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Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat m Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition die Herren F: A. Schöne Nr. 61 hier und Oehme in Frankenthal entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Uebereinkunft. Schristleilung, Druck unö Verlsg von N. Zlhurig, Dreinig. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag */,11 Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags 9 Uhr angenommen. Rr. 32. Sonnabend den 22. April 1899. 9. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches — Zu unserer Mitteilung in voriger Nummer sei noch hinzugefügt, daß auf der Linie Arnsdorf-Kamenz vom 1. Mai ab nun mehr alle Züge die 4. Wagenklasfe führen. Hauswalde, den 20. April. Wie schon einmal angedeutet worden, erwarten uns in unsrer Gemeinde zwei schöne Feste in nächster Zeit: am Himmelfahrtstage die Jahresversammlung des Gustav-Adolf-Zweig- vereins im „Deutschen Hause" zu Bretnig und nach Pfingsten das Jahresfest für Innere Mission, das unser Parochialverband in Haus walde feiern will. Für den Himmelfahrtstag ist der Verein „Thalia" uns schon in der freundlichsten unv dankesivertesten Weise ent gegengekommen. Wir hoffen aber auch auf weitere freundliche Beteiligung der Vereine und Gemeindeglieder. Gilts doch einem die Ehre mit anzuthun, der uns schon manchen freundlichen Dienst erwiesen hat und an diesem Tage uns wieder mit seiner köstlichen Rede gabe erfreuen will, unseren Herrn Geheimen Kirchenrat Keller. — Noch ein besonderes Stück der Vorarbeit haben wir für das Fest zu thun, bei dem wir allerdings gern alle Hände haben möchten. Die jährliche Haus sammlung für die Gustav-Adolfstiftung hat noch nicht stattgefunden. Wir sind einige Male jetzt gekommen und kommen ein drittes Mal. Aber wir kommen nicht gleich wieder; — der Sommer bleibt still zur Ernte, in der Gott die Hand des einzelnen wieder füllen will. So wagen wir in der nächsten Woche unsere Knaben in Hauswalde und Bretnig wieder herumzuschicken. Möchte der Gedanke an das bevorstehende Fest dazu mahnen unter uns: „Nicht vor allem feiern, sondern ar beiten laßt uns für die Gustav Adolfsache; laßt uns Gutes thun — an des Glaubens Brüdern." — Zwei einfache und gute Mittel gegen die Maul- und Klauenseuche werden jetzt empfohlen: Man wasche das Maul des kranken Tieres mit verdünntem Essig aus rind reibe Rücken und Beine mit Salz ab. Die Krankheit ist alsdann beseitigt. Das Mittel hat sich schon vielfach bewährt. Das zweite Mittel ist nicht blos ein Heil-, sondern auch ein zuverlässiges Vorbeugungsmittel. Es besteht in einer Abkochung von Haidekraut (Lnoa vulssari8), wovon die erkrankten Tiere eine Tränke erhalten und zwar wird auf den Kopf eine Hand voll Kraut in 10 Liter Wasser abgekocht. Als Vorbeugungsmittel gegeben, soll es jedes Tier vor Ansteckung bewahren, selbst bei künstlicher Infektion- Das Mittel ist so einfach und billig, daß es jeder Landwirt versuchen sollte. — Vor der Strafkammer des Kgl. Land gerichts zu Bautzen wurde am 14. April gegen Herrn Rittergutsbesitzer Weiß in Krakau bei Königsbrück wegen fahrlässiger Körper verletzung verhandelt. Derselbe hat 2 Söhne im Alter von 10—12 Jahren, welche er mit auf die Jagd nimmt, der eine dieser Söhne ist sogar selbst mit einer Flinte ausgerüstet. Im Herbst vorigen Jahres war Weiß wieder mit seinen Söhnen auf der Jagd gewesen und der mit der Flinte ausgerüstete Knabe stellte sein Gewehr bei der Rückkehr im Wohn hause seines Vaters in eine Ecke unmittelbar neben der Thür. Am Abend desselben Tages kamen zwei Knaben in das Haus des Ange klagten, um Lohn für ihre Angehörigen, welche auf dem Rittergute gearbeitet hatten, zu holen. Sie sayen das Gewehr stehen und sprelten nach Kinderart daran herum. Der eine Lauf des Gewehres war indeß geladen, es krachte ein Schuß und der Knabe brach lebensgefähr lich verletzt zusammen. Die Schrotladung hatte ihn jämmerlich zugerichtet und die da durch verursachte Verwundung des Rückens brachte ihn an den Rand des Grabes. Zwar ist wider alles Erwarten der Tod nicht ein getreten, doch wird der bedauernswerte 12 jähr. Knabe ein Krüppel wohl bleiben. Gekrümmt und elend geht er einher, Der Angeklagte verteidigte sich nun damit, daß das Gewehr seines Sohnes entladen gewesen und daß die beiden Knaben, welche das Lohn holten, eine Patrone besessen, die Flinte geladen uno so das Unglück herbeigeführt hätten. Das Urteil lautete auf 100 Mark Geldstrafe. — Eine ledige Fabrikarbeiterin wurde auf der Straße zwischen Rodewitz und Kirschau (Oberlaufitz) von der Niederkunft überrascht. — Eine „Schreckensthat" wird aus Plauen bei Dresden gemeldet. Ein allein stehender Herr hatte ein Faß Rotwein geschenkt bekommen, das er, da er von Podagra geplagt aus dem Sopha festgebannt war, von einem Küfer abziehen ließ. Es ward Abend, aber der Weinabzieher kam nicht aus dem Keller, die Haushälterin rief — keine Antwort. Endlich sah der alte Herr selbst nach und fand zu seinem furchtbaren Schrecken den Mann ausgestreckt auf dem Rücken liegen, um ihn eine mächtige Blutlache. Sofort wurde die Ueberführung des Unglücklichen veranlaßt, und die eingeleitete Untersuchung klärte den mysteriösen Vorgang auf. Der Weinabzieher ist wieder zum Leben erwacht, nachdem die ärztliche Untersuchung einen Mordsrausch konstatierte und Gegenmittel angewendet wurden. Die Blutlache war das edle Rebenblut, das vollständig aus dem Fasse ausgelaufen war. Dresden, 20. April. Die feierliche Er öffnung der Deutschen Kunstausstellung erfolgte heute Mittag 1 Uhr im städtischen Ausstcllungs- palast an der Stübelallee in Gegenwart der gejammten königl. Familie, der Staatsminister, der Mitglieder des diplomatischen Korps und zahlreicher hervorragender hiesiger und aus wärtiger Künstler sowie vieler Ehrengäste. — Am Dienstag in aller Frühe ist auf dem Schlesischen Bahnhos in Dresden-Neustadt der Stationsaspirant B., welcher im Tele graphenbureau auf dem Bahnhofe in Dresden- Altstadt angestellt war, von einem Personen zuge überfahren und getötet worden. Nach den begleitenden Umständen zu urteilen, dürfte ein Selbstmord nicht ausgeschlossen erscheinen. — In der Frauenkirche zu Dresden empfing am Sonntag eine junge Israelitin die Taufe und nahm dann am heiligen Abend mahl teil. — In Hainewalde bei Zittau kam der Schulknabe Kindermann beim Ueberspringen eines Grabens, nachdem er sich kurz vorher eine Rute abgeschnitten hatte und das offene Messer noch in der Hand trug, so unglücklich zu Falle, daß ihm das Messer tief in die Brust fuhr. Glücklicher Weise blieb bei dem Stich das Herz unverletzt, so daß direkte Lebensgefahr für den Knaben nicht besteht. — Eine kaum glaubliche, aber thatsächlich vorgekommene Begebenheit wird aus einem Dorfe bei Meißen berichtet. Ein Brautpaar kam mit den Zeugen auf das Standesamt, wo nur ein Schreiber anwesend war, der dem Brautpaar bedeutete, einen Augenblick zu warten. Eine halbe Stunde verstrich, der Standesbeamte ließ sich nicht sehen; es wurde eine dreiviertel, sogar eine ganze Stunde dar aus. In der Kirche warten der Pfarrer, die Chorknaben, die Lauter auf den Brautzug. Da ermannt sich endlich der Bräutigam und fragt den Schreiber über den Verbleib. Zur größten Ueberraschung berichtet nunmehr der selbe, daß der Standesbeamte verreist fei und wohl erst in drei Tagen zurückkehren werde. Auf die Anwesenden wirkte die Offenbarung wie ein Donnerschlag, uno es wäre nun zu einer deutlichen Auseinandersetzung gekommen, wenn nicht Jemand den glücklichen Gedanken gehabt hätte, den Stellvertreter des Standes beamten herbeizuholen. Dieser war jedoch auf dem Felde beschäftigt, und so verrann noch eine weitere halbe Stunde, bis endlich die Trauung vollzogen werden konnte. — In nicht geringen Schrecken wurden am Freitag Abend die Bewohner zweier auf der Naundorfer Straße in Großenhain gele genen Grundstücke versetzt. Die beide Grund stücke im Hofe trennende, gegen 5 Meter hohe Mauer stürzte auf eine Länge von gegen 10 Meter unter gewaltigem Krachen ein. Personen wurden glücklicher Weise dabei nicht verletzt. — Im Mühlgraben zu Mergendorf bei Riesa wurde der Leichnam der 35jährigen Ehefrau des Hafenarbeiters Cieslock auf gefunden. Man machte hierbei die Entdeckung, daß die Frau durch einen Schrotschuß im Ge sicht verletzt worden ist, weshalb die Vermu tung besteht, daß die Aufgefundene erschossen und dann in den Mühlgraben geworfen worden ist. Einige Personen wollen in der Sonntag- Nacht einen Schuß gehört haben. Der Ehe mann wurde in Haft genommen. — Einen Kartoffel-Diebstahl im Großen mittels Pferd und Wagen Haden in der Nacht vom 14. zum 15. April einige Gauner bei dem Dorfe Kühren bei Wurzen ausgeführt. Mitten in der Nacht haben sie den Feimen eines dortigen Gutsbesitzers geöffnet, den Wagen voll Kartoffeln geladen, einen 2^ Zentner schweren Eisenträge- dazu gefügt und mit dieser Beute das Weite gesucht. Die Diebe wurden entdeckt und dingfest gemacht. — Nahezu ein halbes Jahrhundert ein und demselben Meister gedient zu haben, darf sich der Schuhmachergehilfe Pflugbeil in Berthelsdorf bei Freiberg rühmen. Der jetzt 62 Jahre alte, noch sehr rüstige Mann trat im Jahre 1854 bei Herrn Schuhmachermstr. T. F. Mäcke daselbst als Lehrling ein und verblieb bei diesem nach vollendeter Lehrzeit bis zur Gegenwart als Geselle. — Als eine Merkwürdigkeit ist in Hellen dorf beim Schmiedemeister Herrn Leutert ein Zickel zu betrachten, das schon 14 Tage alt ist und dennoch sich in nacktem Zustande be findet, wie es auf die Welt gekommen ist. In dem Stalle des Herrn Leutert sind der artige sonderbare Geschöpfe schon mehrfach vorgekommen. — In der Nacht zum Sonntag schoß in Mittweida ein Schüler des dortigen Technikums auf einen Schutzmann und richtete dann die Waffe gegen sich selbst. Durch einen Schuß brachte er sich schwere Verletzungen am Kopfe bei. — Im Orte Ruppertsgrün im Logtl. fragte am ersten Tage des Unterrichts ein am vorhergehenden Tage aufgenommener Schüler den Kirchschullehrer in ängstlichem Tone: „Gelle mir krieng kaane Prügel?" Dem Kinde war gewiß der Lehrer als Zucht meister hingestellt worden. Wie verkehrt! — Der Dichter und Komponist der be kannten Volkslieder „Still ruht der See", „Mein Himmel auf der Erde", „Tin Sohn des Volkes will ich sein und bleiben", Heinrich Pfeil, ist am Montag früh in Leipzig-Gohlis gestorben. Er wurde am 18. Dezember 1835 in Leipzig geboren. Die gesamte deutsche Sängerwelt wird ihm ein dankbares Andenken bewahren, denn es giebt wohl keinen Gesang verein, der nicht Pfeil'sche Lieder zum Vortrag gebracht hätte. — Beim Spielen mit andern Kindern geriet in Johanngeorgenstadt ein sechsjähriger Knabe in eine Abortgrube und ertrank. — Schont die Augen der Kinder! Da das nunmehr zu erwartende Fi ühlingswetter bald wieder zum Ausfahren der kleinen Kinder lockt, so möchten wir an die Mütter und Kinderwärterinnen die Mahnung richten: Schont die Augen der Kinder! Im Kinder wagen soll man niemals ein Kind auf den Rücken legen, auch selbst dann nicht, wenn kein Sonnenschein ist, weil auch das durcy die Wolken dringende Licht etwas blendet. Die Rückenlage ist überhaupt keine gesunde und sollte auch bei den Kindern nicht ange wendet werden. Außerdem vermeide man, weiße Bettchen in den Kinderwagen zu legen oder über denselben rote oder weiße Decken anzubringen. Der Hals der Kleinen darf niemals mit dicken Tüchern verbunden werden, weil dadurch die Kinder leicht zum Schwitzen gebracht werden und sie sich dann umsomehr erkälten können. Kirchennachrichten von Hauswalde. Dom. Jubilate: Heiliges Abendmahl. Beichte 8 Uhr Vorm. Nachm. 2 Uhr: Katechismusunterredung mrt der konf. weibl. Jugend von Hauswalde und Bretnig in der Konfirmandenstube der Pfarre. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. An Geburten wurden eingetragen: Kurt Max, S. des Fabrikarb. Wilh. August Jakob Nr. 74. — Olga Hertha, T. des Geschäftsgeh. Felix Rob. Emil Rasch Nr. 56 b. — Karl Mar, S. des Schuhmachers Karl Friedrich Otto Stache Nr. 323. — Gertrud Jcmzard, T. des Zigarrenarb. Max Friedrich Hennig Nr. 62 o. — Helene Gertrud, T. des Post schaffners Ernst Hermann Bitterlich, Nr. 77e. — Außerdem ein unehel. Mädchen. Die Anordnung des Aufgebots haben bean tragt: Hermann Martin Schreier, Tischler in Dresden, mit Minna Elisabeth Meißner Nr. 243. Als gestorben wurden eingetragen: Linda Elsa, T. des Maurers Arthur Edwin Senf Nr. 57 ck, 1 M. 25 T. alt. — Emilie Selma geb. Zschaler, Ehefrau des Bandwebers Robert Adolf Nitzsche Nr. 109, 43 I. 7 M. 1 T. alt. — Amalie Auguste Schurig, ledige Garntreiberin Nr. 171 ck, 64 I. 4 M. 25 T. alt.