Suche löschen...
Allgemeiner Anzeiger : 03.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189906035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18990603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990603
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-03
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.06.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Politische Rundschau» Deutschland. *Zu den Frühjahrsparaden am Dienstag in Berlin und am Mittwoch in Potsdam sind mehrere fremde Fürstlichkeiten, darunter auch der ö st e r r e i ch i s ch e Thron folger Erzherzog Ferdinand von Oesterreich- Este als Gäste Kaiser Wilhelms ein getroffen. *Der Kaiser hat dem Herzog Nikolaus von Württemberg den Schwarzen Adler orden verliehen. * In Prökelwitz ist nun die bestimmte Nachricht erugetroffen, daß der Kaiser am 2. Juni abends, vonCadinen kommend, zum Jagdaufenthalt dort eintreffen werde. In Cadinen ist der Besuch ebenfalls für den 2. Juni angekündigt. * Eine neue verwandtschaftliche Verbindung der Häuser Habsburg-Lothringen und Wittelsbach soll im Werke sein. Man spricht von einer Verlobung des mutmaßlichen Thronfolgers Ferdinand von Oester- reich-Este mit der Prinzessin Mathilde, dritten Tochter des bayrischen Thronfolgers Prinzen Ludwig. *Der im Reichstag eingegangene Gesetz entwurf betr. die Handelsbeziehungen zum britischen Reiche beantragt eine abermalige Verlängerung der Befugnisse des Bundesrats, da bis zum 30. Juni eine Eini gung der beiden Regierungen nicht zu er warten sei. * Erneute offiziöse Mitteilungen lassen keinen Zweifel, daß der Bundesrat den von der Ge werbekommission des Reichstags beschlossenen obligatorischen Ladenschluß nicht annehmen, sondern auf der Vorlage bestehen wird, die Regelung dieser Frage den Verhält nissen zu überlassen und den obligatorischen Ladenschluß für den Fall statutarisch vorzu schlagen, daß zwei Drittel der beteiligten Ge schäftsinhaber sich hierfür aussprechen. Wie die Münchener Allg. Zig.' aus Berlin erfährt, hat sich bereits die Mehrzahl der Regierungen mit Entschiedenheit gegen den von der Reichstags kommission gefaßten Beschluß erklärt. Oesterreich-Ungarn. * Allgemein herrscht der Eindruck, daß Graf Thun sich angesichts der Ausgleichs- irisis als thatsächlich aus dem Amte ge- chieden betrachte. Der Kaiser soll der Ansicht ein, daß jetzt mit Rücksicht auf die Aufstellung des Programms der Deutschen der Zeitpunkt zur Anbahnung der Verständi gung gekommen sei. Dieser Tage dürfte der Kaiser seine Entscheidung bekannt geben und auch bereits ein neues österreichisches Kabinettshaupt ernennen. Angeblich soll versucht werden, ein Versöhnungskabi nett mit deutschen und tschechischen bürger lichen Abgeordneten unter dem Vorsitz des Fürsten Auersperg zu bilden, um den Reichsrat wieder arbeitsfähig zu machen. Frankreich. * Die Beratung desKassations- Hofes über das Urteil in der Dreyfus- sache wird dem ,Echo de Paris' zufolge sehr lange dauern. Löw werde eine lange Denk schrift verlesen, ebenso Manau eine Denkschrift zu Gunsten der Revision. Hieraus werden alle Räte des Kassationshofes in der Altersfolge zur Kundgebung ihrer Ansichten aufgefordert werden. Ueber den Beginn wird berichtet: Der Kassations hof begann Montag mittag vor überfülltem Saale die Verhandlung. Im Innern des Ge richtsgebäudes und außerhalb desselben find umfassende Maßregeln getroffen; es herrscht je doch vollkommene Ruhe. Man sieht nur wenige Neugierige in der Nähe des Justizpalastes. Ballot-Beauprö begann sofort mit der Verlesung seines Berichts. *Vor dem Kassationshofe beendete am Dienstag Ballot-Beauprö seinen Bericht; er erklärte zum Schluß, das Bordereau sei sicherlich von Esterhazy, und schloß thränenden Auges: „Wohlan, auf Ehre und Ge wissen, ich würde die heiligste meiner Pflichten verletzen, wenn ich nicht laut ausriefe, daß dies eine neue Thatsache bildet, die geeignet ist, die Der Polizei verfalle«. äs Erzählung von Philipp Galen. „Mein Gefährte glaubte wie er mir nachher zu Hause sagte, auf dieser Rampe ein oder zwei Schilderhäuser nebst Wachen mit geschulterten Gewehren gesehen zu haben, ich aber hatte dies nicht wahrgenommen; denn meine Gedanken und Sinne waren allein auf das Innere des Hauses, auf die drei talentvollen Geschwister und das gerichtet, was mm zunächst darin folgen würde. Ich sollte nicht lange darauf warten; denn nachdem wir eine breite mit Teppichen belegte Treppe erstiegen hatten auf der von Absatz zu Absatz Tische mit blühender und immergrünen Gewächsen aufgestellt waren, führte uns der Polizeirat in ein höchst elegantes Zimmer im oberen Stockwerk, in dem wir einen jungen schwarzhaarigen Mann mit goldener Brille und zwei Damen fanden; alle drei erwarlel.n uns mit merklich großer Spannung. O meine Freunde," fuhr der Erzähler fort, nachdem er sich während einer kurzen Pause mit einem halben Glase Bier gestärkt, „was soll ich euch über diese beiden Damen sagen ? Es waren ein paar reizende Geschöpfe, versichere ich euch, und wenn ich die eine von ihnen, die dunkel äugige mit den braunen Locken, für mich ge winnen könnte, ließ ich mich gern noch einmal zwei Jahre lang wegen — nicht begangener demagogischer Umtriebe in ein »och trüberes Gefängnis sperren, als die Berliner Hausvogtei es bisher für uns gewesen war. Unschuld des Verurteilten festzustellchN Ballot-Beauprs beantragte die Kassieru nH des Urteils mit Verweisung vor ein neues Kriegsgericht. Der General-Prokurator Manau trat in schärfster Form für die Revision ein. *Die Prozeßkomödie gegen De ro u l e d e undHabert ist gleichfalls noch nicht zu Ende geführt worden. Holland. * Auf der Friedenskonferenz wahrt dietürkische Regierung mit peinlicher Empfind lichkeit ihre Suzeränitätsrechte über Bulgarien. Wie verlautet, haben die türki schen Delegierten den Auftrag erhalten, gegen die Abgabe eines Votums der bulgarischen Dele gierten bei der Behandlung der Schiedsgerichts frage, sowie bei allen Fragen, welche völker rechtliche Angelegenheiten berühren, ferner bei der Diskussion solcher Fragen, durch welche das Vertragsverhältnis Bulgariens zur Pforte ver letzt werden könnte, Einspruch zu erheben. Svamen. *Das Begräbnis Emilio Castelars fand am Montag gegen Abend in Madrid statt. Alle Geschäfte waren geschlossen, viele Häuser waren schwarz drapiert, die Flaggen auf Halb mast. Halb Madrid bildete Spalier, von der Cortes nach der Puerta del sol hinunter zum Manzanares, hinauf zum Sanisidro, wo die Beisetzung stattfand. Blumengabcn und Kränze wuchsen ins Riesenhafte. Die Minister, Generale, Behörden und Korporationen aus allen Teilen Spaniens waren im Zuge. Die Königin wohnte dem Begräbnis bei. Der Vorbeimarsch dauerte stundenlang. Portugal. *Das Erscheinen eines deutschen und eines englischen Geschwaders in Lissabon hat das deutsch-englische Abkommen wieder in den Gesichtskreis ge bracht. Portugiesische Zeitungen behaupten, daß das Abkommen nun bald veröffentlicht werden würde, und englische Zeitungen bestätigen diese Angabe mit dem Hinzufügen, daß die Bekannt machung Anfang Juni erfolgen und sich daran auch die Ausführung sofort anschließen werde. Die Wahrscheinlichkeit spricht für diese Meldung, denn Portugal sieht sich am Ende aller finanziellen Hilfsmittel. Rullland. * Zur Lage inFinnland verlautet aus Helsingfors, der General-Gouverneuer Bobri kow habe die Unterschrift des Zaren für eine sehr ungnädige Thronrede erhalten, die bei dem demnächst zu erwartenden Schluffe des Land tages verlesen werden soll. Zugleich habe er die Einführung des Russischen als der amtlichen Sprache für Finnland empfohlen. Der finn ländische Staatssekretär, der während dieses Vortrages zugegen war, habe sofort um vier zehn Tage Bedenkzeit nachgesucht und alsdann bei seiner Wiederankunft in Helsingfors vier Monate Urlaub, von dem aus, wie man annimmt, er nicht mehr in sein Amt zurückkehren werde. *Der finnische Landtag hat die Militärvorlage der Regierung ab ge lehnt und die Kompromißvorschläge seines Ausschusses angenommen. Balkanstaaten. *Die außerordentliche Session der bul garischen Sobranje wurde am Sonntag in Sofia vom Fürsten Ferdinand mit einer Thronrede eröffnet, welche die freundschaftlichen Beziehungen zu Rußland konstatiert, welches Bulgarien befreit habe, und zu den übrigen europäischen Großmächten und den Nachbar staaten, ganz besonders der Türkei. Im Zeichen dieser freundschaftlichen Beziehungen nähmen die bulgarischen Vertreter an der Friedens konferenz teil. Schließlich kündigt die Thron rede Gesetzentwürfe über die Zinsherabsetzung der Staatsschulden und betreffend das Ueber einkommen mit den Orientbahnen an. Afrika. * Der Gouverneur der Kapkolonie Milner ist zur Konferenz mit dem Präsidenten Krüger nach Bloemfontain abgereist. Die Be reitwilligkeit des Präsidenten Krüger, mit dem englischen Kommissar zusammenzukommen, wird, wie der britische diplomatische Agent in Johannes- Die drei Geschwister kamen uns sehr artig, ja liebreick entgegen und der Polizeira stellte uns ihnen bei unserem Name, und als Thünnge vor worauf sie einig'' Fragen an uns achteten dm unsere Heimat und unsere Studien betraten , ich ließ eine mehr gestam melte als gesprochene Antwort hören, von der ich jetzt kein einziges Wort mehr weiß. Die Damen verneigten sich höflich und lächelten uns mit der süßesten Miene an, der Bruder aber sagte sogleich: „Also Sie wollen, wie uns der Herr Polizeirat gesagt, so gütig sein, uns bei der Aufführung eines unbedeutenden Musikstückes anläßlich einer häuslichen Familien feier zu unterstützen? Nun, das freut mich ja sehr. Aber da Sie nicht viel Zeit übrig haben, wie uns ebenfalls unser Hausfreund mitgeteilt, so wollen wir uns nicht lange mit der Vorbe reitung dazu aüfhalten, sondern sofort zur Sache schreiten. Oder wünschen Sie vielleicht vorher einen kleinen Imbiß einzunehmen und ein Glas Wein zu trinken? Sie sehen, es steht schon alles dort bereit." Ich folgte seiner deutenden Hand mit flüchtigem Blick und gewahrte in einer Ecke des großen Zimmers einen mit schneeigem Damast bedeckten Tisch, auf dem zwei Flaschen Wein mit Gläsern und verschiedene Teller mit kleinen Kuchen standen, aber wir verneigten uns dankend und sprachen den Wunsch aus, lieber erst an die Arbeit zu gehen, die ja auch schon ein großer Genuß für uns sei. Der juuge Mann nickte beistimmend und setzte sich sogleich an einen schönen Flügel, der mitten in dem glänzend ausgestatteten und hell »bürg gegenüber einem Führer der Uitlanders Erklärte, von englischer Seite als Anzeichen da- ffür betrachtet, daß die Südafrikanische Republik aufrichtig wünsche, zu einer Lösung der Frage zu kommen, die die billigen Wünsche der bisher nicht wahlberechtigten Bevölkerung befriedigt. Asien. *Auf den Philippinen will General Otis den Feldzug auch während der Regenzeit „mit äußerster Energie" fortführen. Auf welche Weise der General seine Absicht verwirklichen will, bleibt vorläufig sein Geheimnis. Der Tuberkulose-Kongreß. Die Verhandlungen begannen mit einer statistischen Uebersicht, die der Vorsitzende des Reichsgesundhcitsamtes, Herr Dr. Köhler, gab, über die Ausbreitung und Bedeutung der Tuberkulose als Volkskrankheit. Er führte aus, daß die Tuberkulose diejenige übertragbare Krankheit ist, die alljährlich die größten Verluste an Menschenleben verursacht. Sowohl in den verschiedenen Zonen, als auch in den verschie denen Rassen fordert diese Seuche fast die gleichen Opfer. Bei einer Gesamtsterblichkeit von 21,8 auf 1000 Einwohner hat das Deutsche Reich 4,9 Todesfälle von Erkrankungen der Atmungsorgane und 2,25 von Tuberkulose. Von den übrigen Staaten Europas bieten Norwegen, Schweiz und Dänemark die geringste, Belgien, Italien und Rußland die höchste Sterblichkeits ziffer infolge entzündlicher Erkrankungen der Atmungsorgane. Interessant ist ferner die Mit teilung, daß die Höhenlage eines Ortes ohne Einfluß auf das Vorkommen der Tuberkulose ist, was früher als allgemein gültig anerkannt wurde. Das Alter, in welchem die meisten Todesfälle an Tuberkulose zu verzeichnen sind, liegt zwischen 20 und 30 Jahren, und zwar ist die Sterblichkeit unter dem männlichen Geschlecht größer als unter dem weiblichen. Im Alter von 15—60 Jahren starben im Deutschen Reiche während der letzten vier Jahre jährlich 87 600 Menschen an Schwindsucht, d. h. 2,95 auf 1000 Einwohner bei einer Gesamtsterblichkeit von 9,1, mithin eine überaus große Zahl im Ver hältnis zu den Todesfällen der übrigen Krank heiten. Von den weiteren statistischen Aus führungen sei noch hervorgehoben, daß die in dustriereichen Teile Preußens eine ungleich stär kere Ziffer an Tuberkulosekranken aufzuweisen haben, als die ackerbautreibenden, daß z. B. in Sachsen 15, in Westfalen dagegen 31 Erkran kungen auf 1000 Einwohner fallen. Als zweiter Redner gab Herr Dr. Krieger- Straßburg einen Bericht über die Beziehungen zwischen den äußeren Lebensverhältnissen und der Tuberkulose. Obgleich man bei der Mannig faltigkeit der äußeren Leöensverhältniffe, soweit sie die Krankheit beeinflussen, sehr oft nicht die Veranlassung der Ansteckung kennt, hat man doch einzelne Momente mit Bestimmtheit erkannt, deren Einfluß auf die Verbreitung der Seuche ein großer ist. So ist z. B. der Verkehr mit Schwindsüchtigen, welche bacillenhaltigen Aus wurf haben, in geschlossenen Räumen, für die Ausbreitung der Tuberkulose von großer Be deutung, ebenso wie der Beruf. Es ist bekannt, daß es viele Industriezweige gibt, die entweder leicht Katarrhe der Luftwege erzeugen oder durch eine ungünstige Körperhaltung Blutzirkulations störungenverursachen und dadurch eine Schwächung des Herzens sowie des ganzen Körpers herbei- führen. Solche Schädlichkeiten, durch welche die Widerstandsfähigkeit des Körpers herabgesetzt wird, schaffen einen günstigen Boden für die Aufnahme des Krankheitsstoffes. Hierzu kommen noch die ungünstigen Wohnungsverhältniffe, unter welchen die ärmeren Volksklaffen zu leben gezwungen find. Alle diese Momente tragen besonders viel zur Verbreitung der Tuberkulose bei. Der nächste Redner behandelte die Ausbrei tung der Tuberkulose unter der verficherungs- pflichtigen Bevölkerung, da die Krankheit in erster Linie die Ursache der Erwerbsunfähigkeit ist, die den Anspruch auf Invalidenrente be gründet. Es ist daher eine Forderung der sozialen Gesetzgebung als auch der allgemeinen Gesundheitspflege, daß Einrichtungen zur Be kämpfung der Lungenschwindsucht getroffen wer erleuchteten Zimmer stand, präludierte zwei Minuten lang und rief dann seine Schwestern herbei, die sie bisher etwas abseits gehalten und uns, wie mir schien, mit einiger Neugierde und doch mit sichtbarem Interesse bettachtet hatten. Sie traten auch ohne alle Ziererei näher, griffen nach ihren auf dem Flügel liegenden Notenblättem und wandte dann ihre Augen auf mich, der ich mich neben die Sopranisten stellte, worauf der junge Komponist sogleich die ersten Akkorde seines Musikstückes anschlug. Wir alle vier setzten gleichzeitig mit leisen und sanft anschwellenden Tönen ein, kaum aber hatte ich sechs bis acht Takte mit meiner vollen und in diesem großen Raume wunderbar mächtig klingenden Stimme gesungen, so trat eine uner wartete Unterbrechung ein. Die schöne Schwester, Bertha hieß fie, die den Sopran sang, hielt plötzlich im Singen ein, und indem sie das mit zitternder Hand gehaltene Notenblatt sinken ließ, blickte fie mit dem Aus druck höchster Verwunderung auf ihren Bruder und ihre Schwester hin. „Was ist das und was hast du?" fragte ihr Brude' ir sichtbarer Betroffenheit. ,.O," tagte die junge Dame tief errötend und fick rasch sammelnd, „ich bitte tausendmal um Entschuldigung meine Herren, aber ich bin über die Maßen überrascht. Eine solche Stimme, ja solcher Tenor habe ich gar nicht zu hören erwartet." Der Polrzeirat, der sich ganz in der Ferne, in einer Ecke des Saales auf einen Stuhl nieder gelassen, sprang von seinem Sitze auf, klatschte den, und daß die Mittel hierzu für diejenigen, welche selbst nicht in der Lage sind, die zur Be kämpfung des Leidens nötigen Maßnahmen zu treffen, vom Staate ausgebracht werden. Interessant sind ferner die Mitteilungen des Generaloberarztes Dr. Schjerning-Berlin über die Tuberkulose in der Armee. Hier ist seit 1882 die Sterblichkeitsziffer ständig heruntergegangen, wozu sowohl die gute Ernährung und Körper pflege, als auch die zweckentsprechende Beklei dung und die geeignete Handhabung der Re krutierung beitragen. Die Häufigkeit des Vor kommens der Tuberkulose in einer Armee sei geradezu ein Maßstab für die Art und den Wert der Rekrutierung. Die wenigstenTuberkulose- erkrankungen in unserem Heere weisen diejenigen Armeekorps auf, deren Provinzialbevölkerung am geringsten von der Seuche befallen ist. So sehen wir im 10., 3., 16., 6., 11. und 14. Armee korps verhältnismäßig zahlreichere Erkrankungen an Tuberkulose als in den übrigen, und zwar haben die eigentlichen Frontttuppen eine geringe Zahl, alle Mannschaften, deren Dienst mehr in geschloffenen Räumen ffattfindet, eine größere Zahl von Krankheitsfällen aufzuweisen. Die einzelnen Dienstgrade find gleichmäßig an der Tuberkulose beteiligt, und treten die meisten Er krankungen im ersten Dienstjahr ein. Eine weitere Gefahr für die Verbreitung der Tuberkulose sieht Prof. Bollinger in der Tuber kulose der Rinder und Schweine, die die gleiche Ursache hat. Das Fleisch tuberkulöser Tiere ist um so ansteckender, je stärker dieselben von der Krankheit befallen find. Wenngleich eine An steckungsgefahr von feiten derartig infizierten Fleisches vorliegt, so ist dieselbe dennoch nicht sehr groß, da man sich vor ihr durch gründ liche Zubereitung des Fleisches, durch das Ver meiden des Genusses rohen oder halbrohen Fleisches schützen kann. Viel schlimmer ist die Gefahr, welche von der Milch tuberkulöser Kühe herstammt, wenn fie ungekocht in größeren Mengen für längere Zeit genommen wird. Die große Ausbreitung der Kindertuberkulose steht in engem Zusammenhang mit dem Genuß infizierter Milch. Zur Abwendung der Gefahr von feiten der Haustiere ist als erste Forderung die reichs- gesetzliche Einführung der obligatorischen Fleisch beschau aufzustellen. Was die Entstehungsursache der Schwind sucht betrifft, so ist es allgemein feststehend, daß der Tuberkelbazillus als Erreger der Krankheit sowohl bei Menschen als auch bei Rindern gilt. Er entwickelt sich im Körper und gelangt durch den Auswurf, mit der Milch und dem Fleisch perlsüchtiger Rinder in die Außenwelt. Jeder Mensch und jedes Tier, in dessen Absonderungen Tuberkelbazillen vorkommen, bildet eine Haupt quelle der Ansteckung. Außerhalb des mensch lichen oder tierischen Körpers gehen die Bazillen jedoch allmählich zu Grunde, indem fie der Ein wirkung des Lichtes und der Eintrocknung er liegen. Hierdurch wird, wie Prof. Fränkel er klärt, die Ansteckungsgefahr gemindert ebenso wie fie noch durch die beschränkte Empfänglich keit des Menschen herabgesetzt wird. In der Regel findet eine Ueberttagung nur bei wieder holter reichlicher Aufnahme der Tuberkelbazillen statt, also bei engem und fortgesetztem Verkehr mit den Kranken. Die Tuberkulose verbreitet sich daher innerhalb der Familien oder unter Menschen, die in geschlossenen, schlecht gereinigten und gelüfteten Räumen zusammengedrängt leben, arbeiten und schlafen. Die Aufnahme der Tuberkel bacillen beim Menschen kann etweder von der Haut und den Schleimhäuten; oder vom Magen darmkanal durch den Genuß ungekochter Milch, Butter, Fleisch perlsüchtiger Tiere, oder von den Lungen aus erfolgen. Am häufigsten geschieht es durch Einatmen des feuchten, frischen, z. B. beim Husten, Niesen rc. versprühten oder des am Fußboden, an Taschentüchern, Wäschestücken u. s. w. «»getrockneten und verstäubten Auswurss tuberkulöser Kranken. Diesen Ausführungen fügte Prof. Fränkel noch die eingehendste Warnung vor dem Genuß ungekochter Mich hinzu, auch die tuberkulöse Butter gehört zu den zahlreichen Vertreterinnen des Krankheitserregers. Aller dings ist die Hauptverbreitungssrätte für den Tuberkelbacillus die Lunge, von der aus auch die Ueberttagung am häufigsten erfolgt. Dr. Iuliu« Wolff. in die Hände und kam hastig an den Flüaet heran. „Aha' NM wahr," sagte er. „das W Tenor Habe ich Ihnen zu viel davon gesaO. mein gnädige Kröuleir.? „Wahrhaft^, nein, nahm nur die Misti» das Wort und neigte sich »aber anmutig, p ow hin, „Sie haben eine herrliche Stimme, mem Herr, und ich bin ebenso erstaum wn mein* Schwester, die ja alle hervorragenden Tenore i» Berlin kennt, aber einen solchen l - Doch still, nun ist es der Ueberraschung genug, Bertha und wir wollen gleich von vorn anfangen uns mü ganzer Kraft zusammennehmen und uns nicht mehr in unserer Probe stören lassen ' Der Gesang begann von neuem und dies mal wurde er ohne Störung ausgefübrt Alle» klappte, als ob wir schon zehnmal miteinander gesungen, und als wir zu Ende gekommen stand der Bruder auf, drückte uns beiden die Hand und sagte: „Sie fingen vortrefflich meine Herren alle beide, und das wird meinem Vater eine unbe schreibliche Freude bereiten; denn solche Stim men liebt er über alles, er ist ein Kenner darin." Aber nicht allein die drei Geschwister und der laut Beifall rufende Polizeirat waren eM zückt, auch wir beide Sänger und namentlich ich waren es; denn die Stimmen der lieblichen Schwestern waren ebenso melodisch und klang reich, wie ihre Gesichter schön, und außerdem vortrefflich ausgebildet, so daß ich wie in einem Rausche schwamm und niemals eine glücklichere Stunde erlebt zu haben glaubte. Mittlerweile war der Polizeirat an den Eß-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)