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Allgemeiner Anzeiger : 05.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189907051
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990705
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-05
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 05.07.1899
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Politische Rundschau. Deutschland. *Graf Ballestrem, der Präsident des Reichstags, veröffentlicht folgende Berichtigung zum stenographischen Bericht über die 98. Sitzung des Reichstags: „Der gedruckte stenographische Bericht über die 98. Sitzung des Reichstags, am 21. Juni d., enthält auf Seite 2725 0, Zeile 6, als von mir gesagt, folgende Worte: „Vorausgesetzt, daß es der amtliche Teil des Blattes war". Diese Worte habe ich nicht gesprochen, auch später in den stenographischen Bericht weder selbst hineingesetzt, noch deren Hinzufügung direkt oder indirett veranlaßt; dieselben sind ohne mein Wissen unbefugterweise, im Büreau des Reichstags, hinzugefügt worden; von der Hinzufügung erhielt ich erst Kenntnis, nachdem der stenographische Bericht bereits gedruckt und verteilt war. Berlin, den 29. Juni 1899. Der Präsident des Reichstages: Graf v. Ballestrem." *Ueber die Beraubung eines deut schen Vizekonsuls wird aus Las Palmas (kanarische Inseln) geschrieben: Der hiesige deutsche Vizekonsul Blandy war am Abend des 30. Oktober v. auf dem Wege von Puerto de la Luz nach Las Palmas von drei Individuen überfallen, verwundet und ver schiedener Wertgegenstände beraubt worden. Der Vorfall wurde s. Z. dem deutschen Botschafter in Madrid gemeldet und von diefem bei der spanischen Regierung zur Sprache gebracht, die die Zusicherung erteilte, daß die verbrecherische That ihre Sühne finden werde. Dies ist nun mehr geschehen, indem die schuldig befundenen Räuber zu je 12 Jahr und 1 Tag zeitlicher Kettenstrafe verurteilt worden sind. Der Prozeß wurde mit Umficht und Energie geführt, mü> das Urteil hat hier allseitige Befriedigung hervor gerufen. * Offiziös verlautet, daß man beabsichtige, wenn das Bürgerliche Gesetzbuch unter Dach und Fach gebracht sein wird, die Revision unseres Strafensystems in Erwägung zu ziehen. Wenn bisher auf diesem Gebiet noch wenig geschehen ist, so liegt der Gmnd hierfür einerseits in den umfangreichen Arbeiten, welche das Bürgerliche Gesetzbuch erforderte, anderseits in dem Umstand, daß sich in der Strafrechts und Gefängnis-Litteratur bisher noch keine Eini gung über die Hauptfragen hat erzielen lassen. Die Wahrscheinlichkeit einer Einigung der Ver treter der verschiedenen Ideen ist jetzt größer geworden. Vielleicht wird man auch die Männer der Wissenschaft und nicht nur Juristen hören, um zu zeitgemäßen Entschlüssen zu gelangen. *Eine Bereisung der unteren Oder zur JnformationüberdieU eberschwemmungs- schäden ist von den Ministern Thielen und Hammerstein unternommen worden. *Aus Kiautschou wird berichtet: Zu den Unruhen beim Bahnbau kommt die Gefahr schwerer Erkrankungen. In der chinesischen Be völkerung wütet der Typhus, der aus den Hungersnotgebieten des Hoangho eingeschlevpt zu sein scheint. Die deutschen Truppen find bereits vollständig auf den Schiffen und im Militärlager abgeschlossen worden; man geht mit dem Plan um, wegen der Ansteckungsgefahr das obere Tfintau niederzubrennen. Frankreich. * Dreyfus traf in der Nacht zum 1. d. in Brest ein und wurde von dort nach Rennes gebracht. Schweiz. *Für die Volksinitiative auf Einführung des Proportionalsystems für die die Wahlen zum Nationalrate find 61692, für die Volksinitiative auf Einführung der Wahl des Bundesrates durch das Volk find 51275 Unterschriften eingegangen. Da in beiden Fällen die erforderliche Zahl von 50000 Unterschriften erreicht ist, so muß über beide Begehren Volksabstimmung statt finden. England. *Der Schatzkanzler Hicks-Beach hielt am Donnerstag abend bei einem von Londoner Bankiers gegebenen Festmahl eine Ansprache, in welcher er auf den zunehmenden Gold Der Polizei verfallen. 14j Erzählung von Philipp Galen. (Zchlub.) Jetzt wurde auch der Polizeirat auf mein Thun aufmerksam und sah schweigend auf mich hin, als ich die Tasel wieder in der vorgeschriebenen Weise auf dem Haken am Bettpfosten befestigte. Ich sagte ihm, was ich soeben vom Wärter Krause gehört, und deutete auf den auf der Tafel stehenden Namen, der in der That „Friedrich Richler" lautete. Aber der gut geschulte Polizeimann erriet sofort, was vorgegangen war, und mir einen freundlichen Wink gebend, daß ich mich nicht weiter einmischen solle, wandte er sich rasch wieder seinem Jnkulpaten zu und sagte lächelnd: „Ei, sieh' doch, das wäre mir beinahe ent gangen. Was du doch für ein schlauer Bursche bist! Haha! Aber nun sprich einmal, habe ich mich in dir geirrt oder nicht? Bist du denn nicht der mir schon lange bekannte Schneider Wilhelm Müller ? Na, gewiß bist du das, aber wie kommt der Name Friedrich Richter auf deine Tafel?" Der Mann, dessen einfältige Lift von den scharfblickenden Augen des Polizeimannes so leicht durchschaut worden war, senkte wie von einem unsichtbaren Schlage getroffen den Kopf und hatte nicht den geringsten Laut in seiner Gewalt, um auf die ihm vorgelegten Fragen zu antworten. „Aha," fuhr daher der Polizeirat nach kurzer Pause zu sprechen fort, „jetzt liegt die Sache ganz klar vor meinen Augen, wenn du auch fortan Vorrat in der Welt hinwies, von dem anscheinend das meiste nach Rußland und den Ver. Staaten gehe. Gleichwohl sei er gegendie Anhäufung eines großen Oldschatzes in England. Belgien. - *Jn Belgien lassen sich die Dinge ganz zu einer ernsthaftenRevolte an. Täg lich finden Massenversammlungen der Liberalen, Christlich-Sozialen und Sozialdemokraten gegen das neue Wahlgesetz statt. In Brüssel ist es zu heftigen Zusammenstößen zwischen den Volksmassen und der Gendarmerie gekommen. Der König ist von Ostende nach Brüssel ge kommen und hat einen Ministerrat abgehalten, über dessen Ergebnis noch nichts verlautet. Der ,Soir' teilt unter Vorbehalt mit, der Minister präsident gedenke seine Entlassung zu geben. Das Blatt meldet femer, an dem Tage, an welchem die sozialistischen Deputierten die Kammer verlassen, werde ein allgemeiner Aus stand ausbrechen. Svanien. *Jn Spanien scheint zwar die äußerliche Ruhe wiederhergestellt zu sein, aber das Mi nisterium Silvela wird trotzdem seine Steuer pläne nicht völlig durchsetzen können. Sagasta ist wieder sehr populär. Er empfängt in seinem Hause viel Deputationen. Man glaubt, sein Einfluß im königlichen Palast sei immer noch stark genug, die Hauptforderungen der Bevölke rung durchzusetzen, nämlich die Herabsetzung des Effektivbestandes der Armee auf 25 000 Mann, was eine Ersparnis von 28 Mil lionen bedeutete und dadurch eine Entlastung des Handels und der Industrie ermöglichte. Sagasta versprach, Audienz bei der Königin zu nehmen. *Jn Saragossa kam es, trotz des ver hängten Belagerungszustandes, zu neuen Straßenkämpfen, bei denen mehrere Personen getötet und zahlreiche ver wundet wurden. Von den Truppen wurden 4 Offiziere und 13 Mann verletzt. Portugal. * Trotz des heftigen Einspruches aller oppo sitionellen Gruppen wird von Portugal in etwa zwei Wochen eine starke Truppen abteilung mit drei Batterien berittener Ar tillerie nach der Delagoa-Bucht abgehen. Die Regierungsblätter erklären hierzu, diese Maßnahme bedeute keinerlei Parteinahme, weder für England noch für Transvaal, sondern die Regierung wünsche lediglich der Kolonialverwal tung so viele militärische Machtmittel zur Ver fügung zu stellen, um bei dem etwaigen Aus bruch eines Krieges das Kolonialgebiet gegen jede Verletzung schützen zu können. Rustland. * Die Hungersnot in Rußland breitet sich jetzt auch in der transkaspi schen Provinz aus. Ursache derselben ist einerseits die außergewöhnliche Trockenheit und anderseits das Erscheinen von Heuschrecken schwärmen in solcher Menge, daß man das Militär aufbieten mußte, um sie vernichten zu können. Der Umfang der Katastrophe ist um so größer, als auch in der persischen Nachbar provinz Korassan die Not ausgebrochen P, wo durch die Lebensmittelversorgung in der trans kaspischen Provinz von dieser Seite her unmög lich gemacht wird. Amerika. * Nach einer Washingtoner Meldung ordnete Präsident Mac Kinley eine Vermehrung der amerikanis chenArmee auf 100 000 Mann an, wovon 55 000 Mann nach den Philippinen gesandt werden sollen. Die Be stätigung bleibt abzuwarten. * Das nordamerikanische Kriegsamt probiert gegenwärtig in Sandy Hook eine Bombe mit furchtbarer Explosivkraft, die angeblich wie ein Blitzschlag wirkt und in Millionen Stückchen zer sprengend, ein ganzes Regiment vernichten soll. Die Bombe ist für die Filipinos bestimmt und soll den Herbstfeldzug rasch und siegreich be endigen helfen. General Miles sprach die Hoff nung aus, daß die Bombe die Filipinos über wältigen und zu schnellem Friedensschluß bringen werde. stumm wie ein Fisch bleibst. Natürlich bist du der Schneider Müller, ich irre mich nicht, und du hast im Aufnahmebüreau der Charitee, wahr scheinlich mit falschen Papieren versehen, einen falschen Namen angegeben. Ist es nicht so? Natür lich, es ist so, der uns allen von dir gespielte Streich liegt so klar wie die Sonne vor uns. Na Watte, das werde ich dir anstreichen, wenn es im Büreau nachher untersucht ist. Du weißt, belügen lasse ich mich nicht gern, am wenigsten von alten Bekannten, die meine Wahrheitsliebe kennen, und dafür, — mache dich nur darauf gefaßt, — wird es wohl Fünfundzwanzig geben. Du weißt schon, was ich damit meine. — Doch nun noch eins, alter Freund, ich hätte es bei nahe vergessen, aber die Tafel da erinnert mich zur rechten Zeit daran. Wie lange bist du denn schon hier, — ich meine auf dieser Station in der Neuen Charitee?" Wilhelm Müller, vollständig ertappt, stand ganz verblüfft da; er konnte kein Wort hervor bringen und deutete nur mit der Hand nach der Tafel hin, und darauf stand als Tag der Aufnahme der erste August, während wir jetzt schon den neunten hatten. Als ich aber das Datum „1. August" las, ward mir auf der Stelle der zweite uns ge spielte Betrug klar; denn an der Stelle der falschen Zahl 1 hatte vorher unzweifelhaft der richtige Aufnahmetag, also eine 7 gestanden, und der Haken an dieser Zahl war mit unge schicktem und allzu flüchtigem Finger, was man deutlich sehen konnte, wenn man genauer hin blickte, ausgewischt, und so war ganz leicht aus der Sieben eine Eins geworden. Affen. *UeberdieEinschmuggelung ameri kanischer Waffen nach den Philip Pinen wird neuerdings berichtet: Durch einen vor dem amerikanischen Generalkonsul in Schanghai an hängig gewordenen Prozeß ist nunmehr die Thatsache festgestellt worden, daß an den frag lichen Waffenlieferungen eine amerikanische Firma beteiligt gewesen ist. Die Beweisaufnahme hat ergeben, daß das Megsmaterial von der ameri kanischen Firma auf dem amerikanischen Dampfer „Abbey" direkt nach den Philippinen verschifft und dort auf der Insel Luzon ausgeladen worden ist. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Ladung für die Filipinos bestimmt gewesen ist. Erst das Geschäft, dann der — Patrio tismus ! Vreuzischer Landtas. Im Abgeordnetenhaus- wurde am Freitag zu nächst das Ausführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch in dritter Lesung angenommen. Um die Frage der Mündelsicherheit der Papiere der Aktien hypothekenbanken entspann sich eine lebhafte Debatte. Angenommen wurde ein Antrag Gamp, wonach die auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen, welche von einer preußischen Hypothekenaktienbank auf Grund von Darlehen an die inländischen Körper schaften des öffentlichen Rechts, oder von Darlehen, für welche eine solche Körperschaft die Gewährleistung übernommen hat, ausgegeben sind, mündelsicher sein sollen. Ha bloo wurden noch angenommen in dritter Lesung die Ausführungsgesetze zur Grundbuchord nung und zur Zivilprozeßordnung. Die Karfreitags vorlage wurde in dritter Beratung mit einer redak tionellen Acnderung erledigt. Deutsche Kapitalien über See. Aus dem demnächst erscheinenden „Jahrbuch für Deutschlands Seeinteresfen" ist die ,Magd. Ztg.' in der Lage, folgenden Abschnitt über die überseeischen Kapitalanlagen und die deutsche Volkswirtschaft mitzuteilen: Unter den großen Summen, auf die sich die deutschen Seeinteressen beziffern, befinden sich als besonders wichtige Bestandteile noch hinzu die Ansiedelungen und Unternehmungen Deutscher in fremden Ländern und Erdteilen, sowie die in fremden Unternehmungen und Anleihen über- feeischer Staaten angelegten Kapitalien. Ergibt sich fchon aus den verschiedenen Artikeln über Seehandel, Seeschiffahrt rc. ein Wert der deut schen Seeinteressen von vielen Milliarden, so muß das deutsche Kapital und die deutsche Arbeit in überseeischen Ländern auf weitere Milliarden ge schätzt werden. An erster Stelle stehen die deutschen Inter essen in Nordamerika, die mit gegen 2 Milliarden Mark zu bewerten sind, trotzdem der wirtschaft liche Aufschwung in den Vereinigten Staaten diese neuerdings befähigt hat, erhebliche Mengen ihrer Wertpapiere von Europa zurückzukaufen. Gleichfalls gewaltig sind die Interessen in Mittel und Südamerika, in Mexiko, den großen An tillen, Guatemala, Brasilien, Argentinien, Vene zuela, Chile rc.; man wird sie in Mittelamerika mit Vz und in Südamerika mit 2 Milliarden nicht zu hoch veranschlagen, so daß die deutschen Interessen in ganz Amerika sich auf etwa 4V» Milliarden Mark beziffern. Von überseeischen Interessen in Asien und Afrika kommt zunächst das über beide Erdteile sich erstreckende türkische Reich in Bettacht, in dem unter Einschluß der europäischen Türkei deutsche Interessen in einer Höhe von 400 bis 500 Millionen Mark in Frage kommen. In Indien find — überall abgesehen von den Staatsan leihen rc. — Deutsche mit über 100, in Ostafien mit etwa 300 Millionen Mark interessiert. Auch in Afrika stehen, von unseren eigenen Kolonien ganz abgesehen, bedeutende Interessen auf dem Spiele, die sich ohne den türkischen Teil auf annähernd 1 Milliarde beziffern, find doch deutsche Kapitalisten allein an den Gold minen Transvaals mit weit über V- Milliarde beteiligt. Schließlich bleibt auch Australien nur wenig hinter den beiden letztgenannten Erdteilen zurück, da allein in Viktoria und Neusüdwales je etwa V- Milliarde deutschen Kapitals beteiligt ist. Demnach ist die Summe deutscher Kapitalien: Betriebskapital deutscher Handelshäuser, Kredite Auch der Polizeirat durchschaute das Ganze augenblicklich und rief fast lustig aus: „O, o, jetzt wird mir die Sache vollkommen klar, mein Lieber, und ich sehe, was für ein durchtriebener Geselle du bist! — Wie lange ist der Mann auf der Station?" wandte er sich an mich und zugleich an den neben mir stehenden WärterKrause. Dieser flüsterte mir etwas zu, und ich sagte sofort: „Am siebenten August ist er ausge nommen und er hat also aus eigener Macht vollkommenheit die Sieben in eine Eins ver wandelt, das steht fest." „Aha, ich dachte es mir wohl," sagte der Polizeirat, „er wollte mir ein X für ein U machen, aber das ist ihm nicht geglückt, und er hat sich damit nur selbst in die Klemme ge bracht, so daß ich ihn nun schon ganz in meinen Händen halte. O Müller, Müller, das ist ein neuer Kunstgriff von dir, aber er ist herzlich dumm und mußte nur zu leicht entdeckt werden. Zählen wir nun aber einmal deine letzten Bravourstückchen zusammen, so kommt folgende hübsche Summe heraus: im Büreau hast du dir nicht allein einen falschen Namen beigelegt, also gelogen, ja vielleicht auch, indem du dir fremde Papiere widerrechtlich aneignetest, ge stohlen. Hier auf der Station hast du einen offenen Betrug ausgeführt, indem du gegen alles Fug und Recht eine von der Behörde ausgestellte Zahl zu deinen Gunsten gefälscht. Ja, dies letztere ist ein ganz offenbarer Betrug und er kann dir leicht noch einmal Fünfundzwanzig ein- tragen. Dadurch aber durchschaue ich dein ganzes Manöver. Deine jetzige Krankheit datiert schon von länger her, wie du selbst am besten für Unternehmungen aller Art, Wert des deut schen Grundbesitzes sowie deutscher Plantagen, Eisenbahn-, Bergwerks- oder sonstige Industrie anlagen, sowie sonstige Darlehen in überseeischen fremden Ländern, soweit sich der Geldwert über sehen läßt, auf rund 7V- Milliarden zu veran schlagen. Es ist natürlich nicht möglich, festzustellen, wie weit Deutsche im Auslande an den Unter nehmungen von Angehörigen anderer Nationen beteiligt find und welche Kapitalien und direkten persönlichen Interessen hierbei in Frage kommen. Ferner ist ein erheblicher Bruchteil der über 12 Milliarden ausländischer Werte, die zur Zeit in Deutschland befindlich sein dürften, dem Ge biet der überseeischen Interessen angehörig; ebensowenig läßt sich auch nur annähernd schätzen, wie viel überseeische Wertpapiere, Aktien rc. ftir Rechnung deutscher Eigentümer im Aus lande lagem und mit welchen Summen nament lich das deutsche Kapital an den gewaltigen Minenspekulationen in London, New Jork und Australien beteiligt ist; allein bei letzteren soll es sich um mehrere Hundert Millionen handeln. Neben denjenigen überseeischen Interessen deutscher Reichsangehöriger im Auslande, die sich in Geld ausdrücken lassen, kommen natürlich bedeutende Interessen in Bettacht, bei denen dies nicht möglich ist; es sei nur an die Thätig- leit der zahlreichen deutschen Missionen erinnert, welche allerdings noch nicht, dem Beispiele der Franzosen in Nordafrika oder der Engländer in der ganzen Welt entsprechend, sich eine wirt schaftliche und politische Vertretung der natio nalen Interessen des Heimatlandes zur Aufgabe gemacht haben. Aus alledem geht hervor, daß das Deutsche Reich im Auslande Interessen seiner Unter- thanen von solcher Höhe zu schützen berufen ist, daß die dafür gebrachten Opfer verhältnismäßig geringfügig sind, und noch neuerdings hat von Halle gezeigt (Preuß. Jahrbücher, April 1899), daß es sich nicht etwa lediglich um die Be reicherung der deutschen Kapitalisten bei der Stärkung und dem Schutz überseeischer Kapital interessen handelt, vielmehr wird mit den Er trägnissen dieser Anlagen ein großer Teil des Defizits unserer passiven Handelsbilanz bezahlt; mit anderen Worten: sie dienen dazu, der deutschen Konsumtion die Heranziehung aller jener unentbehrlichen Nahrungsmittel und Roh materialien für die Industrie, Genußmittel und Gewerbserzeugnisse zuzusühren, deren diese an gesichts der steigenden Bevölkerungsmassen und der steigenden Konsumtionskraft der breiten Schichten bedarf. Die deutsche Ausfuhr hat mit dem steigenden Bedarf nach Einfuhren nicht Schritt zu halten vermocht und wird es auch angesichts der Thatsache, daß sie wesentlich aus Jndustrieprodukten besteht, welche andere Länder gleichfalls in steigendem Umfange auszuführen bestrebt find, auch in Zukunft nicht können. Schon heute ist an die Stelle von Waren exporten vielfach mehr und mehr der Expott von Industrien und Kapitalien getreten, und dies wird noch weiter zunehmen. Die heimische Pro duktion arbeitet in steigendem Umfang für den inneren Markt; das im Auslande angelegte heimische Kapital aber muß ihr durch die Ver wendung seiner Erträge für Einkäufe von Kon- sumtibilien aller Art zu Hilfe kommen. Würde Deutschland nicht rechtzeitig darauf bedacht sein, sich gegen eine Verletzung dieser Kapitalinteressen, sei es in den Schuldnerstaaten selbst, sei es durch die Eingriffe dritter Mächte, durch starke Rüstungen zu schützen, so würde es seine Volkswirtschaft, deren integrierender Be standteil die auswärtigen Interessen heute ge worden find, auf das schwerste gefährden. Nur in den Nachbarländern aber kann dieser Schutz, soweit es stärkerer Mittel bedarf als diplo matischer, wirksam zu Lande durchgefühtt wer den. Für die ganze übrige Welt liegt er auf der See. Don Ualz und Fern. Bochum. Die Lage in Herne ist wieder friedlich, Ruhe und Ordnung scheinen gemach wiederzukehren. Die Besetzung der Zechen durch Militär dürfte wesentlich zu dieser Wendung beigetragen haben. wissen wirst, und du hast sie nur benutzt, um dir zunächst eine bequeme Wohnstätte in der Charitee zu verschaffen, sodann aber hauptsäch lich, um dir einen bei allen deinen Kumpanen so beliebten Alibibeweis zu ermöglichen. Gut denn, so weit sind wir also, und jetzt kann ich dir erst d i e Frage vorlegen, welche eigentlich meine erste hätte sein sollen, wenn ich dich hier fand. Nun gib einmal acht auf das, was ich dir sagen werde; denn es ist für dich wichtig genug. Sieh, wir haben heute den neunten August, nnd du bist am siebenten als Kranker in die Charitee ausgenommen, du hast mich also durch die Umänderung der Zahl Sieben in eine Eins glauben machen wollen, du seiest schon am fünften August, das war der letzte Montag, hier gewesen, und damit wäre aller dings dein Alibi an diesem Tage bewiesen ge wesen. So sage mir denn jetzt ganz ehrlich und wahrheitsgetreu: wo bist du am fünften August, an eben jenem Montag, nachmittags, abends und in der darauffolgenden Nacht gewesen?" „Am Montag?" stammelte er. „Ja, das weiß ich nicht — so recht. Aber, — ja, am Montag, — da war ich in Spandau bis — zum Dienstag-Mittag." „Also in Spandau? Was thatest du da?" „Ich besuchte meine Schwester, die einen kleinen Jungen gekriegt hat, — ich wollte ihr Glück wünschen —" „So, und da hat sie dich wohl zum Danke reich beschenkt mit Goldsachen, Geschmeide und allem möglichen kostbaren Zeug, ja selbst mit einer Rolle Geld, in der fünfzig Stück Friedrichsd'or enthalten waren, nicht wahr?"
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