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Allgemeiner Anzeiger : 20.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189905205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18990520
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990520
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-20
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 20.05.1899
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Don Nah «nd Fern. Straßburg. Gelegentlich seines jüngsten Aufenthaltes im Elsaß wurden dem Kaiser durch die Kaiserin einige seiner Patenkinder zugesührt. Einem von ihnen, dem Sohne des Magazin aufsehers Dobrick vom Proviantamt in Hagenau, reichte der Kaiser die Hand und sprach den Klei nen mit den Worten an: „Na, mein Junge, bist du aber groß geworden seit meiner letzten Anwesenheit in Straßburg, du wirst 'mal ein tüchtiger strammer Soldat!" Zu dem zweiten Patenkinde, dem Sohne des Land mannes Schaaf aus Klingenthal, einem stram men Jungen, sagte der Monarch: „Na, mein Sohn, was willst du denn werden?", worauf der Kleine prompt erwiderte: „Soldat, Majestät!" Nachdem der Knabe dann noch einen Spruch hergesagt und dem Kaiser hierbei einen Blumen strauß überreicht hatte, wurden Vater und Sohn unter freundlichen Abschiedsworten entlassen. Iserlohn. Neu erkrankt an den Pocken ist seit der letzten Meldung ein Maurergeselle. Die vorliegenden Fälle find sämtlich leichter Natur. Bei den getroffenen strengen Vorsichtsmaßregeln ist ein baldiges Erlöschen der Seuche zu hoffen. Danzig. Auf dem Rittergut Gerdin im Kreise Dirschau find unter den russischen Rüben arbeitern die Pocken ausgebrochen. Um fassende Absperrungsmaßregeln find getroffen worden. Kassel. In der Umgegend ging am Mon tag unter starkem Gewitter und Sturm ein Hagelschlag nieder. Ein Blitzschlag traf eine Gruppe von zehn jungen Mädchen, die im Walde arbeitend, unter Bäumen Schutz gesucht hatten. Sämtliche Mädchen wurden betäubt, eines so fort getötet, mehrere wurden gelähmt und schwer verletzt. Die angewandten Wiederbelebungs versuche verliefen bei den Betäubten alle er folgreich. Mainz. Woher stammt das Rad im Mainzer Wappen? Von Erzbischof Willigis, heißt es, dem Wagnerssohn. Der wollte dem Spott über seine geringe Herkunft dadurch die Spitze abbrechen, daß er das Wagenrad ins Wappen aufnahm. Das ist ganz hübsch, aber natürlich eine Sage. Eine neue Antwort auf die alte Frage zu geben, hat Professor Schädel vom Mainzer Realgymnasium unternommen. Er führt uns in jene dämmerigen Zeiten, in denen der Gott Mogo, ein keltisch - nationaler Jupiter, am Mittelrhein verehrt wurde. Eines seiner Attribute ist das Rad, nämlich das ur alte mystische Rad der Sonnenscheibe. Mogo ist der Namenspatron von Mainz, sein Rad das Mainzer Wappenbild. Diese These wird durch eine Fülle von Nachweisen und Folgerungen gestützt. Ob sie richtig ist, müssen Fachmänner prüfen. Gera. Dem Uhrmacher M. in Triebes flog beim Oeffnen einer Flasche mit Patent verschluß der Verschluß ins rechte Auge und verletzte dieses so schwer, daß man den gänz lichen Verlust desselben befürchtet. Magdeburg. Der Arbeiter R. schlich sich am Sonntag in das Schlafgemach eines Fräu lein S. ein und verbarg sich unter deren Bett Als Fräulein S. eingeschlafen war, verließ R sein Versteck und feuerte gegen die Schläfe des Mädchens einen Revolverschuß ab. Die S blieb sofort tot. Dann entleibte er sich. Ver schmähte Liebe trieb ihn zu der That. Wittenberg. Der Arbeiter Herden hatte in den letzten Tagen ein einträgliches Geschäft daraus gemacht, daß er sich bei verschiedenen Gemüsegärtnern und Landwirten als Knecht ver mietete, den Mietsthaler einsteckte und dann dasselbe Manöver bei anderen fortsetzte. Er legitimierte sich dabei mit dem gestohlenen Kon firmationsschein seines Arbeitgebers, und dieser Schein führte auf die Spur des Betrügers. Als aber einer der Betrogenen in Begleitung eines Polizeisergeanten bei dem Besitzer einer Schaukel Nachfrage hielt, sprang Herden, der sich in der Schaukel versteckt hatte, heraus, kef davon und sprang endlich, in die Enge gemeben, von der Andreasschanze in das Ueberschwemmungsgebiet der Elbe, auf dem ihm das Wasser ms an die Brust ging. Dreiviertel Stunden lang ließ er hier mit einem Kahn Jagd auf sich machen, ehe er sich schlotternd und zähneklappernd erga' und nun in Untersuchungshaft abgeführt wurde. Frankfurt a. M. Bei der ersten Vor führung der Menelikschen Löwen im Zirkus Schumann durch den Tierbändiger Seeth am Sonntag griff ein Löwe den Tierbändiger an. Es entstand eine arge Panik; Seeth, der leicht verwundet wurde, bewahrte seine Ruhe und drängte das Tier in den Käfig zurück. Barmen. Beim Abbruch eines Hauses stürzte die Giebelwand ein und begrub den Besitzer des Hauses, sowie eine andere in der Nähe weilende Person. Die letztere ist tödlich verletzt, der Besitzer selbst wurde tot unter den Trümmern gefunden. Mettmann. Ein Handelsmann in Velbert wurde von seiner Ehefrau ersucht, ihr sofort eine Hebamme zu holen. Der Mann setzte sich jedoch in eine Wirtschaft und betrank sich vollständig. Als er nach mehreren Stunden nach Hause kam, fand er seine Frau als Leiche vor. Die Frau war an Verblutung gestorben. Wien. Ein vom militärischen Luftschiff- Institut aufgestiegener Militärballon wurde durch den Stunn an das große Thor eines benach barten Zimmerplatzes getrieben, das umstürzte. Der Ballon Platzte; die Offiziere konnten fich jedoch ohne Schaden zu nehmen, retten. Auch die Apparate und der mitgenommene Weinvor rat konnten geborgen werden. London. Die Königin traf hier aus Wind sor ein, um in London die Feier ihres 80. Ge burtstages zu begehen. Von pietätvollem Gefühl getrieben, begab sie sich direkt vom Bahnhof nach dem Kensington-Palast, wo sie geboren wurde. Hier wurde sie auf einem Rollstuhl durch sämtliche ihr durch Erinnerung teure Gemächer gefahren und verbrachte eine volle Stunde in stiller Versenkung in die Szenen ihrer Kindheit. Der Besuch war streng privat. Doch wurde sie auf dem Wege dahin und weiter nach dem Buckingham-Palast enthusiastisch durch große Menschenmengen begrüßt. Amsterdam. Eine historische Ausstellung des niederländischen Seewesens findet unter dem Protektorate des niederländischen Marine ministers in den Monaten Juli und August 1900 im Haag statt, zu welchem Zweck die Königin zwei Säle in ihrem dortigen Palais zur Ver fügung gestellt hat. Die Ausstellung selbst soll von allem, was auf maritimen Gebiet vor dem Jahre 1795 in den Niederlanden bemerkenswert ist, umfassen und soll folgende Gegenstände ent halten : 1) Bilder von Personen, Ereignissen rc., 2) Münzen und Medaillen, 3) Handschriften und Journale, 4) Modelle von niederländischen Schiffen und alles, was auf Schiffbau Bezug hat, 5) Karten und seefahrkundige Instrumente und 6) Verschiedenes: Kleidungsstücke, Waffen, Reliquien, Porzellan, Ehrenzeichen, Grabdenk mäler u. s. w. Madrid. Der Zivilgouverneur von Huesca hat dem Minister des Innern mitgeteilt, daß in seinem Bezirk eine stark bewaffnete, gefährliche Räuberbande aufgetaucht sei, die aus wenigstens zehn Personen bestehe. Die Bande pilgerte in einer dunklen Nacht nach Sarinena und wollte einen reichen Kaufmann entführen. Durch die Wachsamkeit der Dienerschaft des Kaufmanns wurde das Unternehmen vereitelt und die Räuber ergriffen die Flucht. In der Nähe von Sari nena plünderten sie einen Hirten aus. Dann trafen sie einen Mauleseltreiber, der in der Gegend als Oelhändler bekannt war. Sie nahmen ihm die Maulesel weg und erschossen ihn, als er fliehen wollte. Kurze Zeit darauf griffen sie einen Waldhüter an, den sie fesselten und brutal mißhandelten. Sie wollten ihn er morden, aber der Räuberhauptmann hatte Mit leid mit dem Mann und ließ ihn laufen. Bei Sarinena wurden starke Abteilungen der Guardia civil zusammengezogen, die aber bis jetzt noch keine Erfolge aufzuweisen haben. Die Eisen- bahnzüge in der ganzen Gegend fahren unter starker Bedeckung, da man Angriffe auf die Reisenden befürchtet. Petersburg. Aus der Audienz Steads beim Zaren wird bekannt, daß jener fich über Zensurverbot seiner Zeitschrift .Krieg dem Kriege' beschwert habe. Der Zar habe die Thatsache zuerst nicht glauben wollen, dann aber lächelnd ' gesagt: „Aber was sagen Sie nun? Ich habe i doch mein Exemplar bekommen." (Graf Mu- ! rawiew hatte keins erhalten!) Der Zar soll seine »Zustimmung zu einer „grandiosen Friedens konferenz in Paris" für die nächsten Jahre ge geben haben. Odessa. Von einer Zigeunerbande von 16 Personen wurde der von hier nach Nikopol fahrende reiche Großgrundbesitzer Michailow auf dem Landwege überfallen, um 10 000 Rubel beraubt und, da er fich zur Wehr setzte, samt Frau und Kutscher ermordet. Zwei Töchter des Ermordeten schleppten die Zigeuner mit fich in die Wälder, wo sie von der Gendarmerie ver folgt werden. Bukarest. In Tulcea in der rumänischen Dobrudscha ist vor wenigen Tagen ein Mann namens V. Rades gestorben, der das hohe Alter von 114 Jahren erreicht hat. Er war älter als die Stadt selbst, in der er seit ihrer Gründung wohnte. Zur Zeit, da die Dobrudscha noch unter türkischer Verwaltung stand, hatte er einen hohen Posten inne; auch nach Abzug der Türken stand er in allgemeinem Ansehen. Bis zu seinem letzten Lebenstage war er bei voller Geisteskraft. New Hort. Prof. Langley, der Erfinder einer Flugmaschine, zu welcher die amerikanische Regierung kürzlich 25 000 Dollar beigetragen hatte, machte am Freitag seinen ersten Flug versuch in Quantico (Virginia). Die durch Dampf getriebene Maschine wurde von dem Dache eines Hauses aus lanciert, sie ging etwa 500 Fuß in die Höhe, flog weitere 500 Fuß geradeaus und flatterte dann wie mit gebroche nen Schwingen wieder erdwärts. Langley hatte mit einer früher gebauten Maschine weit bessere Resultate erzielt; er war mit derselben dreiviertel englische Meilen weit geflogen und nur ge zwungen zu landen, weil seine Dampfkrast auf gebraucht war. Die Ursache des diesmaligen Mißerfolges ist noch unbekannt. Gerichtshalle. Lübeck. Die Strafkammer verurteilte den Haupt lehrer Wartens - Haeven wegen Unterschlagung von 6400 Mk. amtlicher Gelder zu vier Jahr, den früheren Gemeindevorsteher Hüfner Ehlers-Ratekau wegen des gleichen Vergehens (hier handelt es sich um die Summe von 1500 Mk.) zu einem Jahr Ge fängnis. Magdeburg. Das Kriegsgericht verurteilte einen Kanonier wegen militärischen Aufruhrs (wegen Auf forderung, der Wache Widerstand zu leisten) zu acht Jahr Zuchthaus. Pisa. Zu zehn Jahr schweren Kerkers verur teilt wurde der Graf Horcelli, welcher vor einiger Zeit mit einer Vogelflinte einen Knaben erschoß, den er in seinem Garten beim Apfeldiebstahl ertappt hatte. Der Rosengarten der Kaiserin Friedrich. Es ist jetzt ein Jahr her, fest Kaiserin Friedrich die in Nauheim zur Kur wellende Kaiserin Elisabeth von Oesterreich besuchte. Bei dieser Gelegenheit wußte die Kaiserin Friedrich, wie die ,N. Fr. Pr.' erzählt, ein Gesprächs thema anzuschlagen, welches das Interesse der Kaiserin Elisabeth in hohem Grade anregte und sie so fesselte, daß sie immer mehr hören wollte. Kaiserin Friedrich schilderte ihr den Rosengarten, welchen sie nach ihren eigenen, aus italienischen Werken der romantischen Zeit geschöpften Angaben bei Schloß Cronberg im Taunus vor kurzer Zell hatte anlegen lassen, und der über ihre Er wartung schön geraten war. Sie lud die Kaiserin Elisabeth ein, bei ihrer Abreise von Nauheim den Rosengarten, der dann in voller Blüte stehen würde, zu besuchen, und die Kaiserin sagte sofort zu. Sie blieb einen Nach mittag in Cronberg und schrieb dann gleich an Kaiser Franz Joseph einen enthusiastischen Brief, in welchem sie erklärte, auf ihren weiten Reisen nichts Schöneres gesehen zu haben, als den Rosengarten der Kaiserin Friedrich. Der Kaiser möge ihr die Bitte erfüllen und einen Teil des Lainzer Schloßparkes zu einer ähnlichen Anlage umwandeln lassen. Der Kaiser erwiderte, sie könne fich darauf verlassen, daß er ihren Wunsch nach besten Kräften erfüllen werde. Es wurden sofort Hofgärtner von Wien nach Cronberg ge schickt, die Meßinstrumente und photographische und starrte ganz erstaunt auf den nur Unbe kannten hin; denn ehe ich etwas weiteres aus seinem Munde vernommen, konnte ich nicht recht klug aus ihm werden, da er mir in der That in seiner ganzen Erscheinung etwas seltsam und gerade nicht sehr präsentabel vorkam. Es war ein noch junger, meinen Freund und mich fast um einen Kopf Länge überragender Mann von überaus kräftigem und wohlgestaltetem Körperbau, mit einem ausdrucksvollen, ange nehmen Gesicht, einem dunkelbraunen Schnurr und Vollbart, wie ihn damals nur erst wenige Menschen trugen, und stahlblauen offenen Augen, deren sanfter und fast schwärmerischer Ausdruck viel mehr zu Gunsten seiner sprach, als seine Kleidung. Denn — ich sah es auf den ersten Blick, und gerade das hatte mein Befremden erregt, — sein kurzer blauer Rock war fast fadenscheinig, namentlich an den Aermeln und am Kragen ab getragen, und ebenso ließ seine Fußbekleidung manches zu wünschen übrig. Den betrübensten Eindruck aber machte auf mich seine Wäsche; denn seine Vatermörder, die schlaff über das schwarzseidene Halstuch herab hingen, und sein Chemisett sahen gerade so aus, als ob sie schon länger als eine Woche ihre Stelle behaupteten. Unter dem linken Arm aber trug er ein ziemlich umfangreiches, in graue Leinewand fest eingeschnürtes Bündel, in dem noch einige seiner Habseligkeiten ent halten sein mochten, und so erschien er mir bei nahe wie ein reisender Handwerksbursche, der mit irdischen Gütem nicht allzu reich gesegnet ist und am laufenden Tage schon einen weiten Marsch hinter sich hat. Indessen sollte ich über diese ihn etwas ent stellenden Aeußerlichkeiten in kurzer Zeit auf geklärt werden, sobald nun erst die stürmischen Begrüßungen der beiden alten Freunde aus getauscht waren. . „Adalbert," sagte mein Freund Wilhelm, sudem er die äußere Erscheinung seines neuen Gastes mit raschem mitleidigen Blicke überflog, „woher kommst du denn in solchem Aufzuge? Bist du etwa nicht mehr Gefangener in — ?" »Nein, mein kleiner Wilm," unterbrach der Ankömmling den ihn Fragenden mit einem bei- nahe juchzenden Stimmlaut, „ich bin nicht mehr Gefangener, wie du siehst, aber ich komme eben direkt aus der Hausvogtei, wo ich acht zehn Monate, ja, ganze achtzehn Monate ge brummt habe und von wo man mich erst vor einer Stunde als wiederum freien Menschen gnädlgst m meine Heimat entlassen hat." Gott sei Dank," rief Wilhelm, „daß diese Unglückszeit für dich und die Deinen vorüber ist, die wir ja alle so schwer daran getragen haben. Aber sprich, woher, von wem hast du denn meine Wohnung erfahren?" „Auf einem weiten Umwege, mein Lieber; höre nur. Schon vor vierzehn Tagen war einige Aussicht vorhanden, daß ich bald freige lassen werden würde, und ich schrieb es sofort an meinen Vater nach Thüringen und fragte dabei, ob er nicht von deinem Vater erfahren könnte, wo du hier wohnst; denn daß du von Ostern an in Berlin Studiosus der Medizin sein werdest, war mir schon vor Monaten von meiner Schwester gemeldet worden. Dein Vater nun gab dem meinigen deine Wohnung an, und dieser sprach in seiner Antwort an mich die Hoffnung aus, du werdest mich, wenn ich frei gelassen sei, gewiß gem ein paar Tage bei dir aufnehmen und aus deiner immer leidlich ge füllten Kasse so lange unterstützen, bis der Wechsel, den er mir zugedacht, durch deine Ver mittelung an mich gelangen würde. So setzte ich mich denn, als ich vor einer Stunde ein freier Mann geworden, mit meinem letzten Vier groschenstücke in eine Droschke, fuhr nach deiner Wohnung, und volla, hier bin ich, und das hier" — auf sein auf einem Stuhl geworfenes Bündel deutend — „ist mein ganzer jetziger Besitz, und so kann ich mit vollem Rechte von mir sagen: Omni» mea meoum porto. — Doch halt," fuhr der seiner neuen Freiheit fich immer freudiger bewußt werdende Mann fort und ließ einen raschen Blick über unsern Kaffeetisch gleiten, „ich sehe da eben, daß ihr Kaffee trinkt. Gib mir auch eine Tasse davon, — — ja, — oder laß mir lieber ein paar Flaschen Bier und etwas Brot und Wurst holen; denn ich sterbe fast vor Hunger und Durst, da ich den ganzen Tag vor Freude nichts habe essen können." „Du sollst alles haben, was du bedarfst und was ich selbst habe," sagte der gutmütige Wilhelm, rief flugs die Magd seiner Wirtin herbei, um ihr sofort die nötigen Aufträge zu geben. Während aber der neue Gast, — ich nenne ihn nur Adalbert, — zuerst eine Tasse Kaffee trank, bis Bier, Brot und Wurst kamen, erfuhr ich, wen ich vor mir hatte und welches Schicksal den jungen Mann achtzehn Monate lang in die Hausvogtei nach Berlin gebracht. Apparate Mitnahmen und unter den Augen der Kaiserin Friedrich alles Material sammelten, um in Lainz eine dem Garten im Taunus ähnliche Anlage ausführen zu können. Der Rosengarten in Cronberg ist nicht sehr groß, er breitet sich vor der Rückseite des in altenglischem Stil er bauten Schlosses aus, ist etwas breiter als tief und steigt terrassenförmig bis zu einer Mauer empor, die seinen Abschluß bildet. Inmitten der Mauer ist ein italienisches Portal mit Balustradenkrönung und einer Nische, in der eine antike Stattle steht. Die Perspektive des Gartens ist derart, daß der Ausblick auf die Mauer, welche ganz unter einem Gewirr von Rosen verschwindet, frei bleibt, während sich rechts und links die Terrassen aus breiten, welche im kurzen Samtrasen steinerne Vasen, Blumenparterres und Koniferen be herbergen, bis sie sich ganz in vielfach hinter einandergeschobene Rosenmauern verwandeln. Beide Seiten des Gartens und die Breite im untern Teil nehmen hohe Laubengänge ein, deren Gerippe aus dünnem Eisen hergestellt ist, die aber in ihrer ganzen Höhe üppig von Rosen überwuchert werden. In Cronberg bildet die Mauer die Grenze des Besitztums, in Lainz sollte an Stelle der Nische mit der antiken Statue ein von der Kaiserin aus Korfu mitgebrachtes schön gearbeitetes schmiedeeisernes Thor angebracht werden, durch das der Ausblick in den Wildpark ermöglicht würde. Wer im Rosengarten der Kaiserin Friedrich wandelt, fühlt sich von einem Märchen umfangen. Die zu den Terrassen emporführenden Stufen aus unbehauenem Stein, die italienischen Marmorbänke, der ausgetrocknete, wild umwucherte Springbrunnen, die tiefen Farbenkleckse der schwarz-grünen Koniferen und die vielen Tausende von hochstämmigen Rosen schmücken zusammen ein Fleckchen Erde, das sich Ms alter Zeit zu uns in unveränderter Schön- Heft herübergerettet zu haben scheint, und das für die Stunden, wo wir dort verweilen, keine modernen Gedanken aufkommen läßt. Nun aber erst die Laubengänge, auf deren feinem Sand boden die Sonne das zierliche Laub der Ranken zeichnet, die kühn drei Meter hoch emporstreben; diese find über und über behangen mit vollen und halberblühten, überschwänglich duftenden Rosen, um in zarte Spitzen auszulaufen, an der verschlossene Knospen mit ihrem kleinen Strauß von Blättchen der Sonne entgegenstreben. — Seit dem Tode der Kaiserin Elisabeth hat Kaiser Franz Joseph wiederholt den Wunsch Ms- gesprochen, es möge der Rosengarten in Lainz baldigst angelegt werden, denn er bettachte es als eine Pflicht der Pietät, den Wunsch der Verstorbenen so auszuführen, als könne er ihr eine Freude damit bereüen. Da aber nach dem erschütternden Ereignis des Herbstes nicht sofort ans Werk geschritten wurde, ist der Rosengarten bis heute noch nicht weit gediehen. Gemeinnütziges. Gelbe Seife zu bereiten. Zu 5 Lüer Lauge gibt man 1 Pfund Aetznatton, 1 Pfund Kolophonium und 1 Pfund Talg und kocht dies alles, bis es fich scheidet, dann thut man noch eine tüchtige Handvoll Salz dazu. Putzfedern zu kräuseln. Aus klein ge spaltenem Holz wird auf dem Herd ein Feuer gemacht, und sobald es ganz in Flammen steht, 2 gute Eßlöffel voll Kochsalz hineingeworfen. Wenn die Helle Flamme im Sinken ist, hält man die Feder seitwärts so dicht an die Glut, als es ohne sie zu sengen möglich ist und wendet sie nach allen Seiten, bis sie wieder völlig kraus und schwunghaft erscheint. Kuntes Allerlei. Das verpönte Schwein. Immer mehr reiche Amerikaner legen sich Wappen und Wagen- schilder zu mit den Abbildungen von Adlern, Löwen und allerlei anderem Getter. Doch ein Tier vermißt der ,Deutsche Korrespondent' in Baltimore schmerzlich. Er faßt seine Klage in die zarten Worte: „Nur das eine Viech, dem sehr viele Amerikaner ihren Reichtum verdanken, fehlt auf den Wappen ganz und gar: das Schwein. So ward noch wahre Größe stets > DerEüNNl. " o»ve>c: u. «»euer, «au». Zwei Jahre älter als mein Freund Wilhelm, aber durch verwandtschaftliche Bande und jahre lange Jugendfreundschaft ihm fast wie ein Bruder zugethan, hatte er schon zwei und ein halbes Jahr in Göttingen und Halle Theologie studiert und sich bald nach seiner Immatrikulation als heißblütiger Sohn der ^lma mater einer Burschenschaft angeschlossen, ohne Ahnung, daß gerade diese studentische Verbindung bei der damals so strengen Staatspolizei eine der ver pöntesten war, so daß unausgesetzt das wach samste Auge auf alle ihr Zugehörigen gerichtet wurde. Adalbert, ein begabter Mensch, von leb haftem und stets heiterem Temperament, gesund und stark wie ein Löwe, auch von väterlicher Seite her mit einem ziemlich reichlichen Wechsel versehen, wurde alsbald von exzentrischen Kom militonen in die Geheimnisse der großdeutschen Studentenschaft eingeweiht und geriet in seinem jugendlichen Feuereifer, wie so viele andere, auf die irrtümliche Einbildung, vom Schicksal aus erlesen zu sein, sein deutsches, seit Jahrhunderten in kleine einzelne Teilstaaten zerrissenes Vater land groß und einig machen zu helfen. Einer der gerühmtesten Schläger der Uni versität, in Göttingen wie in Halle, war er doch weit entfernt davon gewesen, ein Raufbold zu werden, und 'N Wahrheit hatte er sich fünf Semester hindurch weit mehr mit den Satzungen und Lehren seiner theologischen Wissenschaft als mit den Aufgaben einer höheren, die feurige Jugend zur Thätigkeft anspornenden Politik beschäftigt. (Fortsetzung folgt.)
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