Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 19.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189908195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18990819
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990819
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-19
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 19.08.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Man glaubt Haus- Fällen Sauce Falle Brotes wollte gelegentlich des Besuches des Bischofs Ferruglio große Festlichkeiten veranstalten. Schon mehrere Tage vorher hatten die Freudenfeste mit dem Abschießen von Böllern begonnen. Dabei explodierte ein Böller zur unrechten Zeit Berndt in Nieder-Schützendorf eine Belohnung von 150 Mark auf die Entdeckung des Angftrufe der Unglücklichen, die ihren Lieben zu Hilfe eilten und fie in einem furchtbaren Zu stande, mit Brandwunden bedeckt, vorfanden, lassen sich kaum schildern. Neun Personen waren getroffen worden, ein vierjähriges Mädchen fand man als Leiche. Einige Stunden später starben zwei kleine Knaben infolge der Ver letzungen und am nächsten Tage der Feuer werker selbst und ein dritter Knabe. Brüssel. Verhaftet wurde hier ein Brief träger wegen Diebstahls eines Wertbriefes von 300 Frank. Ein Teil des Betrages wurde noch bei ihm vorgefunden. Man vermutet, daß der Verhaftete auch der Urheber der übrigen in letzter Zeit hier vorgekommenen Postdiebstähle ist. Lissabon. In Oporto find bisher 33 Pest fälle vorgekommen. Petersburg. Bei einem Brande hierselbst rettete ein dressierter Hund des Feuerwehrkom mandos ein kleines Kind aus dem zweiten Stockwerk des in Flammen stehenden Hauses. New Aork. Vor kurzem hat sich hier eine Gesellschaft gebildet, um ein Krematorium ein zurichten, in dem flüssige Lust bei der Leichen- verbreunung zur Anwendung kommen soll. Die Gesellschaft hat einen Friedhof nahe bei Nyack gekauft, 27 Meilen von New Jork, auf dem das Krematorium errichtet werden soll. Die flüssige Luft soll einem elektrischen Ofen Sauer stoff zuführen, die Verbrennung bei der neuen Methode fast augenblicklich erfolgen. Eine große, künstlerisch ausgestattete Halle für die Leichen feierlichkeiten und die Aufbewahrung von Urnen wird in Nyack gebaut, und ein ähnliches Ge bäude soll auch in New Jork selbst gebaut werden, mit dem ein besonderes Hotel sür die Leidtragenden in Verbindung stehen soll. Einer der Direktoren der neuen Gesellschaft ist der Meinung, daß der Prozeß mit flüssiger Luft das Begräbnis-Problem völlig gelöst hat; er hinterläßt keinen unangenehmen Eindruck, und selbst Angehörige des Toten können der Ver brennung beiwohnen, ohne in ihren Gefühlen verletzt zu werden. New Uork. Das Unglück, das der fürchter liche Sturm auf Portorico angerichtet hat, über trifft die schlimmsten Befürchtungen. Die Zahl der ums Leben gekommenen Personen wird niemals bekannt werden; doch weiß man so viel, daß fie 2000 überschreitet. Die Anpflanzungen find vernichtet. Viele Ueberlebende sterben vor Hunger. Man befürchtet eine verheerende Seuche. nun, daß die hier berichteten Vergiftungen Versuche gewesen find, die sich gegen das Leben des Rittergutsbesitzers Berndt richteten, und die ausgingen von der Frau desselben und dem Inspektor des Gutes, namens Markwitz. So wohl die Frau wie den Markwitz hat Herr Berndt schon vor einiger Zeit aus seinem Hause entfernt. Markwitz, der sich inzwischen in Breslau aufgehalten hatte, ist dort bereits ver haftet und in das Gefängnis zu Liegnitz einge liefert worden. Dieüeuow. Im Seebad Ost-Dievenow wurde ein 45 Fu' langer verendeter Riesenwal, welchen die beim Hafenbau beschäftigten Arbeiter auf der Ostsee treibend bemerken, von letzteren eingebracht. Ein derartiges Ungetüm von solchem Umfang und solcher Länge ist bisher in der Ostsee noch nicht vorgekommen. Alle Bade gäste und Einwohner strömten zu seiner Be sichtigung herbei. Das bereits für 800 Mk. an einen Kamminer Unternehmer verkaufte Tier bleibt zunächst noch einige Tage in Ost-Dievenow zur Besichtigung liegen. Augsburg. Anläßlich der jüngsten Unruhen in der Wertachvorstadt hat der Magistrat be schlossen, den bei deren Bekämpfung thätig ge wesenen Schutzleuten und Soldaten eine Geld belohnung zu gewähren. Den bei den Unruhen verletzten Schutzleuten (36 wurden leicht, 4 etwas schwerer und 1 ziemlich schwer verwundet) soll noch eine besondere Geldbelohnung gewährt werden. Von Militär waren an den drei kriti schen Tagen bezw. Nächten 800—1000 Mann bei Bekämpfung der Unruhen verwendet bczw. in Bereitschaft. Die für die Schutzmannschaft vom Magistrat beantragte Summe würde sich auf 600 Nik., diejenige fürs Militär auf 7000 Mark berechnen. Das Gemeindekollegium hat dem betr. Magistratsbeschluß nicht nur einstimmig zugestimmt, sondern auch noch eine 50prozentige Erhöhung der Beträge befürwortet. Bamberg. In Wiesau wurde eine fast 70 jährige Frau bei der Arbeit an einem Bienenstock von einer Biene ins Augenlid ge stochen und sank fast unmittelbar darauf tot zu sammen. Vermutlich war eine Herzlähmung durch den plötzlichen Schrecken die Ursache des schnellen Todes. Strassburg. Kürzlich mietete eine Dame ein Mädchen, erkundigte sich auch naturgemäß nach dessen Charakter und Können. Darauf ging nun folgender Brief ein: „Frau Haupt mann! Ihnen zur Nachucht, daß ich nicht ge neigt bin zu Ihnen zu kommen. Wenn Sie schon jetzt an mir zweifeln, ohne mich zu kennen und sich erst noch erkundigen wollen (!) nach mir, so danke ich. Und reise ich auch schon Montag von hier ab. Ich bin hier beim Kassen kontrolleur als Wirtschafterin, mir aber ein zu gewöhnlicher Haushalt. Ich bin nach dem Elsaß gekommen um perfett Französisch zu lernen. Bitte mir sofort meine Papiere zu senden. L. B." Krakau. Starker Schneefall stellte sich am Sonntag im ganzen Tatragebiet nach ungewöhn licher Hitze der letzten Tage ein. Es herrscht empfindliche Kälte. Sämtliche Spitzen und Thäler der Tatrakette find mit glitzerndem Neuschnee bedeckt. Zahlreiche Sommerfrischler find abgereist. In Brody und Umgebung fiel am Sonntag dichter Hagel bei argem Gewitter. Schlossen fielen in Größe von Taubeneiern. Die Tempe ratur ist auf fünf Grad gesunken. In Brody wurden sämtliche Fensterscheiben und Straßen laternen zertrümmert. Das noch auf den Feldern stehende Getreide ist gänzlich vernichtet. Mailand. Die Gemeinde San Germano Gemeinnütziges. Wie man Blutungen schnell stillt. Jedem Menschen kann es passieren, daß er sich Gerichishalle. München. Ein Virtuose im Stehlen ist unbe streitbar der Schuhmacher Christoph Hofmann. Ob gleich aus München ausgewiesen, traf er im No vember v. wieder hier ein und verschaffte sich bis zum Juni d., wo er verhaftet wurde, seinen Lebens unterhalt lediglich durch Stehlen. In 16 Fällen entwendete er meistens dem Arbeiterstand angehörigen Personenallemöglichen Kleidungsstücke,Schuhe,Wäsche, Uhren rc., mehrmals auch Barbeträge, in einem Falle allein 69 Mark. Hofmann befolgte bei seinen Diebereien folgende „Taktik". Er mietete sich bei den Geschädigten unter falschem Namen ein, um als dann nach wenigen Tagen unter Mitnahme alles dessen, was ihm in die Hände fiel, zu verschwinden. Der Angeklagte erhielt 2 Jahr 6 Monat Gefängnis und 5 Jahr Ehrverlust. Straßburg. Wegen Vergehens gegen das Gesetz über di'e Beurkundung des Personenstandes wurde der katholische Pfarrvikar Lutz in Straßburg zu 5 Mk. Geldstrafe verurteilt. Lutz wurde vor kurzem zu einer lotkranken Frau gerufen, welche ihn bat, ihr die Sterbsakramente zu geben. Er erklärte, diesem Wunsche den- kirchlichen Satzungen gemäß nicht entsprechen zu können, weil die Sterbende in wilder Ehe lebte. Die Sterbende bat ihn nun, sie mit ihrem Geliebten sofort kirchlich zu trauen. Lutz ging darauf ein und spendete nachher die Sakramente. In der Verhand- iung gab Lutz zu, er habe wissentlich das Gesetz, betreffend die Beurkundung des Personenstandes, übertreten, wonach die Trauung vor dem Standes amt der kirchlichen Trauung vorangehen mutz. Thäters ausgesetzt hat." Bremerhaven- Zwei Deserteure der fran- »Sffsü-N Fremdenlegion, die von Bremen aus- !ewandert waren, um sich der Militärpflicht in Deutschland zu entziehen, find mit dem Dampfer Oldenburg" »on Tanger nach Bremerhaven befördert worden. Der eine ist ein Bierzapfer aus dem Kreise Kolmar; er ließ sich vor etwa Jahresfrist für die Fremdenlegion anwerben, desertierte jedoch in Algier und floh nach Tanger, wo er nun mit Hilfe des deutschen Konsuls nach seiner Heimat zurücktransportiert wurde, der Zweite ist ein Maurer aus Schwerin i. M. Dieser gehörte erst ein halbes Jahr der Fremdenlegion an, desertierte von seinem Garnisonorte Geryville und entkam nach Fes. Von dort aus hat ihn ein deutscher Großkaufmann mit einer Karawane bis nach Tanger mitgenommen und dem deut schen Konsul zugeführt, der für seinen Weiter transport nach Deutschland ebenfalls Sorge trug. „ Liebenburg. Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich am Freitag mittag unweit unseres Ortes auf dem Sauberge. Der zwölfjährige Sohn des Baurats Baron v. Schmidt aus München, der bei seinem Verwandten zur Sommer stische m Liebenburg weilt, war mit mehreren Spielgenossen nach der Windmühle auf dem Sauberge gegangen. Während seine Begleiter fich das Innere der Mühle ansahen, blieb er draußen und wurde nach einigen Minuten von seinen Spielkameraden blutüberströmt unter der Mühle aufgefunden. Vermutlich ist er dem Flügel der Mühle zu nahe gekommen, von diesem erfaßt und fortgeschleudert worden. Der un glückliche Knabe hat außer einem Beinbruch starke innere Verletzungen davongetragen, an denen er nach kurzer Zeit, ohne sein Bewußtsein wieder erlangt zu haben, gestorben ist. Werdau. Ein schrecklicher Unglücksfall er eignete fich abends in einer Zauberbude am Schützenplatz. Beim Produzieren eines soge nannten „kugel- und feuerficheren Mannes," welchen ein 21 Jahre alter Artist Zelenka aus Lesna in Böhmen darstellte, war aus Versehen der Ladestock in dem Lauf geblieben, der von dem nichts ahnenden Schützen dem bedauerns werten jungen Artisten in den Kopf geschossen wurde. Der Stock ist unterhalb des rechten Auges in den Schädel eingedrungen und kam hinten wieder heraus, sodaß der Tod sofort einge treten ist. Der Leichnam wurde polizeilich auf gehoben und die Bude sofort geschlossen. Düffeldorf. Eine gräßliche Mordthat hält die Gemüter in Auflegung. Der Landgerichts rat Morsbach hat Freitag mittag auf seinem gewohnten Spaziergang durch den Gräfenberger Wald die Arbeitersfrau Kenker mit durchschnitte nem Halse tot aufgefunden. Die Frau war durch zwei Stiche in die Brust schwer verletzt und dann durch Durchschneiden des Halses getötet worden. Ein Korb mit Spezereiwaren, den die Ermordete bei sich trug, stand neben der Leiche. Der Vorfall ist in hohem Maße geeignet, den Düsseldorfern die Freude an den schönen Waldungen des Grafenberges zu vergällen. Die Stelle, an der das Verbrechen fich ereignete, ist eine der meistbesuchten des ganzen Waldes. Liegnitz. Ein sensationeller Prozeß wegen Gattenmordversuchs, dessen Hintergrund dem be kannten Rosengart-Prozeß einigermaßen ähnelt, wird demnächst in Liegnitz zur Verhandlung kommen. Der Schauplatz der Ereignisse ist das im Landkreis Liegnitz gelegene Rittergut Nieder- Schützendorf, Herrn Leutnant Berndt gehörig, und der Thatbestand ergibt fich zum Teil aus der folgenden Bekanntmachung des Ersten Staats anwalts in Liegnitz: „Am 2. Juli 1899 sowie am 18. Juli 1899 erkrankten in dem Hause des Rittergutsbesitzers Berndt in Meder-Schützendorf nach dem Genuß der zu Mittag bezw. zur Vesper aufgetragenen Speisen mehrere bewohner des Berndt. In beiden hatten die Speisen — im ersten und Schweinebraten, im zweiten Butter, welche zum Bestteichen des dienen sollte — einen intensiven Gefchmack, auf welchen Magenschmerzcn und Erbrechen folgten. Hunde, welchen von beiden Speisen gegeben wurde, verendeten bald nach dem Genuß. Eine Untersuchung der gedachten Speisereste durch das chemische Untersuchungsamt der Stadt Breslau ergab sowohl in diesen wie auch in den Hunde-' und das Feuer ergriff einen in der Nähe liegen- kadavern Reste von Strychnin. Die bisherigen den Sack mit Pulver, der ebenfalls in die Luft Ermittelungen haben Anhaltspunkte für die flog und viele Leute schwer verwundete. Die Thäterschaft einer Person nicht ergeben. Ich j^Schreckensszene, die wilde Flucht der Zuschauer, bringe diesen Vorfall zur öffentlichen Kenntnis s-das Jammergeschrei der Verwundeten und die und bemerke, daß der Rittergutsbesitzer Herr bei der Arbeit irgend verletzt und die Wunde stark zu bluten beginnt. Im ersten Augenblick herrscht in solchen Fällen Kopflosigkeit, und man weiß nicht schnell, wie man die Blutung stillen soll. Für solche Fälle möge man fich das folgende einfache, aber sehr wirksame Mittel mehrken: Nimm Watte, tauche fie in heißes Wasser und lege fie dann auf die Wunde. Der Erfolg ist überraschend, selbst bei Verletzungen der Pulsadern. Bloß Watte auflegen oder Watte in kaltes Wasfer getaucht, soll nicht diese überraschende Wirkung haben. Als Blutstillungs mittel kann auch Arnikatinktur, stark mit Wasser verdünnt (10 Tropfen Amika auf V- Lüer Wasser) versucht werden. Starke Blutungen, namentlich aus Adern, müssen durch Aerzte be handelt werden. Als innerlich kühlende Mittel find Himbeersaft und andere Fruchtsäfte zu empfehlen. Gegen den Kropf oder die schmerzlose Anschwellung der Schilddrüse, so lange diese noch keinen hohen Grad erreicht hat, find 1) öftere und anhaltende Streichungen mit der bloßen Hand oder mittels eines wollenen Handschuhes und Einreibungen von warmem Oliven- oder Mandelöl oft sehr wirksam. 2) Nachts läßt man einen dicken Seifenbrei, auf Leinwand ge strichen, um den Hals tragen. 3) Ein Pulver aus trockener Seife, Kochsalz und etwas Kampfer, mit Wasser tüchtig in den Kropf eingerieben, gehören zu den besten äußerlichen Mitteln. 4) Häufiges Waschen und Begießen des dicken Halses mit kaltem Wasser ist zuweilen schon hinreichend, den Kropf zu vermindern. 5) Ein reibungen von Kölnischem Wasser, Kampfer spiritus oder Opodeldok helfen beim Anfang des Kropfes gewiß. Kunte« Allerlei. Der Name Madagaskar. Frankreichs jüngste Kolonie, die Insel Madagaskar, führt eigentlich, wie man jüngst entdeckt hat, ihren Namen zu Unrecht. Sie heißt eigentlich Sankt Lorenz-Insel und ist auf folgende Weise zu ihrem jetzigen Namen gekommen. Marco Polo, der große Reisende und Geograph, hatte in einem Werk über Afrika eine Landstrecke an der Ostküste dieses Erdteils, südlich vom Aequator, mit dem Namen Madagaskar belegt. Als nun etwas später Martin Behaim, der bekannte Nürnberger Erdkundige und Kosmograph, eine Karte Afrikas unter Benutzung des Marko Poloschen Werkes anfertigte, verstand er die hierin enthaltenen Berichte falsch, glaubte, daß mit Madagaskar eine Insel gemeint sei, und zeichnete eine solche willkürlich in seine Karte hinein. Von den Geographen des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts wurde diese frei erfundene Insel ebenfalls auf ihren Karten bei behalten. Im Jahre 1506 entdeckte nun aber der portugiesische Seefahrer Fernando Svarez die wirkliche Insel Madagaskar und gab ihr den Namen Sank Lorenz-Insel. Eine Zeitlang wurden nun auf den damaligen Karten die beiden Inseln nebeneinander angeführt. Erst 1531 entdeckte man, daß überhaupt nur eine Insel vorhanden sei, und so strich man die Be zeichnung Sankt Lorenz-Insel und setzte Mada gaskar dafür hin. * Im Mietskontor. Hausfrau: „Können Sie feine Wäsche waschen?" — Mädchen: „Aber derbe!" — Hausfrau: „Können Sie feine Küche kochen." — Mädchen: „Nich zu knapp ! Ick verschtehe ieberhaupt allens aus'm ff- Atte ville zahlen Se denn?" — Hausfrau: „Achtzig Thaler." — Mädchen: „Na det jinge ja- Un wieviel Kinder haben Se." — Hausfrau: „Bier. — Mädchen: „Vier Stück? Js mir viel zu Ville. Wo Kinder sind, jeh ick ieberhaupt mch: Hausfrau: „Schade, Sie gefallen mir lasM gut, und allenfalls zwei Kinder würde ich Ihnen zuliebe aufhängen, — aber alle vier, das können Sie nicht verlangen!" Ein Asyl. Junger Arzt: „Was war das eben für ein Strolch, den Sie da rausgeschmissen haben?" — Diener: „Ach, denken Sie nur, der Kerl hat acht Tage in unserem Wartezimmer logiert, ohne daß wir eine Ahnung davon hatten!" mit seiner unbeweglichen Mene die kalten grauen Lugen auf ihn heftend. „Trotzdem könnte es eine Möglichkeit geben, Ihren ja sehr begreiflichen Wünschen entgegen- Mlkommen." Der Freiherr atmete auf und sah den Mann fragend an. Dieser antwortete nicht gleich, son dern fuhr erst nach einer kleinen Pause fort: „Noch ist Ihr Name gut. Meinen Sie nicht, daß ihm — der meinige eine neue, besser ge- «ründete Festigkeit verleihen könnte?" „Ohne Zweifel," lispelte Ellerich; „das wäre ja ..." „ Er scheute fich, zu vollenden, daß das eben der innige Wunsch gewesen sei, den er seit langem gehegt. „Nun wohl, so erlauben Sie mir, mich um Ihre Tochter zu bewerben!" So ruhig das gesprochen wurde, so mächtig war die Wirkung davon auf den Freiherrn. Er prallte förmlich zurück und brauchte einige Sekunden, fich zu sammeln. „Ist dies Ihr Ernst?" stammelte er dann. „Ich scherze niemals, und diese Angelegen heft wäre am wenigsten dazu geeignet. Ich handle hier in bester Ueberlegung." „In der That?" meinte Ellerich verwirrt; man sah, daß eine Reihe widersprechender Ge danken sein Gehirn durchkreuzten. „Ich glaubte Amr zu bemerken, daß Sie fich für meine Tochter interessieren, aber — nun sehen Sie Mich doch aufs höchste überrascht." „Und Ihre Antwort? Haben Sie einen Ein- «mlw, ein — Standesvorurteil etwa?" Der Freiherr seufzte und machte eine müde abwehrende Gebärde. Wieder erschien ein Lächeln auf seinen Lippen, das keineswegs der Heiter keit entsprang. „Standesvorurteil? Mein Gott, ließe fich denn dergleichen in unserer Zeit und — bet meinen Verhältnissen und Beziehungen fest halten? Das ist es nicht. Nein, ich brauche doch nicht vor Ihnen zu heucheln und zu leug nen, daß mir selber diese Verbindung — will kommen wäre. Aber . . „Sie wollen sagen, daß Baronesse Elvira allem emeEntschA treffen könne." „Allerdings. Sie ist großjährig, und außer dem habe rch auf ihren willenskräftigen Cha rakter gar keinen Einfluß, ganz abgesehen davon, daß es mir auch widerstreben würde fie — etwa durch Enthüllung meiner schwieri gen Lage zu einer Verbindung zu nötigen . .' Ellerich preßte die Lippen aufeinander und schloß einen Moment die Augen. Es schauderte ihm wohl davor, wie tief er gesunken war, daß er überhaupt erst nachdrücklich versichern mußte, er wolle sein Kind nicht — verschachern. „O, das würde ich keineswegs verlangen! Ich hoffe, die Baronesse wird meine Werbung so ruhig annehmen, wie ich fie zu stellen ge denke." „Meinen Sie?" In dem Blick, mit dem Ellerich den Ameri kaner bei dieser zweifelnden Frage ansah, kam unwillkürlich ein gewisser Spott zum Ausdruck. Snoward verstand das, fühlte sich aber nicht im geringsten verletzt. „Haben Sie mich nicht im Verdacht, Herr Baron, daß ich mich irgend wie überschätze," sagte er zu Ellerich. „Das Ge ¬ heimnis meiner ganzen, ich darf wohl sagen, erfolgreichen. Lebensthätigkeit liegt darin, daß ich stets genau wußte, wo ich meine Fähigkeiten anwenden konnte, und auf welchem Gebiete mir diese Fähigkeiten überhaupt mangeln. Sie find der Anficht, daß ich nicht im stände sei, einem Mädchen, das noch dazu schön, geistvoll und verwöhnt ist, Liebe einzuflößen, und — ich teile diese Anficht vollkommen. Meine Person war wohl nie begehrenswert, und jetzt bin ich über die Blüte der Mannesjahre hinaus. Aber Liebe ist auch das letzte, was' ich geben oder begehren möchte." „Dann hoffen Sie. . .' „Auf die Verlockung meines Reichtums, glauben Sie? Herr Baron, ich kenne Ihr Fräulein Tochter bereits so wett, um zu wissen, daß fie eine durch und durch vornehme Natur ist. Sonst wäre meine Bewerbung eine unge heuere Thorheit, die zu begehen ich übrigens schon tausendmal Gelegenheit gehabt hätte. Nein, ich hoffe das Freifläulein von Ellerich einfach davon zu überzeugen, daß wir unsere beiderseitige Eigenart durch ein formelles Kamerad schaftsbündnis auf die beste Weise entfalten können. — Ich will mich deutlicher erklären," setzte Snoward hinzu, als ihn der Baron ver dutzt ansah. „Baronesse Elvira braucht ungemessene Reich tümer, um den vollen Triumph ihrer kühnen Erscheinung zu feiem, und ich — ich brauche eben diese Erscheinung, diese vornehme, energische, glänzende Frauennatur, die über jeden Verdacht gewöhnlicher Gesinnung erhaben ist, brauche sie, um meinem Hause eine imponierende Repräsen- DB lS (Fortsetzung folgt.) tatton zu verschaffen, die erst die Bürgschaft für das Gelingen künftiger, ungeheurer Gneist. Mit einem Hauswesen, an dessen Spitze Elvira steht, nehme ich es mit dem Haushatt eines Königs auf, und - Sie begreifen doch, was das für meine Zwecke bedeutet." Ellerich nickte mit einem Gefichtsausdruck, der nichts anderes als scheue Bewunderung ge nannt werden konnte. Jetzt begnff er erst, wie „ge- rieben" und — fiegesgewiß dieser Amenkaner war. Fünf Minuten später führte der Baron, nun wieder ganz der tadellose Weltmann, seinen Gast in das Speisezimmer, wo sich eben Leutnant Guido und Elvira eingefunden hatten. Die Be grüßung war flüchtig und kalt. Auf Ellerichs Stirn zeigte sich eine Wolke des Unmutes. Guido hatte nur auf den befttmmt ausgesproche nen Wunsch des Vaters sich h-rbeigelaffen, mit dem „geschätzten Geschäftsfreunde hier zusammen zu sein. Von ihm war also nicht viel Entgegen kommen zu erwarten gewesen. Uber nun war auch Elvira in einer sichtlich schlechten Laune Und dies gerade jetzt, wo der Amerikaner ihr mit seinem Anttag zu nahen wagte! Ellerich hatte Mühe, seine harmlose Miene zu behalten mtt> llebenswurdigen Hausherrn zu spielen. ,Er mußte bei ^ffch »ast allein die Unter- haltung fuhren, Guido sah ane Augenblicke nach der Uhr und warf die Bemerkung hin, er werde heute noch im Kasino erwartet, und Elvira rührte keme Speise an und hatte für die fröhlichen An- reden des Katers nur ein zerstreutes Lächeln. Was focht sie an? -sollte sic etwas von den Absichten des Amerikaners ahnen?
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)