur dem nächst doch noch mit dem Fürsten Hohen lohe in Aussee zusammentreffen (was übrigens angesichts der Lage, die dem Reichskanzler kaum gestatten wird, nach Aussee zurückzukehren, sehr zweifelhaft geworden ist), er hat sich jetzt auch zu einer Zusammenkunft mit dem Grafen Bülow auf den Semmering begeben. Poli tische Bedeutung schreibt man in unterrichteten Kreisen diesen Begegnungen nicht zu, immerhin ist aber Stoff genug zu einer gegenseitigen Aus sprache vorhanden. *Jn Fulda begann am Dienstag die Bischofs-Konferenz. An ihr nehmen teil: Fürst Erzbischof Kopp von Breslau als Vorsitzender, ferner der Erzbischof von Freiburg, die Bischöfe von Trier, Münster, Paderborn, Limburg, Ermland, der Feldprobst Aßmann von Berlin, die Bischöfe von Mainz, Fulda, Kulm, der Kapitularvikar von Köln und der Dom kapitular von Posen - Gnesen. Zu der nach folgenden Jubelfeier find außerdem eingetroffen: Der Erzbischof von München und die Bischöfe von Würzburg, Rottenburg, Dresden und Kopen hagen. *Am Montag verstarb in Köln der WeihbischofSchmitz an den Folgen einer vor einigen Wochen erfolgten Fußamputation. Oesterreich-Ungarn. *Die Prager ,Narodny Listi' veröffentlichen einen ihr angeblich aus Petersburger Kreisen zugegangenen Brief, in welchem die panslawi stische Politik des Zaren besprochen und be hauptet wird, daß fest dem 1. Mai 1897 zwi schen Rußland und Oesterreich ein Ab kommen bestehe, welches Oesterreich seine Grenzen garantiere. Die Mitteilung dürfte das Richtige treffen und paßt ist die all gemeine Auffassung der durchaus guten Be ziehungen zwischen den drei Kaiserreichen. Frankreich. * Der deutsche Botschafter in Paris Fürst Münster ist mit Urlaub nach Deutschland abgereist. Während seiner Abwesenheit führt der Botschaftsrat v. Below die Geschäfte. *Die schlappe Haltung der französischen Regierung im Festungskriege gegen den Anti semitenhäuptling Guerin hat die französi- schenAnarchisten zu Straßenkundgebungen ermutigt, die am Sonntag in Paris einen recht Der Korse«ko«ig. 15s Rovxm von Karl Gd. Klopfer. <?or»«tzun«.) Jetzt schwieg Snoward, wohl in Erwartung von Elviras Antwort. Sie getraute sich nicht, sich um zusehen. Aber die Pause «achte ihr unerträgliche Pein. Sie füllte fie mit ein paar energischen Kadenzen aus, aus denen fie Fassung schöpfen zu wollen schien. Das waren die Dissonanzen, die da draußen den Freiherrn aus seinen düste ren Betrachtungen aufgescheucht hatten. Sie stand auf, noch nicht im Vollbefitz ihres vornehmen Gleichgewichts. Snoward verharrte so gelaffen in seiner Stellung, das starre Ge- ficht leicht vorgeneigt, die Hände auf die Lehne des Klatzierstuhles gestützt, als ob er nur im gleichgültigsten Gespräch unterbrochen worden sei. Und er nahm es ohne Scheu und ohne sich zu beeilen wieder auf. .Ich will Sie keineswegs zu einer augen blicklichen Entscheidung drängen, Baronesse. Ich kann watten. Aber vergönnen Sie mir, Ihnen zu sagen, was die Entscheidung vielleicht allein günstig gestalten könnte. Fürchten Sie nicht, daß ich Sie so begehre, wie es vor der Welt den Anschein haben würde. Ich verlange nichts von dem Ding von Ihnen, das man Liebe nennt. Wir achten uns gegenseitig, und das würde genügen. Sie würden ebenso gut meine Schwester oder meine Tochter sein können. An näherung in zudringlicher Zärtlichkeit hätten Sie von mir niemals zu besorgen, das verbürge ich Ihnen mit meinem Wort, mit jenem Wort, das bei meinen Geschäften bindende Geltung hat.' bedrohlichen Charakter angenommen haben. Bei den Zusammenstößen mit der Polizei wurden 380 Personen verwundet; von der Polizei find 71 Mann als verwundet angemeldet. Es wurden 150 Verhaftungen vor genommen, von denen etwa die Hälfte aufrecht erhalten werden. * Labori hat am Dienstag seine Thätigkeit im Dreyfusprozeß wieder ausgenommen. Der Kriegsgerichts-Vorfitzende Joaust begrüßte ihn mit einer Ansprache, worin er nochmals der Entrüstung über das Attentat Ausdruck gab. Labori nahm den Zeugen Grenier in ein scharfes Kreuzverhör. Labori äußerte sich über den Ver lauf des Prozesses sehr befriedigt. *Zum Schluffe der Montags-Verhandlung im Prozeß Dreyfus erklärte der Unter suchungsrichter Bertulus energisch, er habe nicht gesagt, daß Esterhazy nicht ein Verräter sei; seine tiefe und unerschütterliche Ueberzeugung sei im Gegenteil, daß Esterhazy den Verrat verübt habe, und daß er ihn allein verübt habe. Im übrigen schleppten sich die Verhandlungen recht langweilig fort. *Der österreichische Militärbevollmächtigte Oberst Schneider ist in Paris eingetroffen, um sich mit dem Major Cuignet zu duellieren. Letzterer hatte vor einigen Tagen eine öffentliche Erklärung Schneiders wegen eines ihm zugeschriebenen, aber falschen Briefes ange zweifelt. *Jm französischen Sudan ist eine Expedition (wie es diejenige Marchands war) unter den Hauptleuten V ouletundChanoine (Sohn des früheren Kriegsministers) thätig. Die Klagen über die beiden Führer waren so erheblich, daß der Oberstleutnant Klo p p abge schickt wurde, um den Oberbefehl über die Expe dition zu übernehmen und die beiden Hauptleute nach Murte (?) zu führen. Die beiden Helden haben aber Klopp und einen ihn be gleitenden Offizier einfach niederschießen lassen! (Französische Disziplin!) England. * Die Königin Viktoria wird gegen Ende dieser Woche Osborne verlassen, um sich nach Balmoral zu begeben, wo fie bis 1-1. November zu verweilen gedenkt. Während ihres Aufenthalts in Balmoral wird die Königin eine große Anzahl von deutschen Fürstlich, keiten empfangen. Es ist möglich, daß auch die Kaiserin von Nußland der Königin Anfangs Oktober eine kurze Privatvifite abstatten wird. Zar Nikolaus würde während dieser Zeit einen kurzen Abstecher nach Kopenhagen machen. Die Zarin wird die Reise von Kiel nach Aberdeen auf der russischen kaiserlichen Jacht zurücklegen und wahrscheinlich von ihrer Schwester, der Prinzessin Heinrich von Preußen, begleitet sein. Dänemark. *Jm dänischen Finanzministerium ist am Montag eine Kommission von 11 Mitgliedern eingesetzt worden, deren Aufgabe ist, Unter suchungen darüber anzustellen, inwiefern ange nommen werden kann, daß ein Zollschutz den landwirtschaftlichen Produkten und der däni schen Landwirtschaft im allgemeinen nütz lich ist und in welcher Weise ein solcher ge gebenen Falls durchzuführen wäre. Balkanstaaten. * Fürst NikolausvonMontenegro hat ein Handschreiben an den deutschen Kaiser gerichtet, worin er seiner Freude über die Vermählung des Erbprinzen mit einer deut schen Prinzessin Ausdruck gibt. Amerika. *Für die Philippinen hat Präsident Mac Kinley die Rekrutierung von zehn neuen Freiwilligen-Regimentern ange- ordnet. * Zur Lage auf Haiti wird aus Kap Haitien gemeldet, daß auch in der Provinz Macoris der Aufstand zu Gunsten von Iimenes ausgebrochen ist. — Einer Kabel meldung der .Franks. Ztg/ aus New Jork zu folge ist übrigens Jimenes von den amerikanischen Behörden verhaftet worden. (Und man hielt ihn bisher stets für einen Agenten Nordamerikas!) Jetzt konnte Elvira lächeln über die rohe Unbefangenheit, mit der er seinen Anttag auf gleiche Stufe mit seinen kaufmännischen Opera- tionen stellte. „Jetzt verständigen wir uns, wie ich sehe,' sagte er, ihr Lächeln mit einer dankenden Ver beugung ausnehmend. „So darf ich hoffen, daß Sie mein Projekt ohne Vorurteil überlegen. Ich glaube, daß viele Ehen mit weniger Aus sicht auf« dauerndes Einvernehmen geschlossen werden. Wir können uns ineinander gewiß nicht täuschen. Ich verlange nichts von Ihnen, als daß Sie Ihr Leben so einrichten, wie es der Gattin Ralph Snowards geziemt. Und auf meine achtungsvolle Ergebenheit dürfen Sie unverbrüchlich rechnen. Lasten Sie Ihr stolzes Temperament frei ausströmen, gehorchen Sie Ihren leisesten Launen, streuen Sie Glanz und Pracht um sich her, verschwenden Sie, werfen Sie das GoÜ> mit vollen Händen aus den Fenstern — Sie werden es stets mit Ge schmack thun, das weiß ich — und je aus gedehnter Ihre Lust am Herrschen in allen Herr lichkeiten dieser Welt ist, desto mehr wird fie mich anspornen, Ihnen jedes Mittel dazu zu Füßen zu legen! Sie können mir ruhig die Kraft Zutrauen, den Schatz, in dem Sie nach Herzenslust wühlen sollen, zu einem unerschöpf lichen zu gestalten." Elvira wurde verwirrt, aber es waren nicht die verlockenden Aussichten, die ihr da geboten wurden, was das bewirkte. Vielleicht hatte fie doch noch an einen vorübergehenden origi nellen Einfall des Amerikaners geglaubt, der ihn zu diesem ganzen überraschenden Anttag be Afrika. * Daß die portugiesischen Be hörden in der Delagoabai für Trans vaal bestimmtes Kriegsmaterial ange halten haben, hat in Pretoria gewaltige Er regung hervorgerufen. Die ,Rand-Post' sagt, es sei ein Kriegsakt von feiten Portugals und Großbritanniens, und das Blatt empfiehlt der Regierung, den Fehdehandschuh aufzunehmen und, wenn nötig, sich zum Kriege zu entschließen. Die ,Times' berichten ferner, der Kommissions- Bericht über die Dynamitfrage habe eine Spannung in den Beziehungen zwischen dem Oranje-Freistaat und der süd afrikanischen Republik hervorgerufen. Der Frei staat ist für Beseitigung des Vertrages mit der Dynamitgesellschaft und betrachtet den Kom missionsbericht als einen Bruch früherer Ver sprechungen. Namens des Freistaates hat Fischer energischen Protest erhoben. Asien. *Wie man aus Washington schreibt, find dort glaubwürdige Nachrichten eingetroffen, denen zufolge die chinesische Regierung be absichtigt, die Filipinos als krieg führende Macht anzuerkennen. Ein Vor zeichen hierfür bilde die Thatsache, daß die Ein schiffung der von den Agenten des amerikani schen Generals Otis angelauften Pferde aus China nach Manila mit der Begründung, daß es sich um „Kriegskontrebande" handle, unter sagt worden ist. Australien. *Zur Lage auf Samoa erfährt die ,Köln. Ztg.' über Auckland aus Apia: Erst zehn Tage nach der Abfahrt der Kommission wurde die Regierung des Konsularhofs mit Dr. Sols als Berater eingesetzt. Aeußerlich ist alles ruhig, allein es zeigt sich eine bedenkliche Unter strömung, indem die Häuptlinge, die zu Mataafa stehen, mehrmals von den Anhängern Tanus angegriffen und beleidigt wurden. Tanu und Tamasese, der ehemalige Vizekönig, haben ihre Regierung noch immer in Apia, trotz des Befehls der Kommission, sie auszulösen. Die Konsuln versprachen vor acht Tagen Abhilfe, indes ist noch nichts geschehen. Preußischer Landtag. Im Abgeordnetenhause wurde am Montag debattelos in dritter Lesung der Gesetzentwurf bett, die evangelische Kirchenversassung im Konsistorial- bezirk Frankfurt a. M. und die Novelle über die Wiesbadener Landesbank erledigt. Bevor es zur zweiten Beratung der Vorlage über die Polizeiver waltung der Vororte Berlins kam, stellte der Abg. v. Heydebrand (kons.) den Antrag, diese Angelegen heit in die Kommission zurückzuweisen. Da von keiner Seite dem Antrag Heydebrand widersprochen wurde, so wurde die Vorlage an die Kommission zuruckverwiesen, was angesichts der Geschäftslage des Hauses gleichbedeutend mit dem Scheitern der ganzen Angelegenheit in dieser Session ist. Nach Erledigung zahlreicher Petitionen kam es noch zu einer Ge- schäftsordnungsdebatte über den Schluß der Session. Wie der erste Vizepräsident des Herrenhauses dem Präsidenten v. Kröchcr mitgeteilt hat, würde das Herrenhaus wahrscheinlich am Mittwoch mit der Be ratung sämtlicher Justizgesetze fertig werden, so daß am 26. d. der Schluß der Session erfolgen kann. Am Dienstag nahm das Abgeordneienhaus das Gesetz bett, die Gerichtsorganisation für Berlin und Umgebung in zweiter Beratung an. Es folgte die zweite Beratung des Gesetzes bett, die Gewährung von 10 Mill, staatlichen Zwischenkredits bei Renten gutsgründungen. 8 1 wurde in der Fassung der Kommission ohne die ursprünglichen Zweckbestimmun gen für die Zwischenkredite zum Beschlusse erhoben. Der Rest des Gesetzes gelangte debattelos zur An nahme. Den letzten Gegenstand der Tagesordnung bildete die zweite Beratung des Antrages Kanitz auf Einfügung eines neuen ß 14a in das Rentengüler- gesetz vom 7. Juli 1891, der bestimmt, daß die gel tenden Bestimmungen über die Zuständigkeit und das Verfahren bei Genehmigung neuer Ansiedelungen un berührt bleiben sollen. Dieser Antrag gelangte zur Annahme Dir neue Samoa-Akte. Das Aktenstück, in dem die Samoakommisfion den Regierungen der drei Mächte die Einführung einer neuen Verfassung auf Samoa unterbreitet, wird jetzt in der ,Köln. Ztg.' veröffentlicht. Es ist bereits bekannt, daß das Königtum auf Samoa ein für allemal abgeschafft und durch eine Verwaltung der drei Mächte ersetzt wird, während den Eingeborenen die Leitung ihrer eigenen örtlichen Angelegenheiten überlassen bleiben soll. Die Regierung besteht aus einem durch die Mächte gemeinsam ernannten Ver walter mit einem aus drei Mitgliedern, je einem Vertreter der drei Mächte, bestehenden Rat. Als Verwalter von Samoa schlägt die Kommission ein europäisches Staatsoberhaupt vor, das die ,Köln. Ztg.' vorläufig nicht nennen will, bis der Vorschlag ihm auf amtlichem Wege zuge gangen ist. Der Verwalter soll ein Jahresgehaü von 6000 Dollar beziehen, das aus den Einnahmen der Regierung, und falls auch diese Einnahmen nicht ausreichen, durch die drei Mächte zu gleichen Teilen bezahlt wird. Der Verwalter führt die Gesetze aus und ist befugt, Vergehen gegen die Regierung zu bestrafen und zu ver zeihen. Er ernennt sämtliche Beamte, deren Er nennung in der Samoa-Akte nicht anderweitig vorgesehen ist, und tritt mit Zustimmung des aussührenden Rats die Samoa-Jnseln außerhalb des städtischen Bezirks von Apia in eine ge eignete Zahl von Bezirken. Die gesetzgebende Gewalt liegt bei dem Verwalter und dem gesetz gebenden Rat. Dieser Rat besteht aus drei Mitgliedern, von denen jede der drei Mächte eins ernennt. Der Verwalter hat in allen Fragen, die vor den Rat kommen, eine beratende und eine beschließende Stimme. Drei der vier Mitglieder dieser gesetzgebenden Körperschaft machen ein Quorum, d. h. eine entscheidende Mehrheit für die Erledigung der Geschäfte. Die drei Großmächte aber behalten sich jederzeit das Recht und die Macht vor, die Gesetze der Re gierung von Samoa zu ändern oder aufzuheben. Die Mitglieder des gesetzgebenden Rats bilden auch einen ausführenden Rat. Eine Versamm lung der Eingeborenen wird aus den Gouver neuren der verschiedenen Jnselbezirke gebildet. Die Mitglieder der Eingeborenen-Versammlung sind auf drei Jahre im Amt, können aber wegen schlechter Führung vom Verwalter entlassen werden. Die Eingeborenen-Versammlung tritt jährlich in Mulinuu auf Einberufung des Ver walters auf höchstens 30 Tage zusammen. Sie wird vom Oberrichter oder einem anderen vom Verwalter bezeichneten weißen Beamten geleitet, der jedoch kein Stimmrecht, sondern lediglich die Aufgabe hat, die geschäftsmäßige Abwickelung der Geschäfte der Versammlung zu ordnen. Der Befchlußsaffung der Eingeborenen-Versammlung unterliegen die Einrichtungen der Bezirksregie rungen mit Einschluß der Eingeborenen-Gerichts- höfe und alle Fragen, die nur die Eingeborenen betreffen. Der Verwalter und der gesetzgebende Rat aber können die Beschlüsse nach ihrem Er messen gutheißen, mißbilligen oder zurücksenden. Ein Rechtskundiger „von reiferen Jahren, der in gutem Ruf in bezug auf Ehre, Unparteilichkeit und Gerechtigkeit" stehen soll, wird gegen ein Jahrcsgehalt von 5000 Dollar die Funktionen eines Oberrichters ausüben. Zum Schluß be stimmt die Samoa-Akte eine neue Grenze für den Stadtbezirk Apia, innerhalb dessen ein Stadtrat, aus sechs Mitgliedern und einem Bürgermeister bestehend, eingesetzt werden soll. Der Stadtrat ernennt den Bürgermeister, welcher der Bestätigung des Verwalters bedarf. Kon Nah und Fern. Solingen. Bei der Spalierbildung beim Besuche des Kaisers im Bergischen Lande be teiligten sich 76 Vereine mit rund 3700 Mit gliedern und 24 Schulen mit ungefähr 4500 Schülern und Schülerinnen. Aus dem Land kreis Solingen waren 168 Vereine mit rund 5200 Mitgliedern und 79 Schulen mit 5400 Kindern erschienen. Wie verlautet, beabsichtigt der Kaiser, den beteiligten Vereinen und Schulen ein Erinnerungszeichen zu stiften. Auch in der Stadt Remscheid und im Kreise Remscheid hat der Regierungspräsident eine Zusammenstellung der Vereine, Gewerbe und Schulen bei der Spalierbildung angeordnet, um eine vollständige Liste beim Hofmarschallamt vorzulegen. Die Anfertigung dieser Liste erfolgt auf Wunsch des Kaisers. wog. Je mehr sie nun erkannte, daß er aus wohlüberlegten Gründen sprach, desto beengter fühlte fie sich. Sie klappte das Notenpult zusammen und schloß den Flügel, um sich nur überhaupt mit etwas zu beschäftigen. Ihr Gesicht war sehr bleich, und ihr Blick geistesabwesend. Snoward mußte merken, daß er jetzt nicht länger auf diesem Thema bestehen durste, welches er doch etwas zu unvermittelt angeschlagen hatte. Er trat ein wenig zurück. „Mn, wie gesagt, ich gönne Ihnen Zeit zur Entscheidung, Baronesse. Sie werden mich fie wissen lassen, sobald es Ihnen gutdünkt." Sie nickte einfach, obwohl fie ihm am liebsten sogleich einen Korb gegeben hätte. Aber fie fürchtete, daß dieses „Nein" zu leiden schaftlich ausgefallen wäre. Und sie hatte ja keine Ursache, den Mann zu beleidigen. Sie hätte in Zukunft auch noch ganz gem mit ihm verkehrt. In diesem Augenblick trat Ellerich ins Zimmer, wieder in seiner Alltagsmaske, und sagte Elvira ein paar neckende Worte über ihr etwas stürmisches Klavierspiel. Damit geriet man in das gleichmäßig plätschernde Fahrwasser, das man Konversation nennt. Snoward verabschiedete sich bald, Ellerich gab ihm das Geleit und kehrte nicht mehr zu seiner Tochter zurück. Er hatte nicht die leiseste Ahnung davon, daß der Amerikaner es wirklich heute schon gewagt hatte, vor Elvira als Freier aufzutreten; die Miene des Mannes war ja so gleichmütig — oder besser gesagt: so undurch dringlich — wie nur je. Zu Ende der Woche wurde bereits die große Eisbahn auf dem Schönauer See nächst der Residenz eröffnet. So früh hatte die winterliche Hochsaison schon lange nicht mehr begonnen. Man befand sich ja noch im No vember. Der riesige Wildpark des königlichen Jagd- und Lustschlosses Schönau stand das ganze Jahr hindurch dem Publikum offen. Besonders war der herrliche, weitausgedehnte See, der im Som mer zu Gondelfahrten, im Winter dem Eisspott diente, der städtischen Einwohnerschaft ein be liebtes Ziel. So hatte der erste Eislauftag, der für die Residenz stets ein förmliches Ereignis war, eine gewaltige Menschenmenge herausgelockt, die, soweit sie nicht selber dem Vergnügen auf be flügeltem Stahlschuh nachging, wenigstens Zu schauer sein wollte. Baronesse Elvira begrüßte diese Gelegenheit eines neuen Zeitvertreibes als ersehnte Ab wechslung. So fuhr auch fie am Nachmittag nach Schönau hinaus, und, wie es ihre emanzi pierte Art war: allein, wenn man Kutscher und Bedienten nicht als Begleitung gelten lassen will. Heute am Eröffnungstage war die Aristo kratie und was sich gern dazu gerechnet hätte, noch ferngeblieben. Aber gerade deshalb hatte sich Elvira zu der Partie entschlossen, durfte sie heute ja doch hoffen, einem Zusammentreffen mit all' den gewöhnlichen Bekannten zu entgehen, die fie wieder einmal gründlich sait bett?. Sich gewissermaßen im Inkognito zu amüsieren,
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