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Allgemeiner Anzeiger : 24.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189906249
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18990624
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-24
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.06.1899
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, .Paris. Graf Christiani weiß jetzt, was es heA seinen Stock in gewaltsame Berührung mit der Kopfbedeckung des Präsidenten der Repu- bük zu bringen. Aber er weiß noch nicht, welchen außerordentlichen Mehrwert er dem Hut gegeben hat. Kaum war nämlich seine „Helden- that bekannt, als ein Yankee-Milliardär die o^ ^rößte Lust bekam, den Hut zu besten und 2720 Dollar dafür bot. Natürlich ist der Handel vom Elisee zuruckgewiesen worden, man hat nicht einmal geantwortet. 13 600 Frank für ruinierten Hut - eine nette Summe! Der „historische Hut, den Napoleon in der Schlacht getragen, hat diesen Preis niemals erreicht. n, Vrest. In Brest haben zwei Artillerie- Leutnants zwei Lehrer am Lyceum auf Pistolen Uo« Nah und Fer». Berlin. Wegen des Portals für den Fried hof der Märzgefallenen ist ein neuer Termin vor dem Bezirksausschuß auf den 30. Juni anberaunit worden. Kiel. Ein über der Ostsee lagernder schwerer Nebel führte mehrere Schiffsunfälle herbei: Der dänische Schoner „Mimi Fischer" ist bei Schön walde gestrandet. Kapitän Johannsen, dessen Ehestau und ein Kind, sowie zwei Matrosen sind erlrunken; nur der Steuermann ist gerettet. — Der Dampfer „Mathilde" von der Flensburger Reederei Schuldt ist auf der Reise von Sunds- vall nach Grangemouth mit Holz bei Stevns Kliot gestrandet. Svitzer Bergungsdampfer sind zur Hilfeleistung abgegangen. — Die englischen Dampfer „Grandholm" und „Varla" strandeten bei Allingen bezw. im Sund. Beide Schiffe müssen einen Teil ihrer Ladung über Bord werfen, um flott zu werden. Der Flensburger Dampfer „Kollund" ist bei Guldstav aufgelaufen ; durch zwei Bergungsdampfer abgebracht, ist er hier eingekommen. München. Die erste bayrische Volksheil stätte für Lungenkranke ist am Sonntag in Gegenwart des bayrischen Thronfolgers, Prinzen Ludwig, und anderer Mitglieder des königl. Hauses, sowie der Spitzen der Behörden im Planegger Wald eingeweiht worden. Der Schloßherr von Planegg, Baron Hirsch, hat dafür 100 000 Mk. gespendet. Die Leitung der Anstalt liegt in den Händen der Aerzte Dr. May und Dr. Krebs, welche Bayern auch auf dem Tuberkulose-Kongreß vertraten. Hamburg. Der Posthilfsbote Wilhelm Morgenrot, der vor einiger Zeit nach Unter schlagung von 11000 Mk. aus Mühlhausen i. Th. flüchtig geworden war, aber in London ergriffen wurde, ist an Bord des Dampfers „Peregrine" hier eingetroffen und sofort nach Mühlhausen weiterbefördert worden. Der Defraudant, der über Holland nach England s. Z. entkommen war, hatte bereits 2000 Mk. von dem verun- treuten Gelbe verausgabt. Halle a. S. Wegen eines langwierigen und schweren Abzesses am rechten Arme mußte sich der sechzigjährige Mühlenbefitzer Schumann hier in klinische Behandlung begeben. Der Arzt sprach die Ansicht aus, daß eine Heilung der kranken Stelle nur dadurch erzielt werden könne, wenn ein Stückchen völlig gesunde Haut zum Ueberwachsen auf die Wunde gelegt würde. Da es aber bei dem hohen Alter des Patienten be denklich erschien, die eigene Haut zu verwenden, erbot sich sein 31 jähriger Sohn, mit seinem eigenen Fleische dem Vater zu helfen. Er ließ sich ein großes Stückchen Haut vom rechten Oberschenkel ablösen, das sofort auf die Wunde des Vaters gelegt wurde. Vater und Sohn, beide nun in ärztlicher Behandlung, befinden sich den Umständen nach wohl. Es bleibt zu hoffen, daß der Sohn das „schmerzliche" Opfer nicht umsonst gebracht hat. Binzwangen. Ein Brand in Binzwangen, dem sechs größere und einige kleinere Gebäude zum Opfer gefallen find, war von der 13jähcigen ' Margarete Meyer aus Buch a. Wald gelegt worden. Sie hat, vom Heimweh geplagt, das Feuer in der Scheune ihres Dienstherrn Reif deshalb angezündet, um aus dem Dienst zu kommen. Deggendorf. Der Forstgehilfe Gegenfurtner traf abends im Walde vier Wilderer, von denen einer auf den Forstgehilfen anlegte. Dieser schoß sofort auf den ihn bedrohenden Gegner und traf ihn, so daß er stürzte. Sofort legte ein zweiter Wilderer auf den Forstgehilfen an, doch dieser kam ihm zuvor und schoß ihn nieder. Während der eine getroffene Wilderer von seinen Kameraden beiseite geschafft wurde, fand man den zuletzt Getroffenen am andern Tag als Leiche. Er wurde als der Häusler Hartl von Kirchendorf erkannt. Bei der Leiche wurde ein aus Frauenhaaren gefertigter falscher Bart und das Gewehr des Wilderers gefunden. Straßburg i. E. Eine interessante Wette ging ein hiesiger Sportsman ein. Er machte sich anheischig, eine Strecke von 2000 Meter in sünf verschiedenen Sportsgattungen in 20 Minuten zurückzulegen. Die Wette kam vor dem Rechen außerhalb der gedeckten Brücke zum Austrag. Der Sportsman machte 400 Meter im Skiff, dann schwamm er 400 Meter stromabwärts in 8 Min. 53 Sek., sodann fuhr er 400 Meter per Fahrrad in 1 Min. 10 Sek., weiter lief er 400 Meter zu Fuß in 2 Min. 20 Sek. Die letzten 400 Meter legte er zu Pferd in 1 Min. 15 Sek. zurück. Er legte mithin die Gesamt strecke von 2000 Meter in 15 Min. 3 Sek. zurück und gewann die Wette im Betrage von 100 Mark. Wien. Der 20jährige Sohn des Reichs- tagsabg. Struszkiewicz stürzte sich aus einem Fenster der elterlichen Wohnung, blieb schwer verletzt auf dem Straßenpflaster liegen und wurde in ein Krankenhaus gebracht; der Beweg grund der That ist rätselhaft, da der Verletzte ein vorzüglicher Schüler der Theresianischen Akademie war und mit den Eltern im besten Einvernehmen lebte. — Der „Einbrecher-Kömg" Julius Raidl ist jetzt vom Wiener Schwurgericht zu acht Jahr Zuchthaus und Ueberführung in eine Zwangsarbeitsanstalt nach verbüßter Strafe verurteilt worden. Wie erinnerlich, hatte Raidl, um sich noch in der Untersuchungshaft etliche gute Tage zu verschaffen, an 500 Diebstähle freiwillig eingestanden und dann bei der Haupt verhandlung alles widerrufen. Als es zu den Plaidoyers kam, war Raidl mit seinem Humor fertig. Die Geschworenen erkannten ihn des Diebstahls in — 293 Fällen schuldig, ein Rekord, der kaum in einer Hauptverhandlung je erreicht wurde. Prag. In einem Gartenrestaurant der nahe gelegenen Ortschaft Podhor ging auf bisher un aufgeklärte Weise der Karabiner eines Gendarmen los, wodurch ein Musiker getötet und zwei ver wundet wurden. Brünn. Auf dem Rückwege von der Sonn- wendfeler am „Jägerhause" wurde am Sonntag deutschen Radfahrern, darunter mehreren Damen, etkm 150 Tschechen aufgelauert. Die Deutschen wurden überfallen und mit Steinen beworfen, die meisten find verwundet. Erst durch Abgabe mehrerer Revolverschüsse wurden dw Angriffe abgewehrt. Treuen. Der 48 jährige Weber Seifert in Herlasgrün verletzte seine um einige Jahre ältere Frau infolge eines voraufgegangenen Streites derartig mit einem scharf geschliffenen Beile am Kopf und Rücken, daß sie bewußtlos wurde. Seifert wurde, nachdem er vergeblich versucht, sich durch Ertränken das Leben zu nehmen, in seiner Behausung verhaftet und dem hiesigen Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Gleiwitz. Ein Mädchenhändler ist hier dingfest gemacht worden. Der Schwindler trug eine Mönchskutte und war begleitet von zwei unerfahrenen jungen Burschen und sechs jungen Mädchen, sämtlich aus der Umgegend von Gleiwitz stammend. Im Verhör gab der Ver- hastete an, daß er seine Begleiter für ein Kloster in Rom angeworben habe und jetzt nach dorthin zu reisen gedenke. Aus einem bei chm vorge- stlndenen Kontrakte ging wdeffen hervor, daß die Mädchen nach Rußland verschleppt werden sollten, um dort an ein öffentliches Haus ver laust zu werden. Die Untersuchung durste inter essante Einzelheiten an den Tag bringen. Kaiserslautern. In der Grube „Nord- feld" ging ein Sprengschuß verspätet los. Zwei Bergleute wurden sofort getötet, ein Bergmann wurde lebensgefährlich, zwei leichter verletzt. geford-xst. Die einen und die anderen pflegen mit iy/en Berufsgenossen im gleichen Restaurant zu speisen, und, wie es scheint, fühlten sich die Offiziere durch die Aeußerungen verletzt, die am Tisch der Lehrer über die Ankunft des Haupt manns Dreyfus und seine notwendige Frei sprechung fielen. Sie stellten die Lehrer dar über zur Rede, und da diese an ihrer Meinung festhielten, kam Hs zu einem Wortwechsel und zu den Forderungen. London. Die Menge der Wagen in den großen Verkehrsadern Londons ist nachgerade unerträglich geworden. Gerade die wichtigsten Straßen find zum Teile sehr eng, und von einer Erweiterung auch nur der allerwichtigsten kann bei den riesigen Grundpreisen nur in sehr beschränktem Maßstabe die Rede sein. Nunmehr ist ernstlich angeregt worden, bei den Budapestern in die Schule zu gehen und neben den zahl reichen unterirdischen Bahnen eine elektrische Trambahn unmittelbar unter dem Pflaster an zulegen, die den oberirdischen Verkehr zu ent lasten hätte, und genau dem Straßenzuge folgend, von dem Parlamentsgebäude zu Westminster unter dem „Strand", Fleetstreet und Cheapside bis zur Bank von England zu laufen hätte. Der Londoner Grafschaftsrat hat einen dahin gehenden Anttag dem Ausschuß für das Straßen- wesen zum sorgfältigen Studium überwiesen. Einen besonderen Vorteil erkennt man im Pro jekte schon darin, daß ermöglicht wäre, in den Tunnel die Gas- und Wasserleitungen, die elek trischen Kabel und die Telephonleitungen zu verlegen und dadurch das Aufbrechen des Pflasters für alle Zukunft vermeidlich zu machen. Warschau. Ein 22jähriger Wahnsinniger namens Szlajewski war hier einen ganzen Monat hindurch in einem Keller eingesperrt. Vor einem halben Jahre schon war er wahn sinnig geworden, aber erst vor einem Monat ging der Irrsinn in Raserei über. Die Eltem des jungen Menschen wohnten im dritten Stock und fürchteten, daß er während eines Wahn- finnsanfalles durchs Fenster hinabspringen werde. Sie sperrten ihn deshalb im Keller ein, der nur ein kleines Fenster auf die Straße hinaus hat. Bei dem Wahnsinnigen saß da im Keller seine Mutter, die ihn fortwährend bewachte, obwohl sie öfters während der Tobsuchtsansälle von ihrem Sohne geschlagen wurde. Sie liebte ihn aber dermaßen, daß sie ihn auf keinen Fall in ein Sanatorium abgeben wollte. Erst in den letzten Tagen kam der Kreisarzt mit Polizei und führte den Szlajewski in ein Kranken haus ab. New Jork. In Cleveland (Ohio) kam es anläßlich eines Ausstandes der Straßenbahn- angestellten zu Unruhen; mehrere hundert Fabrik- mädchen stürzten sich auf die im Betriebe be findlichen Wagen, um dieselben aufzuhalten. Die Menge wuchs schnell nach Tausenden an, denen gegenüber die Polizei sich machtlos erwies, so daß sie den Kampf aufgab. Gerichtshalle. Baireuth. Am 22. Januar d. wurde in Breitenloh in Bayern der Dienstknecht Neugebauer tödlich verletzt aufgefunden. Der Körper war über und über mit Wunden bedeckt, der Unterkiefer ge brochen und außerdem war dem Unglücklichen die Zunge aus dem Halse herausgerissen und mit einer Kneifzange abgezwickt. Der so schrecklich zugerichtete junge Mann erlag darauf bald seinen schweren Ver letzungen, nachdem er noch zuvor schriftliche Angaben über die scheußliche That und der mutmaßlichen Ver- über gemacht hatte. Den fortgesetzten Bemühungen der Polizei glückte es bald darauf, die Korbmacher Gebrüder Johann und Melchior Doppel, als die jenigen zu ermitteln, welche ihrem unglücklichen Opfer die Zunge herausgerissen hatten, während sich der Sohn des ersteren, Johann Doppel, und der Korb macher Georg Stalf an der Mißhandlung beteiligt hatten. Das hiesige Schwurgericht verurteilte in seiner letzten Sitzung die beiden Gebrüder Doppel zu lebenslänglichem Zuchthaus, den Angeklagten Stalf zu 3'/, Jahr Zuchthaus und Johann Doppel junior zu 5 Jahr Gefängnis. Leipzig. Das Reichsgericht verwarf den Anttag auf Revision der Photographm Wilke und Priester in Hamburg, sowie des Försters Spörcke, die am 18. März d. von dem Landgericht in Altona wegen Hausfriedensbruch, begangen durch Eindringen in das Stcrbezimmer des Fürsten Bismarck, zu sechs bezw. drei und fünf Monat Gefängnis ver urteilt worden waren. Ferner wurde auch die vom Staatsanwalt beantragte Revision verworfen, der darüber Beschwerde geführt hatte, daß das Land gericht nicht auf Einziehung der photographischen Platten erkannt hatte. Neidenburg. Die hiesige Strafkammer verur teilte den 13 jährigen Schulknaben Borkowsky wegen fahrlässiger Tötung des Knaben Morinsky zu vier Monat Gefängnis. Borkowsky warf im Winter auf eine schwache Eisdecke Gegenstände und veran laßte Morinsky, dieselben Herunterzuholen, wobei letzterer einbrach und ertrank. Gemeinnütziges. Zwei Methoden, das Nasenbluten schnell z« stillen, find noch immer nicht all gemein genug bekannt. Die erste besteht darin, daß man den kleinen Finger des Patienten, an dem unteren Teil des Nagels — und zwar muß man die Operation an derselben Hand vornehmen, an deren Sette das Blut aus der Nase fließt, also rechts die rechte, links die linke Hand nehmen — mehrmals sehr fest mit einem starken Faden Zwirn umwickelt. Noch einfacher ist es, den Arm derselben Sette, wo das Blut fließt, hoch in die Höhe gehoben zu halten, bis die Blutung aufhört. Dies ist besonders im Freien, wo sonstige Hilfsmittel fehlen, sehr an wendbar. Zur Erleichterung der unbequemen Haltung kann man dem Arm eine Stütze geben, indem man mit der Hand einen hohen Gegen stand, Baumast oder dergleichen, erfaßt. Gegen die Schuppen der Kopfhaut hat sich die Anwendung einer fünfprozentigen Ver dünnung von Kreolin in Regenwasser, womit der Kops wöchentlich dreimal zu waschen ist, am besten bewährt. Nachdem der Kopf gründlich gewaschen ist, laste man das Wasser nach und nach verdampfen, damit dasselbe nachhaltiger auf die Haut einwirken kann. Der Kreolin- geruch läßt sich alsdann durch Anwendung wohlriechenden Oeles verdecken. Ein nach teiliger Einfluß auf Kopfhaut und Haare ist ausgeschlossen. Kunte» Allerlei. Das Haus Hohenlohe. Das fränkische Dynastenhaus der Grafen von Hohenlohe ist eines der ältesten und angesehensten im heutigen Bayern. Schon um das Jahr 1000 waren die Grafen von Hohenlohe-Rothenburg nach Sax' Geschichte der Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstädt „die mächtige Familie der Gaugrafen im oberen Altmühlgebiet" und gaben um diese Zeit Eichstädt zwei Fürstenbischöfe: Heribert (1022—1042) und Gottsmann (1042 August- Oktober). Der genannte Geschichtschreiber nennt die Grafen Hohenlohe einen Nebenzweig der Salier. Verwandt find sie auch mit dem „Grafen von Wirtemberg" (dem heutigen Königshaus) und den Burggrafen von Nürnberg. Deshalb nennt auch der deutsche Kaiser seinen Reichs kanzler mit Vorliebe „Onkel Chlodwig", was -urchaus nicht ein leeres Kompliment und ein leerer Name ist. Graf Kraft von Hohenlohe war der Freund und Marschall des Kaisers Ludwig des Bayers. Aerztliche Brieftauben. Ein schottischer Arzt, zu dessen Bezirk einige entlegene Dörfer, sie weder durch Telegraph noch Telephon mit einem Wohnort verbunden find, zählen, ist auf sie sinnreiche Idee verfallen, Brieftauben mit ich zu führen, von denen er einige bei den- enigen seiner Patienten, deren Zustand sich möglicherweise verschlimmern könnte, zurückläßt. Tritt dieser Fall ein, so wird einer dieser ge- lügelten Boten freigelassen, nach dessen Ankunft )er Arzt sofort seine Reise nach dem betreffenden Dorfe anttitt. Durch die Brieftauben können sie Angehörigen des Patienten auch den Arzt »enachrichtigen, worin sich die Verschlimmerung in dem Zustande des Pattenten äußert, so daß Liefer sich vor seiner Abfahrt mit den ihm not wendig scheinenden Mitteln versehen kann. * * * Falsch aufgefastt. Lehrer: „Wenn jemand m Begriff ist, etwas Böses zu thun, und eine innere Stimme sagt ihm, er soll es unterlassen — wie nennt man das, Fritzchen?" — Fritz- chen: „Bauchredner, Herr Lehrer." nur zwei Personen, also die Hauptdiebe emge- drungen sind, während am äußeren, durch feste eiserne Läden gut verschlossenen Schaufenster Wohl mehr Personen thätig gewesen sein mögen. Von den ersteren nun, den Hauptdieben, glauben wir einen erwischt und dingfest gemacht zu haben, obgleich der Kerl bis jetzt noch immer leugnet, wesentlich dabei beteiligt gewesen zu sein. Indes vermute ich, daß er nicht der leitende Kopf, vielmehr nur die mithelfende Hand gewesen ist, und mein Verdacht ist vom ersten Augenblick an auf einen anderen gefallen, dem ich jedenfalls eine größere Verwegenheit und eine derbere Faust bei einem solchen Unter nehmen zutraue. Dieser der wahrscheinliche Hauptschuldige nun, der Bruder jenes, ist bis jetzt nicht zu finden gewesen, und erst, wenn wir ihn haben, wird der bereits Einge sperrte reden da wir ihn glauben machen werden, daß sem Bruder bereits ein volles Ge ständnis abgelegt habe. Daß dieser bis jetzt unauffindbare Bruder aber der Hauptheld der ganzen Geschichte ist, unterliegt bei mir keinem Zweifel, auch ist er schon viermal mit Zucht hausstrafen belegt gewesen und alles in allem ein Kerl, der gewiß auch die fünfte und diesmal längere Einsperrung verdient. Dieser letztere nun ist ein Schneider von herkulischer Kraft und diabolischer Gewandtheit, was man gerade nicht von allen Schneidern be haupten kann. Allein sein bereits dingfest ge machter Bruder, ein ebenso abgefeimter Bursche und von Handwerk ein Schuster, will, wie ge sagt, von der Teilnahme des Schneiders an dem Diebstahl nichts wissen und behauptet ÄAufenthalt desselben seit vier Wochen unbekannt ser, während der Ein bruch doch erst vor vier Tagen, und zwar am fünften August stattgefunden hat ' h°"e^wie Sie sich denken können, so meine eigenen Handlanger und Helfershelfer, ohne die Kriminalpolizeimann gar nicht bestehen und der Welt nützen kann, und ein Mitglied dieses nützlichen Gelichters hat mir heimlich, .^e ßt nur so halb und halb verständlich zugerauitt, daß er glaube, — und das heißt in seinem Munde bei mir so viel wie Witten — also, daß er wisse oder wenigstens glaube der bewußte Schneider habe fich der Nachforschung der Polizei dadurch zu entziehen gesucht daß er sich, ?' wre dumm find die klügsten Spitzbuben doch .unmer. irgend eine vielleicht schon lange an vorschützend, in einem Krankenhaus^ - und darunter verstehe ich allem di h habe zurechtgelegt. Ich nehme in der ^stat am daß der Schneider den Diebstahl "^^m Bruder und einigen anderen Helsershelfem geringerer Sorte ausgeführt und die gestohlene Sachen, von denen wir außer einem klemen Ringe, den der Schuster dummer- und prahlenscherweise an den Finger steckte und der Juwelier unbestreit bar als sein ihm entwendetes Eigentum erkannte, noch nichts entdeckt haben, daß er sie, sage ich, irgendwo versteckt oder bei einem Hehler meder gelegt hat. Sobald er aber dies wichtige Geschäft be sorgt, hat er fich, auf seiner Krankheit fußend, in die Charitee aufnehmen lassen, was ja ein leichtes ist, wenn man an irgend einem an steckenden Uebel leidet, und ein solches wird ein so gewiegter Kerl immer im Vorrat haben. Nun aber hier im Trocknen fitzend, glaubt sich der Schafskopf vor allen weiteren Nachforschungen sicher, hofft vielleicht durch irgend eine Teufelei, zum Beispiel einen meineidigen Zeugen, sein Alibi beweisen zu können, und hat in seinem dummen Spitzbubenleichtsinn dabei nur nicht in Anschlag gebracht, daß man ihm auch hier auf die Spur geraten, ihm hierher folgen und sehr leicht den Tag seiner Aufnahme erfahren kann, wodurch ja jeder Versuch eines Alibibeweises blitzschnell ins Wasser fällt. Es kommt mir vor allem darauf an, zu ergründen, ob der Schneider fich in diesem Hause befindet. In der Alten Charitee ist ör nicht, da bin ich schon gestern nachmittag und heute morgen gewesen uud habe in Begleitung eines Arztes, der jeden Winkel darin kennt, alle Räume abgesucht. Er kann nur hier sein; denn in einem andern Krankenhause hat er sicher keine so rasche Aufnahme gefunden, selbst wenn er ein nur gegen Zahlung ihm zugängliches Privat krankenhaus gewählt haben sollte, was der Kerl aber ganz gewiß nicht gethan hat, da er ein allbekannter Geizbock ist. . So wollte ich mich nun auch hier von einem der Herren Aerzte überall herumführen lassen und namentlich die Station für Haut kranke abpatrouillieren, da er ja weder bei den Irren noch unter den Gefangenen sein kann. Der Herr Stabsarzt ist, wie gesagt, nicht zu Hause, mau hat mich also an den Arzt cku jour gewiesen, und da hat mich mein treuer Glücks stern gerade zu einem alten Bekannten geführt, der schon meine Methode kennt und mit meiner Bedachtsamkcit gleichen Schritt halten wird. So brauche ich Ihnen denn meine Bitte nicht noch besonders auszusprechen, Sie können fie sich leicht denken, und ich frage Sie nur, ob Sie derselben bald und noch vor Ihrer Abendvisite nachkommen wollen und können." „Gewiß will ich das sogleich und recht gem, Herr Polizeirat," sagte ich, „aber wie wollen Sie den Schneider unter so vielen Kranken heraus erkennen ?" „O, dämm lassen Sie fich kein graues Haar wachsen, lieber Doktor, das soll allein meine Sache sein. Ich kenne den Burschen, den ich auf dem Korn habe, ganz genau, er ist mir schon drei oder viermal zwischen die Finger ge raten, und sobald ich ihn erkundet, nur einige paffende Worte an ihn gerichtet, sein Benehmen dabei beobachtet und ihn für das Zuchthaus reif gefunden habe, werde ich ihn bei der Direktion der Charitee für mich reklamieren. Diese wird mir ihn gern überlassen, zumal da ich für seine baldige Heftung schon sorgen werde; denn wir haben in unserm städtischen Gewahrsam für gewisse Fälle auch eine kleine Krankenabteilung. Bei mir aber ist er jeden falls sicherer aufgehoben als hier, da der Fall nicht undenkbar ist, daß er Ihnen bei Nacht und Nebel entwischen könnte, wenn er mich gesehen und mit seiner Spitzbubenschleuhett erraten hat, was wir von ihm denken. Pv" (Fortsetzung folgt.)
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