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Unsere Silber. Schwere Arbeit. Briefschreiben ist keine Kunst — für den, der sie versteht. Einem darin nicht bewanderten Menschenkind dagegen kommt sie hart an und dem hübschen Mädchen auf unseren. Bilde wird das Briefschreiben recht sauer. Weiter als bis über die Anrede ist das Evastöcbterchcn noch nicht gekommen und dabei wird es wohl noch ein Weilchen bleiben. Ja, wenn sich die Worte, die sonst nur so über die Lippen sprudeln, gleich aufs Papier bannen ließen, aber da mutz doch erst ordentlich überlegt werden, was man schreiben will, damit nachher kein Unsinn in, Brief steht, der dem fernen Schatz Gelegenheit giebt, darüber zu ulken. O, das kostet Mühe, und Lachen und Erzählen ist doch etwas anderes als Schreiben. Aber schließlich wird der Brief doch zu stände kommen und den fernen Liebsten erfreuen, dem der Brief doppelt lieb sein wird, weil er sich denken kann, wie viel Mühe er gekostet. Der Nicaragua-Kanal. Bei der Bedeutung, die im heutigen Erwerbsleben die Zeit spielt, läßt sick nicht daran zweifeln, daß die Wasserstraße, die sich menschlicher Voraussicht nach in nicht allzu ferner Zeit durch den felsigen Isthmus Mittelamerikas hindurch winden und dem Seeverkehr zwischen den beiden Ozeanen den langen und gefährlichen Umweg uni das Kap Horn ersparen soll, die wichtigste der Welt sein wird. Das Projekt des Nicaragua-Kanals ist schon alt. Bereits im Jahre 1880 organisierte sich eine Gesell schaft zum Bau des Kanals, die jedoch nicht lange bestand. Mehr Glück hatte eine zweite Gesellschaft, die „Maritime Canal Company of Nicaragua", die 1889 niit Nicaragua und Costa-Rica günstige Verträge abschloß. Das Projekt, das diese Gesellschaft ausgestellt hat, wird die Grundlage für den Kanalbau abgeben. Der Kanal, dessen Lauf unsere Leser in einer Kartenskizze der heutigen Nummer dargestcllt finden, soll von den, erst zu schaffenden Hafen von Grey- town ans im Thal des Deseado im Niveau des Atlantischen Ozeans bleiben und dann durch drei Schleusen zur Wasserscheide empor steigen, die er in einer Länge von 4,69 Kilometer durchbrechen würde. Dann erreicht der Kanal den Fluß San Juan, der durch einen Damm bei Ochoa nusgestaut werden wird, und den er benutzt, uni den Nicaraguasee zu erreichen. Jenseit des Sees zieht sich der Kanal im Thal des Lajos hin, durchschneidet dann die 46,63 Meter über dem Meer sich erhebende Wasserscheide und folgt endlich dem Rio Grande zum Stillen Ozean, den er beim Hafen von Boito erreicht. Der Kanal wird eine Gesanitlänge von 271,76 Kilometer haben; da aber, wie erwähnt, die Flüsse und der Nicaraguasee vorteilhast ausgenützt werden, sind nur 43,10 Kilonieter zu graben. Die Herstellungskosten werden etwa 100 Millionen Dollars be tragen. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß jetzt, nachdem die Ber einigten Staaten Kuba erobert und sich damit einen Stützpunkt im Caraibenmeer geschaffen haben, die bereits begonnenen Vorarbeiten in beschleunigtem Tempo weitergeführt werden. ^8 Nachtisch. 1. Vexierbild. Sein erstes Rendezvous in Kiautschau. — Doch wo steckt „Sie." 2. Aufgabe. Es find zehn Wortpaare zu suchen, bei denen die Endsilbe des ersten zugleich die Anfangssilbe des zweiten Wortes ist, z. B. Galan, Lanze. Die Anfangsbuchstaben der Silben, die je zwei Wörtern angehören, sollen den Namen einer englischen Fabrikstadt ergeben. Die Wörter bedeuten: 1. einen englischen Feldherrn und ein Gefäß, 2. eine alte Stadt in Aegypten nnd eine Insel, 3. einen phönizischen nnd einen ägyptischen König, 4. einen Nebenfluß der Weser und einen phönizischen Gott, 5. einen biblischen Namen nnd ein französisches Departement, 6. eine Insel bei Asien und eine Stadt in Frankreich, 7. ein Fanggerät und eine niederländische Landschaft, 8. eine Person aus einem Lustspiel von Lessing und einen Namen aus der nordischen Mythologie, 9. ein Land in Asien und einen Singvogel, 10. eine Stadt in Thüringen und eine Gesteinsart. 3. Homonym. Der — birgt mächtige, tiefe Gedanken; Die — hält Räuber und Strolche in Schranken. Lösung der Aufgaben in voriger Nummer. i. Liegt quer im Bilde, sei» Znlindcrhut im Palmstamm. L. Trost, Forst. S. Traulenau, Musketier, SertoriuS, Gadebusch. -S8 Lustiges. Im Berner Oberland. Erster Tourist: „Ah, in der That, nirgends anders als hier kann Schiller seine „Glocke" geschrieben haben." Zweiter Tourist: „Wa rum nirgends anders?" Erster Tourist: „Weil man nur hier die volle Bedeutung der Worte begreift: „Mit züchtigen, verschämten Wangen sieht er die Jungfrau vor sichsteh n!" Schlagfertig. Frau: „Du willst ein Dichter sein und bist so unzart, Deiner Frau einen Hut zu verweigern!" Mann: „Du, Scheffel war auch ein nicht ganz unbedeutender Dichter, und der sagt schon: „Behüt Dich Gott!" Frech. S ch u h m a ch e r m e i st e r: „Hören Sie, Herr Bummel, jedes mal, wenn ich Sie um den Be trag, für die Ihnen vor Jahr und Tag gelieferten Stiefel mahne, haben Sie kein Geld!" Bummel: „Ganz erklärlich, Meister, Sie haben eben von Haus aus Pech." Im gewohnte» Geleise. Eisenbahuschaffner(des Morgens beim Aufstehen zu den Seinigen): „Alles auS- st e i g e n!" Immer höflich. Frau Bürgermeisterin (der vom Stadtmusikchor zu ihrem Geburtstag ein Ständchen gebracht wird, nach Beendigung des ersten Liedes): „Wie hübsch von euch, ihr lieben Leute. Was war das für ein Lied, was ihr da aufspieltet?" Musikdirektor: „Unterthänigster Diener, gnädige Frau; es war das berühmte Lied: Wie schön, wie schön, wie schön sind Sie." Die Gefahren der Gleischerwelt. Erster Student: „Bonden Gefahren der Gletscherwelt macht Ihr Ench alle keine Vorstellung. Klimme ich da eines Tages mit Lebensgefahren einen Berggipfel hinan, und am Ziel, wo eben nur für eines Menschen'Fuß Raum ist, steht — ratet einmal!" Zweiter Student: „Ein Räuber." Erster Student: „O, viel schlimmer " Dritter Student: „Ein Wolf." Erster Student: „Noch schlimmer — Vierter Student: „Ein Berggeist." Erster Student: „Noch bedeutend schlimmerer — mein Schneider!!" Nach der Sommcrreise. Besucher: „Aber, Herr Kiesling, wo haben Sie sich denn diesen zcrschnndenen Arm geholt?" Patient: „Ach fragen Sie gar nicht! Bei diesem verdammten Kraxeln in den Bergen bin ich abgestürzt. Mein Arzt hatte mirs nämlich verordnet." Besucher: „Was? das Abstürzen?" Hochzeitsgcschcnke. Junger Ehemann (die Hochzeitsgeschenke musternd): „Da ist man nun ganz n ü ch tern und sieht doch alles — doppelt!" Berlag: Rene Berliner BerlagS-Anstali, Ang. KrebS, Charlottenburg bei Berlin, Berlinerstr. L0. Vcrantw. Redaktion: Ang. Krebs, Charlottenburg bei Berlin, Berliuerstr. 4o. Truck von Ang. Krebs Charlottenburg bei Berlin, Berlinerstr. .40.